Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Ostkirchliche Themen.
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Christiane
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Christiane »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wenn
das nicht gelingt, dann wird – fürchte ich – zuerst die lateinische Kirche untergehen, nicht
die Ostkirchen.[/color]
Wenn ich das so lese, bekomme ich immer mehr den Eindruck, dass du die Einheit mit dem Nachfolger Petri für nebensächlich hältst. Auch würde ich dich gerne mal fragen, ob du eigentlich auch von den Ostkirchen erwartest, dass sie sich irgendwie "bewegen". Bisher hast du hier ja immer nur Rom in die Pflicht genommen.

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Nassos
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nassos »

Hallo Chrissi,

wenn eine der Kirchen die Wahrheit ist und die andere außerhalb dieser steht, müsste dann nicht diejenige, die sich in der Wahrheit sieht, dort bleiben wo sie ist? Müsste sie - ohne dass sie dewegen arrogant wird - nicht konsequent bleiben?

Ich weiß, das macht das Ganze auch nicht gerade einfacher... :(

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Chrysostomus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Chrysostomus »

Das ist der allübliche Fehler, dass man meint, rechte Ökumene auf Basis von Kompromissen führen zu sollen. Das ist auch der Fehler und das große Leidwesen der Ökumene mit den protestantischen Kirchen. Tatsächlich muss es um die Wahrheit gehen - und die lässt sich nicht durch Kompromisse feststellen, sondern eben dadurch, dass man in Diskussionen die "knallharten Fakten" auf den Tisch legt.

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Christ86
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Christ86 »

Chrysostomus hat geschrieben:Das ist der allübliche Fehler, dass man meint, rechte Ökumene auf Basis von Kompromissen führen zu sollen. Das ist auch der Fehler und das große Leidwesen der Ökumene mit den protestantischen Kirchen. Tatsächlich muss es um die Wahrheit gehen - und die lässt sich nicht durch Kompromisse feststellen, sondern eben dadurch, dass man in Diskussionen die "knallharten Fakten" auf den Tisch legt.
Und die orthodoxe Lehre ist natürlich die Wahrheit, nicht war?

Wie ging der Spruch meiner Oma noch gleich? "Pravoslavna vera je jedna jedina prava i čista religija" = Der orthodoxe Glauben ist die eine einzige wahre und reine Religion :traurigtaps:
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Nietenolaf
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nietenolaf »

Christ86 hat geschrieben: :traurigtaps:
Deine Oma hat recht! Aber Du kannst ja mal damit anfangen, genau zu erklären, wer der "Nachfolger Petri" ist, von dem Du oben schreibst, man müsse in Einheit mit ihm stehen; und falls Deine Antwort lautet "der Papst von Rom", dann erkläre doch bitte, warum dieser.
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Christiane
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Christiane »

Hallo Nassos,

ich bin ganz deiner Meinung. Man muß aufpassen, dass man nicht eine zu romantische Sicht von der Ökumene bekommt. Es ist ja nicht so, dass zwischen Ost und West nur einige Mißverständnisse ausgeräumt werden müssten. Die Situation ist wesentlich vertrackter. Es ist im Prinzip das gleiche Problem wie bei der Ökumene mit den Protestanten: über die Wahrheit können keine Kompromisse gemacht werden. Ich fürchte, eine Seite wird nachgeben müssen (und du wirst sicher verstehen, dass ich da nicht Rom im Sinn habe).

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Miserere Nobis Domine
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Dann mal die knallharten Fakten auf den Tisch: Petrus hat nicht nur das Bistum Rom, sondern auch das Bistum Antiochien begründet. (für die Römer)

Und zur Reinheit der Orthodoxie soll sich jeder selbst eine Meinung bilden.
Bild

Wie auch immer, vielleicht ist die Orthodoxie ja tatsächlich ohne Sünde, so viele (verbale) erste Steine wie da auf Christen anderer Hierarchien geworfen werden.

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Christ86
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Christ86 »

Nietenolaf hat geschrieben:
Christ86 hat geschrieben: :traurigtaps:
Deine Oma hat recht! Aber Du kannst ja mal damit anfangen, genau zu erklären, wer der "Nachfolger Petri" ist, von dem Du oben schreibst, man müsse in Einheit mit ihm stehen; und falls Deine Antwort lautet "der Papst von Rom", dann erkläre doch bitte, warum dieser.
Sag das meiner Oma nicht, die will mich sowieso immer bekehren :nein:

Hä? Ich habe nix geschrieben, dass man mit dem Bischof von Rom in Einheit stehen müsse, ich bin ein altkatholischer Häretiker :breitgrins:

Der Nachfolger Petri sind die Bischöfe, nicht einer, sondern alle Hirten der Kirche, insbesondere die jeweiligen Patriarchen.
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Nietenolaf
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nietenolaf »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:Dann mal die knallharten Fakten auf den Tisch: Petrus hat nicht nur das Bistum Rom, sondern auch das Bistum Antiochien begründet. (für die Römer)
Zurförderst stand er der Gemeinde in Jerusalem vor. Das ist eigentlich wichtiger.
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Marion
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Marion »

Der orthodoxe Glauben ist die eine einzige wahre und reine Religion
Das er das glaubt, ist wohl selbstverständlich - sonst hätten wir ihn schon längst mit pastoralem "eieiei" einverleibt :)

Ich meine auch, daß keiner mit Kompromißbereitschaft auf den andern, wenn es um Wahrheit geht (und nur darum geht es hier), zugehen darf.

Das heißt allerdings nicht, daß wir Sturköpfe sein müssen und nicht zuhören was sie vorzulegen haben.
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Chrysostomus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Chrysostomus »

Christ86 hat geschrieben:Und die orthodoxe Lehre ist natürlich die Wahrheit, nicht war?
Deine Schlussfolgerung, nicht meine. Ich habe absichtlich das Ende offen gehalten - denn meine Meinung tut da nichts zur Sache.
Misere Nobis Domine hat geschrieben:Wie auch immer, vielleicht ist die Orthodoxie ja tatsächlich ohne Sünde, so viele (verbale) erste Steine wie da auf Christen anderer Hierarchien geworfen werden.
Wer im Glashaus sitzt, sollte sich im Dunkeln ausziehen. ;) :kussmund:
Zuletzt geändert von Chrysostomus am Montag 8. Juni 2009, 23:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Christ86
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Christ86 »

noiram hat geschrieben:
Der orthodoxe Glauben ist die eine einzige wahre und reine Religion
Das er das glaubt, ist wohl selbstverständlich - sonst hätten wir ihn schon längst mit pastoralem "eieiei" einverleibt :)

Ich meine auch, daß keiner mit Kompromißbereitschaft auf den andern, wenn es um Wahrheit geht (und nur darum geht es hier), zugehen darf.

Das heißt allerdings nicht, daß wir Sturköpfe sein müssen und nicht zuhören was sie vorzulegen haben.
Ich kenne da so einige "Sturköpfe" auf allen Seiten. Z.B. ist es orthodoxer Brauch, dass man sich dreimal bekreuzigt, wenn man an einer Kirche vorbeikommt oder an einem Kreuz. Bei römischen Kirchen bekreuzigt man sich aber nicht, auf meine Frage warum, hiess es "to nije crkva" - das ist keine Kirche. :auweia: Kann man da noch zuhören?
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Marion
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Marion »

Christ86 hat geschrieben:
noiram hat geschrieben:
Der orthodoxe Glauben ist die eine einzige wahre und reine Religion
Das er das glaubt, ist wohl selbstverständlich - sonst hätten wir ihn schon längst mit pastoralem "eieiei" einverleibt :)

Ich meine auch, daß keiner mit Kompromißbereitschaft auf den andern, wenn es um Wahrheit geht (und nur darum geht es hier), zugehen darf.

Das heißt allerdings nicht, daß wir Sturköpfe sein müssen und nicht zuhören was sie vorzulegen haben.
Ich kenne da so einige "Sturköpfe" auf allen Seiten. Z.B. ist es orthodoxer Brauch, dass man sich dreimal bekreuzigt, wenn man an einer Kirche vorbeikommt oder an einem Kreuz. Bei römischen Kirchen bekreuzigt man sich aber nicht, auf meine Frage warum, hiess es "to nije crkva" - das ist keine Kirche. :auweia: Kann man da noch zuhören?
Bin ich nun etwa leicht orthodox angehaucht? :freude:
ich kreuzige mich auch nur bei römisch-katholischen Kirchen
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Christ86
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Christ86 »

noiram hat geschrieben:Bin ich nun etwa leicht orthodox angehaucht? :freude:
ich kreuzige mich auch nur bei römisch-katholischen Kirchen
Ich bekreuzige mich auch bei orthodoxen Kirchen, ist ja logisch. Kirche in apostolischer Sukkzession ist Kirche. Die Ikonen habe ich auch geküsst - sonst hätten meine Verwandten mir die Ohren lang gezogen, und der Kelch zum Segen hat mir schon beinahe den Kopf eingeschlagen :kugel:

Der Pop hat mir auch schon mehrmals den Raum hinter der Ikonostase vorgeführt, damit ich die Anwesenheit Gottes spüren soll, er sei natürlich in der orthodoxen Kirche allein vollkommen präsent. :traurigtaps:
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Nassos
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nassos »

Ohne Sünde?
Die Wahrheit ist absolut, da sind wir uns eins.
Aber niemand ist ohne Sünde, außer Jesus. Wir betrachten unsere Geistlichen in ihrer gigantischen Verantwortung nicht als sündenfrei, sondern als äußerst gefährdet - wiegt doch eine Sünde bei ihnen um viel mehr als bei einem Laien.
Sie bedürfen unserer intensiveren Gebete - und das soll keine Form der A*kriecherei oder der Gleichschaltung sein.

Das Gespräch lief doch sehr gut, es wäre schön, wenn es konstruktiv bliebe. Mit Dreck werfen hilft doch nichts Leute. Wollen wir diskutieren oder uns niedermachen? Letzteres wird sowieso zur Hydra.

Was das Bekreuzigen eines Orthodoxen vor anderen Kirchen angeht: unsere älteren, nicht ganz so gebildeten Leute hier in Deutschland (vor allem die, die wirklich ein liebevolles Gemüt haben) bekreuzigen sich vor Kirchen.
Diese Frage gab es auch im orthodoxen Forum. Dort wurde gesagt, es sei keine Frage des Dürfens. Ebenfalls wurde gesagt, dass man sich z.B. an Wegekreuzen hierzulande sehr wohl bekreuzigen kann, und es sogar sehr empfohlen wird - erinnert das Kreuz uns doch an unseren Herren.

Lieber Christ86, ja , wir glauben nun mal, dass der orthodoxe Weg die Wahrheit ist. Deshalb ist ja der Glaube, nicht das Wissen. Was soll ich mehr dazu sagen?
Aber in keinem Fall werde ich deswegen auf jemanden hinabschauen. Was ist meine Orthodoxie wert, wenn ich voller Stolz deswegen bin? Nein, so darf man das nicht sehen.

So, jetzt muss ich Schluss machen...

Gute N8,
Nassos
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Christ86
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Christ86 »

Nassos hat geschrieben:Das Gespräch lief doch sehr gut, es wäre schön, wenn es konstruktiv bliebe. Mit Dreck werfen hilft doch nichts Leute. Wollen wir diskutieren oder uns niedermachen? Letzteres wird sowieso zur Hydra.
Ich werfe nicht mit Dreck gegen die Orthodoxen, sonst würde ich meine Grosseltern und somit auch mich selbst bewerfen :nein:
Nassos hat geschrieben:Was das Bekreuzigen eines Orthodoxen vor anderen Kirchen angeht: unsere älteren, nicht ganz so gebildeten Leute hier in Deutschland (vor allem die, die wirklich ein liebevolles Gemüt haben) bekreuzigen sich vor Kirchen.
Diese Frage gab es auch im orthodoxen Forum. Dort wurde gesagt, es sei keine Frage des Dürfens. Ebenfalls wurde gesagt, dass man sich z.B. an Wegekreuzen hierzulande sehr wohl bekreuzigen kann, und es sogar sehr empfohlen wird - erinnert das Kreuz uns doch an unseren Herren.
Nun ja, in der serbischen Orthodoxie hat es nichts mit Bildung zu tun, ob man sich vor einer Kirche bekreuzigt, sondern mit der Ehrfurcht vor Gott, der in der Kirche präsent ist. Ich glaube, die Leutchen fragen auch nicht, ob sie sich vor einer nicht-orthodoxen Kirche bekreuzigen dürfen, denn es sei ja gar keine Kirche (wie man mir mitgeteilt hat).
Nassos hat geschrieben:Lieber Christ86, ja , wir glauben nun mal, dass der orthodoxe Weg die Wahrheit ist. Deshalb ist ja der Glaube, nicht das Wissen. Was soll ich mehr dazu sagen?
Aber in keinem Fall werde ich deswegen auf jemanden hinabschauen. Was ist meine Orthodoxie wert, wenn ich voller Stolz deswegen bin? Nein, so darf man das nicht sehen.

So, jetzt muss ich Schluss machen...

Gute N8,
Nassos
Die Orthodoxen in meiner Familie und die übrigen, die ich kenne, sind ziemlich ponosni (stolz), orthodox zu sein. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, es gibt aber welche, die dann leider auf andere herabschauen. Das ist nicht nur in der Orthodoxie so, sondern in allen Kirchen.
Zuletzt geändert von Christ86 am Dienstag 9. Juni 2009, 00:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Miserere Nobis Domine
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Sehr wichtig ist es, auf den Unterschied zwischen Wahrheit und Wahrheitsverständnis zu unterscheiden. Wahrheit gibt es nur eine, aber es gibt verschiedene Wege, sich an diese anzunähern, die dann auch zu verschiedenen Ergebnissen führen. Es wäre desaströs, sein eigenes Wahrheitsverständnis, das ja immer nur eine Annäherung sein kann, mit der einen Wahrheit gleichzusetzen.

Deshalb ist das eigentlich Zentrale, zu klären, welche Methoden geeignet sind, um sich der Wahrheit anzunähern, wie diese genau aufgebaut sind, und warum diese geeignet sind, eine möglichst gute Annäherung zu erzielen.

Im Gespräch mit der Orthodoxie wäre dabei der Begriff des consensus patrum sehr wichtig.

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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Miserere Nobis Domine »

Stolz, Christ, orthodox, alt-katholisch, oder französisch-reformiert zu sein, finde ich völlig daneben.

Auch nach der Lehre des hl. Johannes Chroysostomos bringen eigene Taten nicht die Erlösung herbei. Sie werden lediglich deshalb erwartet, weil die Anstrengung der menschlichen Natur gemäss ist und man nicht untätig ins Paradies eingehen soll.

Wir sollten also Gott dankbar sein, dass er uns angenommen hat und ihn bitten, uns demütig werden zu lassen.

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Nassos
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nassos »

Christ86 hat geschrieben:Ich werfe nicht mit Dreck gegen die Orthodoxen, sonst würde ich meine Grosseltern und somit auch mich selbst bewerfen :nein:
Ich meinte Dich doch gar nicht...
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TillSchilling

Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von TillSchilling »

Christ86 hat geschrieben: Die Orthodoxen in meiner Familie und die übrigen, die ich kenne, sind ziemlich ponosni (stolz), orthodox zu sein. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, es gibt aber welche, die dann leider auf andere herabschauen. Das ist nicht nur in der Orthodoxie so, sondern in allen Kirchen.
Orthodox sein verbindet sich für viele Orthodoxe sehr mit ihrer Nationalität. Ich glaube, daß der Stolz eher daher kommt.

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Linus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Linus »

Florianklaus hat geschrieben:Und ich frage noch einmal: Was ist mit den Altorientalen?
Was soll sein mit denen?
Die haben inzwischen Kommuniongemeinschaft mit den östlich Orthodoxen.

http://orthodoxwiki.org/Agreed_Official ... x_Churches
http://www.romanity.org/htm/ro4enfm.htm
http://www.antiochian.net/index.php?opt ... &Itemid=63
http://books.google.ca/books?id=Pu3uUd- ... 1-PA189,M1
http://www.britishorthodox.org/2church.php

Ich hab da noch eine Zusammenstellung der Gespräche zwischen den beiden, kann siwe aber wegen der Textlänge nicht einstellen.


Im übrigen weiß ich daß die OCA (Orthodox Church of America, eine russische inzwischen mW autonome (oder schon autokephal) Kirchengründung, die Orientalen bei sich zur Kommunion zulassen (gut sie dürften eine eher lockere Sakramentspendungspraxis haben, von dem, von dem ich obiges weiß, hab ich daß sie "zumindest 6 mal im Jahr zur Beichte gehen und man müsse nicht jedesmal vor der Kommunion zur Beichte."
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Nikodemus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nikodemus »

Ich kann meine emotionale Vorliebe für andere Konfessionen schlecht von der Dogmatik trennen...

Zunächst unsere Unierten. Sie sind liturgisch sehr stark und haben viel für die Einheit mit dem Papst leiden müssen. Danach die Orthodoxen, wegen der dogmatischen Nähe und der schönen Liturgie; die Monophysiten sind zwar häretisch, aber irgendwie doch sympathisch, da sie (überwiegend) dem westlichen "Jesus-Kumpel" dogmatisch extrem entgegen gesetzt sind - außerdem sind sie sehr alt, besonders die armenisch-apostolische Kirche als älteste Nationalkirche der Welt verdient Respekt.
Es folgen dann die Altlutheraner und die knallharten Calvinisten/Evangelikalen, denen ich auch Anerkennung zollen kann. Die Anglikaner finde ich in ihrer Mehrheit albern (aufgrund der dogmatischen Entwicklung erscheint mir die Liturgie eher wie Theater) und schließlich die durchschnittsliberale evangelische Landeskirche...
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Florianklaus »

Chrysostomus hat geschrieben:Das ist der allübliche Fehler, dass man meint, rechte Ökumene auf Basis von Kompromissen führen zu sollen. Das ist auch der Fehler und das große Leidwesen der Ökumene mit den protestantischen Kirchen. Tatsächlich muss es um die Wahrheit gehen - und die lässt sich nicht durch Kompromisse feststellen, sondern eben dadurch, dass man in Diskussionen die "knallharten Fakten" auf den Tisch legt.

Und zu den "knallharten Fakten" gehört nun einmal auch das Unfehlbarkeitsdogma!
Zuletzt geändert von Florianklaus am Dienstag 9. Juni 2009, 16:31, insgesamt 1-mal geändert.

Chrysostomus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Chrysostomus »

Florianklaus hat geschrieben:Un zu den "knallharten Fakten" gehört nun einmal auch das Unfehlbarkeitsdogma!
Das ist auch meine Meinung. Aber ich fürchte, dass dieses Dogma dabei nicht sonderlich gut weg käme.

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Robert Ketelhohn
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Linus hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Und ich frage noch einmal: Was ist mit den Altorientalen?
Was soll sein mit denen?
Die haben inzwischen Kommuniongemeinschaft mit den östlich Orthodoxen.

http://orthodoxwiki.org/Agreed_Official ... x_Churches
http://www.romanity.org/htm/ro4enfm.htm
http://www.antiochian.net/index.php?opt ... &Itemid=63
http://books.google.ca/books?id=Pu3uUd- ... 1-PA189,M1
http://www.britishorthodox.org/2church.php
Aber sonst geht’s dir noch gut?

Keiner der verlinkten Texte gibt irgendeinen Hinweis auf deine (falsche)
Behauptung. Die zweite Verknüpfung führt überdies zu dem versammel-
ten Aberwitz, den ein pathologischer Frankenhasser in langjähriger Dauer-
delinquenz verbrochen hat.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Florianklaus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Florianklaus »

Und ich hab` schon gedacht, ich hätte da was wichtiges verpaßt........................

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Linus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Linus »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Linus hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:Und ich frage noch einmal: Was ist mit den Altorientalen?
Was soll sein mit denen?
Die haben inzwischen Kommuniongemeinschaft mit den östlich Orthodoxen.

http://orthodoxwiki.org/Agreed_Official ... x_Churches
http://www.romanity.org/htm/ro4enfm.htm
http://www.antiochian.net/index.php?opt ... &Itemid=63
http://books.google.ca/books?id=Pu3uUd- ... 1-PA189,M1
http://www.britishorthodox.org/2church.php
Aber sonst geht’s dir noch gut?

Keiner der verlinkten Texte gibt irgendeinen Hinweis auf deine (falsche)
Behauptung. Die zweite Verknüpfung führt überdies zu dem versammel-
ten Aberwitz, den ein pathologischer Frankenhasser in langjähriger Dauer-
delinquenz verbrochen hat.
Mh ich geb dir gern die E-mail Adresse des betreffenden Orthodoxen weiter.
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Ilija
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Ilija »

"Un zu den "knallharten Fakten" gehört nun einmal auch das Unfehlbarkeitsdogma!"

Das Problem ist mit solchen Schlagwortern zu spielen ohne etwas beweisen zu können? Wo steht das in der Bibel und wo in der Vätertradition??? (erstes [Punkt]) Die Bibel erwähnt so etwas nicht und die Tradition auch nicht :panisch: . Die Antwort ist ganz einfach denn dieses Dogma ist eine erfindung des 19. Jahrhunderts. Ich möchte euch nicht kränken aber wenn es um so etwas geht (Wie mit dem Filioque, Ungesäuertesbrot u.s.w) da siehst ihr wirklich nicht gut aus! Ihr verlangt etwas, was es nicht gibt? Wenn ihr wirklich die Einheit im Glauben wollt dann müsst ihr Selbstkritischer in euer Dogmenentwicklung sein. Dann müsst ihr schauen was gibt die heilige Schrift wieder, die Apostolische und somit auch die Vätertradition. Die orthodoxie ist nicht zu trennen von den beiden Punkten und deshalb ist jede Abweichung eine abweichung des apostolischen Glaubens und somit des Glaubens an sich. Beu euch Römern habe ich bei den Änderungen immer das Gefühl das die Herren da oben etwas Kreatrives zu tun haben :doktor: Das die RKK da nicht stand halten können das wissen auch die herren bei euch oben aber sie versuchen sich an etwas zu klammern, das was ihr Tradition nennt ist überhaupt nicht alt. Die Tradition in der Orthodoxie ist Tatsächlich alt und aus der Apostolischen Traditionen. Ihr müsst euch nur ganz alte Schriften, Kanones lesen und euch Intensiv mit der Orthodoxie beschäftigen dann wisst ihr was ich meine. Ich verstehe, das sich die Herren an etwas klammern selbst wenn es falsch ist denn diese falsche Etwicklung ist auch Tradition geworden aber ist dies "Tradi" deshalb die Wahrheit???


Was die altorientalen angeht, sind die uns wirklich sehr nah aber eine kirchengemeinschaft zwischen uns und denen exestiert nun einmal nicht. Was in diesen Theologischen Treffen stattgefunden hat war schlichtweg einfach um über das damalige trennungsgrund zu besprechen und um diese auszuräumen aber damit ist noch keine Kirchengemeinschaft hergestellt. Die beginnt erste wenn auch diese die vollen 7 Ökumenischen Konzile akzeptieren und umsetzen und das ist bisher noch nicht geschehen....

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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von monsieur moi »

Ilia hat geschrieben:"Un zu den "knallharten Fakten" gehört nun einmal auch das Unfehlbarkeitsdogma!"

Das Problem ist mit solchen Schlagwortern zu spielen ohne etwas beweisen zu können? Wo steht das in der Bibel und wo in der Vätertradition??? (erstes [Punkt])
Ich bin (noch) kein Theologe, daher möge man mir verzeihen, wenn mein Gedankengang nicht absolut perfekt und ausgereift ist.
Bekanntermaßen sprach Jesus zu seinen Aposteln: "Alles, was ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein." Es sollte auch bekannt sein, das Petrus, der Fels, viel "rumgekommen" ist, bis er in Rom gestorben ist. Dort hat sich das katholische Papsttum etablieren können als Nachfolge Petri. Denkt man jetzt den oben zitierten Satz Jesu weiter, scheint es (wenigstens mir) nur konsequent und einleuchtend, dass das Unfehlbarkeitsdogma auf den Papst in Rom zutrifft.
Die römische Kirche hat imho genauso die Wahrheit inne, wie es die orthodoxen Kirchen auch hat.

Sicher hat es Arroganz seitens der römischen Kirche gegeben und es gibt sie noch, das ist nicht förderlich für eine Verständigung beider Kirchen, das heißt aber nicht, dass Arroganz, augehend von der orthodoxen Kirche angebracht ist.
Ilia hat geschrieben:Das die RKK da nicht stand halten können das wissen auch die herren bei euch oben
Und die orthodoxe Kirche ist, weil sie die Wahrheit innehat davor geschützt, unterzugehen? Achso, dann ist der Kommunismus an der russisch-orthodoxen Kirche wohl spurlos vorbeigezogen, wie man in jüngster Geschichte gesehen hat.
Soweit ich weiß, hat die russische Kirche doch sehr darben müssen.

Im übrigen eine Frage, vielleicht eine dumme Frage:
Besteht unter den verschiedenen orthodoxen Kirchen die Kommuniongemeinschaft (beispielsweise zwischen der polnisch-orthodoxen und der russisch-orthodoxen Kirche)?
Haschem ro'i lo echzar.

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Ilija
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Ilija »

Keine dumme Frage :) Ja sind sie, weil sie zusammen mit den anderen Ortskirchen die eine heilige apostolische und katholische Kirche bilden wobei Konstantinopel die Ehre zuteil wird "Primus inter Pares" zu sein...

...übrigens, nicht Petrus ist als Fels gemeint sondern sein bekannter Glaube und auf diesen Felsen also Glauben baut er seine Kirche. Wie du schon richtig gesagt hast, gilt dieser Satz allen Aposteln, das bedeutet gleiche unter gleichen... ;D

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Clemens
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Clemens »

Diese Meinung, der Fels sei das Bekenntnis und nicht Petrus, taucht seit mindestens ca.100 Jahren in der protestantischen Kritik am Papst auf. Seit wann ist diese Auslegung denn bei den Orthodoxen üblich?

Und worauf stützt ihr denn diese Deutung?

Tiefere Exegese? Wunschdenken? Väterzeugnisse?

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Nikodemus
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Re: Emotionaler Bezug zwischen den Konfessionen

Beitrag von Nikodemus »

@ Ilia
Warum wollen die Orthodoxen immer Beweise aus dem 1.Jahrtausend? Hat danach das Wirken des Geiste aufgehört? Und warum eigentlich nicht aus den ersten 5.Jahrhunderten oder ein anderes Datum. Wenn die Lehre sich bis 1054 entwicklen konnten, warum nicht bis heute?
Ihr müsst euch nur ganz alte Schriften, Kanones lesen und euch Intensiv mit der Orthodoxie beschäftigen dann wisst ihr was ich meine.
Und mach mir mal bitte ein paar konkrete Lesevorschläge. Ich lege dir bis dahin St. Irenäus von Lyon und St.Augustinus von Hippo ans Herz.

Ich habe oft den Eindruck, dass die Orthodoxen das Kunststück fertig bringen, eine neuscholastische Einstellung zu pflegen, ohne eine echte Scholastik gehabt zu haben. Es wird für (fast) jede einzelne Lehre, die nun besteht, eine Art "Ewigkeitscharakter" proklamiert, der mir aber - jedenfalls zunächst - zweifelhaft erscheint (z.B. kanonisches Gebiet, Ikonen).
Veritas liberabit vos - Die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8,32)

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