Janet1983 hat geschrieben:conscientia hat geschrieben:
nicht neuere freikirchen wie die baptisten (ich erlaube mir, den "methodismus" wegen seines ursprungs bei j. wesley für eine besondere form des anglikanismus zu halten).
Frage: Die Baptisten gehen aus den Anabaptisten des 16. Jahrhunderts hervor... ist das neu, oder sprichst du hier von deutschen Freikirchen? In den USA sind Baptisten keine kleine Minderheit wie hier...
Es gibt da einiges, was mal erwaehnenswert waere um es in der kKirche in Augenschein zu nehmen:
I - freiere Wahl der Instrumente im Gottesdienst (die katholische Praxis sieht zwar in manchem Jugendgodi schon relativ gut aus, ich habe schon moderne Musik im Godi gesehen, aber rein theoretisch ist das ein Affront)
II - das Wort Gottes nicht in den Hintergrund stellen (ich habe es erlebt, dass aus Zeitmangel mal eben die Predigt weggelassen wurde...)
III - die Idee eines Praise Teams oder Chores finde ich klasse... da singt ein Chor oder ein Praise Team laut mit und die Gemeinde wird stark angespornt... Chor und Klavier empfielt sich fuer Gemeinden mit einer Mehrheit aelterer Mitbuerger (Praise Team ist eine kleine Band mit modernen Liedern)
IV - kleinere Gebaeude sind wunderbar... da wird die Gemeinde nicht drin verschluckt (wobei man das schlecht veraendern kann)
V - gemeinsame Aktivitaeten als Gemeinde; durch die kleine Struktur muss eine Baptistengemeinde in den USA sehr stark zusammenarbeiten und zusammenhalten... gemeinesame Aktivitaeten, Bibelstudiengruppen und Ausfluege staerken den Gemeinschaftssinn
... und das alles ohne ein einziges theologisches Dilemma zu nennen... wow...
Bitte um Nachsicht, Janet1983, die Baptisten verbreiten sich in Deutschland erst seit dem 19. Jh. Ich habe Kontakt zu einem evangelischen Freikirchler, dessen Gemeinde und Gottesdienst aber lebt wie eine kleinere landeskirchliche Gemeinde (den Eindruck habe ich zumindest von außen).
Ansonsten denke ich beim Stichwort "evangelisch-freikirchlich" an Wuppertaler "Gläubchen". Es gibt in NRW ja ganze Familien, in denen es nur freikirchliche Prediger gibt. Der einzige landeskirchliche Pastor ist angeheiratet...
Baptisten in den USA, das klingt für nen tiefschwarzen alten Europäer allzu sehr nach "Southern Baptist Union" und "Bible belt"....
Zu Deinen Pfeilchen:
I) Nicht die mögliche Abkehr von der Pfeifenorgel ist das Problem.
Mittlerweile muss man fragen, ob der generelle Ersatz der Orgel durch ein E-Piano sinnvoll ist.
Die Frage ist, ob sich überhaupt noch eine Person findet, die Orgel oder sonst ein Musikinstrument so spielen kann, dass man mitsingen kann. Und wer nimmt den Dienst des Vorsängers wahr, obwohl er musikalisch Laie und doch Dilettant im Wortsinne ist?
Nicht jede Liturgiefeier kann Jugendgottesdienst sein. Bei uns sind Jugendgottesdienste mittlerweile Gruppenmessen für Ü-40-Katholikinnen. Nervige Klientel.
II) Wenn in der römischen Kirche sonn- und festtags die komplette dreijährige Leseordnung mit AT, Psalm, Apostel und Evangelium genommen wird, brauchen wir uns vor niemandem mehr verstecken. Die dreijährige Leseordnung ist so gut, dass sie von einer Reihe protestantischer Kirchen in Nordamerika mit der einen oder anderen Änderung an den Grenzen der Schriftabschnitte übernommen wurde - eine neue ökumenische Gemeinsamkeit, die hierzuland, also im alten Europa, noch zu wenig bekannt ist.
Das Vorlesen der Schriftabschnitte in der Liturgiefeier ist nicht vorrangig Belehrung der Gläubigen, sondern real gegenwärtig setzendes Gedächtnis (Anamnese - memoria) der großen Taten Gottes in den entscheidenden Phasen der Geschichte. Durch diese reale Gegenwärtigsetzung in der Kraft des Hl. Geistes werden wir zu Zeitgenossinnen und Zeitgenossen des von Gott ausströmenden Heils. Da bedarf es nicht immer des aktualisierenden Gesprächs oder der aktualisierenden Verkündigung. Die Anamnese der großen Taten Gottes ist in sich schon Verkündigung - Predigt.
In der römischen Kirche ist die Ansprache nach dem Evangelium sonn- und feiertags vorgeschrieben, sonst empfohlen, und an Vorschrift wie Empfehlung halten sich die Seelsorger auch. Ich genieße es allerdings, wenn ich an 2. Feiertagen einmal die Eucharistie mitfeiern darf, ohne mir vorher noch das - Tschuldigung - Geblubbse eines Geistlichen anhören zu müssen.
III) Ich fürchte, das praise team ist aus sozial-kulturellen Voraussetzungen erwachsen, die in weiß und europäisch dominierten Pfarren weder in den Staaten noch in der Alten Welt nicht so ohne weiteres gegeben sind.
Bei mir äußert sich Lobpreis im - hoffentlich - begeisterten Mitsingen von Psalmen-Kehrversen und Chorälen. Reicht das?
IV und V) Wenn Gemeinden klein sind, sind eben auch die Kirchengebäude klein, ist das Netzwerk sehr eng. In den Staaten, wo angeblich in einem Flecken von 6000 Einwohnen zwanzig Kirchengemeinden im Telefonbuch stehen, müssen die Gemeinden ja kleiner sein als bei uns, wo im Extremfall lediglich die historisch gewachsene Mehrheitskirche vor Ort vertreten ist (die Minderheit muss dann sonntags in den Nachbarort fahren, oder, noch verrückter, hat ihren Gottesdienst nach oder vor den Mehrheitlern).
Also, langer Rede kurzer Sinn: Ich fürchte, Baptisten aus den Staaten mit Katholen oder Evangelen aus einer der großen katholischen bzw. evangelischen Landschaften Westdeutschlands zu vergleichen, kommt dem Vergleich von Äpfeln mit Birnen nahe.