Fragen zum Thema Orthodoxie

Ostkirchliche Themen.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Könntet ihr bitte immer eine "Eindeutschung" geben, wenn ihr "Fachvokabular" verwendet. Ich denke an das Ministrantenbild "Dyptichon" oder wie das hieß...

Danke für die Mühen.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Verzeih --- hab mich verbessert und die Sache an der entsprechenden Stelle ausgeführt.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
ich weiß nicht ein noch aus.
Gott, sei gnädig und hilf.
Gib Kraft zu tragen, was du schickst,
laß die Furcht
nicht über mich herrschen.
(D. Bonhoeffer)

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Wie wir einen Priester begrüßen: man verneigt sich, legt die Hände aufeinander, die rechte Hand auf die linke, mit den Handflächen nach oben und sagt: "segnen Sie, Vater"; anschließend küßt man die segnende Hand.

Bild
Zuletzt geändert von Alexander am Montag 23. Januar 2006, 12:35, insgesamt 2-mal geändert.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

gibt es im ostritus die sog privatmesse ? bei teilen der unierten gibt es sie z.b. bei den mechitaristen

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Erkläre bitte den Begriff.
Herr Gott,
großes Elend ist über mich gekommen.
Meine Sorgen wollen mich erdrücken,
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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

der Priester zellebriert jeden tag eine hl. messe auch ohne gemeinde nur mit einem meßdiener

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Ähm --- in den Klöstern (außer Skiten) wird jeden Tag Liturgie zelebriert; und dann je nach der Besetzung... Übrigens, der Meßdiener ist ja auch "Gemeinde", nur eben aus einer Person bestehend. Eine göttliche Liturgie mit der Besetzung "ein Priester und ein Sänger" ist möglich. Der Pfarrer unserer Gemeinde hat uns schon angeboten, daß jeder Namenstag eines Gemeindemitglieds mit einer Liturgie gefeiert werden kann, wenn sich jemand findet, der/die dabei singt.
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Julius
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Beitrag von Julius »

Hallo Alexander,

inwieweit halten sich heute Orthodoxe an die im Vergleich zur katholischen Kirche strengen Fastenvorschriften?
Mir sind neben Mittwoch und Freitag mit Fleisch-und Fischverzicht noch die Zeiten vor Weihnachten, Ostern und dem Fasten zu Ehren Mariens im August bekannt. Stimmt das?
Gruß und vielen Dank
Julius

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Die Fastenzeit vor dem Petrus-Und-Paul-Tag hast Du noch vergessen :)
Ja, Fasten ist sehr wichtig und sehr bestimmend für das Leben in der Orthodoxen Kirche.
Julius hat geschrieben:neben Mittwoch und Freitag mit Fleisch-und Fischverzicht
Dazu noch Verzicht auf Milch- und Eierprodukte.
Fleisch, Milch und Eier sind zu jeder Fastenzeit verboten, der Fisch je nach der Fastenzeit; ähnlich auch der Alkohol.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das ist einerseits richtig. Andererseits ist das Spektrum der Möglich-
keiten, wenn du die ganze Bandbreite der Getauften betrachtest, na-
türlich sehr groß und reicht von dem, der fast täglich in der Kirche
ist, bis zu dem, der ein paar Mal im Jahr hingeht, um eine Kerze an-
zuzünden, aber nie die Sakramente empfängt. Entsprechend sieht
es auch mit der Einhaltung der Fastengebote aus.

Zu diesen könnte man noch ergänzen, daß kleine Kinder, Schwan-
gere, Stillende und Kranke (soweit dabei die Ernährung eine Rolle
spielt) von den Fastengeboten teilweise oder auch ganz ausgenom-
men sind. Im Zweifel wird man da mit seinem Beichtvater sprechen.

Alexander hat also, wie gesagt, einerseits und im Grundsatz völlig
Recht. Andererseits gibt es – ohne daß die Gebote an sich in Frage
gestellt würden – auch eine pastorale Praxis mit Klugheit und Au-
genmaß.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Zu diesen könnte man noch ergänzen, daß kleine Kinder, Schwan-
gere, Stillende und Kranke (soweit dabei die Ernährung eine Rolle
spielt) von den Fastengeboten teilweise oder auch ganz ausgenom-
men sind.
Und Reisende und schwer Arbeitende. In der Tat ist die "pastorale Praxis mit Klugheit und Augenmaß" das entscheidende, denn die Fastenvorschrift sieht auch Tage vor, an denen man selbst auf pflanzliches Öl zu verzichten hat. Конец бесконечен!

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Ja, und gerade das Öl esse ich immer --- nach Anweisung meines Beichtvaters.
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das ist einerseits richtig. Andererseits ist das Spektrum der Möglich-
keiten, wenn du die ganze Bandbreite der Getauften betrachtest, na-
türlich sehr groß und reicht von dem, der fast täglich in der Kirche
ist, bis zu dem, der ein paar Mal im Jahr hingeht, um eine Kerze an-
zuzünden, aber nie die Sakramente empfängt. Entsprechend sieht
es auch mit der Einhaltung der Fastengebote aus.
Man muß dazu anmerken, daß diejenigen [Erwachsenen], die zur Kirche jeden Sonntag gehen, die Fastenvorschriften meist recht gut erfüllen. Man liebt das Fasten, gratuliert einander mit dem Beginn einer Fastenzeit... und freut sich auch, wenn sie vorbei ist :D
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Julius
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Beitrag von Julius »

Vielen Dank für die Informationen :)
Sicher ein guter Weg einerseits zum Verzicht aufzurufen andererseits aber auch die Person uund ihre Situation zu beachten.
Gruß julius

Julius
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Beitrag von Julius »

Das habe ich noch bei orthodoxfrat gefunden, die Fastenregeln vor Ostern:

Fastenregeln


Die Fastenregeln der Kirche sind im Kapitel 32 und 33 des Typikons dargelegt.
Vollständiges Fasten, wie in den Grossen 40-tägigen Fasten vor dem Auferstehungsfest vorgesehen, bedeutet Abstinenz von Fleisch, Eiern, allen Milchprodukten, Fisch, Wein und Öl. Der Speiseplan besteht also praktisch nur aus Gemüse, das ohne Öl zubereitet wird, Kartoffeln, Reis und Brot, wobei den Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen jeder Art, Linsen) besondere Bedeutung zur ausgewogenen Ernährung zukommt. An den Samstagen und Sonntagen dieser Fastenzeit ist laut Typikon zusätzlich Wein und Öl erlaubt, was die Zubereitung der Speisen erleichtert. An einem besonderen Feiertag, wie zum Fest der Verkündigung an die Gottesmutters am 25. März (7.4.) aber z.B. nicht am Sonntag der Orthodoxie ! sind auch Fischspeisen erlaubt.
Dabei ist jedoch immer zu bedenken, dass die Fasten keine Zwangsjacke darstellen, sondern eine Hilfe, die die Abhängigkeiten aufheben und uns auf das Gebet hin orientieren sollen.
Dadurch gehört auch weitestgehender Verzicht auf "Zeitvertreib" und Unterhaltungsmedien.
Ernsthafte Bemühungen in der Überwindung persönlicher Schwächen sind notwendige Begleiter sinnvollen Fastens.
Hingegen sollte bei gesundheitlichen Problemen wirklich nur Überflüssiges dem Fasten unterworfen werden.
Damit hier keine Willkür oder unheilsame Unsicherheit aufkommt, sollte man sich immer mit dem "Geistlichen Vater", zu dem ein jeder Christ für seinen Nächsten werden kann, absprechen !


Gruß Julius

Natbar
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Beitrag von Natbar »

Hallo Alexander,

eine etwas ungewöhnliche Frage. Ich habe gehört, daß Frauen die
frisch ihre Kinder bekommen haben, erst mal eine Ruhephase bei Euch haben - wird das so noch praktiziert und wenn wie ist das dann mit der Taufe bei Euch


und noch eine Frage: Wir (mein Mann und ich) haben uns das Bild der Trauung angeschaut, warum werden da Kronen gehalten?

Natbar

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Natbar hat geschrieben:eine etwas ungewöhnliche Frage. Ich habe gehört, daß Frauen die
frisch ihre Kinder bekommen haben, erst mal eine Ruhephase bei Euch haben - wird das so noch praktiziert und wenn wie ist das dann mit der Taufe bei Euch
Nach "den Tagen ihrer Reinigung" (=40); oder wenn Eile geboten ist, bleibt sie in der Vorhalle der Kirche. Wenn das Kind sichtlich sterbegefährdet ist, fährt der Priester ins Krankenhaus und tauft das Kind sofort.
Natbar hat geschrieben:und noch eine Frage: Wir (mein Mann und ich) haben uns das Bild der Trauung angeschaut, warum werden da Kronen gehalten?
Trauung heißt bei uns überhaupt "Mysterium der Krönung" oder noch genauer "der Bekränzung". Die Trauleute werden sozusagen König und Königen ihrer Familie; es sind Kränze der Gnade und Herrlichkeit, aber auch des Martyriums; denn die Ehe ist auch ein Martyrium! Man opfert sich für den anderen auf und beide zusammen für Gott. Man muß alle Entbehrungen zusammen tragen und mit dem Leben Christus bezeugen.
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Natbar
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Beitrag von Natbar »

Danke für die Antwort, Alexander

warum ist die Ehe ein Märtyrertum?

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Weil wahre Liebe Selbstaufopferung ist, wie der Herr Jesus Christus es gezeigt hat. Wahre Liebe zum Ehepartner und zu den Kindern und anderen. Und weil wir gefallene Menschen sind und einander zuweilen Trübsale bereiten. Weil die Eheleute Christus bezeugen müssen nach außen und in der Familie: nämlich die Kinder zu Christen erziehen. Martyrer heißt aber "Zeuge".
Herr Gott,
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Natbar hat geschrieben:Danke für die Antwort, Alexander

warum ist die Ehe ein Märtyrertum?
:ikb_angel: :ikb_angel:
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Natbar
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Beitrag von Natbar »

Naja wer ist nun der Engel Robert, Du oder Deien Frau :-)

Die Erklärung von Alexander fand ich recht schön - ich werde länger darüber nachdenken.

Natbar

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Natbar hat geschrieben:Naja wer ist nun der Engel Robert, Du oder Deien Frau :-)
Wir beide, wenn wir nach dem letzten ehelichen Gefecht beide den Märtyrertod gestorben sind …
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

holzi hat geschrieben:Wie läuft denn eine orthodoxe Kanonisation ab? Ist das auch ein so formalisierter Prozess wie in der römischen Kirche? Gibt es einheitliche Vorgehensweisen in allen orthodoxen Kirchen oder hat da eine jede ihre Eigenarten?
Die Heiligsprechung erfolgt durch einen Bischof für ein Bistum oder durch ein Konzil der jeweiligen autokephalen Kirche für die gesamtkirchliche Verehrung, andere Ortskirchen werden benachrichtigt, damit die sie Namen der Heiligen in den Kalender aufnehmen.
Zuletzt geändert von Alexander am Montag 6. Februar 2006, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Alexander hat geschrieben:
holzi hat geschrieben:Wie läuft denn eine orthodoxe Kanonisationa ab? Ist das auch ein so formalisierter Prozess wie in der römischen Kirche? Gibt es einheitliche Vorgehensweisen in allen orthodoxen Kirchen oder hat da eine jede ihre Eigenarten?
Die Heiligsprechung erfolgt durch einen Bischof für ein Bistum oder durch ein Konzil der jeweiligen autokephalen Kirche für die gesamtkirchliche Verehrung, andere Ortskirchen werden benachrichtigt, damit die sie Namen der Heiligen in den Kalender aufnehmen.
Das war ziemlich genau vor 2 Jahren mal Thema hier.

Julius
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Beitrag von Julius »

Mich interesiert welche orthodoxen Heilige euch besonders nahe sind.
Ich kenne durch Bücher: Seraphim von Sarow, Johannes von Kronstadt und Siluan vom Berg Athos.
Welche Heilige sind euch wichtig?
Gruß Julius

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holzi
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Beitrag von holzi »

Nietenolaf hat geschrieben:Das war ziemlich genau vor 2 Jahren mal Thema hier.
Oh ja, das präzisiert die Sache erheblich. Ich bin ja erst seit Anfang Dezember hier mit dabei.

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Alexander
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Beitrag von Alexander »

"Was tu ich, damit ich letztlich das ungeschaffene Thaborlicht sehe?" - Antwort: "Schaff erstmal den Mülleimer raus."

Apophthegmata Patrum Teutonicorum, Abbas Romanòs von den näheren Höhlen.
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Alexander
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Beitrag von Alexander »

Julius hat geschrieben:Mich interesiert welche orthodoxen Heilige euch besonders nahe sind.
Ich kenne durch Bücher: Seraphim von Sarow, Johannes von Kronstadt und Siluan vom Berg Athos.
Welche Heilige sind euch wichtig?
Gruß Julius
Oh ja, der heilige Siluan hat unglaublich erhebende Sachen geschrieben... Im Zustand der Theosis hat er sie verfaßt, so frei von den Leidenschaften wie nur wenige von den Heiligen, durch und durch voll göttlicher Liebe --- das Niveau der Mystiker der Wüste, doch so nahe und verständlich, so brüderlich...

Was meine Gepflogenheiten im Gebet zu den Heiligen anbetrifft, so richten sie sich vor allem am Kirchenkalender aus. Zu der allheiligen Gottesgebärerin wird mit Abstand häufiger gebetet, als zu den anderen Heiligen der Kirche --- keine Gebetsordnung der Orthodoxen kommt ohne Erwähnungen der Muttergottes aus.
Zum hl. Schutzengel täglich...
Wenn ich in eine Kirche komme, so bete ich zu dem/der Heiligen der Kirche, wenn ich's nicht vergesse. Wenn in einer Kirche Reliqiuenschreine sind, so verehre ich natürlich sie und bete zu den Heiligen, deren Leiber in ihnen ruhen.
Sie alle bitte ich um Hilfe und Beistand, mir zu helfen, die allheilige Dreiheit, Vater, Sohn und den Heiligen Geist, anzubeten und ihr zu dienen, daß meine Sünden mir vergeben werden und ich mich dem dreieinigen Gott nähern möge!
Herr Gott,
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Julius
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Beitrag von Julius »

Alexander hat geschrieben:Oh ja, der heilige Siluan hat unglaublich erhebende Sachen geschrieben... Im Zustand der Theosis hat er sie verfaßt, so frei von den Leidenschaften wie nur wenige von den Heiligen, durch und durch voll göttlicher Liebe --- das Niveau der Mystiker der Wüste, doch so nahe und verständlich, so brüderlich...
"Nachdem er die "höllischen Qualen" erlitten, nachdem ihm Gott das Gebot gegeben hatte: "Halte dich mit Bewußtsein in der "Hölle", war es Siluan besonders eigen geworden, für die Verstorbenen zu beten, die "in der Finsternis" leiden. In seinem Gebet das keine Zeitgrenze kannte, schwanden alle Gedanken über vergängliche und menschliche Geschehnisse. Es gab für ihn keine Feinde. In seiner Bekümmernis um die Welt teilte er die Menschen in Gott-Kennende und Gott-Nichtkennende ein. Es war ihm unerträglich zu denken, daß Menschen in der äußersten Finsternis leiden müssen.
Bei einer Unterhaltung des Starez mit einem Einsiedlermönch sagte dieser: "Gott wird alle Gottlosen bestrafen, sie werden im ewigen Feuer brennen" Innerlich bewegt erwiderte der Starez: "Und du hättest kein Mitleid mit ihnen, wenn du selber im Paradiese weiltest?" Darauf der Mönch : "Aber sie sind ja selbst schuld" Mit betrübten Herzen antwortete der Starez: "Die Liebe kann das nicht ertragen...man muß für alle beten"

Starez Siluan "Sein Leben und seine Lehre" Band 1 Patmos Verlag

Gruß Julius

Tatiana
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Beitrag von Tatiana »

Julius hat geschrieben:Mich interesiert welche orthodoxen Heilige euch besonders nahe sind.
Ich kenne durch Bücher: Seraphim von Sarow, Johannes von Kronstadt und Siluan vom Berg Athos.
Welche Heilige sind euch wichtig?
Gruß Julius
Hallo Peter!
Mir persönlich sind besonders wichtig Hl. Nikolaus von Myra, Hl. Sergius von Radonesh, Hl. Seraphim von Sarow, Hl. Mitrophan, Bischof von Woronesh, Hll. Uneigennützigen Kosmas und Damian von Asien, Hl. Martyrer Triphon, Hl. Johannes von Kronstadt, Hl. Siluan vom Berg Athos. Sehr verehre ich die Hll. Kaiserlichen Martyrer (Zarenfamilie) und alle Neumartyrer von Rußland, natürlich meine Schutzpatronin Hl. Martyrerin Tatiana von Rom wie auch Hl. Matrona von Moskau und Hl. Xenia von Sankt Petersburg. Wichtig sind mir Hl. Theophan der Klausner und Hl. Bischof Ignatij (Brjantschaninow), Hll. Mönche (Starzen) von Optina Pustyn, Hl. Seraphim von Vyrica, Hl. Prophet, Vorläufer und Täufer Johannes und Hl. Apostel und Evangelist Johannes der Theologe. Ich bitte sie immer um ihre Hilfe, Schutz und Beistand.
Liebe Grüße,
Tatiana.

Julius
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Beitrag von Julius »

Hallo Tatiana,

das sind ja eine Menge Heilige die du da aufzählst. Viele sind mir nicht bekannt und es gibt ja auch nicht zu allen deutschsprachige Literatur.
Die heiligen Kosmos und Damian sind in der orthodoxen Gemeinde vor Ort ebenfalls sehr beliebt. Wenn ich recht informiert bin werden sie als Helfer bei Krankheit angerufen.
Wie ich schon schrieb kenne ich den Heiligen Siluan vom Berg Athos. Beim Lesen seiner Texte, oder beim Lesen dessen, was Vater Sofronij über ihn geschrieben hat, wird man wirklich zum Gebet geführt.
Über Johannes von Kronstadt habe ich vor kurzen ebenfalls ein gutes Buch gelesen. Ein wirklich großer Heiliger der Gottes- und Nächstenliebe. Ich betrachte diese beiden ebenfalls als "meine" Heiligen" und bitte um ihre Fürsprache.
Optina Pustyn war das ein Kloster? Anscheinend gab es da mehrere Starzen.
Gibt es eigentlich heute noch so etwas wie "Geistliche Väter" deren Lehre die Gläubigen anziehen? Ich weiß das jeder Priester wohl auch ein "Geistlicher Vater" sein sollte, aber ich meine die Frage eher in Bezug auf so etwas wie Optina Pustyn.
Gruß Julius

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Khatja
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Beitrag von Khatja »

Julius hat geschrieben: Optina Pustyn war das ein Kloster? Anscheinend gab es da mehrere Starzen.
Gibt es eigentlich heute noch so etwas wie "Geistliche Väter" deren Lehre die Gläubigen anziehen? Ich weiß das jeder Priester wohl auch ein "Geistlicher Vater" sein sollte, aber ich meine die Frage eher in Bezug auf so etwas wie Optina Pustyn.
Gruß Julius
Hallo Julius,

ja, Optina Pustyn ist ein Kloster, in dessen Geschichte besonders viele Starzen aufleuchteten. Das Kloster war einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte, v.a. im 19. Jahrhundert, denn zu dieser Zeit hielten sich da viele Mönche mit einem sehr hohen Niveau des geistigen Lebens auf - z.B. die Starzen Lew, Makarij, Amwrosij, Iosif, Anatolij, Warsonofij, Feodosij, Anatolij und Nektarij. Sie und somit auch das Kloster waren in ganz Russland bekannt.
Optina Pustyn wurde zu Ostern 1923 von der sowjetischen Regierung geschlossen, alle Mönche wurden verhaftet und endeten ihr Leben irgendwo in Gefängnissen oder Arbeitslagern. Später wurden sie kanonisiert; ich weiß aber nicht genau, wann.

Optina Pustyn besteht heute wieder, es ist ein schönes und großes Kloster mit vielen Mönchen und natürlich wieder mit vielen Pilgern. :)

Und jetzt zu der anderen Frage: leider gibt es heute ziemlich wenige Starzen... Und gerade vor kurzem, am 5. Februar dieses Jahres, starb einer von ihnen - ich meine den Archimandrit Ioann (Krest'jankin), dessen Worte, Briefe und Bücher sehr bedeutend und sehr beliebt bei vielen russischen Gläubigen sind... Ewiges Gedenken!

liebe Grüße,

Khatja

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