Ablehnung der eucharistischen Anbetung durch Orthodoxie ?

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incarnata
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Ablehnung der eucharistischen Anbetung durch Orthodoxie ?

Beitrag von incarnata »

Ich war immer der Auffassung,dass sich die Lehre der katholischen Kirche und der orthodoxen über das Wunder der Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu Christi weitgehend gleicht und die Unterschiede nur in der Filioque-Frage und der Anerkennung des Papstes bzw. von nach der Trennung in der katholischen Kirche ausformulierten Dogmen wie zB. der Himmelfahrt Mariens liege.
Nun hörte ich aber in einem Vortrag,die Orthodoxen lehnten die Anbetung Christi in der Form des eucharistischen Brotes ab;es gäbe deshalb dort auch kein Fest,das unserem "Fronleichnam" entspricht und sie hätten keine Transsubstatioationslehre.Wie wird das Brot und der Wein denn dann zum reellen Jesus Christus,wenn sich nicht das Wesen,die Substanz wandelt ?Ist das nur ein Formulierungsproblem,wie der Begriff "Substanz" definiert wird ? Warum aber dann keine eucharistische Anbetung?Dass Calvinisten,für die alles nur Symbol ist keine kennen ist klar-aber orthodoxe ?Und haben Unierte dann doch einen solchen Brauch,wie die römischen Katholiken ?
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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anneke6
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Re: Ablehnung der eucharistischen Anbetung durch Orthodoxie ?

Beitrag von anneke6 »

Pater Theodor hat seinerzeit etwas über Fronleichnam geschrieben.
Orthodoxe glauben absolut an die wahrhaftige Gegenwart Jesu in der Eucharistie…also findet während der Liturgie auch eine Wandlung statt. Der Begriff Transsubstantiation wird abgelehnt…dennoch glaube ich, daß sie sinngemäß das selbe glauben, sie nennen es nur nicht so. Meines Wissens ist der Begriff für viele orthodoxe Gläubige eine Verintellektualisierung eines Geheimnisses, das man nicht fassen kann.
Auch in der Orthodoxie glaubt man an die fortdauernde Gegenwart Jesu in den heiligen Gaben…deshalb wird durchaus auch etwas aufbewahrt — für die Kranken. Die Verehrung der Eucharistie außerhalb der Liturgie wird als dem Wesen der Eucharistie ("Nehmet und esset") fremd empfunden.
Nachtrag: Hier geht es zu Pater Theodor und seiner Meinung zu Fronleichnam:
viewtopic.php?f=1&t=7813&p=21581&hilit ... am#p21581
???

Chrysostomus
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Re: Ablehnung der eucharistischen Anbetung durch Orthodoxie ?

Beitrag von Chrysostomus »

Die Transsubstantiationslehre ist nur eine Weise, die "treffend" (so Trient) das Geschehen bei der Wandlung beschreibt. Es ist ein Erklärungsversuch.

Wie Anneke schon andeutete und Pater Theodoros auch schrieb, beruft man sich auf die Weisung Christi: "Nehmet hin und esset". Der Zweck der Eucharistie ist das Gegessenwerden, nicht das Angucken. Die Eucharistie ist Pharmakon und wirkt dadurch, dass der Gläubige sie empfängt - Jesus Christus empfängt. Das hält man für die Intention Christi; und dementsprechend ist der Gedanke der Zurschaustellung und Anbetung abwegig.

Eigentlich übernehmen Christusikonen hier die Aufgabe, Christus zu vergegenwärtigen und ein Fixierungsobjekt zu haben, vor dem gebetet wird (man möge mich korrigieren, wenn dies falsch oder zu sehr zugespitzt formuliert ist) - etwas, was den meisten Katholiken eher fremd ist, was man schön daran erkennt, dass Katholiken ihre Ikonen so aufhängen, dass eine Verehrung von ihnen zumeist völlig unmöglich ist.

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Juergen
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Re: Ablehnung der eucharistischen Anbetung durch Orthodoxie ?

Beitrag von Juergen »

incarnata hat geschrieben:Warum aber dann keine eucharistische Anbetung?
Der Herrenleib wurde schon immer aufbewahrt und der aufbewahrte Herrenleib wurde und wird verehrt (im Osten wie im Westen).

Im Westen hat m.E. eine seltsame Entwicklung stattgefunden.:
Man hat den Eindruck, daß der Herrenleib aufbewahrt wird, um verehrt zu werden,
während der Osten ihn verehrt, weil er (für die Wegzehrung) aufbewahrt wird.
Gruß Jürgen

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Kilianus
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Re: Ablehnung der eucharistischen Anbetung durch Orthodoxie ?

Beitrag von Kilianus »

Daß es sich hier um einen römisch-katholischen Sonderweg handelt (der mithin niemand anderem aufgezwungen werden muß), sehe ich auch so. Aber seltsam? Ich find's sehr naheliegend. Schließlich gibt es Parallelen: Auf (Christus-)Ikonen hat Chrysostomus bereits hingewiesen. Für die protestantischen Gemeinschaften wäre die Altarbibel zu nennen: Die liegt ja auch nicht dort, damit außerhalb des Gottesdienstes in ihr gelesen wird. Letztlich geht es auch da um eine Art dauerhafter Realpräsenz...

Außerdem: Die Faszination des Gedankens, Gott zu schauen, ist gut biblisch.

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overkott
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Re: Ablehnung der eucharistischen Anbetung durch Orthodoxie ?

Beitrag von overkott »

Wer Augen hat, der schaue.

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