Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Ostkirchliche Themen.
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Nassos
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Nassos »

Zu dem Kopftuch. Nein, man muss es nicht unbedingt tragen. Nur ist die russisch- orthodoxe Kirche kein Theater oder ein Zoo, sondern auch dort sollte man sich mit Respekt und Achtung gegenüber Gott, den Menschen und der Kirche verhalten.
Dies ist der Grund, warum ich dies für mich so halte, dass ich in der Kirche keine Gespräche führen will, zumindest solange die Liturgie läuft. Auch davor und danach ist es nicht schädlich zu schweigen.
Wir haben ansonsten ja überall die Zeit und den Ort zu quatschen, was das Zeugs hält (z.B. hier im Forum :panisch: <= ich finde diesen Smiley klasse!)

Die Wortenthaltsamkeit "postuliere" ich nur für mich, auch wenn ich mir manchmal wünschte, die Leute könnten zumindest leise reden. Ist auch nicht schön, wenn dann mal ein Priester sauer wird, und einen entsprechenden Hinweis gibt.

Desweiteren gehören dazu Hände hinter dem Rücken, Hände in den Taschen. Ist kein Killer, aber es sind diese Feinheiten, die auch Respekt ausdrücken können. Würde mir nicht einfallen, dies in einer katholischen, evangelischen etc. Kirche oder in einem hinduistischen Tempel usw. zu tun.

Der Killer ist: Kaugummikauen. :vogel:

Das mit dem Rücken empfinde ich auch so. Gut, man kann nicht durch die gesamte Kirche rückwärts laufen, aber zumindest ist es nicht falsch, sich vor dem Verlassen nochmal umzudrehen, sich zu verbeugen/bekreuzigen.
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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Jacinta
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Jacinta »

Staubkorn hat geschrieben:Adressen für russisch- orthodoxe Kirchen kannst Du übrigens alle im Internet finden. Ein Besuch ist "lohnenswert". :)
Ich fahre jeden Tag an einer vorbei. War auch schon mal drinn. Aber nur so mal.
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

songul hat geschrieben: Ich wusste gar nicht das es schon 48 verschiedene orth. Nationalitäten mit eigenen Gemeinden in Deutschland gibt.
Tja, man lernt nie aus. :D
Jetzt zurück zur Ernsthaftigkeit. Nein, so war es nicht gemeint. Es gibt 48 (offizielle) russisch- orthodoxe Stadt-Kirchen. (Entschuldige bitte, diesen Flüchtigkeitsfehler). Ich kenne aber auch viele "kleinere" Gemeinden bzw. Eremiten/Eremitinnen, die ein "kleine" private russisch- orthodoxe "Hauskirche" (und nicht nur russische) "betreiben".
Desweiteren gibt es auch in Deutschland für den interessierten Kreuzganggängster (was einmal zu Russland gehört hat) georgisch- orthodoxe Kirchen (obwohl die in der Vielzahl eher muslimisch geprägt sind) und armenisch- orthodoxe Kirchen (Armenier sind "fast" alle Christen und es ist meine zweite Heimat). Dann gibt es noch griechisch, serbisch, rumänisch, bulgarisch...orthodoxe KIrchen. Und wahrscheinlich gibt es hier auch wieder kleine private "Abstaltungen". So weit zu diesem Thema.

songul hat geschrieben: Deine Argumentationsweise hat sich da etwas anders gelesen; aber nichts für ungut.
Es war nicht als Argumentation gedacht (mit dem Rückwärtslaufen aus der russisch- orthodoxen Kirche), sondern als Erfahrungsbericht und diese Erfahrung habe ich im zarten Kindesalter gemacht.
Dann möge mir man und Du mir das verzeihen. Ich wollte niemanden und auch Dir nicht "vor den Kopf stoßen". :ikb_notworthy:
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

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Joseph
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Joseph »

Staubkorn hat geschrieben:Desweiteren gibt es auch in Deutschland für den interessierten Kreuzganggängster (was einmal zu Russland gehört hat) georgisch- orthodoxe Kirchen (obwohl die in der Vielzahl eher muslimisch geprägt sind)
Hallo Staubkorn, ich hätte da eine Frage... wieso sind die georgischen OK muslimisch geprägt?
Es war nicht als Argumentation gedacht (mit dem Rückwärtslaufen aus der russisch- orthodoxen Kirche), sondern als Erfahrungsbericht und diese Erfahrung habe ich im zarten Kindesalter gemacht.
Wir hier in Nordamerika in der OCA (Orthodox Church in America) gehen zwar nicht rückwärts aus der Kirche, aber wir drehen uns vor dem verlassen derselben zum Altar und verneigen und bekreuzigen uns...

Gruß
Joseph
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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Lieber Joseph
Ich spreche über meine Erfahrungen im Kaukasus. Es heißt zwar, offiziell das Georgien christlich geprägt ist und und dort nur ein geringe Prozentzahl an muslimisch geprägten Menschen leben, aber gleichzeitig muss man beachten, das Georgien ein multiethisches Land ist. Es leben dort auch noch Armenier, Osseten, Russen, Abchasen, Aramäer usw. und diese sind Christen. Natürlich gibt es auch "Georgier" die sich als Christen bezeichnen, aber immer mehr werden auch Muslime (siehe unten- Ansiedlung von Türken- aber gibt es auch Muslime im Land u.a. Adscharen, Aseris).
Das "christliche" Armenien, bzw. die Armenier dort "spüren" leider nur wenig von dem "angeblich" so geprägten christlichen Staat Georgien. Seit 1990 sind über 45 armenische Kirchen von Georgier beschlagnahmt worden oder sogar zerstört worden.
Der Grund ist dafür auch, das die Armenier zur ältesten Kirche der Welt gehören, sie sind genau genommen armenisch- apostolisch. Weiterhin natürlich auch die Geschichte von Georgien, denn die Hauptstadt Tiflis wurde ehemals von Armenier gegründet.
Weiterhin holen die Georgier immer mehr Türken in ihr Land um die dageblieben Armenier und andere Minderheiten gänzlich zu vertreiben. So entsteht aber auch ein "Wischi- Waschi" von "Religion", denn wie wir wissen, sind Türken Muslime und diese haben die Armenier immer wieder versucht zu ermorden- Genozid.
Aber es ist ein langes Thema.
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

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Joseph
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Joseph »

Staubkorn hat geschrieben:Lieber Joseph
Ich spreche über meine Erfahrungen im Kaukasus. ...........
Weiterhin holen die Georgier immer mehr Türken in ihr Land um die dageblieben Armenier und andere Minderheiten gänzlich zu vertreiben. So entsteht aber auch ein "Wischi- Waschi" von "Religion", denn wie wir wissen, sind Türken Muslime und diese haben die Armenier immer wieder versucht zu ermorden- Genozid.
Aber es ist ein langes Thema.
Danke...! So, man will "Minderheiten" (Armenier) dadurch verdrängen indem man "Minderheiten" (Türken) ins Land holt? Es scheint, daß die Georgier sich ihre Politiker aus derselben Schule holen wie der Rest des Westens, "Saint Stupid the Unseeing." Man sollte doch meinen, daß die georgische Erfahrung mit Moslems im Generellen und Türken im Spezifischen sie davon abhielte sich diese Laus in den Pelz zu setzen...
Gruß
Joseph
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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Lieber Joseph
Gehört zwar nicht zum Thema, aber zur weiteren Erklärung.
Armenien hat vier Nachbarstaaten:
Aserbaidschan
Georgien
Tuerkei
Iran
Alle, außer Iran sind, einfach ausgedrückt- gegen Armenier. Georgien und Aserbaidschan sind sozusagen "Verbündete" mit der Türkei. In der Türkei gab es aber Ende letzten Jahres eine "Unterschriftaktion", in der ca. 5000 Türken sich zum Völkermord an den Armenier 1915 "bekannt" haben und sich entschuldigt haben. Immerhin ist es ein Anfang, aber meine Verwandten macht es trotzdem nicht mehr lebendig und die christliche Kultur ist auch weitgehend zerstört worden. Die ehemalige Hauptstadt Armeniens Ani liegt seit dem Völkermord in der Türkei. Sie wird auch die Stadt der tausend Kirchen genannt. Nur noch eine existiert, mehr oder weniger, der Rest sind nur noch Ruinen. Auch werden Garbstätten der Armenier verwüstet und zerstört. Auch Särge hat man geöffnet und die Grabsteine haben die Türken als Pflastersteine verwendet.
Ich denke für jeden Christen ist es auch interessant einmal einen armenischen Gottesdienst zu besuchen. Denn Judas Thaddäus und Bartholomäus sind nach Armenien gepilgert und haben dort das Christentum "eingeführt" und die erste christliche Kirche gegründet. Die beiden Aposteln werden auch von den Armenier als "Die ersten Erleuchter der Armenier" benannt. Im übrigen wurde damals die "heilige Messe" in der Sprache Thaddäus, Bartholomäus und Jesu gelesen, auf aramäisch. Und das erscheint mir noch viel "näher an Jesus" zu sein, als eine Messe die auf Latein gehalten wird.
Weiterhin gibt es eine Bibel der Armenier, diese wird Mesrop (nach Mesrop, den "Heiligen" der die armenische Schriftsprache entwickelte und Teile der Bibel übersetzte) genannt. Und dieser Heilige wurde 360 geboren und gestorben ist er 440. Somit ist diese Bibel auch besonders alt.
Wenn man in die Kirche der Armenier geht, kann man erklären und man sieht es sicherlich auch, dass man kein ArmenierIn ist und sicherlich wird jemand bereit sein eine "kleine Einführung" zu geben.
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
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Joseph
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Joseph »

Staubkorn hat geschrieben:Lieber Joseph, ................Ich denke für jeden Christen ist es auch interessant einmal einen armenischen Gottesdienst zu besuchen. Denn Judas Thaddäus und Bartholomäus sind nach Armenien gepilgert und haben dort das Christentum "eingeführt" und die erste christliche Kirche gegründet. Die beiden Aposteln werden auch von den Armenier als "Die ersten Erleuchter der Armenier" benannt. Im übrigen wurde damals die "heilige Messe" in der Sprache Thaddäus, Bartholomäus und Jesu gelesen, auf aramäisch. Und das erscheint mir noch viel "näher an Jesus" zu sein, als eine Messe die auf Latein gehalten wird.................
Wenn man in die Kirche der Armenier geht, kann man erklären und man sieht es sicherlich auch, dass man kein ArmenierIn ist und sicherlich wird jemand bereit sein eine "kleine Einführung" zu geben.
Lieber Staubkorn,
Danke für diese Erklärungen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis mehrere Armenier. Zum Beispiel ist eine Freundin eine Ikonen Malerin mit Austellungen in den USA und Canada (sie erlernte das Ikonenschreiben von einem Orthodoxen Mönch). Ein anderer ist gebürtiger Armenier, aus Egypten, und er ist der Abt eines Klosters der OCA nahe hier.
So ganz unbekannt ist mir daher die traurige Geschichte der Armenier nicht, denn meine Freunde haben alle eine lautstarke und feste Meinung mit der sie nicht zurückhalten :D
In einem armenischen Gottesdienst war ich allerdings noch nicht... aber wir haben hier, soviel ich weiß, eine armenische Kirche in Vancouver.
Gruß
Joseph
http://www.armenianchurch.ca/mainparishes.php
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Nassos
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Nassos »

Joseph hat geschrieben:Wir hier in Nordamerika in der OCA (Orthodox Church in America) gehen zwar nicht rückwärts aus der Kirche, aber wir drehen uns vor dem verlassen derselben zum Altar und verneigen und bekreuzigen uns...
:daumen-rauf:

Hallo, [Punkt]
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Joseph
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:[
Hallo, [Punkt]
Hallo Nassos...! :huhu:
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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Joseph hat geschrieben:
Staubkorn hat geschrieben:Lieber Joseph, ................Ich denke für jeden Christen ist es auch interessant einmal einen armenischen Gottesdienst zu besuchen. Denn Judas Thaddäus und Bartholomäus sind nach Armenien gepilgert und haben dort das Christentum "eingeführt" und die erste christliche Kirche gegründet. Die beiden Aposteln werden auch von den Armenier als "Die ersten Erleuchter der Armenier" benannt. Im übrigen wurde damals die "heilige Messe" in der Sprache Thaddäus, Bartholomäus und Jesu gelesen, auf aramäisch. Und das erscheint mir noch viel "näher an Jesus" zu sein, als eine Messe die auf Latein gehalten wird.................
Wenn man in die Kirche der Armenier geht, kann man erklären und man sieht es sicherlich auch, dass man kein ArmenierIn ist und sicherlich wird jemand bereit sein eine "kleine Einführung" zu geben.
Lieber Staubkorn,
Danke für diese Erklärungen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis mehrere Armenier. Zum Beispiel ist eine Freundin eine Ikonen Malerin mit Austellungen in den USA und Canada (sie erlernte das Ikonenschreiben von einem Orthodoxen Mönch). Ein anderer ist gebürtiger Armenier, aus Egypten, und er ist der Abt eines Klosters der OCA nahe hier.
So ganz unbekannt ist mir daher die traurige Geschichte der Armenier nicht, denn meine Freunde haben alle eine lautstarke und feste Meinung mit der sie nicht zurückhalten :D
In einem armenischen Gottesdienst war ich allerdings noch nicht... aber wir haben hier, soviel ich weiß, eine armenische Kirche in Vancouver.
Gruß
Joseph
http://www.armenianchurch.ca/mainparishes.php
Hallo Joseph,
es ist gut, wenn Armenier sich nicht "mehr" zurückhalten mit ihrer Meinung und ihre traurige Geschichte zu erzählen. Ich habe dadurch die Hoffnung, dass vielleicht wenigstens ein Teil der armenisch- christlichen Kultur noch gerettet werden kann und ihnen "ihr" Land, das Gebiet um den heiligen Berg und die Hauptstadt Ani wieder zurück gegeben wird. Zum "lachen" ist das leider nicht, denn zu oft musste ich meine Großeltern und meine Verwandte weinen sehen...
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

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Mirjanin
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Mirjanin »

@staubkorn Yes hamadzayn em! Du hay es ?

Danke jedenfalls für diese Ausführungen zu den Armeniern, die ich nur unterschreiben kann. Gerade was die Türken mit den alten armenischen Friedhöfen und Kirchen machen ist jenseits von Gut und Böse. Gott sei Dank gibt es mittlerweile ja von einigen ausländischen Reportern Filmmaterial dazu - Armenier sehen zwar jeden Morgen den heiligen Berg Ararat, dürfen ihn aber bis heute nicht besuchen.

Darf man fragen, was dich in den Kaukasus geführt hat?
Gut sein ist edel. Andere lehren, gut zu sein, ist noch edler. Und einfacher.
(Mark Twain)

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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Mirjanin hat geschrieben:@staubkorn Yes hamadzayn em! Du hay es ?

Danke jedenfalls für diese Ausführungen zu den Armeniern, die ich nur unterschreiben kann. Gerade was die Türken mit den alten armenischen Friedhöfen und Kirchen machen ist jenseits von Gut und Böse. Gott sei Dank gibt es mittlerweile ja von einigen ausländischen Reportern Filmmaterial dazu - Armenier sehen zwar jeden Morgen den heiligen Berg Ararat, dürfen ihn aber bis heute nicht besuchen.

Darf man fragen, was dich in den Kaukasus geführt hat?
Meine Familie! :)

PS: Auf armenisch heißt der Berg Masis. Ma- heißt Mutter und sis- der Berg.
Ararat ist aber der bekanntere türkische Name, der auch so in der Bibel erwähnt wird.
Aber leider, war das schon alles, was ich auf Armenisch kann. Meine Familie durfte kein Armenisch sprechen, deswegen habe ich es auch nicht gelernt.
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

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holzi
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von holzi »

Joseph hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:[
Hallo, [Punkt]
Hallo Nassos...! :huhu:
Na, dann fehlt nur noch p. Martinos und wir können eine Filiale des Orthodoxen Forums hier eröffnen! :D - und sich über Bänke und Kalender streiten... :pfeif:

Chrysostomus
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Chrysostomus »

Verschonen wir den guten p. Martinos lieber...

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songul
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Registriert: Freitag 28. Dezember 2007, 18:47

Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von songul »

Hallo Staubkorn,

was für eine Überraschung.
Denn nach deinem Rätsel:
Dann gleich etwas zu meiner "eigenen kulturellen Brille". Wie eine Brille zwei Brillengläser hat, so bin ich in zwei "Kulturen" groß geworden. Du darfst raten, in welchen beiden.
In dem Sinne wünsche ich Dir Bсeгo хoрoшeгo :)
hätte ich doch wirklich auf eine andere Herkunft getippt; wohl nicht nur ich, sieht ja nicht ganz armenisch aus.
Allerdings nach deinem "Outing" lassen sich einige deiner Ausführungen besser verstehen.

Ich möchte meinerseits aber doch auch paar Anführungen machen:
Ich spreche über meine Erfahrungen im Kaukasus. Es heißt zwar, offiziell das Georgien christlich geprägt ist und und dort nur ein geringe Prozentzahl an muslimisch geprägten Menschen leben, aber gleichzeitig muss man beachten, das Georgien ein multiethisches Land ist. Es leben dort auch noch Armenier, Osseten, Russen, Abchasen, Aramäer usw. und diese sind Christen. Natürlich gibt es auch "Georgier" die sich als Christen bezeichnen, aber immer mehr werden auch Muslime (siehe unten- Ansiedlung von Türken- aber gibt es auch Muslime im Land u.a. Adscharen, Aseris).
Multi-ethnisch stimmt schon; nur sollte man nicht vergessen dass die Georgier inzwischen ca 80% der Bevölkerung stellen, der Rest sind die anderen.
Abchasen und Osseten lassen wir bitte jetzt mal aussen vor; das Thema ist einfach zu umfangreich und spielt hier auch keine Rolle.
Was die kleinen christlichen Minderheiten im Land betrifft, sind es gerade Griechen und Armenier die am meisten aus dem Land auswandern (Georgien hat eine der grössten Auswanderungsraten der Welt), wobei man sagen muss, dass die Regierung nicht viel unternimmt, die Leute im Land zu halten.
Die Armenier in Georgien leben in einem ziemlich geschlossenen Gebiet angrenzend zu Armenien in dem sie auch die Befölkerungsmehrheit sind. Die Gegend ist sehr isoliert, sodass der Kontakt nach aussen oft über Armenien selbst abläuft.
Dass Georgier und Armenier sich nicht wirklich sehr gern haben, ist eine alte Geschichte und spielt sich ungefähr auf dem selben Level ab, wie europäische Nachbarvölker untereinander so "mögen".
Unterschiede bestehen vor allem auch dadurch, dass beide Völker verschiedenen Kirchen angehören, deren bilateralen Beziehungen nur langsam besser werden.
Aber eine regelrechte Vertreibung findet nicht statt.
Das "christliche" Armenien, bzw. die Armenier dort "spüren" leider nur wenig von dem "angeblich" so geprägten christlichen Staat Georgien. Seit 1990 sind über 45 armenische Kirchen von Georgier beschlagnahmt worden oder sogar zerstört worden.
Der Grund ist dafür auch, das die Armenier zur ältesten Kirche der Welt gehören, sie sind genau genommen armenisch- apostolisch. Weiterhin natürlich auch die Geschichte von Georgien, denn die Hauptstadt Tiflis wurde ehemals von Armenier gegründet.
Es gibt Animositäten zwischen den beiden Kirchen, allerdings, das was Du da anfürst solltest Du doch etwas konkreter erklären, am besten mit einem Link.
Den Grund den Du anfürst klingt nicht besonders einleuchtend, denn dass die armenische Kirche, neben der Antiochenischen zu den ältesten Kirchen gehört, wissen alle und auch dass die Armenier mit Anteil haben an der christianisierung Georgiens.
Allerdings hat sich die georg. Kirchen für die byz. Kirche entschieden und das hat das langsame Auseinanderdriften der beiden christlichen Völker begünstigt.
Noch mehr Geschichte wäre hier wohl zuviel.
Weiterhin holen die Georgier immer mehr Türken in ihr Land um die dageblieben Armenier und andere Minderheiten gänzlich zu vertreiben. So entsteht aber auch ein "Wischi- Waschi" von "Religion", denn wie wir wissen, sind Türken Muslime und diese haben die Armenier immer wieder versucht zu ermorden- Genozid.
Aber es ist ein langes Thema.
Lang ist das Thema eigentlich gar nicht.
Im Land gibt es inzwischen mehr Türken als vor der Wende; das sind aber vor allem Händler, denn die Türkei stellt in der ganzen Schwarzmeerregion eine wichtige Handelsmacht dar und so findet man in allen Anrainerstaaten Handelsvertretungen und somit mehr Türken.
Von "Türken ins Land holen" kann nicht die Rede sein.
Es gibt aber ein "Türkenproblem" im Land, nähmlich das der Mescheten; keine Türken aber ein Turkvolk.
Die wurden 1944 von Stalin kurzerhand nach Zentralasien deportiert und dort blieben sie bis zur Wende. Nach einem Porgrom an diesem Volk 1989 in Usbekistan hat Russland 50000 Menschen dieses Volkes nach Krasnodar/Russland ausgeflogen.
Dort war man dann der Meinung Georgien müsse diese Leute wieder in ihren ursprünglichen Gebieten ansiedeln.
Da jetzt aber diese Gebiete just in der Region des Landes sich befinden, in denen auch die Armenier leben gingen die auf die Barrikaden, denn sie hatten sich längst in den verlassenen Dörfern der anderen niedergelassen und deren Land bekommen.
Die Vertreibung der einen ist immer der auch der Profit der anderen; da stellen die Armenier keine Ausnahme.
Da das Ganze die Region fast vor einen Bürgerkrieg gebracht hat, sah sich die georg. Regierung gezwungen auf den russ. Vorschlag nicht einzugehen.
Noch ein Vertriebenenschiksal in diesem Teil der Welt.
So entsteht aber auch ein "Wischi- Waschi" von "Religion", denn wie wir wissen, sind Türken Muslime und diese haben die Armenier immer wieder versucht zu ermorden- Genozid.
Dass Türken Muslime sind und einen Genozid an den Armeniern verursacht haben, wissen wir und dem gibt es nichts hinzufügen.

Aber was verstehst Du unter "Wischi-Waschi" von Religion?
Die georgische Kirche etwa? Kann nicht wirklich angehen. Die funktioniert rein orthodox und kann auf "muslimischen" Beistand wirklich verzichten. Sie hat einen starken Rückhalt im Volk und war Jahrhundertelang Symbol nationaler Eigenständigkeit. Genau wie bei den Armeniern.
Heutzutage hat sie den Status einer Staatskirche mit Verfassungsrang.
Georgien und Aserbaidschan sind sozusagen "Verbündete" mit der Türkei.
Etwas seltsamer Satz, wenn man bedenkt, dass alle drei Länder völlig unterschiedliche Relationen zueinander haben, sowohl in Geschichte als auch in der Gegenwart.
Türkei ist klar-Genozid.
Zwischen Aserbeidschan und Armenien gab es Krieg um den Karabagh.
Das sich diese beiden Länder einig sind in ihrer Abneigung gegen Armenien kann sich gut vorstellen, aber mit Georgien gab es nie Krieg oder Ähnliches.
Insofern, wozu sollte sich Georgien mit den anderen gegen Armenien "verbünden". Und wenn es nicht Bestrebungen seitens der Armenier gibt, sich mit ihren Siedlungsgebieten ans "Mutterland" anschliessen zu wollen, gibt es keine Grund ihnen "Probleme" zu machen.

Ach ja, noch was:
Ich kenne aber auch viele "kleinere" Gemeinden bzw. Eremiten/Eremitinnen, die ein "kleine" private russisch- orthodoxe "Hauskirche" (und nicht nur russische) "betreiben".
Wenn es sich nicht um die unierten Urkrainier handelt, hätte es mich sehr interessiert wo es bei uns solche Eremitinnen gibt.

LG Songul

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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Die "Überraschung" und das "Rätsel" ist gar nicht so überraschend, wie Du zu meinen glaubst. Denn ich habe mich bereits vor diesem Thema und vor längerer Zeit hier "geoutet".

Falls Du auf die kyrilische Schrift ansprichst, das war in der Tat Russisch. Denn Du wirst wieder eine Überraschung erleben, nicht alle Armenier können auch armenisch. Und hier ist des Rätsel Lösung:
Unter Stalins Regime durften Armenier in Russland kein Armenisch sprechen und auch hängte er unter Todesstrafe das Verbot aus, wenn Eltern ihren Kinder armenisch beibringen.
Und noch eine Rätsellösung, warum das Verhältnis zwischen Armenier und Georgier bis heute nicht gut ist und eine gegenseitige "Abneigung" besteht. Stalin war Georgier, sein eigentlicher Name war: Losseb Bessarionis dse Dschughaschwili

Weiterhin möchte Dir mitteilen, das mein Wissen nicht aus Büchern und aus dem Internet stammt, sondern ich konnte es "vor Ort" sammeln und aus den Erzählungen meiner Großeltern und Verwandten.
Da ich mich aber hier nicht vor dem "Gericht" befinde und ich mich nicht vor Dir zu "rechtfertigen" habe und dieses Thema zumindestens von meiner Seite aus auch mit traurigen Emotionen beladen ist und Du Dich wohl auch anscheinend besser mit dem Thema "Armenier" auskennst als ich, brauchst Du mir auch keine Fragen zu stellen. Du weißt es ja besser.

Hier kannst Du gerne Deine Frage zu den Eremiten und Eremitinnen stellen. Vielleicht bekommst Du dann eine detalierte Adessenliste der Eremiten in Deutschland an die Hand.
http://www.ugcc.org.ua/

Ich stelle Dir eine Internetseiten zur Verfügung.
http://armenia.loois.org/section.php?i= ... l+Genocide
Hier sieht man die armenische Kathedrale in Ani in ihrem heutigen von Türken zerstörten Zustand.

Und somit ist das Thema für mich an dieser Stelle beendet und weicht auch mittlerweile zu sehr vom eigentlichen Thema ab.
Hier eine Internetseite zum eigentlichen Forumsbeitrag. Vielleicht kann es der einen oder anderen weiterhelfen.
http://ortho-logos.blogspot.com/29/2 ... irche.html
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songul
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von songul »

Staubkorn hat geschrieben: Weiterhin möchte Dir mitteilen, das mein Wissen nicht aus Büchern und aus dem Internet stammt, sondern ich konnte es "vor Ort" sammeln und aus den Erzählungen meiner Großeltern und Verwandten.
Da ich mich aber hier nicht vor dem "Gericht" befinde und ich mich nicht vor Dir zu "rechtfertigen" habe und dieses Thema zumindestens von meiner Seite aus auch mit traurigen Emotionen beladen ist und Du Dich wohl auch anscheinend besser mit dem Thema "Armenier" auskennst als ich, brauchst Du mir auch keine Fragen zu stellen. Du weißt es ja besser.
Vielleicht weiss ich auch nicht nur alles aus dem Internet, meine Guteste.
Es ging mir in meinem Post eigentlich auch mehr mich zum Thema Georgien=Georgische Kirche zu äussern.
Da bin ich einfach nicht mit allem was so zur Sprache kam einverstanden.
Deswegen stehst Du als Armenierin und Dein Volk doch nicht gleich vor Gericht.
Für was auch.
Und wenn ich eine Frage stelle, dann, weil ich etwas wissen will, vorbehaltslos, nicht um hinterher alles besser zu wissen.
Gerade weil Du vor Ort warst.
Mein Text steht so da wie er sich liest, ohne irgendjemanden zu verunglimpfen zu wollen.
Ich kenne mich vielleicht ja in der Gegend ein bischen aus und spreche eventuell die eine oder andere Sprache, nur so solltest Du meine Bemerkungen verstehen.
Das mindert weder das Leid der Armenier noch verharmlost es die Geschichte.

Aber danke für die Tipps, ich werde mich damit beschäftigen.

LG Songul

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Sebastian
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Sebastian »

Leute, Ihr kommt vo Thema ab, aber ich steig mal mit ein :pfeif:
Unsere Gemeinde besteht zu ca. 40 % aus Georgiern. Davon gibt es viele "Wanderarbeiter". Und jeder hat so seine Meinung. Natürlich gibt es auch einige Vorurteile (jedenfalls wo ich mir denken könnte, dass es welche sind) gegen Armenier, aber es gibt auch Versöhnliches. Daran sollte man anknüpfen.
Sowohl Georgien, als auch Armenien hat eine jahrtausende, ergreifende Geschichte. Wenn ich allerdings die Geschehnisse der letzten Zeit in Georgien so verfolge, so vermag ich kaum noch einen Bezug zum Georgien aus den Geschichtsbüchern herstellen. Das, was in Georgien geschieht, sind die Folgen des einzughaltenden, westlichen Imperialismus mit all seinen Grausamkeiten. Meine Meinung.
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Ilija
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Ilija »

Hallo Leute!
Als ich das von Staubkorn gelesen habe das die georgisch-Orthodoxe kirche muslimisch geprägt sei war ich schockiert über soviel unwissen von deiner Seite. Womit begründest du so ein Schwachsinn (Entschuldigt bitte für dieses Wort)? die georgische kirche ist durch und durch Orthodox und wenn sie für etwas bekannt ist, dann nicht für ein Misch-Masch im Glauben! Das kann man übrigens von der Armenischen Kirche nicht behaupten denn sie haben viele Lateinische Elemente in ihre Kirche aufgenommen und somit von einer weiteren Entfernung der beiden Kirchen gesorgt! Das die beiden Kirchen eine (Wenn auch nicht lange) gemeinsame Geschichte hatte bestreitet keiner aber Georgien ist immer Orthodox geblieben und Armenien hat sich aus der Orthodoxie verabschiedet (Egal wie sie sich selber nennen!!) Sie ist kein Teil der Orthodoxen Kirche. Bei den Armeniern handelt es sich um Monophysiten...

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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Ich denke, hier wird einiges absichtlich mißverstanden!

Da ich aber keine Lust auf Streitereien habe (und Sprüche, wie "Rätselraten usw. ) und wenn überhaupt für [Punkt] gemeinsame Kirche wäre, was es aber nie geben wird, weil es immer eine "Partei/Kirche" denkt, sie wäre die einzig "wahre Kirche" und man hier auch nicht weiterkommt, bin ich dafür, wieder zum Ursprungsthema zurück zu kommen.

Und da wir hier soviel sich "auskennende Orthodoxe" haben, wäre es interessant, wenn diese sich zum Forumsthema äußern würden.
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sofaklecks
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Frankreich

Beitrag von sofaklecks »

Wenn ich das hier so lese, wandelt mich nachhaltig die Lust an, Konrad Adenauer und Charles de Gaulle zur Heiligsprechung vorzuschlagen: Selig sind die Friedensstifter.

Was hat man früher in Deutschland alles über den "Erbfeind" gesagt und gelesen. Über die Plünderung der Kaisergräber im Speyerer Dom oder der Königsgräber in der Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg. Lackl ist bis heute ein Schimpfwort in Bayern. Dass das auf den französischen General Melac zurückgeht, der im pfäzischen Erbfolgekrieg besonders unbarmherzig gehaust hat, weiss niemand mehr. Und jenseits des Rheins genau dasselbe. Die Zabernaffäre etwa.

Und heute?

Heute schütteln wir über so viel Dummheit den Kopf. Wir schleppen die Sünden der Väter mit uns, wenn wir nicht einen radikalen Schlussstrich ziehen unter diese Bestialitäten, die noch unüberwindlicher werden, wenn sie konfessionell untersetzt sind.

Man kann, ja, man soll stolz auf die guten Traditionen seiner Kirche sein. Wenn sie aber als Angriffsmittel gegen andere eingesetzt werden, dann ist es, als schlage man mit dem Kreuz auf den Mitchristen ein.

Die letzten Beiträge diese Stranges zu lesen macht traurig. Aber auch in fast pharisäischer Weise froh: Offenbar machen alle Völker und Religionen dieselben Entwicklungen durch und, mit Verlaub, manche sind einfach weiter.

Unsere heutige Situation beruht darauf, dass innerhalb weniger Jahrzehnte Völker miteinander auskommen sollen, die unterschiedliche Entwicklungsstufen haben, oft auch deshalb, weil sie bewusst daran gehindert wurden, sich zu entwickeln. Das ergibt diese Erdbeben der Völker, die wir erleben.

Das unsinnigste dabei ist indes, diese alten Wunden den Kindern weiterzugeben. Es sei denn, mit dem Hinweis, sie nicht zur vergeltung, sondern dazu zu verwenden, die Fehler, die sie geschlagen haben, nicht zu wiederholen, egal ob das eigene oder fremde waren.

sofaklecks

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Joseph
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Joseph »

Staubkorn hat geschrieben:.... Zum "lachen" ist das leider nicht, denn zu oft musste ich meine Großeltern und meine Verwandte weinen sehen...
Staubkorn, das lachende Emoticon galt natürlich nicht der tragischen Geschichte der Armenier, sondern meinen Freunden und Bekannten... Sie sind garnicht schüchtern und halten mit ihrer Meinung nicht zurück. Ich mag das an ihnen...
Gruß
Joseph
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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Lieber Joseh
Dann sei Dir verziehen. :) Ich glaub ich mag Deine Bekannten auch! :schmatz:
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

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Ilija
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Ilija »

Wer bestimmt, wie weit wer gut entwickelt ist Sofaklecks? Bedeutet das, das ihr in der Entwicklung sehr weit seit und wir zurück geblieben? Keiner möchte hier alte Wunden aufreißen aber wenn so etwas über Georgien geschrieben wird, das nicht der Wahrheit entspricht dann müssen wir etwas dagegen schreiben.

In diesem Sinne

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Joseph
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Joseph »

holzi hat geschrieben:............... und wir können eine Filiale des Orthodoxen Forums hier eröffnen! :D - und sich über Bänke und Kalender streiten... :pfeif:
Meinst Du das lohnt sich? Obwohl ich gerne bereit bin jeden "zu Boden zu ringen" der für Bänke in OK plädiert..... :maske:
Mit dem Kalender bin ich zufrieden, werde aber anfangen zu ringen wenn jemand die Öl, Wein, Fischtage in den nächsten zwei Wochen der Apostelfast abschaffen und sie mit "auschließlich" Bohnen und Broccolitagen ersetzen will... :panisch:

Gruß
Joseph
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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Ilia hat geschrieben:Wer bestimmt, wie weit wer gut entwickelt ist Sofaklecks? Bedeutet das, das ihr in der Entwicklung sehr weit seit und wir zurück geblieben? Keiner möchte hier alte Wunden aufreißen aber wenn so etwas über Georgien geschrieben wird, das nicht der Wahrheit entspricht dann müssen wir etwas dagegen schreiben.

In diesem Sinne

Es ist erlaubt! Schreib! :)
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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Joseph hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:............... und wir können eine Filiale des Orthodoxen Forums hier eröffnen! :D - und sich über Bänke und Kalender streiten... :pfeif:
Meinst Du das lohnt sich? Obwohl ich gerne bereit bin jeden "zu Boden zu ringen" der für Bänke in OK plädiert..... :maske:
Mit dem Kalender bin ich zufrieden, werde aber anfangen zu ringen wenn jemand die Öl, Wein, Fischtage in den nächsten zwei Wochen der Apostelfast abschaffen und sie mit "auschließlich" Bohnen und Broccolitagen ersetzen will... :panisch:

Gruß
Joseph
Ich bin gegen Fisch! :maske:
Ein Altvater wurde gefragt: "Was ist Demut?"
Er antwortete: "Demut ist, wenn du einem Bruder vergibst, der gegen dich gesündigt hat, noch bevor er selbst zu dir kommt und dich um Vergebung bittet."

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Nachdenklich

Beitrag von sofaklecks »

@Ilia,

ich weiss,

was ich geschrieben habe, klingt überheblich.

Ich denke nur, dass man nicht nur aus Katastrophen, sondern aus positiven Entwicklungen lernen sollte.

Wir hier im Südwesten Deutschlands haben eine gute Erfahrung gemacht. Die Erfahrung, die einmal mir gegenüber eine Babuschka in Repinow so formuliert hat: Alle Menschen sehnen sich nach etwas Liebe und Glück. Warum versuchen wir nicht, das hier möglich zu machen?

Geh in der westlichen Kirche fünfhundert Jahre zurück: Chaos und Krieg. Warum?

Geh in der Weltgeschichte entsprchend zurück. Dasselbe. Ergebnis?

So, und jetzt nimm die letzten fünfzig Jahre in Europa.

Wozu die Friedenstruppen dort, wo Religionen aufeinandertreffen? Völker?

Schau dir den Islam an. Kann es sein, dass er einfach die sechshundert Jahre aufholen muss, die ihm fehlen?

sofaklecks

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Joseph
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Joseph »

Staubkorn hat geschrieben: Ich bin gegen Fisch! :maske:
Okay dann ess halt keinen... mehr für mich :P Ich bin gegen Bohnen und Broccoli...! Kannst sie alle gerne haben :kotz:
Gruß
Joseph
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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Lieber Sofaklecks
Das Problem an der "armenischen" Geschichte ist nur, dass das Volk so lange nicht glücklich werden kann, so lange es nicht das "ihrige" Land, wieder zurück erhält. Und dabei auch noch zu sehen muss, wie ihre christlichen kulturellen Bauten im Laufe der Jahre zerstört werden.
Auch eine große, tiefe Wunde muss vernäht werden, sonst heilt keine Wunde der Welt. Eine Narbe bleibt zurück, aber es wurde etwas dafür getan, das die Wunde nicht mehr blutet. :)
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Staubkorn
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Re: Besucherverhalten in orthodoxen Kirchen

Beitrag von Staubkorn »

Joseph hat geschrieben:
Staubkorn hat geschrieben: Ich bin gegen Fisch! :maske:
Okay dann ess halt keinen... mehr für mich :P Ich bin gegen Bohnen und Broccoli...! Kannst sie alle gerne haben :kotz:
Gruß
Joseph
Wann werde ich eingeladen? :P
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