theologischer Nachwuchs im Protestantismus

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pneumatikos
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theologischer Nachwuchs im Protestantismus

Beitrag von pneumatikos »

Wie ist es eigentlich um den theologischen Nachwuchs im Protestantismus bestellt ?
Mich interessiert besonders der Nachwuchs in den Landeskirchen.

Die Frage habe ich mir angesichts folgender Meldung gestellt
http://www.jesus.de/blickpunkt/detailan ... arrer.html

Sind die denn von allen guten Geistern verlassen? "Sie wissen nicht was sie tun" möchte man sagen!
Gerade einmal eine Bibelstelle wird in dem (undifferenziert die Homosexualität ev. Geistlicher bejahendem) Impulspapier zitiert, das ansonsten eher anmutet wie ein humanistisches Manifest, und nicht wie eine theologische Stellungnahme (nachzulesen hier: http://www.theologiestudierende.de/seit ... sellschaft )

Wer ist eigentlich dieser "Studierendenrat Evangelische Theologie", der meint, für alle (landeskirchlichen) Theologiestudenten sprechen zu können? Kann überhaupt ein Gremium in theolog. Fragen für alle Theologiestudenten sprechen?

Auf dem wikipedia-Eintrag ( http://de.wikipedia.org/wiki/Studierend ... _Theologie ) zu dieser Institution fand ich auch folgendes " [...]Die Arbeit des SETh basiert auf
* den Studierendenvertretungen (Fachschaften bzw. ASten) derjenigen Hochschulen, an denen Evangelische Theologie als reguläres Studienfach angeboten wird
* den Zusammenschlüssen (Konventen) der Theologiestudierenden im Rahmen der evangelischen Landeskirchen und der SELK, sowie [...]
"

Meine Frage: sieht es mit dem evangelisch(-landeskirchlichen) Nachwuchs tatsächlich so düster aus wie es diese Meldung durchscheinen lässt ?
Ich bin kein Gnostiker, auch wenn dies mein Username suggeriert.

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Marcus
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Re: theologischer Nachwuchs im Protestantismus

Beitrag von Marcus »

Ehrlich gesagt habe ich da schon längst jede Hoffnung aufgegeben. Anstatt einer akademischen Ausbildung an den theologischen Fakultäten der Universitäten, die von Professoren der 68er-Generation und deren geistigen Kindern sowie von neuzeitlichen und antichristlichen Strömungen beeinflusst, gar vereinnahmt sind, wäre es besser, die Ausbildung von Anfang in Predigerseminaren zu verlagern. Wichtig ist es, eine eng an der Hl. Schrift sowie den Bekenntnisschiften orientierte Ausbildung, welche die Bibel als unfehlbares Wort Gottes sowie die Bekenntnisschriften als deren einzig verbindliche Auslegung postuliert, zu gewährleisten. Ebenso ist eine altsprachliche, eine hermeneutische, kirchengeschichtliche sowie pastorale Qualifikation, am besten durch regelmäßige Mitarbeit in einer Pfarrgemeinde sicherzustellen. Außerdem sollten sich künftige Pfarrer von Beginn ihrer theologischen Ausbildung an, mit der heutigen Welt aus christlicher Sicht kritisch zu befassen lernen, um rechtzeitig die Gefahren erkennen und später ihre anvertraute Herde davor warnen und behüten zu können. Ein Pfarrer soll schließlich ein frommer, gottesfürchtiger Diener am Wort und Sakrament sein, der sich als Hirte um das seelische Wohl seiner Gemeinde zu kümmern weiß. Das ist auch die Hauptaufgabe eines Pastors. Leider verstehen sich viele der heutigen Pfarrer je nach Ort und Situation vordergründig als Sozialarbeiter, Entwicklungshelfer, Weltverbesser etc.-, jedoch weniger als berufene Diener Gottes, die das Evangelium Christi rein und unverfälscht zu verkünden und die Sakramente gemäß der Einsetzung unseres Herrn und Heilandes ordentlich zu verwalten haben sowie kraft der Gewalt, die der Herr seiner Kirche gegeben hat, den bußfertigen Sündern ihre Sünden zu vergeben und den unbußfertigen Sündern ihre Sünden zu behalten haben.

Leute, die meinen aufgrund ihrer hohen akademischen Bildung alles besser zu verstehen als die Apostel oder vielleicht sogar besser als Jesus von Nazareth selbst und es sich daher dafür schämen oder es gar nicht mehr erst für nötig erachten, christliche Lehren zu bekennen, welche der heutige Mensch aufgrund seines „Verstandes“ nicht mehr glauben zu können vermag, braucht man nicht. Nach den heutigen Maßstäben würde man jedenfalls keinen der Apostel mehr in einem Pfarramt sehen, sei es aus Mangel an der universitären theologischen Bildung und/oder am Fehlen der „Political Correctness“.

Darüber hinaus braucht man auch nicht zu glauben, in „Großkirchen“, in deren Synoden es von den gesellschaftlichen und politischen Vertretern dieser Welt nur so wimmelt und die nicht die Welt christlicher, sondern die Kirche weltlicher machen wollen, noch eine Zukunft für aufrichtige Christen sehen zu können. Eine sichtbare Kirche kann dort allenfalls noch vereinzelt in den sehr wenigen rechtgläubigen Gemeinden existieren.

Ein sehr großes Übel für die Landeskirchen war daher nicht nur das landesherrliche Regiment oder die nationalsozialistischen Bestrebungen, die Kirche zu arisieren. Vielmehr erwies sich auch die Demokratisierung des Staates und im gleichen der Zuge der Kirche als fatal. In der Kirche Christi haben nicht jene Glaubenslehren und Sittennormen zu gelten, welche von der Mehrheit für gutbefunden werden und daher die Minderheit als demokratisch legitimiert zu akzeptieren, wenigstens aber hinzunehmen hat. Vielmehr hat sich der Christ einzig und allein dem Willen Gottes zu unterwerfen, die Kirche als den Leib Christi zu sehen und als dessen Haupt Christum zu bekennen, der in persona durch seine Diener im Hl. Predigtamt/Pfarramt repräsentiert wird. Darum kann und darf die Kirche auch niemals demokratisch organisiert sein. Es ist die Aufgabe der Ordinierten kraft ihres Amtes und mit Hilfe des Beistandes des Hl. Geistes eine dem göttlichen Willen gemäße Entscheidung zu strittigen Fragen herbeizuführen. Wer also die theokratisch-klerikale Grundordnung der Kirche beseitigt und sie demokratisiert, öffnet damit zwangsläufig die Pforten der Hölle.
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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Clemens
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Re: theologischer Nachwuchs im Protestantismus

Beitrag von Clemens »

Dieses seltsame Studentchen-Gremium wird vermutlich - ähnlich wie zu meiner Zeit - nur einen kleinen Teil der Studierenden repräsentieren, nämlich einige Aktivisten, die ihre Studienzeit zu solchen kirchenpolitischen Exzessen nutzen; die allermeisten haben schlichtweg keine Lust, sich für sowas zu engagieren. Deshalb sind die solcherart "Progressiven" auch normalerweise immer in der absoluten Mehrheit in solchen Gremien und können beschließen, was sie wollen.
Die "Frommen" engagieren sich eher selten dafür, die Mehrheitsverhältnisse in solchen faktisch ziemlich unwichtigen Gremien zu kippen. Sie hätten wohl ohnehin keine Chance und es wäre nur vertane Zeit, Kraft und Liebesmüh.

Daher: die künftigen Theologen sind nicht alle und nicht einmal unbedingt mehrheitlich theologisch so heruntergekommen, wie die, die sich hier in Szene setzen.
Dass sie aber mehrheitlich so gut sind, dass eine Kehrt- und Trendwende in der evangelischen "Kirche" zu erwarten ist, glaube ich auch nicht.
Von allen Gottesgaben ist die Intelligenz am gerechtesten verteilt. Jeder ist zufrieden mit dem, was er hat und freut sich sogar, dass er mehr hat, als die anderen.

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