Dogmatische Weiterentwicklung möglich?
Verfasst: Donnerstag 14. Mai 2009, 00:41
Nabend!
Ich wollte mal anfragen, wie so im allgemeinen orthodoxen Meinungsbild (natürlich wissend, daß das hier niemand repräsentiert) generell eine Weiterentwicklung der dogmatischen Aussagen gesehen wird.
Gerade habe ich eine Christologie von Menke durchgelesen (sehr zu empfehlen der Mann!), da kann man insbesondere auf diesem Gebiet der Theologie sehen, wie es immer wieder "Verfeinerungen" zum besseren Verständnis der Einen Offenbarung gegeben hat. Deswegen denke ich, daß keine Seite, Ost wie West, ein Weitergehen des Offenbarungsverständnisses von vorneherein ablehnt und alles festzurren will.
Nach der gefühlten Trennung im 11. Jh. (wann diese jetzt genau stattfand, läßt sich ja nicht aufs Jahr festlegen, schon gar nicht auf 1054), gab es unterschiedliche Entwicklungen in Ost und West, aber auf beiden Seiten auch eine dogmatische Weiterentwicklung.
- im Osten schien das Hauptthema eine Frage der Praxis zu sein, weniger der Theorie. Im 14. Jh. wurde nach vorheriger Verurteilung auf einem Lokalkonzil von Konstantinopel die hesychastische Lehre, als herausragender Verteidiger gilt bei uns ja Gregorios Palamas, auf einem ebenfalls in Kostantinopel später stattfindenden Lokalkonzil zur verbindlichen(!) Kirchenlehre erklärt und diese Lehre in kurzer Zeit im gesamten Osten rezipiert. Diese Festlegung, die nach meinem Verständnis dogmatischen Charakter hat, wurde also ohne westliche Teilnahme oder gar Zustimmung vollbracht. Es fand hier etwas statt, was es im Westen noch nie gab: eine - so empfinde ich das - "bestimmte Spiritualität" wurde für allgemein verbindlich erklärt. Aus der Gebetserfahrung insbesondere der Athos-Mönche heraus wurde eine systematische Lehre heraus entwickelt und dogmatisiert.
Zusammenfassend erscheint mir wichtig, daß es sich um eine dogmatische Festlegung handelt, die ursprünglich erfahrungsbasiert ist, der Frage nach der Theosis. Erfahrungen einzelner werden verabsolutiert.
- im Westen dagegen ging es bei der dogmatischen Weiterentwicklung mehr um die Theorie, letztlich mehr um spekulative Theologie: die postulierte Gleichwesenhaftigkeit (uiii, gefährliches Wort, ich weiß) von immanenter und ökonomischer Trinität, daraus resultierend das Filioque und auch die Ausformulierung der primatialen Vollmachten Petri (so sehe ich das zumindest ursächlich und die eventuell noch einer genaueren Grenzziehung harren) und dann das genauere Beschreibenwollen der Eschatologie (mit den Mariendogmen).
Auch diese Entscheidungen erfolgten ohne Einverständnis oder zuvor auch nur Befragung der "anderen Seite".
Hier eben zusammenfassend: Denküberlegungen einzelner werden verabsolutiert.
Beide Ansätze kann man meines Erachtens heraus mit guten Argumenten ablehnen. Einmal erscheint es uns Westlern seltsam, daß eine "bestimmte Frömmigkeit" eine Vorrangstellung genießt, obwohl dies alles doch - aus westlicher Sicht - zu sehr an bestimmte Techniken erinnert. So sehr sie auch menschengerecht sein mögen - darf man so etwas zum Dogma erheben? Ist nicht, wie man hier so sagt, jeder Jeck anders?
Andererseits kann man guten Rechtes gleiches den Westlern vorhalten: Ihr grübelt so sehr über Gott, daß Ihr meint, Ihn in Schemata pressen zu können, obwohl Ihr selbiges noch auf dem Laterankonzil von 1215 abgelehnt habt. Vergeßt Ihr Eure eigenen Grundsätze? Und vor allem auch: darf man so etwas zum Dogma erheben?
Und bei beiden: muß man das?
Aber es ist nun einmal so wie es ist.
Die Frage, die ich mir stelle, angesichts der bei beiden Kirchen"hälften" stattgehabten Weiterentwicklung der Dogmen: wo sind Ansatzpunkte, diese Entwicklungen des Gegenüber positiv zu inkorporieren?
Kann man das überhaupt, ohne das Gegenüber zum Gesichtsverlust aufzufordern?
Ist das alles überhaupt gewollt?
Oder wieder eine sinnlose weil ergebnislose Frage mehr eröffnet?
Ich wollte mal anfragen, wie so im allgemeinen orthodoxen Meinungsbild (natürlich wissend, daß das hier niemand repräsentiert) generell eine Weiterentwicklung der dogmatischen Aussagen gesehen wird.
Gerade habe ich eine Christologie von Menke durchgelesen (sehr zu empfehlen der Mann!), da kann man insbesondere auf diesem Gebiet der Theologie sehen, wie es immer wieder "Verfeinerungen" zum besseren Verständnis der Einen Offenbarung gegeben hat. Deswegen denke ich, daß keine Seite, Ost wie West, ein Weitergehen des Offenbarungsverständnisses von vorneherein ablehnt und alles festzurren will.
Nach der gefühlten Trennung im 11. Jh. (wann diese jetzt genau stattfand, läßt sich ja nicht aufs Jahr festlegen, schon gar nicht auf 1054), gab es unterschiedliche Entwicklungen in Ost und West, aber auf beiden Seiten auch eine dogmatische Weiterentwicklung.
- im Osten schien das Hauptthema eine Frage der Praxis zu sein, weniger der Theorie. Im 14. Jh. wurde nach vorheriger Verurteilung auf einem Lokalkonzil von Konstantinopel die hesychastische Lehre, als herausragender Verteidiger gilt bei uns ja Gregorios Palamas, auf einem ebenfalls in Kostantinopel später stattfindenden Lokalkonzil zur verbindlichen(!) Kirchenlehre erklärt und diese Lehre in kurzer Zeit im gesamten Osten rezipiert. Diese Festlegung, die nach meinem Verständnis dogmatischen Charakter hat, wurde also ohne westliche Teilnahme oder gar Zustimmung vollbracht. Es fand hier etwas statt, was es im Westen noch nie gab: eine - so empfinde ich das - "bestimmte Spiritualität" wurde für allgemein verbindlich erklärt. Aus der Gebetserfahrung insbesondere der Athos-Mönche heraus wurde eine systematische Lehre heraus entwickelt und dogmatisiert.
Zusammenfassend erscheint mir wichtig, daß es sich um eine dogmatische Festlegung handelt, die ursprünglich erfahrungsbasiert ist, der Frage nach der Theosis. Erfahrungen einzelner werden verabsolutiert.
- im Westen dagegen ging es bei der dogmatischen Weiterentwicklung mehr um die Theorie, letztlich mehr um spekulative Theologie: die postulierte Gleichwesenhaftigkeit (uiii, gefährliches Wort, ich weiß) von immanenter und ökonomischer Trinität, daraus resultierend das Filioque und auch die Ausformulierung der primatialen Vollmachten Petri (so sehe ich das zumindest ursächlich und die eventuell noch einer genaueren Grenzziehung harren) und dann das genauere Beschreibenwollen der Eschatologie (mit den Mariendogmen).
Auch diese Entscheidungen erfolgten ohne Einverständnis oder zuvor auch nur Befragung der "anderen Seite".
Hier eben zusammenfassend: Denküberlegungen einzelner werden verabsolutiert.
Beide Ansätze kann man meines Erachtens heraus mit guten Argumenten ablehnen. Einmal erscheint es uns Westlern seltsam, daß eine "bestimmte Frömmigkeit" eine Vorrangstellung genießt, obwohl dies alles doch - aus westlicher Sicht - zu sehr an bestimmte Techniken erinnert. So sehr sie auch menschengerecht sein mögen - darf man so etwas zum Dogma erheben? Ist nicht, wie man hier so sagt, jeder Jeck anders?
Andererseits kann man guten Rechtes gleiches den Westlern vorhalten: Ihr grübelt so sehr über Gott, daß Ihr meint, Ihn in Schemata pressen zu können, obwohl Ihr selbiges noch auf dem Laterankonzil von 1215 abgelehnt habt. Vergeßt Ihr Eure eigenen Grundsätze? Und vor allem auch: darf man so etwas zum Dogma erheben?
Und bei beiden: muß man das?
Aber es ist nun einmal so wie es ist.
Die Frage, die ich mir stelle, angesichts der bei beiden Kirchen"hälften" stattgehabten Weiterentwicklung der Dogmen: wo sind Ansatzpunkte, diese Entwicklungen des Gegenüber positiv zu inkorporieren?
Kann man das überhaupt, ohne das Gegenüber zum Gesichtsverlust aufzufordern?
Ist das alles überhaupt gewollt?
Oder wieder eine sinnlose weil ergebnislose Frage mehr eröffnet?