Alt-Katholiken II

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
San Marco
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von San Marco »

Sarandanon hat geschrieben:
Auch wenn viele Alt-Katholiken das anders sehen aber für mich ist die AKK immer noch eine Notkirche. Ziel sollte es sein, die Trennung zu überwinden. Für die AKK an sich ist die Latte dafür allerdings schon unerreichbar hoch gelegt.
Ich stelle mir gerade folgende Situation vor:

Der Papst verkündet morgen, dass das gesamte Vaticanum I komplett "gestrichen" wird. Alle darauf beruhenden Lehrentscheidungen werden ebenfalls sofort zurückgenommen.

WAS MACHT DIE AKK DANN ?

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Florianklaus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Florianklaus »

San Marco hat geschrieben:
Sarandanon hat geschrieben:
Auch wenn viele Alt-Katholiken das anders sehen aber für mich ist die AKK immer noch eine Notkirche. Ziel sollte es sein, die Trennung zu überwinden. Für die AKK an sich ist die Latte dafür allerdings schon unerreichbar hoch gelegt.
Ich stelle mir gerade folgende Situation vor:

Der Papst verkündet morgen, dass das gesamte Vaticanum I komplett "gestrichen" wird. Alle darauf beruhenden Lehrentscheidungen werden ebenfalls sofort zurückgenommen.

WAS MACHT DIE AKK DANN ?
Bleibt noch das Problem der Frauenweihe.

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Petur
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Petur »

San Marco hat geschrieben:
Sarandanon hat geschrieben:
Auch wenn viele Alt-Katholiken das anders sehen aber für mich ist die AKK immer noch eine Notkirche. Ziel sollte es sein, die Trennung zu überwinden. Für die AKK an sich ist die Latte dafür allerdings schon unerreichbar hoch gelegt.
Ich stelle mir gerade folgende Situation vor:

Der Papst verkündet morgen, dass das gesamte Vaticanum I komplett "gestrichen" wird. Alle darauf beruhenden Lehrentscheidungen werden ebenfalls sofort zurückgenommen.

WAS MACHT DIE AKK DANN ?
Die Altkatholiken erkennen nur die Dogmen der sieben ökumenischen Konzilien als wirkliche Dogmen an, im Gegensatz zur RKK. Es geht also nicht bloß um das Vaticanum I.
Zuletzt geändert von Petur am Donnerstag 6. März 2014, 11:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Florianklaus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Florianklaus »

Petur hat geschrieben:
San Marco hat geschrieben:
Sarandanon hat geschrieben:
Auch wenn viele Alt-Katholiken das anders sehen aber für mich ist die AKK immer noch eine Notkirche. Ziel sollte es sein, die Trennung zu überwinden. Für die AKK an sich ist die Latte dafür allerdings schon unerreichbar hoch gelegt.
Ich stelle mir gerade folgende Situation vor:

Der Papst verkündet morgen, dass das gesamte Vaticanum I komplett "gestrichen" wird. Alle darauf beruhenden Lehrentscheidungen werden ebenfalls sofort zurückgenommen.

WAS MACHT DIE AKK DANN ?
Die Altkatholiken kennen nur die Dogmen der sieben ökumenischen Konzilien als wirkliche Dogmen an, im Gegensatz zur RKK. Es geht also nicht bloß um das Vaticanum I.
Dann hat sich das Argument mit der "Notkirche" ja wohl auch erldigt. Die AK hätte sich dann ja schon direkt nach dem Tridentinum abspalten müssen.

Sapere aude
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Sapere aude »

Florianklaus hat geschrieben: Bleibt noch das Problem der Frauenweihe.
Der Papst, der Vat.I aufhebt, wird gleichzeitig anordnen, dass als gerechter Ausgleich in den nächsten 2000 Jahren nur noch Frauen zum dreifachen Amt geweiht werden dürfen. :freude:
Unsere Synode wird darüber beraten, ob wir das akzeptieren können. :kugel:
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Clemens
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Clemens »

taddeo hat geschrieben:
Sarandanon hat geschrieben:Ok, dass heißt also eben alle nicht unierten Konfessionen und deren Mitglieder, stehen schuldhaft nicht in voller Gemeinschaft mit Rom. Richtig?
Nein, nicht richtig. Schuld ist immer eine Sache der Einzelperson, nicht automatisch einer Gemeinschaft.
Natürlich kann man sagen, daß zB jeder ein Häretiker ist, der die Lehren der lutherischen Gemeinschaften glaubt, und daß er deshalb außerhalb der sichtbaren Gemeinschaft mit Rom steht. Aber ob es ihm persönlich auch tatsächlich als moralische Schuld anzurechnen ist, daß er das glaubt, das steht auf einem anderen Blatt. Es kann verschiedene Gründe geben, warum seine diesbezügliche Schuld womöglich gering oder nicht vorhanden sein kann. (Das ist aber bei jedem objektiv sündhaften Verhalten genauso.)
Grundsätzlich gilt ja auch der dreifache Filter für die Definition von Todsünde:
Todsünde ist ein Handeln dann, wenn (alle drei Bedingungen müssen gleichzeitig erfüllt sein!)
a) die Sache schwerwiegend ist (Kirchenaustritt und Abfall zu einer anderen Gruppe ist das)
b) die Tatsache, dass das betreffende Verhalten sündhaft ist, dem Sünder bewusst ist (wer zu einer anderen Gruppe abfällt, tut das ja oft, weil ihm das gerade NICHT bewusst ist; wer in einer Häresie erzogen und indoktriniert wird, lebt u.U. im "unüberwindbaren" Irrtum und hat es entsprechend schwerer, die Wahrheit zu erkennen. Wer aber bspw. die RKK verlässt, um in der AKK es leichter zu haben, obwohl er weiß, dass die Lehre der RKK durchaus die von Jesus geoffenbarte ist, erfüllt diese Bedingung!)
c) es eine realistische Alternative zum Sündigen gab (wer nicht aus der Kirche rausgeschmissen wird, kann drin bleiben)

2 von 3 - das reicht nicht für die Todsünde.

San Marco
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von San Marco »

Clemens hat geschrieben:
Grundsätzlich gilt ja auch der dreifache Filter für die Definition von Todsünde:
Todsünde ist ein Handeln dann, wenn (alle drei Bedingungen müssen gleichzeitig erfüllt sein!)
a) die Sache schwerwiegend ist (Kirchenaustritt und Abfall zu einer anderen Gruppe ist das)
b) die Tatsache, dass das betreffende Verhalten sündhaft ist, dem Sünder bewusst ist (wer zu einer anderen Gruppe abfällt, tut das ja oft, weil ihm das gerade NICHT bewusst ist; wer in einer Häresie erzogen und indoktriniert wird, lebt u.U. im "unüberwindbaren" Irrtum und hat es entsprechend schwerer, die Wahrheit zu erkennen)
c) es eine realistische Alternative zum Sündigen gab (wer nicht aus der Kirche rausgeschmissen wird, kann drin bleiben)

2 von 3 - das reicht nicht für die Todsünde.
Naja.....etwas schwierig, weil b) eigentlich bei einem normalgeistigen Gläubigen doch erfüllt ist.

Prüfe mal nach diesem Schema folgenden Fall, dann kommt die Problematik ans Licht:

Ein 50jähriger, mit einer Gleichaltrigen verheiratet, ist mit seinem Sexualleben nicht mehr zufrieden. Er steht auf Damen bis maximal Mitte 30 und auf Sexualpraktiken, die ihm seine Gattin nicht bietet. Er hat deshalb regelmäßig sexuellen Kontakt mit Prostituierten.

Wir prüfen:
Todsünde ist ein Handeln dann, wenn (alle drei Bedingungen müssen gleichzeitig erfüllt sein!)
a) die Sache schwerwiegend ist (Ehebruch, zusätzlich permanenter, ist das)
b) die Tatsache, dass das betreffende Verhalten sündhaft ist, dem Sünder bewusst ist (er weiss, dass das Sünde ist, sieht aber keine andere Möglichkeit, seine sexuelle Lust zu befriedigen)
c) es eine realistische Alternative zum Sündigen gab (es gibt keine Alternative für ihn außer einer sexuellen Beziehung zu anderen Frauen, egal ob gegen Geld oder nicht )

2 von 3 erfüllt !! Das reicht demnach nicht für eine Todsünde.
Man sieht es ist nicht so einfach.

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Clemens
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Clemens »

Doch. In deinem Beispiel:
a) ist klar
b) ist ihm auch klar
c) Enthaltsamkeit, bzw. seiner Frau zu geben, worauf sie rechtmäßig Anspruch hat, ist sehr wohl im Bereich des möglichen.

Zum ursprünglichen Beispiel:
b) Wer protestantisch indoktriniert ist, an dem prallen katholische Argumente meistens ab.
Das pure Informiertsein ist nicht das gleiche, wie Erkennen.
Wenn jemand bloß weiß, dass die RKK der Meinung ist, sie hätte recht, verpflichtet ihn das in seinem Gewissen noch nicht.
Erst wenn jemand im Grunde seines Herzens erkennt, dass die RKK wirklich recht hat, ist er verpflichtet, in sie einzutreten.

St. Joseph
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von St. Joseph »

Ich finde es ganz wunderbar soviel Fachwissen von konfessionellen Experten zu lesen :) . Doch was sagen eigentlich RKK und AK gegenseitig von und übereinander?

Kirche und Kirchengemeinschaft: Bericht der internationalen r-k und a-k Dialogkommission, 2009

Sie sagen, dass "die Entfremdung und Trennung zwischen Römisch-Katholiken und Alt-Katholiken ein innerkatholisches Problem darstellt." S.13
"Zwischen der RKK und der AK, ..., trägt das Verhältnis deutlich auch Züge eines Familienzwistes." S. 44

Die ehemals RKK Gläubigen und Geistlichen sind durch ihren Übertritt zu Schismatikern und Häretikern geworden ( S.41), dies gilt ausdrücklich nicht für Altkatholiken, die in dieser Kirche getauft wurden, oder ursprünglich aus einer anderen Gemeinschaft stammen. (S.41)

Folglich sind diese Personen " vollkommene Katholiken" und weder Schismatiker noch Häretiker.

Die RKK kann sich vorstellen die ehemals (nach ihrem Verständnis noch immer) unter deren Jurisdiktion stehenden Kleriker in einem einmaligen Akt von Exkommunikation und Suspendierung zu dispensieren. (S. 40). Das Problem ist nicht der Glaubensabfall, sondern die Frage der Jurisdiktion!
Da dieser Gnadenakt jedoch voraussetzen würde, dass keine weiteren "Zölibatsflüchtlinge" in der AK unterkommen könnten, hat dieses Angebot bisher in der AK keine Zustimmung gefunden.

Eine Communio in Sacris (Sakramentengemeinschaft), wie sie mit der PNCC nach CIC Can 844§2 und 3 besteht, würde ferner voraussetzen, dass die Utrechter Union künftig auf weibliche Geistliche verzichtet. S.41f.

Offensichtlich hat die Frage nach dem Seelenheil mit dem Verhältnis AK und RKK nichts zu tun. Zumindest nicht aus Sicht dieser beiden Kirchen.

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Sarandanon
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Sarandanon »

San Marco hat geschrieben:Ich stelle mir gerade folgende Situation vor:

Der Papst verkündet morgen, dass das gesamte Vaticanum I komplett "gestrichen" wird. Alle darauf beruhenden Lehrentscheidungen werden ebenfalls sofort zurückgenommen.

WAS MACHT DIE AKK DANN ?
Sich darüber freuen und weiter im Dialog stehen.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
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Sarandanon
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Sarandanon »

Florianklaus hat geschrieben:Bleibt noch das Problem der Frauenweihe.
Nein, es bleiben noch viele andere strittige Punkte.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
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Florianklaus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Florianklaus »

Sarandanon hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Bleibt noch das Problem der Frauenweihe.
Nein, es bleiben noch viele andere strittige Punkte.
Welche denn?

St. Joseph
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von St. Joseph »

Übereinstimmungen und Offene Fragen werden, nicht gefühlt, sondern offiziell beschrieben in:

Kirche und Kirchengemeinschaft, Bericht der Internationalen Dialogkommission, Paderborn 2009

Journeying Together in Christ, Report of the PNCC - RC Dialogue, Huntington 2003

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Sarandanon
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Sarandanon »

Florianklaus hat geschrieben:Dann hat sich das Argument mit der "Notkirche" ja wohl auch erldigt. Die AK hätte sich dann ja schon direkt nach dem Tridentinum abspalten müssen.
Nee, hat es nicht. Es geht um mein persönliches Empfinden einer Notkirche nicht um die Definition der AKK.
Dich, o Herr, kann nur verlieren, wer dich verlässt.
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von San Marco »

St. Joseph hat geschrieben:
Die ehemals RKK Gläubigen und Geistlichen sind durch ihren Übertritt zu Schismatikern und Häretikern geworden ( S.41), dies gilt ausdrücklich nicht für Altkatholiken, die in dieser Kirche getauft wurden, oder ursprünglich aus einer anderen Gemeinschaft stammen. (S.41)

Folglich sind diese Personen " vollkommene Katholiken" und weder Schismatiker noch Häretiker.



Offensichtlich hat die Frage nach dem Seelenheil mit dem Verhältnis AK und RKK nichts zu tun. Zumindest nicht aus Sicht dieser beiden Kirchen.
Na. Da bin ich ja beruhigt. Mein Bruder will nämlich bei einer evangelischen Landeskirche austreten und altkatholisch werden.

Sapere aude
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Sapere aude »

Jetzt muss ich mich doch noch einmal ernsthaft zu Wort melden:

Solle jemals ein Papst Vat.I als unrechtmäßig erklären und damit vor allem seine Universaljurisdiktion wegfallen, müsste ja etwas anderes an die Stelle treten.
Das könnte nur eine Autonomie der Bistümer sein, wie wir sie in der frühen Kirche hatten.
Für das Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland brauchte sich kaum etwas zu ändern, außer dass wir zum "Primus inter pares" in Rom ein entspanntes, freundschaftliches Verhältnis hätten. Dabei wären wir aus röm. Sicht ein Personalbistum. Ich zähle auf, was mir Bleibendes spontan einfällt:
1. ) Wir hätten weiterhin unsere eigenen liturgischen Bücher, denn ich möchte beispielsweise nicht in einen ebenso kleinlichen wie lächerlichen Streit um das "pro Multis" eingebunden sein.
2.) Die bei uns übliche Form des Bußsakraments würde voll als sakramental anerkannt.
3.) Verbindlich sind einzig Schrift und Apostolische Überlieferung, so dass wir auf Erbsünde, Purgatorium, Ablass ... getrost verzichten können, ebenso wie auf die Mariendogmen von 1854 und 1950.
4.) An der Zulassung zu den Sakramenten für Menschen, die nach einer gescheiterten Ehe einen zweiten Versuch wagen, würde sich nichts ändern.
5.) Dass wir allen Menschen, die einander Liebe, Verantwortung, Treue versprechen, Gottes Segen zusagen, also auch gleichgeschlechtlichen, bliebe weiterhin selbstverständlich.
6.) Wir bestimmen weiterhin die Zulassungskriterien für die Weiheämter. Das gilt für das Geschlecht der zu Weihenden ebenso wie für die freie Wahl zwischen Ehe/Familie und Zölibat für alle Ordinierten.
7.) Unberührt bleiben unsere ökumenischen Beziehungen, besonders das Bonn-Agreement und die Vereinbarung von 1985.
8.) Vielleicht am wichtigsten: Eine von allen Gläubigen gewählte Synode wählt frei den Bischof; eine Synodalvertretung leitet mit ihm zusammen das Bistum.
Jede Pfarrgemeinde ist frei in der Wahl des Pfarrers und eines Kirchenvorstands, der mit dem Pfarrer zusammen die Gemeinde leitet.

Diese Liste ist vielleicht noch nicht vollständig; sie für das dritte Jahrtausend die praktische Konsequenz der Aufhebung der Dogmen von 1870.
Wer allein auf die Frauenordination blickt, hat vom Alt-Katholizismus noch nicht viel verstanden.
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Florianklaus
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Florianklaus »

Deine Aufzählung zeigt deutlich, daß das Tischtuch für immer zerschnitten sein dürfte. Wie sagte schon EB Müller: "Die Altkatholiken sind weder alt, noch katholisch."

Sapere aude
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Sapere aude »

Florianklaus hat geschrieben:Wie sagte schon EB Müller: "Die Altkatholiken sind weder alt, noch katholisch."
Da hat er zu 50 % Recht; wir sind jünger, als manche denken.
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St. Joseph
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von St. Joseph »

@ Florianklaus
Dieses Bonmot stammt von Johannes Dyba.

Naja sapere aude, Deine Art an Ökumene und kirchliche Einheit heranzugehen ist schon recht spießig, nach dem Motto selbstverständlich bleiben wir wie wir sind und alle anderen haben dies zu akzeptieren. Eine solche Argumentation scheint frei von jedem theologischen und damit auch altkirchlich-synodalem Verständnis zu sein. Dem Altkatholizismus tust Du damit sicherlich keinen Gefallen, darüberhinaus lässt eine solche Äußerung vermuten, dass Du wohl nicht darüber urteilen solltest, was andere vom Altkatholizismus verstanden haben. Zumindest nicht wenn Du ernstgenommen werden willst. Zutreffend die Frage der Einheit ist nicht nur an der Frauenordination auszumachen.

Zu den von Dir genannten Inhalten, meine spontanen Gedanken:
- niemand würde in einer solchen Situation den Altkatholiken das Recht auf eigene liturgische Bücher absprechen. Die altkatholischen Theologen könnten sich wahrscheinlich mit dem "pro multis" anfreunden. Welche Wendung wird in den a-k Kirchen außerhalb Deutschlands verwendet? Insgesamt sehe ich in der Liturgie kein ernsthaftes Hindernis zur Einheit.
- Die Form der Generalabsolution (es gibt übrigens auch bei den Alt-Katholiken die Form der Einzelbeichte) ist , individuelle Reue vorausgesetzt, eine legitime Form des Bußsakramentes. Warum sollte es hier Schwierigkeiten geben?
- Verbindlich sind Schrift und Tradition, dass es innerhalb dieses Kanons vieles gibt, was sowohl röm.- als auch alt- Katholiken neue entdecken und verstehen lernen könnten dürfte für alle eine Bereicherung sein. Die ökumenischen Dokumente zeigen, dass Neuinterpretationen dieser Fragen auf beiden Seiten möglich sind. Alles andere müsste man arm im Geiste nennen.
- bezüglich der "Barmherzigkeit" bei Gescheiterten Ehen lernt die r.k. möglicherweise ja gerade dazu, die altkatholische, oder auch orthodoxe Haltung wäre sicherlich kein Hinderungsgrund.
- Die Ehe ist selbstverständlich ein Bund zwischen Mann und Frau. Wie man theologisch mit gleichgeschlechtlichen Paaren angemessen umgehen kann, bleibt eine offene Frage.
- diese Kriterien können wir gar nicht bestimmen, sie werden uns durch Schrift und Tradition vorgegeben. Die Utrechter Union ist hier in eine gewisse Sackgasse geraten, mit dem Gefahrenpotenzial Katholizität und Einheit dauerhaft zu verspielen.
- der Zölibat ist kein Einheitshindernis.
- das Bonn Agreement ist kein Einheitshindernis, die Vereinbarung mit der evangelischen Kirche von 1985 dagegen ist nicht einmal in der Utrechter Union kritiklos anerkannt.
- Zustimmung zum letzten, dem Dir wichtigsten Punkt, allerdings müsste sich das betreffende Bistum als Teil der einen Kirche und deren synodalen Strukturen verstehen.

Natürlich könnte man Deiner Liste Punkte hinzufügen, oder anderes zusammenfassen. Wichtig ist, bei gutem Willen ist die Einheit der Kirche (nicht dessen Uniformität) möglich!

St. Joseph
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von St. Joseph »

Das Katholische Bistum der Altkatholiken in Deutschland legt Ritus zur Segnung homosexueller Paare auf:

http://www.alt-katholisch.de/meldungen/ ... 314d7fb77d

heiliger_raphael
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von heiliger_raphael »

Wozu braucht man da einen gesonderen Ritus :hae?:

Wenn sie das möchten, sollen sie die Menschen doch wie alle anderen Menschen segnen. Sonderbehandlung ist gewiss kein Fortschritt.

Tinius
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tinius »

heiliger_raphael hat geschrieben:Wozu braucht man da einen gesonderen Ritus :hae?:

Wenn sie das möchten, sollen sie die Menschen doch wie alle anderen Menschen segnen. Sonderbehandlung ist gewiss kein Fortschritt.
Ich habe da ein altkatholisches Forum gefunden in dem das auch diskutiert wird.

http://www.mensch-und-kirche.de/viewtop ... =49&t=373

TillSchilling

Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von TillSchilling »

Sapere aude hat geschrieben: 3.) Verbindlich sind einzig Schrift und Apostolische Überlieferung, so dass wir auf Erbsünde, ... getrost verzichten können
:hae?: Altkatholiken haben ein Problem mit der Erbsündenlehre?

Dieter
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Dieter »

Die AKK hat niemals die Lehre des Purgatoriums/Fegefeuers "abgeschafft".

Tinius
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Tinius »

Dieter hat geschrieben:Die AKK hat niemals die Lehre des Purgatoriums/Fegefeuers "abgeschafft".
Wer sagt denn das ??? Mein alt-katholischer Freund meint, dass die dieses Märchen nie gepredigt haben und es, wie bei den Orthodoxen, keine Rolle gespielt hat.

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Petur
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Petur »

Dieter hat geschrieben:Die AKK hat niemals die Lehre des Purgatoriums/Fegefeuers "abgeschafft".
Doch.

Dieter
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Dieter »

Ja, es ist richtig, dass die AKK das Fegefeuer abgeschafft hat, schon seit den ersten Anfängen der Bewegung.

Ich hatte oben etwas verwechselt. Meine Aussage war also falsch.

Ralf

Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Ralf »

Dieter hat geschrieben:Ja, es ist richtig, dass die AKK das Fegefeuer abgeschafft hat, schon seit den ersten Anfängen der Bewegung.
Die Lehre darüber, nicht das Purgatorium selbst. Das gibt es auch ohne die Lehre der AKK oder der Orthodoxen (letztere haben allerdings - ohne dogmatische Formulierung - mit den "Zollstationen" eine ähnliche Lehre entwickelt).

TillSchilling

Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von TillSchilling »

TillSchilling hat geschrieben:
Sapere aude hat geschrieben: 3.) Verbindlich sind einzig Schrift und Apostolische Überlieferung, so dass wir auf Erbsünde, ... getrost verzichten können
:hae?: Altkatholiken haben ein Problem mit der Erbsündenlehre?
Petur, kannst du was zur altkatholischen Lehre über die Erbsünde sagen?

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Petur
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Petur »

Die Altkatholiken kommen in der Soteriologie ohne solche Begriffe wie Erbsünde oder Fegefeuer aus. Sie vertreten hier solche Positionen wie die Orthodoxen.

http://nordiskkatolsk.no/wp-content/upl ... -Unity.pdf

Das Kapitel Soteriologie ist lesenswert (S. 25-27).

St. Joseph
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von St. Joseph »

St. Joseph hat geschrieben:Das Katholische Bistum der Altkatholiken in Deutschland legt Ritus zur Segnung homosexueller Paare auf:

http://www.alt-katholisch.de/meldungen/ ... 314d7fb77d
Nachdem die Altkatholiken der Utrechter Union bereits vor Jahren das Weihesakrament durch die Zulassung von Frauen zum Amt beschädigt haben, gehen sie nun konsequent diesen Weg der Destruktion auch im Ehesakrament weiter:

http://www.alt-katholisch.de/meldungen/ ... 474585fd6

Coturnix
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Re: Alt-Katholiken II

Beitrag von Coturnix »

Nach diesem Video weiß ich nicht so recht, was ich von der AKK halten soll. Der Dekan charakterisiert seine Kirche scheinbar nur über Abgrenzung zur RKK und das finde ich (als Lutheraner!) irgendwie sehr bedenklich. Frei nach dem Motto: Alles Blöde von den Katholiken was ihr nicht wollt gibt es bei uns nicht: kein Zölibat, Frauenordination, Homosegnung, kein Vertrauen gegenüber den biblischen Autoren (?).
Ehrlich gesagt finde ich die SELK da noch deutlich "katholischer" als die AKK, wenn man das so sagen kann :roll:


https://www.youtube.com/watch?v=dTUnlqVtKjE

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