Alt-Katholiken II

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
Tritonus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tritonus »

Coturnix hat geschrieben:... Der Dekan charakterisiert seine Kirche scheinbar nur über Abgrenzung zur RKK und das finde ich (als Lutheraner!) irgendwie sehr bedenklich. Frei nach dem Motto: Alles Blöde von den Katholiken was ihr nicht wollt gibt es bei uns nicht: kein Zölibat, Frauenordination, Homosegnung, kein Vertrauen gegenüber den biblischen Autoren (?).
Ehrlich gesagt finde ich die SELK da noch deutlich "katholischer" als die AKK, wenn man das so sagen kann :roll: ...
O Mann, und ich dachte immer, ich bin irgendwie überempfindlich und war der einzige, der das gemerkt und daran rumgemeckert hat.

Also: It's not a bug, it's a feature. Diese Grundeigenschaft ist nicht auf die Äußerung beschränkt, die Du da gehört hast. Die Vorstellung der eigenen Kirche fängt auf der Webseite der Altkatholiken mit folgenden Worten an:
„Alt-katholisch - was ist das?“

Diese Frage wird oft gestellt. Bei "katholisch" denken die meisten gleich an Rom, Papst, Vatikan, eben an "römisch-katholisch". Alt-katholisch klingt da in manchen Ohren eher nach "konservativ" oder "veraltet". Alt-katholische Ansichten sind aber alles andere als das.

( http://www.alt-katholisch.de/informatio ... llung.html )
In den ersten zwei Sätzen baut man ein Bild aus "Rom, Papst, Vatikan, römisch-katholisch, und veraltet" auf und definiert sich anschließend selbst über Abgrenzung dazu.

Als frühpubertierender 12-jähriger hätte ich meine Selbstvorstellung vielleicht mit ganz ähnlichen Worten begonnen: "Ich bin ganz anders als meine Eltern, weil meine Ansichten nicht so "konservativ" und "veraltet" sind wie ihre".

Wenn aber eine Gemeinschaft nach 14 Jahren immer noch so offensichtlich nach diesem Muster denkt und redet, ... na ja, auf mich wirkt es so retardiert, dass es schon mein Mitleid erweckt. Ich wünsche gute Besserung.

Tinius
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tinius »

Tritonus hat geschrieben:
Wenn aber eine Gemeinschaft nach 140 Jahren immer noch so offensichtlich nach diesem Muster denkt und redet, ... na ja, auf mich wirkt es so retardiert, dass es schon mein Mitleid erweckt. Ich wünsche gute Besserung.
Einer meiner Freunde ist Alt-Katholik. Genau das habe ich ihm auch schon so gesagt. Achselzucken war die Antwort. Deren Bischof hat medial keine Ausstrahlung. Eine aktuelle Theologie gibt es nicht.

Da bist du bei der SELK deutlich besser aufgehoben....als Lutheraner eben.

TillSchilling

Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von TillSchilling »

Tritonus hat geschrieben: In den ersten zwei Sätzen baut man ein Bild aus "Rom, Papst, Vatikan, römisch-katholisch, und veraltet" auf und definiert sich anschließend selbst über Abgrenzung dazu.

Als frühpubertierender 12-jähriger hätte ich meine Selbstvorstellung vielleicht mit ganz ähnlichen Worten begonnen: "Ich bin ganz anders als meine Eltern, weil meine Ansichten nicht so "konservativ" und "veraltet" sind wie ihre".

Wenn aber eine Gemeinschaft nach 140 Jahren immer noch so offensichtlich nach diesem Muster denkt und redet, ... na ja, auf mich wirkt es so retardiert, dass es schon mein Mitleid erweckt. Ich wünsche gute Besserung.
Ich glaube nicht dass die altkatholische Kirche das schon seit 140 Jahren so macht. Ich glaube ursprünglich waren sie die konservativere Kirche, die durch den Vatikan eingeführte Neuerungen in Lehre und Praxis nicht mitmachen wollten.

Dieter
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Dieter »

"Eine aktuelle Theologie gibt es nicht."

Es gibt seit über 6 Jahren die alt-katholischen Theologenkonferenzen, die zu vielen wichtigen Themen Aussagen macht, allerdings ganz bewusst nicht zu allen Themen, denn es ist besser, wenn einige Punkte bewusst nicht in Worte gefasst werden. Darin ähnelt die AKK der Orthodoxen Kirche, die ja z.B. eine blühende Marienverehrung hat, ohne verbindliche Mariendogmen aufzustellen.

http://www.alt-katholisch.de/utrechter- ... erenz.html

Tinius
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tinius »

TillSchilling hat geschrieben:
Tritonus hat geschrieben:
Wenn aber eine Gemeinschaft nach 140 Jahren immer noch so offensichtlich nach diesem Muster denkt und redet, ... na ja, auf mich wirkt es so retardiert, dass es schon mein Mitleid erweckt. Ich wünsche gute Besserung.
Ich glaube nicht dass die altkatholische Kirche das schon seit 140 Jahren so macht. Ich glaube ursprünglich waren sie die konservativere Kirche, die durch den Vatikan eingeführte Neuerungen in Lehre und Praxis nicht mitmachen wollten.
Die Kirche bildete sich aus Opposition zum Vaticanum Nummer 1, dass zur Umbruchszeit der Welt um 1870 eine stramm konservative, antiliberale und vollkommen zentralistische Kirche mit unfehlbarem Papst zementierte. Vereinfacht gesagt, konnten viele Gebildete das im noch nicht geeinten Deutschland nicht ertragen. Daher galt diese Kirche lange wohl als Kirche der Gebildeteren, während die Rom-Katholiken im Deutschen Kaiserreich mit den bekannten Vorwürfen wegen angeblicher Rückständigkeit und mangelnder Loyalität zum protestantisch dominierten Reich zu kämpfen hatten.
So wie ich das sehe, kann man bis weit ins 20.Jahrhundert hinein von einer konservativen Kirche sprechen. Mit dem üblichen Hurra in den 1.Weltkrieg, die Rolle des Bischofs Erwin Kreuzer vor, im und nach dem 2.Weltkrieg mehr als peinlich. Der jetzige Bischof Ring hat über das Thema "Katholisch und deutsch. Die alt-katholische Kirche Deutschlands und der Nationalsozialismus" promoviert. Als dickes Buch für 20 Euro erhältlich, ich habe es in der Uni-Bibliothek gelesen.
Grotesk zu lesen, wie sich die Persönlichkeit des Bischofs Erwin Kreuzer zum Kriegsende quasi auflöste, weil das 3.Reich militärisch besiegt wurde.

Vielleicht kann ein Alt-Katholik hier mal erläutern, ab wann und warum es dann zum Umschwung zur jetzigen Kirche kam, die mit der von 1873, 1913, 1934 und 1966 nichts mehr zu tun hat.

Bei meiner Lektüre zur alt-katholischen Kirche sind mir bei den Bischöfen zwei Sachen aufgefallen:
Oftmals trat eine neuer Bischof zufällig sein Amt an, als historische bzw. gesellschaftliche, schwerwiegende Umbrüche kurz bevorstanden oder begonnen hatten (1873, 1913, 1934, 1966).

Seit 1913 waren quasi 100 Jahre lang alle Bischöfe verheiratet und hatten meist eigene Kinder. Also ein besonderes Kennzeichen dieser Kirche. Somit stellt der aktuelle Bischof Ring eigentlich einen Bruch mit dieser Tradition dar.

Fragesteller
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Fragesteller »

Tinius hat geschrieben:Die Kirche bildete sich aus Opposition zum Vaticanum Nummer 1, dass zur Umbruchszeit der Welt um 1870 eine stramm konservative, antiliberale und vollkommen zentralistische Kirche mit unfehlbarem Papst zementierte. [...] So wie ich das sehe, kann man bis weit ins 20.Jahrhundert hinein von einer konservativen Kirche sprechen. Mit dem üblichen Hurra in den 1.Weltkrieg, die Rolle des Bischofs Erwin Kreuzer vor, im und nach dem 2.Weltkrieg mehr als peinlich.
Wenn man das konservativ-liberal-Schema anwenden will, sollte man zwischen (theologisch motiviertem) "kirchlichem Konservatismus" und (deutsch-nationalem) "Zeitgeistkonservatismus" unterscheiden. Mein Eindruck ist, dass es im deutschen Altkatholizismus zu Beginn beides gab. Ich meine mich auch (aus Hermann Priebes nationalprotestantischem "Kirchlichen Handbuch") an ein Zitat Döllingers (?) zu erinnern, in der er die Opposition zum Papstprimat auch damit begründet, dass dieser historisch (Mittelalter) Deutschlands Unglück gewesen sei. Dass solcher Zeitgeistkonservatismus, wenn sich die Zeiten ändern, in Zeitgeistliberalismus übergehen muss (bzw. in einer nationalliberalen Zeit von Anfang an mit solchen Elementen durchsetzt war, vgl. die von Tinius zitierte "Rückständigkeit" der RKK, Beichtzwang, Zölibat, etc.) ist irgendwo stimmig.

Alt-Katholik
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Alt-Katholik »

Tinius hat geschrieben:Seit 1913 waren quasi 100 Jahre lang alle Bischöfe verheiratet und hatten meist eigene Kinder. Also ein besonderes Kennzeichen dieser Kirche. Somit stellt der aktuelle Bischof Ring eigentlich einen Bruch mit dieser Tradition dar.
Hat einen Grund, warum es da einen "Bruch" gibt. Ist sozusagen ein offenes Geheimnis innerhalb altkatholischer Kreise. :D

Dieter
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Dieter »

Alt-Katholik hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Seit 1913 waren quasi 100 Jahre lang alle Bischöfe verheiratet und hatten meist eigene Kinder. Also ein besonderes Kennzeichen dieser Kirche. Somit stellt der aktuelle Bischof Ring eigentlich einen Bruch mit dieser Tradition dar.
Hat einen Grund, warum es da einen "Bruch" gibt. Ist sozusagen ein offenes Geheimnis innerhalb altkatholischer Kreise. :D


Es wurde darüber auch schon von einer alt-katholischen Kanzel herab gepredigt.

Alt-Katholik
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Alt-Katholik »

Dieter hat geschrieben:
Alt-Katholik hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Seit 1913 waren quasi 100 Jahre lang alle Bischöfe verheiratet und hatten meist eigene Kinder. Also ein besonderes Kennzeichen dieser Kirche. Somit stellt der aktuelle Bischof Ring eigentlich einen Bruch mit dieser Tradition dar.
Hat einen Grund, warum es da einen "Bruch" gibt. Ist sozusagen ein offenes Geheimnis innerhalb altkatholischer Kreise. :D


Es wurde darüber auch schon von einer alt-katholischen Kanzel herab gepredigt.
Aber die Tatsache, dass es kaum thematisiert wird, spricht für sich. An und für sich arm für eine "liberale" Kirche.

Tritonus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tritonus »

Tinius hat geschrieben:Vielleicht kann ein Alt-Katholik hier mal erläutern, ab wann und warum es dann zum Umschwung zur jetzigen Kirche kam, die mit der von 1873, 1913, 1934 und 1966 nichts mehr zu tun hat.
Zwar bin ich erstens kein Alt-Katholik (mehr) und zweitens habe ich den Umschwung nicht bewusst mitbekommen -- dafür bin selbst ich zu jung --, aber ich kann mal ungeordnet und stichwortartig wiedergeben, was ich dazu vor Jahren von einigen alten Altkatholiken gehört habe.)

1. In den 1960ern hatte die Altkatholische Kirche einen Tiefpunkt ihrer Geschichte erreicht, vor allem was die Mitgliederzahl anging. Nachdem in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre die Mitgliederzahl in vielen Gemeinden noch einmal stark angewachsen war, weil ein riesiger Schwall Altkatholiken aus dem Sudetenland, in dem sie zahlenmäßig besonders stark waren und in vielen Orten die Mehrheit gestellt hatten, vertrieben und in deutschen Kernlanden ansässig geworden waren, herrschte in der darauffolgenden Zeit absolute Ebbe und die große Austrittswelle begann. Unter anderem machte sich ein verschärfter Priestermangel breit, bevor man das Wort Priestermangel in der römisch-katholischen Kirche überhaupt kannte. Das mag sicherlich zum Teil daran liegen, dass die stark deutsch-national(istisch)e Grundtendenz, die bis dahin über Jahrzehnte typisch für die Altkatholische Kirche war, mit dem Ende der Hitlerdikatur und dem verlorenen 2. WK einen gewissen "ideologischen Karriereknick" erlitten und ihre Anziehungskraft in weiten Kreisen eingebüßt hatte.

2. In diese Situation kam auch noch das 2. Vatikanische Konzil. Altkatholiken hörten und lasen das Stichwort "Öffnung" und traten in Scharen zur römisch-katholischen Kirche über.

3. Wann genau der endgültige Umschwung kam, kann ich Dir nicht sagen. Dazu habe ich Verschiedenes gehört.

Eine Version hat auch mit dem 2. Vatikanischen Konzil zu tun, indirekt sozusagen: In der Folge diese Konzils ergriffen viele junge Männer den Priesterberuf in der römisch-katholischen Kirche, die wohl der Ansicht waren, grundlegende Neuausrichtungen wie z.B. die Aufhebung des Zölibats wären nur noch eine Frage der Zeit. Diese wurden teilweise herb enttäuscht. Zur gleichen Zeit begann man in der altkatholischen Kirche wegen des dort herrschenden starken Priestermangels, bewusst und in großer Zahl ehemalige römisch-katholische Priester einzustellen, die ihr Amt z.B. wegen Schwierigkeiten mit dem Zölibat dort nicht weiter ausüben konnten oder wollten.

Das Witzige an der Sache ist jetzt, dass ein großer Teil dieser übergetretenen Priester nicht etwa "im Herzen ein bisschen römisch-katholischer" geblieben wären als ihre schon immer altkatholischen Kollegen, sondern -- typisch für viele Konvertiten -- sofort einen unüberhörbar kalten und scharfen anti-römischen Wind in der altkatholischen Kirche verbreiteten. Noch heute dürfte die überwiegende Mehrheit der altkatholischen PriesterInnen eine römisch-katholische Vergangenheit haben, als rk Priester, Pastoralassistentin, Theologiestudent usw. Da wird dann gerne kräftig kollektive Vergangenheitsbewältigung betrieben, das merkt man selbst bei (zu) vielen Predigten, und der eigene Weg und die Zukunft als Kirche kann da schon mal gern ein bisschen auf der Strecke bleiben. "Wieso Profil? Wir haben doch schon ein Profil: Wir sind nicht so wie die, bei denen wir früher mal waren."

(Persönliche Bemerkung: Die Tragik an der Sache ist, dass die meisten "Ex-Römer" die in der altkatholischen Kirche durch genau diese "Ex-Römer" verbreitete kollektive Selbsthilfegruppen-, Therapiestunden- und Vergangenheitsbewältigungsatmosphäre irgendwie gar nicht wahrzunehmen scheinen, aber dafür viele andere, dafür reicht oft schon ein einziger Besuch. Für ex-agnostische, ex-evangelische oder ex-sonstwas Altkatholiken kann es schon eine extreme Tortur und zum Kotzen nervig sein, sich jahre- und jahrzehntelang vor allem die Geschichten über die Differenzen und Abgrenzungen zu den "Römern" anzuhören und ständig die eigene, d.h. die altkatholische Kirche sozusagen ausschließlich oder zumindest überwiegend als Gegenpol von etwas definiert zu bekommen, was man selbst möglicherweise gar nicht kennt.)

4. Damit war der weitere Kurs festgelegt.
a) Die altkatholische Kirche muss vor allem "anders" sein als die römisch-katholische.
b) "Die Römer" galten ziemlich bald nach dem Konzil wieder als "konservativ" und "rückständig".
c) Aus a und b folgt: Die altkatholische Kirche muss "modern" sein.
Total alternativ, Alda.Bild
Zuletzt geändert von Tritonus am Sonntag 5. Oktober 2014, 22:24, insgesamt 1-mal geändert.

Fragesteller
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Fragesteller »

Wenn man fragen darf: Woher und warum kamst Du zur AKK?

Alt-Katholik
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Alt-Katholik »

Tritonus hat geschrieben:Total alternativ, Alda.Bild
Ich geb der römischen Kirche noch 1-2 Päpste bis sie uns in Sachen Modernität eventuell sogar überholt hat.

St. Joseph
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von St. Joseph »

Die Analyse von Tritonus scheint mir durchaus zutreffend, allerdings kann man bei der kleinen Kirche kaum von " einem riesigen Schwall" , oder "traten in Scharen..." sprechen.

Die aktuelle Diskussion mag auch ein Licht auf den Weg der PNCC und der von ihr gegründeten Union von Scranton werfen. Denn es gibt durchaus Altkatholiken, die kein Problem damit haben katholisch zu sein und zu bleiben.

Tritonus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tritonus »

St. Joseph hat geschrieben:... allerdings kann man bei der kleinen Kirche kaum von " einem riesigen Schwall" , oder "traten in Scharen..." sprechen.
:) Du hast recht, bei insgesamt einigen 10.000 Mitgliedern -- heute sind es wohl knapp 18.000 (?) -- klingt eine Formulierung wie "ein riesiger Schwall" natürlich grotesk übertrieben.

St. Joseph
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von St. Joseph »

Die tatsächlichen Mitgliedszahlen sind nur schwer verifizierbar, soweit ich mich erinnere soll es sowohl vor als auch nach dem Kriege ca. 50.000 Altkatholiken in Deutschland gegeben haben. Eigentlich hätte sich die Mitgliederzahl durch die Vertreibung der Sudetendeutschen nahezu verdoppeln müssen, d.h. entweder waren die Vorkriegszahlen falsch, oder die Kirche hat in dieser Zeit ca. die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. In den 70. und 80. Jahren sprach man von 30.000 Mitgliedern, ab den 90. Jahren von 25.000 Mitgliedern. Mit dem Amtsantritt des aktuellen Bischofs sei die tatsächliche Zahl veröffentlicht wurden ca. 15.000 Mitglieder.

Doch viel wichtiger als die Mitgliederzahlen sind doch die vertretenden theologischen Standpunkte. Und hier scheint die Substanz dann doch wohl noch stärker geschmolzen zu sein als bei den Mitgliederzahlen.

Tinius
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tinius »

Alt-Katholik hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:
Alt-Katholik hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Seit 1913 waren quasi 100 Jahre lang alle Bischöfe verheiratet und hatten meist eigene Kinder. Also ein besonderes Kennzeichen dieser Kirche. Somit stellt der aktuelle Bischof Ring eigentlich einen Bruch mit dieser Tradition dar.
Hat einen Grund, warum es da einen "Bruch" gibt. Ist sozusagen ein offenes Geheimnis innerhalb altkatholischer Kreise. :D


Es wurde darüber auch schon von einer alt-katholischen Kanzel herab gepredigt.
Aber die Tatsache, dass es kaum thematisiert wird, spricht für sich. An und für sich arm für eine "liberale" Kirche.
Jetzt bin ich wirklich platt. :auweia: :auweia: Und an theologischer Substanz scheint da wenig da zu sein. Ich bin ja ein höflicher Mensch und habe meinem alt-katholischen Freund ( der Ex-Protestant ist) nur ein paar Fragen gestellt, als ich mal dabei war und dann rumrecherchiert habe. Aber mit der Selbstdarstellung der Kirche hat das alles nichts zu tun.
Wer als Lutheraner weg von der Landeskirche will, sollte doch besser bei der SELK anheuern.

Tritonus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tritonus »

Tinius hat geschrieben:Jetzt bin ich wirklich platt. :auweia: :auweia: ...
Ääähm ... vielleicht wird es einige ein bisschen überraschen, aber m.E. disqualifiziert eine bloße Neigung (falls es sich darum handeln sollte und ich nichts missverstanden habe) noch niemanden für ein Amt.

Ein viel schwerwiegenderes Problem sehe ich darin, dass der Verdacht naheliegen bzw. aufkommen könnte, dass ihm dieses Amt nicht unabhängig von oder trotz, sondern wegen seiner Neigung zuteil geworden ist.

Coturnix
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Coturnix »

Das sicher nicht, der Meinung bin ich auch. Die Frage ist nur, ob er dann tatsächlich zölibatär lebt oder - und so habe zumindest ich die anderen Posts hier interpretiert - evtl. eben doch in eine Beziehung verwickelt ist und ein Doppelleben führt. Das wäre sicher nicht sonderlich rühmlich für die Kirche, würde mich aber auch insofern somindest wundern, da man dort ja scheinbar nichts gegen Homosegnungen hat - da hätte der Bischof dann ja der "Vorreiter" sein können, wenn er das gewollt hätte. Da er das nicht getan hat, lebt er wohl entweder tatsächlich zölibatär (was in Anbetracht von dem, was man sonst von der AKK hört ja sehr lobenswert wäre) oder er verheimlicht der ganzen Kirche etwas. Aber ich weiß darüber zu wenig und will hier auch nicht herumspekulieren.

Dieter
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Dieter »

"und will hier auch nicht herumspekulieren."


Dann lass es doch auch!

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taddeo
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von taddeo »

Tritonus hat geschrieben:Ääähm ... vielleicht wird es einige ein bisschen überraschen, aber m.E. disqualifiziert eine bloße Neigung (falls es sich darum handeln sollte und ich nichts missverstanden habe) noch niemanden für ein Amt.
Eine bloße Neigung qualifiziert aber auch noch niemanden für ein Amt - ganz egal, in welchem Zusammenhang, und von welcher Neigung man auch immer spricht.

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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Petur »

Alt-Katholik hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Seit 1913 waren quasi 100 Jahre lang alle Bischöfe verheiratet und hatten meist eigene Kinder. Also ein besonderes Kennzeichen dieser Kirche. Somit stellt der aktuelle Bischof Ring eigentlich einen Bruch mit dieser Tradition dar.
Hat einen Grund, warum es da einen "Bruch" gibt. Ist sozusagen ein offenes Geheimnis innerhalb altkatholischer Kreise. :D
Was für ein unfairer Beitrag! Das ist kein öffentliches Thema, das ist seine Privatsphäre.

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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Petur »

St. Joseph hat geschrieben:
St. Joseph hat geschrieben:Das Katholische Bistum der Altkatholiken in Deutschland legt Ritus zur Segnung homosexueller Paare auf:

http://www.alt-katholisch.de/meldungen/ ... 314d7fb77d
Nachdem die Altkatholiken der Utrechter Union bereits vor Jahren das Weihesakrament durch die Zulassung von Frauen zum Amt beschädigt haben, gehen sie nun konsequent diesen Weg der Destruktion auch im Ehesakrament weiter:

http://www.alt-katholisch.de/meldungen/ ... 474585fd6
Wobei keine Kommission für dieses Thema errichtet wird (es hat auch eine solche Idee gegeben), was noch immer die bessere Version ist. Ich hoffe sehr, dass die "Erneuerer" ihr Ziel nicht erreichen werden.

Tritonus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tritonus »

Petur hat geschrieben:
Alt-Katholik hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Seit 1913 waren quasi 1 Jahre lang alle Bischöfe verheiratet und hatten meist eigene Kinder. Also ein besonderes Kennzeichen dieser Kirche. Somit stellt der aktuelle Bischof Ring eigentlich einen Bruch mit dieser Tradition dar.
Hat einen Grund, warum es da einen "Bruch" gibt. Ist sozusagen ein offenes Geheimnis innerhalb altkatholischer Kreise. :D
Was für ein unfairer Beitrag! Das ist kein öffentliches Thema, das ist seine Privatsphäre.
Lieber Petur, Du verstehst das leider völlig falsch. Das war gar keine Diffamierung, sondern ein offensiver Befreiungsschlag. Bitte nachlesen:
Outing ist ein aus dem Englischen übernommener Begriff der Schwulen- und Lesbenbewegung, der sich zu Beginn der 199er Jahre auch in der deutschen Sprache durchsetzte.

Das Verb „jemanden outen“ wird verwendet im Sinne von „jemanden einer Sache bezichtigen, die bis dahin geheim war“ (und die viele Geoutete gerne weiterhin geheim halten würden).

Outing umschrieb ursprünglich das erzwungene Coming-out öffentlicher Personen durch bekennende und politisch aktive Homosexuelle. Die Praxis des „Outens“ [...] wurde als bewusst provokative Aktion eingesetzt, um durch das Benennen von homosexuellen Prominenten diese dazu zu zwingen, sich auch in der Öffentlichkeit zu ihrer Homosexualität zu bekennen. [...] Outing wurde ausdrücklich nicht als Diffamierung verstanden, sondern als offensiver Befreiungsschlag der Gay Liberation Community ...

( http://de.wikipedia.org/wiki/Outing , Hervorhebung von mir )
Für die Bewegung müssen auch schon mal ein paar Opfer gebracht werden. Was bedeutet so ein humanitätsduseliger Begriff wie "Privatsphäre" schon gegen den Endsieg?

Dieter
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Dieter »

Wenn man Kleriker outen will, dann gibt es zahlreiche Möglichkeiten in der römisch-katholischen Kirche!

Alt-Katholik
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Alt-Katholik »

Petur hat geschrieben:
Alt-Katholik hat geschrieben:
Tinius hat geschrieben:Seit 1913 waren quasi 100 Jahre lang alle Bischöfe verheiratet und hatten meist eigene Kinder. Also ein besonderes Kennzeichen dieser Kirche. Somit stellt der aktuelle Bischof Ring eigentlich einen Bruch mit dieser Tradition dar.
Hat einen Grund, warum es da einen "Bruch" gibt. Ist sozusagen ein offenes Geheimnis innerhalb altkatholischer Kreise. :D
Was für ein unfairer Beitrag! Das ist kein öffentliches Thema, das ist seine Privatsphäre.
So "privat", dass es eh jeder weiß. Und "unfair" wäre es nur, wenn man Homosexualität als etwas schlimmes sieht.

Dieter
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Dieter »

Der Bischof hat vor seiner Wahl glaubhaft versichert, dass er zölibatär lebt. Es gibt keinerlei Grund, dies anzuzweifeln, genausowenig wie bei Klerikern in der Römisch-katholischen Kirche.

Die Beispiele aus der Anglikanischen Kirche haben aber gezeigt, dass das Thema Homosexualität innerhalb der Ökumene (offizielle RKK, Orthodoxe Kirche, Evangelikale usw) schwierig ist. Deswegen sollte dies bei höheren Klerikern so wenig wie möglich thematisiert werden.

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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tinius »

Dieter hat geschrieben:Der Bischof hat vor seiner Wahl glaubhaft versichert, dass er zölibatär lebt. Es gibt keinerlei Grund, dies anzuzweifeln, genausowenig wie bei Klerikern in der Römisch-katholischen Kirche.

Die Beispiele aus der Anglikanischen Kirche haben aber gezeigt, dass das Thema Homosexualität innerhalb der Ökumene (offizielle RKK, Orthodoxe Kirche, Evangelikale usw) schwierig ist. Deswegen sollte dies bei höheren Klerikern so wenig wie möglich thematisiert werden.
So wie ich es verstehe, gibt es bei der alt-katholischen Kirche in Deutschland kein Zölibat. Demnach ist diese Aussage unsinnig und eher eine sonderbare Erklärung für ein Nichtverheiratetsein.
Siehe Homepage der alt-katholischen Kirche:
http://www.alt-katholisch.de/informatio ... libat.html

Eine sinnvollere Aussage des Herrn Bischofs wäre: "Ich bin alleinstehend"

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Petur
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Petur »

Der freiwillige Zölibat ist auch bei den Altkatholiken möglich.

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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Reinhard »

Petur hat geschrieben:Der freiwillige Zölibat ist auch bei den Altkatholiken möglich.
Das beruhigt mich jetzt aber außerordentlich, dass es bei denen keine Zwangsheirat gibt ! :narr:

Dieter
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Dieter »

In der AKK standen immer schon Zölibat und Ehe gleichberechtigt neben einander. In den Anfangsjahren waren nur wenige Priester verheiratet.

Auch heute noch gibt es in der AKK einen größeren Anteil an zölibatär lebenden Klerikern als in den meisten protestantischen Kirchen (wo von der Gemeinde und der Kirchenleitung oft unausgesprochen erwartet wird, dass der Pfarrer verheiratet ist.)

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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tinius »

Dieter hat geschrieben: Auch heute noch gibt es in der AKK einen größeren Anteil an zölibatär lebenden Klerikern als in den meisten protestantischen Kirchen (wo von der Gemeinde und der Kirchenleitung oft unausgesprochen erwartet wird, dass der Pfarrer verheiratet ist.)
Hast du da Zahlenmaterial? Mein alt-katholischer Freund meint, dass fast alle aktuellen Priester verheiratet oder geschieden sind.

Dein Vergleich mit den protestantischen Kirchen ist seltsam. Denn dort gibt es keinen Zölibat. Wenn du ledige Pfarrer und Pfarrerinnen meinst, sind die seltener. Viele Pärchen lernen sich während des Studiums kennen. Die einfachste und pragmatischte Art. Gleiche Interessen, große Auswahl.....so einen Heiratsmarkt gibt es später nicht mehr.

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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von taddeo »

Tinius hat geschrieben:Dein Vergleich mit den protestantischen Kirchen ist seltsam. Denn dort gibt es keinen Zölibat.
Ich kann mir eigentlich schon vorstellen, daß es auch in protestantischen Kirchen Menschen bzw. Amtsträger gibt, die freiwillig um des Himmelreiches willen ehelos leben (und nichts anderes bedeutet "Zölibat"), und nicht nur aus Mangel an Gelegenheit als Singles.

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