Krankenkommunion in luth. Gemeinden

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Dschungelboy

Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von Dschungelboy »

Grüß Gott zusammen!

Nach längerem Mitlesen in diesem Forum ist dies mein erster eigener Beitrag. Sollte ich den Vorstellungsfaden o.ä. übersehen haben, wäre ich über einen kleinen Hinweis dankbar :pfeif:

Nun zu meinem Anliegen:

Ich würde in meiner Gemeinde die Krankenkommunion (also kein explizites Krankenabendmahl/Hausabendmahl durch einen Ordinierten) etablieren.

Aus theologischer Sicht dürfte ja nichts dagegen sprechen, aber es wird wohl das Standardargument kommen: "Das haben wir ja noch nie gemacht!" :regel:

Deshalb meine Frage: Kennt jemand lutherische (gar landeskirchliche) Gemeinden, die Krankenkommunion praktizieren?

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tanatos
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Re: Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von tanatos »

Hallo, willkommen im Kreuzgang!

Ich kenne einige, eher hochkirchlich ausgerichtete lutherische Gemeinden, die Krankenkommunion praktizieren. Allerdings wird in in diesen Gemeinden (meines Wissens) das hochheilige Sakrament auch von den Geistlichen zu den Kommunikanten gebracht. Ähnlich praktiziere ich es auch i.d.R..

Von einer Mitnahme von konsekrierter Hostien durch Nichtordinierte habe ich nur äußerst selten gehört, konkret kenne ich diese Praxis nur aus Amerika (Gemeinden der ELCA, aber ähnlich wird es sicher auch in der LCMS, der WELS und der NALC praktiziert). Hier ist es ja in der Regel üblich, daß alle "Homebound", die ja nicht zum Sonntagsgottesdienst komen können, einmal monatlich vom Pastor besucht werden, um von ihm das Sakrament zu empfangen. Ich weiß von Gemeinden, in denen aus welchen Gründen auch immer kein Pastor die entsprechenden Besuche machen kann, und in denen dann Laien dies übernehmen und konsekrierte Hostien aus dem Sonntagsgottesdienst mitnehmen.

Während die Krankenkommunion sub una sic noch praktizieren läßt, ist eine Mitnahme des Leibes und Blutes unseres Herrn unter Gestalt des Weines schon schwieriger, Wie hast Du Dir denn die Mitnahme des Weines vorgestellt?

Schwierig an der Mitnahme der Hostien durch Nichtordinierte ist, daß der Geistliche ja eigentlich das Recht (und die Pflicht) hat, zu entscheiden, wer zum Tisch des Herrn zugelassen wird und wer nicht. (Mir ist klar, daß dies in landeskirchlichen Gemeinden mehr eine theoretische Überlegung ist). Hast Du vor, mit dem Ostpfarrer zuvor zu besprechen, wen Du besuchst und wem Du die Abendmahlsgaben mitnimmst?

Wenn Du argumentierst, würde ich die Argumentationskette einmal umkehren und Deine Gesprächspartner fragen, was sie dagegen hätten, wenn die Kranken, denen es nicht möglich ist, zum Gottesdienst zu kommen, das Sakrament gereicht bekommen und sie außerdem daran erinnern, daß es eine Frage der Nächstenliebe ist, diese Menschen nicht vom Tisch des Herrn auszuschließen.

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lutherbeck
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Re: Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von lutherbeck »

Aber all dies gibt es doch längst?!

In mehreren mit bekannten Gemeinden wird dies zumindest mehrfach im Jahr öffentlich angeboten.

Auch ein rasches "googeln" bringt Treffer, wie etwa:

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=k ... 5338,d.Yms

:)
"Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn".

Dschungelboy

Re: Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von Dschungelboy »

tanatos hat geschrieben:Während die Krankenkommunion sub una sic noch praktizieren läßt, ist eine Mitnahme des Leibes und Blutes unseres Herrn unter Gestalt des Weines schon schwieriger, Wie hast Du Dir denn die Mitnahme des Weines vorgestellt?
Meine Gedanken gehen bisher nur in Richtung Kommunion des Leibes.. Ein Abfüllen von Christi Blut in irgendein Transportgefäß, gar noch unter zuhilfenahme eines Trichters, fände ich irgendwie befremdlich...
Schwierig an der Mitnahme der Hostien durch Nichtordinierte ist, daß der Geistliche ja eigentlich das Recht (und die Pflicht) hat, zu entscheiden, wer zum Tisch des Herrn zugelassen wird und wer nicht. (Mir ist klar, daß dies in landeskirchlichen Gemeinden mehr eine theoretische Überlegung ist). Hast Du vor, mit dem Ostpfarrer zuvor zu besprechen, wen Du besuchst und wem Du die Abendmahlsgaben mitnimmst?
Vielleicht hätte ich es in meinem ersten Post etwas genauer ausführen sollen: Was ich natürlich nicht will, ist, dass sich jeder für "seinen" Kranken zu Hause eine Hostie in der Hosentasche mitnimmt :panisch:

Ich stelle mir das eher so vor, dass sich die Kranken in der Woche vor der Gottesdienst beim Pfarrer anmelden (der dann auch die Zulassungsfrage klärt) und diese dann von Kommunionhelfern im direktem Anschluss an den Gottesdienst besucht werden.

Dschungelboy

Re: Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von Dschungelboy »

lutherbeck hat geschrieben:Aber all dies gibt es doch längst?!

In mehreren mit bekannten Gemeinden wird dies zumindest mehrfach im Jahr öffentlich angeboten.
Das ist gut, wenn es das schon gibt - bei uns und in der näheren Umgebung allerdings nicht.

Deshalb suche ich ja, wie man heute so sagt, Best-Practice-Bespiele ;)
Auch ein rasches "googeln" bringt Treffer, wie etwa:

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=k ... 5338,d.Yms

:)
Ja, das habe ich natürlich auch gefunden, aber
Verlag H. Feesche, 1889
klingt nicht so, als ob das Ding noch in Gebrauch ist :hmm:
Und auf die aktuelle Agende für den Dienst an Kranken hab ich nicht griffbereit, werde das aber diese Woche mal überprüfen, ob das noch so vorgesehen ist.

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tanatos
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Re: Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von tanatos »

Dschungelboy hat geschrieben: Ich stelle mir das eher so vor, dass sich die Kranken in der Woche vor der Gottesdienst beim Pfarrer anmelden (der dann auch die Zulassungsfrage klärt) und diese dann von Kommunionhelfern im direktem Anschluss an den Gottesdienst besucht werden.
Vom Theologischen her gedacht ist das m.E. völlig in Ordnung.
Das Problem, was ich hier sehe, ist eher praktischer Natur:
Wie Du zu Recht feststellst, ist eine derartige Vogehensweise, ja das Austeilen der konsekrierten Gaben, zumindest in unseren Breiten alles andere als üblich.
Als ich die Krankenkommunion (wieder) eingeführt habe, ist dies mit einem bewußten Anbieten von mir als Pfarrer einhergegangen.
ICH als Hirte der Gemeinde habe das Ganze offensiv angeboten. Und wenn der Pfarrer voll dahintersteht, ist das aus der Sicht der Leute wohl schon in Ordnung.
Anders sähe es meiner Ansicht aber aus, wenn das Ganze nicht auf das Bestreben des Pfarrers zurückgehen würde, sondern auf das Engagement eines Gemeindegliedes (Und den Pfarrer muißt Du ja anscheinend noch gewinnen). Ich hätte da deutliche Zweifel, das so etwas dann von der Gemeinde angenommen worden würde.
Und daß die Gemeindeglieder von sich aus im Pfarramt anrufen, um das Sakrament zu empfangen, kommt zwar vor (was mich ein jedes Mal auch erfreut), ist aber (allen meinen Bemühungen zum Trotz) doch nur eine Ausnahme.
Um zu rechtfertigen, daß diese wenigen Male nicht der Pfarrer es ist, der die Hausbesuche macht, sondern Kommunionhelfer, bräuchtest Du (rein vom Praktischen her gedacht) schon eine größere Anzahl von regelmäßigen Interessenten.
Wie also willst Du die Gemeinde dafür gewinnen, regelmäßig im Pfarramt anzurufen?

Dschungelboy

Re: Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von Dschungelboy »

tanatos hat geschrieben: ICH als Hirte der Gemeinde habe das Ganze offensiv angeboten. Und wenn der Pfarrer voll dahintersteht, ist das aus der Sicht der Leute wohl schon in Ordnung.
Anders sähe es meiner Ansicht aber aus, wenn das Ganze nicht auf das Bestreben des Pfarrers zurückgehen würde, sondern auf das Engagement eines Gemeindegliedes (Und den Pfarrer muißt Du ja anscheinend noch gewinnen). Ich hätte da deutliche Zweifel, das so etwas dann von der Gemeinde angenommen worden würde.
Und daß die Gemeindeglieder von sich aus im Pfarramt anrufen, um das Sakrament zu empfangen, kommt zwar vor (was mich ein jedes Mal auch erfreut), ist aber (allen meinen Bemühungen zum Trotz) doch nur eine Ausnahme.
Um zu rechtfertigen, daß diese wenigen Male nicht der Pfarrer es ist, der die Hausbesuche macht, sondern Kommunionhelfer, bräuchtest Du (rein vom Praktischen her gedacht) schon eine größere Anzahl von regelmäßigen Interessenten.
Wie also willst Du die Gemeinde dafür gewinnen, regelmäßig im Pfarramt anzurufen?
Den Pfarrer - bzw. die Pfarrerin zu überzeugen, dürfte weniger das Problem sein, als den Kirchenvorstand :pfeif:

Ob das ganze angenommen würde, müsste man eben ausprobieren. Das Angebot, den Pfarrer für ein Hausabendmahl "zu bestellen" existiert ja heute schon, wird aber eher mäßig nachgefragt. Die Hemmschwelle ist hier meines Erachtens einfach zu hoch und gerade alte Menschen wollen nicht, dass "wegen ihnen" so ein Aufwand betrieben wird. :/

Ich sehe mein Vorhaben daher eher als "niederschwelliges Angebot" /Soziologensprechmodus off :daumen-rauf:

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tanatos
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Re: Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von tanatos »

Dschungelboy hat geschrieben:
tanatos hat geschrieben: ICH als Hirte der Gemeinde habe das Ganze offensiv angeboten. Und wenn der Pfarrer voll dahintersteht, ist das aus der Sicht der Leute wohl schon in Ordnung.
Anders sähe es meiner Ansicht aber aus, wenn das Ganze nicht auf das Bestreben des Pfarrers zurückgehen würde, sondern auf das Engagement eines Gemeindegliedes (Und den Pfarrer muißt Du ja anscheinend noch gewinnen). Ich hätte da deutliche Zweifel, das so etwas dann von der Gemeinde angenommen worden würde.
Und daß die Gemeindeglieder von sich aus im Pfarramt anrufen, um das Sakrament zu empfangen, kommt zwar vor (was mich ein jedes Mal auch erfreut), ist aber (allen meinen Bemühungen zum Trotz) doch nur eine Ausnahme.
Um zu rechtfertigen, daß diese wenigen Male nicht der Pfarrer es ist, der die Hausbesuche macht, sondern Kommunionhelfer, bräuchtest Du (rein vom Praktischen her gedacht) schon eine größere Anzahl von regelmäßigen Interessenten.
Wie also willst Du die Gemeinde dafür gewinnen, regelmäßig im Pfarramt anzurufen?
Den Pfarrer - bzw. die Pfarrerin zu überzeugen, dürfte weniger das Problem sein, als den Kirchenvorstand :pfeif:

Ob das ganze angenommen würde, müsste man eben ausprobieren. Das Angebot, den Pfarrer für ein Hausabendmahl "zu bestellen" existiert ja heute schon, wird aber eher mäßig nachgefragt. Die Hemmschwelle ist hier meines Erachtens einfach zu hoch und gerade alte Menschen wollen nicht, dass "wegen ihnen" so ein Aufwand betrieben wird. :/

Ich sehe mein Vorhaben daher eher als "niederschwelliges Angebot" /Soziologensprechmodus off :daumen-rauf:
Was ich hieran nicht verstehe:
Was hat hier der Kirchenvorstand zu entscheiden?
Es ist allein Aufgabe des Pfarrers, die Heiligen Sakrament zu verwalten, nicht des KV. Wenn der Pfarrer jemandem konsekrierte Gaben mitgibt, so ist das allein seine Entscheidung. Er allein hat das Recht zu entscheiden, wer das Sakrament erhält und wer nicht.
Daß es aus taktischen Gründen (schon allein um keinen Streit in der Gemeinde heraufzubeschwören) klug wäre, dem KV die Entscheidungsgründe mitzuteilen, ist eine andere Sache. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß es allein dem ordinierten Amtsträger zusteht, hier eine Entscheidung zu treffen.

Dschungelboy

Re: Krankenkommunion in luth. Gemeinden

Beitrag von Dschungelboy »

tanatos hat geschrieben:Was hat hier der Kirchenvorstand zu entscheiden?
Es ist allein Aufgabe des Pfarrers, die Heiligen Sakrament zu verwalten, nicht des KV.
Das ist natürlich richtig. Und klar könnte, darf oder besser sogar muss das der Pfarrer alleine entscheiden. Aber wir sind doch alle konsensorientiert, weshalb der KV da schon mit eingebunden werden soll. :drueck:

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