Tag der Kirchenspaltung

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
Edith
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Neues vom anglikan. Bischof von New Westminster USA

Beitrag von Edith »

http://www.archbishopofcanterbury.org/s ... 31016.html

Aus dem Dokument der Lambeth Conference am 16.10. 2003:

At this time we feel the profound pain and uncertainty shared by others about our Christian discipleship in the light of controversial decisions by the Diocese of New Westminster to authorise a Public Rite of Blessing for those in committed same sex relationships, and by the 74th General Convention of the Episcopal Church (USA) to confirm the election of a priest in a committed same sex relationship to the office and work of a Bishop.

These actions threaten the unity of our own Communion as well as our relationships with other parts of Christ’s Church, our mission and witness, and our relations with other faiths, in a world already confused in areas of sexuality, morality and theology, and polarise Christian opinion.
(...)

To this extent, therefore, we must make clear that recent actions in New Westminster and in the Episcopal Church (USA) do not express the mind of our Communion as a whole, and these decisions jeopardise our sacramental fellowship with each other.
Zuletzt geändert von Edith am Freitag 17. Oktober 2003, 09:05, insgesamt 2-mal geändert.

Edith
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Beitrag von Edith »

Ich will hier keine Homosexualitätsdebatte anzetteln, aber ich finde es schon bemerkenswert, und auch wichtig, daß man sich diese Entwicklung vor Augen führt. Ich hoffe sehr und bete, daß die Anglikan. Kirche einen Weg findet, die Gemeinschaft zu wahren.
Eine Abspaltung fände ich extrem bedauerlich.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Gemeinschaft mit wem? Meines Wissens leidet die anglikanische Kirche bereits seit langem an der Zersplitterung. Worin die Einheit der Anglikaner genau besteht, kann ich nicht erkennen...

Edith
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Tag der Kirchenspaltung

Beitrag von Edith »

Heute Leitartikel / Schlagzeile im "Dailiy Telegraph" (London):

"Day the Church split"

20 der 38 "primates" der anglikan. Kirche erkennen den neuen anglikanischen Bischof nicht an.
Erzbischof Akinola (Nigeria) der als Sprecher von ca 20 "Primates" spricht, sagte, " in addition to violating the clear and consistent teaching of the Bible, the consecration challenges the common teaching, common witness and common practise within the anglikan church".

Erzbischof Akinola fuhr fort:" our boldness in condemning the spiritual bankruptcy of rich churches can be matched by a refusal to accept money from them."

Ist was dran.... am spirituellen Bankrott reicher Kirchen.

[/b]

Edith
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Beitrag von Edith »

Bericht in kath.net

Der nigerianische Erzbischof Peter Akinola sagte, in Robinsons Weihe zeige sich, dass Teile der amerikanischen Episkopalkirche „ihre kulturell bedingte Tagesordnung für weit wichtiger halten als Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes“. Die überwältigende Mehrheit der Bischöfe auf der Südhalbkugel könne und werde den Dienst Robinsons nicht anerkennen. Akinola kündigte an, alle Versammlungen zu boykottieren, an denen die US-Kirche teilnehme. Die anglikanische Kirche in Nigeria bildet mit 15 Millionen Mitgliedern die größte Gemeinschaft innerhalb der mehr als 70 Millionen Mitglieder zählenden anglikanischen Weltkirche. Ähnlich wie Akinola haben sich Kirchenführer aus Uganda, Zentralafrika und Südamerika geäußert. Der australische Erzbischof von Sydney, Peter Jensen, wiederholte die kirchliche Lehre, dass praktizierte Homosexualität Sünde sei. Eine Spaltung der Anglikaner sei „eine Tragödie, aber notwendig, wenn man die Wahrheit bewahren will“.

Konservative rufen zur Trennung von Diözese auf

Der Primas der anglikanischen Kirche, der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hatte vor den Folgen der Bischofsweihe gewarnt. Es werde Robinson, der geschiedener Vater von zwei Töchtern ist und seit 13 Jahren mit seinem Freund zusammenlebt, nicht möglich sein, in allen anderen Diözesen anerkannt zu werden. Die große Mehrheit der nichtwestlichen Welt lehne seine Berufung ab. Williams hatte Mitte Oktober anglikanische Kirchenführer nach London zur Krisensitzung eingeladen. Als Ergebnis erinnerten die Teilnehmer an die Beschlüsse der Weltbischofskonferenz von 1998, die praktizierte Homosexualität als unvereinbar mit der Bibel bezeichnet hatte. Auch der Vatikan hatte bei einer Begegnung mit Williams Anfang Oktober in Rom davor gewarnt, die Weihe Robinsons stelle eine neue „Schwierigkeit“ im Verhältnis zwischen Anglikanern und Katholiken dar. Der theologisch konservative Amerikanische Anglikanische Rat sprach nun sogar von „Irrlehre, Gotteslästerung und Sünde“. Der Rat gibt Gemeinden der Diözese bereits Empfehlungen, wie sie sich von der Episkopalkirche trennen können.

ivanhoe
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Beitrag von ivanhoe »

Edith hat geschrieben:Es werde Robinson, der geschiedener Vater von zwei Töchtern ist und seit 13 Jahren mit seinem Freund zusammenlebt...
also nicht nur Schwul, sondern auch noch verheiratet gewesen und geschieden.
Was für gnadenreiche Voraussetzungen für eine Bischofsweihe.

Petra
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Beitrag von Petra »

Traurig das Ganze.

Aber war das nicht im Vorfeld abzusehen? Wenn Einheit Gefahr läuft verloren zu gehen, kann man sich doch ein wenig beherrschen? Sicher nicht immer, aber bei "neuen Entwicklungen" doch schon? Für den wenig informierten Beobachter der Anglikaner kommt diese Entscheidung so rüber, als ob ihnen zwar ein Lehramt, mit dem eine Person betraut ist, offiziell fehlt, aber dennoch einige glauben, sie könnten sich gegen eine Mehrheit durchsetzen.

Traurig das Ganze.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Es ist übrigens interessant, daß der Widerstand vor allem aus Afrika kommt.
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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

@ Ketelhohn

Es ist nur für die überraschend, die die euro-zentrierte Brille des Christentums noch nicht abgenommen haben.

Hier ein äußerst interessanter Artikel von P. Jenkins "The next Christianity" (er hat auch ein Buch darüber geschrieben), leider Englisch:

http://www.theatlantic.com/issues/2002/10/jenkins.htm
"Herr Jesus Christus, wir beten Dich an und benedeien Dich. In Deinem Heiligen Kreuz hast Du die Welt erlöst."

Gast

Beitrag von Gast »

Ketelhohn hat geschrieben:Es ist übrigens interessant, daß der Widerstand vor allem aus Afrika kommt.
Nein, überhaupt nicht, wenn man das afrikanische Verständnis von Familie zugrundelegt: da spielen Mann UND Frau, Vater UND Mutter eine ganz entscheidende Rolle. Insbesondere für afrikanische Christen gilt der Schöpfungsbericht als Regel: "Als Mann und Frau erschuf er sie..." (mögliche Ausnahmen ändern daran nichts sondern bestätigen die Regel).

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Margarete hat geschrieben:»Nein, überhaupt nicht«
O doch, Margarete: Interessant ist es – weil es für viele hierzulande doch eher überraschend ist. Darum habe ich darauf hingewiesen. Nicht, weil es mich überrascht hätte.
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Edith
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Beitrag von Edith »

Ketelhohn hat geschrieben:Es ist übrigens interessant, daß der Widerstand vor allem aus Afrika kommt.
the spiritual bankruptcy of rich churches ..... sage ich nur

Ralf

Beitrag von Ralf »

U.a. deswegen ziegt bspw. der geistliche Aufbruch der kath. Kirche in Frankreich (sehr arm dort) schon erste Blüten, während er bei uns, sollte er kommen, noch eher auf sich warten lässt.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Aus dem Sitzungsprotokoll der Hl. Synode der Russischen Orthodoxen Kirche vom 26. Dezember 2003:
Gehört wurde der Vortrag des Mitropoliten Kyrill von Smolensk und Kaliningrad, des Vorsitzenden der Abteilung für auswärtige kirchliche Angelegenheiten, über die am 2. November d.J. in der Episkopalkirche der USA stattgefundene "Bischofsweihe" des bekennenden Homosexuellen Kanonik Gene Robinson und das Statement der Abteilung für auswärtige kirchliche Angelegenheiten, das diese Handlung als antichristlich und ketzerisch verurteilte.

Es wurde beschlossen:
1. Der Vortrag wird zur Kenntnis genommen.
2. Das erwähnte Statement der Abteilung für auswärtige Kirchenfragen wird gutgeheißen.
3. Im Zusammenhang mit der erfolgten "Bischofsweihe" des Homosexuellen-"Bischofs" der Episkopalkirche der USA, das der Hl. Schrift und den Normen der christlichen Moral widerspricht, werden die Kontakte zur Episkopalkirche der USA beendet, die Arbeit der gemeinsamen Koordinierungskommission für die Zusammenarbeit zwischen der Russischen Orthodoxen und der Episkopalkirche der USA wird aufgehoben.
4. Es wird die Bereitschaft bekräftigt, Kontakte und Zusammenarbeit mit jenen amerikanischen Anglikanern aufrechtzuerhalten, die Treue zur moralischen Lehre des Evangeliums bewahren.

Stefan

Beitrag von Stefan »

GlaubeAktuell hat geschrieben:
Anglikanische Kirche vor Spaltung - Streit um Homosexualität

27.2.2005

(London/dpa) - Die anglikanische Kirche mit ihren weltweit 77 Millionen Mitgliedern steht wegen ihres internen Streits um die Homosexualität vor der Spaltung. Bei einem Treffen von 38 Bischöfen der Glaubensgemeinschaft im nordirischen Newry wurden die Episkopal-Kirche in den USA und die anglikanische Kirche in Kanada in der Nacht zum Freitag aufgefordert, freiwillig bis zum Jahr 2008 aus einem der wichtigsten Kirchengremien, dem Anglikanischen Beratungs-Konzil, auszuscheiden. Während dieser «Auszeit» sollten sie in sich gehen und ihre Stellung zur Homosexualität überdenken, hieß es in einer Verlautbarung des Bischofstreffens....
>>> Weiter...

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spectator
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Beitrag von spectator »

wie kann man einem, der verheiratet war, geschieden ist und sich jetzt zur Homosexualität bekennt, ein Bischofsamt anvertrauen?

...die haben echt nicht alle Tassen im Schrank.

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Heike
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Beitrag von Heike »

spectator hat geschrieben:wie kann man einem, der verheiratet war, geschieden ist und sich jetzt zur Homosexualität bekennt, ein Bischofsamt anvertrauen?
Ich tu's nicht gern ;D , aber da muss ich dir leider recht geben. :nein:

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spectator
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Beitrag von spectator »

Heike hat geschrieben:
spectator hat geschrieben:wie kann man einem, der verheiratet war, geschieden ist und sich jetzt zur Homosexualität bekennt, ein Bischofsamt anvertrauen?
Ich tu's nicht gern ;D , aber da muss ich dir leider recht geben. :nein:
wieso "leider"?

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

spectator hat geschrieben:wie kann man einem, der verheiratet war, geschieden ist und sich jetzt zur Homosexualität bekennt, ein Bischofsamt anvertrauen?
Ganz einfach: die ECUSA ist der Meinung, daß gelebte Homosexualität keine Sünde ist. Ist nicht Homosexualität eines Partners ein Grund für die Nichtigkeit der Ehe? Also ist die erste Ehe von Gene Robinson sowieso ungültig. Er selbst hat sich zwar von seiner Familie getrennt, lebt aber mit seiner Ex-Frau und seinen Kindern ausgesöhnt und in gutem Einvernehmen. Und sein jetztiges Verhältnis wird von der ECUSA nicht als sündhaft beurteilt. Also kann er Bischof werden. Meint die ECUSA. Allerdings hat man da offenbar die Rechnung ohne den Rest der Anglikanischen Kirchengemeinschaft gemacht. Was man erst jetzt schmerzhaft zu realisieren beginnt.

Take care
Steve

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Ralf hat geschrieben:U.a. deswegen ziegt bspw. der geistliche Aufbruch der kath. Kirche in Frankreich (sehr arm dort) schon erste Blüten, während er bei uns, sollte er kommen, noch eher auf sich warten lässt.
Das ist ein zusätzliches Argument gegen die Kirchensteuer, die die Kirche in Deutschland korrumpiert hat.

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prim_ass
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Beitrag von prim_ass »

spectator hat geschrieben:
wie kann man einem, der verheiratet war, geschieden ist und sich jetzt zur Homosexualität bekennt, ein Bischofsamt anvertrauen?

...die haben echt nicht alle Tassen im Schrank.
Was denn fürn Bischofsamt???

Die Anglikaner haben keine gültigen Bischofsämter, die sie jemandem anvertrauen könnten...
Falls ich aber länger ausbleibe, sollst du wissen, wie man sich im Hauswesen Gottes verhalten muss, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes, die die Säule und das Fundament der Wahrheit ist.

1.Tim 3:15

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spectator
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Beitrag von spectator »

prim_ass hat geschrieben: Was denn fürn Bischofsamt???

Die Anglikaner haben keine gültigen Bischofsämter, die sie jemandem anvertrauen könnten...
du sagst es. ;)

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Heike
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Beitrag von Heike »

spectator hat geschrieben:
prim_ass hat geschrieben: Was denn fürn Bischofsamt???

Die Anglikaner haben keine gültigen Bischofsämter, die sie jemandem anvertrauen könnten...
du sagst es. ;)
:roll:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Heike hat geschrieben:
spectator hat geschrieben:
prim_ass hat geschrieben: Was denn fürn Bischofsamt???

Die Anglikaner haben keine gültigen Bischofsämter, die sie jemandem anvertrauen könnten...
du sagst es. ;)
:roll:
Aus katholischer Sicht ist die Frage durchaus interessant; denn die apostolische Sukzession ist ja nach katholischem Glauben ein Wesensmerkmal der Katholizität.
Die Weihen der Altkatholiken, der orthodoxen und einiger Lutheraner werden ja nicht als ungültig bezeichnet (wenn auch unerlaubt).
Die der Anglikaner hingegen sieht die kath. Kirche als ungültig an.

Das wird den Anglikanern aber hinlänglich egal sein; davon abgesehen halte ich es eh für irreführend, von einer Spaltung unter den Anglikanern zu reden. Faktisch sind sie so zersplittert (von Rom-ähnlich bis Evanglikal) wie alle anderen protestantischen Kirchen auch.

Petra
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Beitrag von Petra »

spectator hat geschrieben:wie kann man einem, der verheiratet war, geschieden ist und sich jetzt zur Homosexualität bekennt, ein Bischofsamt anvertrauen?
Ist die Frage nicht eher: Wie kann jemand ein Bischofsamt annehmen, wenn er damit rechnen muss, dass seine Entscheidung eine Spaltung zur Folge hat?

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spectator
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Beitrag von spectator »

Petra hat geschrieben:
spectator hat geschrieben:wie kann man einem, der verheiratet war, geschieden ist und sich jetzt zur Homosexualität bekennt, ein Bischofsamt anvertrauen?
Ist die Frage nicht eher: Wie kann jemand ein Bischofsamt annehmen, wenn er damit rechnen muss, dass seine Entscheidung eine Spaltung zur Folge hat?
auch diese ist eine berechtigte Frage.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Stefan hat geschrieben: Die Weihen der Altkatholiken, der orthodoxen und einiger Lutheraner werden ja nicht als ungültig bezeichnet (wenn auch unerlaubt).
Die der Anglikaner hingegen sieht die kath. Kirche als ungültig an.

Das wird den Anglikanern aber hinlänglich egal sein; davon abgesehen halte ich es eh für irreführend, von einer Spaltung unter den Anglikanern zu reden. Faktisch sind sie so zersplittert (von Rom-ähnlich bis Evanglikal) wie alle anderen protestantischen Kirchen auch.

Im Hinblick auf die Altkatholiken und Orthodoxen mag das stimmen, allerdings werden m. W. die Weihen der nord. luth. Kirchen nicht anerkannt.

Es gibt imho keinen hinlänglichen Grund, warum die anglikanischen Weihen nicht ebenso anerkannt werden sollten wie die Weihen der Altkatholiken.

Dein Hinweis auf die angebliche Zersplitterung der Anglikaner ist sachlich nicht zutreffend. Natürlich gibt es Abspaltungen - aber die gibt es bei der römischen Kirche auch, man schaue nur mal nach Amerika auf die zahlreichen pseudo "altkatholischen" und "heilig-altkatholischen" und was weiß ich was für Kirchen. Dein Hinweis auf "rom-ähnlich" und "evangelikal" bezeichnet zwar Strömungen innerhalb der angl. Kirchen (sie sind ja wie die Orthodoxen als Nationalkirchen verfasst), findet aber in den katholischen Kirchen ebenso seine Entsprechung in liberalen, modernistischen, romtreuen und traditionalistischen Strömungen. Man schaue sich nur mal ein Forum wie dieses hier an, und sofort wird man merken, dass es sehr viele unterschiedliche Interpretationen des katholischen Glaubens gibt. Der einzige wirkliche Unterschied besteht darin, dass bei den Anglikanern diese Konflikte offener ausgetragen werden.

Take care
Steve

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

spectator hat geschrieben: Ist die Frage nicht eher: Wie kann jemand ein Bischofsamt annehmen, wenn er damit rechnen muss, dass seine Entscheidung eine Spaltung zur Folge hat?
auch diese ist eine berechtigte Frage.[/quote]


Hallo Spectator,

das ist eine gute Frage. Ich schätze mal, dass die Amerikaner an dieser Stelle (wie auch in der Politik) ihre Bedeutung weit überschätzt haben. Im Wahrheit haben sie nicht damit gerechnet, dass der Rest des Weltanglikanismus ernst macht und ihnen die Kirchengemeinschaft aufkündigt. Schließlich repräsentieren sie ja die USA, das mächtigste Land der Erde!

Am besten wäre es wahrscheinlich, wenn Bischof Robinson sein Amt ruhen ließe.

Take care
Steve

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Stephen Dedalus hat geschrieben:»Es gibt imho keinen hinlänglichen Grund, warum die anglikanischen Weihen nicht ebenso anerkannt werden sollten wie die Weihen der Altkatholiken.«
Der Grund sind massiven und grundsätzlichen Änderungen der Weihegebete, die man sofort nach der Spaltung vornahm und die beredt davon zeugen, daß man nicht mehr »tun wollte, was die Kirche tut«.

(Mir liegt eine Untersuchung der Texte, welche ich vor einiger Zeit las, leider nicht mehr vor, und ich finde auf Anhieb auch nichts entsprechendes. Für Hinweise auf Vergleichbares wäre ich dankbar.)
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: (Mir liegt eine Untersuchung der Texte, welche ich vor einiger Zeit las, leider nicht mehr vor, und ich finde auf Anhieb auch nichts entsprechendes. Für Hinweise auf Vergleichbares wäre ich dankbar.)[/align][/color]
Hallo Robert,

meinst Du das?
http://www.papalencyclicals.net/Leo13/l13curae.htm

Allerdings überzeugt mich diese Argumentation trotzdem nicht.

Wenn überhaupt hätte doch der Defekt der Weiheformel nur von 1552 bis 1662 bestanden und wurde danach "berichtigt". Seither haben soviele altkatholische Bischöfe an anglikanischen Weihen teilgenommen, dass der Weihedefekt aufgehoben sein müsste?
Selbst noch 1922 hat das orthodoxe Patriarchat von Konstantinopel prinzipiell die Gültigkeit der anglikanischen Weihen anerkannt.

Alles etwas verworren ...

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Steve

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Nein, Stephen, Leos Entscheidung kenne ich. Ich meinte eine ausführlichere Darstellung. – Was die „altkatholischen“ Weihespender betrifft, so wird man allenfalls sagen können, daß es nicht auszuschließen sei, daß ein Anglikaner gültig geweiht sei, wenn sich vermutlich ein Altkatholik im Sukzessionsstammbaum findet. (Allerdings ist nun durch Frauenweihe etc. auch bei den Altkatholiken die Sukzession in Frage gestellt.)

Ein bißchen dünne, um darauf was zu bauen. Bloß eine Konsequenz gibt es aus katholischer Sicht: Wenn ein anglikanischer „Bischof“ in die Kirche heimkehrt und weiter priesterlich tätig sein will und darf, dann wird er nicht unbedingt, sondern – aufgrund der entfernten Möglichkeit, daß er bereits wirksam geweiht ist – sub condicione geweiht: also unter der Bedingung nur soll der Weiheritus auch ein solcher sein, daß der Mann tatsächlich noch ungeweiht ist (was Gott allein weiß).
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Ich meinte eine ausführlichere Darstellung.


Hallo Robert,

falls Dir diese Untersuchung resp. die Angaben dazu noch einmal einfallen oder Du sie findest, wäre ich für einen entsprechenden Hinweis sehr dankbar!

Trotzdem bleibt aber doch verwunderlich, dass das orthodoxe Patriarchat im Hinblick auf Intention und Materie der angl. Weihen zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen ist als Papst Leo XIII?

Gruß
Steve

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