Dreifaches Requiem

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
Protopsaltis
Beiträge: 50
Registriert: Freitag 8. Oktober 2010, 12:21

Dreifaches Requiem

Beitrag von Protopsaltis »

Aus Franken kam mir zu Ohren, dass einst anlässlich des Requiems drei Priester an drei Altären mehr oder weniger gleichzeitig zelebrierten. Weiß jemand etwas über diesen Brauch? Lässt er sich durch liturgische Vorschriften belegen?

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3891
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Lycobates »

Protopsaltis hat geschrieben:
Montag 18. Juli 2022, 09:05
Aus Franken kam mir zu Ohren, dass einst anlässlich des Requiems drei Priester an drei Altären mehr oder weniger gleichzeitig zelebrierten. Weiß jemand etwas über diesen Brauch? Lässt er sich durch liturgische Vorschriften belegen?
Es war früher ganz normal, wo mehrere Priester mit einer Kirche verbunden waren (in großen Pfarren, in Klöstern), daß diese morgens an verschiedenen Altären ihre Messe feierten, zumal vor 1953, als es noch keine Abendmessen gab, und alle Messen vom Sonnenaufgang bis Mittag zelebriert werden mußten.
In unserer Kapelle, wo zwei Altäre sind, kommt es auch heute zuweilen vor, daß unsere beiden Priester die Messe zeitgleich an beiden Altären feiern.

Was allerdings unerlaubt ist, sind die sog. synchronisierten Messen, d.h. Messen, die so gefeiert werden, daß sämtliche Zelebrierenden die Worte der Gebete zeitgleich aussprechen und alle liturgischen Handlungen im Gleichtakt vollziehen.
Instruktion der Ritenkongegation vom 3.9.1958, AAS 50/1958, 645 hat geschrieben:39. Prohibentur vero sic dictae « Missae synchronizatae », illae scilicet Missae hoc peculiari modo celebratae, quod duo vel plures sacerdotes, in uno vel pluribus altaribus, ita simultanee Missam celebrant, ut omnes actiones et omnia verba uno eodemque tempore et peragantur et proferantur, adhibitis quoque, praesertim si numerus sacerdotum ita celebrantium magnus sit, modernis quibusdam instrumentis quibus absoluta haec uniformitas seu « synchronizatio » facilius obtineatur.
Mit anderen Worten: wenn mehrere Priester in einer Kirche an mehreren Altären gleichzeitig zelebrieren, muß jeder Priester nach eigenem Rhythmus die Messe feiern, ohne sich um die anderen zu kümmern. Es dürfen daher auch keine Mikrophone u. dgl. (moderna quaedam instrumenta) verwendet werden (überhaupt ein Unding in einer Kirche).
Der Meßdiener antwortet nur stille und klingelt in der Regel nicht, damit die Zelebranten an den anderen Altären nicht gestört werden.

Ein Beispiel aus dem 16. Jh.
Ich zähle drei Zelebranten, einen am Hochaltar, weit vorn, sodann einen links, der sich, mit den liturgischen Gewändern bekleidet, zu einer Seitenkapelle auf den Weg macht, und einen rechts bei der Wandlung (die unmittelbar Herumstehenden knien).
Irgendwo an einem Seitenaltar weiter vorn links wird, außer Sicht, auch eine Messe gefeiert: es knien zwei Gläubige im Mittelschiff:



Quelle: https://gallerix.org/album/Lacma/pic/glrx-1495042
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Fuchsi
Beiträge: 1423
Registriert: Mittwoch 22. Mai 2019, 08:27

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Fuchsi »

Hmm... ich hatte die Frage so verstanden, dass 3 Requien gleichzeitig stattfanden, nicht, dass dort drei Priester gleichzeitig zelebrieren... man beachte den kleinen aber feinen Unterschied. Beantworten kann ich die Frage aber nicht... :blinker:

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3891
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Lycobates »

Fuchsi hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 13:50
Hmm... ich hatte die Frage so verstanden, dass 3 Requien gleichzeitig stattfanden, nicht, dass dort drei Priester gleichzeitig zelebrieren... man beachte den kleinen aber feinen Unterschied. Beantworten kann ich die Frage aber nicht... :blinker:
Wenn drei Requien gleichzeitig stattfinden, zelebrieren auch drei Priester gleichzeitig, oder nicht?
Die Frage des verwendeten Meßformulars ist doch nachrangig.
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Fuchsi
Beiträge: 1423
Registriert: Mittwoch 22. Mai 2019, 08:27

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Fuchsi »

Da liegt das Missverständnis... Ich sags mal etwas derb... die Angehörigen liessen extra drei geistliche Herren herankarren, damit diese anlässlich der Beerdigung drei Seelenmessen lesen. In den Klöstern usw usw hingegen zelebrierte jeder Priester jeden Tag ohne dass dieser "besondere Wunsch" dahinterstand, sondern jeder Priester zelebrierte ohnehin täglich... das ist das was Du sagtest... die Detail-Frage nach diesem fränkischen Brauch ist offen geblieben...

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3891
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Lycobates »

Fuchsi hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 14:02
... die Angehörigen liessen extra drei geistliche Herren herankarren, damit diese anlässlich der Beerdigung drei Seelenmessen lesen ...
Das wäre allerdings bemerkenswert.

Ich war davon ausgegangen, daß in der Kirche, wo das Begräbnis stattfand, sowieso drei Priester tätig waren, und diese am Begräbnistag alle drei für den Verstorbenen eine Seelenmesse zelebriert haben (an einem festfreien Tag etwa). Letzteres wäre nicht so außergewöhnlich.
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Fuchsi
Beiträge: 1423
Registriert: Mittwoch 22. Mai 2019, 08:27

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Fuchsi »

Vielleicht kann der Strangersteller seine Frage noch etwas fein nachjustieren...

Schulevonathen
Beiträge: 196
Registriert: Dienstag 21. April 2020, 19:48

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Schulevonathen »

Lycobates hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 13:43
Was allerdings unerlaubt ist, sind die sog. synchronisierten Messen, d.h. Messen, die so gefeiert werden, daß sämtliche Zelebrierenden die Worte der Gebete zeitgleich aussprechen und alle liturgischen Handlungen im Gleichtakt vollziehen.
Instruktion der Ritenkongegation vom 3.9.1958, AAS 50/1958, 645 hat geschrieben:39. Prohibentur vero sic dictae « Missae synchronizatae », illae scilicet Missae hoc peculiari modo celebratae, quod duo vel plures sacerdotes, in uno vel pluribus altaribus, ita simultanee Missam celebrant, ut omnes actiones et omnia verba uno eodemque tempore et peragantur et proferantur, adhibitis quoque, praesertim si numerus sacerdotum ita celebrantium magnus sit, modernis quibusdam instrumentis quibus absoluta haec uniformitas seu « synchronizatio » facilius obtineatur.
Mit anderen Worten: wenn mehrere Priester in einer Kirche an mehreren Altären gleichzeitig zelebrieren, muß jeder Priester nach eigenem Rhythmus die Messe feiern, ohne sich um die anderen zu kümmern. Es dürfen daher auch keine Mikrophone u. dgl. (moderna quaedam instrumenta) verwendet werden (überhaupt ein Unding in einer Kirche).
Verbote verweisen ja oftmals auf eine gegenläufige tatsächliche Praxis, zumal wenn sie auf eine etablierte Terminologie (sic dictae) und konkrete Umstände (moderna quaedam instrumenta) verweisen. Ist hinsichtlich der missa synchronizata eine solche Praxis bekannt, die das Verbot erforderlich machte? Ist sie erst mit den modernis quibusdam instrumentibus aufgekommen oder älter?

Das fränkische Requiem der Eingangsfrage ist aber jedenfalls nicht "synchronisiert", es ist ja von "mehr oder weniger" gleichzeitiger Zelebration die Rede.

Benutzeravatar
Lycobates
Beiträge: 3891
Registriert: Mittwoch 12. Juni 2013, 23:12

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Lycobates »

Schulevonathen hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 15:31
Lycobates hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 13:43
Was allerdings unerlaubt ist, sind die sog. synchronisierten Messen, d.h. Messen, die so gefeiert werden, daß sämtliche Zelebrierenden die Worte der Gebete zeitgleich aussprechen und alle liturgischen Handlungen im Gleichtakt vollziehen.
Instruktion der Ritenkongegation vom 3.9.1958, AAS 50/1958, 645 hat geschrieben:39. Prohibentur vero sic dictae « Missae synchronizatae », illae scilicet Missae hoc peculiari modo celebratae, quod duo vel plures sacerdotes, in uno vel pluribus altaribus, ita simultanee Missam celebrant, ut omnes actiones et omnia verba uno eodemque tempore et peragantur et proferantur, adhibitis quoque, praesertim si numerus sacerdotum ita celebrantium magnus sit, modernis quibusdam instrumentis quibus absoluta haec uniformitas seu « synchronizatio » facilius obtineatur.
Mit anderen Worten: wenn mehrere Priester in einer Kirche an mehreren Altären gleichzeitig zelebrieren, muß jeder Priester nach eigenem Rhythmus die Messe feiern, ohne sich um die anderen zu kümmern. Es dürfen daher auch keine Mikrophone u. dgl. (moderna quaedam instrumenta) verwendet werden (überhaupt ein Unding in einer Kirche).
Verbote verweisen ja oftmals auf eine gegenläufige tatsächliche Praxis, zumal wenn sie auf eine etablierte Terminologie (sic dictae) und konkrete Umstände (moderna quaedam instrumenta) verweisen. Ist hinsichtlich der missa synchronizata eine solche Praxis bekannt, die das Verbot erforderlich machte? Ist sie erst mit den modernis quibusdam instrumentibus aufgekommen oder älter?

Das fränkische Requiem der Eingangsfrage ist aber jedenfalls nicht "synchronisiert", es ist ja von "mehr oder weniger" gleichzeitiger Zelebration die Rede.
Mir ist diese Praxis nicht bekannt.
Aber ich kann mir vorstellen, daß sie in den 40ern, 50ern dem Hirn eines selbsternannten Marschtrittliturgen pastoraler Prägung entsprungen sein könnte. ;)
Der Mittelweg ist der einzige Weg, der nicht nach Rom führt (Arnold Schönberg)
*
Fac me Tibi semper magis credere, in Te spem habere, Te diligere
*
... una cum omnibus orthodoxis, atque catholicae et apostolicae fidei cultoribus

Schulevonathen
Beiträge: 196
Registriert: Dienstag 21. April 2020, 19:48

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Schulevonathen »

Lycobates hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 15:48
Schulevonathen hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 15:31
Lycobates hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 13:43
Was allerdings unerlaubt ist, sind die sog. synchronisierten Messen, d.h. Messen, die so gefeiert werden, daß sämtliche Zelebrierenden die Worte der Gebete zeitgleich aussprechen und alle liturgischen Handlungen im Gleichtakt vollziehen.



Mit anderen Worten: wenn mehrere Priester in einer Kirche an mehreren Altären gleichzeitig zelebrieren, muß jeder Priester nach eigenem Rhythmus die Messe feiern, ohne sich um die anderen zu kümmern. Es dürfen daher auch keine Mikrophone u. dgl. (moderna quaedam instrumenta) verwendet werden (überhaupt ein Unding in einer Kirche).
Verbote verweisen ja oftmals auf eine gegenläufige tatsächliche Praxis, zumal wenn sie auf eine etablierte Terminologie (sic dictae) und konkrete Umstände (moderna quaedam instrumenta) verweisen. Ist hinsichtlich der missa synchronizata eine solche Praxis bekannt, die das Verbot erforderlich machte? Ist sie erst mit den modernis quibusdam instrumentibus aufgekommen oder älter?

Das fränkische Requiem der Eingangsfrage ist aber jedenfalls nicht "synchronisiert", es ist ja von "mehr oder weniger" gleichzeitiger Zelebration die Rede.
Mir ist diese Praxis nicht bekannt.
Aber ich kann mir vorstellen, daß sie in den 40ern, 50ern dem Hirn eines selbsternannten Marschtrittliturgen pastoraler Prägung entsprungen sein könnte. ;)
Konzelebration durch die Hintertür gewissermaßen! :D

Protopsaltis
Beiträge: 50
Registriert: Freitag 8. Oktober 2010, 12:21

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Protopsaltis »

Fuchsi hat geschrieben:
Freitag 29. Juli 2022, 14:02
die Angehörigen liessen extra drei geistliche Herren herankarren, damit diese anlässlich der Beerdigung drei Seelenmessen lesen.
So hatte ich das gehört, ja. Neben dem Kaplan (ohnehin vor Ort) kam auch der Nachbarpfarrer, damit auch ein 3. Requiem gelesen werden konnte. Es ging also um die Dreizahl und nicht um das tägliche Persolvieren.

Folgefrage wäre, ob deshalb auch noch "liturgisch bewegte" Architekten wie Weber, Böhm, Boßlet oder Herkommer 3 Altäre in ihren Vorkonzilskirchen errichteten (bzw. errichten mussten), obwohl doch schon Johannes van Acken in seiner "Christozentrischen Kirchenkunst" (1922) dagegen wetterte.

Die Requien waren auch nicht synchronisiert. Mein Gewährsmann erinnert sich an das zeitversetzte Schellen zur Elevation (was wohl wie ich jetzt lerne nicht regelkonform war).

Schulevonathen
Beiträge: 196
Registriert: Dienstag 21. April 2020, 19:48

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Schulevonathen »

Ich würde tippen, dass es sich um eine örtlich begrenzte Praxis handelt, dem keine formalisierte Regel zugrundeliegen muss. Wenn mehrere Requien bestellt sind und parallele Zelebration prinzipiell möglich ist, ist es kein fernliegendender Gedanke, sie im Rahmen derselben Trauerfeier lesen zu lassen - das ist die Art von Idee, auf die vielleicht man in einem bestimmten Winkel Frankens kommen kann und anderswo vielleicht nicht. Sprach dein Gewährsmann von einer bestimmten Feier? War das dort generell üblich? Oder für diejenigen Honoratioren, für die der Nachbarpfarrer eben den Weg auf sich nehmen wollte?

Ich denke auch nicht, dass die drei Altäre damit zu tun haben. In einem Umfeld, in dem Einzelzelebration (noch) üblich ist, sind mehrere Altäre sinnvoll; in kleineren (oder auf Schlichtheit bedachten oder von drei Priestern bedienten) Kirchen sind es dann eben symmetrische drei.

Protopsaltis
Beiträge: 50
Registriert: Freitag 8. Oktober 2010, 12:21

Re: Dreifaches Requiem

Beitrag von Protopsaltis »

Schulevonathen hat geschrieben:
Samstag 30. Juli 2022, 20:01
Sprach dein Gewährsmann von einer bestimmten Feier? War das dort generell üblich? Oder für diejenigen Honoratioren, für die der Nachbarpfarrer eben den Weg auf sich nehmen wollte?
Das war wohl über einen längeren Zeitraum und an mehreren Orten (Zellingen und Dörfer im Raum Schweinfurt) so und keineswegs nur bei honorigen Persönlichkeiten.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema