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Hesychasmus, Philokalie und Erbe der Väter

Verfasst: Montag 15. Mai 2006, 23:40
von viv
viv hat diesen Strang nicht eröffnet, vielmehr ist der Thread ein Stoffwechselprodukt des Festkalenders (Alexander)

und in bezug auf die gebets und glaubenspraxis insgesamt wird er [Pachomius (Mod.)] auch gehört? kommt er in der philokalie vor?

Verfasst: Dienstag 16. Mai 2006, 00:52
von Walter
viv hat geschrieben:und in bezug auf die gebets und glaubenspraxis insgesamt wird er auch gehört?
Da ist mir nichts bekannt. :nein:

Aber in der Bibliothek der Kirchenväter findest Du eine recht ausführliche Beschreibung des Lebens des heiligen Pachomius (Vita Pachomii). ;)
viv hat geschrieben:kommt er in der philokalie vor?
Nein. Der Hesychasmus entwickelte sich erst im 12./13. Jahrhundert auf dem Berg Athos, also zu Zeiten des Gregor Palamas (nicht zu verwechseln mit Palamon, dem Lehrer des Pachomius im 3./4. Jahrhundert).

Auf Orthodoxwiki findest Du ein Inhaltsverzeichnis der Philokalie. :ikb_book:

Verfasst: Freitag 19. Mai 2006, 17:06
von Alexander
Walter hat geschrieben:Der Hesychasmus entwickelte sich erst im 12./13. Jahrhundert auf dem Berg Athos, also zu Zeiten des Gregor Palamas
Hm, der Hesychasmus hat in dem hl. Gregor Palamas einen Verteidiger gefunden, er hat auch davor existiert, schon die Apophthegmata Patrum haben sehr viel "Hesychastisches".

Verfasst: Freitag 19. Mai 2006, 18:25
von Walter
Alexander hat geschrieben:
Walter hat geschrieben:Der Hesychasmus entwickelte sich erst im 12./13. Jahrhundert auf dem Berg Athos, also zu Zeiten des Gregor Palamas
Hm, der Hesychasmus hat in dem hl. Gregor Palamas einen Verteidiger gefunden, er hat auch davor existiert, schon die Apophthegmata Patrum haben sehr viel "Hesychastisches".
Danke, Alexander, für den Hinweis. Gerade habe ich gesehen, dass die Philokalie wirklich auch schon viel ältere Texte enthält und mit den Lehren des Gregor Palamas endet. Die ersten Texte sind schon aus dem vierten Jahrhundert, obwohl man bei den afrikanischen Wüstenvätern m.W. noch nicht von "Hesychasten" sprechen kann. Zusammengestellt wurden die Philokalie allerdings erst Ende des 18. Jahrhunderts.

Verfasst: Freitag 19. Mai 2006, 23:07
von Nietenolaf
Walter hat geschrieben:...obwohl man bei den afrikanischen Wüstenvätern m.W. noch nicht von "Hesychasten" sprechen kann.
Doch, allerdings variiert das Bedeutungsspektrum des Begriffs "Hesychasmus" mit den Jahrhunderten ein wenig. Anfangs meinte "Hesychast" einfach nur jemanden, der sich schweigender Askese hingibt, und das waren durchaus die afrikanischen Wüstenväter:
Hl. Antonios der Große (3.-4. Jh.), [url=http://home.arcor.de/anaxios/pub/antonios.htm]''Vorschriften für das Einsiedlerleben''[/url] (104), hat geschrieben:"Eine vorzügliche Sache ist es, das Schweigen zu bewahren, womit man den Herrn nachahmt, Welcher, ungeachtet des Rangs des Herodes, das Schweigen beibehielt."
Siehe dort auch die Regeln Nr. 6, 162, 216 usw.
Hl. Johannes Klimakos (6.-7. Jh.), ''Leiter'' (27), hat geschrieben:"Ein Hesychast ist jemand, der mit allen Kräften versucht, das Körperlose in das Haus seines Körpers einzuführen ... möge das Gedächtnis an Jesus sich mit deinem Atem verbinden, und so wirst du den Nutzen der Hesychia [= des Schweigens] erfahren."
Wüstenväter? Der hl. Johannes von der Leiter war immerhin Abt auf dem Berg Sinai...

Derjenige, der den "athonitischen" Hesychasmus durch sein Werk quasi definierte, war der hl. Symeon der Neue Theologe (+1022 a.D.). Bei ihm liest man erstmals, daß das höchste Ziel der Askese das Sehen des Göttlichen Lichts ist. Bei Palamas gibt es dann die Apologie dieser Ansicht (in seiner Ersten Triade), worin er sich durchaus auch wieder auf die Wüstenväter und andere in der Zeit vorangegangene Väter stützt.

Später, im 13.-14. Jahrhundert (zu Zeiten Palamas') meinte Hesychasmus meist speziell die "psychosomatische" (siehe bei Meyendorff) Methode des Gebets (Jesusgebet), also hier ging's nicht mehr so sehr um die schweigende Einsiedelei, sondern um eine bestimmte asketische Schule des geistlichen Lebens, die sich nicht auf Einsiedler beschränkt.

In der moderneren Literatur findet man meist speziell die Theologie des Hl. Gregor Palamas, also die Lehre von den ungeschaffenen Energien, als "Hesychasmus" bezeichnet, obwohl der hl. Gregor selbst darin nur ein Erbe der Väter, auch der Wüstenväter sah.

Verfasst: Samstag 20. Mai 2006, 23:01
von viv
hallo nietenolaf!

gibt's eine "offizielle" orthodoxe definition des begriffs "hesychia"?
frage deshalb weil mich wundert, dass du "das sehen des göttlichen lichts" unbedingt damit verbindest ??

aus Apophtegmata Patrum, Weisung der Väter:

Hesychia, in gewissem Sinn eine Vorwegnahme des himmlischen Zustandes, ein Ruhen aller Anfechtungen, Begierden, Wünsche, vor allem des eigenen Willens. Die Hochschätzung dieses Zustandes macht die Bemühungen verständlich, diese Herzensruhe nicht zu verlieren. Jeder Besuch zur Unzeit, ja sogar ein in der Nähe geführtes Gespräch anderer oder der Ruf des Straußes und das Rascheln des Schilfs gelten als Feinde der mönchischen Ruhe. Bei manchen Vätern steht die Sorge um die Bewahrung der Herzensruhe sogar vor der Pflege der Gastfreundschaft, die sonst einen hohen Rang hat.

Verfasst: Sonntag 21. Mai 2006, 07:58
von Nietenolaf
viv hat geschrieben:gibt's eine "offizielle" orthodoxe definition des begriffs "hesychia"?
frage deshalb weil mich wundert, dass du "das sehen des göttlichen lichts" unbedingt damit verbindest ??
"Hesychia" (ησυχία) ist griechisch und bedeutet "Ruhe", "Stille", oder auch "Schweigen". Es gibt keine "offizielle" Definition (für "Hesychasmus"); zu den gebräuchlichen Bedeutungen siehe oben. Dein Zitat aus den Apophthegmata Patrum ist schon mehr oder weniger eine Transformation des Begriffs. Ich schrieb, daß der Hl. Symeon der Neue Theologe den athonitischen Hesychasmus "definierte"; das meinte ich allegorisch, denn auf seine Werke beziehen sich die meisten Hesychasten der späteren Zeit, auch wenn die Wurzeln viel tiefer in der Geschichte liegen, wie Palamas in seinen Triaden beweist. Gleiches gilt für die Erfahrung des ungeschaffenen Lichts. Zu diesem speziellen Thema siehe bitte die erste der drei "Triaden zur Verteidigung der heiligen Hesychasten" des Hl. Gregor Palamas; im dritten Kapitel wird speziell das Göttliche Licht besprochen.

Verfasst: Samstag 27. Mai 2006, 11:38
von Nietenolaf
Hier ein wenig Text zum historischen Aspekt des Hesychastenstreits. Er ist nicht allzu hochtrabend, denke ich. Das könnte als kurzer historischer Überblick und Hintergrundinformation der ganzen Sache dienen.

"Der hl. Gregorios Palamas und der byzantinische Hesychasmus"

Verfasst: Samstag 27. Mai 2006, 12:19
von Robert Ketelhohn
Schaut auch einmal hier:
http://www.philokalie.de

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