Gretchenfrage Realpräsenz

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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asderrix
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von asderrix »

Tritonus hat geschrieben: Und das liegt auch daran, dass es noch etwas anderes gibt, was man ebenfalls den Leib Christi nennt, nämlich die Kirche (oder Gemeinde, falls Dir das Wort lieber ist).

Danke für diese Ergänzung, ja auch um diese falsche Beurteilung des Leibes Gemeinde geht es in der Korintherstelle.
Auch hierbei handelt es sich nicht um irgendein "Symbol" für den "richtigen" Leib Christi, sondern sie ist tatsächlich der Leib Christi, der neue Adam. Auch hier findet eine Wesensverwandlung statt, auch wenn es sich oberflächlich betrachtet nach wie vor einfach um eine Menschenansammlung handelt.
.. nicht um irgend ein Symbol, aber um eine Umschreibung.
Wenn du für Leib leiblicher Körper einsetzen würdest, was ja meiner Meinung nach zulässig ist, wie würdest du es dann verstehen?
Wenn in Beziehung auf die Ekklesia von Leib gesprochen wird, dann drückt das aus, dass es eine Einheit ist, ein Zusammenspiel von aufeinander angewiesener Teile, also wie im Körper oder einem Bau, der ja auch als Symbol verwand wird.
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Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

asderrix hat geschrieben:.. nicht um irgend ein Symbol, aber um eine Umschreibung.
Wenn du für Leib leiblicher Körper einsetzen würdest, was ja meiner Meinung nach zulässig ist, wie würdest du es dann verstehen?
Wenn in Beziehung auf die Ekklesia von Leib gesprochen wird, dann drückt das aus, dass es eine Einheit ist, ein Zusammenspiel von aufeinander angewiesener Teile, also wie im Körper oder einem Bau, der ja auch als Symbol verwand wird.
Bei meinem Vergleich kam es mir auf das Gemeinsame an: Eine sich dem menschlichen Auge entziehende und auch durch noch so feine Analysemethoden nicht nachweisbare Verwandlung/Neuschöpfung.

Ein Mensch bleibt eben äußerlich einfach ein Mensch (mit allen möglichen Fehlern und Macken, man sieht es ja in der Geschichte der Christenheit), und doch wird er, wenn er Christ wird, auch gleichzeitig Teil einer "neuen Schöpfung". Und zwar tatsächlich, und nicht nur als Verständnishilfe für seine Funktion in der Kirche, auch wenn in den Paulusbriefen das korrekte Zusammenwirken der "Gelenke und Bänder" eine gewisse Rolle spielt. (Aber insgesamt geht es auch da m.E. um weit mehr, als irgendwelchen aufmüpfigen Gemeindegliedern an einem schönen anschaulichen Bildchen klar zu machen, dass sie auch nur so etwas wie ein kleines Rädchen im Getriebe sind und gefälligst wie gewünscht zu funktionieren haben.)

Die Kirche als "Bau" oder ähnliches halte ich selbstverständlich tatsächlich für eine Umschreibung, genauso wie Christus als "Eckstein" oder "Tür". Hier geht es nicht um Identität, sondern um Funktionsweise.

Dieter
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

Wenn etwas undenkbar ist, dann, dass ein Jude Blut trinkt! Jesus war Jude und als solcher hätte er niemals die Jünger aufgefordert, sein -reales- Blut zu trinken.


Der Philologe für Aramaistik Günther Schwarz sieht in der präsentischen Übersetzung von "sein" eine Fehlübersetzung vorliegen:

„Denn das mehrdeutige aramäische Wort bedeutet hier "geschieht" und nicht "ist". Gerade dieses ist aber bot die Möglichkeit das Wortpaar Fleisch und Blut sakramental zu deuten (dies ist mein Fleisch / mein Blut), statt wie es Jesus meinte, das Brechen des Brotes und das Vergießen des Weines zu deuten (dies wird meinem Fleisch / meinem Blut geschehen)“

http://de.wikipedia.org/wiki/Abendmahl_Jesu

Aber über diese Frage sind ja bekanntlich Religionskriege geführt worden. Und auch wir werde es heute abend nicht mehr klären.

Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

Dieter hat geschrieben:„Denn das mehrdeutige aramäische Wort bedeutet hier "geschieht" und nicht "ist".
Kleine Frage: Wie lautet das aramäische Wort und wo steht es im NT?

(Ich habe nämlich dummerweise gerade mein aramäisches NT verlegt. :) )

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Marcus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Marcus »

asderrix hat geschrieben:
Dschungelboy hat geschrieben: Ist der Glaube an die Realpräsenz am aussterben, bei den Gläubigen sowieso aber auch in der Pfarrerschaft?
Die Gläubigen der Urchristenheit kannten so eine Lehre nicht, von daher wäre es wünschenswert wenn diese Irrlehre aussterben und der von Christus befohlene Gedächtnischarakter wieder Platz im Zusammenkommen der Christen finden würde.
Ignatius von Antiochien hat den Glauben an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie bereits klar und unmissverständlich bekannt und vor denen gewarnt, welche die Lehre leugnen (damit dürfte er damals die Gnostiker gemeint haben):

http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1-4.htm-Eucharistie££Fleisch
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel11-7.htm-Eucharistie££Fleisch
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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Radulf Thoringi
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Radulf Thoringi »

asderrix hat geschrieben:
Dschungelboy hat geschrieben: Ist der Glaube an die Realpräsenz am aussterben, bei den Gläubigen sowieso aber auch in der Pfarrerschaft?
Die Gläubigen der Urchristenheit kannten so eine Lehre nicht, von daher wäre es wünschenswert wenn diese Irrlehre aussterben und der von Christus befohlene Gedächtnischarakter wieder Platz im Zusammenkommen der Christen finden würde.
Ach asderrix, Du hast mir in der letzten Zeit schon gefehlt, echt. Aber Du bist leider auf dem Holzweg ;D

Zur eigentlichen Frage zurück: In den hiesigen Gemeinden, besonders in deren älteren Teil, ist die Realpräsenz eigentlich kein Thema weil selbstverständlich. Bei jungen Leuten habe ich mir aber auch schon dieses "nicht-schon-wieder-dieser-Schwank-aus-deiner-Jugend-Gesicht" beim Thema Realpräsenz angesehen. Bei der Geistlichkeit habe ich da mitunter auch so meine Zweifel, aber zum Glück nicht in meiner Gemeinde.

Mal eine nachfolgende, für mich aber interessante Frage: Wie seht Ihr die Andauer der Realpräsenz? Mir hat diese Sache mit dem "eingebauten Verfallsdatum" nie eingeleuchtet. Mich interessieren in erster Linie die Lutheraner. Bei den Römern scheint das ja klar zu sein. Hoffe ich zumindest; oder, taddeo? Und wer die Realpräsenz ablehnt muß natürlich nicht über deren Andauer nachdenken.
Danke für Hinweise.
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Marcus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Marcus »

Radulf Thoringi hat geschrieben:Mal eine nachfolgende, für mich aber interessante Frage: Wie seht Ihr die Andauer der Realpräsenz? Mir hat diese Sache mit dem "eingebauten Verfallsdatum" nie eingeleuchtet. Mich interessieren in erster Linie die Lutheraner. Bei den Römern scheint das ja klar zu sein. Hoffe ich zumindest; oder, taddeo? Und wer die Realpräsenz ablehnt muß natürlich nicht über deren Andauer nachdenken.
Danke für Hinweise.
Dazu habe ich u.a. hier schon mal etwas geschrieben.
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Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

Dieter hat geschrieben:Wenn etwas undenkbar ist, dann, dass ein Jude Blut trinkt! Jesus war Jude und als solcher hätte er niemals die Jünger aufgefordert, sein -reales- Blut zu trinken.
Ja, die Jünger sahen es anscheinend so ähnlich. Laut Johannesevangelium bezeichneten sie die Vorstellung als "unerträglich". (Joh 6,6)

Wie erklärst Du Dir aber die "undenkbare" Rede davor (Joh 6,48-59)? Nachträgliche Hinzufügung? Aus Splittern theologischer Reflexion nachträglich eine hübsche Geschichte gebastelt? Fehlübersetzung aus einer postulierten Ursprache (Aramäisch)? Hat er gar nicht so gemeint, sondern etwas ganz anderes? Alles nur symbolisch?
Dieter hat geschrieben:Aber über diese Frage sind ja bekanntlich Religionskriege geführt worden.
Ob jemals ein Krieg wegen der Realpräsenz geführt wurde, ob die sogenannten "Religionskriege" überhaupt etwas mit Religion zu tun hatten, darüber gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Einige originelle Betrachtungen zum Thema weitab von den üblichen ZDF-History-Allgemeinplätzen gibt's zum Beispiel von William T.Cavanaugh, darunter eine mit dem Titel "The Wars of Religion and the Rise of the State", die man z.B. hier runterladen kann:

http://www.jesusradicals.com/wp-content ... -state.pdf

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asderrix
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von asderrix »

Marcus hat geschrieben:Ignatius von Antiochien hat den Glauben an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie bereits klar und unmissverständlich bekannt und vor denen gewarnt, welche die Lehre leugnen (damit dürfte er damals die Gnostiker gemeint haben)
Hier hat ein führender Christ ein halbes Jahrhundert nach Abfassung der meisten kanonischen Schriften eine Lehre niedergeschrieben, die deshalb nicht Konsens in der damaligen Christenheit sein musste.

Überlege mal was in der Christenheit in den letzten 50 Jahren für Verwirrung um sich gegriffen hat.

Mit einer Bearbeitung von Wiki in 1000 Jahren durch die Anhänger von EKD Schneider, kann dann begründet werden, das es christliche Lehre ist, dass Ehe nicht die gottgewollte Form des natürlichen Zusammenlebens ist.

Nein Markus, (und Radulf) diese Lehre gründet nicht auf die Bibel und hat durch das Wirken des Heiligen Geistes auch keinen Eingang in die Bibel gefunden, obwohl bei der Kanonisierung diese Lehre schon verbreitet war.

Oder zeige mir im NT die Stelle wo eine Wandlung bezeugt oder beschrieben wird.
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Dieter
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

Tritonus hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:Wenn etwas undenkbar ist, dann, dass ein Jude Blut trinkt! Jesus war Jude und als solcher hätte er niemals die Jünger aufgefordert, sein -reales- Blut zu trinken.
Ja, die Jünger sahen es anscheinend so ähnlich. Laut Johannesevangelium bezeichneten sie die Vorstellung als "unerträglich". (Joh 6,60)

Wie erklärst Du Dir aber die "undenkbare" Rede davor (Joh 6,48-59)? Nachträgliche Hinzufügung? Aus Splittern theologischer Reflexion nachträglich eine hübsche Geschichte gebastelt? Fehlübersetzung aus einer postulierten Ursprache (Aramäisch)? Hat er gar nicht so gemeint, sondern etwas ganz anderes? Alles nur symbolisch?



Ich bin kein Bibelwissenschaftler und kann deine Frage daher nicht verbindlich beantworten.

Ganz subjektiv wirkt diese Stelle -da zu theologisch ausgereift- auf mich wie später hinzugefügt, ähnlich dem Taufbefehl mit der Trinitätsformel.

Pilgerer
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Pilgerer »

Dieter hat geschrieben:Jesus war Jude und als solcher hätte er niemals die Jünger aufgefordert, sein -reales- Blut zu trinken.
Doch, das hat er laut Johannes 6. Das Johannesevangelium entstand bekanntlich nach den ersten drei Evangelien. Johannes band diese Aussagen Jesu vermutlich deshalb in sein Evangelium ein, um das Abendmahl, das bei Matthäus, Markus und Lukas beschrieben ist, näher zu erklären. Darin sagt Jesus "das ist mein Leib ... das ist mein Blut". In Johannes 6 sagte Jesus: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch.54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken." In einer Linie damit steht das Bild vom Weinstock: "5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun." (Johannes 15,5)

Nun lässt sich Jesus leiblich nicht nur im Abendmahl empfangen, sondern in Seinen Worten ist ER Höchstselbst leibhaftig anwesend. Wer die Worte Jesu empfängt und in seinem Herzen Wurzeln schlagen lässt, empfängt ihn selbst. Das gilt sowohl für die Worte Jesu im Evangelium als auch für Seine Worte, die er uns heute zuspricht und mit denen Er uns vom Tod zum Leben erweckt.

Das Gleichnis vom Sämann lässt sich sowohl auf das Abendmahl als auch auf Jesu Worte beziehen: In beiden Fällen sät der HERR Jesus Sich selbst in die Herzen seiner Anhänger, in denen er als das Samenkorn erstirbt und viel Frucht bringt (vgl. Johannes 12,24; Markus 4,1-20).
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Dieter
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

In dieser Frage sollte man am besten Luther folgen, der immer auf die Realpräsenz bestanden hatte, aber auch deutlich darauf hingewiesen hat, dass wir nicht versuchen sollen, diese Dinge erklären zu wollen.

Der Begriff "Konsubstantiation" stammt nicht von Luther, sondern wurde später von den Calvinisten eher ironisch gebraucht, um das lutherische Abendmahl zu beschreiben.

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Marcus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Marcus »

asderrix hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:Ignatius von Antiochien hat den Glauben an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie bereits klar und unmissverständlich bekannt und vor denen gewarnt, welche die Lehre leugnen (damit dürfte er damals die Gnostiker gemeint haben)
Hier hat ein führender Christ ein halbes Jahrhundert nach Abfassung der meisten kanonischen Schriften eine Lehre niedergeschrieben, die deshalb nicht Konsens in der damaligen Christenheit sein musste.

Überlege mal was in der Christenheit in den letzten 50 Jahren für Verwirrung um sich gegriffen hat.

Mit einer Bearbeitung von Wiki in 1000 Jahren durch die Anhänger von EKD Schneider, kann dann begründet werden, das es christliche Lehre ist, dass Ehe nicht die gottgewollte Form des natürlichen Zusammenlebens ist.

Nein Markus, (und Radulf) diese Lehre gründet nicht auf die Bibel und hat durch das Wirken des Heiligen Geistes auch keinen Eingang in die Bibel gefunden, obwohl bei der Kanonisierung diese Lehre schon verbreitet war.

Oder zeige mir im NT die Stelle wo eine Wandlung bezeugt oder beschrieben wird.
So einfach kann man sich es hierbei auch nicht machen. Ignatius war immerhin ein Apostelschüler, der auch bereit war, für Christus sein Leben zu geben. Daher ist nicht davon auszugehen, dass er die Apostel falsch verstanden oder bewusst Irrlehren verbreitet hat. Außerdem war Ignatius ein geschätzter Kirchenlehrer in der alten Kirche, auch von denen, welche im 4. Jahrhundert endgültig über die Kanonisierung des NT entschieden haben. Dass Ignatius´ Briefe nicht kanonisiert wurden, lag letztlich daran, dass die Kirchenväter lediglich solche Schriften kanonisieren wollten, die entweder von den Aposteln selbst verfasst wurden oder hinter denen die Autorität eines Apostels stand. Nichtsdestotrotz haben die Schriften der alten Kirchenväter (Ignatius wird gar zu den apostolischen Väter gezählt) bei der Auslegung der Hl. Schriften vor allem Kampf gegen Irrlehrern immer eine bedeutende Rolle gespielt. Man kann daher die Situation von damals nicht mit der beliebigen „Bastel-Theologie“ der heutigen EKD-Führung vergleichen.
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asderrix
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von asderrix »

Marcus hat geschrieben:So einfach kann man sich es hierbei auch nicht machen. Ignatius war immerhin ein Apostelschüler, der auch bereit war, für Christus sein Leben zu geben. Daher ist nicht davon auszugehen, dass er die Apostel falsch verstanden oder bewusst Irrlehren verbreitet hat.
Ich wollte Ignatius nicht schlecht schreiben, aber ich denke, es gab zu der Zeit andere, die Irrlehren verbreiteten, die diese Kriterien, Apostelschüler und Märtyrer, erfüllen. Außerdem werden Irrlehren selten bis nie bewusst böswillig verbreitet, oft sind es tief gläubige Menschen, die sich verrand habe, ich denke da nur an die Allversöhnungslehre, die von mir sehr wertvollen Christen vertreten und gelehrt wird.
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Protasius
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Protasius »

asderrix hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:So einfach kann man sich es hierbei auch nicht machen. Ignatius war immerhin ein Apostelschüler, der auch bereit war, für Christus sein Leben zu geben. Daher ist nicht davon auszugehen, dass er die Apostel falsch verstanden oder bewusst Irrlehren verbreitet hat.
Ich wollte Ignatius nicht schlecht schreiben, aber ich denke, es gab zu der Zeit andere, die Irrlehren verbreiteten, die diese Kriterien, Apostelschüler und Märtyrer, erfüllen.
Hättest du dafür ein Beispiel?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

Protasius hat geschrieben:
asderrix hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:So einfach kann man sich es hierbei auch nicht machen. Ignatius war immerhin ein Apostelschüler, der auch bereit war, für Christus sein Leben zu geben. Daher ist nicht davon auszugehen, dass er die Apostel falsch verstanden oder bewusst Irrlehren verbreitet hat.
Ich wollte Ignatius nicht schlecht schreiben, aber ich denke, es gab zu der Zeit andere, die Irrlehren verbreiteten, die diese Kriterien, Apostelschüler und Märtyrer, erfüllen.
Hättest du dafür ein Beispiel?


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Protasius
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Protasius »

Dieter hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
asderrix hat geschrieben:
Marcus hat geschrieben:So einfach kann man sich es hierbei auch nicht machen. Ignatius war immerhin ein Apostelschüler, der auch bereit war, für Christus sein Leben zu geben. Daher ist nicht davon auszugehen, dass er die Apostel falsch verstanden oder bewusst Irrlehren verbreitet hat.
Ich wollte Ignatius nicht schlecht schreiben, aber ich denke, es gab zu der Zeit andere, die Irrlehren verbreiteten, die diese Kriterien, Apostelschüler und Märtyrer, erfüllen.
Hättest du dafür ein Beispiel?


Die Heilige Thekla...
Welche Irrlehren hat selbige denn verbreitet? Ich habe zwar ihre Vita im Internet gefunden, aber so schnell bin ich beim Durchlesen nun doch nicht. Im Vorwort der Ausgabe steht allerdings, daß Kardinal Baronius und viele andere Gelehrte nichts Anstößiges daran gefunden hätten.
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Fragesteller
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Fragesteller »

Dieter hat geschrieben:In dieser Frage sollte man am besten Luther folgen, der immer auf die Realpräsenz bestanden hatte, aber auch deutlich darauf hingewiesen hat, dass wir nicht versuchen sollen, diese Dinge erklären zu wollen.

Der Begriff "Konsubstantiation" stammt nicht von Luther, sondern wurde später von den Calvinisten eher ironisch gebraucht, um das lutherische Abendmahl zu beschreiben.
Ist "Transsubstantation" (oder auch "Konsubstantation") irgendwie erklärend? Nach meinem Verständnis beschreibt der Ausdruck, worin das Wunder der Wandlung besteht (eben darin, dass der physisch unveränderte Gegenstand auf dem Altar nun etwas der Substanz nach anderes ist) und auf wie grundlegender Ebene dieser Vorgang stattfindet. Ich denke auch nicht, dass ein Aristoteliker eine "Transsubstantation" für natürlicherweise möglich halten und beschreiben könnte, wie sie funktioniert; den Mysteriumscharakter der Eucharistie betont diese Lehre m. E. eher, als dass sie ihn wegerklärt. Darum verstehe ich nicht, warum auch an Realpräsenz glaubende Lutheraner und Anglikaner all die Jahrhunderte hindurch in der Transsubstantationslehr einen der schlimmsten römischen Irrtümer gesehen haben.

(Allerdings halte ich es auch für nicht richtig, eine Lehre zu dogmatisieren, die nur unter den Voraussetzungen einer Substanzmetaphysik Bestand hat und damit eine philosophisch-wissenschaftliche Fragestellung miteinbezieht, über die die Offenbarung nichts Gewisses sagen kann.)

Dieter
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

Fragesteller hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:In dieser Frage sollte man am besten Luther folgen, der immer auf die Realpräsenz bestanden hatte, aber auch deutlich darauf hingewiesen hat, dass wir nicht versuchen sollen, diese Dinge erklären zu wollen.

Der Begriff "Konsubstantiation" stammt nicht von Luther, sondern wurde später von den Calvinisten eher ironisch gebraucht, um das lutherische Abendmahl zu beschreiben.
Ist "Transsubstantation" (oder auch "Konsubstantation") irgendwie erklärend? Nach meinem Verständnis beschreibt der Ausdruck, worin das Wunder der Wandlung besteht (eben darin, dass der physisch unveränderte Gegenstand auf dem Altar nun etwas der Substanz nach anderes ist) und auf wie grundlegender Ebene dieser Vorgang stattfindet. Ich denke auch nicht, dass ein Aristoteliker eine "Transsubstantation" für natürlicherweise möglich halten und beschreiben könnte, wie sie funktioniert; den Mysteriumscharakter der Eucharistie betont diese Lehre m. E. eher, als dass sie ihn wegerklärt. Darum verstehe ich nicht, warum auch an Realpräsenz glaubende Lutheraner und Anglikaner all die Jahrhunderte hindurch in der Transsubstantationslehr einen der schlimmsten römischen Irrtümer gesehen haben.

(Allerdings halte ich es auch für nicht richtig, eine Lehre zu dogmatisieren, die nur unter den Voraussetzungen einer Substanzmetaphysik Bestand hat und damit eine philosophisch-wissenschaftliche Fragestellung miteinbezieht, über die die Offenbarung nichts Gewisses sagen kann.)

Transsubstantiation bedeutet Wandlung. Der Priester spricht einige Worte (aus "hic est corpus" wurde im Volksmund verballhornd "Hokuspokus"). Danach sehen die Elemente nur noch wie Brot und Wein aus, sind es aber nicht mehr....

Was gewandelt wurde, kann man schlecht wieder zurückführen, also kam im 12. Jahrhundert die Sitte auf, den Leib Christi durch die Straßen zu tragen, ihn in der Kirche auszustellen usw. Im Mittelalter hat man noch mehr damit gemacht, z.B. es Kranken auf die kranke Stelle gelegt usw.

Das alles konnte aber mit den wenigen Worten Jesu (die im Origialtext lauten: Dies mein Leib, und nicht Dies ist mein Leib) wohl nicht beabsichtigt sein.

Das Geheimnis ist zu groß und man sollte nicht zu viel herumspekulieren. Da hatten die Reformatoren Recht.

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umusungu
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von umusungu »

Dieter hat geschrieben: Danach sehen die Elemente nur noch wie Brot und Wein aus, sind es aber nicht mehr....
Welche Hilfestellung des Verstehens bietet eine hochmittelalterliche Philosophie, wenn Menschen mit naturwissenschaftlichem Denken sich damit beschäftigen...
Brot und Wein sehen noch so aus wie vorher ....
Welche Ergebnisse zeigen sich bei physikalischen und chemischen Untersuchungen?

Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

Dieter hat geschrieben:Das alles konnte aber mit den wenigen Worten Jesu (die im Origialtext lauten: Dies mein Leib, und nicht Dies ist mein Leib) wohl nicht beabsichtigt sein.
O Mann, das tut ja schon weh!

1. Wie Du sicher weißt, steht in den neutestamentlichen Originalen kein einziger deutscher Satz (also weder "dies ist mein Leib" noch "dies mein Leib"), sondern die Schriften des NT sind auf Griechisch abgefasst.

2. Man muss kein besonderer Kenner des Griechischen sein -- ich bin es nicht, das habe ich auch schon an anderen Stellen erwähnt --, um zu wissen, dass es massenhaft Sprachen gibt, die völlig anders funktionieren als Deutsch.

Viele Sprachen kennen z.B. keine Form des Verbs "sein" im Präsens -- wie bei Deinem Satz "dies mein Leib" -- oder die Form ist fakultativ.

Beispiel:
Wörtliche Übersetzung eines sehr bekannten hebräischen Satzes ins Deutsche: "Ich JHWH Gott-dein". (Merkst Du was? Hier fehlt die Präsens-Form von "sein".)
Übersetzung des selben Satzes in ordentliches Deutsch: "Ich bin der HERR, dein Gott."

Noch ein Beispiel:
Ein kurzer russischer Satz: "Я немец".
Wörtliche Übersetzung: "Ich Deutscher". (Auch hier fehlt die entsprechende Form von "sein".)
Korrekte Übersetzung: "Ich bin Deutscher".

Auch bei einer Übersetzung aus Sprachen, die ganz anders funktionieren als Deutsch, halte ich es für unlauter und verwerflich, absichtlich eine Art "Kiezdeutsch" bzw. "Kanak Sprak" zu produzieren und dann auch noch als theologische Sensation zu verkaufen, um die naiven Leser pseudowissenschaftlicher Veröffentlichungen in die Irre zu führen.

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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

"Wie Du sicher weißt, steht in den neutestamentlichen Originalen kein einziger deutscher Satz"


Danke für den Hinweis, aber das wusste ich schon.

Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

Dieter hat geschrieben:Danke für den Hinweis, aber das wusste ich schon.
Selig bist du, Dieter Bar Berliniensis, denn nicht Fleisch und Blut haben dir dies offenbart, sondern ... ääähm ... Wikipedia.

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taddeo
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von taddeo »

umusungu hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben: Danach sehen die Elemente nur noch wie Brot und Wein aus, sind es aber nicht mehr....
Welche Hilfestellung des Verstehens bietet eine hochmittelalterliche Philosophie, wenn Menschen mit naturwissenschaftlichem Denken sich damit beschäftigen...
Brot und Wein sehen noch so aus wie vorher ....
Welche Ergebnisse zeigen sich bei physikalischen und chemischen Untersuchungen?
Man sollte gegenüber dem "naturwissenschaftlichen Denken" genauso eine Grundskepsis walten lassen wie andere gegenüber dem Glauben haben:
http://grenzwissenschaft-aktuell.blogsp ... stien.html

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Maurus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Maurus »

Dieter hat geschrieben: Transsubstantiation bedeutet Wandlung. Der Priester spricht einige Worte (aus "hic est corpus" wurde im Volksmund verballhornd "Hokuspokus").
Wenn du zu diesem Punkte noch einmal Wikipedia befragst, so erhältst du die Auskunft:
Wikipedia hat geschrieben: Die Herkunft des Ausdrucks gilt trotz vielfältiger Theorien als weitgehend ungeklärt.
Dieter hat geschrieben:Was gewandelt wurde, kann man schlecht wieder zurückführen, also kam im 12. Jahrhundert die Sitte auf, den Leib Christi durch die Straßen zu tragen, ihn in der Kirche auszustellen usw.
Das "also" in diesem Satz ergibt keinen Sinn. Man hat die Fronleichnamsprozession nicht eingeführt, weil man die Wandlung nicht rückgängig machen konnte. Das hätte an dieser Tatsache nun auch nichts geändert. Sie war auch keine Notwendigkeit. Die Fronleichnamsprozession ist Frucht der ausgeprägten Schaufrömmigkeit jener Zeit.
Dieter hat geschrieben:Das alles konnte aber mit den wenigen Worten Jesu (die im Origialtext lauten: Dies mein Leib, und nicht Dies ist mein Leib) wohl nicht beabsichtigt sein.
So. Und was willst du damit sagen?
Dieter hat geschrieben:Das Geheimnis ist zu groß und man sollte nicht zu viel herumspekulieren. Da hatten die Reformatoren Recht.
Dafür haben sie sich aber reichlich Gedanken darüber gemacht.

Tritonus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Tritonus »

umusungu hat geschrieben:Welche Hilfestellung des Verstehens bietet eine hochmittelalterliche Philosophie, wenn Menschen mit naturwissenschaftlichem Denken sich damit beschäftigen...
Brot und Wein sehen noch so aus wie vorher ....
Welche Ergebnisse zeigen sich bei physikalischen und chemischen Untersuchungen?
Ich nehme an, dass Menschen mit ausgeprägtem naturwissenschaftlichen Denken -- also ohnehin nur ein verschwindend kleiner Anteil an der gesamten Bevölkerung -- die wenigsten Probleme damit haben, dass Brot und Wein noch so aussehen wie vorher. Diese Leute kennen nämlich sehr genau die Grenzen ihrer Wissenschaft, und sie sind sich spätestens seit der Mitte des 20.Jahrhunderts ("Heisenbergsche Unschärferelation" usw.) bewusst, dass eben nicht alles zusammen mit beliebiger Präzision messbar ist.

Dass "Brot und Wein noch so aussehen wie vorher", mag für die in mechanistischen Kategorien denkenden Vulgärmaterialisten des 19. Jahrhunderts und ihre heutigen, späten geistigen Nachfahren noch ein überzeugendes Argument (gewesen) sein, für "Menschen mit naturwissenschaftlichem Denken" ist es das auf keinen Fall.

Um Deine erste Frage zu beantworten: Der breiten Masse der heutigen Menschen bietet ein "hochmittelalterlich philosophierender" Theologe nicht mehr und nicht weniger als ein "naturwissenschaftlich denkender" Physiker, der ihnen etwas vergleichbares an der Tafel vorrechnet: Sie verstehen nichts von beidem, sondern sie können es in beiden Fällen nur glauben oder auch nicht.

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Florianklaus
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Florianklaus »

umusungu hat geschrieben:Welche Ergebnisse zeigen sich bei physikalischen und chemischen Untersuchungen?
Wofür soll denn das Ergebnis einer solchen Untersuchung von Belang sein?

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Protasius
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Protasius »

Florianklaus hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:Welche Ergebnisse zeigen sich bei physikalischen und chemischen Untersuchungen?
Wofür soll denn das Ergebnis einer solchen Untersuchung von Belang sein?
Eben. Visus, gustus, tactus in te fallitur.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Raphael

Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Raphael »

Protasius hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:Welche Ergebnisse zeigen sich bei physikalischen und chemischen Untersuchungen?
Wofür soll denn das Ergebnis einer solchen Untersuchung von Belang sein?
Eben. Visus, gustus, tactus in te fallitur.
Datt geht auch auf deutsch: :doktor:
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.

(Thomas von Aquin)

Dieter
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Registriert: Freitag 22. Juli 2011, 11:01
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Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Dieter »

Raphael hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:Welche Ergebnisse zeigen sich bei physikalischen und chemischen Untersuchungen?
Wofür soll denn das Ergebnis einer solchen Untersuchung von Belang sein?
Eben. Visus, gustus, tactus in te fallitur.
Datt geht auch auf deutsch: :doktor:
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.

(Thomas von Aquin)


Sehr schön! Das kannte ich noch nicht. Wenn es dann noch von Thomas von Aquin stammt, wiegt es besonders schwer.

Aber auch Thomas von Aquin sagt ja, dass dies unser Denken übersteigt.

Je weniger wir also versuchen, Details zu erklären, umso besser.

Raphael

Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Raphael »

Dieter hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:Welche Ergebnisse zeigen sich bei physikalischen und chemischen Untersuchungen?
Wofür soll denn das Ergebnis einer solchen Untersuchung von Belang sein?
Eben. Visus, gustus, tactus in te fallitur.
Datt geht auch auf deutsch: :doktor:
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.

(Thomas von Aquin)


Sehr schön! Das kannte ich noch nicht. Wenn es dann noch von Thomas von Aquin stammt, wiegt es besonders schwer.

Aber auch Thomas von Aquin sagt ja, dass dies unser Denken übersteigt.

Je weniger wir also versuchen, Details zu erklären, umso besser.
Das Ganze lautet so und müßte eigentlich jedem Katholiken bekannt sein, der die Vorbereitung zur 1. Hl. Kommunion mitgemacht hat:
Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.

Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.

Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz,
hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz.
Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier;
wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir.

Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,
bet ich dennoch gläubig: "Du mein Herr und Gott!"
Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,
fester laß die Hoffnung, treu die Liebe sein.

Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!
Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.
Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du,
daß er deine Wonnen koste immerzu.

Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein;
wasch in deinem Blute mich von Sünden rein.
Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld,
bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld.

Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
laß die Schleier fallen einst in deinem Licht,
daß ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.
Amen
Hier wird in Versform das katholische Eucharistieverständnis in mMn unüberbietbarer Weise dargelegt! :)

Weiterführende Infos: Adoro te devote!

Fragesteller
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Registriert: Freitag 18. Mai 2012, 10:41

Re: Gretchenfrage Realpräsenz

Beitrag von Fragesteller »

Dieter hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:In dieser Frage sollte man am besten Luther folgen, der immer auf die Realpräsenz bestanden hatte, aber auch deutlich darauf hingewiesen hat, dass wir nicht versuchen sollen, diese Dinge erklären zu wollen.

Der Begriff "Konsubstantiation" stammt nicht von Luther, sondern wurde später von den Calvinisten eher ironisch gebraucht, um das lutherische Abendmahl zu beschreiben.
Ist "Transsubstantiation" (oder auch "Konsubstantiation") irgendwie erklärend? Nach meinem Verständnis beschreibt der Ausdruck, worin das Wunder der Wandlung besteht (eben darin, dass der physisch unveränderte Gegenstand auf dem Altar nun etwas der Substanz nach anderes ist) und auf wie grundlegender Ebene dieser Vorgang stattfindet. Ich denke auch nicht, dass ein Aristoteliker eine "Transsubstantiation" für natürlicherweise möglich halten und beschreiben könnte, wie sie funktioniert; den Mysteriumscharakter der Eucharistie betont diese Lehre m. E. eher, als dass sie ihn wegerklärt. Darum verstehe ich nicht, warum auch an Realpräsenz glaubende Lutheraner und Anglikaner all die Jahrhunderte hindurch in der Transsubstantationslehr einen der schlimmsten römischen Irrtümer gesehen haben.

(Allerdings halte ich es auch für nicht richtig, eine Lehre zu dogmatisieren, die nur unter den Voraussetzungen einer Substanzmetaphysik Bestand hat und damit eine philosophisch-wissenschaftliche Fragestellung miteinbezieht, über die die Offenbarung nichts Gewisses sagen kann.)
[...]
Das Geheimnis ist zu groß und man sollte nicht zu viel herumspekulieren. Da hatten die Reformatoren Recht.
Ich will nochmal fragen: Inwiefern stellt die Transsubstantiationslehre ein "Herumspekulieren" dar? Inwiefern erklärt sie, wie und warum das Brot Leib Christi wird? Sie sagt auf philosophischer Ebene doch nur, dass, und zwar ohne Abstriche; das warum ist Gott vorbehalten und eben deshalb Mysterium.
Dieter hat geschrieben: Transsubstantiation bedeutet Wandlung. Der Priester spricht einige Worte (aus "hic est corpus" wurde im Volksmund verballhornd "Hokuspokus"). Danach sehen die Elemente nur noch wie Brot und Wein aus, sind es aber nicht mehr.... Was gewandelt wurde, kann man schlecht wieder zurückführen,
1. Dass die Realpräsenz mit der Konsekration zustande kommt, ist auch gut lutherische Lehre. Mit Abstrichen und was Luther persönlich betrifft, verhält sich das auch mit der Dauer der Realpräsenz so. Das kann, aber muss nicht unbedingt mit einer Naturalisierung und einem magischen Verständnis der Wandlung einhergehen: Wer ein bisschen aufpasst, weiß schon, dass Gott und nicht der konsekrierende Priester der eigentliche Verursacher der Realpräsenz ist.
2. Bitte hoc. Sonst würde es, vorausgesetzt, die Theorie stimmt, auch Hiekuspokus heißen.
Dieter hat geschrieben: also kam im 12. Jahrhundert die Sitte auf, den Leib Christi durch die Straßen zu tragen, ihn in der Kirche auszustellen usw. Im Mittelalter hat man noch mehr damit gemacht, z.B. es Kranken auf die kranke Stelle gelegt usw.

Das alles konnte aber mit den wenigen Worten Jesu (die im Origialtext lauten: Dies mein Leib, und nicht Dies ist mein Leib) wohl nicht beabsichtigt sein.
Luthers Kritik an diesen Praktiken bezog sich m. W. keineswegs darauf, dass diese die Worte Jesu zu wörtlich nahmen und den Leib Christi für "präsenter" hielten als er tatsächlich war, sondern darauf, dass dieser Umgang mit dem real präsenten Leib Christi einsetzungswidrig sei. In de ecclesiae captivitate babylonica, wo er die Transsubstantiationslehre kritisiert und das formuliert, was später als Konsubstantiation gefasst wurde, spricht er sich gerade nicht dafür aus, das "das ist mein Leib" weniger wörtlich zu nehmen, sondern wirft solches (warum, ist mir nicht ganz klar) der Transsubstantiationslehre vor.
Luther, [i]Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche,[/i] hat geschrieben:Daß wir aber nicht zu sehr ins Philosophieren kommen: scheint nicht Christus diesem Vorwitz fein entgegenzutreten, wenn er vom Wein nicht gesagt hat: ›Das ist mein Blut‹, sondern › Dieser ist mein Blut‹ (Matth. 26, 28)? Und noch viel klarer (wird es dadurch), daß er das Wort ›Kelch‹ mit hinzunimmt und sagt: ›Dies ist der Kelch des neuen Testaments in meinem Blut‹ (1. Kor. 11, 25). Sieht man denn nicht, daß er uns im schlichten Glauben behalten wollte, und daß wir lediglich glaubten, sein Blut sei in dem Kelch? Fürwahr, wenn ich nicht begreifen kann, auf welche Weise das Brot der Leib Christi sein kann, will ich doch meinen Verstand gefangennehmen unter den Gehorsam Christi und schlicht bei seinen Worten bleiben, und glaube fest nicht allein, daß der Leib Christi in dem Brot ist, sondern das Brot der Leib Christi ist. Denn zu dieser Auffassung bringen mich die Worte, wo er sagt: ›Er nahm das Brot, dankte, brachs und sprach: Nehmet, esset, das (das heißt: das Brot, das er genommen und gebrochen) ist mein Leib‹ (V. 23 f.). Und Paulus spricht: ›Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?‹ (1. Kor. 10, 16) Er sagt nicht: in dem Brot ist, sondern: das Brot selbst ist die Gemeinschaft des Leibes Christi. Was liegt daran, ob die Philosophie das nicht versteht? Der heilige Geist ist mehr als Aristoteles. Versteht sie denn überhaupt etwas von der Transsubstantiation dieser Dinge, da sie doch selber zugesteht, daß hier die ganze Philosophie zusammenstürzt?

http://gutenberg.spiegel.de/buch/269/2
An die informierten Katholiken: Verstehe ich folgendes recht? Die richtig verstandene Transsubstantiationslehre würde gerade nicht besagen, wie Luther behauptete, dass der Leib Christi in dem Brot sei, sondern dass das, was wie Brot aussieht etc., selbst der Leib Christi sei. Die Kritik Luthers daran, dass die Transsubstantiationslehre die Worte Christi weniger wörtlich nehme und ihre Bedeutung kleiner mache, läuft dann ins Leere und beruht aus einem Missverständnis gegenüber der TSL.

(Das ist allerdings nicht sein einziger Einwand. Wenn er danach fragt, warum nicht wie in Christus selbst zwei Substanzen vereinigt sein könnten, scheint mir das durchaus plausibel.)

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