DER WEG ZUR RETTUNG

Ostkirchliche Themen.
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Willy
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DER WEG ZUR RETTUNG

Beitrag von Willy »

Hallo allerseits,

heute von mir eine interessante Buchempfehlung.

"DER WEG ZUR RETTUNG"
Der heilige Theophan der Klausner (1815 bis 1896) ist ein geistlicher Ratgeber für die heutige Zeit. In seinen Werken vermittelt er die spirituelle Weisheit des orthodoxen Christentums – die „Methode der Rettung“ – auf eine Weise, die dem modernen Leser zugänglich ist. Der Einsiedler-Bischof und Starez erläutert in diesem, nun erstmalig in deutscher Sprache vorliegenden, klassischen Handbuch die Grundlagen des geistlichen Lebens, wie sie in der Tradition der „Philokalia“ gelehrt werden und das Leben der Orthodoxen Kirche zuinnerst bestimmen. Durch sein umfassendes, auf Erfahrung beruhendes psychologisches Verständnis und seine tiefe Menschenliebe vermag der hl. Theophan dem Leser Anleitung auf dem Weg zur Rettung zu vermitteln und ihn zu inspirieren, sein Leben der gnadenerfüllten Verbindung mit Gott zu widmen."

Ich wünsche Euch erbauliche Lesestunden.
v.G. Mops

DER WEG ZUR RETTUNG

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Walter
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Registriert: Mittwoch 25. Januar 2006, 13:56

Beitrag von Walter »

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Das Buch mit dem Untertitel »Eine Anleitung« ist wirklich sehr empfehlenswert, nicht nur für Orthodoxe sondern eigentlich für alle Christen, die sich noch nicht endgültig mit der angeblichen Nichtexistenz des »Fürsten dieser Welt« (also entgegen z.B. Joh 12,31; 14,30; 16,11) abgefunden haben.

Auf jeden Fall sollte man einmal die Einleitung gelesen haben:

Theofan der Klausner hat geschrieben:
Einleitung des Verfassers
Es ist möglich, im Sinne der katechetischen Lehrbücher die Gefühle und Neigungen, die man als Christ haben sollte, zu beschreiben, doch umfaßt dies bei weitem nicht alles, was für die Verwirklichung der eigenen Errettung notwendig ist. Die Hauptsache für uns besteht darin, wahrhaft im Geist Christi zu leben. Doch kaum kommt man damit in Berührung, wie viele Verwirrungen werden aufgedeckt, wie viele Wegweiser sind nötig – bei fast jedem Schritt!

Es ist wahr, man mag das letzte Ziel des Menschen kennen: die Vereinigung mit Gott. Auch kann man den Pfad dorthin beschreiben: Glaube und das Leben nach den Geboten Gottes mit Hilfe der göttlichen Gnade. Somit wäre es nur nötig zu sagen: Hier ist der Weg – geh los!

Dies ist leicht gesagt: Hier ist der Weg – nun geh ihn. Aber wie? Denn größtenteils mangelt es allein schon an dem Wunsch zu gehen. Die Seele, die von der einen oder anderen Leidenschaft angezogen wird, wehrt sich hartnäckig gegen jede zwingende Kraft, gegen jeden Ruf; die Augen wenden sich von Gott ab und wollen nicht auf Ihn schauen. Man findet kein Gefallen am Gesetz Christi; es besteht nicht einmal die Neigung, ihm zu lauschen. Man mag fragen: Wie gelangt man an jenen Punkt, wo der Wunsch geboren wird, auf dem Pfad Christi auf Gott zuzugehen? Was ist zu tun, damit sich das Gesetz dem Herzen von allein einprägt, und der Mensch wie aus sich selbst heraus diesem Gesetz entsprechend handelt, ohne Zwang, so daß das Gesetz nicht auf ihm lastet, sondern sozusagen aus ihm hervorgeht?

Angenommen, jemand hat sich Gott zugewandt und ist dorthin gekommen, Sein Gesetz zu lieben: Ist dadurch das Zugehen auf Gott, das eigentliche Wandeln auf dem Pfad des Gesetzes Christi, schon eine Notwendigkeit – und wird es zum Erfolg führen, nur weil wir dies wünschen? Nein. Vom Wunsch abgesehen, muß man auch die Kraft und die Kenntnis haben, um zu handeln, man muß über tätige Weisheit verfügen.

Wer den Weg betritt, das Wohlgefallen Gottes zu gewinnen, oder wer mit Hilfe der Gnade beginnt, auf dem Pfad des Gesetzes Christi auf Gott zuzustreben, wird zwangsläufig von der Gefahr bedroht sein, an Weggabelungen seinen Weg zu verlieren, in die Irre zu gehen und zu verderben, während er sich selbst für gerettet hält. Diese Weggabelungen sind nicht zu vermeiden, da die sündigen Neigungen und die Unordnung der eigenen Anlagen Dinge im falschen Licht darstellen können – und so den Menschen täuschen und zerstören. Es ist die Schmeichelei des Satans damit verknüpft, der sich nur widerwillig von seinen Opfern trennt und denjenigen verfolgt, der aus seinem Herrschaftsbereich in das Licht Christi überwechselt. Er wirft jede Art von Netz aus, um ihn erneut einzufangen – und recht oft fängt er ihn tatsächlich wieder.

Folglich ist es notwendig, demjenigen, der schon den Wunsch hat, auf dem gewiesenen Pfad zum Herrn zu gehen, zusätzlich all die Abwege, die auf diesem Pfad möglich sind, aufzuzeigen, so daß der Reisende im voraus gewarnt ist und somit die Gefahren, denen er begegnen wird, sehen kann und zu erkennen vermag, wie sie zu vermeiden sind.

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Walter
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Registriert: Mittwoch 25. Januar 2006, 13:56

Beitrag von Walter »

Der I. Teil des Werkes befasst sich mit dem Beginn des christlichen Lebens durch die heilige Taufe, nebst Hinweisen, wie die Gnade in der Zeit des Aufwachsen bewahrt wird. Darin wird in Kapitel 1 zunächst darauf eingegangen, wie das christliche Leben in uns beginnt.

Weil die Frage der Kindertaufe im Kreuzgang momentan in mehreren Strängen recht heftig diskutiert wird, habe ich mir erlaubt, aus diesem ersten Kapitel die Begründung des hl. Theofan dafür einmal abzutippen, aber auch sein Bedenken, dass der in der Kindertaufe gelegte Same unbedingt auch von Paten und Eltern durch eine stimmige christliche Erziehung gepflegt werden muss, damit seine Frucht sich voll entwickeln kann.

Damit will ich Baptisten und Evangelikale nicht von der Lektüre dieses Buches abschrecken, ganz im Gegenteil kann sie dazu beitragen, sich von den allzu oft vorherrschenden Klischees einmal abzulösen und in das Thema etwas tiefer einzusteigen, ohne die eigene Position dabei gleich aufgeben zu müssen. Hier im Forum kann ich nur einen kurzen, aber m.E. doch aufschlussreichen Ausschnitt des Kapitels wiedergeben:

Theofan der Klausner hat geschrieben:
Wie beginnt das christliche Leben im Mysterium der Taufe?

Die Taufe ist das erste Mysterium (Sakrament) des christlichen Weges; es macht den Christen würdig, auch die anderen Mysterien zu empfangen. Ohne die Taufe kann man nicht in die christliche Welt gelangen und ein Mitglied der Kirche werden. Die vorewige Weisheit hat sich selbst ein Haus auf Erden errichtet, und die Tür, die in dieses Haus führt, ist das Mysterium der Taufe. Durch diese Tür betreten die Menschen nicht nur das Haus Gottes, sondern sie werden auch in ein dessen würdiges Gewand gekleidet; sie empfangen einen neuen Namen und ein Siegel, das dem ganzen Wesen des Getauften aufgeprägt wird, wodurch später sowohl die himmlischen als auch die irdischen Wesen sie erkennen und unterscheiden.

Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung, lehrt der Apostel (2 Kor 5,17). Der Christ wird zu dieser neuen Schöpfung in der Taufe. Aus dem Taufbad steigt der Mensch keineswegs genauso, wie er hineinstieg. Wie Licht zur Finsternis, wie Leben im Verhältnis zum Tod ist, so ist der Gegensatz zwischen einem Getauften und einem Ungetauften. Empfangen in Ungerechtigkeit und in Sünde geboren, trägt der Mensch vor der Taufe in sich all ihr Gift, mit all dem Gewicht ihrer Konsequenzen. Er empfindet sich im Zustand der Entfremdung von Gott und ist von Natur aus ein Kind des Verderbens. Er ist verstört in Bezug auf seine Bestandteile und Kräfte, die hauptsächlich auf die Vervielfachung er Sünde gerichtet sind; sie sind zersplittert. Er ist dem Einfluss des Satans unterworfen, der aufgrund der im Menschen wohnenden Sünde in ihm mit Kraft agiert – mit dem Ergebnis, dass er nach dem Tod unvermeidlich ein Kind der Hölle ist, wo er zusammen mit deren Fürst und seinen Helfern und Knechten in der Qual sein muss.

Die Taufe befreit uns von all diesen Übeln. Sie nimmt durch die Kraft des Kreuzes Christi den Fluch und bringt den Segen zurück. Jene, die getauft sind, sind die Kinder Gottes, wie der Herr selbst ihnen das Recht, dies zu sein, geschenkt hat: Und wenn wir Kinder sind, dann auch Erben; Erben Gottes und Miterben Christi (Röm 8,17). Das Reich Gottes gehört den Getauften schon kraft der Taufe. Er wurde aus der Vorherrschaft des Satans herausgeführt, der die Macht über ihn und die Kraft, willkürlich über ihn zu handeln, verloren hat. Durch den Eintritt in die Kirche – der Zufluchtstätte – wird dem Satan der Zugang zum Neugetauften verwehrt. Er befindet sich in ihr wie in einer sicheren Umzäunung.

Dies alles sind geistliche Vorrechte und Gaben im Äußeren. Was aber geschieht innerlich? Die Heilung der Erkrankung und Verwundung durch die Sünde. Die Kraft der Gnade durchdringt das Innere und errichtet von neuem die göttliche Ordnung in all ihrer Schönheit, heilt die Missstimmung in der Struktur und in der der Beziehung der Kräfte und Bestandteile untereinander, und gleichfalls verwandelt sie die wesentliche Ausrichtung von sich selbst fort und auf Gott hin – um Gott zu gefallen und gute Werke zu mehren.

[...]

Nun wollen wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten, wie durch die Taufe das christliche Leben in jenen beginnt, die schon als Kinder getauft wurden. Hier liegt dem Anfang des christlichen Lebens eine besondere Ordnung zugrunde, die aus der Beziehung von Gnade und Freiheit rührt.

Wie wir schon wissen, steigt die Gnade herab, wenn das freie Verlangen und die Suche danach vorhanden sind, und dass nur durch das wechselseitige Zusammenwirken beider das neue, durch die Gnade geschenkte Leben beginnt, das in Übereinstimmung sowohl mit der Gnade als auch mit der Natur der freien Persönlichkeit steht. Der Herr schenkt die Gnade frei, aber Er wünscht, dass der Mensch sie sucht und mit Verlangen empfängt, indem er sich selbst völlig Gott übergibt. Es ist klar, dass durch die reuevolle Umkehr und die Taufe diese Bedingung bei Erwachsenen erfüllt wird; doch wie wird sie bei der Taufe der Kleinkinder erfüllt? Ein kleines Kind benutzt noch nicht die Vernunft und Freiheit; folglich kann es von dieser Seite aus noch nicht die Bedingung für ein christliches Leben erfüllen – das heißt: das Verlangen, sich selbst Gott zu übereignen. Nichtsdestotrotz muss diese Bedingung vollständig erfüllt sein. Die besondere Art und Weise, mit der das christliche Leben im Fall der Taufe kleiner Kinder beginnt, hängt von den Mitteln ab, diese Bedingung zu erfüllen.


Taufe für Kleinkinder

Die Gnade steigt auf die Seele des Kleinkindes herab und bringt in ihr genau dieselbe Wirkung hervor, als wäre es mit seiner freien Entscheidung daran beteiligt gewesen, allerdings unter der Bedingung, dass das Kind, das sich zu jener Zeit noch nicht seiner selbst bewusst war und nicht persönlich gehandelt hat, dann, wenn es zum Bewusstsein gelangt, sich freiwillig Gott überantwortet, aus seinem eigenen Verlangen heraus die Gnade wünscht, die ihr Wirken in ihm bekundet hat, froh über ihre Anwesenheit ist, dafür dankt, dass dies für es getan wurde, und bekennt, dass, wenn ihm zum Zeitpunkt der Taufe Verständnis und Freiheit gegeben worden wären, es nicht anders gehandelt hätte als so, wie gehandelt wurde, und es auch nichts anderes gewünscht hätte. Um dieser zukünftigen freien Hingabe seiner selbst an Gott und des Zusammenkommens von Freiheit und Gnade willen, schenkt die göttliche Gnade dem Kind alles und bringt auch ohne seine Mitarbeit alles in ihm hervor, was ihrer Natur entspricht, und zwar unter dem Versprechen, dass das innerste Verlangen und die Hingabe an Gott ganz bestimmt vorhanden sein und geschehen wird. Dies ist das Versprechen, das die Paten ablegen, wenn sie Gott gegenüber und vor der Kirche erklären, dass diesem Kind, wenn es zum Bewusstsein gelangt, von seiner Freiheit genau jenen Gebrauch machen wird, das von der Gnade verlangt wird. Sie nehmen daher in der Tat die Verpflichtung auf sich, das Kind zu jenem Zustand zu führen, für den sie gebürgt haben.

Und so ist in das Kind durch die Taufe der Same des Lebens in Christus gelegt worden, und er bleibt in ihm anwesend; doch ist es so, als wäre er nicht da – er wirkt als erziehende Kraft in ihm. Das geistliche Leben, welches das Kind durch die Taufgnade empfängt, wird erst dann zum Eigentum des Menschen und tritt in seiner vollständigen Form erst von jenem Zeitpunkt an in Erscheinung, wenn der Mensch, der zum Bewusstsein gelangt ist, sich Gott aus freier Entscheidung ganz übergibt und sich die Kraft der Gnade, die in ihm ist, aneignet. Nicht nur unbewusst und in ihm verborgen, sondern auch bewusst und im Einklang mit seiner Vernunft empfängt er sie dann: mit Verlangen, in Freude und Dankbarkeit. Bis zu dieser Zeit ist das christliche Leben gleichfalls in ihm wirksam, doch es ist so, als hätte er keine Kenntnis davon; es ist in ihm wirksam, jedoch auf eine Weise, als wäre es noch nicht sein eigenes. Vom Augenblick seiner Bewusstwerdung und Wahl an wird es sein eigenes – nicht nur durch die innewohnende Gnade, sondern auch durch die Freiheit.

Aufgrund dieser mehr oder weniger ausgedehnten Zeitspanne zwischen Taufe und der Hingabe seiner selbst an Gott ist der Anfang des christlichen sittlichen Lebens durch die Taufgnade bei Kleinkindern sozusagen auf eine unbestimmte Periode ausgedehnt, während das Kind reift und in der Heiligen Kirche zu einem Christen inmitten anderer Christen herangezogen wird, so, wie es zuvor im Schoß seiner Mutter die körperliche Gestalt erhielt.

[...] Jemand, der geboren und getauft wird, ist gänzlich ein Same der Zukunft, oder anders gesagt – ein besätes Feld. Die neue Haltung, die ihm durch die Taufgnade eingegeben wurde, ist nicht etwas Gedachtes oder Vorgestelltes, sondern etwas Wirkliches, das heißt – es ist ein Lebenssame. Gewöhnlich entwickelt sich jeder Same gemäß seiner Art, und so kann auch im Getauften der Same des gnadenerfüllten Lebens zur Entfaltung gebracht werden. Wenn in ihm der Same der Hinwendung zu Gott, der die Sünde überwindet, gelegt wird, dann kann dieser, genauso wie andere Samen auch, entwickelt und genährt werden.

(Aus: Der Weg zur Rettung)
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Willy
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Beitrag von Willy »

Lieber Walter,

vielen Dank für die Mühe!
Vielleicht kannst Du dies im orthodoxen Forum auch veröffentlichen?
Es wäre sowohl als Lektüre sehr nützlich, als auch im Bereich des Taufverständnisses.

L.G. W.

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