Verschiedene Fragen zur alten Messe

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Hubertus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Hubertus »

umusungu hat geschrieben:
civilisation hat geschrieben:Du Dummerchen, Du ...
Die Tiara ist doch die außerliturgische Kopfbedeckung des Papstes.
der Mensch lernt nie aus ..... die Tiara WAR also die außerliturgische Kopfbedeckung
Sie wird in der Liturgie immer noch nicht verwendet.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Maurus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Maurus »

iustus hat geschrieben:Ich meine, mich erinnern zu können, auf alten Bildern von Papstmesssen viele Kardinäle in Messgewändern gesehen zu haben.

Eine Konzelebration gab es ja damals auch in der Papstmesse nicht,oder?
Zur Zeit der Fotografie sicher nicht, aber Konzelebration der Kardinäle mit dem Papst ist eine der verbürgten Frühformen der Konzelebration.

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Pius PP
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Pius PP »


maliems
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von maliems »

umusungu hat geschrieben:
civilisation hat geschrieben:Du Dummerchen, Du ...
Die Tiara ist doch die außerliturgische Kopfbedeckung des Papstes.
der Mensch lernt nie aus ..... die Tiara WAR also die außerliturgische Kopfbedeckung
ist sie immer noch, nur nicht in Gebrauch

iustus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von iustus »

Wird am Pfingstsonntag noch das Vidi Aquam gesungen oder schon das Asperges me?

Noch das Regina caeli oder schon das Salve Regina?
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

iustus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von iustus »

iustus hat geschrieben:Wird am Pfingstsonntag noch das Vidi Aquam gesungen oder schon das Asperges me?
Hab´s im Schott gefunden: Vidi Aquam "bis Pfingsten einschließlich".

Dann kann wohl auch am Pfingstsonntag noch die Missa lux et origo gesungen werden, oder?
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Protasius
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Protasius »

Die Zuordnung von Choralmessen zu Festgraden ist freiwillig, insofern kann man alles singen, was ein Gloria hat, man kann sogar verschiedene Messen mischen. Ich würde die Messe II Fons bonitatis nehmen, weil es sich ja um eines der höchsten Feste handelt (In Festis solemnibus).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Dschungelboy

Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Dschungelboy »

Kleine Frage zum Bekreuzigen:

Ich habe letztens auf youtube eine "Einführung in die Messe aller Zeiten" der Piusbruderschaft gesehen, in der sich die Zelebranten sehr oft bekreuzigt haben. Leider wurde in dem Beitrag nicht darauf eingegangen und das Volk (wahrscheinlich war für die Aufnahme auch gar keines da ;) ) wurde nicht gezeigt.

Daher meineFrage, ob man sich in der alten Messe öfter bekreuzigt als in der Normalform?

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Protasius
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Protasius »

Dschungelboy hat geschrieben:Kleine Frage zum Bekreuzigen:

Ich habe letztens auf youtube eine "Einführung in die Messe aller Zeiten" der Piusbruderschaft gesehen, in der sich die Zelebranten sehr oft bekreuzigt haben. Leider wurde in dem Beitrag nicht darauf eingegangen und das Volk (wahrscheinlich war für die Aufnahme auch gar keines da ;) ) wurde nicht gezeigt.

Daher meineFrage, ob man sich in der alten Messe öfter bekreuzigt als in der Normalform?
Ja, der Kreuzzeichen sind wesentlich mehr. In einer Messe in der ordentlichen Form komme ich auf vllt. ein halbes Dutzend; bei einer stillen tridentinischen Messe sind es etwa 40.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

iustus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von iustus »

Protasius hat geschrieben:
Dschungelboy hat geschrieben:Kleine Frage zum Bekreuzigen:

Ich habe letztens auf youtube eine "Einführung in die Messe aller Zeiten" der Piusbruderschaft gesehen, in der sich die Zelebranten sehr oft bekreuzigt haben. Leider wurde in dem Beitrag nicht darauf eingegangen und das Volk (wahrscheinlich war für die Aufnahme auch gar keines da ;) ) wurde nicht gezeigt.

Daher meineFrage, ob man sich in der alten Messe öfter bekreuzigt als in der Normalform?
Ja, der Kreuzzeichen sind wesentlich mehr. In einer Messe in der ordentlichen Form komme ich auf vllt. ein halbes Dutzend; bei einer stillen tridentinischen Messe sind es etwa 40.
Kreuzzeichen gibt es mehr, aber wie schaut es aus mit dem Sich-Bekreuzigen?
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Protasius
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Protasius »

iustus hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:
Dschungelboy hat geschrieben:Kleine Frage zum Bekreuzigen:

Ich habe letztens auf youtube eine "Einführung in die Messe aller Zeiten" der Piusbruderschaft gesehen, in der sich die Zelebranten sehr oft bekreuzigt haben. Leider wurde in dem Beitrag nicht darauf eingegangen und das Volk (wahrscheinlich war für die Aufnahme auch gar keines da ;) ) wurde nicht gezeigt.

Daher meineFrage, ob man sich in der alten Messe öfter bekreuzigt als in der Normalform?
Ja, der Kreuzzeichen sind wesentlich mehr. In einer Messe in der ordentlichen Form komme ich auf vllt. ein halbes Dutzend; bei einer stillen tridentinischen Messe sind es etwa 40.
Kreuzzeichen gibt es mehr, aber wie schaut es aus mit dem Sich-Bekreuzigen?
Falls du das Sich-Bekreuzigen des Volkes oder der Ministranten meinst, dann ja:
In nomine Patris.. beim Stufengebet (OF auch)
Adjutorium nostrum .. beim Confiteor
Indulgentiam, absolutionem ... nach dem Schuldbekenntnis, (OF regional gebräuchlich)
Beginn des Introitus (meistens nur Priester, ggf. Leviten und Ministranten)
Cum Sancto Spiritu... im Gloria
Et vitam venturi saeculi ... im Credo
Indulgentiam... beim Kommunionconfiteor (nicht überall gebräuchlich)
Benedicat vos... beim Schlußsegen (wie OF auch).

Dazu kommt noch ein Kreuzzeichen, das der Priester mit der Patene über sich macht (nach dem Pater noster).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Wahlkatholik
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Wahlkatholik »

Hast noch das Kreuzzeichen bei "Benedictus qui venit in nomine domini" im Sanctus vergessen...

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Protasius
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Protasius »

Wahlkatholik hat geschrieben:Hast noch das Kreuzzeichen bei "Benedictus qui venit in nomine domini" im Sanctus vergessen...
Ja, das fiel mir heute abend bei der Messe in der ordentlichen Form beim Sanctuslied auch auf, habe aber dann bei den Vermeldungen gehört, daß unser indischer Vikar uns verlassen wird und habe darüber vergessen, noch einen Nachtrag einzufügen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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lifestylekatholik
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von lifestylekatholik »

Wahlkatholik hat geschrieben:Hast noch das Kreuzzeichen bei "Benedictus qui venit in nomine domini" im Sanctus vergessen...
Macht das nicht nur der Priester?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Kai
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Kai »

Ich kenne das auch für den/die Ministrant(en).
"We have feminized the Church so much that it is not attractive to men."
(Eric Sammons)

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ChrisCross
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von ChrisCross »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Wahlkatholik hat geschrieben:Hast noch das Kreuzzeichen bei "Benedictus qui venit in nomine domini" im Sanctus vergessen...
Macht das nicht nur der Priester?
Bei uns macht man es, sofern man denn daran denkt, auch als Laie. Im kleinen "Ordo Missae"-Heftchen steht jedenfalls, man bekreuzige sich.
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
Augustinus Conf. I. 1

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Maurus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Maurus »

ChrisCross hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Wahlkatholik hat geschrieben:Hast noch das Kreuzzeichen bei "Benedictus qui venit in nomine domini" im Sanctus vergessen...
Macht das nicht nur der Priester?
Bei uns macht man es, sofern man denn daran denkt, auch als Laie. Im kleinen "Ordo Missae"-Heftchen steht jedenfalls, man bekreuzige sich.
Kenne ich auch so.

maliems
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von maliems »

Ich liebe diese "zusätzliche" Kreuzzeichen. Sie sind Zeichen einer actuosa participatio. freilich ad libitum. Wer mehr im neuen Ritus zu Hause ist, dem werden sie fremd vorkommen, und er wird sie eher nicht mitmachen. Das ist auch OK. Ist auch gemeinde-gebunden.

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Niels
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Niels »

maliems hat geschrieben:Ich liebe diese "zusätzliche" Kreuzzeichen. Sie sind Zeichen einer actuosa participatio.
:daumen-rauf:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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holzi
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von holzi »

maliems hat geschrieben:Ich liebe diese "zusätzliche" Kreuzzeichen. Sie sind Zeichen einer actuosa participatio. freilich ad libitum. Wer mehr im neuen Ritus zu Hause ist, dem werden sie fremd vorkommen, und er wird sie eher nicht mitmachen. Das ist auch OK. Ist auch gemeinde-gebunden.
Noch intensiver ist das bei den orientalischen Kirchen. Was die Russen und - in geringerem Maße - die Griechen an Kreuzzeichen und Verbeugungen machen ist schier unzählbar.

Didymus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Didymus »

maliems hat geschrieben:Ich liebe diese "zusätzliche" Kreuzzeichen. Sie sind Zeichen einer actuosa participatio. freilich ad libitum. Wer mehr im neuen Ritus zu Hause ist, dem werden sie fremd vorkommen, und er wird sie eher nicht mitmachen. Das ist auch OK. Ist auch gemeinde-gebunden.
:klatsch:

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taddeo
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von taddeo »

holzi hat geschrieben:
maliems hat geschrieben:Ich liebe diese "zusätzliche" Kreuzzeichen. Sie sind Zeichen einer actuosa participatio. freilich ad libitum. Wer mehr im neuen Ritus zu Hause ist, dem werden sie fremd vorkommen, und er wird sie eher nicht mitmachen. Das ist auch OK. Ist auch gemeinde-gebunden.
Noch intensiver ist das bei den orientalischen Kirchen. Was die Russen und - in geringerem Maße - die Griechen an Kreuzzeichen und Verbeugungen machen ist schier unzählbar.
Die handeln da wie in anderen Belangen auch (zB bei "Herr erbarme dich"-Rufen, Troparien, Vesperstichirien etc.) nach der gut byzantinischen Devise "warum soll man etwas nur einmal machen/sagen, wenn man es auch drei-, zehn- oder hundertmal machen/sagen kann?"
Der römische Ritus ist da vergleichsweise eher bajuwarisch sozialisiert: "gsagt is gsagt", einmal muß reichen. ;D
(Vielleicht ist letzteres ein Grund, warum ich mit dem NOM keine Probleme habe, wenn er ordentlich zelebriert wird. Dessen urrömischebajuwarische Knappheit und Prägnanz hat mich schon seit Kindertagen angezogen.)

Germanus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Germanus »

Diese "Gsagt is gsagt"-Haltung war dem Gottesdienst allerdings eher aufgedrückt worden und gehört nicht zu seiner Grundstruktur. Die zielt nämlich auf Zeitlosigkeit und deshalb auf das Ausufernde. Ich weiß wohl, dass diese "römische Klar- und Knappheit" in Sprache und Form gerne als Aushängeschild der römischen Liturgiereformer herhalten musste. Sie ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere kann nur sehen, wer sich die Mühe macht, hinter der Form auch das Fundament zu sehen. Deshalb kann man eine Liturgie im alten röm. Ritus auch in kürzester Zeit (ca. 15 min.!) abwickeln, ohne die Form zu verletzen - wohingegen man bei diesem Prozedere schon die Grundlagen des gottesdienstlichen Geschehens gründlich verdinglicht und somit verzerrt hat. Dass so etwas möglich ist, deutet auf theologische Defekte hin, die sich in der Liturgiereform des röm. Ritus fortgepflanzt haben. Wenn die Beziehung der Kirche zu Christus bräutlichen Charakter hat, kann man nicht einzelne Elemente davon abkoppeln und sie strikt formalisieren, was man mit der Liturgie versucht hat. Der Gottesdienst läßt sowas nicht folgenlos mit sich machen. Deshalb war die Vereinfachung der Riten hinsichtlich der Kreuzzeichen (u.v.m.) ein ziemlicher Fehlgriff, zumal die Reformatoren augenscheinlich selbst nicht mit der Bedeutung dieser Riten vertraut waren (was ich erstaunlich finde!).
Gruß G.
"Her, denke an mui, wenn diu met duinem Ruike kümmes." (Lk 23,42)

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taddeo
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von taddeo »

Du gehst von einer Liturgieform des 16. Jahrhunderts aus. Schau Dir mal die ganz alten Orationen an, wie sie zB Klaus Gamber aus ältesten Sakramentarien zitiert - sowas Prosaisches findest Du sonst nur in juristischer Literatur. Schwafeln war noch nie ein Merkmal der römischen Liturgie, das haben erst die neumodernen Freistilliturgiker aufgebracht - und die vermutlich nicht, ohne darin von der im Lauf der Jahrhunderte immer mehr wachsenden Zufügung von halboffiziellen Gebeten rund um die eigentliche Liturgie beeinflußt worden zu sein.

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Protasius
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Protasius »

taddeo hat geschrieben:Du gehst von einer Liturgieform des 16. Jahrhunderts aus. Schau Dir mal die ganz alten Orationen an, wie sie zB Klaus Gamber aus ältesten Sakramentarien zitiert - sowas Prosaisches findest Du sonst nur in juristischer Literatur. Schwafeln war noch nie ein Merkmal der römischen Liturgie, das haben erst die neumodernen Freistilliturgiker aufgebracht - und die vermutlich nicht, ohne darin von der im Lauf der Jahrhunderte immer mehr wachsenden Zufügung von halboffiziellen Gebeten rund um die eigentliche Liturgie beeinflußt worden zu sein.
Und von den sehr ausgedehnten Orationen neuerer Feste (seit Trient ist da schließlich noch einiges hinzugekommen, und WIMRE im Repertorium rituum von 1898 steht, daß in der gesungen Oration Flexa und Mediatio nur einmal vorkommen, "auch in den ausgedehnten Orationen neuerer Feste". Man denke an das Josephs-Schutzfest am dritten Mittwoch nach Ostern, das Fest der hl. Familie am Sonntag nach Erscheinung, das Herz-Jesu-Fest, . . .)
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

maliems
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von maliems »

holzi hat geschrieben:
maliems hat geschrieben:Ich liebe diese "zusätzliche" Kreuzzeichen. Sie sind Zeichen einer actuosa participatio. freilich ad libitum. Wer mehr im neuen Ritus zu Hause ist, dem werden sie fremd vorkommen, und er wird sie eher nicht mitmachen. Das ist auch OK. Ist auch gemeinde-gebunden.
Noch intensiver ist das bei den orientalischen Kirchen. Was die Russen und - in geringerem Maße - die Griechen an Kreuzzeichen und Verbeugungen machen ist schier unzählbar.
jou. ich gestehe, ich liebe das auch erst, seitdem ich es im ukrainischen Volk Gottes kennengelernt habe.

maliems
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von maliems »

Germanus hat geschrieben:Diese "Gsagt is gsagt"-Haltung war dem Gottesdienst allerdings eher aufgedrückt worden und gehört nicht zu seiner Grundstruktur. Die zielt nämlich auf Zeitlosigkeit und deshalb auf das Ausufernde. Ich weiß wohl, dass diese "römische Klar- und Knappheit" in Sprache und Form gerne als Aushängeschild der römischen Liturgiereformer herhalten musste. Sie ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere kann nur sehen, wer sich die Mühe macht, hinter der Form auch das Fundament zu sehen. Deshalb kann man eine Liturgie im alten röm. Ritus auch in kürzester Zeit (ca. 15 min.!) abwickeln, ohne die Form zu verletzen - wohingegen man bei diesem Prozedere schon die Grundlagen des gottesdienstlichen Geschehens gründlich verdinglicht und somit verzerrt hat. Dass so etwas möglich ist, deutet auf theologische Defekte hin, die sich in der Liturgiereform des röm. Ritus fortgepflanzt haben. Wenn die Beziehung der Kirche zu Christus bräutlichen Charakter hat, kann man nicht einzelne Elemente davon abkoppeln und sie strikt formalisieren, was man mit der Liturgie versucht hat. Der Gottesdienst läßt sowas nicht folgenlos mit sich machen. Deshalb war die Vereinfachung der Riten hinsichtlich der Kreuzzeichen (u.v.m.) ein ziemlicher Fehlgriff, zumal die Reformatoren augenscheinlich selbst nicht mit der Bedeutung dieser Riten vertraut waren (was ich erstaunlich finde!).
Gruß G.
hui... genial gesagt. danke!

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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von maliems »

taddeo hat geschrieben:Du gehst von einer Liturgieform des 16. Jahrhunderts aus. Schau Dir mal die ganz alten Orationen an, wie sie zB Klaus Gamber aus ältesten Sakramentarien zitiert - sowas Prosaisches findest Du sonst nur in juristischer Literatur. Schwafeln war noch nie ein Merkmal der römischen Liturgie, das haben erst die neumodernen Freistilliturgiker aufgebracht - und die vermutlich nicht, ohne darin von der im Lauf der Jahrhunderte immer mehr wachsenden Zufügung von halboffiziellen Gebeten rund um die eigentliche Liturgie beeinflußt worden zu sein.
haste recht, und find ich auch unglaublich tief. DAS ist der der römische Ritus!

Aber Germanus spricht hier nicht vom actus liturgicus, sondern von seiner participatio. Der actus ist nüchtern, die Teilhabe darf und kann aber volkstümlich intensiviert sein. Ich sehe hier einen wichtigen Teil nicht aufgearbeiteteter Konzilsrezeption: Heißt Partizipatio, daß das Volk die priesterlichen Gebete/Gesten nur nachmacht? Das geht schon, scheint mir aber zu flach.

Ich liebe diese Diskussion. Das ist echte Freude am Katholisch-Sein :) und das ist liturgia semper reformanda (ein Begriff, den ich eigentlich hasse, aber der hier passt). Reformieren muss sich immer der Mensch, der am göttlichen Kult teil hat. Der Kult ist nüchtern, weil Gott der eine (und Wahrheit ist immer einfach), der wahre ist,
aber der Mensch ist Nicht-Gott, er braucht das Vielfältige.

Fazit: nüchterner (wie ist das linguistich: "nüchern" abhängig von "nicht"? weiß nicht) objektiver Kult, ausdruckstarke, subjektive Teilnahme

Germanus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Germanus »

Der gottesdienstliche Vollzug und die Teilnahme an ihm lassen sich meiner Meinung nach allerdings überhaupt nicht trennen. Das war ja auch ein Grund dafür, dass z.B. die Eucharistie eigentlich nicht nur gebunden ist an einen zur ihrer Feier Beauftragten, sondern auch an die Teilnahme der Gemeinschaft (der Kirche), von der er beauftragt wird (auch wenn nur ganz wenige Vertreter im konkreten Fall anwesend sein sollten). Selbst diese Komponente des Gottesdienstes hat man durch die Formalisierung verdrängt, schon früher (obwohl da noch entsprechende "canones" bekannt waren und befolgt wurden), aber erst recht heute, wo der Gottesdienst eher als "Darbietung", oder schlimmer noch, als "Ein-Mann-Show" des Zelebranten erscheint. Die klare Sprache der klassischen gottesdienstlichen Texte Roms hat sicher auch mit der römischen Mentalität zu tun. Die tat sich scheinbar schwer mit allem, was nicht nach bestimmten Regeln "funktionierte". Für den Gottesdienst bedeutete das aber erstmal nur, dass alles "orthodox" blieb, da dichterischer Überschwang auch leicht auf Abwege geraten konnte. Die Riten hinter den Texten hat das nicht berührt, da die fest im Fundament verwurzelt waren. Da wird es allerdings auch schwierig, denn irgendwann (schon lange vor Trient) hat sich die Gemeinde nur noch als Nutznießer z.B. in der Eucharistiefeier verstanden, denen etwas "durch frommes Anhören zuteil wurde". Sonderbarerweise wurde diese Haltung teilweise nach der röm. Liturgiereform von 1969 noch bestärkt: Der Zelebrant, der die Gemeinde einbeziehen muss und ihr etwas mit auf den Weg geben muss, wurde in eine neue Rolle gezwängt, die ihm und der Liturgie eigentlich fremd ist. Zu dieser Rolle passte aber der gottesdienstliche Vollzug nicht mehr, da er gar nicht darauf angelegt ist, die Gemeinde in Darbietende und Zuhörende zu trennen. Verwunderlich ist es aber schon, dass vielleicht zwei Generationen ausgereicht haben, um ein Gemeindeleben zu dezimieren. Deshalb ja meine Befürchtung, dass schon viel früher (als erst 1970) die geistlichen Grundlagen weggebrochen sind, nachdem dann auch der engere kirchenrechtliche Rahmen wegfiel.
Um zum Thema zurückzukommen: Die zahlreichen Kreuzzeichen hätten womöglich bei rechter Betrachtung eine echte Stütze für die Gemeinde sein können, gerade in einer erneuerten röm. Liturgie.
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Maurus »

Germanus hat geschrieben: Um zum Thema zurückzukommen: Die zahlreichen Kreuzzeichen hätten womöglich bei rechter Betrachtung eine echte Stütze für die Gemeinde sein können, gerade in einer erneuerten röm. Liturgie.
Es gibt im römischen Ritus immer noch die Kopfneigung und die Verneigung des Körpers. In der AEM steht auch, was was erfolgen soll. Fast niemand macht das, es ist völlig unbekannt. Ich bezweifle daher stark, dass man den Gläubigen irgendwie Kreuzzeichen hier und da hätte nahebringen können. Hinsichtlich der Bildung der Laien und eines liturgischen Bewusstseins hat die Liturgiereform überhaupt nichts erreicht. Viele Dozenten und sonstige Redner beziehen sich bei ihren Ausführungen über die Reformergebnisse auch auffälligerweise nur auf geschriebene Buchstaben. Dass das, was nach den Buchstaben sein soll, beim Volk oft nicht angekommen ist, sagen sie nicht, die Praxis wird völlig ausgeblendet. Die meisten Liturgiewissenschaftler sind halt Systematiker. Auf der Praxis liegt da weniger der Fokus.

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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Protasius »

Maurus hat geschrieben:
Germanus hat geschrieben: Um zum Thema zurückzukommen: Die zahlreichen Kreuzzeichen hätten womöglich bei rechter Betrachtung eine echte Stütze für die Gemeinde sein können, gerade in einer erneuerten röm. Liturgie.
Es gibt im römischen Ritus immer noch die Kopfneigung und die Verneigung des Körpers. In der AEM steht auch, was was erfolgen soll. Fast niemand macht das, es ist völlig unbekannt. Ich bezweifle daher stark, dass man den Gläubigen irgendwie Kreuzzeichen hier und da hätte nahebringen können. Hinsichtlich der Bildung der Laien und eines liturgischen Bewusstseins hat die Liturgiereform überhaupt nichts erreicht. Viele Dozenten und sonstige Redner beziehen sich bei ihren Ausführungen über die Reformergebnisse auch auffälligerweise nur auf geschriebene Buchstaben. Dass das, was nach den Buchstaben sein soll, beim Volk oft nicht angekommen ist, sagen sie nicht, die Praxis wird völlig ausgeblendet. Die meisten Liturgiewissenschaftler sind halt Systematiker. Auf der Praxis liegt da weniger der Fokus.
Das kann man so pauschal nicht sagen; wenn unsere Freitagsabendsmesse im tridentinischen Ritus auf ein Hochfest fällt, kann ich beim Et incarnatus est von der Orgel aus hören, wie die Gemeinde in die Knie geht. Und vor ein paar Jahren hat WIMRE hier im Forum jemand von Weihnachtsmessen berichtet, bei denen der Priester explizit darauf hingewiesen hat, daß an dieser Stelle eine Kniebeuge zu erfolgen hat. Der Unterschied ist, daß die Priester in der tridentinischen Messe in aller Regel auch das tun, was im Meßbuch steht, während in der ordentlichen Form selbst viele Priester um die Kopfverneigung nicht wissen und folglich auch nicht durchführen. Das Vorbild des Priesters und der Altardienste sollte man hierbei keinesfalls unterschätzen.
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Maurus
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Re: Verschiedene Fragen zur alten Messe

Beitrag von Maurus »

Protasius hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Germanus hat geschrieben: Um zum Thema zurückzukommen: Die zahlreichen Kreuzzeichen hätten womöglich bei rechter Betrachtung eine echte Stütze für die Gemeinde sein können, gerade in einer erneuerten röm. Liturgie.
Es gibt im römischen Ritus immer noch die Kopfneigung und die Verneigung des Körpers. In der AEM steht auch, was was erfolgen soll. Fast niemand macht das, es ist völlig unbekannt. Ich bezweifle daher stark, dass man den Gläubigen irgendwie Kreuzzeichen hier und da hätte nahebringen können. Hinsichtlich der Bildung der Laien und eines liturgischen Bewusstseins hat die Liturgiereform überhaupt nichts erreicht. Viele Dozenten und sonstige Redner beziehen sich bei ihren Ausführungen über die Reformergebnisse auch auffälligerweise nur auf geschriebene Buchstaben. Dass das, was nach den Buchstaben sein soll, beim Volk oft nicht angekommen ist, sagen sie nicht, die Praxis wird völlig ausgeblendet. Die meisten Liturgiewissenschaftler sind halt Systematiker. Auf der Praxis liegt da weniger der Fokus.
Das kann man so pauschal nicht sagen; wenn unsere Freitagsabendsmesse im tridentinischen Ritus auf ein Hochfest fällt, kann ich beim Et incarnatus est von der Orgel aus hören, wie die Gemeinde in die Knie geht. Und vor ein paar Jahren hat WIMRE hier im Forum jemand von Weihnachtsmessen berichtet, bei denen der Priester explizit darauf hingewiesen hat, daß an dieser Stelle eine Kniebeuge zu erfolgen hat. Der Unterschied ist, daß die Priester in der tridentinischen Messe in aller Regel auch das tun, was im Meßbuch steht, während in der ordentlichen Form selbst viele Priester um die Kopfverneigung nicht wissen und folglich auch nicht durchführen. Das Vorbild des Priesters und der Altardienste sollte man hierbei keinesfalls unterschätzen.
Ja, das ist mir auch klar, dass in der außerordentlichen Form alles noch etwas anders ist. Aber es ging ja zuletzt um die Liturgiereform (etwas OT). Und dass Priester darauf hinweisen, habe ich auch schon erlebt, zuletzt am 25.03. Aber das sind ja nur diese beiden Tage, die Verbeugung kommt jeden Sonntag vor. Und auch wenn sicherlich noch mehr berichten können, dass sie schon erlebt haben, dass Priester und Gläubige sich verbeugt haben, so kann man doch allgemein feststellen, dass dieser Ritus weithin unbekannt und ungebräuchlich ist.

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