Evangelische "Piusbruderschaft"?

Rund um Anglikanertum, Protestantismus und Freikirchenwesen.
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Florianklaus
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Florianklaus »

TillSchilling hat geschrieben:
Miserere Nobis Domine hat geschrieben: Und wieso werden die Hochkirchler nicht orthodox? ;D
(Und was machen sie noch in den ev. Landeskirchen, wenn sie mit der Frauenordination nicht klarkommen? Ich hab den EIndruck, einige "konservative" Positionen wie Frauenfeindlichkeit sind bei denen nur Anbiederung an Rom...)
Aus welchen Gründen von luth. Hochkirchlern die Frauenordination abgewissen wird, kann ich natürlich nicht sagen aber ich gehe doch mal davon aus, dass sie das aus guten, validen, biblischen Gründen tun. So wie es ihre Glaubensgeschwister in beispielsweise der bischofslosen Lutheran Church Missouri Synod auch tun. Und Anbiederung an Rom kann denen wahrlich niemand vorwerfen.

Von Frauenfeindlichkeit zu sprechen, wenn Christen die Frauenordination ablehnen, ist eine dümmliche Beleidigung.

Was ich mich frage, ist warum sich lutherische Hochkirchler nicht konfessionsgebundenen lutherischen Kirchen anschliessen, wie zum Beispiel in Deutschland der SELK? Wenn das einer der hier mitschreibenden luth. Hochkirchlern beantworten könnte, wäre ich most obliged. Ich nehme an, es sind eben die diskutierten ekklesiologischen Vorstellungen. Richtig?

Die SELK würde einen Pfarrer, der sich zusätzlich zur Ordination von einem Vagantenbischof weihen ließe, sofort des Amtes entheben.

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Lutheraner
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lutheraner »

Clemens hat geschrieben:Dear Till,

ich versuch mal, halbwegs befriedigende Antworten zu finden:
TillSchilling hat geschrieben: Ok, gut. Dein Wunsch nach christlicher Einheit ist natürlich nachvollziehbar und der Wunsch ehrt dich auch.
Aber was ist die praktische Konsequenz? Revocamus und zurück in die RKK? Und alles reformatorische wird vergessen?
Was müssten wir denn revocieren?
Die RFL? Nicht mehr nötig.
Die Kritik am Ablasshandel? Nicht mehr nötig.

Diese beiden Punkte waren doch die (berechtigten) Auslöser der Reformation. Ich betrachte sie als erledigt und bin mit den heutigen katholischen Antworten auf diese Fragen zufrieden.

Was danach kirchentrennend wurde, wäre ich tatsächlich dafür, dass die Evang.Kirchen widerrufen, bzw. abstellen:
Z.B.:
- "Sola scriptura"
- Frauenordination
- die exegetisch eindeutig falsche Interpretation des "allgemeinen Priestertums" (wer will hier widersprechen?!?)
- allerlei Missbräuche beim Abendmahl (Saft, Verzicht auf Segnung, Wegschmeißen der Relicta, absichtliche Zulassung Ungetaufter, usw.)
- Verzicht auf einige Sakramente
Du führst hier auf, wo die evang. Kirchen Deiner Meinung nach falsch liegen. Wo liegt Deiner Meinung nach die RKK heute falsch? Nirgends? Dann wiederhole ich meine Frage: Weshalb konvertiert Ihr nicht? Wie begründet Ihr, dass Ihr weiterhin in der Evang. Kirche bleibt?
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Lioba
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lioba »

Mal eine Frage an die kirchenrechtlich versierten User:
Wäre es nicht theoretisch möglich gewesen, die deutschen Lutheraner längst in die Sukkzession zurückzubringen über die Schweden?
Ist das nicht möglich oder ist es gescheitert an Interessenkonflikten?
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Clemens
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Clemens »

Das ist in gewisser Weise schon längst geschehen, indem bei den meisten deutschen Bischofseinführungen auch ein Schwede die Hand mit auflegt. Nur, was hat der einzelne Pfarrer davon, wenn er nicht von seinem Bischof, sondern von einem Superintendenten ordiniert wird? Und was bedeutet dieses Ritual, wenn es nicht im Sinne einer Bischofsweihe verstanden wird?

Aber selbst wenn es in diesem Sinne ernst gemeint wäre, wäre dieser Weg trotzdem für echte Hochkirchler uninteressant, denn:

Der erste lutherische Bischof Laurentius Petri war zwar 1531 noch als römisch-katholischer Bischof geweiht worden und hat auch 1534 und 1536 nach der Reformation zwei neue Bischöfe geweiht. Aber dann wurden bis 1575 keine Bischofsweihen mehr durchgeführt, sondern nur „nach Luthers Sitte“ sogenannte „Ordinarien“ oder „Superintendenten“ eingesetzt. Die katholische Kirche und die evangelischen Hochkirchler erkennen deshalb die schwedische Bischofssukzession nicht als gültig an.
Literatur: Georg Schwaiger: „Bischofsweihen und Apostolische Sukzession der schwedischen Kirche im 16.Jahrhundert“, Würzburger Diözesan Geschichtsblätter, Bd. 35./36, Würzburg 1974.
Von allen Gottesgaben ist die Intelligenz am gerechtesten verteilt. Jeder ist zufrieden mit dem, was er hat und freut sich sogar, dass er mehr hat, als die anderen.

Johaennschen
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Johaennschen »

Bin zwar nicht versiert im Kirchenrecht, aber daß man es nicht tat, liegt wohl daran, daß man einen Mangel hätte eingestehen müssen. Das wäre nicht fair den vorangegangenen Generationen gegenüber gewesen, verstehste? Bei uns sind die Toten ja gewissermaßen für sich selbst verantwortlich, so daß die dann einfach Pech gehabt hätten. Für diesen Schritt hätte man also erstmal das Wort allumfassend, das wir mit christlich "übersetzen", aus dem Glaubensbekenntnis neu verstehen lernen müssen...

Abgesehen davon, interessiert dieser Punkt eigentlich auch niemanden, da er einfach zu römisch riecht. ;)
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Nicolás Gómez Dávila

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taddeo
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von taddeo »

Johaennschen hat geschrieben:Abgesehen davon, interessiert dieser Punkt eigentlich auch niemanden, da er einfach zu römisch riecht. ;)
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Lutheraner
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lutheraner »

Lioba hat geschrieben:Mal eine Frage an die kirchenrechtlich versierten User:
Wäre es nicht theoretisch möglich gewesen, die deutschen Lutheraner längst in die Sukkzession zurückzubringen über die Schweden?
Ist das nicht möglich oder ist es gescheitert an Interessenkonflikten?
Was würde das denn bringen?
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Johaennschen
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Johaennschen »

Für die Ökumene wärs schon schön. Aber die unseren schreiten ja immer weiter nach links. :roll:
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

TillSchilling

Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von TillSchilling »

Clemens hat geschrieben: Die katholische Kirche und die evangelischen Hochkirchler erkennen deshalb die schwedische Bischofssukzession nicht als gültig an.
Bitte sag mir, dass das jetzt nicht wahr ist. :panisch: Gibt es irgendlich noch irgendeinen Punkt, zu dem du denkst, dass die RKK irrt und die Reformation recht hat?

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Clemens
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Clemens »

Schrei doch nicht so, ich krieg ja Kopfweh! :ikb_sweat:
Und wieso überrascht dich das jetzt so?

Wenn der leichte Weg über Schweden für uns gangbar wäre, wozu - meinst du - machen wir uns die Mühe, unter persönlichen Gefahren (siehe Klaus Schwarz) (aus zugegebenermaßen mancherlei trüben Quellen) eine Weihe in wirklicher Apostolischer Sukzession zu erhalten?

Und zu den Irrtümern der RKK:
nur relativ (kirchentrennend sollten sie m.E. nicht sein!):
- die Communio sub utraque specie finde ich besser, als die sub una,
- die Mariendogmen bedaure ich,
- den Papalismus im Sinne der übermäßigen Konzentration auf Rom halte ich für korrekturbedürftig.
(Habe ich noch etwas vergessen? :hae?: )

Die Reformation hatte ([Punkt]) recht in Bezug auf Ablasshandel und Rechtfertigung allein durch Glauben, aber an diesen Stellen ist die heutige RKK dem Evangelium näher als die heutigen evangelischen Kirchen.
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Lioba
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lioba »

Nana, meine Herren, immer in Liebe, wir wollen hier doch nicht gleich Krieg
http://www.youtube.com/watch?v=A2Zgwmg ... PL&index=7
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M. v. Ebner- Eschenbach

TillSchilling

Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von TillSchilling »

Clemens hat geschrieben: Und wieso überrascht dich das jetzt so?

Wenn der leichte Weg über Schweden für uns gangbar wäre, wozu - meinst du - machen wir uns die Mühe, unter persönlichen Gefahren (siehe Klaus Schwarz) (aus zugegebenermaßen mancherlei trüben Quellen) eine Weihe in wirklicher Apostolischer Sukzession zu erhalten?
Ich dachte halt die machen es nicht. Weil die VELKD Kirchen ihre Schwesterkirchen sind und sie ihnen nicht ins Handwerk pfuschen wollen. Aber dass ihr deren "apostolische Sukzession" gar nicht anerkennt, das hätte ich nicht erwartet.

Was ich jetzt schreibe, meine ich nicht negativ und abgrenzerisch. Mehr kapitulierend und frustriert. Aber welche Gemeinsamkeiten gibt es denn noch zwischen lutherischen Hochkirchlern und konfessionsgebundenen Lutheranern?

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Clemens
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Clemens »

In der Amtsfrage gibt es da wohl keine Übereinstimmungen.
Wenn ein Hochkirchler das protestantische Amtsverständnis anerkennen würde, wäre er kein Hochkirchler.

In allen übrigen Fragen darfst du nun auch nicht mich als typischen Hochkirchler ansehen.
Da gibt es, wie schon vor ein paar Tagen gesagt, eine Vielzahl von Positionen zwischen (scheinbar) CA-treu und prokatholisch.
Manche Hochkirchler halten die RKK nach wie vor für von Irrlehre durchseucht.
Und vielleicht sind ein paar andere auch so wie ich. :koenig:
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Lutheraner
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lutheraner »

Johaennschen hat geschrieben:Für die Ökumene wärs schon schön.
Kirche definiert sich u.A. über die unverfälschte Verkündigung des Evangeliums und nicht über Strukturen. Alle Kirchen, die Wert auf diese sog. Apostolische Sukzession legen, verbreiten aus unserer Sicht ein verfälschtes Evangelium. Wozu soll sie also gut sein?
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taddeo
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von taddeo »

Lutheraner hat geschrieben:
Johaennschen hat geschrieben:Für die Ökumene wärs schon schön.
Kirche definiert sich u.A. über die unverfälschte Verkündigung des Evangeliums und nicht über Strukturen. Alle Kirchen, die Wert auf diese sog. Apostolische Sukzession legen, verbreiten aus unserer Sicht ein verfälschtes Evangelium. Wozu soll sie also gut sein?
Für die unverfälschte Verkündigung des Evangeliums vielleicht? :hmm: Könnte ja sein ...

Johaennschen
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Johaennschen »

Lutheraner hat geschrieben:Kirche definiert sich u.A. über die unverfälschte Verkündigung des Evangeliums und nicht über Strukturen. Alle Kirchen, die Wert auf diese sog. Apostolische Sukzession legen, verbreiten aus unserer Sicht ein verfälschtes Evangelium. Wozu soll sie also gut sein?
Man könnte sich dann über wichtigere Dinge streiten und diesen Punkt einfach abhaken. Wir lehnen die apostolische Sukzession ja nicht ab, sie ist uns nur egal. :breitgrins: Wen würde es denn stören, wenn man sie hätten? Naja, heutzutage wohl einen ganzen Haufen, Egalität wiegt derzeit ja recht schwer... :gaehn:
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Lioba
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lioba »

Till- da ist noch eine Menge Verbindendes. Die aktuelle schwedische Kirche ist eh auf einem recht eigenwilligen Kurs, mit oder ohne Sukzession.
Der Frust der hochkirchlich Orientierten gilt ja auch nicht in erster Linie den konservativen Lutheranern, sondern der EKD überhaupt- sozusagen mit der Gesamtsituation unzufrieden.
Das ein solcher Kleingartenverein plötzlich die Notwendigkeit disziplinarischer Massnahmen erkennt ist schlichtweg ein Witz. Ein akuter Anfall von Kirchenzucht zwischen allgemein gelebter Zuchtlosigkeit ist halt seltsam.
Die Anfrage der Hochkirchler an Gemeinschaften wie die SELK wäre neben der Ap.Suk. auch, ob diese das ursprgl. Ziel der Reformatoren, nämlich die Reformation der einen Kirche überhaupt noch als Anliegen hat oder ob sich die lutherischen Kirchen damit abgefunden haben, dass das was vor 500 Jahren schieflief, auch heute hoffnungslos ist und wir eben mit der Spaltung leben müssen.
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Florianklaus
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Florianklaus »

Lioba hat geschrieben:Mal eine Frage an die kirchenrechtlich versierten User:
Wäre es nicht theoretisch möglich gewesen, die deutschen Lutheraner längst in die Sukkzession zurückzubringen über die Schweden?
Ist das nicht möglich oder ist es gescheitert an Interessenkonflikten?

Die deutschen lutherischen Kirchen haben nicht das geringste Interesse an der Ämtersukzession. Sie halten die in ihnen vorhandenen Strukturen für völlig ausreichend. Im Gegenteil, geht die Tendenz in den lutherischen Landeskirchen eher in die entgegengesetzte Richtung, man will die Ordination durch zeitlich befristete Beauftragungen entwerten / ersetzen.

Von der katholischen Kirche fordern die Protestanten zwar immer lautstärker die Anerkennung ihrer Ämter, sind aber zu keinerlei Zugeständnissen bereit.
Zuletzt geändert von Florianklaus am Donnerstag 25. Juni 2009, 22:32, insgesamt 1-mal geändert.

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Lioba
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lioba »

Ich frage mich wie die EKD sich in Zukunft entwickeln will. Es wird dauernd über Kirchenaustritte gejammert und von der Entfremdung vom christlichen Glauben .
Dass eine Menge Leute ihnen weglaufen, weil sie ihren christliche Glauben ernst nehmen, wird gern unter den Tisch gekehrt. Und zwar gerade die, die die Gemeindearbeit getragen haben. Ich persönlich rechne mit noch mehr Abwanderungen. Nachdem viele Pietisten und Gemeinschaftler in die Freikirchen gegangem sind, werden jetzt wohl so manche zur RKK oder OK gehen.
Für mich ist das auch eine persönliche Frage. Hätte die hochkirchliche Bewegung Raum gefunden wäre es eine Option gewesen.Aber wenn die mitteldeutsche Kirche das Disziplinarverfahren nicht einstellt oder gar noch eine Verlängerung dranhängt, ist das ein eindeutiges Zeichen.
Wieso hat man bei Beyerhaus damals eigentlich kein Theater gemacht?
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Florianklaus
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Florianklaus »

Dem konnten Sie als Universitätsprofessor nicht viel anhaben.

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Lioba
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lioba »

Er ist wohl auch vom Typ her aus härterem Holz geschnitzt.

Ich wünsche jedenfalls den Wigbertis viel Kraft und Gnade in dieser Situation.Letztlich schneidet die EKd sich ins eigene Fleisch.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

TillSchilling

Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von TillSchilling »

Johaennschen hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Kirche definiert sich u.A. über die unverfälschte Verkündigung des Evangeliums und nicht über Strukturen. Alle Kirchen, die Wert auf diese sog. Apostolische Sukzession legen, verbreiten aus unserer Sicht ein verfälschtes Evangelium. Wozu soll sie also gut sein?
Man könnte sich dann über wichtigere Dinge streiten und diesen Punkt einfach abhaken. Wir lehnen die apostolische Sukzession ja nicht ab, sie ist uns nur egal. :breitgrins: Wen würde es denn stören, wenn man sie hätten? Naja, heutzutage wohl einen ganzen Haufen, Egalität wiegt derzeit ja recht schwer... :gaehn:
Die Vorstellung, dass Lutheraneren die apostolische Sukzession egal ist, lässt mich schaudern. Wenn unsere Kirchen nicht in apostolischer Sukzession stehen, dann sollten wir sie so schnell wie möglich verlassen und um Aufnahme in einer, in apostolischer Sukzession stehender Kirche bitten. "Wo ist die Kirche?" ist die Frage, um die es hier mal wieder geht. Wo ist die heilige, apostolische, katholische Kirche, die wir im Bekenntnis bekennen.

Die "Einführung apostolischer Sukzession" durch die Einführung von Weihen durch Bischöfe, die in dieser sogenannten AS stehen, wäre ein Zugeständnis, dass wir vorher nicht apostolisch waren und die Kirche bei uns nicht zu finden war. Vor allem müsste diese Wiedereinführung ja durch Bischöfe ausserhalb des Luthertums kommen, denn auch die AS der Skandinavier wird ja nicht anerkannt. What a horrible mess we would get ourselves in. Wenn die lutherische Kirche nicht in apostolischer Tradition steht und die Kirche in ihr nicht zu finden ist, werde ich morgen orthodox.

Bischof
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Bischof »

Werter Herr Schilling,
leider habe ich nicht allzuviel Zeit, so dass ich nicht wirklich ausführlich selber antworten kann:

Aus Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Apostolisc ... he_Kirchen
Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche und konfessionell lutherische Kirchen, wie die Lutherische Kirche Missouri-Synode aus den USA, Lutherischer Kirchen im Baltikum und Teilen Afrikas, sehen in ihrem lutherischen Weiheverständnis eine historische Kontinuität. Die Grundfunktionen des apostolischen Dienstes, wie Wortverkündigung und Spendung der Sakramente, werden heute von den gültig geweihten Pfarrern ausgeführt. Sie stehen in der Ausübung ihres Dienstes in persona Christi (an der Stelle Christi) und somit der Gemeinde gegenüber. Die Weitergabe des einen von Christus gestifteten Amtes der Wortverkündigung und Spendung der Sakramente erfolgt von Generation zu Generation durch den altkirchlichen Ritus der Handauflegung durch den Bischof, Propst oder Superintendenten, also eines Amtsträgers im kirchenleitenden Amt. Bei der Weitergabe geht es dieser Kirche daher nicht um die Vollständigkeit von Sukkzessionslinien, sondern um das Bekenntnis zur historischen Kontinuität der einen, heiligen katholischen und apostolischen Kirche. Daher hat die Sukzession des Amtes einen personalen Charakter, so dass diese lutherische Kirche die Lehr- und Personensukzession als zusammengehörig versteht. Das geistliche Amt wird nicht, wie in den Landeskirchen in Deutschland, aus dem Priestertum aller Gläubigen abgeleitet, sondern mit den Evangelisch-Lutherischen Bekenntnisschriften aus dem Apostolat.
Und dann ein Link zum "Amtspapier" der SELK. Dort finden Sie von Bischof Dr. Schöne und Pfr. Dr. Martens u.a. Aussagen hierzu: http://www.selk.de/download/Amt%2der%2Kirche.pdf

Herzliche Grüße
Bischof

TillSchilling

Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von TillSchilling »

Hochwürden,

muss ich siezen? Wohl denn.

Was möchten Sie mit den Zitaten sagen? Warum richten Sie Ihren Beitrag an mich.

Danke,
Till

Bischof
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Bischof »

Lieber Herr Schilling,
im realen Leben würden wir uns auch Siezen. Es geht hier ja um die apostolische Sukkzession. Da es meine Zeit nicht zulässt hier ausführlicher zu schreiben, kann ich nur Verweise geben, wo die konfessionsgebundene Stimme laut wird. Deshalb die Zitate. Dort finden Sie Aussagen zum Thema. Ich hatte den Eindruck beim Lesen Ihrer Beiträge, dass Sie ein wenig verunsichert seien, wie denn nun die Evangelisch-Lutherischen Kirche zu diesem Thema steht. Der Beitrag von einem User, dass die apostolische Sukkzession der Lutherischen Kirche egal wäre, ist jedenfalls so nicht richtig.

Herzliche Grüße
Bischof

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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lutheraner »

Lioba hat geschrieben:Nachdem viele Pietisten und Gemeinschaftler in die Freikirchen gegangem sind, werden jetzt wohl so manche zur RKK oder OK gehen.
Die Hochkirchler und ihre Sympathisanten in der EKD sind eine winzige Splittergruppe (vor allem wenn man EMB und BD nicht hinzuzählen möchte). Das ist kein Vergleich zu den Pietisten, die das konservative Rückgrat der EKD bilden.
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TillSchilling

Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von TillSchilling »

Lieber Bischof,

Ich bin mir unsicher: wie soll ich Sie denn anreden. Ich weiss ja Ihren Namen nicht. Sie schrieben
Bischof hat geschrieben: im realen Leben würden wir uns auch Siezen.
Das mag wohl sein. Aber wir treffen uns hier im Cyberspace. Und in diesem ist es eigentlich üblich sich zu duzen. Weicht jemand vom Üblichen, von der Regel ab, dann frägt man sich natürlich: Warum? Was steckt dahinter? Ist es Antipathie? Unfreundlichkeit?

Ich habe kein Problem Sie zu siezen aber es scheint mir dem Wesen eines Internetforums fremd zu sein. Und es scheint mir merkwürdig.

Aber das nur am Rande.
Bischof hat geschrieben: Es geht hier ja um die apostolische Sukkzession. Da es meine Zeit nicht zulässt hier ausführlicher zu schreiben, kann ich nur Verweise geben, wo die konfessionsgebundene Stimme laut wird. Deshalb die Zitate. Dort finden Sie Aussagen zum Thema. Ich hatte den Eindruck beim Lesen Ihrer Beiträge, dass Sie ein wenig verunsichert seien, wie denn nun die Evangelisch-Lutherischen Kirche zu diesem Thema steht. Der Beitrag von einem User, dass die apostolische Sukkzession der Lutherischen Kirche egal wäre, ist jedenfalls so nicht richtig.
Nein, ich bin nicht verunsichert wie die Evangelisch-Lutherischen Kirche zu diesem Thema steht. Ich gehöre selber zu ihr. Zur ELCE. Wobei ich natürlich nicht wusste, ob es nicht in der SELK Menschen gibt, die so denken wie die lutherischen Hochkirchler in der EKD. Deswegen meine Fragen in diese Richtung. Ich erkenne aber auch, dass die Aussagen meines Beitrags von heute nacht nicht klar war. Er war gegen die Aussage von Johaennschen gerichtet, dass man ja ruhig die "apostolische Sukzession" einführen könnte. Das kann man nicht ruhig machen, denn es würde ja bedeuten, dass wir die bisher nicht in apostolischer Sukzession standen. Insofern bin ich Ihnen dankbar für Ihre Zitate und Links, die helfen können die lutherische Position besser zu verstehen. Vielen Dank dafür.

Mit freundlichem Gruß,


Till Schilling
Zuletzt geändert von TillSchilling am Freitag 26. Juni 2009, 09:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Clemens »

Lioba hat geschrieben: Wieso hat man bei Beyerhaus damals eigentlich kein Theater gemacht?
Die Weihe (u.a. durch Bürgener) geschah 1989. Öffentlich gemacht wurde sie allerdings erst durch einen ihm aus persönlichen Gründen feindlich gesonnenen Ex-Sympathisanten rund 10 Jahre später. Idea widmete der Sache sogar die Titelseite. Damals war Beyerhaus schon emeritiert. (Zur Zeit ist er 80!)

Die radikalen Pietisten haben es ihm aber durchaus übel genommen und in manchen ultrafundamentalistischen Blättchen kommen auch regelmäßig Angriffe gegen seinen "prokatholischen und ökumenefreundlichen" Kurs.

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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lutheraner »

@Bischof: Hier liegen leider einige Begriffsverwirrungen vor. Vielleicht sollten wir bei der Ämterfrage eher von dem "dreistufigem Weiheamt" sprechen (das die RKK als apostolische Sukzession bezeichnet, was aber natürlich falsch ist). Die einstufige apostolische Weihe gibt es auch in der SELK. Eine dreistufige Ausprägung dieses einen Amtes findet man auch in einigen lutherischen Kirchen und sie ist - laut BSLK und EEK der VELKD - eine "gute Ordnung", die nicht notwendig ist aber auch nicht pauschal abzulehnen ist. Die evang.-luth. Kirche steht natürlich durch ihren Glauben und ihre Lehre in apostolischer Sukzession.
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lioba »

Lutheraner hat geschrieben:
Lioba hat geschrieben:Nachdem viele Pietisten und Gemeinschaftler in die Freikirchen gegangem sind, werden jetzt wohl so manche zur RKK oder OK gehen.
Die Hochkirchler und ihre Sympathisanten in der EKD sind eine winzige Splittergruppe (vor allem wenn man EMB und BD nicht hinzuzählen möchte). Das ist kein Vergleich zu den Pietisten, die das konservative Rückgrat der EKD bilden.
Bildeten, Lutti, bildeten. Diese Gruppe besteht stark aus Älteren, die ihre geistlich Heimat nicht mehr verlassen werden.Unter den Jüngeren noch stark Aktiven wirft so mancher das Handtuch, weil er oder sie das Gefühl hat verschlissen und ausgenutzt zu werden aber die generelle Richtung der Kirche nicht mehr mitbestimmen zu können- weil dies unerwünscht ist.
Das geschieht inzwischen auch in den konservativ- ländlichen Gebieten, wo sonst Gruppen wie die Landeskirchliche Gemeinschaft, Frauenhilfe, ev. Pfadfinder usw. das Gemeinschaftsleben geprägt haben.
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M. v. Ebner- Eschenbach

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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lutheraner »

Die Mehrheit der Evangelikalen ist weiterhin in den Landeskirchen und nicht in den Freikirchen. Selbst in liberalen Landeskirchen wie der von Hessen-Nassau gibt es extrem konservative pietistische Gemeinschaftsverbände mit zahlreichen Personalgemeinden. Ich glaube nicht, dass jemand wegen der Haltung der Landeskirche aus diesen Gemeinden austritt. Die Bindung an die Gemeinde wiegt meist viel stärker als die zur Landeskirche.
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Lioba
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Re: Evangelische "Piusbruderschaft"?

Beitrag von Lioba »

Wobei die gute Zusammenarbeit mit der Einstellung das Pastors steht und fällt. Solange die Gemeinde von einem guten Pastor betreut wird ist die bindung an die Ortsgemeinde tatsächlich für die Gemeindemitglieder wichtiger als das, was die Kirchenleitung irgendwo da draussen treibt.
Wenn es aber der Gemeinde nicht gelingt einen passenden Pastor zu finden habe ich schon gesehen, dass z.B. die Landeskirchliche Gemeinschaft vor Ort isoliert ist.
Andererseits kenne ich eine Dorfgemeinde , der von kirchenrechts wegen höchstens eine halbe Pfarrstelle zustünde und die über einen Förderverein Geld aufbringt um ihren guten Pfarrer zu halten.
Frag mich nicht wie sie das geschafft haben.
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M. v. Ebner- Eschenbach

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