Zusammenfassung über Orthodoxie

Ostkirchliche Themen.
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Clemens
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Zusammenfassung über Orthodoxie

Beitrag von Clemens »

Liebe Orthodoxe!

Im Zuge meiner Propagandaoffensive gegen die Verächter des wahren Glaubens beabsichtige ich nun, einen kleinen - sehr vereinfachten - Artikel über die Orthodoxie in meinem Gemeindebrief zu veröffentlichen. :ikb_horse:

Habe ich etwas wichtiges ausgelassen, oder unrichtig dargestellt?


"Wie Sie sicher mitbekommen haben, hat unsere Kirchengemeinde bei der diesjährigen Rumänienfahrt erstmals auch Kontakt zur dortigen orthodoxen Kirche aufgenommen.
Obwohl diese Form des Christentums seit rund 1700 Jahren in vielen Ländern, vor allem Osteuropas, verwurzelt ist, kennen die meisten von uns sie doch nur dem Namen nach.
„Orthodox“ heißt „rechtgläubig“. Dieser Name wurde vor 1000 Jahren üblich in Abgrenzung zur „katholi­schen“ (das heißt: allgemeingültigen, weltumspannenden) Kirche. Im Jahr 1054 geschah die bis jetzt endgültige Trennung zwischen den Kirchen von Rom und Konstantinopel (nun Istanbul) und heute existieren viele orthodoxe Nationalkirchen, die nur lose miteinander verbunden sind. Die wichtigsten davon sind die Russische, Griechische, Serbische, Rumänische, Bulgarische und Georgische Orthodoxe Kirche.

Die Besonderheiten der Orthodoxen Kirche im Vergleich zur Evangeli­schen oder Katholischen Kirche sind vor allem:
- die sehr viel ausführlichere und feierlichere Gottesdienstliturgie. In ihr sind noch viele Elemente der altkirchlichen Gottesdienste erhalten, die bei uns „im Westen“ schon lange nicht mehr üblich sind.
- die Heiligenverehrung. Ähnlich wie in der katholischen Kirche werden die Heiligen, insbesondere die Märtyrer (also die Christen, die für Jesus das Leben gelassen haben und deshalb gewiss im Himmel sind) als Vorbilder geehrt und um Fürbitte für uns angerufen.
Diese Vorstellung wurde zwar von den Reformatoren abgelehnt, geht aber schon auf die Zeit der ältesten Kirche zurück.
- die Ikonenfrömmigkeit. In den stets unter Gebet und nach einem bestimmten Vorbild von Hand gemalten Bildern Jesu und der Heiligen werden die darauf dargestellten himmlischen Wirklich­kei­ten verehrt. Diese Bilder werden in der Kirche andächtig gegrüßt und geküsst und repäsentieren die geglaubte Gegenwart des Himmels im irdischen Gottesdienst.

Die orthodoxe Frömmigkeit ist außerdem geprägt von einer Vielzahl von frommen Bräuchen und Ritualen. Besonders auffallend ist für uns das häufige Kreuzschlagen, mit dem die orthodoxen Christen sich die überragende Bedeutung des Kreuzes Jesu vergegenwärtigen und Ihn ehren.
Auch hat praktisch jedes Detail der Frömmigkeit oder der Liturgie, ebenso wie z.B. die Priesterkleidung, eine tiefe symbolische Bedeutung, die zumeist aus der Bibel abgeleitet ist.

..."


Findet das die Zustimmung der orthodoxen Freunde? Änderungen/Ergänzungen können noch in den nächsten Tagen eingearbeitet werden.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Im jahr 1054 geschah zunächst mal fast garnichts (bis auf die Tatsache, daß sich zwei Patriarchen gegenseitig die Exkommunikationsbullen um die Ohren schlugen)Und das mit den Nationalkirchen werden die Orthodoxen wohl auch anders wahrnehmen.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Gerhard
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Re: Zusammenfassung über Orthodoxie

Beitrag von Gerhard »

Clemens hat geschrieben:Die orthodoxe Frömmigkeit ist außerdem geprägt von einer Vielzahl von frommen Bräuchen und Ritualen. Besonders auffallend ist für uns das häufige Kreuzschlagen, mit dem die orthodoxen Christen sich die überragende Bedeutung des Kreuzes Jesu vergegenwärtigen und Ihn ehren.
Auch in katholischen Messen fällt mir die vermehrte Verwendung des Kreuzzeichens auf. Mag sein, dass die Gemeinde orthodox handelt?
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Als Meßbesucher muß man sich nur zweimal bekreuzigen, bei der Begrüßung und beim Schlußsegen. Viele bekreuzigen sich auch nach der Kommunion oder nach dem Danksagungsgebet.
Der Priester macht da schon ein paar mehr Kreuze, obwohl es im NO *viel* weniger sind als in der TLM — dort sind es stolze 33.
Sich mehrfach zu verbeugen und zu bekreuzigen ist in der Orthodoxie sehr viel verbreiteter als bei uns Römern.
Mein Tip: Guck doch wirklich mal bei den Orthodoxen vorbei. Und vergiß nicht, beim Betreten der Kirche verbeuge und bekreuzige Dich dreimal!
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Mir wäre wohl, wenn ich hier vielleicht jemanden aus dem Forum finden würde, der mich dabei etwas begleitet.

Die Sache mit der Flasche Wodka überlege ich mir noch.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Lieber Clemens,

schön, dass Du in Deinem Gemeindebrief etwas über die Orthodoxe Kirche schreiben möchtest. :)

Kurz vorab: Die serbische Kirche hat dieses Jahr ein neues Katechismus Heftlein herausgegeben. Es ist vom seligen Bischof Nikolaj (Velimierovic) und es ist auf deutsch. Kann Dir gerne über PN Bestelldaten durchgeben. Es liest sich sehr gut und man erhält einen umfassenden Einblick.

Nun zu Deinem Brief:
Clemens hat geschrieben:„Orthodox“ heißt „rechtgläubig“. Dieser Name wurde vor 1000 Jahren üblich in Abgrenzung zur „katholi­schen“ (das heißt: allgemeingültigen, weltumspannenden) Kirche. Im Jahr 1054 geschah die bis jetzt endgültige Trennung zwischen den Kirchen von Rom und Konstantinopel (nun Istanbul) und heute existieren viele orthodoxe Nationalkirchen, die nur lose miteinander verbunden sind. Die wichtigsten davon sind die Russische, Griechische, Serbische, Rumänische, Bulgarische und Georgische Orthodoxe Kirche.
Ja, mit orthodox bezeichen wir die Rechtgläubigkeit. Primär bedeutet Orthodoxie aber "rechter Lobpreis Gottes", bzw. rechte Gottesverehrung. Der Name "orthodox" bzw. seine kirchliche Verwendng ist nun doch schon ein wenig älter als 1000 Jahre. Wenn Du die frühen Väter liesst, wie bspw. Gregor v. Nazianz ( und daneben somanche Päpste von Rom) findest Du immer wieder diesen Namen: Orthodoxie, heilige orthodoxe Kirche, Säule der Orthodoxie usw...

Was hälst Du davon "sind lose miteinander verbunden" in "stehen in eucharistischer Gemeinschaft" umzuändern?

Zu den Ikonen: Ich denke es ist erwähnenswert, dass sich uns in den Ikonen etwas bestimmtes zeigt, bzw vermittelt werden soll: Der Betrachter erkennt Jesus, die Heilige Jungfrau und all die Heiligen, welche die Kirche verehrt. Sie alle veranschaulichen uns in aller Reinheit, Würde und Vollkommenheit, die von und in Christus erneuerte Schöpfung, die menschlichen "Abbilder Gottes". So gewahren wir einen kleinen Einblick in himmlische Zustände (Stichwort "Fenster zum Himmel") und gleichzeitig fühlen wir uns, durch die Gegenwart heiliger Ikonen, ermahnt, dass auch wir heilig sein sollen "in unserem Wandel" (1. petr. 1,15). Ich hoffe ich hab' jetzt nicht zuviel durcheinander gebracht.
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Danke, Sebastian, für die brauchbare Antwort!

Mein Problem ist, dass die Sprache sehr einfach und protestantenverträglich sein soll und die Länge des Artikels auch kaum mehr erweitert werden kann.

Ich weiß natürlich, dass die Begriffe "katholisch" und "orthodox" schon vor 1054 mit Inhalt gefüllt waren, wollte aber das Wort "orthodox" als Unterscheidungsbegriff erklären.

Unter eucharistischer Gemeinschaft kann sich meine Gemeinde vermutlich nichts vorstellen und das wird sie auch nicht beeindrucken, da wir es gewöhnt sind, mit jedem Abendmahlsgemeinschaft zu haben, egal was er glaubt (Ich weiß - grässlich!).

Mir ging es mehr um die Ordnungsfrage. Was es bedeutet, (k)einen Papst zu haben, können sich meine Leute wohl eher vorstellen.

Wie wäre es so:
"Dieser Begriff wird seit rund 1000 Jahren gebraucht zur Abgrenzung von der „katholi­schen“ (das heißt: allgemeingültigen, weltumspannenden) Kirche. Im Jahr 1054 trennten sich die Kirchen von Rom und Konstantinopel (nun Istanbul) endgültig voneinander und heute existieren mehrere orthodoxe Nationalkirchen, die nur lose miteinander verbunden sind."


Über die Ikonen würde ich folgende Fassung aufnehmen:
"- die Ikonenfrömmigkeit. In den stets unter Gebet und nach einem bestimmten Vorbild von Hand gemalten Bildern Jesu und der Heiligen werden die darauf dargestellten himmlischen Wirklich­kei­ten verehrt. Diese Bilder werden in der Kirche andächtig gegrüßt und geküsst, weil sie die Reinheit, Würde und Vollkommenheit der von und in Christus erneuerten Schöpfung veranschaulichen und so einen kleinen Einblick in die himmlischen Zustände erlauben. Gleichzeitig ermahnen die Ikonen die Christen, dass auch wir heilig sein sollen "in unserem Wandel" (1.Ptr.1,15-16)."


Ich hoffe, dass ich diese Fassung noch unterkriege - sonst muss ich etwas zum Kürzen suchen.

Auf weitere sachkundige Kommentare freut sich
Clemens

Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Ich bin zwar nicht orthodox, gebe aber dennoch mal meine zwei Cent dazu:

Ich finde den Artikel soweit eigentlich gut. Kurz genug, daß er vielleicht auch gelesen werden wird und trotzdem genug drin, was vielleicht das ein oder andere Mißverständnis ausräumen kann.
Es gibt ja leider bei uns Protestanten doch ab und an bilderstürmerische Tendenzen, da ist eine vernünftige Erklärung der Ikonenfrömmigkeit eine sehr wichtige Sache. Ich denke, das ist Dir ganz gut gelungen, lieber Clemens. Schön ist auch das Schriftzitat (sonst glaubt ein Protestant seinem Pfarrer ja nicht :mrgreen: ), gerade weil es um den bei uns heutzutage oft vernachlässigten Punkt der Heiligung geht.
Wenn hier nicht noch einer unserer "Fachleute" was auszusetzen hat, würd ichs in den Druck geben.
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Danke, Jockelomat!
Ich musste die Schriftgröße ein klein wenig reduzieren - und jetzt passt es wieder. :)

(Das schöne Schriftzitat war ja übrigens von Sebastian!)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Im Jahr 1054 trennten sich die Kirchen von Rom und Konstantinopel (nun Istanbul) endgültig voneinander und heute existieren mehrere orthodoxe Nationalkirchen, die nur lose miteinander verbunden sind.
Der Satz ist aber immer noch verkehrt, in allen Teilen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Es geht hier um einen Gemeindebrief. Was soll man da zum Schisma in einem Satz denn sonst schreiben?
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

1054 ist kein Schisma entstanden, schon gar kein endgültiges.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Ich geb' auch mal ein-zwei Kommentare, ehe es zu spät ist. 8)

Clemens hat geschrieben:„Orthodox“ heißt „rechtgläubig“. Dieser Begriff wird seit rund 1000 Jahren gebraucht zur Abgrenzung von der „katholischen“ (das heißt: allgemeingültigen, weltumspannenden) Kirche.

Das stimmt so nicht. Wir grenzen uns nicht vom "katholischen" = "weltumspannenden" ab, was für eine Idee!
Besser lautete der Absatz so:

"Der Begriff "orthodox" wird seit über 1000 Jahren zur Bezeichnung der historischen Ostkirche gebraucht. Durch diesen Begriff unterschied man sie von der Römisch-Katholischen, also der Westkirche."

Clemens hat geschrieben:Im Jahr 1054 trennten sich die Kirchen von Rom und Konstantinopel (nun Istanbul) endgültig voneinander und heute existieren mehrere orthodoxe Nationalkirchen, die nur lose miteinander verbunden sind. Die wichtigsten davon sind die Russische, Griechische, Serbische, Rumänische, Bulgarische und Georgische Orthodoxe Kirche.
"Die gesellschaftlichen und politischen Unterschiede zwischen Ost- und Westrom fanden ihren Ausdruck auch in den Beziehungen der jeweiligen Ortskirchen zueinander; ein Höhepunkt war der Bruch zwischen Rom und der Ostkirche im Jahr 1054. Die Orthodoxie besteht heute nach wie vor aus (inzwischen 15) selbständigen Orts- oder Nationalkirchen, deren wichtigste, neben den antiken Ostkirchen, die Russische, Serbische, Rumänische und Bulgarische Orthodoxe Kirche sind."

Na, ansonsten laß' ich das mal wohlwollend unkommentiert. Danke natürlich für diese Initiative, Clemens.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Placet juxta modum. (Ich würde das Datum 1054 ganz raus lassen.)
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich würde das Datum 1054 ganz raus lassen.
Das wäre vermutlich besser, vom Standpunkte einer gewissen Aufklärung her. Es fällt nur schwer, die Sache in der Kürze so organisch zu beschreiben, wie sie nun mal ist.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Lieber Nietenolaf,

das "organisch" gefällt mir.


Gruß
Gerhard
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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

OT-Frage:
Sebastian hat geschrieben: Was hälst Du davon "sind lose miteinander verbunden" in "stehen in eucharistischer Gemeinschaft" umzuändern?
ist das so? Praktizieren z.B. die drei Orthodoxen Kirchen in der Ukraine oder die beiden in Estland aufrichtig eucharistische Gemeinschaft?
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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holzi
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Beitrag von holzi »

Lutheraner hat geschrieben:OT-Frage:
Sebastian hat geschrieben: Was hälst Du davon "sind lose miteinander verbunden" in "stehen in eucharistischer Gemeinschaft" umzuändern?
ist das so? Praktizieren z.B. die drei Orthodoxen Kirchen in der Ukraine oder die beiden in Estland aufrichtig eucharistische Gemeinschaft?
Demnach was P. Theodoros im Orthodoxen Forum geäussert hat: zumindest bei den einfachen Gottesdienstbesuchern: ja, diese werden - i.d.R. ungeachtet des kanonischen Status - als orthodoxe Gläubige zu den Sakramenten zugelassen.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Lutheraner hat geschrieben:ist das so? Praktizieren z.B. die drei Orthodoxen Kirchen in der Ukraine oder die beiden in Estland aufrichtig eucharistische Gemeinschaft?
"Die drei Orthodoxen Kirchen" in Kleinrußland? Meinst Du die Russische, die Griechische (Konstantinopel) und noch eine andere, die ihre jeweilige Diaspora in der Ukraine betreuen? Sicher meinst Du keine schismatischen Gemeinschaften, weil sich bei solchen die Frage nach der "eucharistischen Gemeinschaft" gar nicht erst stellt; oder habt ihr "Gemeinschaft" mit den Zeugen des Sofas?

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Wer verkündet in der orthodoxen Kirche eigentlich eine Exkommunikation, und gilt die automatisch für alle autokephalen Kirchen?
Vassula Rydén ist in der griechisch-orthodoxen Kirche getauft und chrismatiert, also bezeichnet sie sich als griechisch-orthodox. Nun habe ich aber schon mehrmals gehört, sie sei "von ihren eigenen Leuten" exkommuniziert worden…
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Das würde mich auch interessieren. Danke, anneke6.

Die Exkommunikation ist ja bei den Römern auch etwas unklar. Dietrich von hildebrand spricht sich klar für eine harte Linie aus, andere sind da weitaus kooperativer.

Ich bin nicht sicher, was richtig ist. Gleichwohl müssen Häresien, egal in welcher Kirche, bekämpft werden.
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Clemens
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Beitrag von Clemens »

Danke für die konstruiktiven Ergänzungen - sie haben sehr gute Chancen, in meinen Gemeindebrief aufgenommen zu werden. :)

Eure Kritik am Jahr 1054 kapiere ich aber noch nicht so richtig.

Ich bin von Jugend auf so geprägt, in 1054 den katastrophalen Bruch zu sehen, der trotz aller Bemühungen bis heute nicht heilte.

Natürlich weiß ich inzwischen auch, dass das Ganze eine lange Entwicklung war und der Bruch von 1054 in mancher Hinsicht ein eher zufälliges Ereignis darstellt.

Aber von fundamentaler Bedeutung ist dieses Datum doch trotzdem - erst recht für die Vermittlung der einfachsten Grundlagen der Kirchengeschichte (z.B. in Schulen und Gemeindebriefen)! Oder seht ihr das anders?

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Hallo Clemens,

da gibt es wohl eine orthodoxe und eine römisch-katholische Sichtweise. Die römisch-katholische sieht natürlich im Jahr 1054 einen klaren Bruch, eine Abspaltung der Orthodoxie, die orthodoxe Sichtweise akzeptiert das so nicht, sondern sieht den Trennungsgrund in einer längeren Auseinanderentwicklung, die vor allem Rom verschuldet hat und die sich nur in diesem Datum manifestiert.
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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Nietenolaf hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:ist das so? Praktizieren z.B. die drei Orthodoxen Kirchen in der Ukraine oder die beiden in Estland aufrichtig eucharistische Gemeinschaft?
"Die drei Orthodoxen Kirchen" in Kleinrußland? Meinst Du die Russische, die Griechische (Konstantinopel) und noch eine andere, die ihre jeweilige Diaspora in der Ukraine betreuen? Sicher meinst Du keine schismatischen Gemeinschaften, weil sich bei solchen die Frage nach der "eucharistischen Gemeinschaft" gar nicht erst stellt; oder habt ihr "Gemeinschaft" mit den Zeugen des Sofas?
Ich meine die russische, die griechische und die ukrainische autonome Orthodoxe Kirche. Die drei streiten sich meines Wissens zwar nur über weltliche Dinge, aber es wäre doch interessant zu wissen, wieweit man zwischen ihnen noch von eucharistischer Gemeinschaft reden kann.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Lutheraner hat geschrieben:
Nietenolaf hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:ist das so? Praktizieren z.B. die drei Orthodoxen Kirchen in der Ukraine oder die beiden in Estland aufrichtig eucharistische Gemeinschaft?
"Die drei Orthodoxen Kirchen" in Kleinrußland? Meinst Du die Russische, die Griechische (Konstantinopel) und noch eine andere, die ihre jeweilige Diaspora in der Ukraine betreuen? Sicher meinst Du keine schismatischen Gemeinschaften, weil sich bei solchen die Frage nach der "eucharistischen Gemeinschaft" gar nicht erst stellt; oder habt ihr "Gemeinschaft" mit den Zeugen des Sofas?
Ich meine die russische, die griechische und die ukrainische autonome Orthodoxe Kirche. Die drei streiten sich meines Wissens zwar nur über weltliche Dinge, aber es wäre doch interessant zu wissen, wieweit man zwischen ihnen noch von eucharistischer Gemeinschaft reden kann.
Das sog. "Kiewer Patriarchat" ist schismatisch mit -wie immer- politisch, nationalem Backround. Sie fällt also schonmal aus der Betrachtung, jedenfalls was die Eucharistische Gemeinschaft anbelangt, raus. Erst kürzlich wurde von Seite des sog. "Kiewer Patriarchat" versucht sich offiziell dem Ökumenischen Patriarchat unterstellen zu lassen, natürlich mit dem dazugehörigen autokephalem Status. Dieses Begehren wurde aber ganz klar von Seiten Barthels abgelehnt.
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Beitrag von Clemens »

Nietenolaf hat geschrieben:Die Orthodoxie besteht heute nach wie vor aus (inzwischen 15) selbständigen Orts- oder Nationalkirchen, deren wichtigste, neben den antiken Ostkirchen, die Russische, Serbische, Rumänische und Bulgarische Orthodoxe Kirche sind."
Ist das Absicht, dass du die Griechen auslässt? Der Wichtigkeit nach hätte ich die gleich hinter die Russen gesetzt!

(Ich merke schon, WIEVIEL ich nicht weiß - anscheinend mögen sich Russen und Griechen nicht so sehr - aber über die Hintergründe bin ich doch noch recht ungebildet - lasse mich aber gerne weiterbilden!)

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Beitrag von Clemens »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Im Jahr 1054 trennten sich die Kirchen von Rom und Konstantinopel (nun Istanbul) endgültig voneinander und heute existieren mehrere orthodoxe Nationalkirchen, die nur lose miteinander verbunden sind.
Der Satz ist aber immer noch verkehrt, in allen Teilen.
Erkläre mir doch bitte: was alles an allen diesen Teilen IYHO falsch ist!

Wann sonst geschah das Schisma?
Anderes Datum?
Oder gar nicht?

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Beitrag von holzi »

Clemens hat geschrieben:
Nietenolaf hat geschrieben:Die Orthodoxie besteht heute nach wie vor aus (inzwischen 15) selbständigen Orts- oder Nationalkirchen, deren wichtigste, neben den antiken Ostkirchen, die Russische, Serbische, Rumänische und Bulgarische Orthodoxe Kirche sind."
Ist das Absicht, dass du die Griechen auslässt? Der Wichtigkeit nach hätte ich die gleich hinter die Russen gesetzt!

(Ich merke schon, WIEVIEL ich nicht weiß - anscheinend mögen sich Russen und Griechen nicht so sehr - aber über die Hintergründe bin ich doch noch recht ungebildet - lasse mich aber gerne weiterbilden!)
Die Griechen stehen hier sogar noch vor den Russen: nämlich unter den antiken Ostkirchen! Dies sind nämlich: Jerusalem, Antiochia, Alexandria, Konstantinopel und eigentlich auch Rom.

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holzi
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Beitrag von holzi »

Clemens hat geschrieben: Erkläre mir doch bitte: was alles an allen diesen Teilen IYHO falsch ist!

Wann sonst geschah das Schisma?
Anderes Datum?
Oder gar nicht?
Es gibt Ansichten, nach denen das Schisma nicht vor dem 18. Jhd. voll durchgeschlagen hätte: http://www.oki-regensburg.de/suttner1.htm

Andere setzen eher das Datum 1204 an, als die Kreuzritter sich von den Venezianern dazu verleiten ließen, Konstantinopel zu erobern, zu plündern und eigene Bischöfe einzusetzen.

Und die "lose Verbindung" ist etwas untertrieben. Die orthodoxen Kirchen streiten und zanken zwar ständig untereinander, sind aber dennoch in der Einheit der Einen Kirche fest verbunden. (Wer es fassen kann, der fasse es. ;) )

ieromonach
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Beitrag von ieromonach »

Zitat:
"Die Einheit der Kirche wird auch nicht durch Auftreten vorübergehender Spaltungen nichtdogmaticher Natur verletzt. Unteschiede zwischen den Kirchen entstehen häufig aus ungenügender oder unrichtiger Informationen. Auch wird manchmal eine zeitweilige Aufhebeung der Kommuniosgemeinschaft durch persönliche Irrtümer von einzelnen Hierarchen verursacht, die an der Spitze der einen oder anderen lokalen Kirche stehen; odert die Ursache besteht darin, daß sie Kanones der Kirche oder die Unterordnung einer territorialen ekklesiastischen 'Gruppe unter eine andere in Übereinstimmung mit der seit alters her gebräuchlichen Ordnung verletzt haben. Weiterhin zeigt uns das Leben, daß die Möglichkeit von Störungen innerhalb einer lokalen Kirche besteht, die die normale Kommunionsgemeinschaft dieser Kirche mit anderen Kirchen solange verhindert, bis die Verteidiger der authentischn orthodoxen Wahrheit auch äußerlich in Erscheinung getreten sind und sich durchgesetzt haben. Schließlich kann die Verbindung zwischen Kirchen manchmal für eine länere Zeit aufgrund von politischen Bedingungen verletzt sein, wie das oftmals im Lauf der Geschichte geschenhen ist. in solchen Fällen betreffen diese Spaltungen nur die äußeren Beziehungen, berühren oder verletzen aber n icht die innere geistliche Einheit".

aus:orthodoxe dogmatische Theologie, ISBN 3-926165-96-0

-----------

Meine Meinung: Wir sollten innerhalb der Orth. Kirche vorsichtig sein mit dem Begriff "Schismatiker".

+P.Theodoros

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Lieber Clemens, ich halte mich bei der Aufzählung der orthodoxen Ortskirchen streng an die Diptychen und subsummiere tatsächlich, wie Holzi dankenswerterweise erklärt, die klassischen "Griechen" mit unter den antiken Ostkirchen. Die Kirche von Hellas zählt dabei extra; sie ist eine Nationalkirche der jüngeren Generation. Das hat nichts mit Abneigungen oder Präferenzen zu tun, sondern ist die klassische Reihenfolge der Ehre.

V. Theodor, danke für das Zitat. Ich bin ganz der Meinung, mit der Ihr Beitrag schließt. Wenn's jedoch um Herrn Michail Antonowitsch Denisenko geht, also den ehemaligen Mönch Filaret, der sich "Patriarch" nennt, so ist er de iure und de facto kein "Hierarch" mehr, er ist kein Mitglied der Kirche und die Gemeinschaft, der er vorsteht, ist im allerbesten Fall ein Schisma, sofern dort getaufte Christen mitmachen.
Zuletzt geändert von Nietenolaf am Dienstag 18. November 2008, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.

ieromonach
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Beitrag von ieromonach »

Ein "Patriarch von Kiev"? Ist in der orth. Kirche [Punkt]

Lieber Nietenolaf (R.), hier sind wir uns einig.

+pth

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