Fragen zum Thema Orthodoxie

[Pilgerer]

Am Pfingstmontag habe ich in einer ZDF-Dokumentation über Kaiser Konstantin gehört, dass er in der orthodoxen Kirche heilig sein soll. Wie wird das begründet? War er überhaupt getaufter Christ?

[Marcus]

Getauft war er schon:

[...]
Mitten in den Kriegsvorbereitungen erkrankte der Kaiser und starb bald darauf am Pfingstfest 337 bei Nikomedia.[11] Auf dem Totenbett wurde er vom „arianischen“ Bischof Eusebios von Nikomedeia getauft. Eine späte Taufe war nicht unüblich; sie hatte den Vorteil, dass man so möglichst sündenfrei sterben konnte.[12] Nach seinem Tod wurde Konstantin im Sinne der römischen Tradition – und wie mehrere explizit christliche Kaiser nach ihm – zum divus erhoben.[13]
[...]
http://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin ... es_Kaisers

[Nassos]

Am Pfingstmontag habe ich in einer ZDF-Dokumentation über Kaiser Konstantin gehört, dass er in der orthodoxen Kirche heilig sein soll. Wie wird das begründet? War er überhaupt getaufter Christ?

Ich habe es noch nicht durchgelesen, aber hier steht mal etwas Historisches drin (gegen die Paganisten):
http://www.oodegr.com/english/paganismo ... ithia1.htm

[Nassos]

Man sollte hier insbesondere den Abschnitt der Haltung Konstantins gegenüber den Götzenanbetern lesen (und ff.)
Man muss nachvollziehen, wie das Reich funktionierte, wie seine Verwaltung funktionierte und was der Anteil der Christen im Reich ausmachte.
Die Frage ist, ob er der Gnade Gottes teilhaft wurde (wie der Schächer), seine tatsächliche Rolle auf der SYNODE und irgendwelche Hintertürchen.

Das muss nicht überzeugen. Es eröffnet aber eine andere Sichtweise, über die man nachdenken kann und soll.

Ich habe den Artikel noch nicht ganz durchgelesen, ob die Trierer Frankenspiele angeführt werden.
Vielleicht hat er schwerste Schuld auf sich geladen, vielleicht ist er auf dem Sterbebett konvertiert/übergetreten.
Vergessen wir nicht, wie lange der Weg der Konversion sein kann, des Übertritts, und denken wir daran, das der Mensch auf dem Sterbebett im Angesicht des Todes sich die tiefsten Gedanken macht (“Herr, gib mir das Gedenken des Todes“ beten wir).

Dies ein paar einfache Gedanken von einem, der kein Historiker aber auch kein Fanatiker ist.

Lieben Gruß,
Nassos

[Lupus]

Ich würde mir um die Heiligkeit von Kaiser Konstantin und seiner Mutter Helena keine außerordentlichen Gedanken machen.
a) weil sie beide längst bei Gott sind (=Theosis), auch wenn sie gefehlt haben, wie jeder Mensch
b) weil es für mein Seelenheil unbedingt wichtiger ist, dass ich selbst zur Anschauung Gottes gelange.

Außerdem bin ich überzeugt, dass ich einmal staunen werde, wer alles bei Gott sein darf!

Segensgrüße!
+Lupus

[Pilgerer]

Vielleicht hat er schwerste Schuld auf sich geladen, vielleicht ist er auf dem Sterbebett konvertiert/übergetreten.

Du meinst, ein echter "verlorener Sohn"? Das kann tatsächlich sein. In jener Zeit war es tatsächlich oft ein langer Weg der Katechumen-Phase bis zur Taufe o.ä. Viele gläubige Christen waren noch nicht getauft oder wurden erst durch Martyrium "getauft".
Aus meiner Sicht ist das Richten ohnehin eine Angelegenheit Gottes, und es ist für jeden das beste zu hoffen. Trotzdem war es für mich interessant, eine orthodoxe Erklärung für Konstantin zu bekommen.

[Nassos]

Ich würde mir um die Heiligkeit von Kaiser Konstantin und seiner Mutter Helena keine außerordentlichen Gedanken machen.
a) weil sie beide längst bei Gott sind (=Theosis), auch wenn sie gefehlt haben, wie jeder Mensch
b) weil es für mein Seelenheil unbedingt wichtiger ist, dass ich selbst zur Anschauung Gottes gelange.

Außerdem bin ich überzeugt, dass ich einmal staunen werde, wer alles bei Gott sein darf!

Segensgrüße!
+Lupus

Lieber Pater,

seien Sie herzlichst gedankt für diesen Beitrag, der uns in die absolut richtige Richtung weist. Er spricht mir voll und ganz aus der Seele.

Ihr Athanasios

[Nassos]

Vielleicht hat er schwerste Schuld auf sich geladen, vielleicht ist er auf dem Sterbebett konvertiert/übergetreten.

Du meinst, ein echter "verlorener Sohn"? Das kann tatsächlich sein. In jener Zeit war es tatsächlich oft ein langer Weg der Katechumen-Phase bis zur Taufe o.ä. Viele gläubige Christen waren noch nicht getauft oder wurden erst durch Martyrium "getauft".
Aus meiner Sicht ist das Richten ohnehin eine Angelegenheit Gottes, und es ist für jeden das beste zu hoffen. Trotzdem war es für mich interessant, eine orthodoxe Erklärung für Konstantin zu bekommen.

Nein, nicht genau einen verlorenen Sohn, denn Konstatin war ja nicht abtrünnig geworden. Ich denke, dass er einen offenen Geist hatte und im Laufe seines Lebens - das vom Heidentum seiner Zeit nun mal geprägt war - immer besser "in die Sache reingekommen ist".
Wenn es stimmt, dass er das Erste Ökumenische Konzil einberief, aber ihm nicht vorstand, sondern den Vätern "Platz machte", dann ist das ein Indiz, dass er kapiert hat, was da abgeht. (Wir haben ja letzten Sonntag der Väter des Konzils gedacht, nicht dessen Einberufer).

Und das bei einem christlichen Anteil von 10%...

Nun, man kann glauben, was man will. Ich kann nicht mehr als nochmal auf Pater Lupus' o.s. Beitrag zu verweisen.

Lieben Gruß,
Nassos

[berneuchen]

Am Pfingstmontag habe ich in einer ZDF-Dokumentation über Kaiser Konstantin gehört, dass er in der orthodoxen Kirche heilig sein soll. Wie wird das begründet? War er überhaupt getaufter Christ?

Ich habe es noch nicht durchgelesen, aber hier steht mal etwas Historisches drin (gegen die Paganisten):
http://www.oodegr.com/english/paganismo ... ithia1.htm

Er ist auch in der Westkirche in der Liste der Heiligen. Gestern war ich in der Dorfkirche von Raas / Südtirol, dort steht seine Statue auf dem Hochaltar zusammen mit seiner Mutter, der Hl. Helena. ( Lt Kirchenführer deshalb, weil das Fest der Kreuzauffindung in diesem Ort besonders gefeiert wird.)

[Pilgerer]

Nein, nicht genau einen verlorenen Sohn, denn Konstatin war ja nicht abtrünnig geworden.

Das ist etwas nebensächlich, aber ich habe auf eine andere Auslegungsmöglichkeit angespielt: Die Heiden als die "verlorenen, aber wiedergefundenen Kinder Gottes". Die Kinder Abrahams dagegen als der "treue Sohn". Es war für einige Judenchristen am Anfang schwer, die Heiden in der Kirche zu akzeptieren, so wie es dem treuen Sohn schwerfiel, den verlorenen Sohn wieder im Haus des Vaters zu akzeptieren.

[Nassos]

Ich verstehe und Du hast natürlich recht.
Ich hatte die entsprechende Parabel im Kopf, in der sich der Sohn vom Vater "abwendet".

Danke Dir!

[Pilgerer]

Gibt es in der orthodoxen Kirche noch jene Liturgie, in der die Gläubigen beim Gebet "Leibesübungen" machen, indem sie sich niederwerfen und verbeugen (ähnlich wie im Islam)? In folgender Abhandlung über das Gebet in der syrischen Kirche habe ich auf Seite 27 bis 31 einen Gebets-Text gefunden, der in dieser Art abläuft:
http://www.suryoyo.uni-goettingen.de/li ... onoyto.pdf

(Ich habe jetzt die Internet-Adresse ausgetauscht)

[Mary]

Gibt es in der orthodoxen Kirche noch jene Liturgie, in der die Gläubigen beim Gebet "Leibesübungen" machen, indem sie sich niederwerfen und verbeugen (ähnlich wie im Islam)? In folgender Abhandlung über das Gebet in der syrischen Kirche habe ich auf Seite 27 bis 31 einen Gebets-Text gefunden, der in dieser Art abläuft:
http://www.suryoyo-online.org/news/dioz ... hland.html

Ja, in jeder Liturgie gibt es Verbeugungen und oft auch Niederwerfungen.

Welchen Artikel meinst Du genau... der link geht auf die Startseite...

[Joseph]

Gibt es in der orthodoxen Kirche noch jene Liturgie, in der die Gläubigen beim Gebet "Leibesübungen" machen, indem sie sich niederwerfen und verbeugen (ähnlich wie im Islam)?

Mmmh, rate mal wo die Mohamedaner sich diese Gebetshaltung abgeguckt haben?

Sich niederwerfen, das heißt man die grosse Metanoia oder Prostration, und wird in fast jeder Liturgy, Matins oder Vespers vollzogen nur nicht am Sonntag. Sonntag feiern wir die Auferstehung des Herrn und stehen...

http://www.prokopij.de/Gebet/gebet_de.htm

Gruß
Joseph

PS: zur "Leibesübung" wird es nur am Forgiveness Sunday, am Beginn der Großen Fastenzeit.... aber das kann jemand anderes erklären.

[lifestylekatholik]

rate mal wo die Mohamedaner sich diese Gebetshaltung abgeguckt haben?

Quelle?

[Joseph]

Quelle?

go here: http://www.quelle.de/

Gruß
Joseph

[martin v. tours]

martin v. tours

[Nassos]

1.) Die Leibesübungen variieren innerhalb der Ostkirche. Während die Russen sich nach jeder Bekreuzigung verbeugen, führen die Griechen ihre Hand zum Herz. Ich finde beides sehr angemessen.

2.) Leibesübungen gab es sehr wohl auch in der Westkirche, wie mir gesagt wurde, wie die Mosaiken in San Marco di Venezia bezeugen:



An dieser Stelle herzlichen Dank an Lazzaro, der diese Info bereitstellte.

Was die Mohammedaner angeht, kenne ich außer Quelle keine Quelle, aus der das hervorgeht. Ich weiß nicht, ob der Hl. Johannes von Damaskus etwas dazu geschrieben haben könnte, aber ganz abwegig finde ich es nicht. Parallel dazu muss man aber auch bedenken, dass Verbeugungen seit jeher ein Ausdruck von Respekt und Unterwerfung waren (siehe Ferner Osten), also liegt das dem Menschen auch inne.

Lieben Gruß,
Nassos

[Pilgerer]

Bei den Mohammedanern (oder "Muslimen") gibt es allerdings keinen Gottesdienst oder Messe wie bei Christen, sondern das Freitagsgebet ist das normale alltägliche Nachmittagsgebet, das an diesem Tag in der Moschee abgehalten wird. Die "Leibesübungen" sind bei allen fünf Gebeten vorgeschrieben und fromme Muslime würden dies am liebsten sogar am Arbeitsplatz verrichten.

Gibt es denn in der liturgischen Praxis der "Leibesübungen" Unterschiede zwischen der orthodoxen Kirche und den orientalischen Kirchen?

[Pilgerer]

Ich weiß nicht, ob ich die Frage humorvoll oder ernst sehen soll, aber sie kommt mir doch: Wie kommt es, dass orthodoxe Priester meistens Vollbart haben, katholische dagegen bartlos sind?

[Stephanie]

Soweit ich weiß ist das aus der Tradition zu erklären: In Rom war es üblich sich zu rasieren (unrasiert waren die Barbaren), im hellenistischen/jüdischen Osten nicht.

[Yeti]

Ich weiß nicht, ob ich die Frage humorvoll oder ernst sehen soll, aber sie kommt mir doch: Wie kommt es, dass orthodoxe Priester meistens Vollbart haben, katholische dagegen bartlos sind?

Dazu gab es nach dem Kirchenrecht von 1917 sogar einen Paragraphen, um den römisch-katholischen Priester vom orthodoxen stärker zu unterscheiden. Der gilt aber nicht mehr, wie man hier sehen kann:



Über Geschmack im einzelnen Falle lässt sich aber weiterhin trefflich streiten.

[lifestylekatholik]

Artikel Bart im Wetzer&Welte.

[Ewald Mrnka]

Ich weiß nicht, ob ich die Frage humorvoll oder ernst sehen soll, aber sie kommt mir doch: Wie kommt es, dass orthodoxe Priester meistens Vollbart haben, katholische dagegen bartlos sind?

Dazu gab es nach dem Kirchenrecht von 1917 sogar einen Paragraphen, um den römisch-katholischen Priester vom orthodoxen stärker zu unterscheiden. Der gilt aber nicht mehr, wie man hier sehen kann:



Über Geschmack im einzelnen Falle lässt sich aber weiterhin trefflich streiten.

(Zensiert! Bischöfe werden bei uns nicht nach Belieben verunglimpft! Mod: Songul)

[Pilgerer]

Soweit ich weiß ist das aus der Tradition zu erklären: In Rom war es üblich sich zu rasieren (unrasiert waren die Barbaren), im hellenistischen/jüdischen Osten nicht.

Ist das eine kulturelle Tradition oder "die heilige Tradition"?

Ich weiß nicht, ob ich die Frage humorvoll oder ernst sehen soll, aber sie kommt mir doch: Wie kommt es, dass orthodoxe Priester meistens Vollbart haben, katholische dagegen bartlos sind?

Dazu gab es nach dem Kirchenrecht von 1917 sogar einen Paragraphen, um den römisch-katholischen Priester vom orthodoxen stärker zu unterscheiden. Der gilt aber nicht mehr, wie man hier sehen kann:



Über Geschmack im einzelnen Falle lässt sich aber weiterhin trefflich streiten.

An den habe ich garnicht gedacht, aber vielleicht hat er sich von seinem Namensvetter inspirieren lassen.

[ChrisCross]

Soweit ich weiß ist das aus der Tradition zu erklären: In Rom war es üblich sich zu rasieren (unrasiert waren die Barbaren), im hellenistischen/jüdischen Osten nicht.

Ist das eine kulturelle Tradition oder "die heilige Tradition"?

Lies einmal lifestylekatholiks Link.

[Linus]

Dazu gabs mal eine diskussion im Forum. Nietenolaf hatte mEn ein Dokument verlinkt auf Englisch... mal suchen...

Joseph war mal da: http://orthodoxinfo.com/praxis/clergy_hair.aspx

aber das was ich suche ist ein pdf

[Nassos]

Hallo Linus,

es gab mal diesen Strang hier, in dem Nietenolaf auf ein paar Stellen verwies. Zwar ist kein pdf drin, aber vielleicht erinnerst Du Dich ja auch falsch...(?)

Lieben Gruß,
Nassos

[Joseph]

Was sind schon Bärte? Wir sind schon auf dem nächsten Niveau... light sabres



Gruß
Joseph

[Linus]

wo hast du das geile bild her....? ich glaub ich nehm das als hintergrundbild in der arbeit...

[Pilgerer]

Dazu gabs mal eine diskussion im Forum. Nietenolaf hatte mEn ein Dokument verlinkt auf Englisch... mal suchen...

Joseph war mal da: http://orthodoxinfo.com/praxis/clergy_hair.aspx

aber das was ich suche ist ein pdf

Danke für den informativen Link! Wie schwerwiegend ist denn die Bart-Frage für das Bemühen um katholisch-orthodoxe Ökumene?

[Stephanie]

Sie spielt keine Rolle.