Philitismos - Nationalkirche
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- cum angelis psallat Domino
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Philitismos - Nationalkirche
In der Ukraine erleben wir gerade wie die Kirche gespalten bzw. sich neu bildet wird , aus Gründen die im Nationalismus (neue Staatenbildung)ihre Ursache hat. Ich denke, hier ist ein sündhafter Verstoß gegenüber dem was "geheimnisvoller Leib Christi" ist. Was denkt Ihr darüber?
+P.Theodoros
+P.Theodoros
Lieber Vater Theodoros - um Sie nicht mit blöden Fragen zu belästigen habe ich gerade "Philitismos" gegoogelt - was als einzigen Link den zu Ihrem Beitrag zu den nächsten Schritten in der Ökumene führt. Der Kreuzgang hat also einen Zirkelschluß. Erweisen Sie Google und mir einen Gefallen und erklären kurz, was Sie damit meinen ?
Gruß aus Pankow, Allons!
Gruß aus Pankow, Allons!
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- cum angelis psallat Domino
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Die Sakristi
Ist eine übergroße Liebe zum eigenen Volk und man dann deshalb eine ethnische Kirche sein will. Im 19. Jhdt hat sich z.B. Bulgarien von der Großen Kirche in Konstantinopel gelöst und eine bulgarische Kirche gegründet. Dieses ethnische Fordern nach eigener Kirche wurde als Häresie verurteilt. Die Kirche ist niemals ethnisch. Die bulg. Kirche war bis 1950 im Schisma. So etwas passiert zur Zeit auch in der Ukraine.
ptheodor
ptheodor
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Lieber Pater Theodoros,
auf Wikipedia steht, dass im Jahr 927 die Unabhängigkeit der Bulgarischen-Orthodoxen Kirche als orthodoxe Ortskirche auf dem europäischen Festland durch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel anerkannt wurde. Stimmt das nicht?
Was ich von Nationalkirchen halte: Nichts. Eine Kirche, die sich auf eine Nation bezieht, verliert oft die Kirche als Ganzes aus dem Blickfeld. Kirche wird immer durch Kultur und Gesellschaft geprägt. Eine Nationalkirche läuft Gefahr sich von der Gesellschaft und der Kultur einer Nation zu stark beeinflußen und damit auf Abwege bringen zu lassen.
auf Wikipedia steht, dass im Jahr 927 die Unabhängigkeit der Bulgarischen-Orthodoxen Kirche als orthodoxe Ortskirche auf dem europäischen Festland durch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel anerkannt wurde. Stimmt das nicht?
Was ich von Nationalkirchen halte: Nichts. Eine Kirche, die sich auf eine Nation bezieht, verliert oft die Kirche als Ganzes aus dem Blickfeld. Kirche wird immer durch Kultur und Gesellschaft geprägt. Eine Nationalkirche läuft Gefahr sich von der Gesellschaft und der Kultur einer Nation zu stark beeinflußen und damit auf Abwege bringen zu lassen.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"
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- cum angelis psallat Domino
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Die Sakristei
Lieber Lutheraner,
richtig,die Kirche in Bulgarien war ehemals autokephal. Später wurde diese aber ein Teil der Jurisdiktion von Konstantinopel. Mitte des 19. Jhdt. hatte sich dann die Bulgarien mit Hilfe der osman. Rgierung einseitig - aus ethnischen Gründen - getrennt. Dieses wurde dann verurteilt - nicht promär die Unabhängigkeit, sondern die Begründung des ethnischen.
Die Namen wie "griechisch, russ., serb, rum. usw." orthodox sind eine Fehlentwicklung. Es muß heißen: orth. Kirche in Serbien, Rümanien usw. . Das jeweilige Oberhaupt kann natürlich Titel führen wie von ..... . Im Glaubensbekenntnis sprechen wir von "...der einen katholischen und apostolischen Kirche", nicht aber von griech., russ, usw..
P.Theodoros
richtig,die Kirche in Bulgarien war ehemals autokephal. Später wurde diese aber ein Teil der Jurisdiktion von Konstantinopel. Mitte des 19. Jhdt. hatte sich dann die Bulgarien mit Hilfe der osman. Rgierung einseitig - aus ethnischen Gründen - getrennt. Dieses wurde dann verurteilt - nicht promär die Unabhängigkeit, sondern die Begründung des ethnischen.
Die Namen wie "griechisch, russ., serb, rum. usw." orthodox sind eine Fehlentwicklung. Es muß heißen: orth. Kirche in Serbien, Rümanien usw. . Das jeweilige Oberhaupt kann natürlich Titel führen wie von ..... . Im Glaubensbekenntnis sprechen wir von "...der einen katholischen und apostolischen Kirche", nicht aber von griech., russ, usw..
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- Robert Ketelhohn
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Re: Die Sakristi
Wie gut, daß der Ökumenische Patriarch gestern weise und mutig genug war, das pathetische Flehen von Juschtschenko und Ko. abzuschmettern. Am Beispiel der momentanen Feiern zum 1020. Jahr der Taufe Rußlands kann man recht gut sehen, was Phyletismus ist und wo seine Quellen sind.ieromonach hat geschrieben:So etwas passiert zur Zeit auch in der Ukraine.
Die Kirche ist nicht ethnisch oder national, aber sie darf in den jeweiligen Ethnien und Nationen eine eigene, weitgehend oder auch vollkommen unabhängige Hierarchie haben. Der Mißbrauch dieser Freiheit im "nationalen Sinne" ist dann eben der Phyletismus. Sowas ähnliches haben wir auch schon einmal besprochen - siehe hier!
- Robert Ketelhohn
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Nicht, wenn man bedenkt, was seit 1988 passiert ist. Solche Jubiläen sind in bescheidenem Rahmen bei uns nichts seltenes. Die Sache hier ist allerdings durch die Umstände bedeutender geworden. Der Patriarch ist seit 1997 erstmals in der Ukraine. Die Feiern wurden ursprünglich von der kanonischen Kirche der Ukraine organisiert und einberufen, wurden kurzfristig aber von der Staatsmacht aufgegriffen und entsprechend ausgeschmückt/gebraucht. Es sollte, wenn es nach Juschtschenko ginge, der Anfang einer von Konstantinopel abgesegneten autokephalen ukrainischen Kirche werden; entsprechendes Brimborium ist auch gemacht worden.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Nebenbei bemerkt sind 1020-Jahr-Feiern auch schon etwas gesucht, oder?
Es gab auch eine größere Feier zum 950. Jubiläum der Taufe Rußlands. Hierunter seht ihr die diversen Jubiläen für 2008 aus dem offiziellen Kirchenkalender. "1020 Jahre" ist nicht der Daten schrägstes.
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ЮБИЛЕЙНЫЕ И ПАМЯТНЫЕ ДАТЫ В 2008 ГОДУ (по старому стилю)
1900 лет - преставления мученика Иакинфа (3.VII 108)
1900 лет - преставления мучеников Феодота и Феодотии (4.VII 108)
1750 лет - преставления мучеников архидиакона Лаврентия, Сикста папы, Феликиссима и Агапита диаконов, Романа, Римских (10.VIII 258)
1750 лет - преставления священномученика Киприана, еп. Карфагенского (31.VIII 258)
1550 лет - преставления святителя Анатолия, патриарха Константинопольского (3.VII 458)
1550 лет - преставления святителя Иувеналия, патриарха Иерусалимского (2.VII ок. 458)
1200 лет - преставления мучеников братьев Иосифа и Исаака (16.IX 808)
1125 лет - преставления преподобного Иосифа песнописца (4.IV 883)
1025 лет - преставления мучеников Феодора варяга и сына его Иоанна, в Киеве (12.VII 983)
900 лет - преставления святителя Никиты, затворника Печерского, еп. Новгородского (31.I 1108)
900 лет - прославления преподобного Феодосия Печерского (1108)
825 лет - преставления святителя Кирилла, еп. Туровского (28.IV 1183)
775 лет - преставления блгв. кн. Феодора Ярославича, Новгородского (5.VI 1233)
625 лет - явления Тихвинской иконы Божией Матери (26.VI 1383)
550 лет - преставления святителя Евфимия, архиеп. Новгородского, чудотворца (11.III 1458)
525 лет - преставления преподобного Макария, игумена Калязинского, чудотворца (17.III 1483)
525 лет - преставления преподобного Мартиниана Белоезерского (12.I 1483)
525 лет - преставления преподобного Феодора, кн. Острожского, в Дальних пещерах (11.VIII ок. 1483)
500 лет - преставления преподобного Нила Сорского (7.V 1508)
475 лет - преставления преподобного Александра Свирского (30.VIII 1533)
450 лет - обр́етения мощей святителя Никиты, затворника Печерского, еп. Новгородского (30.IV 1558)
450 лет- обр́етения Нарвской иконы Божией Матери (14.VIII 1558)
425 лет - преставления преподобного Трифона Печенгского, Кольского (15.XII 1583)
375 лет - преставления преподобного Диодора Юрьегорского (20.XI 1633)
375 лет - преставления преподобного Дионисия Радонежского (12.V 1633)
350 лет - написания Ильинско-Черниговской иконы Божией Матери (16.IV 1658)
325 лет - явления Леснинской иконы Божией Матери (14.IX 1683)
225 лет - преставления святителя Тихона, еп. Воронежского (13.VIII 1783)
175 лет - преставления преподобного Серафима Саровского (2.I 1833)
120 лет - прославления иконы Божией Матери, именуемой "Всех скорбящих Радость" (с грошиками) (23.VII 1888)
100 лет - преставления праведного Иоанна Кронштадтского (20.XII 1908)
90 лет - преставления страстотерпцев царя Николая, царицы Александры, царевича Алексия, великих княжен Ольги, Татианы, Марии и Анастасии (4.VII 1918)
90 лет - преставления священномученика Владимира, митрополита Киевского, преподобномучениц вел. кн. Елисаветы и инокини Варвары и всех новомучеников Российских, пострадавших в 1918 году
10 лет - обр́етения мощей прп. Амвросия Оптинского (27.VI 1998)
1020 лет - Крещения Руси (988)
850 лет - со времени закладки Успенского собора во Владимире (1158)
700 лет - со времени основания Покровского Хотькова женского монастыря (1308)
400 лет - со дня кончины великого ревнителя Православия князя Константина Острожского (13.II 1608)
100 лет - со дня кончины выдающегося русского агиолога архиепископа Димитрия (Самбикина) (17.III 1908)
100 лет - со дня кончины схимонахини Сарры (Потемкиной), старицы Спасо-Бородинского монастыря (20.VII 1908)
25 лет - установления празднования Собора Смоленских святых (1983)
- Robert Ketelhohn
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Schaut euch doch mal das hier an: http://www.zhura.de/Zeitung15.07.pdf
Besonders das »Protokoll der Gemeindeversammlung« auf den ersten Sei-
ten. – Täuscht mein Eindruck, oder bewegen sich diese Absplitterungen von
der ukrainische-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats an der Basis
tatsächlich im geistigen Bermudadreieck der Niveaus einer protestantischen
Kleinsekte, eines Karnickelzüchtervereins und eines CDU-Ortsverbands?
Besonders das »Protokoll der Gemeindeversammlung« auf den ersten Sei-
ten. – Täuscht mein Eindruck, oder bewegen sich diese Absplitterungen von
der ukrainische-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats an der Basis
tatsächlich im geistigen Bermudadreieck der Niveaus einer protestantischen
Kleinsekte, eines Karnickelzüchtervereins und eines CDU-Ortsverbands?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- Nietenolaf
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Ich verstehe zwar nicht, wie es innerhalb einer Gemeinde des sogenannten Kiewer Patriarchats, das eigentlich nicht existiert, dazu kommen kann, eine "russischsprachige Gemeinde" zu etablieren. Aber offenbar hast Du recht. Siehst mal, von welchen Motiven die Leute sich so leiten lassen. Ich frage mich, wieso sie die Zeitung nicht nur in kleinrussischer, sondern auch noch in deutscher Sprache abfassen. Nicht, daß es da noch eine Spaltung gibt! Und außerdem fordere ich eine Ausgabe in Sächsisch.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Täuscht mein Eindruck, oder bewegen sich diese Absplitterungen von
der ukrainische-orthodoxen Kirche desMoskauerKiewer Patriarchats an der Basis
tatsächlich im geistigen Bermudadreieck der Niveaus einer protestantischen
Kleinsekte, eines Karnickelzüchtervereins und eines CDU-Ortsverbands?
PS: Ha! Auf Seite 6 des Pamphlets! Ein Ausrutscher in die imperiale Vergangenheit der Kazapenokkupation: "Der Russische Zarenhof und seine Musik"! Wie konnte das passieren? Haben die Kleinrussen etwa keine Musik?
Beim Durchlesen der von Nietenolaf verlinkten Seite der Dresdner St.-Simeonsgemeinde fiel mir das Plakat über die Sonntagsschule (http://stsimeon.bplaced.net/common/shkola/plakat.jpg) auf. Dort steht wörtlich:
Diese nationale Fixierung findet sich aber auch in den meisten anderen Gemeinden in Deutschland. Deutschsprachige Gottesdienste sind leider Gottes immer noch eine Ausnahme. Hängt die Erlösung denn tatsächlich an der Ethnie? Sieht wohl so aus.
Auch Petrus war seinerzeit der Ansicht, die Hebräische Kultur sei integraler Bestandteil der christlichen Lehre - trotzdem hatte Paulus sich seinerzeit durchgesetzt."Ihre (der Sonntagsschule) Hauptaufgabe ist es, die Kinder der Gemeinde zu vereinigen und ihre Bindung an die Orthodoxie und an die russische Kultur zu festigen.
[...]
Die Sprache der Schule ist Russisch, obwohl die Schüler sowohl die russisch- als auch deutschsprechende Kinder sind."
Diese nationale Fixierung findet sich aber auch in den meisten anderen Gemeinden in Deutschland. Deutschsprachige Gottesdienste sind leider Gottes immer noch eine Ausnahme. Hängt die Erlösung denn tatsächlich an der Ethnie? Sieht wohl so aus.
- Nietenolaf
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Ja, leider Gottes. Man könnte unsererseits ja langsam mal zugeben, daß man sich auch in diesen Landen als die genuine Alternative zum hier mit Humanismus und Zeitgeist verquickten Christentum betrachtet, oder zum "Revival" des Katholizismus als reaktionäre Ausdrucksform der Spaßgesellschaft ("Wir sind Papst!"). Aber, mein lieber Konrad, ich sage Dir, was dann passiert. So sind die Protestanten und Katholiken unsere Freunde: die Orthodoxen sind ja so "spirituell", weil uns tatsächlich der westliche Säkularismus nicht so viel behelligte, und schön bunt sind sie, singen schöne - aber unverständliche - Dinge. So läßt sich auch Ökumene machen: Brüder! Derselbe katholische oder protestantische Gemeindepriester/-pfarrer wird aber absolut feindselig, sobald Du mit Deiner Gemeinde auch nur möglicherweise auf seine auch nur potentielle Klientel zielst. Du zweifelst? Wenn Du einmal Zeit hast, kannst Du nach Buchhagen ins orthodoxe Dreifaltigkeitskloster pilgern. Der dortige Abt macht genau das, was Du hier verlangst: ein konsequentes Anpflanzen und Wiederentdecken einer spezifisch deutschen Orthodoxie. Was er deswegen an Anfeindungen (von beiden Seiten - leider auch von Orthodoxen) erlebt hat, geht auf keine Kuhhaut. Das blieb nicht bei Drohungen, sondern ging bis zu Briefbomben.holzi hat geschrieben:Deutschsprachige Gottesdienste sind leider Gottes immer noch eine Ausnahme. Hängt die Erlösung denn tatsächlich an der Ethnie? Sieht wohl so aus.
Also, das ist die eine Seite. Die andere. Wozu stellst Du diese sinnlose rhetorische Frage? Die Bindung der Aussiedlerkinder an die russische Kultur ist eine Bereicherung; die deutsche bekommen sie allenthalben in Schule und sonstigem Umfeld ab. Du kannst das Programm einer orthodoxen Gemeinde in der Diaspora nun mal nicht so werten, wie Du es tust. Wir haben hier eine vollkommen andere Situation: die Gesellschaft assimiliert die Menschen. Das ist ja auch gut so, dazu sind sie ja scheinbar auch hier. Aber es wäre schade, wenn eine ganze Welt darüber verloren geht. Das passiert oft genug, und stattdessen kommt viel, viel der hier aktuell verbreiteten Kulturlosigkeit, bis hin zum Unvermögen, sich in überhaupt einer vernünftigen Sprache zu artikulieren. Man kann die Linie des kirchlichen Kinderunterrichts da also schwerlich anprangern.
Hallo Roman,
Ich stelle zumindest fest, dass die Stärke der orthodoxen Kirchen, nämlich die feste Verankerung im Volk hier in der sog. Diaspora plötzlich zur Achillesferse wird: die Gruppen zersplittern sich. Anstatt die Gottesdienste für alle Gläubigen zusammen zu feiern, treffen sich hier die Griechen, dort die Russen, hier ein Häuflein Rumänen, dort eine Handvoll Serben. Ich hab im anderen Forum die Erfahrung gemacht, dass die Ultraorthodoxen ihre eigenen Volksbräuche für die wahre orthodoxe Religion halten und alles andere sofort in Bausch und Bogen als Häresie und Apostasie abkanzeln. Es fehlt hier das Bewusstsein der Einheit wie ich feststellen konnte.
Diese Einheit ist in meinen Augen die große Stärke des Katholizismus, da bin ich in Amerika genauso zu Hause wie in Spanien, in Afrika wie in Asien. Der einheitliche Zentralismus hat eben auch seine guten Seiten.
Das waren jetzt meine Abendgedanken - nun mach ich mir noch ein Bierchen auf dann geh ich schlafen - muss morgen recht früh raus.
Und nix für ungut, wenn ich manchmal etwas scharf formuliere, du weisst ja, ich bin eigentlich ein ganz ein Lieber
Grüße
Konrad
Ui, vom Buchhagen werden im anderen Forum immer mal dunkle Andeutungen gemacht, ich weiss bis heute nicht, was hinter diesen Anfeindungen (von Orthodoxen! - nein: Ultra-Orthodoxen) genau steckt. Aber sei's drum. Schade nur, dass Buchhagen so weit weg ist, interessieren tät's mich schon mal. Nun, dass die katholischen und evangelischen Pfarrer dann plötzlich empfindlich werden, sollte eigentlich nicht stören, hier gibts eh viel zu viele Laue und Lasche, denen ruhig mal jemand geistlicher Weise in den Arsch treten dürfte. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und Monopole machen faul und träge.Nietenolaf hat geschrieben:...Wenn Du einmal Zeit hast, kannst Du nach Buchhagen ins orthodoxe Dreifaltigkeitskloster pilgern. Der dortige Abt macht genau das, was Du hier verlangst: ein konsequentes Anpflanzen und Wiederentdecken einer spezifisch deutschen Orthodoxie. Was er deswegen an Anfeindungen (von beiden Seiten - leider auch von Orthodoxen) erlebt hat, geht auf keine Kuhhaut. Das blieb nicht bei Drohungen, sondern ging bis zu Briefbomben.
Ich finde die Frage nicht so sinnlos. Du schreibst selbst von einer Diasporagemeinde. Ihr fühlt euch zuerst als Russen, die halt zufällig gerade in Deutschland sind, oder? Die gleiche Frage stelle ich aber auch meiner Frau: in deren brasilianischer Pfingstgemeinde dreht sich auch zuallererst mal alles um die brasilianischen Bräuche, alles soll sein wie in der Heimat, Deutschland ist für Christen eh schlecht etc. pp. Aber ich schweife ab.Nietenolaf hat geschrieben:Also, das ist die eine Seite. Die andere. Wozu stellst Du diese sinnlose rhetorische Frage?
Ich stelle zumindest fest, dass die Stärke der orthodoxen Kirchen, nämlich die feste Verankerung im Volk hier in der sog. Diaspora plötzlich zur Achillesferse wird: die Gruppen zersplittern sich. Anstatt die Gottesdienste für alle Gläubigen zusammen zu feiern, treffen sich hier die Griechen, dort die Russen, hier ein Häuflein Rumänen, dort eine Handvoll Serben. Ich hab im anderen Forum die Erfahrung gemacht, dass die Ultraorthodoxen ihre eigenen Volksbräuche für die wahre orthodoxe Religion halten und alles andere sofort in Bausch und Bogen als Häresie und Apostasie abkanzeln. Es fehlt hier das Bewusstsein der Einheit wie ich feststellen konnte.
Diese Einheit ist in meinen Augen die große Stärke des Katholizismus, da bin ich in Amerika genauso zu Hause wie in Spanien, in Afrika wie in Asien. Der einheitliche Zentralismus hat eben auch seine guten Seiten.
Das waren jetzt meine Abendgedanken - nun mach ich mir noch ein Bierchen auf dann geh ich schlafen - muss morgen recht früh raus.
Und nix für ungut, wenn ich manchmal etwas scharf formuliere, du weisst ja, ich bin eigentlich ein ganz ein Lieber
Grüße
Konrad
- Sebastian
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Lieber Roman, lieber Holzi, zum Thema Kloster Buchhagen gestatte ich mir mal eine ergänzende Anmerkung. Es ist treffend, wie traurig, dass viele üble Gerüchte über dieses Kloster von Orthodoxen weitergetragen werden. Was mich noch mehr erstaunt ist, dass selbige meist nie dieses Kloster selbst aufsuchten.
Auch die serbische Skite des Hl. Spyridon in Geilnau hat eine starke "deutsche Akzentuierung" und macht sich damit nicht die größten Freunde bei röm. Katholiken und Protestanten.
Was Konrads zentralistische Wohlfühlgemeinden ("ich bin überall zu Hause") anbelangt, so muss ich sagen, dass ich dies für die orthodoxe Seite nur bestätigen kann: Ich fühlte mich bisher in jeder orthodoxen Gemeinde heimisch und willkommen. Was meinst Du, bezogen auf orthodoxe Gemeinden im Westen, mit "Gottesdienste für alle zu feiern"? Hier sei auch einmal auf den katholischen Charakter des liturgischen Lebens einer Gemeinde verwiesen. In unsere serbische Gemeinde kommen Russen, Deutsche, Bulgaren und manchmal Griechen. Dass sie dort nicht (oder selten) ihre Sprache, Kultur etc. wiederfinden juckt keinen. Zumal der "Normalgrieche" schon mit der in seiner "Heimatgemeinde" gebrauchten altgriechischen Sprache mehr oder weniger überfordert ist. Ich kenne aber auch Serben, die bei den "Russen", oder "Griechen" zu Hause sind.
Auch die serbische Skite des Hl. Spyridon in Geilnau hat eine starke "deutsche Akzentuierung" und macht sich damit nicht die größten Freunde bei röm. Katholiken und Protestanten.
Was Konrads zentralistische Wohlfühlgemeinden ("ich bin überall zu Hause") anbelangt, so muss ich sagen, dass ich dies für die orthodoxe Seite nur bestätigen kann: Ich fühlte mich bisher in jeder orthodoxen Gemeinde heimisch und willkommen. Was meinst Du, bezogen auf orthodoxe Gemeinden im Westen, mit "Gottesdienste für alle zu feiern"? Hier sei auch einmal auf den katholischen Charakter des liturgischen Lebens einer Gemeinde verwiesen. In unsere serbische Gemeinde kommen Russen, Deutsche, Bulgaren und manchmal Griechen. Dass sie dort nicht (oder selten) ihre Sprache, Kultur etc. wiederfinden juckt keinen. Zumal der "Normalgrieche" schon mit der in seiner "Heimatgemeinde" gebrauchten altgriechischen Sprache mehr oder weniger überfordert ist. Ich kenne aber auch Serben, die bei den "Russen", oder "Griechen" zu Hause sind.
Nun, dass Roman von einer Diasporagemeinde redet, spricht meiner Meinung nach eher für den Zustand der orthodoxen Gemeinden im Westen, als für ein Nationalitätsgefühl. Unsere Zustände gleichen nämlich immer noch eher denjenigen, die "in Zerstreuung" leben. Nun kann man diesen Begriff weit fassen und letzendlich muss man sagen, dass wir alle in der "Diaspora der Welt" leben. Verstehen wir darunter in diesem Fall aber mal zuerst die teilweise bedenklichen Umstände, mit denen wir hier im Westen konfrontiert sind (bspw. zwei [russische] Bischöfe für Berlin).Konrad hat geschrieben:Ich finde die Frage nicht so sinnlos. Du schreibst selbst von einer Diasporagemeinde. Ihr fühlt euch zuerst als Russen, die halt zufällig gerade in Deutschland sind, oder?
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)
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Ich halte das auch für eine (faule) Ausrede. Viele Freikirchen missionieren auch eifrig unter den Volkskirchlern. Die lassen sich von Geplärre nicht aufhalten.holzi hat geschrieben:Hallo Roman,Ui, vom Buchhagen werden im anderen Forum immer mal dunkle Andeutungen gemacht, ich weiss bis heute nicht, was hinter diesen Anfeindungen (von Orthodoxen! - nein: Ultra-Orthodoxen) genau steckt. Aber sei's drum. Schade nur, dass Buchhagen so weit weg ist, interessieren tät's mich schon mal. Nun, dass die katholischen und evangelischen Pfarrer dann plötzlich empfindlich werden, sollte eigentlich nicht stören, hier gibts eh viel zu viele Laue und Lasche, denen ruhig mal jemand geistlicher Weise in den Arsch treten dürfte. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und Monopole machen faul und träge.Nietenolaf hat geschrieben:...Wenn Du einmal Zeit hast, kannst Du nach Buchhagen ins orthodoxe Dreifaltigkeitskloster pilgern. Der dortige Abt macht genau das, was Du hier verlangst: ein konsequentes Anpflanzen und Wiederentdecken einer spezifisch deutschen Orthodoxie. Was er deswegen an Anfeindungen (von beiden Seiten - leider auch von Orthodoxen) erlebt hat, geht auf keine Kuhhaut. Das blieb nicht bei Drohungen, sondern ging bis zu Briefbomben.
Du schweifst nicht ab. In der Hinsicht finde ich die bras. Pfingstler in Deutschland gut mit den Orthodoxen vergleichbar. Ihren Glauben kriegt man offensichtlich nur im Doppelpack mit der Kultur ihres Volkes geliefert.holzi hat geschrieben:Ich finde die Frage nicht so sinnlos. Du schreibst selbst von einer Diasporagemeinde. Ihr fühlt euch zuerst als Russen, die halt zufällig gerade in Deutschland sind, oder? Die gleiche Frage stelle ich aber auch meiner Frau: in deren brasilianischer Pfingstgemeinde dreht sich auch zuallererst mal alles um die brasilianischen Bräuche, alles soll sein wie in der Heimat, Deutschland ist für Christen eh schlecht etc. pp. Aber ich schweife ab.Nietenolaf hat geschrieben:Also, das ist die eine Seite. Die andere. Wozu stellst Du diese sinnlose rhetorische Frage?
Es geht auch ohne Zentralismus. Die lutherischen (und anderen protestantischen) Auswandererkirchen in Nord- und Südamerika haben meist das hingekriegt, woran die Orthodoxen hier bislang gescheitert sind. Das war aber auch immer ein Prozess der teilweise recht lange dauerte. Vielleicht sind die Orthodoxen hier einfach noch nicht so weit.holzi hat geschrieben: Ich stelle zumindest fest, dass die Stärke der orthodoxen Kirchen, nämlich die feste Verankerung im Volk hier in der sog. Diaspora plötzlich zur Achillesferse wird: die Gruppen zersplittern sich. Anstatt die Gottesdienste für alle Gläubigen zusammen zu feiern, treffen sich hier die Griechen, dort die Russen, hier ein Häuflein Rumänen, dort eine Handvoll Serben. Ich hab im anderen Forum die Erfahrung gemacht, dass die Ultraorthodoxen ihre eigenen Volksbräuche für die wahre orthodoxe Religion halten und alles andere sofort in Bausch und Bogen als Häresie und Apostasie abkanzeln. Es fehlt hier das Bewusstsein der Einheit wie ich feststellen konnte.
Diese Einheit ist in meinen Augen die große Stärke des Katholizismus, da bin ich in Amerika genauso zu Hause wie in Spanien, in Afrika wie in Asien. Der einheitliche Zentralismus hat eben auch seine guten Seiten.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"
Hallo Sebastian,
Grüße
Konrad
ich will das auch gar nicht genauer wissenSebastian hat geschrieben:Lieber Roman, lieber Holzi, zum Thema Kloster Buchhagen gestatte ich mir mal eine ergänzende Anmerkung. Es ist treffend, wie traurig, dass viele üble Gerüchte über dieses Kloster von Orthodoxen weitergetragen werden. Was mich noch mehr erstaunt ist, dass selbige meist nie dieses Kloster selbst aufsuchten.
Wie schreibt Paulus im Korintherbrief: ""Denn es müssen auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten unter euch offenbar werden" - wie ich schon schrieb: Konkurrenz belebt.Sebastian hat geschrieben:Auch die serbische Skite des Hl. Spyridon in Geilnau hat eine starke "deutsche Akzentuierung" und macht sich damit nicht die größten Freunde bei röm. Katholiken und Protestanten.
Ich bezog mich dabei auf Beobachtungen in Regensburg, wo die einzelnen Völker fein säuberlich getrennt sind. Es finden z.B. in einer Kirche jeden Sonntag abwechselnd die Liturgie einmal von einem serbischen Priester der Serbisch-Orthodoxen Kirche und am anderen Sonntag vom Priester der rumänischen Kirche statt. Ein Kollege, dessen Frau Rumänin ist geht z.B. nur alle 14 Tage in die Gottesdienste "ihres" Pfarrers, die der Serben gehen sie offenbar nichts an. Ähnliche Aussagen hörte ich von einer aus Rumänien stammenden Schulsekretärin. Wie weit das jetzt generell so ist weiss ich nicht, aber ich zog da schon so meine Schlüsse und hab mir meinen Teil gedacht. Kann natürlich auch sein, dass Regensburg jetzt auch nicht mit Hamburg, Hannover oder Berlin direkt vergleichbar ist - aber ich kenne nichts anderes. In Regensburg haben dann wir noch zusätzlich die Situation, dass gerade bei den Serben, Rumänen und Bulgaren die Seelsorge stark auf die durchfahrenden Donauschiffer ausgerichtet ist.Sebastian hat geschrieben:Was Konrads zentralistische Wohlfühlgemeinden ("ich bin überall zu Hause") anbelangt, so muss ich sagen, dass ich dies für die orthodoxe Seite nur bestätigen kann: Ich fühlte mich bisher in jeder orthodoxen Gemeinde heimisch und willkommen. Was meinst Du, bezogen auf orthodoxe Gemeinden im Westen, mit "Gottesdienste für alle zu feiern"?
Grüße
Konrad