Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.

Wie sollte die Schuld bekannt werden?

Ich bin evangelisch-lutherisch und bekenne meine Schuld im Gottesdienst
4
15%
Ich bin evangelisch-lutherisch und suche das Beichtgespräch/würde es suchen
5
19%
Ich bin evangelisch-lutherisch und es ist für mich nicht notwendig
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Keine Stimmen
Ich bin evangelisch-reformiert und bekenne meine Schuld im Gottesdienst
4
15%
Ich bin evangelisch-reformiert und suche das Beichtgespräch/würde es suchen
1
4%
Ich bin evangelisch-reformiert und es ist für mich nicht notwendig
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Ich bin freikirchlich und bekenne meine Schuld im Gottesdienst
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Ich bin freikirchlich und suche das Beichtgespräch/würde es suchen
1
4%
Ich bin freikirchlich und es ist für mich nicht notwendig
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Keine Stimmen
Ich bin anglikanisch/altkatholisch und bekenne meine Schuld im Gottesdienst
3
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Ich bin anglikanisch/altkatholisch und suche das Beichtgespräch/würde es suchen
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8%
Ich bin anglikanisch/altkatholisch und es ist für mich nicht notwendig
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Keine Stimmen
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Ich bin orthodox/altorientalisch und suche das Beichtgespräch/würde es suchen
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Ich bin orthodox/altorientalisch und es ist für mich nicht notwendig
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Clemens
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Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von Clemens »

Gerade komme ich aus dem Buß- und Bettagsgottesdienst, den ich gehalten habe - mit einer schönen "allgemeinen Beichte", bei der ich immer hoffe und bete, dass meine Gemeinde auch einmal "Lust" zur Einzelbeichte bekommt.




Dieser Thread wurde nicht von Clemens eröffnet. Hier wurde ein alter Strang mit einem neuen vereinigt.

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

beichten Protestanten auch persönlich? (bitte um Entschuldigung für mein Unwissen)

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Theoretisch ja, praktisch fast nein.

Bis ins 18.Jhdt. war bei den Lutheranern die Einzelbeichte noch weithin Voraussetzung zur Abendmahlszulassung.
Melanchthon war auch geneigt, sie als 3. Sakrament zu zählen. Leider hat er sich da nicht durchgesetzt, sonst wäre sie vielleicht etwas stabiler in der Volksfrömmigkeit geblieben.

Der Pietismus hat im 19. Jhdt. die Beichte wiederentdeckt, allerdings meist am Pfarramt vorbei (d.h. man beichtet vor einem "Bruder" und glaubt, dass die Vergebungszusage von der Reue des Beichtenden, nicht von der Vollmacht des Beichtigers abhängt).

Im 20.Jhdt. kam es immer wieder zu Erneuerungsbewegungen in den evangelischen Kirchen, die auch die Einzelbeichte wieder ins evangelische Bewusstsein rücken wollten - aber ohne nachhaltige Breitenwirkung.

Die meisten meiner Gemeindeglieder glaubten bisher, dass es Beichte nur bei den Katholiken gäbe. Ich hoffe, dass es inzwischen ein paar mehr sind, die wissen, dass ich das auch anbiete.
Wahrgenommen hat dieses Angebot aber noch niemand.

Ich selbst beichte katholisch.

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Lieber Clemens,
Clemens hat geschrieben:Theoretisch ja, praktisch fast nein.

Bis ins 18.Jhdt. war bei den Lutheranern die Einzelbeichte noch weithin Voraussetzung zur Abendmahlszulassung.
Melanchthon war auch geneigt, sie als 3. Sakrament zu zählen. Leider hat er sich da nicht durchgesetzt, sonst wäre sie vielleicht etwas stabiler in der Volksfrömmigkeit geblieben.

Der Pietismus hat im 19. Jhdt. die Beichte wiederentdeckt, allerdings meist am Pfarramt vorbei (d.h. man beichtet vor einem "Bruder" und glaubt, dass die Vergebungszusage von der Reue des Beichtenden, nicht von der Vollmacht des Beichtigers abhängt).

Im 20.Jhdt. kam es immer wieder zu Erneuerungsbewegungen in den evangelischen Kirchen, die auch die Einzelbeichte wieder ins evangelische Bewusstsein rücken wollten - aber ohne nachhaltige Breitenwirkung.

Die meisten meiner Gemeindeglieder glaubten bisher, dass es Beichte nur bei den Katholiken gäbe. Ich hoffe, dass es inzwischen ein paar mehr sind, die wissen, dass ich das auch anbiete.
Wahrgenommen hat dieses Angebot aber noch niemand.

Ich selbst beichte katholisch.
Deine Freunde von der SELK praktizieren die "Einzelbeichte" schon seit Jahren. Meine Frau und ich waren erstaunt, als wir vor ca. 2 Jahren an einem Schaukästchen der SELK vorbeigingen und dort "Beichtgelegenheit"+ Termine lasen.

Grüße
Sebastian
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Woher weißt du, dass die Selkis meine Freunde sind?

Gut, ich war da auch mal kurz dabei, aber (Sorry, Marcus, kuck mal schnell weg) ich betrachte den Konfessionalismus nicht als zukunftsweisenden Weg, sondern sehne mich nach ökumenischer Gemeinschaft auf der Basis der altkirchlichen Bekenntnisse.

Auch betrachte ich das CA-dogmatische Luthertum nicht als die höchste Form von Christentum, sondern als einen dogmatischen Irrweg.

Aber dass sie auch "richtig" beichten, ist natürlich schön.

Nur - um auf Reginas Frage zurückzukommen - wer denkt, wenn nach "Protestanten" gefragt wird, denn an die SELK? :kiss:

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Clemens hat geschrieben:Nur - um auf Reginas Frage zurückzukommen - wer denkt, wenn nach "Protestanten" gefragt wird, denn an die SELK? :kiss:
Ich, da die Selkis von all den "Protestanten" für mich am normalsten geblieben sind und wenigstens sich Mühe geben authentisch rüber zu kommen. Das kann ich nicht grade von allen behaupten :kiss:

Aber Spaß beiseite, vielleicht erzählt Marcus uns ja, wie die "Beichtpraxis" in der SELK genau aussieht, vielleicht anhand seiner eigenen Gemeinde ...
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Marcus
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Beitrag von Marcus »

Clemens hat geschrieben:Woher weißt du, dass die Selkis meine Freunde sind?

Gut, ich war da auch mal kurz dabei, aber (Sorry, Marcus, kuck mal schnell weg) ich betrachte den Konfessionalismus nicht als zukunftsweisenden Weg, sondern sehne mich nach ökumenischer Gemeinschaft auf der Basis der altkirchlichen Bekenntnisse.
Die drei Symbole sind im Konkordienbuch enthalten und somit offizielle Lehrgrundlage in der SELK. Allerdings fassen sie lediglich die wichtigsten christlichen Glaubensgrundlagen zusammen. Kirchliche Gemeinschaft auf deren Grundlage wäre folglich sehr dürftig. Engere Ökumene, also Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft, kann es nur dort geben, wo man die selben Lehrgrundlagen teilt bzw. das selbe bekennt. Alles andere wäre ein falsch verstandener und blinder Ökumenismus, der zwar die Einheit, aber um des Preises der Wahrheit sucht. In der Schrift steht nicht umsonst:
ApG 2,42 hat geschrieben:Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
Clemens hat geschrieben:Auch betrachte ich das CA-dogmatische Luthertum nicht als die höchste Form von Christentum, sondern als einen dogmatischen Irrweg.
Grundlage einer ev.-luth. Bekenntniskirche ist die Hl. Schrift als unfehlbares Wort Gottes und die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche (die drei Symbole, CA, Apologie, AS, FC, Traktat sowie Luthers Katechismen) als deren verbindliche Auslegung, weil sie nach unserer Überzeugung schriftgemäß sind.
Da sich Lutheraner ursprünglich als innerkatholische Reformbewegung verstanden, wird auch die kirchliche, speziell die abendländische Tradition soweit akzeptiert, wie sie nach unserer Überzeugung der Schrift nicht widerspricht bzw. mit ihr im Einklang zu bringen ist. Nicht umsonst findet man genügend Kirchenväterzitate in den BSLK wieder. Ferner fällt auch auf, dass in den BSLK oft auf die Orthodoxie Bezug genommen wird, um an ihr aufzuzeigen, wo die RKK falsch liegt bzw. in ihren Praktiken Schrift und Tradition verlassen hat. Eine Bezugnahme auf die kirchliche Tradition wird folglich nicht ausgeschlossen, auch werden die Schriften der Kirchenväter als Zeugenschriften verstanden. Seit den 80er-Jahren breiten sich in der SELK auch verstärkt hochkirchliche Tendenzen aus, was man nicht nur an der Liturgie und der Gewandung, sondern auch daran erkennt, dass die BSLK doch relativ katholisch ausgelegt werden. Die BSLK lassen sich meines Erachtens sehr gut mit der Schrift sowie der alten kirchlichen Überlieferung vereinbaren. Gerade die CA wird doch von Ökumenikern aus dem katholischen und hochkirchlichen Lager immer sehr gerne als katholisches Dokument betrachtet und verkauft. Deshalb wundert es mich, dass Du hier eine andere Meinung einnimmst.
Sebastian hat geschrieben:Aber Spaß beiseite, vielleicht erzählt Marcus uns ja, wie die "Beichtpraxis" in der SELK genau aussieht, vielleicht anhand seiner eigenen Gemeinde ...
Dazu empfehle ich folgenden Beitrag:

http://www.lutherischegemeinde.de/

Üblich ist bei uns eher die allgemeine Beichte zu Beginn oder vor dem Gottesdienst (als Beichtgottesdienst). Die persönliche Einzelbeichte stellt in der Regel eher den Ausnahmefall dar. Zunehmend wird die allgemeine Beichte auch durch ein Rüstgebet ersetzt. Beichtgottesdienste werde aber auch weiterhin in bestimmten (regelmäßigen) Abständen angeboten.

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Lutheraner
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Re: Beichte - aber nicht katholisch?

Beitrag von Lutheraner »

Clemens hat geschrieben:Gerade komme ich aus dem Buß- und Bettagsgottesdienst, den ich gehalten habe - mit einer schönen "allgemeinen Beichte", bei der ich immer hoffe und bete, dass meine Gemeinde auch einmal "Lust" zur Einzelbeichte bekommt.
Wie wäre es, wenn Du das anregst, z.B. durch einen Artikel im Gemeindebrief mit Verweis auf die entsprechenden Stellen im Gesangbuch und dem Angebot, dass man mit Dir jederzeit einen Beichttermin ausmachen kann oder Du Interessenten auch persönlich in die Beichte einführst?
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

@Lutheraner:

Entsprechende Hinweise in Predigten, Gemeindebrief und in Hauskreisen haben bisher nichts gefruchtet.

Wir sind ein kleines Dorf. Da tut man auch in religiösen Fragen nur, was alle tun.


@Marcus:

Die Unterschiedlichkeit unserer Auffassungen illustriert ja sehr schön dein Verweis auf Apg.2,42.
Genau da sehe ich bei den Lutheranern ja als Problem, dass sie die Lehre der Apostel verlassen, indem sie sie einschränken auf das, was in der Bibel steht ("sola scriptura"). Und der außerbiblischen Tradition folgen die Lutheraner ja aus Prinzip nicht - sonst müssten sie beispielsweise das dreigliedrige Weiheamt anerkennen und die Heiligenverehrung übernehmen.

Und die BSLK "katholisch auslegen", das versuchen auch viele meiner Freunde - aber ich fürchte, das geht nicht - zumindest nicht, wenn man sie der Intention ihrer Verfasser gemäß interpretiert (und nicht wie einen kanonischen Bibeltext buchstäblich exegesiert).

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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Vor kurzem habe ich in der katholischen St. Michaelsgemeinde in Göttingen eine Auslage vor dem Beichtstuhl gesehen. Es handelte sich um eine Handreiche zur Einzelbeichte. Herausgeber war die VDELK! Das konnte man auch katholischerseits gut verwerten.
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

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Christ86
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Re: Beichte - aber nicht katholisch?

Beitrag von Christ86 »

Ähm wie soll das funktionieren? Eine lutherische Beichte? Gibt es in den evangelischen Kirchen nicht nur zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl?
Wie bewundernswert sind deine Werke, o Herr, alles hast du mit Weisheit gemacht! Ps 104

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SpaceRat
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Re: Beichte - aber nicht katholisch?

Beitrag von SpaceRat »

Christ86 hat geschrieben:Ähm wie soll das funktionieren? Eine lutherische Beichte? Gibt es in den evangelischen Kirchen nicht nur zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl?
Gääääähnn.... :schnarch: :schnarch: :schnarch:
Wie oft denn noch?

Aus dem kleinen Katechismus von Dr. Martinus Luther (Angeblich wohl nachträglich zugefügt):
Was ist die Beichte?

Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eins, daß man die Sünde bekenne, das andere, daß man die Absolution oder Vergebung vom Beichtiger empfange als von Gott selbst und ja nicht daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel. Welche Sünden soll man denn beichten?

Vor Gott soll man sich aller Sünden schuldig bekennen, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vaterunser tun. Aber vor dem Beichtiger sollen wir allein die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.

Welche sind die?

Da siehe deinen Stand an nach den zehn Geboten, ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter bist, in welchem Beruf und Dienst du stehst: ob du ungehorsam, untreu, unfleißig, zornig, zuchtlos, streitsüchtig gewesen bist, ob du jemand Leid getan hast mit Worten oder Werken, ob du gestohlen, etwas versäumt oder Schaden getan hast.

Wie bekennst du deine Sünden vordem Beichtiger?

So kannst du zum Beichtiger sprechen:
Ich bitte, meine Beichte zu hören und mir die Vergebung zuzusprechen um Gottes willen.

Hierauf bekenne dich vor Gott aller Sünden schuldig und sprich vor dem Beichtiger aus, was als besondere Sünde und Schuld auf dir liegt. Deine Beichte kannst du mit den Worten schließen:

Das alles ist mir leid. Ich bitte um Gnade. Ich will mich bessern.

Wie geschieht die Lossprechung (Absolution)?

Der Beichtiger spricht:
Gott sei dir gnädig und stärke deinen Glauben. Amen. Glaubst du auch, daß meine Vergebung Gottes Vergebung ist?

Antwort:
Ja, das glaube ich.

Darauf spricht er:
Wie du glaubst, so geschehe dir.
Und ich, auf Befehl unseres Herrn Jesus Christus, vergebe dir deine Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Gehe hin in Frieden!

Welche aber im Gewissen sehr beschwert oder betrübt und angefochten sind, die wird ein Beichtvater wohl mit mehr Worten der Heiligen Schrift zu trösten wissen und zum Glauben reizen. Dies soll nur eine Weise der Beichte sein.
Schmutziges Geschirr schimmelt nicht, wenn man es einfriert.

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Christ86
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Re: Beichte - aber nicht katholisch?

Beitrag von Christ86 »

SpaceRat hat geschrieben:
Christ86 hat geschrieben:Ähm wie soll das funktionieren? Eine lutherische Beichte? Gibt es in den evangelischen Kirchen nicht nur zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl?
Gääääähnn.... :schnarch: :schnarch: :schnarch:
Wie oft denn noch?

Aus dem kleinen Katechismus von Dr. Martinus Luther (Angeblich wohl nachträglich zugefügt):
Was ist die Beichte?

Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eins, daß man die Sünde bekenne, das andere, daß man die Absolution oder Vergebung vom Beichtiger empfange als von Gott selbst und ja nicht daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel. Welche Sünden soll man denn beichten?

Vor Gott soll man sich aller Sünden schuldig bekennen, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vaterunser tun. Aber vor dem Beichtiger sollen wir allein die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.

Welche sind die?

Da siehe deinen Stand an nach den zehn Geboten, ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter bist, in welchem Beruf und Dienst du stehst: ob du ungehorsam, untreu, unfleißig, zornig, zuchtlos, streitsüchtig gewesen bist, ob du jemand Leid getan hast mit Worten oder Werken, ob du gestohlen, etwas versäumt oder Schaden getan hast.

Wie bekennst du deine Sünden vordem Beichtiger?

So kannst du zum Beichtiger sprechen:
Ich bitte, meine Beichte zu hören und mir die Vergebung zuzusprechen um Gottes willen.

Hierauf bekenne dich vor Gott aller Sünden schuldig und sprich vor dem Beichtiger aus, was als besondere Sünde und Schuld auf dir liegt. Deine Beichte kannst du mit den Worten schließen:

Das alles ist mir leid. Ich bitte um Gnade. Ich will mich bessern.

Wie geschieht die Lossprechung (Absolution)?

Der Beichtiger spricht:
Gott sei dir gnädig und stärke deinen Glauben. Amen. Glaubst du auch, daß meine Vergebung Gottes Vergebung ist?

Antwort:
Ja, das glaube ich.

Darauf spricht er:
Wie du glaubst, so geschehe dir.
Und ich, auf Befehl unseres Herrn Jesus Christus, vergebe dir deine Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Gehe hin in Frieden!

Welche aber im Gewissen sehr beschwert oder betrübt und angefochten sind, die wird ein Beichtvater wohl mit mehr Worten der Heiligen Schrift zu trösten wissen und zum Glauben reizen. Dies soll nur eine Weise der Beichte sein.
Interessant. Das kenne ich von den Reformierten nicht, die haben die Beichtstühle gleich mit den Kirchenbildern rausgerissen.

Noch interessanter ist, dass die offiziellen evangelischen Kirchen immer nur zwei Sakramente bekennen.
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Lioba
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Re: Beichte - aber nicht katholisch?

Beitrag von Lioba »

Es sind auch nur 2 Sakramente anerkannt, aber die Beichte wäre beinahe drittes Sakrament geworden. Sie hatte zumindest lange Zeit einen sehr hohen Rang .Das eine Handlung nicht Sakrament ist, heisst nicht, dass sie bedeutungslos wäre!
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
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Lutheraner
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Re: Beichte - aber nicht katholisch?

Beitrag von Lutheraner »

Christ86 hat geschrieben:Noch interessanter ist, dass die offiziellen evangelischen Kirchen immer nur zwei Sakramente bekennen.
Richtiger wäre natürlich mindestens zwei Sakramente. Das würde sich weitgehend mit der Tradition der Kirche decken. Die Festlegung auf sieben Sakramente geht nicht auf die alte Kirche zurück.

Allerdings sollte man in diesem Zusammenhang auch diskutieren, was man unter dem Wort Sakrament versteht. Der Begriff wird von den verschiedenen Glaubensrichtungen nämlich sehr unterschiedlich verstanden.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Miserere Nobis Domine
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Re: Beichte - aber nicht katholisch?

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Lutheraner hat geschrieben:Die Festlegung auf sieben Sakramente geht nicht auf die alte Kirche zurück
Ich weiss nicht... geht die Festlegung auf zwei Sakramente deines Erachtens auf die alte Kirche zurück?

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Pit
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Re:

Beitrag von Pit »

regina 32 hat geschrieben:beichten Protestanten auch persönlich? (bitte um Entschuldigung für mein Unwissen)
Warum nicht?
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Lutheraner
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Re: Beichte - aber nicht katholisch?

Beitrag von Lutheraner »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Die Festlegung auf sieben Sakramente geht nicht auf die alte Kirche zurück
Ich weiss nicht... geht die Festlegung auf zwei Sakramente deines Erachtens auf die alte Kirche zurück?
Nein. Man war sich damals nicht einig. Jeder Kirchenvater vermutete eine andere Zahl. Es gab auch verschiedene Vorstellungen davon, was ein Sakrament ist und wie es sich von der Sakramentale unterscheidet. Es gab aber wohl niemanden, der die Sakramentalität von Taufe und Eucharistie in Frage gestellt hätte. Die Festlegung auf sieben Sakramente erfolgte erst nach der ersten Jahrtausendwende.
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tmansor
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Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von tmansor »

An alle Forenteilnehmer, besonders jene nicht-römisch-katholische,

inwiefern haltet ihr die persönliche Buße, das bewusste Schuldbekenntnis und die damit verbundene Reue für notwendig? Sollte, falls es das in Eurer Kirche nicht gibt, eine Beichte/ein Beichtgespräch geben?

Tarec

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Christ86
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von Christ86 »

Diskriminierung: du hast christkatholisch vergessen :)
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tmansor
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von tmansor »

Pech gehabt! :P

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cantus planus
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von cantus planus »

Na, da bin ich aber auf's Ergebnis gespannt! :)
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Stephen Dedalus
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von Stephen Dedalus »

tmansor hat geschrieben:An alle Forenteilnehmer, besonders jene nicht-römisch-katholische,

inwiefern haltet ihr die persönliche Buße, das bewusste Schuldbekenntnis und die damit verbundene Reue für notwendig? Sollte, falls es das in Eurer Kirche nicht gibt, eine Beichte/ein Beichtgespräch geben?

Tarec
Bei den Anglikanern gilt im Hinblick auf die Einzelbeichte:

"None must, all can, some should."

Eine Pflicht zur Einzelbeichte gibt es nicht.
In der Regel gibt es in jeder Messe ein Sündenbekenntnis mit Absolution.

Es wird für bestimmte Situationen jedoch eine Einzelbeichte empfohlen. Manche Gemeinden geben dafür Beichtzeiten an, sonst nach Absprache mit dem Priester.
If only closed minds came with closed mouths.

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tmansor
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von tmansor »

Die Umfrage hat natürlich durchaus den Hintergrund, dass man mit der Beichte fast automatisch die (römisch-) katholische Kirche verbindet, sozusagen ein "Markenzeichen" - bzw. das "rote Tuch" für die Nicht-Katholiken, oder auch nicht (mehr). Auf jeden Fall sind Diskussionen über das persönliche Schuldbekenntnis auch und besonders in den reformatorischen Kirchen, auch im Hintergrund der Individualisierung des Glaubens immer wieder am Aufflackern.

Tarec

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Christ86
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von Christ86 »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
tmansor hat geschrieben:An alle Forenteilnehmer, besonders jene nicht-römisch-katholische,

inwiefern haltet ihr die persönliche Buße, das bewusste Schuldbekenntnis und die damit verbundene Reue für notwendig? Sollte, falls es das in Eurer Kirche nicht gibt, eine Beichte/ein Beichtgespräch geben?

Tarec
Bei den Anglikanern gilt im Hinblick auf die Einzelbeichte:

"None must, all can, some should."

Eine Pflicht zur Einzelbeichte gibt es nicht.
In der Regel gibt es in jeder Messe ein Sündenbekenntnis mit Absolution.

Es wird für bestimmte Situationen jedoch eine Einzelbeichte empfohlen. Manche Gemeinden geben dafür Beichtzeiten an, sonst nach Absprache mit dem Priester.
Bei den Christkatholiken ist es ähnlich.

Normalerweise beginnt jede Messe mit dem Schuldbekenntnis und der Absolution.

Die Ohrenbeichte ist möglich, sie wurde nie untersagt oder so. Früher gab es bei gewissen schweren Sünden sogar eine Verpflichtung dazu (habe ich kürzlich erfahren) - heute wird sie nur noch empfohlen.

In der Praxis: Mir ist niemand bekannt, der die persönliche Beichte (regelmässig) ablegt.
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tmansor
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von tmansor »

Vielleicht liegt es an der fehlenden Anonymität?

Stephen Dedalus
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von Stephen Dedalus »

tmansor hat geschrieben:Vielleicht liegt es an der fehlenden Anonymität?
Bei den kleinen AK-Gemeinden ist das sicher ein Punkt. Die RKK-ler, die ich kenne und die regelmäßig beichten, tun das häufig woanders als in der eigenen Gemeinde, weil ihnen das peinlich wäre.
If only closed minds came with closed mouths.

Mary
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von Mary »

Stephen Dedalus hat geschrieben:weil ihnen das peinlich wäre.
Weil der Priester einen dann "durch und durch" kennen würde??
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Christiane
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von Christiane »

Wir "Neos" (Katholiken beim Neokatechumenat) haben regelmäßig sogenannte Bußliturgien mit individueller Ohrenbeichte. Ansonsten kann man sich auch mal eben so zwischendurch schnell 'nen Priester schnappen, wenn man ein dringendes Beichtbedürfnis hat. Vom Beichtstuhl habe ich bisher noch keinen Gebrauch gemacht.

Christiane
"Die Demokratie feiert den Kult der Menschheit auf einer Pyramide von Schädeln." - Nicolás Gómez Dávila

"Gott kann machen, dass eine Communio entsteht zwischen dem Idiot und dem Arschloch." (Ausspruch auf einem NK-Gemeinschaftstag)

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ad-fontes
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von ad-fontes »

tmansor hat geschrieben:Vielleicht liegt es an der fehlenden Anonymität?
Ganz sicher!

Deswegen wäre es auch gut gewesen, wenn das Abkommen mit der RKK von 1974 über gegenseitige pastorale Aushilfe (die dog. 'Züricher Nota') vom Hl. Stuhl bestätigt und genehmigt worden wäre.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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cantus planus
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von cantus planus »

Was sollte das denn bringen?
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ad-fontes
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Re: Buße und Beichte außerhalb der katholischen Kirche

Beitrag von ad-fontes »

cantus planus hat geschrieben:Was sollte das denn bringen?
Hier: Die Möglichkeit als Alt-Katholik anonym, aber legal beichten zu können.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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