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Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Montag 23. Juli 2012, 22:00
von pneumatikos
Kennt jemand das "Evangelische Gethsemanekloster Goslar"?

Ist jemand schon mal dort gewesen?

Die Infos dazu auf der HP im web sind recht rar gesät-im Gegensatz zu anderen HPs anderer Klöster.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Montag 23. Juli 2012, 22:06
von Dieter
pneumatikos hat geschrieben:Kennt jemand das "Evangelische Gethsemanekloster Goslar"?

Ist jemand schon mal dort gewesen?

Die Infos dazu auf der HP im web sind recht rar gesät-im Gegensatz zu anderen HPs anderer Klöster.


Ich selbst war noch nicht da, kenne aber Leute, die dort einige Tage verbracht haben.

Alle waren begeistert!

Die evangelischen Mönche orientieren sich offensichtlich an der Spiritualität der frühen Wüstenmönche.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Montag 23. Juli 2012, 22:09
von Heinrich II
Ich kenne das Kloster zwar nicht, aber ich kann die Stadt Goslar - vor allem zur Weihnachtsmarktzeit - sehr als Reiseziel empfehlen.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 24. Juli 2012, 10:58
von Radulf Thoringi
pneumatikos hat geschrieben:Kennt jemand das "Evangelische Gethsemanekloster Goslar"?
Ist jemand schon mal dort gewesen?
Ja
pneumatikos hat geschrieben:Die Infos dazu auf der HP im web sind recht rar gesät-im Gegensatz zu anderen HPs anderer Klöster.
Die Gemeinschaft ist sehr nach innen ausgerichtet. Die Brüder neigen zu lebenslangen Fasten und haben strenge Schweigeregeln. Teilnahme am Stundengebet ist nicht an allen Tagen und nur bei Laudes, Sext, Vesper und ausnahmsweise Complet möglich. Teilweise auch Konventsmesse.
Für den, der das mag, ist ein Besuch ein Traum. Andere sind schnell weg. Auch gut zum Beichten.
Da ich kaum glaube, daß die Brüder an großen Veröffentlichungen interessiert sind, möchte ich keine Details schreiben.
Summe summarum: Ein echter spiritueller Freiraum in der ev.-luth. Kirche (und davon gibt es leider nicht viele).

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 24. Juli 2012, 17:00
von Senensis
Mal eine grundsätzliche Frage: Wie wird das geweihte Leben von diesen Mönchen theologisch begründet? Luther hat das doch an sich verworfen, oder täusche ich mich?

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 24. Juli 2012, 17:42
von Marcus
Was Luther so im Laufe seines Lebens geäußert hat, ist auch für den typischen Protestanten nur relevant, wenn er seine eigene Meinung auf Luther stützen kann.

Ich glaube allerdings nicht, dass die Mönche „typische Protestanten“ sind. Auch denke ist, dass ev.-luth. Klöster durchaus mit CA Art. XXVII vereinbar sind, wenn man den Artikel im historischen Kontext liest. Entscheidend ist, dass der Anschluss an die klösterliche Gemeinschaft freiwillig erfolgt, das Klostergelübde nicht auf eine Stufe mit der Taufe oder auf eine höhere Stufe gestellt wird und man „im Stand“ eines Mönches keinen gleichwertigen, gar höherwertigen Stand als etwa den Ehestand sieht. Auch muss es nach CA Art. XXVII zumindest möglich sein, sich vom Kloster wieder lösen zu können, etwa um eine Ehe eingehen zu können.
CA Art. XXVII hat geschrieben:27. Von Klostergelübden

Von Klostergelübden zu reden ist notwendig;, erstens, um zu bedenken, wie es bisher damit gehalten [wurde], welches Wesen (welche Zustände) in Klöstern gewesen und daß sehr viel darin täglich nicht allein wider Gottes Wort, sondern auch päpstlichen Rechten zuwider gehandelt ist. Denn zu St. Augustins Zeiten sind Klosterstände frei gewesen; später, da die rechte Zucht und Lehre zerrüttet [war], hat man Klostergelübde erdacht und damit eben als mit einem erdachten Gefängnis die Zucht wiederum aufrichten wollen.

Überdies hat man neben den Klostergelübden viele andere Stücke mehr aufgebracht und mit solchen Banden und Beschwerden ihrer viele, auch vor gebührenden Jahren, beladen.

So sind auch viele Personen aus Unwissenheit zu solchem Klosterleben gekommen, welche, wiewohl sie sonst nicht zu jung gewesen [sind], doch ihr Vermögen (ihre Fähigkeiten) nicht genug ermessen noch verstanden haben. Dieselben alle, also verstrickt und verwickelt, sind gezwungen und gedrungen gewesen, in solchen Banden zu bleiben, ungeachtet dessen, daß auch das päpstliche Recht ihrer viele freigibt. Und das ist in Jungfrauenklöstern noch beschwerlicher gewesen als in Mönchsklöstern, während sich doch geziemt hätte, die Weibsbilder als die Schwachen zu verschonen. Dieselbe Strenge und Härte hat auch vielen frommen Leuten in Vorzeiten mißfallen; denn sie haben wohl gesehen, daß beide, Knaben und Mädchen, um Erhaltung des Leibes willen (zur Versorgung) in die Klöster gesteckt worden sind. Sie haben auch wohl gesehen, wie übel dasselbe Vornehmen geraten ist, was für Ärgernis, was für Beschwerung der Gewissen es gebracht [hat], und viele Leute haben geklagt, daß man in solcher gefährlichen Sache die Canones so gar nicht geachtet [hat]. Zudem so hat man eine solche Meinung von den Klostergelübden, die unverborgen (offensichtlich) auch vielen Mönchen übel gefallen hat, die ein wenig Verstand gehabt haben.

Denn sie gaben vor, daß Klostergelübde der Taufe gleich wären und daß man mit dem Klosterleben Vergebung der Sünden und Rechtfertigung vor Gott verdiene. Ja, sie setzten noch mehr dazu, daß man mit dem Klosterleben nicht allein Gerechtigkeit und Frömmigkeit verdiente, sondern auch, daß man damit die Gebote und Räte, im Evangelium verfaßt, hielte, und also wurden die Klostergelübde höher gepriesen als die Taufe; ferner, daß man mit dem Klosterleben mehr verdiente als mit allen anderen Ständen, die von Gott sind, wie Pfarrer. und Predigerstand, Obrigkeit-, Fürsten-, Herrenstand und dergleichen, die alle nach Gottes Gebot, Wort und Befehl ihrem Beruf ohne erdichtete Geistlichkeit dienen; wie denn keins dieser Stücke verneint werden kann, denn man findet‘s in ihren eigenen Büchern. Überdies, wer also gefangen und ins Kloster gekommen [war], lernte wenig von Christus ...

(Im folgenden wird dargelegt, daß Klostergelübde Gottes Schöpfungsordnung nicht aufheben können, die lautet: »Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen« (Gen 2, 8). Jeder Mensch hat daher das Recht und die Möglichkeit zu heiraten; und das Gelübde ewiger Keuschheit, zumal wenn es zu früh und nicht in völliger Freiheit abgelegt wird, ist nicht bindend. Ferner wird noch einmal betont, daß der Mensch durch das Halten von Klostergelübden keine Gerechtigkeit vor Gott erwerben kann. Da dies jedoch normalerweise das Ziel ist, schmälern die Gelübde die Gnade Christi und wenden sich gegen Gottes Gebot.)

Überdies werden auch die Gebote Gottes und der rechte und wahre Gottesdienst dadurch verdunkelt, wenn die Leute hören, daß allein die Mönche im Stande der Vollkommenheit sein sollen. Denn die christliche Vollkommenheit ist, daß man Gott von Herzen und mit Ernst fürchtet, und doch auch eine herzliche Zuversicht und Glauben, auch Vertrauen faßt, daß wir um Christi willen einen gnädigen, barmherzigen Gott haben, daß wir von Gott bitten und begehren können und sollen, was uns not ist, und Hilfe von ihm in allen Trübsalen gewißlich, nach eines jeden Beruf und Stand erwarten, daß wir auch indes mit Fleiß äußerlich gute Werke tun und unseres Berufs warten (ihn ausüben) sollen. Darin besteht die rechte Vollkommenheit und der rechte Gottesdienst, nicht in Betteln oder in einer schwarzen oder grauen Kappe...

(Im folgenden wird aufgezeigt, wie das Volk durch diese Vollkommenheitslehre zu völlig falschen Vorstellungen über Gottes Gebot gekommen ist.)

Nun ist ja das ein guter und vollkommener Stand des Lebens, welcher Gottes Gebot für sich hat; das aber ist ein gefährlicher Stand des Lebens, welcher Gottes Gebot nicht für sich hat. Von solchen Sachen ist es vonnöten gewesen den Leuten guten Bericht zu tun. . . So viele gottlose Meinungen und Irrtümer kleben an den Klostergelübden: daß sie rechtfertigen und fromm vor Gott machen sollen, daß sie die christliche Vollkommenheit sein sollen, daß man damit beide, des Evangeliums Räte und Gebote, halte, und daß sie die Übermaßwerke haben, die man Gott nicht schuldig sei. Weil denn solches alles falsch, eitel und erdichtet ist, so macht es auch die Klostergelübde nichtig und unbündig (nicht bindend).

Quelle: http://www.stmichael-online.de/ca.htm
Bei der Gelegenheit interessiert es mich natürlich, ob die angeprangerten Missstände so in der RKK existierten und offiziell gebilligt wurden oder ob hier das eigene subjektive Bild wiedergegeben und kritisiert wird?

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 24. Juli 2012, 17:44
von cantus planus
Bei den Äusserungen Luthers zum Ordensleben muss man ja auch stets seinen persönlichen Hintergrund bedenken: er lebte im Kloster, obwohl er sicher nicht dazu berufen war. Das trübt naturgemäss einen objektiven Blick auf das Ganze.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 24. Juli 2012, 17:52
von Senensis
Schon. Aber positiv formuliert: worauf stützen die Goslarer Mönche sich? Ich frage jetzt die evangelischen Christen unter uns.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Mittwoch 25. Juli 2012, 11:31
von Pilgerer
Senensis hat geschrieben:Mal eine grundsätzliche Frage: Wie wird das geweihte Leben von diesen Mönchen theologisch begründet? Luther hat das doch an sich verworfen, oder täusche ich mich?
Durch die Verallgemeinerung des geistlichen Standes durch Luthers gibt es keinen Unterschied mehr zwischen "Laien" und dem "geistlichen Stand". Darum ist ein "protestantisches" Mönchtum nicht mit dem katholischen oder orthodoxen zu vergleichen. Jeder gute Protestant ist ein Laie und Mönch zugleich. Die evangelischen Kommunitäten sind nicht viel anders als christliche WGs, wenn auch mit etwas strengeren Lebensrichtlinien. In der Regel stehen sie dem konservativen oder evangelikalen Flügel innerhalb der EKD nahe.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Mittwoch 25. Juli 2012, 11:52
von Senensis
Aha. Danke :-)

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Montag 30. Juli 2012, 22:46
von berneuchen
Pilgerer hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Mal eine grundsätzliche Frage: Wie wird das geweihte Leben von diesen Mönchen theologisch begründet? Luther hat das doch an sich verworfen, oder täusche ich mich?
Durch die Verallgemeinerung des geistlichen Standes durch Luthers gibt es keinen Unterschied mehr zwischen "Laien" und dem "geistlichen Stand". Darum ist ein "protestantisches" Mönchtum nicht mit dem katholischen oder orthodoxen zu vergleichen. Jeder gute Protestant ist ein Laie und Mönch zugleich. Die evangelischen Kommunitäten sind nicht viel anders als christliche WGs, wenn auch mit etwas strengeren Lebensrichtlinien. In der Regel stehen sie dem konservativen oder evangelikalen Flügel innerhalb der EKD nahe.
Wie kommst du zu diesem Urteil? - die Selbstdarstellungen der evang. Kommunitäten sprechen eine andere Sprache. Das ist von Berufung zu einem Leben nach den evangelischen ( nicht protestantischen) Räten die Rede, von einer profetischen Berufung der Kommunitäten und dgl. mehr. Mehr dau in den einschlägigen Internetauftritten etwa von der Christusbruderschaft Selbitz oder von imshausen.
Sogar das sonst nicht unbedingt luzide EKD- Papier "Kirche der Freiheit" misst ihnen eine besondere Bedeutung und einen Platz in der Kirche zu. Den text findest du auf der EKD- Homepage.
Wie und ob Kommunitäten den evangelikalen Strömungen nahestehen ist wohl von Fall zu Fall zu unterschiedlich. Mit dem platten Etikett konservativ ist schon gar nix geholfen; was ist damit gemeint? CDU / CSU , Notgemeinschaft evangelischer Deutscher, Prof. Beyerhaus und Co oder was?
Es sind m. E. 3 Dinge, die das Besondere des kommunitären Lebens im evang. Bereich ausmachen::
1. der Wille, das geistliche und praktische Leben mit der konkreten Kirche zu teilen, also nicht in der splendid isolation des Pharisäers zu verharren. Dadurch haben sie unverzichtbare Impulse in die Kirche gegeben, etwa hinsichtlich der Häufigkeit der Eucharistie
2. Die Bereitschaft, sich geistlicher Begleitung anzuvertrauen; von daher die Wiederentdeckung der Beichte.
3. Die Leidenschaft für die Versöhnung im Leib Christi. Deshalb sind sie meist unter den Protagonisten der Ökumene zu finden, auch in "Eiszeiten" und weniger unter den Bremsern und Bedenkenträgern.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 06:28
von Dieter
Evangelische Kommunitäten kommen aus zwei Richtungen: Einige haben einen evangelikalen Hintergrund, anderen einen katholisch-ökumenischen.

Es gibt Kommunitäten, die sind sehr konservativ und es gibt welche, die sind sehr liberal.

Auch hier gilt: Jeder kann das finden, was er sucht.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 15:03
von Reinhard
Dieter hat geschrieben:Evangelische Kommunitäten kommen aus zwei Richtungen: Einige haben einen evangelikalen Hintergrund, anderen einen katholisch-ökumenischen.

Es gibt Kommunitäten, die sind sehr konservativ und es gibt welche, die sind sehr liberal.

Auch hier gilt: Jeder kann das finden, was er sucht.
"Konservativ" und "liberal" kann man hier pauschal überhaupt nicht sagen.

Es ist vielmehr so, dass viele Kommunitäten (gerade die, die in den 1950-er Jahren entstanden sind) aus der Hochkirchlichen Bewegung stammen und in ihrer Spiritualität eher benediktinisch geprägt sind. Ein typisches Beispiel wäre die Communität Casteller Ring.
Dann sind etliche Kommunitäten in der Aufbruchsstimmung der 70-er Jahre entstanden, eine Art christlicher Antwort auf die "Kommune 1" - die Prägung dort setzt sich eher aus einer Mischung von Taize, der Charismatischen Erneuerung, dem Pietusmus und der Ökologischen Bewegung zusammen, zu variablen Anteilen. Die persönliche Beziehung zu Christus ist dort in der Regel grundlegender Bestandteil der Frömmigkeit. Exemplarisch dafür sei die Jesus-Bruderschaft Gnadenthal genannt.

Theologisch finden sich konservative Positionen eher bei den jüngeren Kommunitäten als bei der Hochkirchlern, politisch ist es genau anders herum.

Dass hier jeder finden könne was er sucht, stimmt leider nicht. Es fehlt einfach die Weite und das große Spektrum, das in der katholischen Kirche vorhanden ist.
Exemplatrisch seien hier die Eucharistische Anbetung und die ignatianische Frömmigkeit genannt.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 15:39
von Dieter
Wenn man die zahlreichen anglikanischen Gemeinschaften mit rechnet, gibt es sehr wohl eine große Bandbreite!

Was ist schon konservativ und was ist liberal in der Theologie? Umgangssprachlich würde ich evangelischen(!) Gemeinschaften, die die Frauenordination ablehnen, eher als konservativ bezeichnen und ein evangelisches Kloster, das Gesprächsabende zum Thema Intersexualität anbietet, eher als liberal. Nun, ja.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 15:55
von Reinhard
Dieter hat geschrieben:Wenn man die zahlreichen anglikanischen Gemeinschaften mit rechnet, gibt es sehr wohl eine große Bandbreite!
Wo finde ich die ? - Bitte kläre mich auf, mir ist da noch nichts begegnet.

Theologisch "liberal" würde ich eher daran festmachen, dass man bereit ist, dem Mainstream diverser Genitiv-Theologien zu folgen und dann auch die Inspiration der Bibel relativiert. (ggf. mit den von Dir genannten Konsequenzen)

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 17:31
von Dieter
Reinhard hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Wenn man die zahlreichen anglikanischen Gemeinschaften mit rechnet, gibt es sehr wohl eine große Bandbreite!
Wo finde ich die ? - Bitte kläre mich auf, mir ist da noch nichts begegnet.


http://en.wikipedia.org/wiki/Anglican_religious_order

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 31. Juli 2012, 19:10
von Reinhard
Die befinden sich doch alle im englischen Sprachraum !?

"Auch hier gilt: Jeder kann das finden, was er sucht." sagtest Du ...
- allerdings kann man doch niemanden von hier nach England verweisen, der eine geistliche Heimat sucht !
Ich hatte ernsthaft gedacht, du meintest etwas für Menschen hier ... :achselzuck:

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Samstag 23. Januar 2016, 13:41
von Dieter
Evangelisches Gethsemanekloster, Goslar
Das Gethsemanekloster versteht sich als ein Ort der Einkehr und somit als ein "Haus der Stille". Ziel des Klosters ist und bleibt es, einen Raum bereitzustellen, der allen offen steht, die nach Sinn fragen, nach Gott suchen oder sich nach Vertiefung und Ganzheit ihres Glaubens sehnen. Dafür ist Stille eine unabdingbare Voraussetzung. Um diese Stille - im wörtlichen wie im übertragenen Sinne - in einer immer hektischer und schneller werdenden Zeit bewahren und behaupten zu können, bedarf es zuvorderst der Unabhängigkeit von Institutionen und etwaigen Erwartungen, Forderungen, Einflussnahmen.
http://www.gethsemanekloster.de/bilder-galerie/

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Freitag 18. November 2016, 10:24
von Dieter
Aufbrüche hinter Klostermauern - das Evangelische Gethsemanekloster

http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/arc ... rueche.htm

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Freitag 18. November 2016, 10:32
von Dieter
Prof. Klaus Berger bezeichnet in seinem Buch über die Kirche das Ev. Gethsemanekloster als ein Kloster mit trappistischer Spiritualität.

Die Klosterbrüder selbst nehmen immer wieder die Wüstenmönche und Einsiedler der alten Kirche zum Vorbild.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Freitag 18. November 2016, 17:21
von Petrus
nun.

ich habe mir mal die Selbst-Darstellung durchgelesen.

Meine Meinung: Die sind ernsthaft unterwegs, und seriös auch.

was mich ein bißchen irritiert hat: jeder Einzelgast hat eine eigene Küche, in der er das Essen sich selbst zubereiten kann?

also, ich bin das anders gewohnt. Aus dem Kloster (gast auf Zeit, oder wie man das sagt ...)

Nach dem Morgengebet bißchen Pause, dann gibt es Frühstück, und Kaffee auch.

Nach der Sext bißchen Pause, dann Mittagessen.

Kaffee ca. 16:00 Uhr,

und wenn ich versucht war, zu viel zu arbeiten, kam ganz zufällig Fr. Subprior vorbei und hat gesagt:

"Und um 18:00 ist Vesper"

ich: "jaaaa"

:)

usw.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Freitag 18. November 2016, 17:34
von Radulf Thoringi
Petrus hat geschrieben:nun...
Nur um Deine Mitteilung richtig zu verstehen: Schreibst Du von "innen" aus Kenntnis eines Besuches oder allgemein nach weitergegebener Information?

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Freitag 18. November 2016, 18:00
von Dieter
- Meine Meinung: Die sind ernsthaft unterwegs, und seriös auch.

Das ist auch meine Meinung nach allem, was ich gelesen und gehört habe. Aber persönlich war ich noch nicht dort.



- was mich ein bißchen irritiert hat: jeder Einzelgast hat eine eigene Küche, in der er das Essen sich selbst zubereiten kann?


Wenn ich es richtig verstanden habe, orientieren sich die Brüder vor allem an die Alte Kirche.

Die frühen Wüstenväter mussten sich wohl auch um ihre eigenen Mahlzeiten selbst kümmern.

Das Gethsemanekloster ist ein Schweigekloster und das Schweigen hat Priorität. Bei gemeinsamen Mahlzeiten von Brüdern und Gästen käme wohl zu viel Unruhe auf.

Wie ist das mit den Mahlzeiten im katholischen Orden der Trappisten?

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Freitag 18. November 2016, 18:09
von Petrus
Radulf Thoringi hat geschrieben:
Petrus hat geschrieben:nun...
Nur um Deine Mitteilung richtig zu verstehen: Schreibst Du von "innen" aus Kenntnis eines Besuches oder allgemein nach weitergegebener Information?
hallo Radulf Thoringi,

das, was ich vom Gethsemanekloster weiß, weiß ich aus dem Studium der hier in diesem thread verlinkten Internet-Selbstdarstellung, und nicht von der Kenntnis eines Besuchs.

das, was ich sonst noch beschrieben habe (danke für Deine Nachfrage!) stammt aus meinen Erlebnissen aus einem ganz anderen Kloster.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Freitag 18. November 2016, 18:40
von Dieter

Die Art der Unterbringung richtet sich nach der Intensität der Stille und des Gebetes, die gesucht wird. Für Einzelgäste stehen Zimmer mit Küche und Bad zur Verfügung. Sie liegen im Schweigebereich, für Männer in der Klausur und für Frauen im Einkehrhaus. Vorräte für Selbstversogung sind im Hause vorhanden, ebenso Obst- und Gemüsesäfte für Fastende.

Für Einkehrtage oder Einkehrwochenenden in einer Gruppe stehen zwanzig Einzelzimmer zur Verfügung. Auch sie liegen in einem Schweigebereich. Gruppen werden von uns nach den Maßstäben einer einfachen Vollwerternährung verpflegt, an der auch Einzelgäste teilnehmen können.
http://www.gethsemanekloster.de/gast-im-kloster/

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Freitag 18. November 2016, 23:41
von Radulf Thoringi
Liebe Mitschreiberlinge,

diese Mönche sind nach meinem Eindruck tatsächlich ziemlich trappistisch beeinflußt. Es geht dort recht streng zu. Zerstreuungen weltlicher Art gibt es nicht wirklich, auch nicht für Besucher. Fernsehen, Radio, Internet, Telefon, weltliche Musik und Literatur sind komplett gestrichen. Wie letztens schon hier geschrieben gibt es strenge Schweigeregeln. Es besteht nach Anfrage die Möglichkeit zu einem geistlichen Gespräch sowie (sakramentaler) Beichte. Ansonsten bedeutet ein Besuch von ein oder zwei Wochen eben ein oder zwei Wochen Schweigen (vom Stundengebet abgesehen). Besucher sollen ihre gesamte Zeit mit Gebet und Versenkung verbringen. Das ist ein sehr heftiges Zurückwerfen auf sich selbst, also weder einfach noch immer angenehm. Und die Mönche haben bisweilen eigene Vorstellungen was eine "einfache" Andachtsübung ist.

Die Mahlzeiten werden in der Regel getrennt eingenommen. Das bedeutet aber nicht, daß jeder selbst kochen muß. Man kann Mittags einen Korb mit gut gekochten Essen aus einem Regal abholen (bekommt es also nicht in die Einsiedelei geschoben). Wenn man den Bruder Koch trifft, wird dieser einen den Essenskorb mit einem sanften Lächeln, aber ohne Worte geben. Es gibt niemals Fleisch oder Fisch. In "meiner" Einsiedelei hatte ich dann eine kleine Küche mit einem Tisch und einem Stuhl und einer Maria als schmerzensreiche Mutter beim Essen gegenüber.

Alle Einsiedeleien haben eine Andachtecke mit Ikonen, Kerzen, Kniebank und Möglichkeit für Niederwerfungen. Dies ist gegenüber der Schlafpritsche. Als empfohlene Literatur gibt es Wüstenväter, trappistische Priester aber auch orthodoxe Werke. Dort habe ich auch eucharistische Anbetung gelernt. Insgesamt ist das Kloster durch einen starken Bezug auf die kommende Welt geprägt. Da möchte ich aber nicht weiter öffentlich schreiben.

Ich war einmal zwei Wochen in Niederaltaich. Der byzantinische Ritus ist natürlich etwas ganz besonderes. Aber insgesamt sind die Benediktiner (ebenso wie die mir bekannten in St. Wigberti) einfach nicht mit dem weltabgewandten Charakter von Gethsemane zu vergleichen.


PS: Es gibt bisweilen auch Gruppenangebote mit Unterbringung in einfachen Zimmern. Diese Angebote sind nicht so fordernd.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Samstag 19. November 2016, 12:05
von Dieter
Radulf:

Ein sehr aufschlussreicher Bericht!

Wann warst du im Gethsemanekloster?

Das, was du schreibst, ist überzeugend. Ich habe es noch nie verstanden, dass Mönche in einem Kloster Handy, Laptop und Musik nutzen können. Einmal habe ich es in einem Benediktinerkloster erlebt, dass abends die Mönche in ihre Zellen stürmten und dann nicht mehr gesehen wurden. Meiner Meinung schließen sich Mönchsein und Internetanschluss in der Zelle aus.

Gibt es im Gethsemanekloster Marienfiguren? Werden die marianischen Feste -wenigstens ansatzweise- begangen?

Nun, ich überlege, ob ich nicht im Frühjahr einige Tage nach Goslar fahre. Das Angebot für 2017 hört sich jedenfalls gut an.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Montag 21. November 2016, 22:43
von Radulf Thoringi
Hallo Dieter et al.,

ich möchte noch versuchen auf die Nachfragen zu antworten:

In Gethsemane gibt es generell wenig Figuren. Eine wunderschöne Muttergottes an der Klosterkirche ist in meinem Gedächtnis geblieben. Ikonen gibt es reichlich, so der übliche "fromme Mix". Da jede Einsiedelei und jedes Zimmer anders ausgestattet sind, kann ich nur für mich reden. Da hatte die Heilige Jungfrau eine glatte 2/3 Mehrheit.

In diesem Kloster finde ich schon seit vielen Jahren Stille. Ich wohne aber immer in der gleichen Einsiedelei innerhalb der Klausur. Zu den Marienfesten kann ich nichts sagen, da ich in der in Frage kommenden Zeit noch nie dort war.

Wenn Du an einem der angebotenen Themenwochenenden mit zwei oder drei Übernachtungen teilnehmen möchtest, wirst Du wahrscheinlich im Gästehaus untergebracht, nicht in der Klausur. Verantwortlich für diese Angebote sind oft auch Mitglieder des Freundeskreises des Klosters. Diese Gruppen werden auch oft zusammen verköstigt. Die Fastenregeln und das Schweigen sind aber auch in diesem Fall obligatorisch.

Wenn Du evangelische Marienverehrung suchst und ohne viel Mystik zufrieden bist, wäre vielleicht auch St. Wigberti http://www.wigberti.de etwas für Dich. Das Salve Regina gibt es täglich und im Gebet kommt die Heilige Jungfrau auch vor. Sehr schön dort. Eine Bilderreihe gibt es auf der Homepage: http://www.wigberti.de/?page_id=1114. Einer der Brüder scheint sich in Video auszukennen, auf Youtube ist allerhand zu finden. Nur stundenlange Versenkung ist halt nicht so ihre Sache. In der Frömmigkeitsform ist die Ähnlichkeit zu St. Mauritius in Niederaltaich groß. Es sind halt alles Benediktiner,

Das Schöne bei solchen Betrachtungen: Du bist immer am rechten Platz, egal wie die Entscheidung fällt.

Re: Gethsemanekloster Goslar

Verfasst: Dienstag 22. November 2016, 08:13
von Dieter
Hallo Radulf,

hab herzlichen Dank für deine freundliche Antwort!

Ich werde mich in diesen Tagen für ein Schweigewochenende in Goslar anmelden. Es ist gut, dass du uns hier einige nähere Informationen gegeben hast.

In St.Wigberti in Werningshausen war ich schon zweimal, aber ich würde jetzt nicht mehr dorthin fahren, da das Kloster seit der Krankheit von Pater Franz nicht mehr das ist, was es einmal war.