Fragen zum Thema Orthodoxie

Ostkirchliche Themen.
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Clemens
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Clemens »

ad-fontes hat geschrieben:@CLEMENS:

Vlt für dich von Interesse:
http://fatherjohn.blogspot.de/213/7/s ... tions.html
Danke, das wusste ich nicht!

Mir sind aus der Vergangenheit keine Fälle von solchen Mehrfachkonsekrationen bei den Orthodoxen bekannt.
Nur Fälle, dass Bischöfe (z.T. mehrmals) auf einen anderen Sitz befördert wurden.
Z.B.
Anthim I. (Atanas Michajlow Tschalakow), orthod. Bf. Preslav 1861, Widin 1868 und erster Exarch von Bulgarien 1872
oder:
Joannes Kokkades, Bf. Dryinoupolis/Nord-Epirus 1827, Ebf. Ioannina 1835-38 und 184-45, Kyzikos 1845, als Joachim II. ökumen. Patriarch Konstantinopel 186-63 und 1873-78.

Ralf

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ralf »

Ilija hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ilija, ich glaube da möchte sich jemand scheiden lassen und sucht verzweifelt nach Sanktionierung in der orthodoxen Kirche.... :kugel:
Denke ich auch :kugel:

Entschuldigt meine Schreibfehler. Mit Smartphone zu schreiben ist nicht so einfach
Ich habe nur das ehemalige Oberhaupt der Kirche Griechenlands zitiert.

Und habe etwas Einblick in die Praxis der Kirche Rumäniens, die die Aussage des Erzbischofs deutlich unterstreicht.

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Ilija
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ilija »

Ralf hat geschrieben:
Ilija hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ilija, ich glaube da möchte sich jemand scheiden lassen und sucht verzweifelt nach Sanktionierung in der orthodoxen Kirche.... :kugel:
Denke ich auch :kugel:

Entschuldigt meine Schreibfehler. Mit Smartphone zu schreiben ist nicht so einfach
Ich habe nur das ehemalige Oberhaupt der Kirche Griechenlands zitiert.

Und habe etwas Einblick in die Praxis der Kirche Rumäniens, die die Aussage des Erzbischofs deutlich unterstreicht.
Alles Klar Ralf! Wir orth. scheinen Dämmlich zu sein und nix über unsere Praxis zu wissen. Ihr versteht anscheinend viel mehr davon und das nur aus übersetzen Interviews :)

Ralf

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ralf »

Nein, nicht dämlich. Bloß nicht einer Meinung.

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Florianklaus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Florianklaus »

Ilija hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Ilija hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ilija, ich glaube da möchte sich jemand scheiden lassen und sucht verzweifelt nach Sanktionierung in der orthodoxen Kirche.... :kugel:
Denke ich auch :kugel:

Entschuldigt meine Schreibfehler. Mit Smartphone zu schreiben ist nicht so einfach
Ich habe nur das ehemalige Oberhaupt der Kirche Griechenlands zitiert.

Und habe etwas Einblick in die Praxis der Kirche Rumäniens, die die Aussage des Erzbischofs deutlich unterstreicht.
Alles Klar Ralf! Wir orth. scheinen Dämmlich zu sein und nix über unsere Praxis zu wissen. Ihr versteht anscheinend viel mehr davon und das nur aus übersetzen Interviews :)
Ihr müßt schon entschuldigen, daß wir die Aussage eines orthodoxen Metropoliten mindestens so hoch bewerten wie die Euren. Gibt es denn irgenwelche Indizien, daß das Interview nicht korrekt übersetzt wurde?

Ralf

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ralf »

Florianklaus hat geschrieben:
Ilija hat geschrieben:
Ralf hat geschrieben:
Ilija hat geschrieben:
Nassos hat geschrieben:Ilija, ich glaube da möchte sich jemand scheiden lassen und sucht verzweifelt nach Sanktionierung in der orthodoxen Kirche.... :kugel:
Denke ich auch :kugel:

Entschuldigt meine Schreibfehler. Mit Smartphone zu schreiben ist nicht so einfach
Ich habe nur das ehemalige Oberhaupt der Kirche Griechenlands zitiert.

Und habe etwas Einblick in die Praxis der Kirche Rumäniens, die die Aussage des Erzbischofs deutlich unterstreicht.
Alles Klar Ralf! Wir orth. scheinen Dämmlich zu sein und nix über unsere Praxis zu wissen. Ihr versteht anscheinend viel mehr davon und das nur aus übersetzen Interviews :)
Ihr müßt schon entschuldigen, daß wir die Aussage eines orthodoxen Metropoliten mindestens so hoch bewerten wie die Euren. Gibt es denn irgenwelche Indizien, daß das Interview nicht korrekt übersetzt wurde?
Auf Englisch und Spanisch lautet die Stelle übrigens genauso.

Germanus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Germanus »

Mit Verlaub, hier geht es wohl nicht um sprachliche Übersetzungsschwierigkeiten, sondern um solche des Verständnisses. Die sind hier massiv im Spiel, da die Glaubenspraxis der Ehe römischer- und orthodoxerseits doch eine andere ist.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Florianklaus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Florianklaus »

Germanus hat geschrieben:Mit Verlaub, hier geht es wohl nicht um sprachliche Übersetzungsschwierigkeiten, sondern um solche des Verständnisses. Die sind hier massiv im Spiel, da die Glaubenspraxis der Ehe römischer- und orthodoxerseits doch eine andere ist.
Gruß G.
Dann kläre uns bitte mal auf und rücke die Aussagen des Metropoliten ins rechte Licht.

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ad-fontes
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von ad-fontes »

Die Ordinationen werden im byzant. Ritus ja in ganz gewöhnlichen Sonntagsliturgien vorgenommen. Wie ist das bei Trauungen und Begräbnissen? Werden dann andere Gesänge (Antiphonen etc.), Lesungen, Gebete verwendet, sozusagen Liturgien zu besonderen Anlässen, oder sind diese ebenfalls in die Liturgie vom Tag eingebettet?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Thomas_de_Austria
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Bzgl. Regel: Werden tatsächlich jedem der will und die entsprechenden Bußzeiten etc. einhält drei Ehen gewährt (um das einmal so auszudrücken), oder wird das in manchen Fällen auch verweigert?
Sozialdoktrin ROK, X hat geschrieben:Wenn jedoch die Ehescheidung bereits eine vollendete Tatsache, insbesondere bei getrennt lebenden Eheleuten, ist, und wenn die Wiederherstellung der Familie nicht möglich erscheint, kann die Ehe aus pastoraler Nachsicht auch nach kirchlichem Recht annulliert werden. Die Kirche unterstützt in keiner Weise zweite Ehen.

Mary
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Mary »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:oder wird das in manchen Fällen auch verweigert?
Ja, das kann vorkommen. Der Bischof entscheidet.
Soweit ich weiss, ist es insbesondere nicht möglich/üblich, einen neuen Partner zu heiraten, der "Scheidungsgrund" war... also wenn zum Beispiel eine Frau wegen einer anderen verlassen wurd, kann der Mann nicht diese neue Freundin zu seiner Frau machen.
Who is so great a God as our God? You are the God who does wonders!

Thomas_de_Austria
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Danke, das habe ich mir fast gedacht.

Allzu viel Einheitlichkeit im Sinne einer fixen Richtlinie kann ich hier von daher nicht unbedingt erkennen. Was irgendwie auch interessant ist: Es scheint für ein und denselben Sachverhalt jeweils von Annullierung und Scheidung die Rede zu sein. Kann das sein, oder erscheint mir das nur so?
Ilija hat geschrieben:Man darf nicht dreimal Heiraten!
Wie ist dieses „Dürfen“ hier genau zu verstehen? Im Sinne von: Man soll sich nicht scheiden lassen (wobei darunter in der Orthodoxie auch etwas anders verstanden wird als im im röm. Katholizismus, zumindest macht es so den Eindruck, da sich überhaupt die östliche Theologie zur Ehe von der westlichen unterscheidet) und dann wieder heiraten, aber es ist theoretisch möglich?

Germanus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Germanus »

Mir scheint, dass die Einheitlichkeit im Umgang mit der Ehe darin zu sehen ist, dass kein Wort der Hl. Schrift mißachtet wird, aber dass die Vorgaben der Tradition auf den konkreten Fall angewendet werden. Darin gründet sich z.T. auch das unterschiedliche Verständnis, da "die Liebe niemals aufhört", also auch nicht mit dem Tod. "Bis dass der Tod euch scheidet" muss sich dann notwendigerweise anders einordnen lassen, als das im römisch-kath. Eheverständnis der Fall ist. Darin sehe ich die markanteste Übersetzungsschwierigkeit (im übertragenen Sinne), wenn röm. und orth. Glaubenspraxis aufeinandertreffen.
Gruß G.
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taddeo
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von taddeo »

Germanus hat geschrieben:... das unterschiedliche Verständnis, da "die Liebe niemals aufhört", also auch nicht mit dem Tod. "Bis dass der Tod euch scheidet" muss sich dann notwendigerweise anders einordnen lassen, als das im römisch-kath. Eheverständnis der Fall ist.
Das ist logisch. Aber was man dann als Katholik nicht ganz versteht: Jesus sagt im Gleichnis von der Frau, die sieben Brüder geheiratet hatte, ganz ausdrücklich, daß sie im Himmel keines der sieben Frau sein wird, weil man nach dem Tod (bzw. "im Himmel") nicht mehr verheiratet ist. Wieso ignoriert die Orthodoxie (zumindest scheinbar) einfach solche eindeutigen Jesusworte?

Meine Frau würd sich wahrscheinlich bedanken, wenn im Himmel nix besseres nachkommt als ausgerechnet wieder ich ... :tuete:

Germanus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Germanus »

Das Gleichnis Jesu mit den sieben Brüdern konstruiert eine Situation, in der von der Liebe erstmal keine Rede ist, sondern von der Erfüllung des Gesetzes. Eine solche Gesetzeserfüllung ist aber eindeutig nicht der Auftrag Jesu, wenn ich das Gleichnis richtig verstehe. Am Schluß des Gleichnisses stellt sich mir nämlich zuerst die Frage: Wo ist da die Liebe (in den Ehen, in der Fragestellung der Gegner Jesu)?, um dann erst zu fragen: Wo war da überhaupt eine Ehe? Allerdings bin ich kein Experte in Ehefragen, noch weniger in Fragen der Auslegung der Hl. Schrift.
Gruß G.
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Lupus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Lupus »

taddeo hat geschrieben:
Germanus hat geschrieben:... das unterschiedliche Verständnis, da "die Liebe niemals aufhört", also auch nicht mit dem Tod. "Bis dass der Tod euch scheidet" muss sich dann notwendigerweise anders einordnen lassen, als das im römisch-kath. Eheverständnis der Fall ist.
Das ist logisch. Aber was man dann als Katholik nicht ganz versteht: Jesus sagt im Gleichnis von der Frau, die sieben Brüder geheiratet hatte, ganz ausdrücklich, daß sie im Himmel keines der sieben Frau sein wird, weil man nach dem Tod (bzw. "im Himmel") nicht mehr verheiratet ist. Wieso ignoriert die Orthodoxie (zumindest scheinbar) einfach solche eindeutigen Jesusworte?

Meine Frau würd sich wahrscheinlich bedanken, wenn im Himmel nix besseres nachkommt als ausgerechnet wieder ich ... :tuete:
<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<

Na,na tadeus!
"Du sollst deinen Nächsten wie dich selbst!"
Liebst du dich selbst überhaupt nicht? Wie kannst du dann andere lieben?

Deine bessere Ehehälfte liest hier sicher nicht mit, sonst hätte sie Dir zumindest eine Kopfnuss verpasst.
Kann denn für sie überhaupt etwas Besseres nachkommen, als ihr liebster "Teddi"?

+L.
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Thomas_de_Austria
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Ach ja, da steht ja was von Nietenolaf zum Gebrauch der Ausdrücke Annullierung und Scheidung:
Nietenolaf hat geschrieben:Die Scheidung ist in diesen Fällen jeweils kein Auflösen der Ehe, sondern nur das Konstatieren des traurigen Faktums, das keine Ehe (mehr) besteht.
---
Denn in der Auferstehung heiraten sie nicht noch werden geheiratet – aber die zuvor geschlossenen Ehen verlieren deswegen nicht ihre Gültigkeit, es wird nicht (erneut) dieser oder jener geheiratet. So ungefähr wird das verstanden, nehme ich an?

Ansonsten habe ich dazu gelesen, dass mit der Antwort v. a. die Sicht auf die Frau bzw. Ehe (als eine Schacherei) wie auch diese Fangfrage zurückgewiesen werden soll. Insgesamt klingt die Auslegung – zumindest in einen Artikel von Orthodoxen habe ich es schon gelesen – so ähnlich wie das, was Germanus oben geschrieben hat, womit die Ausgangsfrage relativiert wird/werden soll.

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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

Lupus hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Germanus hat geschrieben:... das unterschiedliche Verständnis, da "die Liebe niemals aufhört", also auch nicht mit dem Tod. "Bis dass der Tod euch scheidet" muss sich dann notwendigerweise anders einordnen lassen, als das im römisch-kath. Eheverständnis der Fall ist.
Das ist logisch. Aber was man dann als Katholik nicht ganz versteht: Jesus sagt im Gleichnis von der Frau, die sieben Brüder geheiratet hatte, ganz ausdrücklich, daß sie im Himmel keines der sieben Frau sein wird, weil man nach dem Tod (bzw. "im Himmel") nicht mehr verheiratet ist. Wieso ignoriert die Orthodoxie (zumindest scheinbar) einfach solche eindeutigen Jesusworte?

Meine Frau würd sich wahrscheinlich bedanken, wenn im Himmel nix besseres nachkommt als ausgerechnet wieder ich ... :tuete:
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Fragesteller
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Fragesteller »

Gibt es aus orthodoxer Sicht einen definitorischen Unterschied zwischen "ökumenischen" und "panorthodoxen" Konzilien oder hat es rein sprachpraktische oder -politische Gründe, dass man die einen so, die anderen so nennt?

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Linus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Linus »

(Vermutung meinerseits panorthodox heißt einfach dass man traurigerweise die altrömische Kirche nicht dabei hat)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

Raphael

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Raphael »

Fragesteller hat geschrieben:Gibt es aus orthodoxer Sicht einen definitorischen Unterschied zwischen "ökumenischen" und "panorthodoxen" Konzilien oder hat es rein sprachpraktische oder -politische Gründe, dass man die einen so, die anderen so nennt?
Aus sprachpraktischen Gründen könntest Du zum panorthodoxen Konzil auch Synode der Schwesterkirche sagen! :doktor:

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Ilija
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ilija »

Linus hat geschrieben:(Vermutung meinerseits panorthodox heißt einfach dass man traurigerweise die altrömische Kirche nicht dabei hat)
Nein! DIe Bezeichnung wurde nach einer längeren Studie so gewählt, nachdem man festgestellt hat, warum und wozu ein Ökumenisches Konzil einberufen wurde oder es später so benannt wurde. Oft gab es Dogmatische Auseinandersetzungen aber die gibt es derzeit innerhalb der Orthodoxie nicht! Im Fordergrund stehen Administrative Fragen, die geklärt werden müssen, auch die Fragen um die Stellung des "Ersten" unter uns" (Nicht die Stellung sondern die Aufgaben!), die Diasporafrage, die Frage des Kalenders und auch des damit verbundenen Osterdatums, des Fastens, die Aufnahme der Altorientalen u.s.w. Dafür braucht man kein Ökumenisches Konzil... Dieses Konzil steht in der Tradition der Synoden, die schon im Laufe der Jahrhunderten einberufen wurden. Ein Ökumenisches Konzil wird wohl es wohl erst wieder geben wenn z.b die römische Kirche dabei ist und Fragen des Primats oder des Filioque geklärt werden müssen. Das Filioque ist z.b ein Dogmatisches Problem, wo es um das Verhältnis des Dreieinigen Gottes geht. Das Panorthodoxe Konzil wird aber wohl nicht lange dauern, denn was viele vergessen, das Konzil ist durch die Panorthodoxen Konferenzen schon lange im Gange! Dort werden die Beschlüsse nur verabschiedet.

LG

Ilias

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Anselmus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Anselmus »

Mal eine kurze Frage dazu:

Die meisten angesprochenen Punkte zum Panorthodoxen Konzil verstehe ich so weit. Aber welche Frage stellt sich eigentlich zum Fasten? Geht es da um das Fasten als Vorbereitungszeit zum Empfang der Heiligen Gaben Christi? Oder geht es um die eigentlichen Fastenzeiten? Was gäbe es da überhaupt zu klären?

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Ilija
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ilija »

Anselmus hat geschrieben:Mal eine kurze Frage dazu:

Die meisten angesprochenen Punkte zum Panorthodoxen Konzil verstehe ich so weit. Aber welche Frage stellt sich eigentlich zum Fasten? Geht es da um das Fasten als Vorbereitungszeit zum Empfang der Heiligen Gaben Christi? Oder geht es um die eigentlichen Fastenzeiten? Was gäbe es da überhaupt zu klären?
Es ging um die. Normale Fastenzeiten im Jahr. Im Gespräch war ob etwas verkürzt wird oder wie weit diese an die heutige Zeit angepasst wird! Geändert wurde nix nur die Form der Oikonomia ist jeder Ortskirche selbst uberlassen! Das Fasten bleibt unangetastet aber die Strenge die für die Mönche und Kleriker gilt, kann bei den Gläubigen Abgeschwächt werden

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Anselmus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Anselmus »

So lange das alles im Rahmen der Oikonomia geschieht, finde ich das ok. Wobei das meiner Meinung nach doch sowieso schon so gehandhabt wird, oder?

Ich fände es nur verheerend, wenn wie in der katholischen Kirche das Fasten fast ganz abgeschafft würde...

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Ilija
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ilija »

Anselmus hat geschrieben:So lange das alles im Rahmen der Oikonomia geschieht, finde ich das ok. Wobei das meiner Meinung nach doch sowieso schon so gehandhabt wird, oder?

Ich fände es nur verheerend, wenn wie in der katholischen Kirche das Fasten fast ganz abgeschafft würde...
Das Beispiel der Katholischen Kirche war auch mit ein Grund warum an keiner Verkürzung gedacht wurde sondern alles im Spielraum der Oikonomia. Ja, es wird schon so gehandhabt :)

Lg

Ralf

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ralf »

Anselmus hat geschrieben:So lange das alles im Rahmen der Oikonomia geschieht, finde ich das ok. Wobei das meiner Meinung nach doch sowieso schon so gehandhabt wird, oder?

Ich fände es nur verheerend, wenn wie in der katholischen Kirche das Fasten fast ganz abgeschafft würde...
Das Fasten wurde bei uns selbstverständlich nicht "fast ganz abgeschafft" - bitte vorher informieren, das macht die Beiträge inhaltsreicher.

Es gilt, Wie du sicher weißt, PAENITEMINI von Papst Paul VI.
Er hat allerdings den Bischofskonferenzen Vollmacht gegeben, daß für den eigenen Bereich (in beiden Richtungen!) anzupassen - sozusagen Oikonomia auf Konferenzebene. In Deutschland hat die DBK das fasten dadurch "fast ganz abgeschafft", das stimmt. Aber nicht die Katholische Kirche, auch nicht die lateinische. Und die Griechisch-Katholische Kirche in Rumänien hat bspw. die identisch gleichen Fastenregeln wie die Orthodoxe Kirche vor Ort und ist trotzdem ganz katholisch.
Zuletzt geändert von Ralf am Donnerstag 20. Februar 2014, 15:34, insgesamt 1-mal geändert.

Fragesteller
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Fragesteller »

Raphael hat geschrieben:
Fragesteller hat geschrieben:Gibt es aus orthodoxer Sicht einen definitorischen Unterschied zwischen "ökumenischen" und "panorthodoxen" Konzilien oder hat es rein sprachpraktische oder -politische Gründe, dass man die einen so, die anderen so nennt?
Aus sprachpraktischen Gründen könntest Du zum panorthodoxen Konzil auch Synode der Schwesterkirche sagen! :doktor:
:ja: So etwas in der Art vermutete ich. Aber Ilija hat das ja geklärt. Danke!

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Anselmus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Anselmus »

Ich wollte hier keinesfalls einen Seitenhieb an die Katholische Kirche austeilen. Die genauen Regelungen waren mir tatsächlich nicht bewusst. Danke also für die Aufklärung.

Ich bezog mich hauptsächlich auf die deutsche Kirche, und da dürfte das Fasten meiner Erfahrung nach so gut wie verschwunden aus den Köpfen der normalen Gläubigen sein. Ich finde das einfach sehr schade...

Ich finde es auch nicht ganz unwichtig, oder zumindest hilfreich, wenn es wirklich normal/"gefordert" ist, zu fasten. Denn dann ist man einfach normal und tut das, was alle um einen herum (in der Kirche) tun, wenn man normal/moderat fastet. Wenn Fasten komplett freiwillig ist, dann hebt man sich, wenn man fastet schon wieder von der Allgemeinheit ab und das ist einfach für den Hochmut und den Stolz gefährlicher. Und wie gesagt, dass das Fasten gelockert wird, wenn man z.B. schwer arbeitet oder krank ist, oder auch aus anderen Gründen, das ist wohl bei denke ich fast jedem geistlichen Vater klar. Aber das sind eben Einzelregelungen...

Germanus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Germanus »

Ebenfalls ohne Seitenhiebe austeilen zu wollen:
Die Art und Weise des Umgangs mit Empfehlungen bzw. Regeln, die die Disziplin betreffen, unterscheidet sich im westlichen und östlichen Christentum doch beträchtlich. Die Gründe sind sicher im Herkommen und in der Denkstruktur zu suchen, nehme ich an. Während das westliche Christentum schon in Liturgie und Sprache dem römischen Kulturkreis verhaftet ist und deshalb in größerem Maße auf die "canones" schaut, hat das östliche Christentum etwas andere Herangehensweisen, etwa die vielbeschworene "Ökonomie". Die gibt es zwar auch im Westen, aber dort ist man viel mehr auf die einheitliche Linie eingeschworen, die durch Vorschriften geregelt wird. Solcherart Fastenvorschriften sind allerdings im Osten eher nicht üblich, da es als Übung des einzelnen Christen im kirchlichen Leben gilt. Daher sagt man wohl in etwa: Das Fasten ist viel zu wichtig für das geistliche Leben, als dass wir es auf das Niveau des kleinsten gemeinsamen Nenners herunterschrauben können; es ist aber auch viel zu persönlich, als dass wir Sanktionen an seine Einhaltung knüpfen könnten.
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ilija »

Germanus hat geschrieben:Ebenfalls ohne Seitenhiebe austeilen zu wollen:
Die Art und Weise des Umgangs mit Empfehlungen bzw. Regeln, die die Disziplin betreffen, unterscheidet sich im westlichen und östlichen Christentum doch beträchtlich. Die Gründe sind sicher im Herkommen und in der Denkstruktur zu suchen, nehme ich an. Während das westliche Christentum schon in Liturgie und Sprache dem römischen Kulturkreis verhaftet ist und deshalb in größerem Maße auf die "canones" schaut, hat das östliche Christentum etwas andere Herangehensweisen, etwa die vielbeschworene "Ökonomie". Die gibt es zwar auch im Westen, aber dort ist man viel mehr auf die einheitliche Linie eingeschworen, die durch Vorschriften geregelt wird. Solcherart Fastenvorschriften sind allerdings im Osten eher nicht üblich, da es als Übung des einzelnen Christen im kirchlichen Leben gilt. Daher sagt man wohl in etwa: Das Fasten ist viel zu wichtig für das geistliche Leben, als dass wir es auf das Niveau des kleinsten gemeinsamen Nenners herunterschrauben können; es ist aber auch viel zu persönlich, als dass wir Sanktionen an seine Einhaltung knüpfen könnten.
Gruß G.
Genau richtige Analyse :daumen-rauf:

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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

Ralf hat geschrieben:
Anselmus hat geschrieben:So lange das alles im Rahmen der Oikonomia geschieht, finde ich das ok. Wobei das meiner Meinung nach doch sowieso schon so gehandhabt wird, oder?

Ich fände es nur verheerend, wenn wie in der katholischen Kirche das Fasten fast ganz abgeschafft würde...
Das Fasten wurde bei uns selbstverständlich nicht "fast ganz abgeschafft" - bitte vorher informieren, das macht die Beiträge inhaltsreicher.

Es gilt, Wie du sicher weißt, PAENITEMINI von Papst Paul VI.
Er hat allerdings den Bischofskonferenzen Vollmacht gegeben, daß für den eigenen Bereich (in beiden Richtungen!) anzupassen - sozusagen Oikonomia auf Konferenzebene. In Deutschland hat die DBK das fasten dadurch "fast ganz abgeschafft", das stimmt. Aber nicht die Katholische Kirche, auch nicht die lateinische. Und die Griechisch-Katholische Kirche in Rumänien hat bspw. die identisch gleichen Fastenregeln wie die Orthodoxe Kirche vor Ort und ist trotzdem ganz katholisch.
Kein Problem, Ralf. Es gibt natürlich auch viele Orthodoxe, die nicht fasten, beichten und keine Ahnung von diesen Themen haben. Wenn man über die Fastenzeiten (die vier großen und, Mi+Fr, sowie ein paar zusätzliche), dann wird man sonderbar angeschaut (Fanatiker). Und von einem panorthodoxen Konzil haben sie auch noch nie was gehört.

Ich möchte nicht mißverstanden werden. Ich stelle mich mitnichten über diese Leute, sie wissen es nicht besser. Ich war jahrelang auch so drauf, und verweigerte zeitweise den Kirchenbesuch, die Verehrung von Ikonen etc. Viel habe ich erst mitbekommen, als ich Infos die Infos aus den Foren bekam bzw. dann entsprechend selber nachgeforscht habe bzw angefangen habe, mich mit Leuten zu unterhalten.
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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