Clemens hat geschrieben:Die Idee von der Richtschnur ist - meine ich - nicht das Problem.TillSchilling hat geschrieben: Zu Behaupten, dass das Prinzip von der Schrift als Richtschnur erst im 16. Jahrhundert entstanden ist, ist einfach Unsinn.
Das Problem ist die im Mittelalter entstandene Idee, dass was nicht mit der Schrift begründet werden kann, falsch, oder zumindest unwichtig ist.
Die Irrlehre von der Bibel als alleiniger Maßstab, was von den Aposteln geboten sei und was nicht, ist - soweit ich weiß - zuerst bei Waldensern und ähnlichen Gruppierungen aufgekommen.
Ich bin der Auffassung, dass "sola scriptura" (nach evang.-luth. Verständnis) eine Wiederentdeckung der Reformation war. Es ist doch interessant, dass die ersten kirchlichen Konzilien ihre Streitigkeiten mit der Schrift beizulegen versuchten (Beispiel: Arianismus vs. Trinität). Auch findet sich in den altkirchlichen Glaubensbekenntnissen nichts, was über das Zeugnis der Bibel hinausgeht. Dort werden keine 7 Sakramente, kein historisches Bischofsamt, keine Transsubstantiation und keine Himmelfahrt Mariens bekannt. Erst nach und nach ist die Bibel als Richtschnur aus dem Fokus geraten und bei völlig außerbiblischen Glaubensinhalten wie der unbefleckten Empfängnis spielte die Schrift natürlich keinerlei Rolle mehr.