Ökumene - die nächsten Schritte

Ostkirchliche Themen.
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Norbert
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Beitrag von Norbert »

Heute bei radio Vatikan:
Osterbotschaft Bartholomaios: "Ökumenische Bewährung in Ukraine"
Heute feiern die Christen der Ostkirchen ihren Ostermontag. Traditionell nutzen sie diesen Tag, um das Evangelium von der Auferstehung in möglichst vielen Sprachen zu verkünden. Hier ein Beitrag von Heinz Gstrein über die Ostermontagsfeier in Istanbul - denn dort legte heute Patriarch Bartholomaios I. in seiner Predigt ein Bekenntnis ab - zum übernationalen, überstaatlichen und wahrhaft ökumenischen Charakter des Christentums. "Er tat das in der Patriarchenkirche Haghios Georgios vor vielen Pilgern aus Ländern des ehemaligen Ostblocks. Dort herrschen seit der Wende politische und vor allem national bedingte Kirchenstreitigkeiten und -spaltungen. In Russland macht sich geradezu ein neues Staatskirchentum wie einst unter den Zaren breit. In der Ukraine erheben gleich drei orthodoxe Kirchen den Anspruch, die wahre Kirche des Landes zu sein. Da will Bartholomaios nun vermittelnd eingreifen. Er hat schon früher betont, dass die Ukraine vor über 300 Jahren von Moskau gegen alles Kirchenrecht seinem Patriarchat entrissen wurde. Jetzt bemüht sich Konstantinopel daher um eine neue, geeinte ukrainische Orthodoxie unter seiner Führung. Kontakte nahm Bartholomaios schon zu den etwa sechs Millionen ukrainischen Ostkatholiken des byzantinischen Ritus auf. Auch sie sollen ins Patriarchat Konstantinopel zurückkehren, könnten aber ihre Kirchengemeinschaft mit Rom dabei aufrecht erhalten. So wird die Ukraine zu einem wichtigen ökumenischen Neuland. " (rv/Heinz Gstrein)
was ist davon zu halten?klingt ja nach einer interessanten Initiative von S.H. Patriarch Bartholomaios I.
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich
meiner.

Petra
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Beitrag von Petra »

Zu viele Leute haben zu viele Erwartungen an den Papst. :/

Das wird noch mein Mantra.....

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Norbert hat geschrieben:was ist davon zu halten?klingt ja nach einer interessanten Initiative von S.H. Patriarch Bartholomaios I.
Eine wahrhaft sehr interessante Initiative. Besonders wenn man beachtet, daß es nur eine Orthodoxe Kirche in der Ukraine gibt, wie auch S.H. Bartholomaios I samt dem Hl. Synod des Patriarchates mehrmals ausdrücklich verlauten ließ. Andererseits gab's da in der Vergangenheit durchaus immer mal wieder Experimente, wie weit man gehen kann; das oben von Norbert zitierte scheint mir eines davon zu sein. Andererseits gilt: abwarten, denn die Quelle (Radio Vatikan) hat in der Vergangenheit schon öfter faules Zeug verbreitet. Und woanders hab' ich das noch nicht gelesen. Sobald das bestätigt ist, könnte man ja auf die Details dieser Meldung eingehen.

PS: Zum EOF evtl. später.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Hilarion Alfejew (russisch-orthodoxer Bischof von Wien und Österreich) hat geschrieben:[right]http://www.nikolsobor.org/pictures/vlhilarion.jpg[/right]Habemus Papam!

Am Abend des 19. April 2005 hielt ich an der katholischen theologischen Fakultät der Universität Freiburg (Schweiz) eine Vorlesung. Ich begann sie mit einigen Worten über Papst Johannes Paul II und seinen starken Widerstand gegen den in Europa vorherrschenden Säkularismus, Liberalismus und Relativismus. Als ich über die aktuellen Angriffe des militanten Säkularismus sprach, was das Hauptthema meiner Vorlesung war, bestand ich auf der Notwendigkeit einer Bildung einer gemeinsamen Gegenfront der Katholiken und der Orthodoxen in Europa und einer paneuropäischen Allianz des traditionellen Christentums, um die geistigen Werte zu verteidigen. Weiters brachte ich meine Hoffnung zum Ausdruck, daß der neue Papst, den das Konklave wählen sollte, ein genauso aktiver Gegner des Säkularismus und Liberalismus sein möge, wie es Johannes Paul II. gewesen ist.

Als ich geendet hatte, ergriff die Dekanin der Fakultät, Frau Professor Barbara Hallensleben, das Wort, um die Wahl Kardinal Ratzingers zum Papst Benedikt XVI., dem 265. Papst von Rom, zu verkünden. Alle Teilnehmer des Treffens standen auf, um Gott für diese Wahl zu danken und gemeinsam das "Vater unser" zu beten.

Was erwarte ich als orthodoxer Bischof, der in Europa lebt und sein Amt versieht, vom neuen Pontifikat?

Zunächst, daß die Katholische Kirche ihre traditionelle Doktrin und Moral bewahrt, ohne dem Druck der "progressiven" Gruppen nachzugeben, die eine Ordination von Frauen, eine Anerkennung so genannter "gleichgeschlechtlicher Ehen", Abtreibung, Verhütung, Euthanasie usw. fordern. Es besteht kein Zweifel, daß Papst Benedikt XVI., der seine Position in diesen Fragen schon klargestellt hat, solchen Gruppen, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Katholischen Kirche existieren, weiter widersprechen wird.

Zweitens hoffe ich, daß das neue Pontifikat von einem Durchbruch in den Beziehungen zwischen der Römisch-Katholischen und der Orthodoxen Kirche gekennzeichnet sein, und daß ein Treffen zwischen dem Papst von Rom und dem Patriarchen von Moskau stattfinden wird. Diesem Treffen sollten konkrete Schritte in Richtung eines besseren gegenseitigen Verständnisses und einer sorgfältigen Ausarbeitung einer gemeinsamen Position in den großen trennenden Fragen vorangehen.

Ich hoffe auch, daß es eine allgemeine Verbesserung in den Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und der Weltorthodoxie geben wird. Im Jahr 2000 vertrat ich das Moskauer Patriarchat bei einem Treffen der gemischten katholisch-orthodoxen theologischen Kommission, die sich mit der Frage der Unierten befaßte. Es wurde zu diesem Thema keine Übereinstimmung erzielt, und die Diskussion, die voll von Frustration, Enttäuschung und Bitterkeit auf beiden Seiten war, endete ohne klare Beschlüsse, ob die Arbeit dieser Kommission je fortgesetzt werden würde. Ich hoffe, daß diese Kommission ihre Arbeit unter dem neuen Pontifikat wieder aufnimmt oder daß eine neue Kommission für einen bilateralen Dialog gebildet wird, um die Frage der Unierten und andere theologische und ekklesiologische Fragen, die unsere Kirchen noch trennen, zu diskutieren.

Die Arbeit einer bilateralen Kommission wird nicht einfach sein und viele Jahre dauern. Meine Sorge ist dennoch, daß wir, wenn wir uns nur darauf konzentrieren, was uns trennt, wertvolle Zeit verlieren, die wir für ein gemeinsames Zeugnis vor der säkularisierten Welt verwenden könnten.

Besonders Europa wird so schnell entchristianisiert, daß dringender Handlungsbedarf besteht, um es vor dem Verlust seiner jahrhundertealten christlichen Identität zu bewahren. Ich glaube fest daran, daß für die Katholiken und die Orthodoxen die Zeit gekommen ist, ihre Anstrengungen zu vereinen und das traditionelle Christentum zu verteidigen, das von allen Seiten angegriffen wird. In zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren kann es einfach zu spät sein.

Genau deshalb schlage ich die Bildung einer europäischen katholisch-orthodoxen Allianz vor, damit die offiziellen Vertreter beider Kirchen eine gemeinsame Position in allen großen sozialen und ethischen Themen ausarbeiten und mit einer Stimme sprechen können. Es gibt bereits die Konferenz der Europäischen Kirchen, wo die Orthodoxen mit den Protestanten zusammenarbeiten; es gibt die COMECE, wo die Katholiken Themen von paneuropäischer Bedeutung miteinander besprechen. Aber wo ist ein gemeinsames katholisch-orthodoxes Forum? Es gibt so viel Verbindendes in unserer sozialen und ethischen Doktrin: Warum können wir dies nicht "urbi et orbi" verkünden?

Vielleicht wird es Papst Benedikt XVI. sein, der die historische Mission verwirklichen wird, die Katholiken und die Orthodoxen zusammenzubringen, um das Christentum gegen die Herausforderung des militanten Säkularismus zu verteidigen.
An diese schönen Aussagen des Vertreters der russischen orthodoxen Kirche möchte ich meine Aussagen gegenüber stellen. 8)
Knecht Ruprecht Mo, 11. Apr 2005, 18:21 hat geschrieben:Okidok, ich fange mal an.

Also, wenn die Kirche Frauen ins Priesteramt zulassen würde, wenn die Kirche Abtreibung zulassen würde, wenn die Frau vielleicht Ehebruch begangen hat, wenn die Kirche Pädophili, Homosexualität und Sodomi befürworten würde, wenn die Kirche die Mutter Gottes Jungfrau Maria nicht mehr als Jungfrau verkünden würde, wenn die Kirche die Kommunion an Ungläubige und schwere Sünder verteilen würde.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Norbert hat geschrieben:was ist davon zu halten?
Gar nichts.
Norbert hat geschrieben:klingt ja nach einer interessanten Initiative von S.H. Patriarch Bartholomaios I.
Bartholomæus versucht die politische Lage zu nutzen, um seine Machtposition zu Lasten Moskaus auszubauen. Insbesondere mit Hilfe der nordamerikanisch-ukrainischen Diaspora wird versucht, die Spaltprodukte in der Ukraine zu sammeln, um eine Parallelhierarchie zur Metropolie des Moskauer Patriarchats aufzubauen. Wenn er das konsequent verfolgt, gerät die Sache zum Schisma.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Jedoch gehen trotz der unierten Verbindung zwischen katholischen und orthodoxen Christen, beide getrennte Wege zur Kommunion. Oder sind die unierten Orthodoxen so katholisch, dass es für beide Seiten die selbe Kommunion gibt?

Jedenfalls wird mir durch die Uniertation mit der Orthodoxen Kirche klar, dass mit der Protestantischen Kirche (was das auch immer sein soll) - es nie eine größere Ökumene geben wird, als mit dem Islam und dem Judentum. Man wird sich also zusammen setzen und festschreiben lassen, dass Menschen, welcher Religion auch immer, sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen sollen, auch wenn sie ungewollt zusammen leben müssen, aber man wird nie sagen können, dass man an das selbe Wort Gottes glaubt.

Aber als Katholik unterstütze ich natürlich jeden Dialog mit Protestanten, Moslems und Juden - um gegenseitiges morden zu minimieren.



* Natürlich gibt es hier und da Überschneidungen mit Protestenten, Moslems und Juden.

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Linus
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Beitrag von Linus »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:Oder sind die unierten Orthodoxen so katholisch, dass es für beide Seiten die selbe Kommunion gibt? .
Rupperl oje
Zur katholischen Kirche gehören die westriten (also wir lateiner, ambrosianer, mozaraber,...) plus alle unierten ostkirchen, die sich nach dem Ritus in die Großgruppen Östliche katholische Kirchen mit byzantinischem Ritus (zusammenfassend auch griechisch-katholische Kirchen genannt) ,Unierte Kirchen mit westsyrischem Ritus / Antiochener ,Unierte Kirchen mit ostsyrischem Ritus / Chaldäer , und unierte Kirchen mit alexandrinischem Ritus
(lies mal da http://www.lexikon-definition.de/Uniert ... %2529.html nach) nennen.

Der Sakramentsempfang ist bei ihnen genauso möglich wie in deiner römischen Ortspfarre.

Mit Orthodoxen (=nicht unierten) ist das genauso, da sie die selben voraussetzungen (Weiheamt, Eucharistieverständnis) haben wie wir.
Eventuell (lieber Robert und Nietenolaf jetzt nicht Klassenkloppe betreiben, wenn ich hier einen unzulässigen Schluß zieh) ist der Sakramentsempfang bei Orthodoxen zu sehen wie bei den Piusbrüdern: gültig aber unerlaubt.
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Philokalos
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Das Gemeinsame anstelle des Trennenden

Beitrag von Philokalos »

Meine lieben Brüder
Der heilige Paulus hat uns mehr als eindringlich gewarnt, dass wir uns vor Zersplitterungen hüten sollen, aber wir hören bis heute nicht auf ihn.
Wie törricht ist doch die Frage, welchem Weg jemand folgt, wenn doch beide dasselbe Ziel haben. Ist man Katholik oder Evangelischer? Oder ist man nicht viel mehr Christ?
Jesus Christus ist das was uns verbindet, er ist das Gemeinsame und das sollte uns helfen eine wahrhafte Ökumene zu leben.
Ökumene bedeutet nicht, dass alles wegfällt was nicht alle gleich seen, Ökumene heisst, dass wir überall da wo wir Gemeinsames haben, an diesem Gemeinsamen festhalten und gemeinsam dahinter stehen.
Da wo Unterschied in den Auffassungen sind, soll jede Gemeinde seinen eigenen Weg gehen. Wer sind wir, dass wir den Hausherrn eines anderen richten?
Möge jeder Jesus Christus so folgen, wie er Jesus Christus erfährt und freuen wir uns darüber, dass soviele dasselbe Ziel im Herzen tragen.
Friede sei mit Euch,
Euer Bruder Philokalos
Ich trat ein, wußte nicht wo,
und blieb unwissend,
alles Wissen übersteigend.
(Johannes vom Kreuz)

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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo ottaviani,

nun, nicht das ich etwas gegen die lateinische Messe habe - gabz im Gegenteil: Zu passenden Anlässen bin ich sogar für (!) die lateinische Messe, weil sie sehr feierlich ist. Aber davon ab zu der von Dir so hochgehaltenen Priesterbruderschaft.
Vor einiger Zeit hatten Mitglieder von denen - es war die Jugendorganisation - hier in der Innenstadt einen Infostand. Ich habe eine junge Dame angesprochen, weil ich einige (theologische) Fragen hatte.
Kurzum brachte sie mir gegenüber u.a. zwei Aussagen:
1. "Es ist nicht wichtig, daß junge Menschen an Jesus glauben, es ist nur wichtig, daß sie den Katechismus kennen." (Sie meinte den Baseler Katechismus)
Auf meine Nachfrage, ob sie auf Grund des Katechismus mehr Glaubensgewissheit bekämen, kam die Antwort
"Der Glaube ist nicht so wichtig, hauptsache, die kennen den Katechismus auswendig."

2. "Auf wen unser Glaube zurückgeht? Natürlich auf Jesus, der war nunmal der erste Christ."
Gegenfrage meinerseits:
"Römisch-katholisch?"
Antwort:
"Ja!"

Nun, zu soviel theologischem und historischem Unwissen, sage ich nur eines:

AUA [Punkt] Das tut weh !

Gruß, Pit

ottaviani hat geschrieben:wir werden sehen ich jedenfalls halte das für kein gutes zeichen
wenn das stimmt perfektioniert man jetzt den modernistischen irrtum ich bin echt froh das es die bruderschaft gibt
carpe diem - Nutze den Tag !

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ottaviani
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Beitrag von ottaviani »

wichtig ist das zu GLAUBEN was im katechismus steht man kann nicht
jesus gegen die kirche ausspielwen so hätte es die dame richtig formuliert

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spectator
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Beitrag von spectator »

Pit hat geschrieben:Vor einiger Zeit hatten Mitglieder von denen - es war die Jugendorganisation - hier in der Innenstadt einen Infostand. Ich habe eine junge Dame angesprochen, weil ich einige (theologische) Fragen hatte.
Kurzum brachte sie mir gegenüber u.a. zwei Aussagen:
1. "Es ist nicht wichtig, daß junge Menschen an Jesus glauben, es ist nur wichtig, daß sie den Katechismus kennen." (Sie meinte den Baseler Katechismus)
Auf meine Nachfrage, ob sie auf Grund des Katechismus mehr Glaubensgewissheit bekämen, kam die Antwort
"Der Glaube ist nicht so wichtig, hauptsache, die kennen den Katechismus auswendig."

2. "Auf wen unser Glaube zurückgeht? Natürlich auf Jesus, der war nunmal der erste Christ."
Gegenfrage meinerseits:
"Römisch-katholisch?"
Antwort:
"Ja!"

Nun, zu soviel theologischem und historischem Unwissen, sage ich nur eines:

AUA [Punkt] Das tut weh !

Gruß, Pit
und?
wegen dürftiger Erklärungen einer Biene gehst Du jetzt also nicht in die katholische, heilige Messe, sondern zu den Protestanten?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das hat er ja nicht gesagt, sondern das Gegenteil.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Kardinal Kasper sieht die Gemeinschaft mit Protestanten als immer schwieriger an
„Die Lutheraner riskieren Selbstzerstörung“
(...)„Die offizielle Ökumene mit den Kirchenleitungen der reformatorischen Kirchen ist schwieriger geworden; vor allem in den ethischen Fragen bewegen wir uns auseinander“, schrieb Kasper jetzt dem Institut „Diakrisis“ der bekennenden Gemeinschaften. Dann folgt ein heftiger Satz:„Das führt – wie man dies deutlich bei der anglikanischen Gemeinschaft, aber inzwischen auch bei einigen lutherischen Kirchen sehen kann – zur Selbstzerstörung dieser Kirchen.“

Die anglikanische Gemeinschaft, mit 83 Millionen Mitgliedern hinter Katholiken, Pfingstlern und Orthodoxen weltweit die viertgrößte Konfession, steckt in einer Zerreißprobe, seit 2003 der homosexuelle Priester Gene Robinson zum Bischof der US-Diözese New Hampshire geweiht worden ist. Seither spalteten sich mehr als 100 Pfarreien der US-Kirche von ihren Diözesen ab und schlossen sich evangelikalen Diözesen in Afrika an. Dort sitzt der Wortführer des Protestes, der nigerianische Erzbischof Peter Akinola, der Homosexualität als „Krankheit des weißen Mannes“ geißelte. In den USA ist Homosexualität seit den Pädophilieskandalen um katholische Priester ein hochsensibles Thema. Vielleicht auch deshalb fällt das Urteil des Kardinals so hart aus. Es musste ihn treffen, als der Lutherische Weltbund auf seiner Vollversammlung im kanadischenWinnipeg keine einheitliche Position zur gelebten Homosexualität fand.(...)
http://www.merkur.de/8744.0.html?&no_cache=1

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Der russisch-orthodoxe Bischof von Wien und Österreich Hilarion (Alfejew): "Bedrohtes Christentum" (Vortrag bei der Internationalen Orthodox-Katholischen Tagung „Christliche Werte in Europa“, Wien (Österreich), 3.-5. Mai 2006)
Bischof Hilarion (Alfejew) hat geschrieben:
Das Christentum ist heute die der Zahl der Gläubigen nach größte Weltreligion. In vielen Ländern Europas ist das Christentum fest verankert. In einer Reihe von Staaten Osteuropas ist eine Wiedergeburt des Glaubens im Gange, Tausende Kirchen und Hunderte Klöster werden wieder hergestellt oder gebaut, geistliche Lehranstalten werden gegründet, Millionen von Menschen finden wieder zu Gott. Wie es scheint, sollte es keinen Grund zur Sorge für das Schicksal des Christentums geben.

Wenn wir die Situation jedoch umfassender betrachten und versuchen, in die Zukunft zu blicken, erscheinen die Perspektiven des Christentums nicht mehr so erfreulich. In einigen Regionen der Welt sind Tendenzen zu beobachten, die – wie es mir scheint – ernste Sorge hervorrufen müssen. Zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten kann man von einer wesentlichen Schwächung der Position des traditionellen Christentums in Latein- und Südamerika sprechen, wo Hunderttausende Gläubige Anhänger von Sekten, neuen religiösen Bewegungen und verschiedenen charismatischen Gruppen werden. In Nordamerika haben Skandale, die durch amoralische Verhaltensweisen von Klerikern hervorgerufen wurden, der Kirche einen so ernsten Schaden zugefügt, dass ganze Diözesen gezwungen sind, sich bankrott zu erklären.

In Europa – der Wiege des westlichen Christentums – gehen beunruhigende Prozesse vor sich. In vielen Ländern Westeuropas herrscht ein katastrophaler Mangel an Kandidaten für das Priesteramt, die man aus Osteuropa, Asien und Südamerika importieren muss. Die Zahl der jungen Menschen, die sich als Christen bezeichnen und die Kirche besuchen, sinkt beträchtlich. In Wien sank der Statistik nach die Zahl der Mitglieder der Katholischen Kirche zum ersten Mal seit vielen Jahrhunderten unter 50 Prozent. Der demonstrative Austritt aus der Kirche wurde eine alltägliche Erscheinung; einige ehemalige Gläubige wünschen sogar die Ausstellung eines Zeugnisses darüber, dass das ihnen gespendete Taufsakrament annulliert wird.

Die traditionelle christliche Sicht der Ehe ist in Europa nicht mehr dominierend. Familien mit vielen Kindern sind eine Seltenheit geworden: Es gibt immer mehr Ein-Kind-Familien und immer mehr kinderlose Ehepaare und alleinerziehende Elternteile. Die christliche Bevölkerung Europas nimmt unaufhörlich ab; gleichzeitig nimmt die Zahl der europäischen Muslime sehr schnell zu. (...)

In einer solchen Situation wird die Kräftekonsolidierung jener christlichen Gemeinschaften dringend und unumgänglich, die bereit sind, die traditionelle Version des Christentums gegen alle möglichen liberalen Versionen zu verteidigen. Zu diesen Gemeinschaften gehören vor allem die Katholische und Orthodoxe Kirche sowie die Altorientalischen (vorchalzedonensischen) Kirchen. (...)

Der christliche Konservativismus wird in Europa bis in die Gegenwart fast ausschließlich mit der Katholischen Kirche identifiziert, wogegen die Position der Orthodoxen einen geringen Bekanntheitsgrad hat. Wenn die Katholiken in einer Front aufträten, würde die Stimme der Orthodoxen Kirchen bedeutend hörbarer werden, und die Position der Katholischen Kirche würde eine mächtige zusätzliche Unterstützung erfahren. Wir sollen nicht vergessen, dass in Europa in der Gegenwart etwa 280 Millionen Katholiken und ca. 210 Millionen Orthodoxe leben. Gemeinsam würden sie eine Armee von einer halben Milliarde bilden, die imstande wäre, ihre Werte und Ideale zu verteidigen.

Katholiken und Orthodoxe müssten gemeinsam zur Verteidigung vor allem der traditionellen moralischen Werte wie Familie, Kindersegen und ehelicher Treue antreten. (...)

Sowohl Orthodoxe als auch Katholiken müssen heute folgende Frage beantworten: Können wir, obwohl wir nicht eine Kirche sind, lernen als eine einheitliche Struktur zu handeln, als Verband von Gesinnungsgenossen, als strategische Partner im Angesicht der Außenwelt? Viele Orthodoxe sind davon überzeugt, dass wir das können, und diese Überzeugung wird – soweit mir bekannt ist – auch von einer beträchtlichen Zahl von Katholiken geteilt.

(...hier weiter...)
Ganz allgemein ist das durchaus lesenswert. Ich habe natürlich nur ein paar Absätze herausgepickt.
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Raphael

Beitrag von Raphael »

Kerstin Holm hat geschrieben:Russische Aquinaten

Thomas von Aquins „Summa Theologiae" erscheint erstmals vollständig in russischer Übersetzung. Am philosophischen Institut der Moskauer Staatsuniversität wurde der erste von insgesamt neun Bänden der lateinisch-russischen Ausgabe präsentiert, die unter Leitung von Nikolaus Lobkowitz von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und mit Unterstützung der italienischen Cassamarca-Stiftung vom Moskauer Sawin-Verlag produziert wird. Das epochale Werk dürfte einen wichtigen Beitrag zum Verständnis zwischen katholischen und orthodoxen Theologen leisten, sagte der russisch-orthodoxe Priester Wladimir Schmalij, Prorektor der geistlichen Akademie des Moskauer Patriarchats. Die russische Theologie, die traditionell in der Scholastik eitle „fruchtlose Schemata" erblickte, studierte Thomas aus Angst vor den Jesuiten, aber nur in Auszügen und Sekundärübertragungen. Und die russische Philosophie ist wie die byzantinische Theologie platonisch geprägt, im Gegensatz zu der eher aristotelischen des Westens. Die Erfahrungen mit dem Rationalismus beschränkten sich deshalb weitgehend auf dessen Spätausläufer Marx. Für die russische Denkkultur mit ihrer Vorliebe für Abgründe und Extreme stellten Thomas' geistige Disziplin und seine wissenschaftliche Bescheidenheit ein wahres Heilmittel dar, begeisterte sich die Philosophin Borodaj. Der christliche Mensch habe von Thomas gewissermaßen die physische Welt und seinen Körper zurückerhalten, ergänzte Igor Kovalewski von der Bischofskonferenz russischer Katholiken und schlug den Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Auch die spät- und postchristlichen Ideale des Humanismus, der Menschenrechte und der Toleranz gehen, so Kovalewski, zurück auf den heiligen Thomas.
(FAZ vom 19.6.2006)

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Na, das ist doch mal nicht schlecht. Haben's die Russen sechseinhalb Jahrhunderte nach den Griechen auch mal geschafft. Nun braucht's Palamas in deutscher Sprache.

Raimund J.
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"eines Tages gemeinsam die eine Eucharistie feiern"

Beitrag von Raimund J. »

die wahre, wenn auch unvollkommene Gemeinschaft von Katholiken und Orthodoxen zu unterstützen und zu stärken, so dass man zu jener Fülle gelangen kann, die es uns erlauben wird, eines Tages gemeinsam die eine Eucharistie zu feiern.
Quelle: zenit.org: Benedikt XVI. würdigt Johannes Chrysostomos und ermutigt zur Ökumene
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Walter
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Orthodox-Katholische Dialogkommission tagt wieder

Beitrag von Walter »

Radio Vatikan hat geschrieben:05/10/2007 16.33.35

Italien: Orthodoxe und Katholiken diskutieren in Ravenna

Bild Orthodoxe und katholische Theologen wollen sich in der kommenden Woche im italienischen Ravenna zu einer neuen Dialogrunde treffen. Im Mittelpunkt der Beratungen, die bis zum 15. Oktober dauern, stehen Fragen nach dem Kirchenverständnis. Die Zusammenkunft sei ein „wichtiger Beitrag“ auf dem Weg des ökumenischen Miteinanders. Das meint der katholische Co-Sekretär der Gemischten Internationalen Kommission, Eleuterio Fortino.

„Die Kommission wird die Gespräche weiterführen, die vor einem Jahr in Belgrad begonnen wurden. Es geht dabei um das Sakramentenverständnis der einzelnen Kirchen und die damit verbundenen Konsequenzen für die Kirchen und für das Kirchenrecht. Es geht aber auch um die Versöhnung zwischen den Kirchen und um die Autoritätsfrage. Gerade diese letzte Frage nahm in Belgrad die Hälfte der Diskussionsrunden in Anspruch. Dieses Thema wurde danach auf lokaler und regionaler Ebene weiterdiskutiert. In letzter Zeit ist das eine Materie, die immer mehr auch auf universeller Ebene erörtert wird.“

Die Wiederaufnahme des offiziellen theologischen Dialogs zwischen römisch-katholischer und orthodoxer Kirche auf Weltebene hat im ökumenischen Bereich größtes Aufsehen ausgelöst. Die letzte Konferenz der gemischten römisch-katholisch-orthodoxen Dialogkommission hatte im vergangenen Jahr nach einer mehrjährigen Pause in Belgrad stattgefunden.

An der Konferenz in Ravenna nehmen je 30 Vertreter der katholischen und nahezu aller orthodoxen Kirchen teil. Geleitet wird die Dialogkommission gemeinsam von Metropolit Ioannis Zizioulas von Pergamon und Kurienkardinal Walter Kasper. Neben Fachgesprächen sind gemeinsame Gebete, die Teilnahmen an Gottesdiensten der jeweils anderen Kirchen sowie ein Konzert vorgesehen.

(rv 04.10.2007 mg)
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Ihr werdets schon sehen wir werden noch das erste echte Unionskonzil miterleben.

LG
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FranzSales
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Beitrag von FranzSales »

Ihr werdets schon sehen wir werden noch das erste echte Unionskonzil miterleben.
Selbst wenn die dort feststellen, dass man sich zu 99,999999999999999999999999999999999999% einig ist, befürchte ich, dass trotzdem keine Wiedervereinigung erfolgen wird. Die Sache ist jetzt nach über 1000 Jahren durch. Schließlich haben sich beide Seiten so lange als gefährliche Schismatiker und Häretiker gebranntmarkt. Das läßt sich nicht so einfach aus den Köpfen bringen, so dass m.E. die Sache schon aus menschlicher Sicht völlig aussichtlos ist.
Ich lasse mich aber gerne durch den Heiligen Geist überraschen... 8)
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Linus
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Beitrag von Linus »

FranzSales hat geschrieben:
Ihr werdets schon sehen wir werden noch das erste echte Unionskonzil miterleben.
Selbst wenn die dort feststellen, dass man sich zu 99,999999999999999999999999999999999999% einig ist, befürchte ich, dass trotzdem keine Wiedervereinigung erfolgen wird. Die Sache ist jetzt nach über 1000 Jahren durch. Schließlich haben sich beide Seiten so lange als gefährliche Schismatiker und Häretiker gebranntmarkt. Das läßt sich nicht so einfach aus den Köpfen bringen, so dass m.E. die Sache schon aus menschlicher Sicht völlig aussichtlos ist.
Ich lasse mich aber gerne durch den Heiligen Geist überraschen... 8)
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Walter
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Beitrag von Walter »

Man darf nicht vergessen, dass es im sog. ökumenischen Dialog nicht nur das Zusammenschustern einer Einheit "auf Teufel komm raus" geht (nach Vorbild der erzwungenen protestantischen aber auch katholischen Unionen der letzten Jahrhunderte).

In den erwähnten 1000 Jahren des Nicht-Dialogs hat sich das Verständnis von der Lehre der Kirche zum einen tatsächlich auseinander entwickelt. Zum anderen wurde aber auch einiges derart polemisiert, dass wohl gar nicht immer klar ist, wo nun ein Unterschied im Verständnis und wo ein Missverständnis vorliegt. Das muss nun als aller erstes einmal festgestellt werden.

In der Zeit der Trennung hat sich die römische Kirche ganz zweifelsohne als wesentlich flexibler erwiesen, was das Lehrverständnis angeht. Das hat sich zuletzt allein am ersten und zweiten Vatikanum gezeigt und hat auch, wie wohl jeder sehen kann, nicht nur Schwierigkeiten für eine mögliche Wiedereinheit zwischen Ost und West gebracht, sondern auch ganz massive innerlateinische Konflikte.

Was kann man nun in absehbarer Zeit vom Dialog mit der Orthodoxen Kirche erhoffen? Sicher keine vorschnelle Kircheneinheit. Wohl aber eine Verpflichtung, an dem, was die Kirchen noch verbindet, ganz unbedingt festzuhalten.

Durch das zweite Vatikanum ist wie gesagt in der römischen Kirche einiges ins Rollen gekommen, hier kann ein Bündnis (auch ohne vollständige Einheit) mit der orthodoxen Kirche m.E. zumindest verhindern, dass diese Bewegung noch weiter weg vom gemeinsamen Kirchenverständnis, hin zu protestantischen, humanistischen, freimaurerischen, esoterischen, ..., satanischen Verirrungen fortschreitet. Wenn sich die römische Kirche dagegen wieder hin zur Orthodoxie wendet, um so besser. Mit dem Abschaffen heterodoxer Dogmen ist allerdings nicht zurechnen. Immerhin werden aber innerlateinisch seit dem 2. Vatikanum Wege gesucht, hinderliche Dogmen zumindest erst einmal umzudeuten oder ganz zu ignorieren (die Konflikte z.B. mit der Piusbruderschaft zeigen aber, das dies nicht ganz ohne Widerstand in der eigenen Kirche möglich ist).

Auch wenn es also ernüchternd klingen mag, wenn man sich nach dem großen Aufbruch (im wörtlichen Sinne) durch das 2. Vatikanum und den großen Versöhnungsgesten noch in den 60gern in den letzten Jahrzehnten trotz der Weiterführung des Dialogs nicht mehr viel näher gekommen ist, so darf man eben auch nicht vergessen, dass die kirchentrennenden dogmatischen Differenzen ja in erster Linie durch den jahrhundertelangen Nichtdialog entstanden sind. Will man also retten, was zu retten ist, führt am Dialog m.E. nichts vorbei.

Allerdings darf der ökumenische Dialog nicht mit Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften verglichen werden, bei denen planmäßig nach einer Phase der Nichtannehmbarkeitsbekundungen der Gegenvorschläge, Arbeitskämpfen etc., dann jedoch in einem nächtlichen Verhandlungsmarathon, "plötzlich" eine Lösung gefunden wird, mit der beide bestens Leben können. Das würde im ökumenischen Dialog ein Arrangement mit der Unwahrheit (= Trenung von Christus) bedeuten.

Allerdings könnte ein Arrangement gefunden werden, um in wichtigen Fragen der Zeit, vor allem gegen den allgemeinen Werteverfall und die Entgöttlichung der Welt, zukünftig mit einer Stimme zu reden.
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Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Vielen Dank für die Meldung, Walter. Es ist sicher gut, daß die Gespräche wieder aufgenommen wurden. Allzu große Hoffnungen sollte man mit ihnen wohl nicht verbinden. Man steht da noch ganz am Anfang und der Weg, der zu gehen sein wird, ist sehr sehr weit. Eine ganze Reihe von Punkten werden sich erschwerend auswirken:

1. Durch den Wechsel im Papstamt haben sich sowohl die Zusammensetzung der Kommission wie auch ihre Arbeitsweise geändert. Die Road-Map für die Gespräche, die vor längerer Zeit besprochen worden war, ist damit hinfällig. Man muß wieder (fast) von vorne beginnen.

2. Mit Ioannis Zizioulas haben die Orthodoxen einen der besten Theologen geschickt, den sie zu bieten haben. Zizioulas weiß nicht nur, wie der Osten tickt, sondern kennt auch den Westen ausgesprochen gut. Ob er mit Walter Kasper einen ihm ebenbürtigen Gesprächspartner hat, mag entscheiden, wer Kasper besser kennt. Ich bezweifle es. Man wird sich zusammenraufen müssen.

3. Die lange Geschichte der Trennungen und gegenseitigen Verurteilungen wird aufzuarbeiten sein. Das ist ein schmerzhafter Prozeß. Fraglich ist, ob das Ausräumen von Mißverständnissen und Menscheleien (die es zweifelsohne gegeben hat) wirklich schon zum Kern der Differenzen führt. Für mich deutet doch viel darauf hin, daß fundamentale Unterschiede im Verständnis der Kirche vorhanden sind, die sich zurückverfolgen lassen bis in die Trinitätslehre.

Man wird also abwarten müssen. Sicher wird die Kommission zu gegebener Zeit wohllautende Erklärungen verabschieden. Ob diese so substanziell ausfallen, wie die Erklärung der Anglikanisch/Orthodoxen Kommission "The Church of the Triune God", halte ich aus o.g. Grund für zweifelhaft.
If only closed minds came with closed mouths.

Ecce Homo
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Vatikan: Erstmals Aussage zum Primat mit Orthodoxen

Beitrag von Ecce Homo »

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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

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Walter
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Beitrag von Walter »

Die Cut-and-Paste-Version mit vielen Smilies 8) dieser ohnehin schlechten und mit Formatierungsfehlern (fehlende Anführungszeichen-Unten und Kursivstellungen von lateinischen und griechischen Begriffen) behafteten vorläufigen deutschen Übersetzung habe ich wieder rausgenommen, vor allem weil der Text viel zu lang ist.

Wer englisch kann, lese sowieso besser das Original.

Ansonsten bitte Ecces Link zum Lesen verwenden und nur Passagen, auf die man sich direkt bezieht, hier auch zitieren.
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Walter
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Beitrag von Walter »

ZENIT.org hat geschrieben:Der Rat hatte das Dokument bereits gestern, Mittwoch, ins Netz gestellt. Ursprünglich war eine Veröffentlichung zu einem späteren Zeitpunkt geplant gewesen. Die russisch-orthodoxe Kirche jedoch hatte den Text bereits am 27. Oktober auf ihrer europäischen Internetseite (http://orthodoxeurope.org/) vorgestellt, obwohl das Moskauer Patriarchat seine Delegation aufgrund von Divergenzen mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel einen Tag nach Beginn der Sitzung der Kommission zurückgerufen hatte.

Das Patriarchat von Moskau und ganz Russland merkte in einer Note an, dass der Text „Behauptungen beinhaltet (vor allem im Paragraphen 39), die von der Delegation des Moskauer Patriarchats im Jahr 2006 in Belgrad kritisiert worden sind“. Und weiter heißt es: „Das Patriarchat von Moskau wird das Ravenna-Dokument analysieren und zu gegebener Zeit seine Schlussfolgerungen vorlegen.“
(Quelle)[/color]
Der besagte Paragraph:
39. Anders als diözesane und regionale Synoden ist ein Ökumenisches Konzil keine „Institution“, deren Häufigkeit durch Kanones geregelt werden kann; vielmehr ist es ein „Ereignis“, ein kairos, inspiriert vom Heiligen Geist, der die Kirche leitet, um in ihr die Institutionen hervorzubringen, die sie benötigt und die ihrem Wesen entsprechen. Diese Harmonie zwischen der Kirche und den Konzilen ist so tief, dass selbst nach dem Bruch zwischen Ost und West, der das Abhalten von Ökumenischen Konzilen im strengen Sinn des Wortes unmöglich machte, beide Kirchen weiter Konzile abhielten, wann immer ernste Krisen auftraten. Diese Konzile versammelten die Bischöfe von Ortskirchen in Gemeinschaft mit dem Sitz von Rom oder, wenn auch in anderer Weise verstanden, mit dem Sitz von Konstantinopel. Diese Situation, die beide Seiten der Christenheit gezwungen hat, eigene Konzile je für sich einzuberufen, hat Uneinigkeiten begünstigt, die zur gegenseitigen Entfremdung beitrugen. Die Mittel, die die Wiederherstellung des ökumenischen Konsensus erlauben, müssen ausfindig gemacht werden.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

1. Es ist ein Trauerspiel, daß die Radio Vaticana nicht einmal mehr jemanden zum Korrekturlesen hat.

2. Der Plural von „Konzil“ ist „Konzilien“.

3. § 39 ist bemerkenswert. Die römische Seite hat da im Ergebnis meinen XII Thesen zugestimmt. – Was ist der Einwand der russischen Seite? Daß die Darstellung historisch nicht korrekt ist, weil die Ostkirchen in Wahrheit nach den ersten sieben keine Konzilien mit „ökumenischem“ Anspruch mehr abgehalten haben (die Problematik des Quinisextum mal außen vor gelassen)? Darüber bräuchte man sich nicht zu beschweren – im Gegenteil –, wenn die römische Seite doch „ihre“ bislang als „ökumenisch“ bezeichneten Generalsynoden vom Rang her nur noch so einordnet wie ostkirchliche Kirchenversammlungen nach den sieben ersten Ökumenischen Konzilien.

4. Bemerkenswert auch § 33:

33. … Eine Ortskirche kann nicht das Glaubensbekenntnis verändern, das von Ökumenischen Konzilien formuliert wurde, obgleich die Kirche immer »auf neue Probleme angemessene Antworten geben« muß, »die sich auf die Schrift gründen und in Übereinstimmung und in Zusammenhang stehen mit den früheren dogmatischen Aussagen« …

Hier hat die römische Seite Aussagen unterschrieben, welche einer Reihe westlicher Neuerungen als Glaubenssätzen (nicht unbedingt als theologischen Meinungen) den Boden entziehen, so etwa:
• der Hinzufügung des filioque zum Symbolum;
• der Lehre von der conceptio immaculata;
• der Lehre vom Bischofsamt als bloßer Ableitung vom allein dem Nachfolger Petri zukommenden petrinischen Amt.

(Der letzte Punkt dürfte auch als theologische Meinung problematisch sein, die andern beiden kaum.)
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Was ist der Einwand der russischen Seite?
Ach, jetzt seh’ ich: Es dürfte insbesondere um die Erwähnung Konstantinopels gehen. Korrekt. Die Formulierung ist auch mit dem Zusatz »wenn auch in anderer Weise verstanden« historisch falsch. Da ist Kasper der griechischen Delegation auf den Leim gegangen. Das sollte nicht passieren.
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Walter
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Beitrag von Walter »

Radio Vatikan hat geschrieben:
Russland: Hilarion kritisiert "Dokument von Ravenna"

Das russisch-orthodoxe Patriarchat von Moskau will das so genannte "Dokument von Ravenna" theologisch genau prüfen lassen. Das kündigte der russisch-orthodoxe Bischof von Wien und Österreich, Hilarion, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Interfax an. Aus seiner Sicht enthalte der Text "einige zweifelhafte Schlußfolgerungen und Behauptungen, die nicht auf der historischen Wahrheit gründen". Das "Dokument von Ravenna" ist das Ergebnis intensiver Gespräche von orthodoxen und katholischen Theologen im Oktober. Es wurde am Donnerstag zeitgleich im Vatikan und in Konstantinopel, am Sitz des Ökumenischen Patriarchen der Orthodoxie, bekanntgegeben. Der Text enthält wichtige Aussagen zu einem Primat des Papstes aus orthodoxer Sicht. Die russisch-orthodoxe Delegation hatte die Gespräche in Ravenna aus Verärgerung über die Teilnahme von estnischen Theologen verlassen. Das Schlußdokument trägt daher auch keine Unterschrift von russisch-orthodoxen Vertretern.

Hilarion kündigte eine genaue theologische Prüfung des Textes an. Anschließend werde sich auch der Heilige Synod der russisch-orthodoxen Kirche dazu äußern. Mit Blick auf die Passagen über den päpstlichen Primat meinte Hilarion wörtlich: "Wir sind in einer Falle. Es sieht so aus, als suchten die Katholiken nach einem ökumenischen Kirchenmodell, bei dem die Rolle des ersten Bischofs dem entspricht, was der Papst von Rom in der modernen römisch-katholischen Kirche ist."

Ein Vertreter des "Ökumene-Ministeriums" des Papstes antwortet darauf mit den Worten: "Das ist ihre Meinung. Der Dialog ist eröffnet." Wörtlich meint Eleuterio Fortino, der Untersekretär im Päpstlichen Einheitsrat: "Das Problem ist, dass sie gegangen sind und das Dokument nicht unterzeichnet haben. Es ist die Aufgabe der orthodoxen Seite, dafür zu sorgen, dass sie repräsentativ besetzt ist." Ein ganz ähnliches Problem hatte die katholisch-orthodoxe Dialogkommission schon einmal: Auch in Bari 1986 verließen einige orthodoxe Delegationen die Gespräche vorzeitig.

(rv 17.11.2007 sk)
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Wörtlich meint Eleuterio Fortino, der Untersekretär im Päpstlichen Einheitsrat: "Das Problem ist, dass sie gegangen sind und das Dokument nicht unterzeichnet haben. Es ist die Aufgabe der orthodoxen Seite, dafür zu sorgen, dass sie repräsentativ besetzt ist."
Diesen Mann sollte man samt Kasper schleunigst in die Wüste schicken. Wer die Einheit verhindern will, der versucht die „Gegenseite“ zu spalten. Genau das ist hier passiert. Mit den Griechen weiterzuverhandeln und die Russen außen vor zu lassen ist bestenfalls grenzenlose Dummheit.
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