Orthodox werden

Ostkirchliche Themen.
Gerhard
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Orthodox werden

Beitrag von Gerhard »

Liebe Freunde der orthodoxen Kirchen,

leider kenne ich in meinem Bekanntenkreis keine orthodoxen Gläubigen, dennoch fasziniert mich die tiefe Spiritualität der Ostkirchen.

Wenn ich als römisch-katholische Getaufter zum orthodoxen Glauben konvertieren möchte, welchen Weg kann man gehen? Vielleicht gibt es hier ja jemanden, der ähnlich wie ich, aus der römisch-katholischen Spiritualität kommt.

Falls dieses Thema schon abgehandelt sein sollte, wäre ich dankbar, wenn mir kurz ein entsprechender Hinweis gegeben würde.


Mit herzlichen Grüßen
Gerhard
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

maliems
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Beitrag von maliems »

täusche ich mich, oder hat die traditionelle katholische Theologie in einem solchen Fall nicht von Konversion gesprochen, sondern eine andere Vorsilbe benutzt, die heute freilich einen beleidigenden Unterton hat?

ieromonach
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Beitrag von ieromonach »

Lieber Gerhard,
was verstehst du denn unter "orthodoxe Spiritualität"?

+P.Theodoros (orth. Priester)

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Lieber ieromonach,

Du hast sicherlich erkannt, dass meine Kenntnisse in diesem Bereich gegen Null tendieren. Ich wäre Dir dankbar, wenn Du wohlwollend antworten würdest.

Natürlich würde ich zunächst auch orthodoxe Messen besuchen wollen, um mir ein genaueres Bild davon zu machen. Kennst Du eine gute Gemeinde im Ruhrgebiet? Vielen Dank für die Hilfe.


Mit herzlichen Grüßen
Gerhard
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

ieromonach
cum angelis psallat Domino
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Beitrag von ieromonach »

Lieber Gerhard,

Da dieses ein röm. kath. Forum ist möchte ich als orth. Christ dieses nicht benutzenn um "Schafe aus einem anderen Stall" abzuwerben.

Mein Rat: Wenn du evgl. oder röm. kath. bist dann nehme zuerst noch einmal einen Grundkurs in Theologie bei deiner Konfession und laß dich nicht von Gefühlen leiten. Bsonders sog. "relig. Gefühle" können täuschen und vom Teufel sein. Das deutsche Wort "Teufel" kommt von Diabolos = Durcheinanderbringer.

Solltest Du nach der Unterweisung immer noch wollen dann mach ein paar Monate Pause mit aller Theologie. Dann entscheide.

+pth

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ich hatte eine zeitlang auch überlegt, orthodox zu werden. Aber allein die Tatsache, daß die nächste orthodoxe Kirche ein paar hundert Kilometer weit entfernt ist, war für mich ein Hindernis.
Denn man braucht auf jeden Fall geistige Begleitung.
Die tatsächliche Aufnahme ist unterschiedlich, je nachdem… Manche taufen jeden Konvertiten (auch Katholiken!), manche nehmen durch Ökonomie auch ohne die Taufe auf. Die meisten Konvertiten werden aber chrismatiert.
Auf jeden Fall mußt Du gewillt sein, alles aufzugeben, was der Orthodoxie widerspricht und das Kirchenverständnis der Orthodoxie annehmen.
Probleme mit dem letzteren waren bei mir vielleicht der Hauptgrund, weshalb ich wieder zu den Katholiken zurückgegangen bin.
???

maliems
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Re: Die Sakristei

Beitrag von maliems »

ieromonach hat geschrieben: laß dich nicht von Gefühlen leiten. Bsonders sog. "relig. Gefühle" können täuschen und vom Teufel sein. Das deutsche Wort "Teufel" kommt von Diabolos = Durcheinanderbringer.
Da deckt sich wohl orthodoxe und katholische Pastoral 100%

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Norbert
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Beitrag von Norbert »

Guten Morgen Gerhard,

im Internet gibt es viele Möglichkeiten, sich über die orthodoxe
Kirche zu informieren, zb hier

http://www.orthodoxia.de/index-de.htm

ansonsten kann ich aber auch nur den Rat von +P.Theodoros
unterstützen.
Mir ist auch vieles aus den orthodoxen Kirchen sehr nahe geworden
für meine persönliche Frömmigkeit,
kann mir aber nicht vorstellen, meine zugehörigkeit zur RKK deshalb zu beenden.
Vielmehr gilt es den Schmerz der Trennung auszuhalten und intensiv
für eine Einheit im Glauben zu beten.

Liebe Grüße

Norbert
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich
meiner.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Norbert hat geschrieben:kann mir aber nicht vorstellen, meine zugehörigkeit zur RKK deshalb zu beenden.
Lieber Norbert,

danke für Deine Worte. Es ist aber keine Trennung, da viele orthodoxen Kirche mit Rom uniert sind.

Da das Sakrament der Taufe nicht rückgängig gemacht werden kann, kann ich meine Zugehörigkeit zur RKK gar nicht zu 100% beenden.


Gruß
Gerhard
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Johaennschen
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Beitrag von Johaennschen »

Gerhard hat geschrieben:Es ist aber keine Trennung, da viele orthodoxen Kirche mit Rom uniert sind.
Kommt drauf an, wie Du "orthodox" übersetzt. Wenn als rechten Lobpreis, dann mag das vielleicht stimmen. Wenn als rechten glauben, dann ist es leider (noch) nicht möglich, mit Rom uniert und gleichzeitig orthodox zu sein. :kiss:
Es gibt keine Dummheit, an die der moderne Mensch nicht imstande wäre zu glauben, sofern er damit nur dem Glauben an Christus ausweicht.
Nicolás Gómez Dávila

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Gerhard hat geschrieben:
Da das Sakrament der Taufe nicht rückgängig gemacht werden kann, kann ich meine Zugehörigkeit zur RKK gar nicht zu 100% beenden.


Gruß
Gerhard
Nach der Sicht streng Orthodoxer hast Du keine gültige Taufe empfangen…frag mal Pater Theodor.

Ansonsten, was die Uniierten angeht…bei denen darfst Du auf jeden Fall praktizieren…unter die Jurisdiktion eines uniierten Bischofs kannst Du nur mit Erlaubnis des Heiligen Stuhls gestellt werden. — Aber wie ich schon sagte, in einer uniierten Gemeinde kannst Du auch so praktizieren.
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Liebe anneke6,

soweit ich informiert bin, erkennen die russischen Orthodoxien die römisch-katholische Taufe durchaus an.

Keine Anerkennung dagegen gibt es bei der griechisch-orthodoxen Kirche.


Gruß
Gerhard
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Wie ich schon sagte, manche taufen, und manche taufen nicht.
Such mal ein bißchen im Forum, dazu wurde schon geschrieben.
???

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Norbert
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Beitrag von Norbert »

Hallo Gerhard,

guckst du hier:

http://www.kokid.de/

da solltest Du fündig werden

Gottes Segen

Norbert
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich
meiner.

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songul
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Beitrag von songul »

Wenn ich als römisch-katholische Getaufter zum orthodoxen Glauben konvertieren möchte, welchen Weg kann man gehen? Vielleicht gibt es hier ja jemanden, der ähnlich wie ich, aus der römisch-katholischen Spiritualität kommt.
Ich bin so eine die früher röm. Katholisch war und dann orthodox wurde.
Ich ging sogar in die Messen der Petrusbruderschaft, da ich mit Messpraxis und Spiritualität der modernen römischen Kirche wenig anfangen kann.

Mein Interesse für die Orthodoxie hat eigentlich durch das Lesen bestimmter Kirchenväter, ältere wie neuere, an deren Bücher ich im Laufe der Zeit gelangt bin. Dieses Interesse hat sich daraufhin ausgeweitet auf die dazu gehörigen Kirchen jener Väter, um zu wissen woher deren Spiritualität kommt und was davon bis heute existiert.
Denn ich habe es immer als Diskrepanz empfunden, dass in der röm. und noch viel mehr in der prot. Kirche die christliche Praxis und auch in einigen Punkten die Lehre, verändert werden mussten von etwas was doch wohl ewig, zeitlos und göttlich sein soll.
Sämtliche historischen, theologischen und politischen Gründe die zu alldem geführt haben, will ich überhaupt nicht diskutieren hier; die sind sicherlich allen Forumern die’s angeht und interessiert sowieso hinlänglich bekannt und würden den Thread nur zerfleddern.
Ich hab dann, als die Zeit dazu da war – und nach dem Lesen zahlreicher Literatur vornehmlich der russischen Auslandskirche und vor allem durch die Vita der Hl. Elisabeth Feodorovna geb. Prinzessin von Hessen – mich nach einer geeigneten Kirche umgesehen in der ich Liturgie und Praxis kennen lernen konnte. Das war dann schlussendlich auch die russische Kirche, allerdings die vom Moskauer Patriarchat.
Diese Zeilen schreiben sich heute leichter als sie damals in der Ausführung für mich waren, denn ich mochte die römische Kirche durchaus, besonders die alte Messe, die Traditionen, der Choral, die lat. Sprache, etc..
Womit ich nicht klar gekommen bin sind, wesentliche Veränderungen in der Lehre der Kirche, die nach dem leidigen Schisma der beiden Kirchen nach und nach in der römischen Kirche durch Beschlüsse bestimmter Päpste festgelegt wurden.
Für mich waren das vor allem der Zwangszölibat (wobei in den unierten byz. Kirchen das dann kein Problem darstellt wenn Priester verheiratet sind; eigentlich irgendwo ungerecht, oder?) , dann neue Dogmen wie die unbefleckte Empfängnis Mariens, Leibliche Aufnahme derselben, Unfehlbarkeit der Päpste, auch das Eherecht und last but not least die Sache mit dem Filioque.
All das sind für mich Neuerungen in der Kirche die nicht wirklich nötig sind, und die mehr mit Politik zu tun haben, als das sie wirklich notwendig gewesen wären.

Ich bin dann in die orthodoxe Kirche eingetreten über die Moskauer Patriarchatskirche, erstens ist mir deren Kirchenmusik als Westeuropäerin einfach näher, dann wohnte ich damals sowieso gleich nebenan aber vor allem ist mir dort ganz selbstverständlich meine röm. Kath. Taufe nicht aberkannt worden, was mir sehr wichtig war. Wie überhaupt, es zur damaligen Zeit meines Übertritts es dort einige röm. Kath. Christen dort gab die nach dem 2. Vat. Konzil nicht mehr in ihre Kirche zur Messe gehen wollten, und die dann nach regelmäßigem Besuch der Liturgie durch ein Gesuch zur Kommunion zu gelassen wurden, obwohl sie bis zu ihrem Lebensende nicht konvertiert sind.
Was ich damit sagen will ist, dass bei aller Strenge die in der Orthodoxen Kirche vorhanden ist, die Liebe Christi allem anderen vorzuziehen ist.
Dies geht allerdings nur für röm. Kath. Christen, da man sich der gemeinsamen ersten tausend Jahre Geschichte bewusst ist und man sich auch gegenseitig die Sukzession anerkennt.

Nach der Kontaktaufnahme mit einem dortigen Priester und einem kurzen Katechumenat bin ich mit einem kleinem Exorzismus und Chrismation in die orthodoxe Kirche aufgenommen worden.

All das hat mich jedoch nie daran weiterhin regen Anteil an den Geschehnissen der Römischen Kirche zu nehmen; ich lebe in einer Stadt mit vielen wunderschönen röm. Kath. Kirchen und nichts hindert mich in eine solche für ein stilles Gebet zu begeben, Atem zu holen oder eine Kerze vor dem Abbild der Mutter Gottes anzuzünden.

Jeder der sich der Orthodoxie hier in Deutschland zuwenden möchte, muss sich im Klaren sein, dass die Situation der Orthodoxen Kirche einen sehr starken Emigrantenhintergrund hat – anders als in Amerika – und man als Deutscher wirklich sein Ziel kennen muss, um darüber hinweg sehen zu können.
Es gibt nun mal nur sehr wenige rein deutschsprachige Gemeinden hier aber - wer will, der kann!

Wer übrigens meint mir Untreue oder gar Verrat an der röm. Kath. Kirche vorwerfen zu müssen, dem sei gesagt, dass ich mich lediglich dem Ursprung der christlichen Kirche angeschlossen haben und nicht nur mit ihr „flirte“ (Originalzitat eines Monsignore! unserer Stadt auf einem der Treffen des Freundeskreis Philoxenia) da ich es für nicht wirklich als nötig erachte, an etwas das durch und durch gut ist, so viele Abänderungen vorzunehmen; eigentlich nur um die eigenen Gläubigen immer mehr an sich zu binden und so den egalitären und eigentlich auch ziemlich totalitären Machtanspruch zu untermauern.

Es hat mich dann mit großer Freude erfüllt, als Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt wurde, da mit ihm ein Mann an die Spitze der römischen Kirche gekommen ist, der nicht nur ein klares christliches Fundament mitbringt, sondern sich auch traut Dinge beim Namen zu nennen über die man lange Zeit einfach hinweggesehen hat.
Ganz besonders wird dies deutlich an der Freude zur frühchristlichen Spiritualität, die ihn dazu befähigt ganz anders auf die Vertreter der orthodoxen Kirchen zuzugehen und mit ihnen zu verhandeln als das seine Vorgänger getan haben.
Nichts desto Trotz, ist er auch Erbe der Geschichte seiner Kirche, genau wie die unsrigen Kirchenführer, und kann bei aller Unfehlbarkeit nicht in einem Schritt alles ändern; muss er auch nicht.
Was aber bis jetzt auf beiden Seiten an Annäherung geschehen ist, hat bis vor ein paar keiner zu hoffen gewagt und hat sicherlich auf viele von uns sehr befreiend gewirkt, egal auf welcher Seite.
Und den Hardlinern unter uns kann man es sowieso nie recht machen.

Meine Ausführungen mögen etwas weitläufiger sein, gemessen an der ursprünglich gestellten Frage, aber so sehe ich mich als ehemals röm. Kath. Christin und nun Orthodoxe innerhalb der christlichen Gemeinschaft und das waren und sind meine Beweggründe.

LG Songul

Petra
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Beitrag von Petra »

Vielen Dank für diesen Beitrag, songul.

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Hallo Gerhard,

warst Du schonmal in einem orthodoxen Gottesdienst ?

LG
Sebastian
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Interessantes Glaubenszeugnis, songul! :jump:
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Sebastian hat geschrieben:Hallo Gerhard,

warst Du schonmal in einem orthodoxen Gottesdienst ?

LG
Sebastian
Danke der Nachfrage. Nein, war ich noch nicht. Vielleicht wäre das Weihnachtsfest eine schöne Gelegenheit, um damit zu beginnen.

@regina 32: Etwas persönlicher hätte ich es schon gerne gehabt ;-)

@songul: Ich habe noch nicht die Muße gefunden, Deinen Beitrag in Ruhe zu lesen. Aber ich will dies unbedingt noch tun. Die Moskauer Patriarchatskirche ist die "Staatskirche" in Rußland?
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

anneke6 hat geschrieben:Wie ich schon sagte, manche taufen, und manche taufen nicht.
Such mal ein bißchen im Forum, dazu wurde schon geschrieben.
Die "Anerkennung" von Sakramenten in von der Orthodoxen Kirche getrennten Gemeinschaften wurde anhand des Weihesakraments diskutiert: "Anerkennung von Bischofsweihen der Altkatholiken u.a."; dort sind wir recht tief ins Detail gegangen und haben erörtert, wovon es abhängt, ob ein außerhalb der Orthodoxen Kirche gewirktes Sakrament "anerkannt" wird oder nicht. Von dem Weihesakrament kann man analog auf die Taufe schließen. Dort ging es speziell um Protestanten; man könnte auch davon analog auf die Römische Kirche schließen, allerdings muß man wissen, daß die Orthodoxie mit Rom, was dessen Klassifizierung auf des hl. Basilius' Skala Ungehorsame -> Schismatiker -> Häretiker angeht, sehr langmütig und gewissermaßen zimperlich ist. Über römische Katholiken wird sozusagen immer gesondert verhandelt.

Ansonsten auch von meiner Seite Dank für Songuls längeren Beitrag. Kerzen vor Gottesmutterikonen u.ä. in katholischen Kirchen entzünde ich auch, ohne jemals Katholik gewesen zu sein. In der Praxis ist es so, daß hierzulande jeder, der der Orthodoxen Kirche beizutreten wünscht, erst ein halbes Dutzend Mal weggeschickt wird. Wenn seine Sehnsucht groß genug ist, daß er über das und die ethnische Problematik hinwegsehen kann, wird mit ihm geredet.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Ich vermute mal, daß viele Katholiken und Protestanten aus einem falsch verstandenen Ästhetizismus der OK beitreten wollen, nicht fordergründig wegen des Glaubens. Deswegen wegschicken.

Linus, wenns um die Ästhetik der Liturgie geht, das durchaus verstehend.
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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Gerhard hat geschrieben:
Nietenolaf hat geschrieben:[In der Praxis ist es so, daß hierzulande jeder, der der Orthodoxen Kirche beizutreten wünscht, erst ein halbes Dutzend Mal weggeschickt wird.
Habt ihr schlechte Erfahrungen gemacht?
Nur kurz vorweg: Oben beschriebene "Praxis" habe ich nie erlebt. Nicht bei mir, nicht bei anderen. Mir sind aber tatsächlich solche Fälle zu Ohren gekommen. Die zuständigen Priester hatten in der Tat schlechte Erfahrungen mit "Konvertiten", die nach ihrer Taufe (oder Salbung, das weis ich jetzt nicht mehr) selbige schnell wieder vergaßen und wegwarfen, um sich irgendeiner Esosekte o.Ä. anzuschließen. Da kann ich zumindest verstehen, dass man prüfender wird. Es muss auch nicht sein, dass man immer wieder "weggeschickt" wird. Das bringt auch nicht jeder über's Herz. In einigen Gemeinden / Klöstern kann stattdessen ein längeres Katechumenat erfolgen.
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Wenn man nicht 100% sicher ist, daß man orthodoxer Christ werden will, mit Leib und Seele, dann kann man diesen Schritt nicht gehen.
Das wurde mir irgendwann klar, zu einem Zeitpunkt, zu dem ich bereits einige katholische Lehren angezweifelt hatte. Als ich mir klar wurde, daß ich nicht orthodox werden kann, habe ich sie bewußt neu bekräftigt.
Schließlich will ich nicht, wie Vassula Rydén, zwischen zwei Kirchen stehen, von denen keine mich anerkennt.
???

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

anneke6 hat geschrieben: Das wurde mir irgendwann klar, zu einem Zeitpunkt, zu dem ich bereits einige katholische Lehren angezweifelt hatte. Als ich mir klar wurde, daß ich nicht orthodox werden kann, habe ich sie bewußt neu bekräftigt.
... und wenn es vor Deiner Haustür eine nette Orthodoxe Gemeinde geben würde, die nicht wiedertäuferisch ist und die Dich problemlos aufnehmen würde, dann würdest Du diese "katholische Lehren" einfach nicht mehr glauben? Dann kannst Du sie vorher auch nicht richtig geglaubt haben.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Leute, das sind doch wirklich persönliche Gewissensentscheidungen. Jeder muss es halt wissen, ob er es wirklich will. Ich denke nicht, dass die Frage der orthodoxen Taufe für Katholiken hierzulande ein Thema sein muss. :roll:

Eher spielt die Sache mit der starken ethnischen Identität der jeweiligen Lokalkirchen hier vor Ort eine Rolle. Um konkret zu werden: Es ist für deutschsprachige manchmal schon schwer einen Beichtvater zu finden, der über ausreichend deutsche Sprachkenntnisse verfügt. Das die Liturgiesprache selten deutsch ist, ist für manchen auch so eine Sache. Für den Konvertiten evtl. dann auch von Bedeutung ist der familiäre Backround, sprich der Rückhalt in der Familie. Wenn aber die Sehnsucht groß ist, spielt das alles keine Rolle.
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songul
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Beitrag von songul »

Ich vermute mal, daß viele Katholiken und Protestanten aus einem falsch verstandenen Ästhetizismus der OK beitreten wollen, nicht fordergründig wegen des Glaubens. Deswegen wegschicken.

Linus, wenns um die Ästhetik der Liturgie geht, das durchaus verstehend.
Songul nicht ganz verstehend und deshalb um eine Erklärung bittend. 8)

LG

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songul
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Beitrag von songul »

Zitat:
Ich vermute mal, daß viele Katholiken und Protestanten aus einem falsch verstandenen Ästhetizismus der OK beitreten wollen, nicht fordergründig wegen des Glaubens. Deswegen wegschicken.

Linus, wenns um die Ästhetik der Liturgie geht, das durchaus verstehend.


Songul nicht ganz verstehend und deshalb um eine Erklärung bittend.
Hi Linus,

bin immer noch wartend, weil nach wie vor nicht ganz verstehend. :hmm:

LG Songul

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

songul hat geschrieben:All das hat mich jedoch nie daran gehindert weiterhin regen Anteil an den Geschehnissen der Römischen Kirche zu nehmen; ich lebe in einer Stadt mit vielen wunderschönen röm. Kath. Kirchen und nichts hindert mich in eine solche für ein stilles Gebet zu begeben, Atem zu holen oder eine Kerze vor dem Abbild der Mutter Gottes anzuzünden.
Ähnliches geschieht auch umgekehrt. Im Kosovo zum Beispiel sieht man regelmäßig italienische KFOR Truppen im Kloster Decani nicht nur Patrouille schieben, sondern auch vor Ikonen stehend beten.
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Linus
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Beitrag von Linus »

Was verstehst nuicht?

Ich möchte nichet wissen, wieviele Leute in der Kirche sind, weil ihnen die Aufführung des Kirchengesangs, die Ikonen, die schönen Meßgewänoder, etc gesfallen, nichtl aber wegen Gotteas Sache (also Gottesdienst)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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ifugao
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Beitrag von ifugao »

Sebastian hat geschrieben:
songul hat geschrieben:All das hat mich jedoch nie daran gehindert weiterhin regen Anteil an den Geschehnissen der Römischen Kirche zu nehmen; ich lebe in einer Stadt mit vielen wunderschönen röm. Kath. Kirchen und nichts hindert mich in eine solche für ein stilles Gebet zu begeben, Atem zu holen oder eine Kerze vor dem Abbild der Mutter Gottes anzuzünden.
Ähnliches geschieht auch umgekehrt. Im Kosovo zum Beispiel sieht man regelmäßig italienische KFOR Truppen im Kloster Decani nicht nur Patrouille schieben, sondern auch vor Ikonen stehend beten.

So ist es.....

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Sebastian
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Beitrag von Sebastian »

Linus hat geschrieben:Was verstehst nuicht?

Ich möchte nichet wissen, wieviele Leute in der Kirche sind, weil ihnen die Aufführung des Kirchengesangs, die Ikonen, die schönen Meßgewänoder, etc gesfallen, nichtl aber wegen Gotteas Sache (also Gottesdienst)
Wenn jemand zur Orthodoxie wegen der Schönheit der Gottesdienste, der Ikonen (und deren Anfertigung, was ja mit Gebet verbunden ist!), des Kirchengesangs usw sich hingezogen fühlt, ist das erstmal nichts Verwerfliches (!), schließlich sind die Gottesdienste für uns, wie "der Himmel auf Erden", die Ikonen bilden sog. "Fenster zum Himmel". Da ist eine gewisse (sicherlich unterschiedlich ausgeprägte) Sehnsucht verständlich.

Welchen Zugang Menschen zu Gott finden wissen wir nicht. Oft sind es unsere Sinne, und eben nicht gleich "hochtheologisches", was uns begeistert, oder zumindest unser Interesse weckt.

Ein "falsch verstandener Ästhetizismus" als Grund für Übertritte zu bezeichnend ist unzutreffend, wenn schon dann kann man es vielleicht als "anfängliche Oberflächlichkeit ohne ausreichende Katechese" bezeichenen.
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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incarnata
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Beitrag von incarnata »

Dass jemand,der eine nette orthodoxe Gemeinde in erreichbarer Nähe hat,aber zur nächsten tridentinischen Messe grosse Fahrten unternehmen müsste lieber
zu den Orthodoxen in die Messe geht,insbesondere ,wenn er sogar eine Sondererlaubnis zum Kommunionempfang bewirken kann,kann ich gut nachvollziehen-die völlige Ablehnung jedweder Entwicklung im Glauben,wie sie durch die Formulierung der "neuen" Mariendogmen zum Ausdruck kam-die doch auch schon über Jahrhunderte so geglaubt wurden- oder der liturgjschen Formen jedoch nicht.Soviel ich weiss gab es auch in der Russisch-Orthodoxen Kirche liturgische Änderungen ,die zur Abspaltung von "Altgläubigen" führten,die dann in das heute polnisch gewordene Ostpreussen auswanderten und deren Koloniereste noch heute den Touristen vorgeführt werden.Wie man am "filioque" zweifeln kann ist mir trotz Lesens der entsprechenden Stränge auch nicht klarer geworden; meines Erachtens ist auch diese Hinzufügung zum "alten" Glaubensbekennnis nur die Ausformulierung einer schon vorher immanent bestehenden Glaubenstatsache.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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