Klare Worte von den baltischen Bischöfen

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Christ86
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Christ86 »

Petur hat geschrieben:
Und mit 30 Jahren war man damals nicht mehr jung.
:hae?:

Das soll heissen, heutige Menschen in dem Alter sind in der Entwicklung im Vergleich zu jenen damals hinterher oder was?
Wie bewundernswert sind deine Werke, o Herr, alles hast du mit Weisheit gemacht! Ps 104

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Clemens
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Clemens »

In gewissem Sinne: ja.

Denk nur, wieviele junge Leute heute mit 30 grade mit der Ausbildung fertig sind!
Da war man früher einfach schon erwachsener.
Von allen Gottesgaben ist die Intelligenz am gerechtesten verteilt. Jeder ist zufrieden mit dem, was er hat und freut sich sogar, dass er mehr hat, als die anderen.

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taddeo
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von taddeo »

Clemens hat geschrieben:In gewissem Sinne: ja.

Denk nur, wieviele junge Leute heute mit 30 grade mit der Ausbildung fertig sind!
Da war man früher einfach schon erwachsener.
Das ist ein zweifelhaftes Argument: Jesus war mit 30 auch "grade mit der Ausbildung fertig", sonst wäre er wohl schon früher öffentlich aufgetreten.
(Wer ist der Patron der Studenten? - Jesus: Bis er 30 war, ist er daheim den Eltern auf der Tasche gelegen, und wenn er danach was gearbeitet hat, war's ein Wunder ...)

Das mit der Lebenserwartung ist auch so eine Sache. Rein statistisch lag sie wohl viel niedriger als heute. Rechnet man aber die damals höhere Säuglings- und Kindersterblichkeit heraus, dann lag sie auch so zwischen 60 und 80 Jahren wie heute. Wer mal über die Pubertät hinaus war, hatte gute Chancen, auch ein "normales" Alter zu erreichen.

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lifestylekatholik
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von lifestylekatholik »

taddeo hat geschrieben:Das mit der Lebenserwartung ist auch so eine Sache. Rein statistisch lag sie wohl viel niedriger als heute. Rechnet man aber die damals höhere Säuglings- und Kindersterblichkeit heraus, dann lag sie auch so zwischen 60 und 80 Jahren wie heute. Wer mal über die Pubertät hinaus war, hatte gute Chancen, auch ein "normales" Alter zu erreichen.
Haste dazu irgendwelche belastbaren Quellen? Das ist interessant.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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holzi
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von holzi »

lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das mit der Lebenserwartung ist auch so eine Sache. Rein statistisch lag sie wohl viel niedriger als heute. Rechnet man aber die damals höhere Säuglings- und Kindersterblichkeit heraus, dann lag sie auch so zwischen 60 und 80 Jahren wie heute. Wer mal über die Pubertät hinaus war, hatte gute Chancen, auch ein "normales" Alter zu erreichen.
Haste dazu irgendwelche belastbaren Quellen? Das ist interessant.
Statistiken und empirische Indizien deuten darauf hin. Geh mal alte Kirchenbücher durch, du wirst viele Begräbnisse für Kinder und Säuglinge finden, aber die Erwachsenen sterben meist "erst" ab 55 aufwärts, auch Achzigjährige gab es durchaus. Es war wirklich so, wie Taddeo beschreibt (als gelernter Genealoge weiß er das) - die Kindersterblichkeit und auch häufige Seuchen verderben den Schnitt.

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Petur
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Petur »

taddeo hat geschrieben:
Clemens hat geschrieben:In gewissem Sinne: ja.

Denk nur, wieviele junge Leute heute mit 30 grade mit der Ausbildung fertig sind!
Da war man früher einfach schon erwachsener.
Das ist ein zweifelhaftes Argument: Jesus war mit 30 auch "grade mit der Ausbildung fertig", sonst wäre er wohl schon früher öffentlich aufgetreten.
(Wer ist der Patron der Studenten? - Jesus: Bis er 30 war, ist er daheim den Eltern auf der Tasche gelegen, und wenn er danach was gearbeitet hat, war's ein Wunder ...)

Das mit der Lebenserwartung ist auch so eine Sache. Rein statistisch lag sie wohl viel niedriger als heute. Rechnet man aber die damals höhere Säuglings- und Kindersterblichkeit heraus, dann lag sie auch so zwischen 60 und 80 Jahren wie heute. Wer mal über die Pubertät hinaus war, hatte gute Chancen, auch ein "normales" Alter zu erreichen.
Ein "durchschnittlicher" Franzose lebte im 18. Jahrhundert weniger als 40 Jahre lang. Mit 30 Jahren war er schon ein reifer Mensch.

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Petur
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Petur »

holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das mit der Lebenserwartung ist auch so eine Sache. Rein statistisch lag sie wohl viel niedriger als heute. Rechnet man aber die damals höhere Säuglings- und Kindersterblichkeit heraus, dann lag sie auch so zwischen 60 und 80 Jahren wie heute. Wer mal über die Pubertät hinaus war, hatte gute Chancen, auch ein "normales" Alter zu erreichen.
Haste dazu irgendwelche belastbaren Quellen? Das ist interessant.
Statistiken und empirische Indizien deuten darauf hin. Geh mal alte Kirchenbücher durch, du wirst viele Begräbnisse für Kinder und Säuglinge finden, aber die Erwachsenen sterben meist "erst" ab 55 aufwärts, auch Achzigjährige gab es durchaus. Es war wirklich so, wie Taddeo beschreibt (als gelernter Genealoge weiß er das) - die Kindersterblichkeit und auch häufige Seuchen verderben den Schnitt.
Es ist natürlich nicht egal, welche Epoche man untersucht.

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taddeo
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von taddeo »

holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das mit der Lebenserwartung ist auch so eine Sache. Rein statistisch lag sie wohl viel niedriger als heute. Rechnet man aber die damals höhere Säuglings- und Kindersterblichkeit heraus, dann lag sie auch so zwischen 60 und 80 Jahren wie heute. Wer mal über die Pubertät hinaus war, hatte gute Chancen, auch ein "normales" Alter zu erreichen.
Haste dazu irgendwelche belastbaren Quellen? Das ist interessant.
Statistiken und empirische Indizien deuten darauf hin. Geh mal alte Kirchenbücher durch, du wirst viele Begräbnisse für Kinder und Säuglinge finden, aber die Erwachsenen sterben meist "erst" ab 55 aufwärts, auch Achzigjährige gab es durchaus. Es war wirklich so, wie Taddeo beschreibt (als gelernter Genealoge weiß er das) - die Kindersterblichkeit und auch häufige Seuchen verderben den Schnitt.
Nicht zu vergessen die zahllosen Kriege. Es gab in der Geschichte kaum Zeiten, wo ein größerer Landstrich mal 65 Jahre lang ohne Kriegshandlungen war, die die Bevölkerung direkt und indirekt dezimierten.

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lifestylekatholik
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von lifestylekatholik »

holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Haste dazu irgendwelche belastbaren Quellen? Das ist interessant.
Statistiken und empirische Indizien deuten darauf hin. Geh mal alte Kirchenbücher durch, du wirst viele Begräbnisse für Kinder und Säuglinge finden, aber die Erwachsenen sterben meist "erst" ab 55 aufwärts, auch Achzigjährige gab es durchaus. Es war wirklich so, wie Taddeo beschreibt (als gelernter Genealoge weiß er das) - die Kindersterblichkeit und auch häufige Seuchen verderben den Schnitt.
Also nüscht Konkretet.
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holzi
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von holzi »

lifestylekatholik hat geschrieben:Also nüscht Konkretet.
Das musst du dir schon selber erarbeiten. Einfache Internetlinks kenne ich jetzt nicht, aber geh' in ein Archiv deiner Umgebung und ackere die Kirchenbücher durch. Wie unser Herr und Heiland zu sagen pflegte: "Wer da suchet, der wird finden!" ;)

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lifestylekatholik
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von lifestylekatholik »

holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Also nüscht Konkretet.
Das musst du dir schon selber erarbeiten. Einfache Internetlinks kenne ich jetzt nicht, aber geh' in ein Archiv deiner Umgebung und ackere die Kirchenbücher durch. Wie unser Herr und Heiland zu sagen pflegte: "Wer da suchet, der wird finden!" ;)
Das ist mir praktisch nicht möglich, die Zeit habe ich nicht. Im Übrigen gibt’s Wissenschaft nicht nur in »Internetlinks«. Es soll auch tatsächlich wissenschaftliche Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften, Sammelbänden, Monographien usw. geben, die dann in Sammelstellen -- Bibliotheken genannt -- zusammengeführt und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
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Bernado
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Bernado »

holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Also nüscht Konkretet.
Das musst du dir schon selber erarbeiten. Einfache Internetlinks kenne ich jetzt nicht, aber geh' in ein Archiv deiner Umgebung und ackere die Kirchenbücher durch. Wie unser Herr und Heiland zu sagen pflegte: "Wer da suchet, der wird finden!" ;)
Ob die Kirchenbücher helfen, weiß ich nicht. Es ist schwer, eine geeignete Methode für die Bestimmungs des Alters zu entwickeln, weil wir im Mittelalter und der frühen Neuzeit eine stark ständisch gegliederte Gesellschaft hatten, in der verschiedene Gruppen sehr verschiedene Lebenserwartungen hatten. Hohe Kindersterblichkeit wurde schon genannt, dazu kommt eine hohe Frauensterblichkeit (sog. "Kindbettfieber"). Diese war vor allem in den niederen Ständen verbreitet - schlechte hygienische Verhältnisse. Wer eine Infektion erlitt, hatte meistens schlechte Karten. Dazu kamen periodische Seuchen und Hungersnöte.

Auf der anderen Seite zeigen die Biographien von kirchlichen Würdenträgern oder von Heiligen oft eine erstaunliche Langlebigkeit - zweifellos Auswirkungen einer geregelten Lebensweise und Ernährung bei geringerem Verletzungsrisiko. Wie es im hohen Adel war, weiß ich nicht - ich nehme an, daß da wieder andere Faktoren (Kriege, Fehden, Giftanschläge) dazu führten, die Lebenserwartung zu senken.

Wenn es dazu systematische Untersuchungen gibt, würde mich das auch interessieren.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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holzi
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von holzi »

lifestylekatholik hat geschrieben:Das ist mir praktisch nicht möglich, die Zeit habe ich nicht.
Dann wirst du uns einfach glauben müssen - oder auch nicht, das ist dein Bier. Aber ich kann dir sagen, ich habe in alten Akten gewühlt. (War mal drei Jahre im Stadtarchiv in Regensburg und hab dabei auch Anfragen von Fmilienforschern bearbeitet - da muß man zwangsläufig "ad-fontes")

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lifestylekatholik
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von lifestylekatholik »

holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Das ist mir praktisch nicht möglich, die Zeit habe ich nicht.
Dann wirst du uns einfach glauben müssen - oder auch nicht, das ist dein Bier.
Ja, persönliche Meinungen habe auch ich, das ist ja nicht das Problem. Ich war nur so naiv zu glauben, Aussagen wie die, dass die Lebenserwartung damals nach der Pubertät »auch so zwischen 60 und 80 Jahren wie heute« gelegen habe, stützten sich nicht nur auf Privatmeinungen, sondern auf valide, relevante, benennbare und überprüfbare Forschungsergebnisse.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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ifugao
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von ifugao »

lifestylekatholik hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Das ist mir praktisch nicht möglich, die Zeit habe ich nicht.
Dann wirst du uns einfach glauben müssen - oder auch nicht, das ist dein Bier.
Ja, persönliche Meinungen habe auch ich, das ist ja nicht das Problem. Ich war nur so naiv zu glauben, Aussagen wie die, dass die Lebenserwartung damals nach der Pubertät »auch so zwischen 6 und 8 Jahren wie heute« gelegen habe, stützten sich nicht nur auf Privatmeinungen, sondern auf valide, relevante, benennbare und überprüfbare Forschungsergebnisse.

Ein Genealoge ist Forscher. Das sind eben seine Ergebnisse.
Im übrigen decken sich diese Ergebnisse mit den Daten die ich selbst in diesen Archiven gefunden habe. ächz....

Liebe Grüße
ifugao die das mehr halbherzig als Hobby betreibt, so wie ich eben Zeit habe

Wenn du einen groben Überblick haben möchtest, helfen dir sicherlich die Mormonen weiter. Die kennen sich damit am besten aus.

http://www.familysearch.org/eng/default.asp
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Mahatma Gandhi

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ad-fontes
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von ad-fontes »

holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Das ist mir praktisch nicht möglich, die Zeit habe ich nicht.
Dann wirst du uns einfach glauben müssen - oder auch nicht, das ist dein Bier. Aber ich kann dir sagen, ich habe in alten Akten gewühlt. (War mal drei Jahre im Stadtarchiv in Regensburg und hab dabei auch Anfragen von Fmilienforschern bearbeitet - da muß man zwangsläufig "ad-fontes")
http://www.regionalgeschichte.net/haupt ... aphie.html
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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holzi
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von holzi »

ad-fontes hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:Das ist mir praktisch nicht möglich, die Zeit habe ich nicht.
Dann wirst du uns einfach glauben müssen - oder auch nicht, das ist dein Bier. Aber ich kann dir sagen, ich habe in alten Akten gewühlt. (War mal drei Jahre im Stadtarchiv in Regensburg und hab dabei auch Anfragen von Fmilienforschern bearbeitet - da muß man zwangsläufig "ad-fontes")
http://www.regionalgeschichte.net/haupt ... aphie.html
Du springst ja schnell auf dein Stichwort an! :D

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Clemens
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Clemens »

Auch ich bin ehemaliger Berufsgenealoge(!) und kann das nur bestätigen.
Die prinzipielle Lebenserwartung war früher nicht messbar niedriger als heute. Seit Beginn der Neuzeit (fürs Mittelalter liegen m.W. keine nachprüfbaren Quellen vor) gab es in Deutschland immer mal wieder 100jährige. Selten zwar, aber es gab sie. (Ich habe selbst solche als Vorfahren und weiß es deshalb genau.)
Die weit verbreitete Behauptung, die Leute wären früher nur 35 geworden, ist völliger Stuss.
Lediglich der Altersdurchschnitt inkl. Säuglingssterblichkeit (selbige bei ca.50%!) erzeugt solch einen Wert.
Von allen Gottesgaben ist die Intelligenz am gerechtesten verteilt. Jeder ist zufrieden mit dem, was er hat und freut sich sogar, dass er mehr hat, als die anderen.

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Petur
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Petur »

Die Frage ist, wann man psychisch reif wurde.

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taddeo
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von taddeo »

Petur hat geschrieben:Die Frage ist, wann man psychisch reif wurde.
Manche sehr früh, manche nie - also so wie heute.

Wenn man unter "Reife" versteht, wann sich jemand in das Erwachsenenleben integrieren konnte, dann war das früher tatsächlich eher der Fall als heute, denn bei den ländlichen Durchschnittsfamilien (Bauern, kleine Handwerker, Häusler, Tagelöhner etc.) mußten die Kinder mitarbeiten, sobald sie einigermaßen laufen konnten: zuerst nur leichte Tätigkeiten wie Hühner füttern, mit zunehmendem Alter immer anstrengendere Arbeit, vor allem in Stall und Feld. In dem Alter, wo man heute die Grundschule verläßt, mußte ein Bub schon fast schuften wie ein Mann, soweit er die Statur dazu hatte. Daß ein Mädchen mit 10 Jahren selbständig für eine vielköpfige Familie kochen können mußte, weiß ich sogar noch von meiner Oma (Jahrgang 1910).

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Lutheraner
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Lutheraner »

Lutheraner hat geschrieben:Ende November haben die baltischen Bischöfe eine Erklärung zu den Verirrungen einiger Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes verfasst und die Kirchen- und Abendmahlsgemeinschaft mit ihnen offensichtlich aufgehoben.
Wie ich jetzt herausgefunden habe, wurde die Kirchengemeinschaft mit der Schwedischen Kirche von Seiten der baltischen evang.-luth. Bischöfe bereits 2006 aufgehoben:

„Gerade deshalb haben wir mit Sorge und Kummer die Nachricht von dem Beschluss der Generalsynode der Kirche Schwedens vom 27. Oktober 2005 aufgenommen, „registrierte Partnerschaften“ bzw. juristisch geschlossene homosexuelle Verbindungen kirchlich zu segnen. (...) Die Tatsache, dass sämtliche schwedischen Bischöfe dem Beschluss, gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen, zugestimmt haben, lässt für uns unklar werden, auf welche Weise diese Bischöfe ihren Dienst für die Einheit der Kirche wie auch den Inhalt des Zeichens der apostolischen Sukzession heute verwirklichen.
Der einseitige Beschluss einer einzelnen Mitgliedskirche des LWB zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften hat eine Tatsache geschaffen, die ganz wesentlich die Beziehung mit der Kirche Schwedens wie auch die Gemeinschaft im LWB beeinflusst. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ist unvereinbar mit dem Glauben unserer Kirchen, mit ihrem Glaubensbekenntnis und ihrer Lehre. Die in unseren Kirchen geltenden Verfassungen und deren Bestimmungen würden nicht erlauben, solche als Geistliche unserer Kirchen anzuerkennen und in Gemeinschaft mit ihnen zu bleiben, die eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare praktizieren oder unterstützen. Dasselbe gilt konsequenterweise auch für die Beziehung zu Geistlichen anderer Kirchen. Dies aber bedeutet, dass wir mit sämtlichen Geistlichen der Kirche Schwedens keine Gemeinschaft anerkennen und praktizieren können. Außerdem ergibt sich daraus konsequenterweise, dass in Zukunft nicht mehr in vollem Umfang eine uneingeschränkte Gemeinschaft im Rahmen des LWB möglich sein wird."


(Aus der lettischen Kirchenzeitung „Svētdienas Rīts“ 11. März 2006, Nr. 10 (1647), übersetzt von Prof. Dr. Reinhard Slenczka, der hier sehr interessante Stellungnahmen zu Fehlentwicklungen im modernen Protesantismus zusammengetragen hat.)
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Stephen Dedalus
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Stephen Dedalus »

Es ist nicht ganz klar, welche Auswirkungen dieser Brief eigentlich hatte.

Ein Abschnitt etwas weiter unten, den Du nicht zitierst:
Die Gemeinschaft des Leibes Christi, seiner Kirche, ist uns sehr wichtig, und deshalb möchten wir auch die Beziehungen zur Kirche Schwedens und die Gemeinschaft im LWB aufrechterhalten, soweit das unter den neuen Umständen möglich ist. Gerade deshalb wird es nötig sein, die Folgen des oben erwähnten Beschlusses und den Umfang der sich daraus ergebenden Veränderungen noch aus-zuwerten und mögliche Lösungen zu suchen.
If only closed minds came with closed mouths.

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Granuaile
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Granuaile »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Es ist nicht ganz klar, welche Auswirkungen dieser Brief eigentlich hatte.

Ein Abschnitt etwas weiter unten, den Du nicht zitierst:
Die Gemeinschaft des Leibes Christi, seiner Kirche, ist uns sehr wichtig, und deshalb möchten wir auch die Beziehungen zur Kirche Schwedens und die Gemeinschaft im LWB aufrechterhalten, soweit das unter den neuen Umständen möglich ist. Gerade deshalb wird es nötig sein, die Folgen des oben erwähnten Beschlusses und den Umfang der sich daraus ergebenden Veränderungen noch aus-zuwerten und mögliche Lösungen zu suchen.

Es ist der übliche Eiertanz. Die Schwedische Kirche unterstützt die lutherischen Kirchen im Baltikum finanziell. Die baltischen Bischöfe geben sich gerne bibel- und glaubensfest, "rechtgläubig", doch wollen sie selbstverständlich nicht auf die willkommenen Gelder aus Schweden verzichten. Die "mögliche Lösung" wird vielleicht ein nochmaliger Protest sein, doch dann werden "die Beziehungen zur Kirche Schwedens und die Gemeinschaft im LWB" Vorrang haben. Ich nehme die Sprüche der baltischen Bischöfe nicht so ernst.

Allons
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Allons »

NOFO- Prinzip (non olet frauenordination) oder wie?

:breitgrins: :breitgrins:

Grüße, Allons!

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Lutheraner
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Lutheraner »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Es ist nicht ganz klar, welche Auswirkungen dieser Brief eigentlich hatte.

Ein Abschnitt etwas weiter unten, den Du nicht zitierst:
Die Gemeinschaft des Leibes Christi, seiner Kirche, ist uns sehr wichtig, und deshalb möchten wir auch die Beziehungen zur Kirche Schwedens und die Gemeinschaft im LWB aufrechterhalten, soweit das unter den neuen Umständen möglich ist. Gerade deshalb wird es nötig sein, die Folgen des oben erwähnten Beschlusses und den Umfang der sich daraus ergebenden Veränderungen noch aus-zuwerten und mögliche Lösungen zu suchen.
Es ist nicht bekannt, was damals die Konsequent hiervon war. Aber die baltischen Bischöfe haben jetzt endlich Klarheit geschaffen (siehe mein Ausgangsposting dieses Threads). Für Christen ist das Verhalten der Schwedischen Kirche nicht mehr tragbar.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Stephen Dedalus
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Stephen Dedalus »

Lutheraner hat geschrieben:Es ist nicht bekannt, was damals die Konsequent hiervon war. Aber die baltischen Bischöfe haben jetzt endlich Klarheit geschaffen (siehe mein Ausgangsposting dieses Threads).
Die Formulierungen sind leider ähnlich schwammig.
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Lutheraner
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Lutheraner »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Es ist nicht bekannt, was damals die Konsequent hiervon war. Aber die baltischen Bischöfe haben jetzt endlich Klarheit geschaffen (siehe mein Ausgangsposting dieses Threads).
Die Formulierungen sind leider ähnlich schwammig.
Sie haben aber schon erste Konsequenzen gehabt:

"Für Sonntag, 8. November lud die Kirche von Schweden eine Anzahl befreundeter Kirchen ein, offizielle Vertreter zur Teilnahme
der Bischofsweihe nach Stockholm zu entsenden. Frau Tuulikki Koivunen Bylund und Frau Eva Brunne sollen für die Diözesen
Härnösand bzw. Stockholm zu Bischöfinnen geweiht werden. Erzbischof Anders Wejryd zeigte sich angesichts der Tatsache, daß er
auf diese Einladung zahlreiche Absagen erhielt, verwundert. Eine Woche vor dem angesagten Termin hatten bereits abgesagt:
Fünf Bischöfe der Anglikanischen Kirche von England, unter ihnen der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams. Auch die Bischöfe der baltischen
Länder Estland, Lettland und Litauen, sagten ab, sowie derLutherische Weltbund. Der anglikanische Bischof von Armagh wies in seiner Absage auf das Moratorum der anglikanischen Kirche zur Weihe von homosexuellen Bischöfen hin.
Erzbischof Wejryd ist besonders bekümmert, daß mehrere Kirchen der sog. „Borgågemeinskaft“ absagten. Ihre Teilnahme, bzw. Entsendung von Vertretern haben dagegen
zugesagt: Die evangelische Kirche der Philippinen, von Südafrika, der Färöer-Inseln und von Dänemark. Außerdem die EKD, sowie Vertreter aus Finnland und Norwegen.
Die Absagen erfolgten, weil die Kandidatin für das Stift Stockholm Eva Brunne in einer lesbischen Gemeinschaft mit einer Frau zusammenlebt."

(Quelle)

Erfreulich ist natürlich auch die aufrichtige Stellungnahme des anglikanischen Bischofs.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Lioba
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Lioba »

Ich wüsste zu gerne, was Rowan Williams wirklich denkt. Mein Eindruck ist, dass er vor allem versucht, die verschiedenen Flügel der CofE irgendwie zusammenzuhalten, er selbst Richtung evangelikal einzuordnen ist. Liege ich da richtig?
Das Betroffenheitstamtam der Schweden kann ich nicht recht ernst nehmen, sie können doch nicht völlig blind sein für das kirchenspaltende Potential der Thematik.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

Stephen Dedalus
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Stephen Dedalus »

Lioba hat geschrieben:Ich wüsste zu gerne, was Rowan Williams wirklich denkt. Mein Eindruck ist, dass er vor allem versucht, die verschiedenen Flügel der CofE irgendwie zusammenzuhalten, er selbst Richtung evangelikal einzuordnen ist. Liege ich da richtig?
Nein, nicht ganz.

++Rowan ist Anglokatholik, also dezidiert "High Church". Er steht dem liberalen Flügel des Anglokatholizismus nahe, der etwa in der Bewegung "Affirming Catholicism" organisiert ist. Er gehört damit zu den auch im hochkirchlichen Flügel des Anglikanismus zahlreichen Befürwortern der Frauenweihe.

Richtig ist Dein Eindruck, daß er versucht, die unterschiedlichen Flügel C of E, mehr aber noch die der weltweiten Anglican Communion zusammenzuhalten. Das ist bei den großen - auch kulturellen - Spannungen zwischen den westlichen Ländern und Ländern der sog. "Dritten Welt" fast unmöglich.

Obwohl er selbst in vielen Punkten eher liberale Ansichten vertritt, hat er diese seit seiner Inthronisation in Canterbury teilweise um der Einheit willen zurückgestellt. Die Progressiven haben ihm dies verübelt, ebenso wurde er von Konservativen angegriffen, die seinen Umgang mit den liberalen Auswüchsen etwa der Episkopalkirche nicht als hart genug empfanden.

Rowan Williams hat sich von keiner der beiden Seiten vereinnahmen lassen, sondern ist als Mahner und Vermittler aufgetreten. Dies hat sehr zum Erfolg der letzen Lambeth Conference beigetragen, bei der er neue Wege der Kommunikation eingeführt hat (sog. "Indaba-Gruppen"). Wesentlich von ihm angestoßen wurde auch der Entwurf für den neuen "Anglican Covenant", der nun auf dem Tisch liegt. Dabei geht es darum, den Mitgliedskirchen der Anglican Communion eine engere, verbindliche Gemeinschaft anzubieten, in der es auch wirksamere Instrumente gibt, um mit Entscheidungen einzelner Provinzen umzugehen, die dem Gesamtkonsens zuwiderlaufen.
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Stephen Dedalus
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Stephen Dedalus »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Es ist nicht bekannt, was damals die Konsequent hiervon war. Aber die baltischen Bischöfe haben jetzt endlich Klarheit geschaffen (siehe mein Ausgangsposting dieses Threads).
Die Formulierungen sind leider ähnlich schwammig.

Ich sprach gestern mit einem Mitglied der Porvoo-Kommission und befragte ihn zu der Situation. Er bestätigte mir, daß abgesehen von recht wortkräftigen Erklärungen kein Bruch der baltischen Kirchen mit der Schwedischen Kirche erkennbar sei. Zur Porvoo-Konferenz in wenigen Wochen würden die Balten wieder anreisen.

Alles nur Säbelgerassel?
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Lioba
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Re: Klare Worte von den baltischen Bischöfen

Beitrag von Lioba »

Es kommt auch darauf an, ob du die aktuellen Entwicklungen als unumkehrbar siehst oder nur als vorübergehende Phase. Die kirchliche Sammlung um Bibel und Bekenntnis hält immer noch tapfer durch.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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