Petersfasten
Verfasst: Montag 24. Mai 2010, 16:09
Wer kann mal etwas über das Petersfasten erzählen? (Grund, Dauer, Regeln?)
Hallo, Robert,Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wer kann mal etwas über das Petersfasten erzählen? (Grund, Dauer, Regeln?)
Mary hat geschrieben:Hallo, Robert,
du meinst das Apostelfasten?
Egal welche Jurisdiktion und welcher Kalender, das Apostelfasten beginnt immer exakt am Montag der zehnten Woche nach der Großen Fastenzeit. Das Besondere ist etwas anderes: nämlich dass diese Fastenzeit in Jurisdiktionen mit neuem Kalender unsinnigerweise komplett wegfallen kann. Ihr Beginn ist nämlich variabel (nach Allerheiligen), ihr Ende kalendarisch determiniert: der 29. Juni (12. Juli n.St.). Dieses Jahr werden's durch das frühe Ostern (euch ist aufgefallen, dass es das frühestmögliche Osterdatum war?) schöne 6 Wochen.anneke6 hat geschrieben:Das Besondere am Apostelfasten ist, daß es manchmal von der entsprechenden Jurisdiktion gekürzt wird, wenn die Große Fastenzeit erst kurz zurückliegt.
Mary hat geschrieben:Regeln ziemlich locker, d.h. strenger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte und Eier und Öl nur am Mittwoch und Freitag, an den andern Tagen meist Wein und Öl erlaubt, am Wochenende auch Fisch.
Mir nicht.Nietenolaf hat geschrieben:(euch ist aufgefallen, dass es das frühestmögliche Osterdatum war?)
Der Grund ist folgender: der Julius hatte 31 Tage, und der Augustus durfte da in nichts nachstehen - beide waren ja "Caesaren" - also bekam er auch 31 Tage.anneke6 hat geschrieben:Mir nicht.Nietenolaf hat geschrieben:(euch ist aufgefallen, dass es das frühestmögliche Osterdatum war?)Kalender und ich sind natürliche Freßfeinde. Ich mußte 15 Jahre alt werden bevor ich begriffen habe, daß sowohl Juli als auch August 31 Tage haben.
Was ist denn eigentlich die kürzte mögliche Dauer von Apostelfasten, sofern es nicht ganz weggefallen ist?

Nietenolaf hat geschrieben:Dieses Jahr werden's durch das frühe Ostern (euch ist aufgefallen, dass es das frühestmögliche Osterdatum war?) schöne 6 Wochen.
Bei den Grekos leider 0 (genaugenommen -8: ich frage mich, ob das den Leuten, die das damals einführten klar war), wenn Ostern in den Mai reinfällt.anneke6 hat geschrieben:Was ist denn eigentlich die kürzte mögliche Dauer von Apostelfasten, sofern es nicht ganz weggefallen ist?
Oder man benutzt die Doppelfaust...Niels hat geschrieben:Der Grund ist folgender: der Julius hatte 31 Tage, und der Augustus durfte da in nichts nachstehen - beide waren ja "Caesaren" - also bekam er auch 31 Tage.
Ja, denn die Tag-und-Nachtgleiche im Frühjahr fällt frühestens auf den 21. März. Der Sonntag danach ist Pascha, wie Du weißt. Ist also der 21. März die Tag-und-Nachtgleiche und ein Sonntag, so ist Pascha eine Woche später am 28. März.Nassos hat geschrieben:Ohne Dich anzweifeln zu wollen: war es wirklich das frühestmögliche *kratzkratzkratz* ?
Nietenolaf hat geschrieben:Ja, denn die Tag-und-Nachtgleiche im Frühjahr fällt frühestens auf den 21. März. Der Sonntag danach ist Pascha, wie Du weißt. Ist also der 21. März die Tag-und-Nachtgleiche und ein Sonntag, so ist Pascha eine Woche später am 28. März.Nassos hat geschrieben:Ohne Dich anzweifeln zu wollen: war es wirklich das frühestmögliche *kratzkratzkratz* ?
Dieses Jahr war Pascha am 22. März. Früher geht es nicht. Der 25. April wäre das spätestmögliche Datum.
Rein mathematisch stimmt es, wobei es vom 21. Juni bis zum 28. Juni genauer gesagt 8 Tage sind (oder ist der 28. Juni kein Fasttag mehr?).Nassos hat geschrieben:Nietenolaf,
weil ich gerade faul zum Rechnen bin:
wenn der 25. April das spätestmögliche Osterdatum ist, dann müsste Pfingsten dann auf den 13. Juni fallen, Allerheiligen auf den 20. Juni.
Wäre dann bei kürzestmöglichen Apostelfasten der Beginn auf Sommeranfang?
Das würde dann bedeuten, dass das kürzeste Apostelfasten nach dem AK 1 Woche dauern würde.
Irre ich?
Gruß,
Nassos
Nach meinem Kalender (russ. Auslandskirche) gibts Fisch am Sa und So, plus an drei Festtagen unter der Woche.Nietenolaf hat geschrieben:Diesen Satz verstehe ich nicht, bzw. was nun streng verboten ist und was nicht. Fisch z.B. ist (mit Ausnahmen) Di/Do auch "erlaubt".[/color]Mary hat geschrieben:Regeln ziemlich locker, d.h. strenger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte und Eier und Öl nur am Mittwoch und Freitag, an den andern Tagen meist Wein und Öl erlaubt, am Wochenende auch Fisch.
Hallo Mary,Mary hat geschrieben:Regeln ziemlich locker, d.h. strenger Verzicht auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte und Eier und Öl nur am Mittwoch und Freitag, an den andern Tagen meist Wein und Öl erlaubt, am Wochenende auch Fisch.
Ich halte mich an meinen Kirchenkalender..Nassos hat geschrieben: Man könnte in Deinem Satz die Eier auch nur am Mittwoch und Freitag verstehen (also, ich zähle auch während der Fastenzeit Erbsen).
Mit Deinen Angaben zum Fisch bin ich nicht ganz einverstanden, meines Verständnisses nach sind die (bis auf Mi + Fr) auch an allen Tagen erlaubt.![]()
Was die Feiertage angeht, an denen ist Fisch erlaubt, wenn diese auf einen Mifr fallen.
....Eben. Und deswegen ist es mit dem blossen Aufzählen der Fastenregeln nicht nur getan und macht auf Aussenstehende eher den Eindruck von einem gewissem Hang zum Pharisäertum.V. Nothaas hat geschrieben:Es versteht sich von selbst, dass das Einhalten der Fastenregeln nicht vom Individuum bestimmt wird, sondern stets in Absprache mit dem geistlichen Vater geschieht, wenn besondere Umstände gegeben sind. Auch soll das Fasten kein Selbstzweck sein und mit der Intensivierung des Gebetes einhergehen.
Man "darf", wenn man das so in diesem strengen Kontext sehen möchte, alles essen was man kochen kann ohne Öl. Gewürze sind ja nicht verboten auch andere Zutaten die kein Fett enthalten sind erlaubt; z. B. Sojasauce, Tofu, etc.. Es sind ja immer nur vereinzelte Tage und nicht viele Wochen so.incarnata hat geschrieben: .....
Diese orthodoxen Fasten-und Kalenderregeln(wann Fisch,wann Milch,wann Ei,wann gar nichts)sind aber arg kompliziert; mir geht´s mit dem Kalender wie Anneke0;brauch auch immer wieder mal den Fingerknöcheltrick ,um zu wissen,wieviel Tage ein Monat hat.Ausserdem:
wo gibt es denn Kochbücher,wo man Speisen ohne Ei,Milch,Öl findet,die man.z.B. auch körperlich arbeitenden Familienmitgliedern vorsetzen kann .Ich kenne jede Menge Frauen,die ihren Männern nicht mal Fisch vorsetzen dürfen.Ohne Butter Milch oder /und Öl kann man doch weder Sossen noch Salatsossen machen.Was darf man an den strengen Fasttagen dann überhaupt essen, Nur aus dem Wasser gezogenes Gemüse mit Reis?Dann ist reines Gemüsebrühe oder Saftfasten wie bei Diäten
oder Wasser-und Brot-Fasten aber einfacher !Scheinbar gibt´s da Tricks-denn ich kenne etliche recht
rundliche Orthodoxe.Ich nehme allein schon dann ab,wenn ich nur ein paar Wochen auf Süssigkeiten verzichte.
Es gibt in der Pforte einen ehrenhaft gesperrten Thread zum Fasten. In diesem wird hervorgehoben, dass das Fasten ohne die richtige Einstellung ein totes Fasten ist. Es geht nicht (nur) um das akribische Fasten. Gebet, ein stärkeres Besinnen auf die eigenen Schwächen, Reue, Sehnsucht etc. (ich darf hier nochmal das mir von einem sehr, sehr lieben und von mir hochgeschätzten Menschen geschenkte Buch von Alexander Schmeeman zum Osterfasten hervorheben!) hier das richtige Bild des Fastens gibt.songul hat geschrieben:....Eben. Und deswegen ist es mit dem blossen Aufzählen der Fastenregeln nicht nur getan und macht auf Aussenstehende eher den Eindruck von einem gewissem Hang zum Pharisäertum.V. Nothaas hat geschrieben:Es versteht sich von selbst, dass das Einhalten der Fastenregeln nicht vom Individuum bestimmt wird, sondern stets in Absprache mit dem geistlichen Vater geschieht, wenn besondere Umstände gegeben sind. Auch soll das Fasten kein Selbstzweck sein und mit der Intensivierung des Gebetes einhergehen.
Was es ja beileibe nicht ist.
Und wenn auch in der Orthodoxie das Fasten einen vergleichsweise grösseren Stellenwert hat, ist es ohne die richtige Einstellung und Praxis nicht viel wert.
Wir fasten nicht um Gott zu gefallen.
Jedoch sollte jedem Bewusst sein, dass zum spirituellen Leben des Christen - nach der Überlieferung der Kirche - das Fasten unbedingt zur Nachfolge Christi dazu gehört.
LG Songul
Maja Kučerskaja hat geschrieben:"Der Faster"
Ein Väterchen war ein Menschenfresser. Kommt ein Mensch zu ihm beichten - so kehrt er nicht mehr nach Hause zurück. Kommt ein junges Paar zur Trauung - es verschwindet für immer. Bringt man ihm einen Säugling zur Taufe - und es verschwindet sowohl der Säugling, als auch die Taufpaten und die Eltern. Das Väterchen hat sie einfach alle aufgegessen. Nur zu den Fastenzeiten ging alles gut - die Menschen beichteten bei ihm, wurden getauft, gesalbt, alles ohne, daß irgend jemand verschwand. Der Bischof wußte natürlich von dieser Eigenart des Väterchens, sagte aber immer, daß er niemand anderen habe, um ihn an dessen Stelle einzusetzen; wie streng sich aber das Väterchen doch an die Fastenvorschriften halte!
(Maja Kučerskaja, "Lektüre für von Mutlosigkeit erfüllte" [Чтение для впавших в уныние])
Ein vergleichbarer Brauch, das vierzigtägige Pfingstfasten, existierte einst auch in den Westkirchen.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wer kann mal etwas über das Petersfasten erzählen? (Grund, Dauer, Regeln?)
Nein. Ich werde in Kürze im orthodoxen Forum einen entsprechenden Beitrag schreiben.ad-fontes hat geschrieben:Ein vergleichbarer Brauch, das vierzigtägige Pfingstfasten, existierte einst auch in den Westkirchen.Robert Ketelhohn hat geschrieben:Wer kann mal etwas über das Petersfasten erzählen? (Grund, Dauer, Regeln?)
Vgl. Concilium Gerundense a. 517, c. 2; Johannes Cassian, conl. 21, 20 (CSEL 13/2, 594f.); Isidor von Sevilla, eccl. off. 1, 40(39)-43(42) (CCL 113, 46-48), Rhabanus Maurus, De inst. cler. 2, 21 (FC 61,2, 288f.).
Könnte es sein, daß das Apostel- und das Marienfasten ursprünglich keine separaten Fasten waren, sondern auf ein vierzigtägiges Fasten nach Pfingsten (bzw. Allerheiligen) zurückgehen, d.h. die nachzuholenden Fastentage vor Mariae Entschlafen eingeschoben und erst später exakt auf zwei Wochen fixiert wurden?