Fragen zum Thema Orthodoxie

Ostkirchliche Themen.
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Joseph
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Joseph »

TillSchilling hat geschrieben:D.h. es liegt letztendlich in der Macht der Gemeindemitglieder bzw. derer - gewählten? - Stellvertreter im Parish Council wer Priester einer Gemeinde wird. Richtig?
Ja...! Das ist bei uns wie Employer und Employee.... Die Gemeinde zahlt das Gehalt des Priesters und daher heuert sie ihn auch. Eine "Entlassung" geht auch über den Bischof aber wird veranlasst vom Parish Council.
Das heißt aber nicht, das der Priester dann ein "Hansel" des PC ist. Er hat in geistlichen Sachen das alleinige Sagen, nach dem Bischof (aber spricht sich besser mit dem PC ab bevor er irgendwelche "Novitäten" einführt.... hahaha). In finanziellen und anderen "weltlichen" Dingen ist das PC die letzte Instanz (da es ja gegenüber der Gemeinde verantwortlich ist und auf zwei Jahre von ihr gewählt wird).

Das ganze funktioniert ganz gut und ich habe bis auf zwei extreme Fälle noch von keinem "Amtsmißbrauch" gehört.
Werden Priester unabhängig von einer "Anstellung" in einer Gemeinde geweiht wenn sie mit der Ausbildung fertig sind? Oder erst wenn sie in ihre erste Gemeinde eingesetzt werden?
Ja...! Er wird nach dem Abschluß des Studiums, meistens von seinem Bischof geweiht. Der Kandidat wurde ja vorher von seinem geistlichen Vater und seinem Bischof als Priesterkandidat akzeptiert und vorgeschlagen. Wenn ordiniert, dann haben sie entweder schon eine Anstellung parat, oder unterstellen sich ihrem Bischof, oder einem ihrer Wahl, um von diesem, auf Anfrage einer Gemeinde, eine Pfarr/Missionsstelle zugewiesen zu bekommen.

Ich wollte noch erwähnen, daß die RK hier eine andere Verwaltungsstruktur hat als die OK. In der RK ist die Diözese der alleinige Eigentümer der Immobilien und die Priester werden von der Diözese an die Pfarrstellen versetzt und auch von ihr bezahlt. On der OK sind die Gemeinden Eigentümer und selbstverantwortlich/verwaltend.... nach dem Motto, sink oder schwimm. Eine RK Gemeinde hat wenig bis kein sagen welcher Priester wohin versetzt wird... dort wechseln die Priester auch sehr oft (2 Jahre max.)

Gruß
Joseph
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Joseph
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Joseph »

TillSchilling hat geschrieben: Ok, so weit das Ideal. Wenn nun aber der Fall eintreten würde, dass eine Gemeinde ihren Priester nicht mehr will, der Bischof aber will dass er bleibt, wer kann dann entscheiden? Die Gemeinde oder der Bischof?
Ich habe gerade so einen Fall erlebt, (nein nicht meine Kirche) Sollte der Bischof den Mann behalten wollen kann er es tun, auf seine Kosten und in einem Gebäude das ihm gehört.... Wie gesagt das sind extreme Fälle die zwar passieren aber nicht üblich sind. Meistens wird bei Zwistigkeiten ein Schiedsverfahren vor dem Bischof, oder wenn der selbst darin verwickelt ist, von der OCA unter einem anderen Bischof, eingeleitet. Auf diese Weise sind nicht nur verfehlte Priester entlassen worden sondern sogar auch Bischöfe....!

Gruß
Joseph
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Joseph
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:Soviel ich weiß kann ein Priester nur von einer Synode (?), also auf keinen Fall von einem einzelnen, seines Amtes enthoben werden.
Nassos, es ging hier um das heuern und feuern von Priestern, nicht dem "defrocking," das kann nur der Bischof machen (braucht dazu keine Synode). Die Heilige Synode bestätigt aber den Entschluß des Bischofs und publiziert ihn...

Gruß
Joseph
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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

Joseph hat geschrieben:Eine RK Gemeinde hat wenig bis kein sagen welcher Priester wohin versetzt wird... dort wechseln die Priester auch sehr oft (2 Jahre max.)

Gruß
Joseph
Na mal nicht übertreiben. Die Priester, die ich kenne, wurden nicht häufiger versetzt als der orthodoxe Priester, dessen Werdegang ich hier eingestellt habe. Viele dienen nach einigen Jahren als Pfarrvikar Jahrzehnte in ihrer Pfarrei. Aber es stimmt, daß die Gebäude der Diözese gehören. Und deshalb kann die Diözese auch gegen den Willen der Gläubigen eine Pfarrei dicht machen. :(
Ich bin ja auch nicht gegen ein Mitspracherecht von Laien bezüglich der tatsächlichen Besetzung einer Pfarrstelle. Aber spätestens dann, wenn Laien entscheiden sollen, ob jemand zum Priester geweiht wird, stimmt was mit dem Kirchenverständnis nicht. Aber das kann ich mir auch bei der OK nicht vorstellen.
???

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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

Hallo Joseph,

stimmt, da habe ich zwei Sachen durcheinandergebracht. Danke.

Oder anders gesagt:

Sir, Mr. President of the PC, yes, Sir!
na, hab ich jetzt das Zeug zum Priester? ;)

Gruß,
Nassos
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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

anneke6 hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben:Eine RK Gemeinde hat wenig bis kein sagen welcher Priester wohin versetzt wird... dort wechseln die Priester auch sehr oft (2 Jahre max.)

Gruß
Joseph
Na mal nicht übertreiben. Die Priester, die ich kenne, wurden nicht häufiger versetzt als der orthodoxe Priester, dessen Werdegang ich hier eingestellt habe. Viele dienen nach einigen Jahren als Pfarrvikar Jahrzehnte in ihrer Pfarrei. Aber es stimmt, daß die Gebäude der Diözese gehören. Und deshalb kann die Diözese auch gegen den Willen der Gläubigen eine Pfarrei dicht machen. :(
Ich bin ja auch nicht gegen ein Mitspracherecht von Laien bezüglich der tatsächlichen Besetzung einer Pfarrstelle. Aber spätestens dann, wenn Laien entscheiden sollen, ob jemand zum Priester geweiht wird, stimmt was mit dem Kirchenverständnis nicht. Aber das kann ich mir auch bei der OK nicht vorstellen.
Da sowohl Laien als auch Klerus in Gemeinschaft den Leib der Kirche ergeben, ist das durchaus in Ordnung. Vielleicht liegt die Begründung darin und die OK ist deshalb nicht so (personell-)zentralistisch ausgelegt ist, und dass wir keinen Primus im römisch-katholischen Sinn haben.
Dies setzt jedoch die dem Priester gebührende Würde nicht ab.

Gruß,
Nassos
Zuletzt geändert von Nassos am Mittwoch 28. Oktober 2009, 10:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Joseph
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Joseph »

anneke6 hat geschrieben: Na mal nicht übertreiben. Die Priester, die ich kenne, wurden nicht häufiger versetzt als der orthodoxe Priester, dessen Werdegang ich hier eingestellt habe. Viele dienen nach einigen Jahren als Pfarrvikar Jahrzehnte in ihrer Pfarrei.
Nun mein Freund Richard, (selbst ein Ordensmann Oblate Brother), hatte in seiner Pfarrei in den letzten 10-12 Jahren 7 verschiedene Priester. Der letzte "Einheimische" wurde Bischof von Whitehorse und dann kamen die Vietnamesen, Chinesen (China und Canada), Franzosen, Spanier und jetzt ein Mexikaner.... So I guess you can file this under hear say, but very good hear say nevertheless.
Ich bin ja auch nicht gegen ein Mitspracherecht von Laien bezüglich der tatsächlichen Besetzung einer Pfarrstelle. Aber spätestens dann, wenn Laien entscheiden sollen, ob jemand zum Priester geweiht wird, stimmt was mit dem Kirchenverständnis nicht. Aber das kann ich mir auch bei der OK nicht vorstellen.
Wer hat das gesagt? Das ist der zweite Post der das behauptet/vermutet.... Wenn ein junger Mann Priester in der OK, hier in NA, werden will, dann bespricht er das erstmal mit seinem Staretz oder geistlichem Vater. Wenn der zustimmt wird der Bischof konsultiert. Wenn der zustimmt kann er sich für ein Priesterseminar entscheiden und sich dort anmelden (ohne diese recommendation ist es ziemlich aussichtslos das ein Priesterseminar ihn nehmen würde). Er studiert dann auf eigene Kosten, oder von einem Sponsor getragen, und wird nach Beendigung des Studiums (nach seiner Eheschließung, falls er das will) von seinem Bischof (oder von einem Stellvertreter), geweiht. Er ist dann Priester unter dem Omophorion seines Bischofs.... und erwartet seinen Einsatz wo immer er gebraucht wird oder wo er eine Stellung findet.....

Wo ist da ein aussenstehender Laie in der Geschichte???????? Die kommen erst beim heuern ins Bild....

Gruß
Joseph
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Joseph
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Joseph »

Nassos hat geschrieben:Hallo Joseph,
stimmt, da habe ich zwei Sachen durcheinandergebracht. Danke.
Oder anders gesagt:

Sir, Mr. President of the PC, yes, Sir!
At ease...
na, hab ich jetzt das Zeug zum Priester? ;)

Gruß,
Nassos
Ich bin Laie, wie soll ich das wissen....? Obwohl, die Haare könnten schon stimmen.... ;D
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Ilija
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Ilija »

Miserere Nobis Domine hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben:(so wie auch der russische Priester der in Deutschland angepöbelt wurde)
Der ist aber Lette, nicht Russe. Er wurde zwar "russisch-orthodox" genannt, damit ist aber gemeint, dass er zum Moskauer Patriarchat gehört.
Und was sagt uns das???? Das bedeutet das es keine "etnischen OK`s" gibt. Mit Russisch, Serbisch u.s.w sind nur die Patriarchate von Moskau, Pec (Belgrad) u.s.w gemeint....

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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

Joseph hat geschrieben:Obwohl, die Haare könnten schon stimmen.... ;D
Nie Knieder, sein Mohn.
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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

Nassos hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:
Joseph hat geschrieben:Eine RK Gemeinde hat wenig bis kein sagen welcher Priester wohin versetzt wird... dort wechseln die Priester auch sehr oft (2 Jahre max.)

Gruß
Joseph
Na mal nicht übertreiben. Die Priester, die ich kenne, wurden nicht häufiger versetzt als der orthodoxe Priester, dessen Werdegang ich hier eingestellt habe. Viele dienen nach einigen Jahren als Pfarrvikar Jahrzehnte in ihrer Pfarrei. Aber es stimmt, daß die Gebäude der Diözese gehören. Und deshalb kann die Diözese auch gegen den Willen der Gläubigen eine Pfarrei dicht machen. :(
Ich bin ja auch nicht gegen ein Mitspracherecht von Laien bezüglich der tatsächlichen Besetzung einer Pfarrstelle. Aber spätestens dann, wenn Laien entscheiden sollen, ob jemand zum Priester geweiht wird, stimmt was mit dem Kirchenverständnis nicht. Aber das kann ich mir auch bei der OK nicht vorstellen.
Da sowohl Laien als auch Klerus in Gemeinschaft den Leib der Kirche ergeben, ist das durchaus in Ordnung. Vielleicht liegt die Begründung darin und die OK ist deshalb nicht so (personell-)zentralistisch ausgelegt ist, und dass wir keinen Primus im römisch-katholischen Sinn haben.
Dies setzt jedoch die dem Priester gebührende Würde nicht ab.

Gruß,
Nassos
Der Bischof würde allerdings zur "Weihemaschine" degradiert, wenn, sehr überspitzt formuliert, ein Laienkomitée ihm einen, der ihnen ins Auge gefallen ist vorstellen und sagen: "So, lieber Bischof, den weihst Du mal."
Aber so macht ihr das ja auch nicht.
Was unseren guten Papst angeht…über die Priesterweihen hat er (zum Glück) nicht zu entscheiden, wohl aber über die Bischofsweihen.
???

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Sebastian
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Sebastian »

Nassos hat geschrieben:
Sebastian hat geschrieben:Saki?
Ja, bitte?
Saki ist ein (polnisches) orthodoxes Kloster in Ostpolen

http://www.cerkiew.pl/index.php?id=133

Bild
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

Eine geschickte Umlenkung des Themas, Bastek! :ja:
???

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Sebastian
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Sebastian »

anneke6 hat geschrieben:Eine geschickte Umlenkung des Themas, Bastek! :ja:
Bild
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Linus
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Linus »

Sebastian hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Eine geschickte Umlenkung des Themas, Bastek! :ja:
Bild
:hmm:
das ist mir zu Bairisch... heißt das "Ober! A Obazda, bitte?"
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Sebastian
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Sebastian »

Linus hat geschrieben:
Sebastian hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:Eine geschickte Umlenkung des Themas, Bastek! :ja:
Bild
:hmm:
das ist mir zu Bairisch... heißt das "Ober! A Obazda, bitte?"
Mit Diskussionen, Linus, ist es wie mit Straßen. Enden sie in einem Graben, empfiehlt sich eine Umleitung ...

pssst Anneke. War aber gar nicht meine Intention :-D
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

Ich hatte jedenfalls das Gefühl, daß wir sowieso aneinander vorbei reden, also…
???

TillSchilling

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von TillSchilling »

Joseph hat geschrieben:
Ich bin ja auch nicht gegen ein Mitspracherecht von Laien bezüglich der tatsächlichen Besetzung einer Pfarrstelle. Aber spätestens dann, wenn Laien entscheiden sollen, ob jemand zum Priester geweiht wird, stimmt was mit dem Kirchenverständnis nicht. Aber das kann ich mir auch bei der OK nicht vorstellen.
Wer hat das gesagt? Das ist der zweite Post der das behauptet/vermutet.... Wenn ein junger Mann Priester in der OK, hier in NA, werden will, dann bespricht er das erstmal mit seinem Staretz oder geistlichem Vater. Wenn der zustimmt wird der Bischof konsultiert. Wenn der zustimmt kann er sich für ein Priesterseminar entscheiden und sich dort anmelden (ohne diese recommendation ist es ziemlich aussichtslos das ein Priesterseminar ihn nehmen würde). Er studiert dann auf eigene Kosten, oder von einem Sponsor getragen, und wird nach Beendigung des Studiums (nach seiner Eheschließung, falls er das will) von seinem Bischof (oder von einem Stellvertreter), geweiht. Er ist dann Priester unter dem Omophorion seines Bischofs.... und erwartet seinen Einsatz wo immer er gebraucht wird oder wo er eine Stellung findet.....

Wo ist da ein aussenstehender Laie in der Geschichte???????? Die kommen erst beim heuern ins Bild....
Welchen Sinn aber machte es einen Mann zum Priester zu weihen wenn es für den kein Betätigungsfeld gibt. Geweiht wird er dann also indirekt doch in Bezug auf eine Priesterstelle in einer Gemeinde hin.

Andere Frage: Dieses Wählen des Priesters durch die Gemeinde - welches sich ja doch erheblich von der römisch-katholischen Praxis unterscheidet - nach orthodoxem Veständni: Wo kommt es her? Wann ist es entstanden? Ist es Praxis aus apostolischer Zeit?

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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

TillSchilling hat geschrieben: Welchen Sinn aber machte es einen Mann zum Priester zu weihen wenn es für den kein Betätigungsfeld gibt. Geweiht wird er dann also indirekt doch in Bezug auf eine Priesterstelle in einer Gemeinde hin.
Das Betätigungsfeld muß doch keine Priesterstelle in einer Gemeinde sein. Was ist mit all den tonsierten Mönchen, die im Kloster oder als Einsiedler leben werden? Was ist mit den Priestern, denen die Seelsorge für ein Frauenkloster aufgetragen wird? Die Vorstellung, ein Priester müßte unbedingt ein Pfarrer sein, halte ich für ziemlich protestantisch.
TillSchilling hat geschrieben:Andere Frage: Dieses Wählen des Priesters durch die Gemeinde - welches sich ja doch erheblich von der römisch-katholischen Praxis unterscheidet - nach orthodoxem Veständni: Wo kommt es her? Wann ist es entstanden? Ist es Praxis aus apostolischer Zeit?
Unsere orthodoxen Freunde führen gerne 99,9% ihrer Bräuche auf die apostolische Zeit zurück. :blinker: Aber in der frühesten Kirche dürfte eine solche Frage müßig gewesen sein, da die christliche Gemeinde einer Stadt direkt dem Bischof unterstand.

Ansonsten halte ich die von Joseph beschriebene Praxis nicht für ein "Wählen des Priesters durch die Gemeinde" — es ist das Akzeptieren oder Ablehnen (und zur Not auch Ausstoßen) eines durch den Bischof vorgesehenen Kanditaten.
???

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Nietenolaf
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nietenolaf »

TillSchilling hat geschrieben:Welchen Sinn aber machte es einen Mann zum Priester zu weihen wenn es für den kein Betätigungsfeld gibt. Geweiht wird er dann also indirekt doch in Bezug auf eine Priesterstelle in einer Gemeinde hin.
Keinen. Die Weihe erfolgt nicht indirekt, sondern direkt immer für eine bestimmte Gemeinde. Das geht schon bei der Chirotesie der Lektoren los. Bei uns gibt es kein Weiheamt per se. Jedes geistliche Amt steht immer und zu jeder Zeit unter dem Omophorion eines bestimmten Bischofs und ist für einen bestimmten Ort (Gemeinde, Kloster) bestimmt. Es ist damit nicht gesagt, daß ein Priester nicht versetzt werden kann. Ich will aber unterstreichen, daß man in der Orthodoxen Kirche nicht einfach einen Priester weiht, ohne eine Gemeinde / einen Bedarf im Kloster für ihn zu haben. Ein Priester ohne Gemeinde ist bestenfalls ein vagabundierender Priester. Ein Priester ohne Bischof ist kanonisch nicht in der Lage zu zelebrieren.
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

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Nietenolaf
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nietenolaf »

anneke6 hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben:Dieses Wählen des Priesters durch die Gemeinde ... Wo kommt es her? Wann ist es entstanden? Ist es Praxis aus apostolischer Zeit?
(...) Ansonsten halte ich die von Joseph beschriebene Praxis nicht für ein "Wählen des Priesters durch die Gemeinde" — es ist das Akzeptieren oder Ablehnen (und zur Not auch Ausstoßen) eines durch den Bischof vorgesehenen Kanditaten.
Ja, genau. Kommt trotzdem quasi aus apostolischer Zeit:

Kanon 7 des Theophilos (aus den Unterweisungen an Ammon) hat geschrieben:Für jene, die geweiht werden sollen, gelte folgende Regel. Die ganze Versammlung der Geistlichen (παν τό ίερατεΐον) möge übereinkommen und [einen Kandidaten] wählen, und dann soll der Bischof den Gewählten prüfen, und mit Einverständnis der Geistlichen soll er die Handauflegung inmitten der Kirche, unter Beisein des Volkes vornehmen, nachdem er laut gefragt hat, ob auch das Volk diesen [für würdig] bezeugt (ει και ο λαός δύναται ... μαρτυρεΐν). Eine Handauflegung darf nicht insgeheim erfolgen. Denn wenn die Kirche in der Welt ist, dann sollen die Handauflegungen öffentlich in der Kirche unter Anwesenheit der Heiligen erfolgen. An Orten, wo es aber Sympathisanten mit solchen gibt, die mit Ketzern verkehrten, sollen die Handauflegungen nicht anders erfolgen, als nach Prüfung durch wirklich orthodoxe Geistliche, ebenso bei Anwesenheit des Bischofs und nach dessen Vorstellung gegenüber dem anwesenden Volk, nur so, damit kein Abgleiten vom rechten Wege erfolge.

Theophilos von Alexandria lebte im 4./5. Jahrhundert. Das oben von ihm Zitierte ist kanonisches Recht und verbindlich. Allerdings hatte das Volk schon in spätbyzantinischer Zeit wesentlich weniger Mitspracherecht, das "Axios" des Volkes war sozusagen nur noch Formsache. Die Russen haben auf dem legendären Konzil von 1917/18 da einiges an Rückkehr zu den Anfängen bewirkt. Freilich hat die "Mitbestimmung durch die Gemeinde" in Sowjetzeiten extreme Formen angenommen. Die "Starosta" (Gemeindeältesten) und der Gemeinderat bekamen quasi Macht über die Geistlichen und es war so, wie Joseph schreibt: der Priester war "employee" der Gemeinde. Damit gab es ein außerkirchliches Kontrollorgan über die Geistlichen. Nach 1988 wurde das wieder zurückgebaut, und nun sind wir, was die Macht der Bischöfe anbelangt, wieder nahe an dem byzantinischen Ideal. :)

Ein extremes Beispiel für das Gewicht der Stimme des Volkes gab es vor ein paar Jahren im St. Petersburger Geistlichen Seminar, wo der Bischof einen Seminaristen weihen wollte, der bei seinen Komilitonen sehr unbeliebt war, als Petze galt usw. Bei seiner Weihe gab es denn die peinliche Szene, daß der Chor der Seminaristen das "Axios" nicht sang. Der arme Kerl rief zum Chor, er solle doch singen, aber die Seminaristen weigerten sich. Tja, die Weihe wurde ohne das "Axios" des Chors beendet, war gültig und der Bischof räumte unter den Seminaristen ordentlich auf. Na gut, aber das war auch das Seminar und keine Gemeinde.
ἐὰν γὰρ ἀποϑάνῃ ἄνϑρωπος, ζήσεται συντελέσας ἡμέρας τοῦ βίου αὐτοῦ· ὑπομενῶ, ἕως ἂν πάλιν γένωμαι.

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Nassos
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Nassos »

Hallo Leute,

in der Klausnerei ist eine Diskussion zur Ehe gestartet. Es geht um den Spruch "Und was Gott zusammenführt, das darf der Mensch nicht trennen".
Ich hätte da eher "das soll der Mensch nicht teilen" genommen - aber egal.

Ich denke, dass es orthodoxes Denken ist, dass die Ehe nicht mit dem Tod endet, sondern auch darüberhinaus geht. Es wird ja gesagt, dass eine Ehe wie eine kleine Kirche ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Intention Gottes durchaus für die Ewigkeit ist.

Ich hatte dort auch gehört, dass im Katholizismus die Ehe mit dem Tod endet. Ist das etwas bei uns auch so???

Danke für Eure Hilfe.

Gruß,
Nassos
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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

@ Nietenolaf: Ich höre nicht auf zu staunen, was Du alles weißt… :blinker:
???

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Peregrin
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Peregrin »

Nietenolaf hat geschrieben: Bei seiner Weihe gab es denn die peinliche Szene, daß der Chor der Seminaristen das "Axios" nicht sang. Der arme Kerl rief zum Chor, er solle doch singen, aber die Seminaristen weigerten sich.
Was immer da vorher vorgefallen sein mag: Nett ist das nicht.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

TillSchilling

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von TillSchilling »

anneke6 hat geschrieben:Das Betätigungsfeld muß doch keine Priesterstelle in einer Gemeinde sein. Was ist mit all den tonsierten Mönchen, die im Kloster oder als Einsiedler leben werden? Was ist mit den Priestern, denen die Seelsorge für ein Frauenkloster aufgetragen wird?
Ein Priester in einem Kloster hat ja auch eine Gemeinde. Anders ist es mit dem Einsiedlermönch. Werden aber die aber zu Priestern geweiht?
anneke6 hat geschrieben: Die Vorstellung, ein Priester müßte unbedingt ein Pfarrer sein, halte ich für ziemlich protestantisch.
Nun, du musst mir zugestehen, dass ich diese Beurteilung nicht negativ sehe. Und ja, ein Priester muss Pfarrer sein, sonst macht seine Priesterweihe keinen Sinn. Das heisst ja nicht, dass er das immer oder sofort sein muss aber die Vorstellung eines von der Gemeinde getrennten Priestertums, das sich unabhängig von der Gemeinde durch Weihen selber fortplanzt, ist IMHO nicht biblisch. Siehe:
Apg. 14
21und sie predigten der Stadt das Evangelium und unterwiesen ihrer viele und zogen wieder gen Lystra und Ikonion und Antiochien,
22stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, daß sie im Glauben blieben, und daß wir durch viel Trübsale müssen in das Reich Gottes gehen.
23Und sie ordneten ihnen hin und her Älteste in den Gemeinden, beteten und fasteten und befahlen sie dem HERRN, an den sie gläubig geworden waren.

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ad-fontes
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von ad-fontes »

Nietenolaf hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben:Welchen Sinn aber machte es einen Mann zum Priester zu weihen wenn es für den kein Betätigungsfeld gibt. Geweiht wird er dann also indirekt doch in Bezug auf eine Priesterstelle in einer Gemeinde hin.
Keinen. Die Weihe erfolgt nicht indirekt, sondern direkt immer für eine bestimmte Gemeinde. Das geht schon bei der Chirotesie der Lektoren los. Bei uns gibt es kein Weiheamt per se. Jedes geistliche Amt steht immer und zu jeder Zeit unter dem Omophorion eines bestimmten Bischofs und ist für einen bestimmten Ort (Gemeinde, Kloster) bestimmt. Es ist damit nicht gesagt, daß ein Priester nicht versetzt werden kann. Ich will aber unterstreichen, daß man in der Orthodoxen Kirche nicht einfach einen Priester weiht, ohne eine Gemeinde / einen Bedarf im Kloster für ihn zu haben. Ein Priester ohne Gemeinde ist bestenfalls ein vagabundierender Priester. Ein Priester ohne Bischof ist kanonisch nicht in der Lage zu zelebrieren.
Kurz gesagt: es gibt keine absoluten, sondern nur relative Ordinationen. :doktor:
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

TillSchilling

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von TillSchilling »

Ich habe eine weitere Frage zur Orthodoxie: Werden Sakramente inkl. Beichte und Absolution in der orthodoxen Kirche immer nur von Priestern gespendet? Ich denke hier natürlich an den Starez in Dostojewskis "Die Brüder Karamasow".

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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

TillSchilling hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:
Ein Priester in einem Kloster hat ja auch eine Gemeinde. Anders ist es mit dem Einsiedlermönch. Werden aber die aber zu Priestern geweiht?
Durchaus. Aber in der Orthodoxie darf ein Priester nicht alleine die Liturgie feiern. In einem solchen Fall muß er sich dann für die Liturgie in eine Kirche oder ein Kloster begeben. Und Einsiedlerdasein und priesterlicher Dienst schließen sich nicht gegenseitig aus.
???

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Sebastian
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von Sebastian »

TillSchilling hat geschrieben:Ich habe eine weitere Frage zur Orthodoxie: Werden Sakramente inkl. Beichte und Absolution in der orthodoxen Kirche immer nur von Priestern gespendet?
Lieber Till, Bischöfe können wohl die Absolution spenden, es ist aber in der Regel ein Priester, der die Beichte abnimmt und die Absolution erteilt. Dies zählt ja zu den (pastoralen) Aufgaben eines Priesters. Patriarch Pavle von Serbien (94) hat m.W. immer noch seinen Beichtvater, der auch sein geistlicher Vater ist. Jener ist Priester und 96 Jahre alt :breitgrins:
"Selig sind die, die nicht gesehen und doch geglaubt haben" (Joh. 20,31)

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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

Ist das Wort "Pope" ein Schimpfwort? Gestern hatte mir das jemand, der orthodox ist, gesagt — er meinte, das wäre so ähnlich wie "Neger". Das hat mich sehr erschreckt, denn ich hatte davon noch nicht gehört.
Hat mich dazu gebracht, mal in mein "Tolkovij Slovar Russkogo Jazyka" zu schauen, was dort unter "Pop" steht. Und da stand übersetzt: "Pop: (umgangsspr.) orthodoxer Geistlicher. "Ein Pope hatte einen Hund" (Redensart): Wenn jemand immer wieder dasselbe erzählt*.."

*Scheint die russische Entsprechung von "Ich kannte mal einen Praktikanten, der trug Soutane" zu sein.
???

TillSchilling

Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von TillSchilling »

Sebastian hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben:Ich habe eine weitere Frage zur Orthodoxie: Werden Sakramente inkl. Beichte und Absolution in der orthodoxen Kirche immer nur von Priestern gespendet?
Lieber Till, Bischöfe können wohl die Absolution spenden ...
Danke Sebastian, aber meine Frage war ob es auch vorkommt oder vorgekommen ist, dass Laien Sakramente spenden.

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anneke6
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Re: Fragen zum Thema Orthodoxie

Beitrag von anneke6 »

TillSchilling hat geschrieben:
Sebastian hat geschrieben:
TillSchilling hat geschrieben:Ich habe eine weitere Frage zur Orthodoxie: Werden Sakramente inkl. Beichte und Absolution in der orthodoxen Kirche immer nur von Priestern gespendet?
Lieber Till, Bischöfe können wohl die Absolution spenden ...
Danke Sebastian, aber meine Frage war ob es auch vorkommt oder vorgekommen ist, dass Laien Sakramente spenden.
In Notfällen kann in der OK auch ein Laie (jedoch kein Ungetaufter) das Sakrament der Taufe spenden, ansonsten ist es nicht erlaubt, auch nicht dem Diakon.

Nachtrag: Ich werde mich künftig bei der Beantwortung von Fragen zurück halten und das den Orthodoxen überlassen. :blinker:
???

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