Lieber Jeremias,
ich möchte mich aufrichtig entschuldigen, dass ich Sie beleidigt habe. Ehrlich gesagt kann ich mich nur wage an unsere Gespräche erinnern, aber wenn Sie das immer noch mit sich tragen, muss ich mich wirklich danebenbenommen haben. Ich bitte Sie zu bedenken, dass ich vor 15 Jahren ein 19. Jähriger Student gewesen bin und noch sehr hitzköpfig war.
Auch im Forumsleben habe ich damals manche Fehler gemacht, die u. A. auf meiner Unerfahrenheit basierten. Es war aber auch eine schwierige Situation. Das Forum wurde nicht vor mir gegründet, hatte ein paar Jahre Geschichte hinter sich und wurde wegen Konflikten im Moderationsteam geschlossen. Als ich im Internet aktiv wurde und orthpedia.de gründete, traten die Betreiber des Forums an mich heran und baten mich, das Forum zu übernehmen und wiederzueröffnen. Als ich zustimmte und das Forum wieder auflebte, kamen verschiedene Menschen zusammen und es kam zu Konflikten, die ich lösen musste. Es war keine leichte Aufgabe, sich als Student gegen alte Hasen und sogar Priester durchzusetzen. Aber mein Ziel war es immer, ein gutes Miteinander herzustellen und nicht bestimmte Positionen durchzudrücken. Manchmal ist es als Moderator leider notwendig, jemanden zurechtzuweisen oder zu blockieren, um den Frieden zu bewahren. Doch wie schon gesagt – sollte ich unfair gewesen sein, jemanden beleidigt oder angegriffen haben, tut es mir sehr leid.
Eine kleine Auskunft zu meinen Positionen, die hier erwähnten wurden:
- Ich habe nie eine tägliche Beichte praktiziert oder vertreten, weder bei Kindern noch bei Erwachsenen. In der russischen Kirche ist es üblich, dass alle ab 7 Jahren vor jeder Kommunion zur Beichte gehen. Die meisten Priester halten sich an diese Praxis. Ich persönlich sehe eine so häufige Beichte als Überbleibsel der sowjetischen Zeit und der 90er-Jahre und erlaube mir bekannten Gemeindemitgliedern seltener zu beichten. Die Geschichte, die heutige Praxis und die entsprechende Diskussion sind in dem Dokument „Über die Teilnahme der Gläubigen an der Eucharistie“ dargestellt:
https://rokmp.de/de/deutsch-dokument-ub ... charistie/
Auch bei Kinderfreizeiten habe ich nie eine tägliche Beichte praktiziert. Bei jeder Freizeit haben die Teilnehmer an einem Abend die Möglichkeit, zur Beichte zu gehen. Dabei ist diese immer freiwillig. Ich kann jemandem die Bedeutung der Beichte erklären und versuchen, ihn von der Wichtigkeit dieser zu überzeugen, aber ich habe nie jemanden zur Teilnahme an einem Sakrament gezwungen und halte das für höchst abwegig.
- Auch wenn ich die orthodoxe Kirche als die Wahre Kirche Christi ansehe, habe ich Respekt und Achtung vor gläubigen Katholiken. (Auch mit 19.) Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, den Katholizismus als Krebsgeschwür bezeichnet zu haben, sollte das aber im jugendlichen Eifer des Gefechts passiert sein, so tut es mir Leid.
- Dass es Diakonissen gibt, wurde bei uns am Priesterseminar gelehrt. (Vielleicht wurde das Thema zeitlich erst nach der erwähnten Diskussion mit mir behandelt?) Jedenfalls weiß ich das, obwohl die Diakonissen von damals bekannter Weise nicht mit den Diakonen von heute zu tun haben. In frühen Quellen (z. B. Didasc. Ap. [3. Jhr.], Const. Ap. III [4. Jhr.]) wird beschrieben, dass Diakonissinen bei der Taufe von Frauen geholfen haben, diese einzuölen (damals wurde der ganze Körper eingeölt); Frauen in ihren Häusern besucht haben, um diese während Krankheiten zu unterstützen (also karitativer Dienst); Frauen während des Gottesdienstes den Friedenskuss brachten u. Ä. In diversen Quellen jener Zeit wird explizit klargestellt, dass Diakonissinen keinen liturgischen Dienst im Sinne des Priesteramtes innehatten.
- Welches meiner Videos vom „Verständnis der Naturwissenschaft in West- und Ostkirche“ handelt, weiß ich jetzt nicht und verstehe auch nicht die Position darin, die kritisiert wird.
- Dass es in der antiochenischen Kirche weibliche Altardienerinen gibt, halte ich weder für verachtenswert, noch für theologisch falsch. Es gibt auch keinen Kanon, der Frauen den Zugang zum Altar verbietet. Dass in den meisten orthodoxen Jurisdiktionen Mädchen nicht zum Altardienst zugelassen werden, hat verschiedene praktische und traditionelle Gründe. Bei mir in der Gemeinde singen viele Mädchen im Chor, wodurch sie ebenfalls praktisch am Vollzug der Liturgie teilnehmen und ihren Dienst an Christus und der Gemeinde leisten.