Robert Ketelhohn hat geschrieben:Lieber Benedikt, was du schreibst, trifft nicht wirklich, worum es mir oben
ging. Damit wir nicht aneinander vorbeireden: Jenseits allen Gesprächs über
Unterschiede wollte ich nur klarmachen, daß die Firm-/Myronsalbungsfor-
meln – und erst recht die „reformierte“ römische – der falsche Ansatzpunkt
sind, jene Unterschiede dingfest zu machen.
Lieber Robert, was du schreibst trifft nicht wirklich worum es mir oben geht.
Damit wir uns besser verstehen:
Nassos (ein bekennender 'Nur-Lese-Orthodoxer'
) fragt an, inwieweit die von euch gebrauchte Formel nicht eine Tendenz enthält, die den Heiligen Geist als einene Person Gottes in Frage stellt. Zustimmung von unserer Seite. Dann kommst du und 'schwups' ist diese Formel weg und wird durch eine ersetzt, die 'näher' an der unseren dran ist. Im weiteren Verlauf dreht es sich um diese. Nun, ich halte das sehr wohl um einen Ansatzpunkt für ein Gespräch über Trennendes und Einendes inklusive der ersnten Anfrage: Was macht ihr da eigentlich? Habt ihr da nicht etwas verschlimmbessert?
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Was Florenskijs von dir via Felmy zitierte Worte betrifft (Es ging um den Schwimmunterricht und das ER-LEBEN' der Orthodoxie)
Da ist was dran – und auch nicht. Das ist der Unterschied zwischen Kirch-
lichkeit und bloßer „konfessioneller“ (oder auch „kultureller“) Zugehörig-
keit. Das gibt es beiderseits, sowohl beim Orthodox- (oder Katholisch-)Wer-
den als auch beim -Sein. Denk an die Massentaufen in Rußland nach dem
Ende der Sowjetunion – da ging’s oft leider nur um kulturelle Zugehörig-
keit – oder um russsiche „national-religiöse“ Kreise – da wird’s bisweilen
sehr ideologisch.
Nein, Robert, das hat nichts damit zu tun. Auch diese aus möglicherweise fragwürdigen Gründen Getauften stehen an der Stelle, orthodox
leben zu müssen wollen sie Orthodoxie ergreifen. Aber das gilt für meinen Bruder Hans Svensson und für mich auch. Dass in Russland nationale Töne zu hören sind, die sehr wohl ideologisch sind, nun, das gibt es an anderen Orten und unter anderen Vorzeichen auch (gut ist beides nicht). Der Kern der Aussage Florenskijs ist: Orthodoxie ist allein intellektuell/theoretisch nicht zu begreifen, da Orthdoxie kein System ist sondern Christusnachfolge. Theologie ist keine 'Wissenschaft von Gott oder Göttlichem' auf akademischem Niveau sondern ein Werkzeug auf dem Weg der Vergöttlichung.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das (mangelder Lebensbezug) ist ein wichtiger Punkt. Der westlichen Universitätstheologie fehlt es
heute leider nicht bloß hie und da, sondern auf breiter Front und zum
größten Teile an echter Kirchlichkeit. – Wird so allmählich klarer, was ich
zu vermitteln suche?
Nun, kann sein wenn auch auf andere Art als du sie hier meinst.
Du verwendest hier das Wort 'Kirchlichkeit'. Bei mir klickt sofort der Begriff 'Sobornost', eigentlich unübersetzbar, der z.B. den Inhalt hat, dass ich heute morgen meinen Tag mit Gebet begonnen habe, dabei ein Stück Antidoron und einen Schluck gesegnetes Wasser als erste 'Nahrung' zu mir nahm (wobei sehr wichtig ist, dass beides von 'der Kirche' her kommt und mich als 'Kirchenglied' täglich leben lässt), es beinhaltet, dass ich, da heute Freitag ist, nach den Regeln der Kirche fasten werde. Am Mittag werde ich die Beichtvorbereitungsgebete sprechen, heute Abend die Vesper in der Kirche feiern und beichten. Danach die Kommunionsgebete und die Abendgebete sprechen und danach nichts mehr zu mir nehmen und auch nicht mit meiner Frau schlafen bis ich morgen die Eucharistie empfangen haben werde und danach ....
Diese Aufzählung ist unvollständig, da sie z.B. nicht beinhaltet, dass ich beim 'Aus-dem-Haus-gehen' die Ikone der Allerheiligsten Gottesgebärerin verehren werde, beim Besteigen des Busses mich bekreuzigen werde, beim Nach-Hause-kommen wieder die Ikonen verehren werde und die Tischgebete, den Zehnten, das Jesusgebet usw.
Ich bin weder der reiche Jüngling noch der selbstzufriedene Pharisäer, ich möchte ein kleines Stückchen aufzeigen, was 'Sobornost' beinhaltet. Es ist ein Lebensweg, kein Regelsystem. Und ich weiss nicht so genau ob du sowas ähnliches mit 'Kirchlichkeit' der Theologieprofessoren meinst.
Und damit wäre ich beim Punkt. Wenn wir vom 'Leben mit dem Heiligen Geist' reden dann bin ich sicher, schwingt etwas ganz anderes mit als bei euch. Und wenn du dann herkommst und uns erklärst, das mit dem Unterschied sei doch gar nicht relevant, dann weiss ich, dass wir uns 'vergegnet' sind.
Und wenn ich an andere Stelle lese, dass die Orthodoxen 'nur' Empiriker sind, die zu beschränkt sind von Glauben zu reden, nicht pfiffig genug die Feinheiten der 'Transsubstation' zu begreifen oder/und nicht die 'rechte' Auffassung von Apophatie haben, dann schüttele ich den Kopf und weise so etwas kommentarlos zurück.
Lieber Robert, jeden Abend im Abendgebet spreche ich: Eine die Zwietracht unter Deinen Kirchen. Und damit meine ich nicht nur Athen und Konstantinopel sondern auch 'uns' und 'euch'.
Mit hoffentlich erkennbaren freundlichen Grüssen
Benedikt
P.S. Könnte wir etwas weniger lateinische Fachtermini und bedeutungsschwangere Einwürfe verwenden? Ich denke es lesen hier auch Menschen mit, die davon noch nichts wissen. Und obendrein kenne ich den genauen Inhalt solcher Termini nicht.