Alt-Katholiken

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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ad-fontes
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Dieter hat geschrieben: Was nützt aber auch die "richtige" Lehre, wenn die Praxis nicht stimmt? Die AKK ist zu einer reinen Wellnes"kirche" verkommen, wo der Gottesdienst nur ein Vorspiel zum gemeinsamen Feiern (in Form von Gemeindefesten usw) ist. Die Gemeinden sind kleine Clubchen von gleich -grün-links-bürgerlich- denkenden Menschen, die Menschen mit anderer Meinung schon lange heraus gekickt haben.

Wer mit großen Enthusiasmus zur AKK kommt, weil er sich im Internet eine Menge angelesen hat und er diese Kirche theoretisch gut findet, wird sich die erste Zeit dort auch wohl fühlen, bis er merkt, dass irgend etwas nicht stimmt. Es braucht lange, um zu spüren, was nicht stimmt, denn alle sind freundlich, tolerant und menschlich.

Vielleicht geht es ihm dann irgend wann auf, dass der Glaube den ganzen Menschen, auch von innen heraus, berühren muss. Ich möchte fast sagen, dass man in gewissem Sinne auch unter seiner Kirche leiden muss (weil sie einem entweder zu liberal oder zu konservativ ist oder aus anderen Gründen). Jedenfalls taugt eine Kirche, die sich auf einem Präsentierteller kostenlos und ohne Mühe anbietet, nichts. Wenn man Geselligkeit und Feiern haben will, sollte man Mitglied in einem Kegelclub werden. Das ist ehrlicher!
Es war dir zu wenig Glaube dort? Bist du nicht auch -grün-links-bürgerlich- denkendend?

Du zeigst manche richtige beobachtung auf. Dann denke ich wieder, manches ist so pauschal und diffamierend. Auf alle Fälle steckt eine tiefe Enttäuschung dahinter.

Natürlich bin auch auch von "meiner" Kirche enttäuscht. Deswegen kommuniziere ich auch nicht mit Bischof Matthias. Aber wenn ich gegen den Strom schwimme, ist doch nicht das Wasser schuld!!
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

TomS
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von TomS »

ad-fontes hat geschrieben:Bleiben also ca. 1500, die wählen. Die wählen natürlich nur die noch engagierteren, die bereit sind, 500 km zur Synode zu fahren, Urlaub dafür zu nehmen etc. Wer ist noch engagierter von Haus aus? zB (Laien-)Theologen..also Ex-Römer. Gewiß haben nicht alle Synodalen einen solchen Hintergrund, aber es reicht, wenn sie dort vor Ort 10% stellen und zusammen mit dem Klerus - der ja ganz überwiegend aus der gleichen Schule, dem gleichen Stall, stammt - eine bestimmte Richtung ventilieren. Die Unbedarften, netten und normalen Alt-Katholiken kriegt man dann schon so weit.
Vielen Dank für diesen Bericht. Mit war nicht klar, dass die alt-katholische Kirche so stark von Ex-Amtsträgern bzw. -Theologen der römisch-katholischen Kirche beinflusst wird. Was sagen eigentlich diese Leute zur Situation der alt-katholischen Kirche? Sind die mit ihrer kleinen Kirche, in der sie dann alle ihre Vorstellungen ausleben können, soweit zufrieden?

Dann gibt es ja nich das alt-katholische Seminar an der Universität Bonn. Dort scheinen ja die Priesterinnen mächtig zu wirken. Wieviele schließen denn da ab? Bekommt man von dort keinen eigenen Priester(innen)?

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ad-fontes
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

TomS hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Bleiben also ca. 1500, die wählen. Die wählen natürlich nur die noch engagierteren, die bereit sind, 500 km zur Synode zu fahren, Urlaub dafür zu nehmen etc. Wer ist noch engagierter von Haus aus? zB (Laien-)Theologen..also Ex-Römer. Gewiß haben nicht alle Synodalen einen solchen Hintergrund, aber es reicht, wenn sie dort vor Ort 10% stellen und zusammen mit dem Klerus - der ja ganz überwiegend aus der gleichen Schule, dem gleichen Stall, stammt - eine bestimmte Richtung ventilieren. Die Unbedarften, netten und normalen Alt-Katholiken kriegt man dann schon so weit.
Vielen Dank für diesen Bericht. Mit war nicht klar, dass die alt-katholische Kirche so stark von Ex-Amtsträgern bzw. -Theologen der römisch-katholischen Kirche beinflusst wird. Was sagen eigentlich diese Leute zur Situation der alt-katholischen Kirche? Sind die mit ihrer kleinen Kirche, in der sie dann alle ihre Vorstellungen ausleben können, soweit zufrieden?
Soll ich jetzt gemein sein? ..solange die Bezüge stimmen..

(aber eigentlich ist das Dieters Part).
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ad-fontes
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Das ist der Vorteil, wenn man als K.d.ö.R. hebeberechtigt ist.

Wie gesagt, die Mehrheit zahlt und hält ansonsten die Klappe. "Kirchenpolitik" interessiert sie auch nicht.


Wenn demnächst das weltweite altkatholische Schisma zwischen "FO"+Homosegnungsbefürwortern (Utrechter) und -gegnern (Scrantoner) auch in Deutschland offen zutage tritt, wird für letzere die Schwierigkeit darin bestehn, sich in der Fläche auszubreiten. Das bestehende alt-kath. Bistum hat - aller zahlenmäßigen Kleinheit zum Trotz - alle Instrumente einer Organisation zur Hand und die staatskirchenrechtliche Privilegien einer Volkskirche.
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Florianklaus
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Florianklaus »

ad-fontes hat geschrieben:Das ist der Vorteil, wenn man als K.d.ö.R. hebeberechtigt ist.

Wie gesagt, die Mehrheit zahlt und hält ansonsten die Klappe. "Kirchenpolitik" interessiert sie auch nicht.


Wenn demnächst das weltweite altkatholische Schisma zwischen "FO"+Homosegnungsbefürwortern (Utrechter) und -gegnern (Scrantoner) auch in Deutschland offen zutage tritt, wird für letzere die Schwierigkeit darin bestehn, sich in der Fläche auszubreiten. Das bestehende alt-kath. Bistum hat - aller zahlenmäßigen Kleinheit zum Trotz - alle Instrumente einer Organisation zur Hand und die staatskirchenrechtliche Privilegien einer Volkskirche.
Auf welche Zahl schätzt Du denn die "Scrantoner"? Und warum bilden die nicht eine orthodoxe "western-rite" Gemeinde?

Dieter
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Dieter »

ad-fontes hat geschrieben:
TomS hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Bleiben also ca. 1500, die wählen. Die wählen natürlich nur die noch engagierteren, die bereit sind, 500 km zur Synode zu fahren, Urlaub dafür zu nehmen etc. Wer ist noch engagierter von Haus aus? zB (Laien-)Theologen..also Ex-Römer. Gewiß haben nicht alle Synodalen einen solchen Hintergrund, aber es reicht, wenn sie dort vor Ort 10% stellen und zusammen mit dem Klerus - der ja ganz überwiegend aus der gleichen Schule, dem gleichen Stall, stammt - eine bestimmte Richtung ventilieren. Die Unbedarften, netten und normalen Alt-Katholiken kriegt man dann schon so weit.
Vielen Dank für diesen Bericht. Mit war nicht klar, dass die alt-katholische Kirche so stark von Ex-Amtsträgern bzw. -Theologen der römisch-katholischen Kirche beinflusst wird. Was sagen eigentlich diese Leute zur Situation der alt-katholischen Kirche? Sind die mit ihrer kleinen Kirche, in der sie dann alle ihre Vorstellungen ausleben können, soweit zufrieden?
Soll ich jetzt gemein sein? ..solange die Bezüge stimmen..

(aber eigentlich ist das Dieters Part).




Alle, bis auf 2 Ausnahmen, sind ehemalige römisch-katholische Priester.

Das Tragische ist, dass sie oft ganz hervorragende Persönlichkeiten sind (die AKK kann sich ja die Leute aussuchen und 9 von 10 Bewerbern abweisen), die in einer Mini-Gemeinde mit 5 Gottesdienstbesuchern völlig unterfordert sind. Sie sind da nur gelandet, weil sie den Zölibat nicht durchhalten konnten. Das führt dazu, dass sie mit der Zeit resignieren, die Gottesdienste abwickeln und ansonsten ihre privaten Hobbys pflegen. Die Gehälter in der AK sind höher als in der RKK, so dass also ein ak Priester, der 2-400 Leute zu beseelsorgen hat, mehr Geld bekommt als ein rk Priester, der 7.000 Pfarrgemeindemitglieder hat. In einer solchen Situation ist es nur zu menschlich, dass man sich einrichtet, nicht aufmuckt und alles macht, was "Matthias" vorschlägt (was nicht viel ist) und ansonsten auf seine (Früh-)Pensionierung hin arbeitet.

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ad-fontes
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Florianklaus hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Das ist der Vorteil, wenn man als K.d.ö.R. hebeberechtigt ist.

Wie gesagt, die Mehrheit zahlt und hält ansonsten die Klappe. "Kirchenpolitik" interessiert sie auch nicht.


Wenn demnächst das weltweite altkatholische Schisma zwischen "FO"+Homosegnungsbefürwortern (Utrechter) und -gegnern (Scrantoner) auch in Deutschland offen zutage tritt, wird für letzere die Schwierigkeit darin bestehn, sich in der Fläche auszubreiten. Das bestehende alt-kath. Bistum hat - aller zahlenmäßigen Kleinheit zum Trotz - alle Instrumente einer Organisation zur Hand und die staatskirchenrechtliche Privilegien einer Volkskirche.
Auf welche Zahl schätzt Du denn die "Scrantoner"? Und warum bilden die nicht eine orthodoxe "western-rite" Gemeinde?
Da frag mal lieber Petur. Weil sie ja Scranton unterstehen (wollen). Wenn die PNCC als Ganzes in die Orthodoxie eintritt, dann würden sie es bestimmt auch. Zur Zeit unrealistisch (wegen Verh. zur RKK).
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Stephen Dedalus
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Stephen Dedalus »

ad-fontes hat geschrieben: Soll ich jetzt gemein sein? ..solange die Bezüge stimmen..

(aber eigentlich ist das Dieters Part).
Macht Ihr das mit der Renegatenpropaganda jetzt arbeitsteilig? :breitgrins:
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Stephen Dedalus
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Stephen Dedalus »

Dieter hat geschrieben:Die Gehälter in der AK sind höher als in der RKK...
Dass Du mit dieser unverschämten Lüge immer noch hausieren gehst, verschlägt mir schier den Atem.
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Petur
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Petur »

ottaviani hat geschrieben:aber ist das nicht eine sehr lokale Angelegenheit
Im April dieses Jahres wird die Christ-Kath. Kirche in Deutschland begründet werden, die deutsche Vertretung der UvS. Ich weiß nicht, wie stark sie werden wird.

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Fiacrius
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Fiacrius »

Nun, die Alt-Katholische Kirche ist für römische Katholiken in gewisser Weise eine Provokation, da sie eine Variante des Katholizismus repräsentiert, der nach römischer Lesart eigentlich gar nicht möglich ist (Frauenordination, verheiratete Priesterschaft bzw. Ausweichmöglichkeit für römische Priester, die heiraten wollen, Laiensynodalität etc.). Ansonsten ist diese erst einmal eine Kirche wie jede andere auch, nur eben drei Nummern kleiner. Und diese Größe ist eben das Problem der Kirche: hat sie eine ähnliche Mitgliederstruktur wie die anderen Kirchen, sind dementsprechend viele (oder wenige) aktiv und interessiert im kirchlichen Leben. Gehen wir mal von so um die 20-25% der formalen Mitglieder aus, sind das bei einer Kirche mit 25 Mio. Mitgliedern immerhin noch gut 6 Mio nzw. in einer Ortskirchengemeinde mit einer Größe von vielleicht 2000 Mitgliedern auch noch 400-500 aktive Gläubige. Bei einer Kirche, die über ganz Deutschland unregelmäßig verteilt so zwischen 15.000 und 20.000 Mitglieder hat, bleiben bestenfalls 5.000 Aktive übrig. Legt man das auf eine durchschnittliche Alt-Katholische Kirchengemeinde um (200 Gläubige im Radius von 30 km), bleiben so 40-50 Aktive übrig - im Idealfall! Bei kleineren Gemeinden oder bei der Unterstützung bestimmter Projekte wird es dann schon kritischer. Und genau hier liegt das Problem der Altkatholiken. Ihre ganze Struktur ist darauf gebaut, eine Amtskirche abzubilden und zu verwalten, ohne zu merken, dass damit jedwede Ressource verlorengeht für die theologische Vertiefung ursprünglicher altkatholischer Gedanken und Grundsätze, ebenso für die wirksame Mobilisierung altkatholischer Laien für Mission und Fürsorge. Der Kirche geht es nicht schlechter als anderen Kirchen in Deutschland (sie hatte teilweise sogar einen temporären Zuwachs aus Römisch-Katholischen Kreisen), ist also mehr oder weniger genauso im demografischen und zeitgeistigen System gefangen wie die anderen. Nur ist es ein Unterschied ob eine Ortkirchengemeinde von 2000 Gläubigen auf 1200 runterschmilzt aber dafür zunehmend zum Gegengewicht wird zu einer Weltanschauung, die früher oder später in eine Sackgasse führen wird - oder ob eine Ortskirchengemeinde mit 200 Mitglieder verteilt auf einen 30km-Radius auf 120 runterschmilzt und eigentlich nur den eigenen Strukturmangel verwalten kann. Für die Alt-Katholische Kirche in Deutschland ist in den nächsten 30 Jahren zu befürchten, dass diese strukturbedingt auf 5.000 Gläubige runtersacken wird, da kleine Gemeinden schlicht nicht mehr lebensfähig sein werden. Letztlich wird diese dann als "Auslandsmission" in die Anglikanische Kirche aufgehen, wenn man dort so weitermacht.
Wieso die Union von Scranton in Deutschland dauerhaft überleben sollte, erschliesst sich mir nicht. Sie zielt auf eine theologisch dermaßen kleine Gruppe ab, sodass sie eigentlich nur eine Episode in der Kirchengeschichte werden kann.

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Florianklaus
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Florianklaus »

Petur hat geschrieben:
ottaviani hat geschrieben:aber ist das nicht eine sehr lokale Angelegenheit
Im April dieses Jahres wird die Christ-Kath. Kirche in Deutschland begründet werden, die deutsche Vertretung der UvS. Ich weiß nicht, wie stark sie werden wird.
Hier ein Link: http://www.christ-katholisch.de/

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ottaviani
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ottaviani »

Ich bin mal echt gespannt wie sich das ganze entwickelt

Tritonus
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Tritonus »

Fiacrius hat geschrieben:Nun, die Alt-Katholische Kirche ist für römische Katholiken in gewisser Weise eine Provokation, da sie eine Variante des Katholizismus repräsentiert, der nach römischer Lesart eigentlich gar nicht möglich ist (Frauenordination, verheiratete Priesterschaft bzw. Ausweichmöglichkeit für römische Priester, die heiraten wollen, Laiensynodalität etc.). Ansonsten ist diese erst einmal eine Kirche wie jede andere auch, nur eben drei Nummern kleiner.
Nein, sie ist nicht "eine Kirche wie jede andere auch". Ich versuche mal, das zu erklären:

Es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob eine Kirche aus welchen Gründen auch immer "für römische Katholiken eine Provokation" darstellt, wie du oben andeutest, oder ob sie ihr Fundament, ihr gesamtes Selbstverständnis und im übrigen auch ihre Personaldecke aus genau dieser Provokation schöpft.

Zwanghafte Andersartigkeit und Provokation werden schon bei der oberflächlichsten Selbstdarstellung deutlich. Wo ein interessierter Außenstehender vielleicht fragt "Was ist Kirche?" oder "Was bedeutet "katholisch""?, bekommt er auf http://www.alt-katholisch.de/informatio ... llung.html ganz oben zur Antwort:
„Alt-katholisch - was ist das?“
Diese Frage wird oft gestellt. Bei "katholisch" denken die meisten gleich an Rom, Papst, Vatikan, eben an "römisch-katholisch". Alt-katholisch klingt da in manchen Ohren eher nach "konservativ" oder "veraltet". Alt-katholische Ansichten sind aber alles andere als das. ...

Man definiert sich also ausschließlich über die römisch-katholische Kirche, und zwar als Gegensatz zu ihr. Dass damit zu wenig Zeit für entscheidende Fragen -- Kirche nämlich als Leib Christi und nicht nur als dauerpubertierender Konkurrenzverein zu Rom -- bleibt, dürfte klar sein. Schade!
ad-fontes hat geschrieben:Die AKK verstand und versteht sich ja als "Brückenkirche". Und in der Tat, für viele Priester, war sie eine Brücke, um von der RKK zur Evangelischen Kirche zu kommen und letztlich dort glücklich zu werden.
Wenigstens funktioniert die Brücke in Einzelfällen auch in Gegenrichtung. :breitgrins:

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Fiacrius
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Fiacrius »

Tritonus hat geschrieben: Man definiert sich also ausschließlich über die römisch-katholische Kirche, und zwar als Gegensatz zu ihr. Dass damit zu wenig Zeit für entscheidende Fragen -- Kirche nämlich als Leib Christi und nicht nur als (...) Konkurrenzverein zu Rom -- bleibt, dürfte klar sein. Schade!
Das ist in der Tat ein Problem.
Allerdings ist die AK durchaus auch "Kirche", als sakramentaler Ort, als Verfasstheit (eines kleinen Teils) des Gottesvolkes, als Gemeinschaft von Gläubigen - eben auch wie in den anderen Kirchen. Nur sehe ich sie leider nur als Verwalter der Beauftragung Christi, weniger als Bewahrer oder gar als Missionar.

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Christiane
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Christiane »

Fiacrius hat geschrieben:da sie eine Variante des Katholizismus repräsentiert, der nach römischer Lesart eigentlich gar nicht möglich ist (Frauenordination, verheiratete Priesterschaft bzw. Ausweichmöglichkeit für römische Priester, die heiraten wollen, Laiensynodalität etc.).
Allein diese aufgezählten Dinge, machen die Selbstbezeichnung altkatholisch schon völlig widersinnig. Wer das Wort "alt" in diesem Zusammenhang benutzt, beansprucht für sich ja das Ursprüngliche, Überlieferte, Wahre, Unverfälschte zu vertreten. In diesem Fall also den ursprünglichen, wahren Katholizismus. Was an Frauenordination, etc. allerdings ursprünglich katholisch sein soll, erschließt sich mir nicht.

Christiane
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ad-fontes
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Christiane hat geschrieben:
Fiacrius hat geschrieben:da sie eine Variante des Katholizismus repräsentiert, der nach römischer Lesart eigentlich gar nicht möglich ist (Frauenordination, verheiratete Priesterschaft bzw. Ausweichmöglichkeit für römische Priester, die heiraten wollen, Laiensynodalität etc.).
Allein diese aufgezählten Dinge, machen die Selbstbezeichnung altkatholisch schon völlig wiedersinnig. Wer das Wort "alt" in diesem Zusammenhang benutzt, beansprucht für sich ja das Ursprüngliche, Überlieferte, Wahre, Unverfälschte zu vertreten. In diesem Fall also den ursprünglichen, wahren Katholizismus. Was an Frauenordination, etc. allerdings ursprünglich katholisch sein soll, erschließt sich mir nicht.

Christiane
Das rührt daher, daß man "dogmatisch" und "disziplinär" scharf trennt. Ersteres unveränderbar (wobei das auch nur noch auf dem Papier steht), letzeres wandelbar. Bischof Sigisbert Kraft hat 1985 oder 86 noch erklärt, daß die Priesterweihe von Frauen allenfalls von einem ökumenischen Konzil beschlossen werden könnte (das entsprechende Zitat habe ich vor 2-3 Jahren hier in diesem Strang gepostet). Der Ausweg (für ihn und damit für die AKD) bestand darin - nachdem der Druck der pressure-groups zunahm -, zu sagen, daß die "FO" nicht den Glauben berühre, also keine Glaubensfrage sei, sondern eine der Kirchenordnung (der Disziplin).

Letzten Ende war er, wie schon Bf. Josef Brinkhues, quasi in Geißelhaft der Synode. Wie Ludwig XVI. nachdem Frankreich eine Verfassung hatte.
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

TomS hat geschrieben:Dann gibt es ja nich das alt-katholische Seminar an der Universität Bonn. Dort scheinen ja die Priesterinnen mächtig zu wirken. Wieviele schließen denn da ab? Bekommt man von dort keinen eigenen Priester(innen)?
Mächtig wirken? Wo hast du denn deine Informationen her? Eine zeitlang war die jetztige Pfarrerin der Gemeinde Bonn Direktorin. Zur Zeit ist die wiss. Mitarbeiterin des Seminars zugleich Assistentin des Spirituals. Die derzeitigen Priesteramtskandidaten sind alle männlich. Es war auch nie so, daß es mehr Frauen als Männer gegeben hätte.
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

TomS hat geschrieben:Wieviele schließen denn da ab? Bekommt man von dort keinen eigenen Priester(innen)?
Wenn es etwas gibt, was man aus der Amtszeit Bischof Joachim Vobbes positiv erwähnen kann, dann das er die eigene Ausbildungsstätte wiederbelebt hat.

Solange Bischof Kraft und Prof. Oeyen miteinander im Clinch lagen, lag diese mehr oder weniger über lange Zeit brach. Die Verantwortlichen wollten regelrecht KEINEN Nachwuchs aus den eigenen Reihen (warum auch, wenn fertige Priester Schlange stehen). Der jetzige Bischof matthias ist einer der wenigen alt-kath. Eigengewächse (wenn auch zum zeitpunkt seines Übertritts von der RKK zur AKK bereits diplomierter Theologe).
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Die Gehälter in der AK sind höher als in der RKK...
Dass Du mit dieser unverschämten Lüge immer noch hausieren gehst, verschlägt mir schier den Atem.
Ich gehe auch von aus, daß Dieter dies vorsätzlich sagt. Richtig wird es dadurch nicht.
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von TomS »

ad-fontes hat geschrieben:
TomS hat geschrieben:Dann gibt es ja nich das alt-katholische Seminar an der Universität Bonn. Dort scheinen ja die Priesterinnen mächtig zu wirken. Wieviele schließen denn da ab? Bekommt man von dort keinen eigenen Priester(innen)?
Mächtig wirken? Wo hast du denn deine Informationen her? Eine zeitlang war die jetztige Pfarrerin der Gemeinde Bonn Direktorin. Zur Zeit ist die wiss. Mitarbeiterin des Seminars zugleich Assistentin des Spirituals. Die derzeitigen Priesteramtskandidaten sind alle männlich. Es war auch nie so, daß es mehr Frauen als Männer gegeben hätte.
Mein Eindruck basiert v.a. auf dem Wirken von Frau Prof. Berlis, die auch aktuell sehr rege ist: Kirchenrecht geschlechtergerecht

Das ist aber nur ein Blick von außen, ich lasse mich da gerne korrigieren.

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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Fiacrius hat geschrieben:Wieso die Union von Scranton in Deutschland dauerhaft überleben sollte, erschliesst sich mir nicht. Sie zielt auf eine theologisch dermaßen kleine Gruppe ab, sodass sie eigentlich nur eine Episode in der Kirchengeschichte werden kann.
Deswegen hat sie m.E. nur mit einem starken missionarischen Impuls eine Chance.

Was heißt in diesem Bereich klein? Die alt-kath. Präsenz hier im Kreuzgang über die letzten Jahre, das war mindestens ein 50:50 Verhältnis von konservativ vs. progressiv. Und bezogen auf die Größe der AKK deutlich überrepräsentiert im Vgl. zu rk Nutzern - Mitglieder der RKK im dt.sprachigen Raum..und erst recht evangel. Nutzer <-> EKD.
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

TomS hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:
TomS hat geschrieben:Dann gibt es ja nich das alt-katholische Seminar an der Universität Bonn. Dort scheinen ja die Priesterinnen mächtig zu wirken. Wieviele schließen denn da ab? Bekommt man von dort keinen eigenen Priester(innen)?
Mächtig wirken? Wo hast du denn deine Informationen her? Eine zeitlang war die jetztige Pfarrerin der Gemeinde Bonn Direktorin. Zur Zeit ist die wiss. Mitarbeiterin des Seminars zugleich Assistentin des Spirituals. Die derzeitigen Priesteramtskandidaten sind alle männlich. Es war auch nie so, daß es mehr Frauen als Männer gegeben hätte.
Mein Eindruck basiert v.a. auf dem Wirken von Frau Prof. Berlis, die auch aktuell sehr rege ist: Kirchenrecht geschlechtergerecht

Das ist aber nur ein Blick von außen, ich lasse mich da gerne korrigieren.
Die ist schon lange nicht mehr in Bonn (daß sie wiederkommt, ist aber nicht auszuschließen :glubsch: ).
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

ottaviani hat geschrieben:Ich bin mal echt gespannt wie sich das ganze entwickelt
Das Ganze kann nur mit hochkompetentem Personal eine Zukunft haben.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Heinrich II »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Ich denke, dem Text ist im Grundsatz zuzustimmen.
Schauen wir uns doch nochmal die Hauptaussagen (von mir hevorgehoben) an.
Alt-Katholiken hat geschrieben: Die Forderung nach einer liturgischen Sprache, die Frauen und Männer gleichermaßen einschließt, ist inzwischen allgemein als berechtigt anerkannt.
Mit dieser Aussage entlarven sich die Befürworter der inklusiven Sprache ja schon selbst. Alle, die das anders sehen - und z.B. keine Bibel in selbstgerechter Sprache wollen - werden ausgeschlossen (also nicht inkludiert).
Alt-Katholiken hat geschrieben: Besonders problematisch wird es beim Gottesnamen.
:patsch: Man muss schon lange in der Betroffenheitssuppe zu heiß gebadet haben, um auf die Idee zu kommen der Gottesname wäre problematisch.
Alt-Katholiken hat geschrieben: In einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft ist auch mit der Zuordnung von Farben, vor allem bei weiß und schwarz, vorsichtig umzugehen.
Da wird mir ganz schwarz ... äh dunkel .... äh "Gegenteil von weiß" ...... Mist auch nicht erlaubt! .... vor Augen. Es ist doch klar, dass damit keine Hautfarben gemeint sind. Was darf man denn dann überhaupt noch sagen?
Selbst beim Bild von der Familie für die Gemeinde ist Wachsamkeit angesagt:
Und hier hört es endgültig auf. Ehe und Familie sind nicht nur in unserem Grundgesetz (noch) mit besonderem Schutz versehen, sie müssen auch das Vorbild für alle Christen sein. Wer dies nicht mehr als Vorbild für die Gesellschaft herausstellen will, nur um keinen Anstoss zu erregen, der gibt die biblische Botschaft endgültig auf zugunsten einer Beliebigkeit.

So ist Lk 7,23 sicher nicht gemeint!
Wer euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr angenommen habt, der sei verflucht. Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen, oder geht es mir um Gott?

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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Heinrich II hat geschrieben: Bibel in selbstgerechter Sprache
Natürlich gab es auch Bestrebungen bzw. die Erwartung, daß dieses machwerk zum gottesdienstlichen Gebrauch zugelassen wird. Wenigstens funktioniert(e) in diesem Punkt noch der gesunde Menschenverstand seitens derer, deren Wort gewicht hat(te).
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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ad-fontes
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Fiacrius hat geschrieben:Nun, die Alt-Katholische Kirche ist für römische Katholiken in gewisser Weise eine Provokation, da sie eine Variante des Katholizismus repräsentiert, der nach römischer Lesart eigentlich gar nicht möglich ist (Frauenordination, verheiratete Priesterschaft bzw. Ausweichmöglichkeit für römische Priester, die heiraten wollen, Laiensynodalität etc.). Ansonsten ist diese erst einmal eine Kirche wie jede andere auch, nur eben drei Nummern kleiner. Und diese Größe ist eben das Problem der Kirche: hat sie eine ähnliche Mitgliederstruktur wie die anderen Kirchen, sind dementsprechend viele (oder wenige) aktiv und interessiert im kirchlichen Leben. Gehen wir mal von so um die 20-25% der formalen Mitglieder aus, sind das bei einer Kirche mit 25 Mio. Mitgliedern immerhin noch gut 6 Mio nzw. in einer Ortskirchengemeinde mit einer Größe von vielleicht 2000 Mitgliedern auch noch 400-500 aktive Gläubige. Bei einer Kirche, die über ganz Deutschland unregelmäßig verteilt so zwischen 15.000 und 20.000 Mitglieder hat, bleiben bestenfalls 5.000 Aktive übrig. Legt man das auf eine durchschnittliche Alt-Katholische Kirchengemeinde um (200 Gläubige im Radius von 30 km), bleiben so 40-50 Aktive übrig - im Idealfall! Bei kleineren Gemeinden oder bei der Unterstützung bestimmter Projekte wird es dann schon kritischer. Und genau hier liegt das Problem der Altkatholiken. Ihre ganze Struktur ist darauf gebaut, eine Amtskirche abzubilden und zu verwalten, ohne zu merken, dass damit jedwede Ressource verlorengeht für die theologische Vertiefung ursprünglicher altkatholischer Gedanken und Grundsätze, ebenso für die wirksame Mobilisierung altkatholischer Laien für Mission und Fürsorge. Der Kirche geht es nicht schlechter als anderen Kirchen in Deutschland (sie hatte teilweise sogar einen temporären Zuwachs aus Römisch-Katholischen Kreisen), ist also mehr oder weniger genauso im demografischen und zeitgeistigen System gefangen wie die anderen. Nur ist es ein Unterschied ob eine Ortkirchengemeinde von 2000 Gläubigen auf 1200 runterschmilzt aber dafür zunehmend zum Gegengewicht wird zu einer Weltanschauung, die früher oder später in eine Sackgasse führen wird - oder ob eine Ortskirchengemeinde mit 200 Mitglieder verteilt auf einen 30km-Radius auf 120 runterschmilzt und eigentlich nur den eigenen Strukturmangel verwalten kann. Für die Alt-Katholische Kirche in Deutschland ist in den nächsten 30 Jahren zu befürchten, dass diese strukturbedingt auf 5.000 Gläubige runtersacken wird, da kleine Gemeinden schlicht nicht mehr lebensfähig sein werden. Letztlich wird diese dann als "Auslandsmission" in die Anglikanische Kirche aufgehen, wenn man dort so weitermacht.
Wieso die Union von Scranton in Deutschland dauerhaft überleben sollte, erschliesst sich mir nicht. Sie zielt auf eine theologisch dermaßen kleine Gruppe ab, sodass sie eigentlich nur eine Episode in der Kirchengeschichte werden kann.
Man kann die Alt-katholische Kirche wohl ganz gut mit dem Minoritenorden oder jedem anderen reformierten rk Orden begreifen: Auch noch im Siechtum bleiben sie ihrer Linie treu und glauben, daß ihre "Vision von Kirche" die richtige ist. Ihr Kirchenbild darf nicht infrage gestellt werden. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Im grunde genommen wie die DDR im Jahr 1990.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Fiacrius »

@Heinrich: das mit der Relativierung von Ehe und Familie hast Du falsch verstanden. Man bezieht sich hier auf das Bild von der Gemeinde, die so persönlich ist, dass man das Klima als "familiär" bezeichnen könne. Bei diesem Punkt hatte damals Bischof Ring Kritik geübt, es würde Außenstehende eher abschrecken. Warum das so direkt jetzt hier steht, verstehe ich aber auch nicht.

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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Fiacrius »

Ad-Fontes, ich denke die AKK liegt keineswegs im "Siechtum", im Gegenteil. Nur eben ohne langfristige Perspektive, ohne Vision (und mMn auch ohne wirkliches Konzept).

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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Fiacrius hat geschrieben:Ad-Fontes, ich denke die AKK liegt keineswegs im "Siechtum", im Gegenteil. Nur eben ohne langfristige Perspektive, ohne Vision (und mMn auch ohne wirkliches Konzept).
Ich meinte damit: im zahlenmäßigen langsamen, aber stetigen Niedergang. Daran werden auch kurzfristig weitere Beitritte nichts ändern.

Die einzigen, die dieses Problem frühzeitig erkannt haben, waren die Christkatholiken.
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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von Fiacrius »

Welche? Die Schweizer oder die Deutschen?

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Re: Alt-Katholiken

Beitrag von ad-fontes »

Fiacrius hat geschrieben:Welche? Die Schweizer oder die Deutschen?
Die Schweizer. Die Deutschen sind ja noch "in Gründung" (und schreiben sich zur Unterscheidung mit Bindestrich).


P.S. Immer wenn, ich "Alt-Katholiken" schreibe, sind damit die Mitglieder des "Kath. Bsm. der Alt-Katholiken in Deutschland" (vormals "im Deutschen Reich") gemeint.
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