Ächz. Wann schlaft und arbeitet ihr alle? Gebt es zu, ihr seid Vampire!
Ich greife mal den einen oder anderen Punkt heraus:
Alles Autos, verschiedene Marken.
Klar, da der Protestantismus aus einer konkreten Ablehnung/Kritik heraus entstanden ist (legt jetzt bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage, wie es dazu kam, was ursprünglich gewollt war usw. ist mir natürlich bekannt, ich verkürze), davon abgesehen aber in der gleichen Denktradition steht/gestanden ist – sind die Positionen klarer umrissen. Man hat ja auf dem gleichen Grund und Boden -buchstäblich- gekämpft. Zwischen OK und RK ist das ein wenig anders. Gewichtungen waren offenbar auch in der ersten, gemeinsamen Jahrhunderten teilweise unterschiedlich, hatten allerdings weniger dramatische Auswirkungen gehabt. Bis es im Laufe der Jahrhunderte dann zum Bruch kam und dann unter den verschiedenen historischen Bedingungen und Jahre sich verschiedene Entwicklungen ergeben haben.
Hier möchte ich sagen, dass ich dazu jetzt keine Quellen vorlegen kann, dass ich mich wirklich nur noch dunkel an diverse Anmerkungen und Beobachtungen erinnere, teilweise aus Werken zur alten Kirchengeschichte, teilweise aus Gesprächen mit (katholischen) Theologen und ganz besonders auch zeitgenössisch aus Gesprächen mit Glaubensbrüdern/-schwestern, die oft beklagen, dass z.B. die deutsche Entsprechung des griechischen oder russischen Begriffs XY nicht wirklich das Gleiche umfänglich beschreibt, sondern Bedeutungsverengung /-verschiebung usw. zur Folge hat. Ähnlich soll es sich zwischen dem griechischen und römischen Reich im Laufe der Zeit verhalten haben, weil man die Sprache (und damit Gedankentradition) des anderen nicht mehr so verstanden hat.
Auf diesem Feld dürfen sich jetzt alle die hervortun, die im Gegensatz zu mir davon Ahnung haben, weil sie die Sprachen: Latein+Griechisch beherrschen und die Quellen, also den Ost-West-Schriftverkehr der ersten Jahrhunderte nachlesen und zerpflücken können. Und dazu noch dann Griechisch+Russisch so gut beherrschen, dass sie dies dann mit den heutigen Positionen ebenfalls können.
Ich gebe ein aktuelles, harmloses Beispiel an: Die Bibelübersetzungen. Da es für uns Orthodoxe im Westen meist nicht möglich ist, abgesehen von den glücklichen Griechen und einigen Altphilologen, die Bibel im Originaltext zu lesen, sind wir auf Übersetzungen angewiesen. Übersetzungen sind Interpretationen. Aus diesem Grund wurde für den Hausgebrauch von Vater Justin und Vater Nil das Evangelium neu übersetzt, um dem West-Orthodoxen manche Bedeutungen klarer zu machen. Das ist sprachlich oft nicht schön, aber darum ging es nicht.
M
t 3,2: Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste von Judäa und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! (Lutherbibel 2017) – hier nun: In jenen Tagen aber tritt Johannes der Täufer auf und predigt in der Wüste von Judäa und spricht: Geistet um, denn das Königtum der Himmel…
Diese Wortneuschöpfung wird im Anhang wie folgt erklärt: Das griechische Wort, das wir mit „umgeisten“ übersetzen, steht für ein zentrales Konzept der Orthodoxen Spiritualität, das in der westlichen Spiritualität keine Entsprechung hat, weshalb wir eine Wort-Neuprägung brauchten und um en passendes Wort ringen mussten. Es geht um die immer intensivere Ausrichtung der menschlichen Geistkraft (vgl. Lk 24,45; das Vermögen, geistig zu sein) auf die Gegenwart Gottes, die dadurch bewirkte Transformation des gesamten Menschseins auf Gott hin, die in der Vergöttlichung mündet. Es betrifft deshalb weder einen rechtlichen Aspekt, der aus der Übersetzung „Buße tun“ nicht weggedacht werden kann, noch beschränkt es sich auf die Reue, die am Anfang des gemeinten Prozesses steht. Die Übersetzung „umkehren/sich bekehren“ trifft auch nur einen Aspekt. Zudem gibt dieses Wort in unserer konkordanten Übersetzung einen anderen griechischen Begriff wieder.
Die Nuancen (Lycobates): Na klar gibt es mehr als die etwas holzschnittartige schwarz-weiß Formulierung meinerseits. Zum einen erfolgt sie, weil mein Wissen deutlich begrenzt ist, zum anderen, weil ich ja keine wissenschaftliche Abhandlung schreibe, sondern nur Muster und Mainstreamlinien oder eben das, was rezipiert wird, darstellen kann.
Da wären wir dann aber auch bei einem Vorwurf seitens Trisagions…
Theosis. Es mag ja sein, dass die Theosis nicht kath. Lehre widerspricht, sie spielt aber in der Glaubensunterweisung und im … nennen wir es kirchlichen Glaubensalltag keine Rolle. Und das meinte ich mit einem Unterschied. Ich habe in meinem Posting unsauber Kirchentrennendes und Unterschiede aufgereiht (und diese ja auch nicht vollständig), weil es mir nicht um die Darlegung derselben ging, sondern um einen Hinweis, dass es verschiedene Punkte gibt (die euch hier meist ja bekannt sind), an denen es Unterschiede gibt. Das Posting war eine Zusammenfassung zum Thema „es gibt keine/wenig Informationen zur orthodoxen Theologie“ (umgangssprachlich formuliert). Ein anderer Punkt wäre da zum Beispiel die Ikonenverehrung. Sie ist auch nicht kirchentrennend. Aber sie spielt im Westen eine absolut marginale Rolle – in der Orthodoxie ist sie wesentliches Element. Die Formen der Spiritualität sind eben anders. Das kann ich nicht systematisch-logisch darlegen. Aber ich hoffe, dass der Unterschied zwischen einer Ikone und einer Kirchenstatue irgendwie trotzdem deutlich wird. (In meiner Konversion hat die Ikone eine ganz gewichtige Rolle gespielt. Und in meinem Alltag sind Ikonen absolut unverzichtbar – vielleicht beschreibe ich das irgendwann mal näher)
Ablass… Also. Ich hoffe, dass ich jetzt der katholischen Lehre nicht unrecht tue, aber die Vorstellung, dass die Kirche die Möglichkeit über den Tod hinaus hätte, die Sünden zu erlassen, ist der Orthodoxie fremd. Oder für jemand anderen Sünden freizukaufen. Oder die Sünden erlassen zu bekommen, weil man an diesem Tag dies oder jenes tut (z.B. in die Kirche geht oder bestimmte Gebet spricht). Es geht nach orthodoxem Verständnis nicht um Schuld, die man auf sich geladen hat und die wieder gut gemacht werden muss, sondern darum, dass wir durch unsere Sünden uns von Gott entfernen, keine Theosis erlangen können, weil wir unsere wahrhafte Natur und das Ziel unseres Daseins nicht erlangen können. (Wenn du so willst, werden wir an uns selbst schuldig…wir berauben uns selbst um etwas.)
Fegefeuer (ich hatte allerdings tatsächlich den Limbus gemeint): Mh. Lieber Trisagion, da bin ich über eine Formulierung gestolpert, die ich so noch nie gelesen/gehört habe: das Perfektionieren der Seele nach dem Tod… Ich habe verstanden, was du mir sagen willst. Ich muss bekennen, dass ich dazu keine Antwort geben kann, aus Unwissenheit. Dazu muss ich erst schlau machen. Ich werde zu einem anderen Zeitpunkt dir daher zur Fegefeuer-Thematik etwas sagen. Oder jemand meiner orthodoxen Geschwister mit mehr Ahnung springt mir helfend bei