Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Ostkirchliche Themen.
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ad-fontes
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von ad-fontes »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:(z.B. Krankenpflegestationen, Schwesternhäuser, Waisenheime, Volksschulen etc.),
Wie ist eigentlich zu erklären, dass all diese Institutionen nicht mehr existieren?
Schau dir die Entwicklung der ev. Diakonissen an; dann weißt du Bescheid.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Lutheraner
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Lutheraner »

Nassos hat geschrieben:Inwieweit ist Eure Einstellung - und hier nochmals danke für Eure Beiträge - von hiesigem Forum beeinflusst worden?
(Zum Beispiel, weil das Wissen mehr wurde und das Vorurteil weniger. Oder weil sich "der Verdacht" gerade hier erhärtet hat).
Sagen wir mal so: Alte Vorurteile wurden ausgeräumt und neue sind entstanden.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

Ralf

Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Ralf »

Nassos hat geschrieben:Inwieweit ist Eure Einstellung - und hier nochmals danke für Eure Beiträge - von hiesigem Forum beeinflusst worden?
(Zum Beispiel, weil das Wissen mehr wurde und das Vorurteil weniger. Oder weil sich "der Verdacht" gerade hier erhärtet hat).
Der Lehre des Gregorios Palamas als verbindliche(!) Glaubenslehre ("Dogma") für Orthodoxe war mir vorher unbekannt.

Protestantische Theologie (insbesondere das Geschichtsverständnis der Offenbarung) verstehe ich intellektuell immer noch nicht.

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Nassos
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nassos »

Ralf hat geschrieben:Der Lehre des Gregorios Palamas als verbindliche(!) Glaubenslehre ("Dogma") für Orthodoxe war mir vorher unbekannt.
Ich kannte sie bis vor dem Forum gar nicht... :auweia:
Übrigens: es ist "die" Lehre... :breitgrins: nix für ungut
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

TillSchilling

Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von TillSchilling »

Ralf hat geschrieben: Protestantische Theologie (insbesondere das Geschichtsverständnis der Offenbarung) verstehe ich intellektuell immer noch nicht.
Was verstehst du nicht? Die Lehre dass Gott sich in Zeit und Raum offenbart? Dass unser Glaube auf historischen Tatsachen basiert, von denen uns in der Schrift berichtet wird. Oder was meinst du?

Ralf

Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Ralf »

Nassos hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:Der Lehre des Gregorios Palamas als verbindliche(!) Glaubenslehre ("Dogma") für Orthodoxe war mir vorher unbekannt.
Ich kannte sie bis vor dem Forum gar nicht... :auweia:
Übrigens: es ist "die" Lehre... :breitgrins: nix für ungut
So wie manche Katholiken gar nicht wissen, daß die Unbefleckte Empfängnis Mariens nichts mit ihrer Jungfräulichkeit zu tun hat...

Tja, Foren bilden.

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Florianklaus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Florianklaus »

ad-fontes hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben: Nein, ich war damals noch in der ev. Landeskirche und habe mich nicht nur wegen der alt-katholischen Liturgiereform von dieser Gemeinde zurückgezogen. Katholisch bin ich erst viel später geworden.
Stimmst du der Einschätzung zu, dass die Wandlung von alt- zu "reformkatholisch" zwischen 1982/83 und 1988/89 vonstatten ging?

Wann wurde die Liturgiereform in der Gemeinde umgesetzt? Wie machte sich das (für dich) bemerkbar? Und ohne ins Private (Gemeindeleben konkret) gehen zu wollen, würdest du sagen, dass durch die Kleinheit einer Gemeinde (unter 20 Aktive) menschliche Faktoren eine ungüstige Rolle spielen, insbesondere wenn sie nicht moderiert werden? Wie groß müßte deiner Meinung nach eine Kerngemeinde sein, damit Spannungen oder Einseitigkeiten ausgeglichen werden können?

Wäre "deine" Gemeinde eine für alt-katholische Verhältnisse große Pfarrei gewesen, wärst du ihr eventuell - trotz Liturgiereform - heute noch verbunden bzw. Mitglied geworden? Abstrakt gefragt, wie groß schätzt du/ihr den Einfluß/die Rolle des Pfarrers für das Gedeihen einer Gemeinde ein? (Eine Frage auch an die Orthodoxen und alle, die sich angesprochen fühlen.)

Und für wie groß seht ihr die Gefahr einer zu starken Prägung durch bzw. Bindung an die Persönlichkeit des Pfarrers?

So genau kenne ich die Entwicklung in der AKK nicht. Der Priester den ich kannte, war schon immer ultra-liberal, er war aber kein konvertierter Römer. Ich kann mich auch nicht mehr an das Jahr der Einführung der Liturgiereform erinnern, ich meine, es war ungefähr gleichzeitig mit der Einführung des Gesangbuches "Dein Antlitz suche ich". Konkret habe ich besonders den Wegfall des Stufengebetes, daß es ja auch in der sog. "Heiler-Messe" gibt, bedauert. Auch das Thürlings-Hochgebet ("mit uns feiert auf weitem Erdenrund die ganze Kirche......", das war neben Karl-Bernhard Ritter wirklich deutsche Sakralsprache!) vermißte ich. Die geringe Größe der Gemeinde fand ich nicht problematisch. Die Frage eines Übertritts zur AKK stellte sich nicht, weil ich mich als Hochkirchler voll integriert und aufgenommen fühlte.

Die Rolle des Pfarrers ist um so größer, als es auch der theologische, spirituelle und liturgische Spielraum ist, der ihm zur Verfügung steht. Sie ist also in Gemeinschaften mit strenger Disziplin (z.B. Piusbrüder) weniger groß als z.B. in einer ev. landeskirchlichen Gemeinde oder in einer Pfarrei des Bistums Rottenburg-Stuttgart.

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overkott
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von overkott »

Ich finde interkatholische Themen ökumenisch.

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Nietenolaf
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nietenolaf »

Ralf hat geschrieben:Der Lehre des Gregorios Palamas als verbindliche(!) Glaubenslehre ("Dogma") für Orthodoxe war mir vorher unbekannt.
Das hieße ja, Dir war die Lehre der hll. Väter unbekannt. Oder Du wärest ein Anhänger des Humanismus. Das "Dogma", welches Du meinst, ist ja letztlich eine Verurteilung des Humanismus und einer philosophisch (bzw. erkenntnisorientiert) dominierten Theologie, welche ja letztendlich Gott aus all diesen Prozessen ausschließt und Ihn als Objekt innerhalb der menschlichen Erkenntnisfähigkeit behandelt.

Palamas hat selbst betont, daß er nichts neues erfindet; es gibt genügend Quellen schon in frühester väterlicher Zeit, mindestens seit Antonius dem Großen, was u.a. auch von Meyendorff recht gut dokumentiert wurde. Genau so wurde das auch von den entsprechenden Konzilien festgehalten. Das Neue bei Palamas war die Begrifflichkeit, welche er für die altbekannten Realitäten verwandte: nämlich die "Energien". (Und das Wagnis dieser aus der Philosophie (!) entlehnten Termini rückt ihn für mich in ähnliche Höhen wie die Kappadozier, welche mit ihrer "Ousia" und "Hypostasis" ähnlich wagemutig waren.)
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

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anneke6
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von anneke6 »

Mir hat dieser Name auch nichts gesagt. Aber es ist ja möglich, eine Lehre zu kennen, ohne zu wissen, wer sie konzipiert oder propagiert hat.
???

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Nassos
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nassos »

Kilianus hat geschrieben:Mag zutreffen, wenn man die Dinge eher soziologisch betrachtet. Trifft überhaupt nicht zu, wenn man die Dinge eher theologisch betrachtet.

Zutreffend mag allerdings sein, daß die gefühlte Nähe der Katholiken zu den Orthodoxen größer ist als umgekehrt. Was vielleicht damit zusammenhängt, daß der bestehende Dissens für viele Orthodoxen kein Problem ist, weil ihnen schlicht wurscht ist, was um sie herum passiert. Zugespitzt formuliert: Entweder die Katholiken bekehren sich, oder sie landen halt in der Hölle. Pech für sie.

Dieses Denken wiederum mag damit zusammenhängen, daß den Orthodoxen aufgrund ihrer landeskirchlichen Struktur der katholische Hang zum weltumspannenden Denken fehlt.
Kann man das heute immer noch so behaupten (wobei diese Frage ja eigentlich nicht hierhergehört). Ich habe in diesem Forum im Laufe eines Jahres einen etwas anderen Eindruck bekommen: anstehende Panorthodoxe Konferenz, OCA, etc...
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Nassos
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nassos »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Die Griechen kenne ich, ehrlich gesagt, nicht wirklich. Aber ich sehe in deutlich größerem Maß als bei den Russen einerseits westlich-moderne Einflüsse, auch wenn diese keineswegs bestimmend sind, andererseits aber auch eine, ich sage mal: erhöhte Wahrscheinlichkeit von Verhärtungen bis hin zur Engstirnigkeit. Nicht, daß es dergleichen in der Geschichte nicht immer wieder gegeben hätte. Aber die russische Kirche erscheint mir heute, zumal nach dem Fall Constantinopels, gelassener und verläßlicher, gleichsam als ruhigerer, breiterer Strom. Und „breiter“ ist der Strom ja wirklich längst.
Man merkt, dass ich mir diesen Strang nochmal antue. Nach einem Jahr und mehr Erfahrung als damals erscheint so mancher Beitrag für mich in neuem Licht. Das ist für hochinteressant.

Mal eine Nachfrage....
Robert, siehst Du das immer noch so?
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Hermann2007
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Hermann2007 »

Bin von diesem Thread http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?f=21&t=12888 hierher verwiesen worden. Beziehe mich daher auf die Ausgangspostings dieses und des dortigen Threads (im Prinzip ein ähnliches Anliegen.

Wie sehe ich die orthodoxe Kirche: Die orthodoxe Kirche ist die wahre Kirche. Unabhängig davon gibt es natürlich auch Punkte die ich kritisch sehe, aber die betreffen nicht das Zentrum des orthodoxen Glaubens. (Wer genaueres dazu wissen will, schlage bei Alexander Schmemann nach :breitgrins:) Zum emotionalen Bezug: Am meisten gefällt mir, wie in der orthodoxen Kirche Liturgie gefeiert wird, da ist im Westen viel abhanden gekommen. Die östliche Theologie finde ich persönlich ansprechender, weil sie mehr den Blick auf das Ganze bewahrt und sich nicht zu sehr in Detailfragen verrennt.

Warum bin ich dann katholisch: Ich bin in einer katholischen Umgebung aufgewachsen, Frau und Kinder sind ebenfalls katholisch und ich bin überzeugt, dass man auch in der katholischen Kirche das Heil finden kann - und die Gefahr, dass der Glaube von Familienmitgliedern durch eine Konversion eher Schaden nimmt, ist mir zu groß, abgesehen dass es bei uns kaum eine annehmbare Alternative von orthodoxer Seite gibt. Immerhin werden auch die katholischen Sakramente von einem Großteil der Orthodoxie anerkannt, was mir persönlich viel bedeutet. Außerdem habe ich die lateinische und westliche Tradition und viele Heilige dieser Tradition sehr schätzen gelernt. Was mich stört an der katholischen Kirche: Dass das Petrusamt schlechthin vom römischen Papst für sich in Anspruch genommen wird. Ich bin überzeugt, dass der Papst Anteil am Petrusamt hat, genauso wie jeder andere Bischof der orthodoxen und katholischen Kirche. (Abgesehen davon bin ich mir nicht sicher, ob nicht manche Missstände in der katholischen Kirche heute auch ihren Grund darin haben, weil man einfach vieles auf Rom abwälzen kann und Bischöfe - aber auch das Kirchenvolk ihre eigene Verantwortung - etwa für die Liturgie - daher zu wenig wahrnehmen. Oder, noch schlimmer, Rom nur als Feindbild gesehen wird, gegen das es zu agieren gilt)

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Johannes22101988
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Johannes22101988 »

nun ja die Sakramente werden soweit anerkannt, dass sie nicht mehr wiederholt werden müssen bei einer aufnahme in die orthodoxe kirche.


Gruß

Elvis
Wer die kirche nicht als mutter sieht, kann GOTT nicht als VATER sehen.

Ralf

Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Ralf »

Nietenolaf hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:Der Lehre des Gregorios Palamas als verbindliche(!) Glaubenslehre ("Dogma") für Orthodoxe war mir vorher unbekannt.
Das hieße ja, Dir war die Lehre der hll. Väter unbekannt. Oder Du wärest ein Anhänger des Humanismus. Das "Dogma", welches Du meinst, ist ja letztlich eine Verurteilung des Humanismus und einer philosophisch (bzw. erkenntnisorientiert) dominierten Theologie, welche ja letztendlich Gott aus all diesen Prozessen ausschließt und Ihn als Objekt innerhalb der menschlichen Erkenntnisfähigkeit behandelt.

Palamas hat selbst betont, daß er nichts neues erfindet; es gibt genügend Quellen schon in frühester väterlicher Zeit, mindestens seit Antonius dem Großen, was u.a. auch von Meyendorff recht gut dokumentiert wurde. Genau so wurde das auch von den entsprechenden Konzilien festgehalten. Das Neue bei Palamas war die Begrifflichkeit, welche er für die altbekannten Realitäten verwandte: nämlich die "Energien". (Und das Wagnis dieser aus der Philosophie (!) entlehnten Termini rückt ihn für mich in ähnliche Höhen wie die Kappadozier, welche mit ihrer "Ousia" und "Hypostasis" ähnlich wagemutig waren.)
Roman, auch wenn Deine Antwort schon uralt ist: ich wußte vor dem Kreuzgang nicht, daß man das im Osten glauben muß (das es Dogma ist). Daß es eine akzeptierte Sichtweise ist, okay, dagegen habe ich nichts. Aber den Consensus patrum mit einem Federstrich zu postulieren, so wie Du es suggerierst, halte ich für problematisch. Ich selbst verstehe die Energienlehre auch nicht so recht, aber das muß ja nicht Dein Problem sein.

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Nassos
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nassos »

Also, den consensus hat Nietenolaf nicht postuliert, sondern das ist Konsens in der orthodoxen Kirche, synodal bestätigt, das heißt sie hat das formal anerkannt. Die Heiligkeit des Gregorios Palamas ist ja auch keine "aktzeptierte Sichtweise" in der orthodoxen Kirche.
(Oder habe ich den Bezug des Postulats auf Nietenolaf falsch verstanden?)

Gruß,
Nassos
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