Alexej Veselov hat geschrieben:Nietenolaf hat geschrieben:Alexej hat geschrieben:Abgesehen davon, dass von Ewigkeit zu Ewigkeit durchaus melodisch klingt, hällt das Argument, dass es nur eine Ewigkeit gibt, keiner Kritik stand.
Die Lateiner haben mit Understatement von de saeculo saeculorum gesprochen, was ja durchaus vernünftig war. Aber liturgisch klingt von Ewigkeit zu Ewigkeit größer, begeisterter, extatischer:
Hier ist nämlich nicht eine irdische oder geschaffene Zeitspanne gemeint, sondern die immerwährende Existenz von Gott, die ja außerhalb von Raum und Zeit verläuft. Deshalb weist "von Ewigkeit zu Ewigkeit" auf diese außerirdische Existenz hin, regt den Menschen an, über Gottes Wesen nachzudenken. Ein einfaches "in Ewigkeit" übermittelt diese theologische Tiefe nicht.
Alexej schreibt, als gäbe es eine "irdische" oder "geschaffene Ewigkeit" und meint damit aber nicht die Ewigkeit, sondern gerade das, was der Grieche als "aion", der Slawe als "vek" bezeichnet und darum potenziert, um Unendlichkeit anzudeuten. Die deutsche Entsprechung für diese Begriffe ist "Zeitalter" oder "Zeit", nicht "Ewigkeit".
...
Ich sage es mal so: ein belesener deutscher Muttersprachler möge mir mal zeigen, daß es zwei Arten Ewigkeit gibt: eine "irdische, geschaffene" (sic bei Alexej)*, und eine, für die es keinen deutschen Begriff gibt und die deswegen umschrieben werden müßte, z.B. mit "von Ewigkeit zu Ewigkeit". Und das sage ich so mit dem Bewußtsein, daß der Mensch sowieso nichts Ewiges in Sprache fassen kann.
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Bitte keinen übertragenen Sinn wie "Gestern stand ich eine Ewigkeit an der Bushaltestelle..."
Würde man nämlich "von Ewigkeit zu Ewigkeit" ins Russische zurückübersetzen, bekäme man nicht etwa "во веки веков", sondern "в вечности вечностей" oder "от вечности к вечности". Und das ist im Russischen genau solcher Unsinn wie im Deutschen.
Alexej, Deine Kritik, der mein Argument mit der "Ewigkeit" vs. "von Ewigkeit zu Ewigkeit" angeblich nicht standhält, ist gar keine bzw. geht vollkommen daneben.
Hallo Roman,
beim erneuten durchlesen des Strangs bin ich auf diese Stelle gestoßen. Du hast mich nicht richtig verstanden. Bei der "geschaffenen Ewigkeit" bezog ich mich nicht auf die Sprache, wo es natürlich nur das Wort Ewigkeit gibt, sondern auf die Theologie. Das Wort Ewigkeit bezieht sich auf das Phänomen der Zeit, jedoch
gibt es für Gott weder Zeit in unserem Sinne, noch eine "Ewigkeit" - so, wie wir diese fassen können. Wir unsererseits können das Wesen Gottes nicht fassen, sondern darüber höchsten in Bildern sprechen. Das bekanteste Beispiel dafür ist die umgekehrte Perspektive der Ikonen, die von der Perspektivenlehre her ja auch falsch ist, ihre Richtigkeit aber durch die theologische Bedeutung erhält.
Mit Gen 1,1 ist Gott im Wesentlichen begriffen. Und es ist auch nicht zu erkennen, dass Christus dies aufgehoben hätte: Aus dem Ewigen geht das Zeitliche hervor, das Vergängliche, das Geschaffene. Und nichts Hervorgebrachtes ist gleichewig, wenn es nicht dem Ewigen vollkommen entspricht. Als Vergängliche können wir den Ewigen nur im Wesentlichen als Guten begreifen, wenn wir uns in Erscheinungen des Vergänglichen auch täuschen können.
Alle Formulierungen, die wir verwenden, sind letzten Endes nur Umschreibungen einer uns unbekannten Realität, die nur Gott kennt. Wir neigen oft dazu, zu vergessen, dass wir Gott nicht verstehen können. Deshalb kann die sprachlich nicht ganz korrekte Übersetzung "in die Ewigkeit der Ewigkeit" mit entsprechenden theologischen Erleuterungen sogar besser sein. Sie führt die menschlichen Vorstellungen von Ewigkeit an ihre Grenzen, weist darauf hin, dass wir uns Gott nicht gleichtstellen können - was grade in unserer Zeit aktuell ist.
Der Ewige kennt keine Grenzen, die er nicht selbst setzt und übersteigt.
Man kann es auch von einer anderen Seite begründen. Dein Hauptargument ist, soweit ich es verstanden habe, dass es im Griechischen/Slawischen kein Wort gab, um eine unendliche Zeitspanne ausdrücken.
Eine unendliche Zeitspanne ist ein Paradoxon. Weil Zeitspanne stets endlich ist. Die Griechen kannten jedoch schon früher das Wort Unendlichkeit.
Aber - was ist schon Ewigkeit? Es ist ein höchst theoretisches Wort
Das ist richtig. Theologie ist ja auch Theorie.
, weil es a) keine Ewigkeit im physikalischen Sinne gibt
Wobei Physiker sich selbst dazu äußern sollten, damit keine Missverständnisse entstehen.
b) der Mensch diese nicht emperisch nachempfiden kann.
Es stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang von Emperie und Inter-, Intra- und Extrapolation, also nach Emperie und Theoriebildung.
Wenn man dieses Wort aber nicht auf die Zeit beziehen kann, bleibt nur das Verständinis der Ewigkeit als etwas, was Zeitlos ist, wodurch für uns das Wort wiederum unbegreiflich bleibt.
Soweit nur Zeitliches begriffen werden kann, stimmt das.
Nehmen wir aber Abstand von der materiellen Bedeutung, müssten wir die Ewigkeit von der Philosophie her betrachten, und da finden wir eine Menge verschiedener Modelle, was das Wort denn bedeuten soll. Und egal welches wir davon mehmen, können wir doch nicht die Ewigkeit Gottes ausdrücken...
Wir sollten schweigen, hätten wir nicht das Wort Ewigkeit.