Lesungen aus dem alten Brevier

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Freitag nach dem Passionssonntag
Lesung 1-3
Joh. 11, 47-54
Auslegug des hl. Bischofs Augustinus

Die Hohenpriester und Pharisäer hielten zusammen Rat; aber ihr Entschluß war nicht: Wir wollen an ihn glauben. Denn diese verdorbenen Menschen waren mehr darauf bedacht, wie sie ihm schaden könnten, um ihn zu vernichten, als wie sie es anzufangen hätten, um selbst dem Untergange zu entgehen. Und dennoch hatten sie Angst und hatten Sorge um sich. Denn sie sagten: Was sollen wir tun? Dieser Mensch wirkt viele Wunder; wenn wir ihn so gewähren lassen, werden alle an ihn glauben. Dann werden die Römer kommen und unser Land und Volk wegnehmen. Sie fürchteten, Zeitliches zu verlieren, bedachten aber nicht ihr Ewiges Heil; und so büßten sie beides ein. Die Römer nahmen ihnen nach dem Leiden und der Verherrlichung des Herrn Land und Volk weg, indem sie das Land eroberten und das Volk wegführten; und es erfüllte sich an ihnen, was an einer anderen Stelle geschrieben steht: Die Kinder dieses Reiches aber werden in die äuserste Finsternis geworfen werden. Sie fürchteten, wenn alle an Christus glauben, dann würde niemand übrig sein, der die Stadt Gottes und den Tempel wider die Römer verteidigte; denn sie fühlten wohl, daß die Lehre Christi gegen den Tempel selbst und gegen ihre väterlichen Satzungen gerichtet war. Einer von ihnen, Kaiphas mit Namen, der in diesem Jahre Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisset nichts und bedenkt nicht, daß es besser für euch ist, wenn ein Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht. Das sagte er aber nicht aus sich selbst, sondern, weil er in diesem Jahre Hoherpriester war, weissagte er so. Hier sehen wir, daß auch böse Menschen im Geiste der Weissagung Zukünftiges vorherkündigen können; dies schreibt der Evangelist jedoch einer Eingebung Gottes zu: weil er Hoherpriester war.
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Sieben Schmerzen der hl. Jungfrau Maria Freitag nach dem Passionssonntag
Predigt des hl. Abtes Bernard:

Das Martyrium der Jungfrau wird bei der Weissagung des Simeon und ebenso in dem Bericht über das Leiden Jesu hervorgehoben. Über den Jesusknaben sagte der heilige Greis: Dieser ist gesetzt zum Zeichen, dem man widersprechen wird. Und zu Maria sagte er: Deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen. Ja wirklich, heilige Mutter, es ist durch deine Seele gedrungen! Wenn es nicht deine Seele durchdrungen hätte, hätte es ja auch den Leib deines Sohnes nicht durchdringen können. Nachdem Jesus seinen Geist ausgehaucht hatte, traf die grausame Lanze, die seine Seite durchbohrte, seine Seele nicht mehr, aber deine Seele durchdrang sie. Seine Seele war nicht mehr dort, aber deine Seele konnte sich von da nicht trennen. Deine Seele durchdrang also der gewaltige Schmerz. Nicht mit Unrecht preisen wir dich darum höher als die Märtyrer; denn größer als alles körperliche Leid war in dir das schmerzvolle Mitleiden. Oder war für dich nicht schlimmer als ein Schwerthieb jenes wahrhaft die Seele durchbohrende und bis zur Scheidung von Seele und Geist vordringende Wort: Weib, siehe da deinen Sohn. Welch ein Tausch! Johannes wird dir an Jesu Statt gegeben, der Knecht für den Herrn, der Jünger für den Meister, der Sohn des Zebedäus für den Sohn Gottes, ein bloßer Mensch für den wahren Gott. Wie mußte dieser Ausspruch deine gefühlvolle Seele durchdringen, da noch die Erinnerung daran unsere steinernen und eisernen Herzen zerschneidet! Wundert euch nicht, Brüder, wenn Maria wegen ihrer Seelenleiden eine Märtyrerin genannt wird. Darüber könnte sich nur wundern, wer sich nicht mehr erinnert, daß Paulus als eins der größten Laster der Heiden ihre Gefühlslosigkeit bezeichnet. Doch das war fern vom Herzen Mariä, das sei auch fern von ihren Dienern! Aber vielleicht wird jemand sagen: Wußte sie denn nicht vorher, daß er sterben werde? Ganz gewiß. Hoffte sie denn nicht, daß er bald auferstehen werde? Ganz sicher. Und trotzdem war sie betrübt bei der Kreuzigung? Ja, sehr. Übrigens, wo bist du, lieber Bruder, oder woher hast du diese Weisheit, daß du dich mehr über das Mitleiden Marias wunderst, als über das Sterben ihres Sohnes? Er konnte doch dem Leibe nach sterben; konnte sie also nicht dem Herzen nach mitsterben? Jenes bewirkte die Liebe, die größte, die je einer hatte; auch dieses bewirkte die Liebe, der nach Maria keine mehr gleichkam.

Lesung 7-8
Joh. 19, 25-27
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Das ist nun jene Stunde, von der Jesus, bevor er das Wasser in Wein verwandelte, zu seiner Mutter sagte: Frau, was hab ich mit dir zu tun? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Diese Stunde hat er vorausgesagt (damals war sie noch nicht gekommen), in der er sterbend jene als Mutter anerkennen wollte, die ihn als sterblichen Menschen geboren hatte. Damals also, als er ein göttliches Werk verrichten wollte, wies er seine Mutter zurück, als wäre sie ihm unbekannt. Sie hatte ihn ja auch nicht seiner Gottheit nach, sondern seiner schwachen Menschennatur nach geboren. Jetzt aber, da er Menschliches leiden musste, sorgte er in menschlicher Liebe für sie, von der er geboren war. Hier wird uns also eine gute Lehre erteilt. Er tut das, was er auch von uns erwartet, und durch sein Beispiel lehrte der gute Meister seine Jünger, daß gute Kinder für ihre Eltern Sorge tragen sollen. So wurde also das Kreuz, an dem seine sterbende Glieder angenagelt waren, zu einem Lehrstuhl des göttlichen Lehrmeisters. Von dieser gesunden Lehre hat der Apostel Paulus gelernt, da er sagt: Wenn jemand für die Seinigen und besonders für die Hausgenossen nicht Sorge trägt, so verleugnet er den Glauben und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Wer aber gehört für einen jeden so eng zum Hause wie die Eltern für die Kinder oder die Kinder für die Eltern? Für dieses heilsame Gebot gab der Lehrer den Heiligen also selbst ein Beispiel, da er nicht als Gott für seine, die er erschaffen hatte und in seiner Vorsehung behütete, sondern als Mensch für seine Mutter, die ihn geboren hatte und die er auf Erden zurückließ, gewissermaßen einen anderen Sohn an seiner Statt bestellte.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Samstag nach dem Passionssonntag
Lesung 1-3
Joh. 12, 10-36
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus

Schaut, was die Hohenpriester ersannen, als sie den Lazarus sahen, der von den Toten auferstanden war, als das erste Wunder des Herrn so offenkundig und deutlich überall verbreitet und so bekannt war, daß sie es weder geheimhalten noch abstreiten konnten. Die Hohenpriester beschlossen, auch den Lazarus zu töten. O törichter Gedanke, o blinde Wut! Könnte denn Christus der Herr, der den toten Lazarus erweckte, ihn nicht von neuem auferwecken, wenn er getötet würde? Als ihr den Lazarus ermorden wolltet, habt ihr denn damit auch dem Herrn seine Allmacht genommen? Wenn ihr aber wirklich meint, es sei ein Unterschied zwischen einem Gestorbenen und einem Getöteten, seht, der Herr hat beides getan: Er hat den Lazarus erweckt, als er gestorben war, und er hat sich selbst auferweckt, als er getötet worden war. Als aber am folgenden Tag viel Volk, das zum Feste zusammengekommen war, hörte, daß Jesus nach Jerusalem komme, da nahmen sie Palmzweige, gingen ihm entgegen und riefen: Hosanna! Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israls! Die Palmzweige bedeuten ein Lob und weisen hin auf einen Sieg; der Herr wollte ja durch seinen Tod den Tod besiegen und durch das Siegeszeichen des Kreuzes über Satan, den Fürsten des Todes, triumphieren. Hosanna ist ein Beteuerungswort; so sagen die, die der hebräischen Sprache kundig sind. Es gibt mehr eine Stimmung an, als daß es etwas bezeichnet; so wie in unser Sprache die sogenannten Interjektionen, z.B. Ach! der Ausdruck des Schmerzes, oder Ah! als Ausdruck freudiger Erregung. Die Volksmenge also jubelte ihm zu: Hosanna! Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels! Wie peinlich mag das den jüdischen Hohenpriestern in ihrem Neid gewesen sein, als eine solche große Volksmenge Christus als ihren König ausrief! Doch, was war es für den Herrn, König Israels zu sein? Was war es großes für den König der Ewigkeit, König der Menschen zu werden? Christus ist nich dazu König über Israel, um Steuern zu erpressen, oder um ein Herr auszurüsten oder die Feinde im offenen Kampfe niederzuringen, sondern er ist König über Israel, um die Seelen zu leiten, und für ihr ewiges Heil zu sorgen, um alle, die Glauben, Hoffnung und Liebe besitzen, ins Himmelreich zu führen.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Palmsonntag
4.-6. Lesung
Predigt des hl. Papstes Leo
Geliebteste! Die von uns ersehnte und der ganzen Welt willkommene Festfeier des Leidens unseres Herrn ist da. Bei solcher geistigen Freude und Wonne dürfen wir nicht schweigen. Zwar ist es schwer, über dasselbe Festgeheimnis öfter würdig und angemessen zu sprechen. Allein dem Priester ist es nicht gestattet, angesicht dieses erhabenen Geheimnis göttlichen Erbarmens dem gläubigen Volke die gebührende Predigt vorzuenthalten. Der Gegenstand selbst gibt ja, gerade weil er mit Worten nie entsprechen dargestellt werden kann, Stoff genug zum Reden.Es kann einem auch nicht an Worten mangeln, wo man nie genug sagen kann. Mag also die menschliche Schwachheit ohnmächtig sein gegenüber der Herrlichkeit Gottes, mag sie immer wieder fühlen, daß sie unfähig ist, die Erbarmungen des Herrn zu schildern, mögen unsere Sinne ermatten, mag unser Verstand versagen, mag unsere Rede stocken: es ist gut, wenn wir merken, daß alles, was wir über die gewaltige Größe des Herrn denken können, auch wenn es richtig ist, viel zu wenig ist. Der Prophet sagt: Suchet den Herrn und werdet stark; suchet sein Angesicht alle Zeit! Daher darf nie einer die Verwegenheit haben zu glauben, er habe alles gefunden, was er sucht, damit er nicht aufhört, sich immer mehr ihm zu nahen, indem er nicht weiter voranschreiten will. Was aber unter allen Werken Gottes, die der Mensch mit Mühe betrachtet und bewundert, erfreut und übersteigt sogleich so sehr unseren Geist als das Leiden unseres Erlösers? Um das Menschengeschlecht von den Fesseln der todbringenden Sünde zu erlösen, hat er dem wütenden Teufel seine Macht und Majestät verborgen und ihm unsere schwache, niedrige Natut entgegengesetzt. Denn hätte der grimmige, stolze Feind den Plan der göttlichen Erbarmung erkannt, dann hätte er sich eher bemüht, die Gemüter der Juden zur Sanftmut zu stimmen, als sie zum schlimmen Hasse aufzureizen. Er wollte doch nicht die Herrschaft über alle ihm verfallenen verlieren, da er dem einen die Freiheit raubte, der ihm nichts schuldig war. So ward also Satan durch seine eigene Bosheit betrogen; er brachte dem Sohn Gottes den Tod, der allen Menschenkindern zum Rettungsmittel werden sollte. Er vergoß das Blut des Gerechten, das der Lösepreis und das Opferblut für die Erlösung der Welt werden sollte. Der Herr nahm auf sich, was er nach dem Ratschlusse seines Willen sich gewählt hatte. Er ließ die Hände der Gottlosen gegen sich wüten; während sie selbst ein schweres Verbrechen begingen, dienten sie dem Erlöser. Seine Güte, selbst gegen seine Mörder, war so groß, daß er am Kreuze seinen Vater nicht um Rache für sich bat, sonder um Verzeihung für jene.

Lesung 7-9
Matth. 21, 1-9
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Es hat eine schöne Bedeutung, daß der Herr, als er die Juden verlassen und in den Herzen der Heiden Wohnung nehmen wollte, zum Tempel hinaufstieg. Denn das ist der wahre Tempel, wenn dort der Herr nicht nach dem Buchstaben, sondern im Geiste angebetet wird. Das ist der Tempel Gottes, wenn ihn die Kette der Glaubenswahrheiten, nicht ein Steinbau begründet. Die ihn haßten, die wurden also verlassen, und erwählt wurden die, die ihn lieben werden. Deswegen kam er zum Ölberge, um auf die Höhe der Tugend neue Ölbäumchen zu pflanzen, die aus jenem Jerusalem stammen, das droben ist. Auf diesem Berge ist jener himmlische Landmann tätig, damit alle, die im Hause Gottes eingepflanzt sind, Mann für Mann sagen können: Ich aber bin wie ein fruchtbarer Ölbaum im Hause des Herrn. Vielleicht ist Christus selbst dieser Berg. Denn wer sonst könnte diese Früchte hervorbringen an den Ölbäumen, die sich nicht biegen ob der Überfülle süßer Beeren, sondern wegen der Fülle des Geistes unter den Völkern? Er ist es durch den wir emporsteigen und zu dem wir hinaufsteigen. Er ist die Tür; er ist der Weg, er ist es, der geöffnet wird und der uns öffnet, bei dem die Eintretenen anklopfen, den die anbeten, die es verdient haben. In dem Flecken war also ein Füllen mit einer Eselin, und zwar war es angebunden; nur auf Befehl des Herrn konnte es losgebunden werden. Die Hand der Apostel band es los. Das war eine sinnvolle Handlung, eine lebensbringende Tat, ein Liebesdienst. Sei auch du so, daß du gefesselte lösen kannst. Jetzt wollen wir noch betrachten, wer die waren, die nach der Aufdeckung der Sünde aus dem Paradiese verstoßen und in einen Flecken verbannt wurden. Und du siehst, wie das Leben die zurückruft, die der Tod vertrieben hatte. Deswegen lesen wir bei Matthäus von einer Eselin und einem Füllen; so wie in zwei Menschen beide Geschlechter verstoßen wurden, so sollten in zwei Tieren die beiden Geschlechter wieder zurückgerufen werden. Er deutet also dort mit der Eselin gleichsam Eva in ihrer Verirrung an; mit dem Füllen hier aber wies er auf die Gesamtheit der Heidenvölker hin; darum saß er auf dem Füllen einer Eselin, auf dem, wie richtig bemerkt wird, noch niemand gesessen hatte. Denn vor Christus hatte noch keiner die Völker der Heiden zur Kirche berufen. Schließlich heißt es bei Markus: Auf dem noch kein Mensch gesessen hat.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Montag nach dem Palmsonntag
Lesung 1-3
Joh. 12,1-9
Auslegung des hl. Bischofs Augustinus
Damit die Leute nicht meinten, es sei nur ein Gespenst erschienen, als der Tote auferstand, darum war Lazarus einer von denen, die mit ihm zu Tische saßen. Er lebte, redete und aß. Die Wahrheit zeigte sich, der Unglaube der Juden wurde beschämt. Jesus saß also mit Lazarus und den übrigen zu Tische. Martha, eine von den Schwestern Lazarus, bediente. Maria aber, die andere Schwester des Lazarus, nahm ein Pfund kostbaren Nardenöls, salbte die Füsse Jesu und trocknete sie mit ihren Haaren; das Haus ward voll von dem Duft der Salbe. Wir haben vernommen, was geschehen ist; jetzt wollen wir schauen was es zu bedeuten hat. Willst du, wer immer du bist, eine gläubige Seele sein, dann salbe wie Maria die Füsse des Herrn mit kostbarer Salbe! Diese Salbe war die Gerechtigkeit darum war es ein Pfund. Es war aber eine Salbe aus kostbarem, pitischen Nardenöl. Wenn es heißt: pitischem, so müssen wir annehmen, daß dies den Ort angibt, woher diese kostbare Salbe stammte. Doch ist dies nicht belanglos und fügt sich sehr gut in die geheimnisvolle Bedeutung des Ganzen ein. Pistis ist griechisch und heißt in unserer Sprache der Glaube. Du suchest Gerechtigkeit zu üben? Nun, der Gerechte lebt aus dem Glauben. Salbe die Füße Jesu, indem du rechtschaffen lebst; folge dem Herrn auf seinen Wegen! Trockne sie mit deinem Haar! Hast du Überfluß, so gib davon den Armen, und du hast die Füße des Herrn getrocknet. Die Haare scheinen auch etwas Überflüßiges am Körper zu sein. Du weißt also, was du mit deinem Überfluß tun sollst. Für dich ist es überfüßig, für die Füße des Herrn aber notwendig. Vielleicht leiden auf Erden die Füße des Herrn Not. Von wem anderes, als von seinen Gliedern wird der Herr am Ende sagen: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.Ihr habt euren Überfluß hergegeben, aber meinen Füßen habt ihr einen Dienst erwiesen. Das Haus aber ward voll von dem Geruch. Die Welt wurde erfüllt vom guten Ruf. Denn der gute Ruf ist ein angenehmer Duft. Die aber ein schlechtes Leben führen und sich Christen nennen, tun Christus Schmach an; von ihnen heißt es ja, daß durch sie der Name des Herrn gelästert wird, so wird durch die Guten der Name des Herrn verherrlicht. Höre, was der Apostel sagt: Ein Wohlgeruch für Christus sind wir an allen Orten.
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hl. Papst Leo der Große 11. April

Leo I. stammte aus Etrurien. Er leitete die Kirche zu der Zeit, als der Hunnenkönig Attila, der auch Gottesgeißel genannt wurde, in Italien einfiel und Aquileja nach dreijähriger Belagerung einnahm, plünderte und niederbrannte. Von da zog Attila wütend gegen Rom. Schon war er dabei, da, wo der Mincio in den Po sich ergießt, seine Truppen überzusetzen. Da trat ihm Leo entgegen. Er wollte das Unheil, das Italien drohte, abwenden. Durch seine göttliche Beredsamkeit ließ sich Attila auch zum Rückzug bestimmen. Als seine Leute ihn fragten, warum er sich denn ganz gegen seine Gewohnheit so ohne weiteres dem Ansinnen des Papstes gefügt habe, sagte er, er habe neben dem Papst während seiner Rede einen Mann im Priestergewand mit gezücktem Schwerte stehen sehen, der ihn zu töten drohte, wenn er Leo nicht gehorche. Da habe er sich gefürchtet. Daraufhin zog er nach Pannonien zurück. Leo aber wurde in Rom allgemein mit großer Freude empfangen. Als kurz darauf Genserich die Stadt eroberte, brachte er ihn ebenso durch die Macht seiner Rede und seiner Heiligkeit dazu, daß er das Brandschatzen und Morden sein ließ. Als er aber sah, wie die Kirche von viele Irrlehren heimgesucht und besonders von den Nestorianern und Eutychianern beunruhigt wurde, berief er das Konzil von Chalzedon, um sie zu reinigen und im katholischen Glauben zu festigen. Dort wurden von 630 Bischöfen Eutyches und Dioskur, sowie nochmals Nestorius verurteilt. Die Entscheidungen dieses Konzils bestätigte er Kraft seines Amtes. Nun machte sich der heilige Papst an die Wiederherstellung der zerstörten und an die Errichtung neuer Kirchen. Auf seinen Rat hin erbaute Demetria, eine fromme Frau, die Kirche des heiligen Stephanus auf ihrem Grund und Boden an der Lateinischen Straße, drei Meilen vor der Stadt; er selbst baute eine andere an der Appischen Straße zu Ehren des heiligen Kornelius. Außerdem ließ er viele Kirchen und Einrichtungen wieder instand setzen. In den drei Basiliken des heiligen Petrus, des heiligen Paulus und des Konstantin errichtete er Nebenräume; in der Nähe der Basilika des heiligen Petrus erbaute er ein Kloster; für das Grab der Apostel bestellte er Wächter, die er Kämmerer nannte. Er bestimmte, daß bei der heiligen Messe gebetet werde: Dieses heilige Opfer, diese unbefleckte Opfergabe. Er ordnete an, daß keine Klosterfrau den Schleier nehmen dürfe, wenn sie nicht 40 Jahre lang die Jungfräulichkeit bewahrt habe. Nach diesen und anderen rühmenswerten Taten, nachdem er auch mehrere treffliche fromme Bücher geschrieben hatte, entschliefer im Herrn am 10. November. 21 Jahre, 1 Monat und 13 Tage war er Papst.

Lesung 7-9
Matth. 16, 13-19
Auslegung des hl. Papstes Leo

In dem soeben verlesenen Evangeliumsabschnitt wird berichtet, wie der Herr sein Jünger fragte, für wen sie ihn hielten. Unter der Menge herrschten verschiedene Ansichten. Petrus aber sprach: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Darauf sagte der Herr zu ihm: Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas. Denn nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir: du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Und dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was immer du binden wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gebunden sein. Und was immer du lösen wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gelöst sein. Diese Anordnung der ewigen Wahrheit behält stets ihre Gültigkeit; der hl. Petrus bewahrte stets seine Felsenkraft und gab das Steuer der Kirche, das er damit übernommen hatte, nie aus der Hand. Denn durch den Mund der ganzen Kirche spricht Petrus täglich: du bist Christus der Sohn des lebendigen Gottes; und jede Zunge, die den Herrn bekennt, verdankt es ihm als dem Lehrmeister. Dieser Glaube besiegt den Teufel und löst die Ketten derer, die er gefangen hält. Er nimmt sie von der Welt und führt sie dem Himmel zu; die Pforten der Hölle können ihn nicht überwältigen. Denn durch Gottes Kraft ist er so fest begründet, daß ihn weder eine schlimme Irrlehre jemals untergraben, noch der Unglaube der Heiden überwinden kann. Geliebteste! In der rechten Gesinnung wird also das heutige Fest begangen, wenn man in meiner unwürdigen Person den sieht und den ehrt, auf dem die Hirtensorge aller Bischöfe und ihre Wachsamkeit über die ihnen anvertrauten Schäflein stets beruht, dessen Würde auch in einem unwürdigen Nachfolger nicht aufhört. Wenn ich daher meine Ermahnung an euch richte, Geliebteste, so sei es euch, als würde der zu euch sprechen, dessen Stelle ich vertrete. Denn ich ermahne euch mit seiner väterlichen Liebe und predige euch nichts anderes, als was er gelehrt hat; ich beschwöre euch, die Lenden eures Geistes zu umgürten und ein keusches, maßvolles Leben in der Furcht Gottes zu führen. Ihr seid, wie der Apostel sagt, meine Ehrenkrone und Freude, wenn der Glaube, der vom ersten Tag des Evangeliums an in der ganzen Welt verkündet worden ist, durch euch in Liebe und Heiligkeit bewahrt wird. Und wenn auch die ganze Kirche auf dem weiten Erdenrund in allen Tugenden erblühen muss, so müsst doch ihr mehr als alle anderen Völker und Werke der Frömmigkeit euch auszeichnen; denn ihr seit unmittelbar auf den apostolischen Felsen begründet, euch hat unser Herr Jesus Christus zugleich mit allen erkauft und der hl. Apostel Petrus hat euch vor allen anderen unterrichtet.
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Hl. Martyrer Hermenegild 13. April
4.-6. Lesung
Aus dem Buch der Zwiegespräche des hl. Papstes Gregor
Der König Hermenegild war der Sohn des Westgotenkönigs Leovigild. Auf eine Predigt des hochwürdigsten Bischofs Leander von Sevilla hin, mit dem ich lange freundschaftlich verbunden war, bekehrte er sich von der Irrlehre der Arianer zum katholischen Glauben. Sein arianischer Vater versuchte aber, durch Belohnungen und schließlich durch Drohungen ihn zur Rückkehr zur früheren Irrlehre zu bewegen. Der Sohn erwiderte ihm jedoch ganz entschieden, er werde nie mehr den wahren Glauben, den er einmal als richtig erkannt habe, aufgeben. Da nahm ihm der Vater voll Zorn alle Rechte und allen Besitz. Doch auch damit konnte er die Geistesstärke seines Sohnes nicht erschüttern. Da warf er ihn in ein enges Gefängnis und ließ ihm um Hals und Hände schwere Ketten legen. Der junge Prinz Hermenegild jedoch verachtete das irdische Reich und sehnte sich nur um so mehr nach dem himmlischen. In Bußkleidern und in Fesseln lag er das und flehte zum allmächtigen Gott um Stärkung. Um so hochherziger verzichtete er auf vergänglichen Glanz der Welt, je mehr er in seinen Fesseln einsah, wie nichtig alles gewesen, was man ihm genommen hatte. Als das Osterfest kam, sandte der ketzerische Vater mitten in der Nacht einen arianischen Bischof zu ihm, damit er aus seiner Hand eine gottesschänderische Kommunion empfange; dann wollte ihn der Vater wieder in Gnade aufnehmen. Aber der gottergebene Mann machte dem arianischen Bischof, als er zu ihm kam, gehörige Vorwürfe und wies seine gottlose Zumutung mit entsprechender Schärfe zurück. Wenn er auch äußerlich in Ketten lag, so stand er doch innerlich fest und sicher und aufrecht da. Als der Bischof wieder zurückkam, geriet der arianische Vater in Wut und schickte sogleich seine Soldaten hin, um den standhaften Bekenner Gottes auf der Stelle zu töten. Das geschah denn auch. Gleich beim Eintritt spalteten sie ihm mit dem Beil den Schädel und nahmen ihm damit das leibliche Leben. Doch nur das konnten sie ihm nehmen; der Ermordete selbst hatte es ja auch ganz gering geachtet. Es fehlte aber auch nicht an himmlischen Wunderzeichen, um seine wirkliche Verherrlichung anzuzeigen. So konnte man in der Stille der Nacht an der Bahre des Königs und Märtyrers Psalmengesang vernehmen. Er war ja auch deshalb im wahren Sinne König, weil er auch Martyrer wurde. Einige berichten auch, man habe zur Nachtzeit brennende Lampen gesehen. So kam es denn auch, daß sein Leib wie der eines Märtyrers mit Recht von allen Gläubigen verehrt wurde. Auch der Vater, dieser gottlose Kindesmörder, wurde von Reue ergriffen und beweinte seine Tat. Doch reichten seine Tränen nicht hin, daß er wirklich das Heil erlangte. Wohl erkannte er, daß der katholische Glaube der wahre ist, aber aus Furcht vor seinem Volke trat er nicht dazu über. Von schwerer Krankheit ergriffen, empfahl er jedoch sterbend dem Bischof Leander, den er früher heftig bekämpft hatte, seinen Sohn Rekkared, der ebenfalls noch in der Irrlehre verblieben war; an ihm möge er das gleiche tun, was er auch an seinem Bruder durch seine Ermahnungen fertiggebracht hatte. Dann starb er. Nach seinem Tode trat König Rekkared nicht in die Fußstapfen seines irrgläubigen Vaters, sondern in die seines heiligen Bruders; er wandte sich von der falschen arianischen Irrlehre ab und führte auch das ganze Volk der Westgoten zum wahren Glauben, ja, er gestattete niemand, in seinem Heere Dienst zu tun, der Häretiker und damit ein Gegner des Gottesreiches sein wollte. Und so wurde der Bruder des Martyrers ganz von selbst ein Verkünder des wahren Glaubens. Auch die Verdienste seines Bruders helfen ihm, daß er so viele in den Schoß des allmächtigen Gottes zurückführen kann.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Gründonnerstag
Lesung 4-6
Aus der Abhandlung des hl. Bischofs Augustinus

Erhöre, o Gott, mein Gebet, verschmähe nicht mein Flehen! Hab acht auf mich und erhöre mich!- Das sind Worte eines durch Not, Sorgen und Kummer tief gebeugten Mannes. In schwerem Leid betet er und sehnt sich nach Rettung aus der Not. Nun müssen wir sehen, welches Leid ihn drückt. Sobald er es uns sagt, sehen wir, daß wir uns in der gleichen Not befinden, und so wollen wir, da das Leid uns gemeinsam ist, auch miteinander beten. Traurig bin ich in meiner Not, sagt er, und ganz verwirrt. Worüber ist er traurig, weshalb verwirrt? In meiner Not sagt er. Er denkt an böse Menschen, von denen er zu leiden hat, und diese Quälereien seitens böser Menschen nennt er seine Not. Glaubet nicht, daß die Bösen umsonst auf dieser Welt sind und daß Gott nichts Gutes durch sie wirkt. Jeder Böse ist entweder dazu da, daß er sich bessere, oder, daß der Fromme durch ihn geprüft werde. Möchten doch jene, die uns jetzt Prüfungen bereiten, sich bekehren und mit uns geprüft werden! Doch so lange sie uns prüfen, wollen wir sie nicht hassen; denn auch wenn einer böse ist, wissen wir nicht, ob er in seiner Bosheit bis ans Ende verharren wird. Wenn man glaubt, man hasse einen Feind, hasst man doch gewöhnlich, ohne es zu wissen, einen Bruder. Vom Teufel und seinen Engeln wissen wir aus der heiligen Schrift, daß sie zum ewigen Feuer verurteilt sind; von ihnen allein lässt sich keine Bekehrung mehr erhoffen. Gegen sie haben wir fortwährend einen unsichtbaren Kampf zu führen. Zu diesem Kampf wappnet uns der Apostel, wenn er schreibt: Wir haben nicht nur zu kämpfen wider Fleisch und Blut, d.h. wider die Menschen, die ihr seht, sondern wider die Herrschaften und Mächte und die Beherrscher der Welt, dieser Finsternis. Du darfst nicht glauben, weil er sagt Welt, die Teufel seien die Beherrscher von Himmel und Erde. Unter Welt versteht er die Finsternis; unter Welt versteht er die Liebhaber der Welt; unter Welt versteht er die Frevler und Gottlosen; er meint die Welt, von der es im Evangelium heißt: die Welt hat ihn nicht erkannt. Denn ich sah Unrecht und Hader in der Stadt. Gib acht auf die Herrlichkeit des Kreuzes selbst! Jetzt glänzt auf der Stirn der Könige jenes Kreuz, das die Feinde verhöhnten. Der Enderfolg hat seine Kraft gezeigt. Er überwand die Welt nicht mit dem Schwerte, sondern mit einem Holzstamm. Das Holz des Kreuzes schien den Feinden die größte Schmach, vor diesem Holze standen sie, schüttelten den Kopf und sagten: Wenn er der Sohn Gottes ist, dann soll er doch heruntersteigen vom Kreuze! Er streckte seine Hand aus zu einem ungläubigen und widerspenstigen Volke. Denn wenn gerecht ist, wer aus dem Glauben lebt, dann ist ungerecht, wer keinen Glauben hat. Wenn der Psalmist hier also von Unrecht redet, so musst du das vom Unglauben verstehen. Der Herr sah also Unrecht und Hader in der Stadt; er streckte seine Hand aus zu dem ungläubigen und widerspenstigem Volke, und dennoch hielt er nach ihm Ausschau und betete: Vater verzeih ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Martyrer Justinus 14. April

Justinus, der Sohn des Priskus, stammte aus einer griechischen Familie zu Flavia-Neapolis im syrischen Palästina. Seine Jugend verbrachte er mit dem Studium aller Wissenszweige. Mann geworden, trat er aus Liebe zur Philosophie, um die Wahrheit zu finden, allen philosophischen Schulen, die es damals gab, bei und prüfte ihre Lehren. Doch er fand überall nur trügerische, falsche Weisheit. Auf eine himmlische Erleuchtung hin - es erschien ihm nämlich ein unbekannter, ehrwürdiger Greis und belehrte ihn - nahm er die Philosophie des wahren christlichen Glaubens an. Tag und Nacht hatte er nun die Bücher der Heiligen Schrift in der Hand, und bei der Betrachtung dieser Bücher entbrannte so sehr das göttliche Feuer in seiner Seele, daß er mit der Hilfe der guten Vorbildung, die er genossen, sich eine überragende Kenntnis von Jesus Christus erwarb und viele Bücher schreiben konnte, um den christlichen Glauben zu erklären und weiterzuverbreiten. Unter den Werken Justins ragen besonders die beiden Schriften zur Verteidigung des christlichen Glaubens hervor; vor dem versammelten Senat überreichte er diese dem Kaiser Antonius Pius und dessen Söhnen und ebenso dem Markus Antonius Verus und Lucius Aurelius Kommodus, welche die Anhänger Christi grausam verfolgten; ebenso trat er in einem mündlichen Vortrag entschieden für den Glauben ein und erreichte, daß durch ein kaiserliches Edikt dem Morden der Christen Einhalt geboten wurde. Justinus selbst aber fand keine Schonung. Auf Grund einer falschen Anklage des Zynikers Kreszenz, dessen lasterhaftes Leben und Treben er bloßgestellt hatte, wurde er von den Häschern festgenommen und vor den römischen Statthalter Rustikus geführt. Als dieser ihn fragte, welches denn die Lehre der Christen sei, legte er vor vielen Zeugen folgendes Bekenntnis ab: Die wahre Lehre, an der wir Christen treu festhalten, ist diese: Wir glauben an einen Gott, den Bildner und Schöpfer aller Dinge, die man sehen kann, und auch derer, die man mit den Augen des Leibes nicht sehen kann; ferner glauben wir an den Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, der einst von den Propheten vorher verkündet wurde, der einst wiederkommen wird als Richter aller Menschen. Justinus hatte in seiner ersten Verteidigungsschrift, um den Vorwürfen der Heiden entgegenzuteten, öffentlich dargelegt, wie die Christen zum Gottesdienst sich versammeln und welche Geheimnisse bei diesen Zusammenkünften gefeiert werden; deshalb fragte ihn jetzt der Statthalter, wo denn er und die übrigen Christen in Rom zusammenkämen. Justinus aber wollte das Heilige und die Brüder nicht den Hunden preisgeben und nannte ihm darum die Orte ihrer Zusammenkünfte nicht, sondern gab nur seine Wohnung an, wo er sich aufzuhalten und seine Schüler zu unterrichten pflegte; es war bei der berühmten Kirche des Pastor im Hause des Pudens. Schließlich ließ der Statthalter ihm die Wahl, ob er den Göttern opfern oder am ganzen Körper gegeißelt werden wollte. Darauf erklärte der unbesiegbare Anwalt des Glaubens, es sei stets sein heißester Wunsch gewesen, leiden zu dürfen für den Herrn Jesus Christus; von ihm erhoffe er sich dafür einen Reichen Lohn im Himmel. Da verurteilte ihn der Statthalter zum Tode. So vergoß der bewunderungdwürdige Philosoph, nachdem er gegeißelt worden, unter Lobpreis Gottes um Christi willen sein Blut und errang sich eine ruhmvolle Martyrerkrone. Einige Gläubige nahmen heimlich seinen Leichnam und bestatteten ihn an einem würdigen Ort. Papst Leo XIII. ordnete die Feier des Stundengebetes und der Messe zu seiner Ehre für die ganze Kirche an.

Lesung 7-8
Lukas 12, 2-8
Predigt des hl. Johannes Chrysostomus

Nichts ist so verborgen, daß es nicht enthüllt werden wird, und nichts ist so geheim, daß es nicht bekannt werden wird. Er will damit sagen: Es genügt, um euch zu trösten, wenn ich, euer Meister und Herr, die gleichen Schmähungen wie ihr erleide. Wenn ihr aber trotzdem noch betrübt seid, dann bedenkt, daß ihr in kurzer Zeit schon vor diesen Vorwürfen Ruhe haben werdet. Warum regt ihr euch darüber auf? Weil man euch Zauberer und Betrüger nennt? Wartet doch nur ein wenig, und alle werden euch als Retter und Wohltäter der Welt preisen. Denn die Zeit wird alles, was jetzt noch dunkel ist, aufdecken, sie wird die Unwahrheit ihrer Vorwürfe aufweisen und eure Tugend ins rechte Licht stellen. Wenn ihr nämlich in Wirklichkeit euch als Retter und Wohltäter und Tugendhelden erweist, dann werden die Mensch bald auf die Reden jener nicht mehr achten, sondern nur auf die wirklichen Tatsachen. Dann werden jene als Heuchler, Lügner und Bösewichte dastehen, ihr aber werdet heller als die Sonne leuchten. Eine lange Zeit wird euch bekannt machen und euch preisen; lauter als die Trompete wird sie ihre Stimme erschallen lassen und wird alle Menschen zu Zeugen eurer Tugend machen. Darum darf das, was ihr jetzt hören müsst, euch nicht mutlos machen, vielmehr soll die Hoffnung auf die künftigen Güter euch aufrichten. Denn das, was euch bereitet ist, kann nicht verborgen bleiben. Nachdem er ihnen also alle Furcht, Angst und Sorge genommen, nachdem sie jetzt über allen Schimpf und Spott erhaben waren, da war nun der rechte Augenblick, um über den bei der Verkündigung des Evangeliums notwendigen Freimut zu ihnen zu reden. Darum sagte er weiter: Was ich euch im Finstern sage, das sagt im hellen Lichte, und was euch ins Ohr gefüstert wird, das verkündet auf den Dächern. Es war wohl nicht dunkel, als er dies sagte, und er flüsterte es ihnen auch nicht ins Ohr, sondern das ist übertragen gemeint. Weil er nämlich nur zu ihnen redete und zwar in einem kleinen Winkel Palästinas, darum sagte er: Im Dunkeln, und ins Ohr flüstern. Diese Art zu reden stellt er dem Feimut der Rede gegenüber, mit dem er sie später ausrüsten wollte. Nicht nur einer, oder in zwei der drei Städten, sondern in der ganzen Welt prediget, ziehet über Länder und Meere, durch bewohnte und unbewohnte Gegenden, Fürsten und Völkern, Gelehrten und Rednern verkündet mit großem Freimut die ganze Frohbotschaft! Deshalb sagte er: auf den Dächern und im hellen Licht, also ohne Zurückhaltung, mit allem Freimut.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Martyrer Valerian 14. April

Lesung 9
Valerian war aus Rom und stammte aus einem vornehmen Geschlecht. Zur Zeit des Kaisers Alexander Severus ließ er sich auf das Zureden der heiligen Jungfrau Cäcilia, seiner ebenbürtigen Gattin hin, zusammen mit seinem Bruder Tiburtius vom heiligen Papst Urban taufen. Als der Stadtpräfekt Almachius erfuhr, daß sie Christen waren, ihr Vermögen an die Armen austeilten und die Leichen der Christen bestatteten, ließ er sie zu sich kommen und machte ihnen energischen Vorhalt. Als er merkte, wie sie standhaft Christus als Gott bekannten, die Götter aber als wertlose Gebilde der Dämonen hinstellten, ließ er sie mit Ruten schlagen. Doch nicht einmal durch die Schläge ließen sie sich bewegen, dem Standbild des Jupiter Verehrung zu erweisen, vielmehr verharrten sie fest im wahren Glauben. Darum wurden sie am 4. Meilenstein vor der Stadt enthauptet. Voll Staunen über solchen Heldenmut, bekannte sich Maximus, ein Kämmerer des Stadtpräfekten, der sie zur Hinrichtung geführt hatte, als Christ und mit ihm noch viele andere von den Untergebenen des Präfekten. Gleich darauf wurden sie alle mit Bleiruten geschlagen und wurden so aus Dienern des Teufels Märtyrer Christi.
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Karfreitag
Lesung 4-6
Aus der Abhandlung des hl. Bischofs Augustinus über die Psalmen
Du schützest mich, o Gott, vor der Menge der Bösen und vor der Rotte der Übeltäter. Nun wollen wir unser Haupt selbst betrachten! Viele Martyrer duldeten solche Leiden; aber keiner glänzt so wie das Haupt der Martyrer. An ihm sehen wir deutlicher, was jene erdulden mussten. Er war geschützt gegen die Rotte der Übeltäter; denn ihn schützte Gott, und er, der Gottessohn und Mensch zugleich war, er schützte selbst auch zugleich den Leib, den er angenommen hatte; er ist ja Menschensohn und gleichzeitig Gottessohn. Gottessohn ist er wegen seiner Gottnatur, Menschensohn wegen seiner Knechtsgestalt. Es stand also in seiner Macht, sein Leben hinzugeben und es wieder zu nehmen. Was konnten ihm die Feinde antun? Sie töteten seinen Leib, seine Seele aber konnten sie nicht töten. Schaut, es war dem Herrn zu wenig, die Martyrer mit Worten zu ermuntern; er wollte sie auch durch sein Beispiel stärken. Ihr wißt, welch freventliche Judenmenge es war und welche Rotte von Übeltätern. Und was für eine Übeltat verübten sie? Sie wollten den Herrn Jesus Christus ermorden. So viele gute Werke, sagte er, habe ich euch erwiesen; für welches dieser Werke wollt ihr mich töten? Er hatte Mitleid mit allen Schwachen, er heilte alle ihre Kranken, er predigte das Himmelreich, verschwieg auch ihre Sünden nicht; diese sollten ihnen mißfallen, nicht der Arzt, von denen sie geheilt wurden. Aber undankbar gegenüber all diesen Heilungen tobten sie wie Fieberkranke wahnsinnig gegen den Arzt, der gekommen war, sie zu heilen, und ersannen Pläne, ihn zu verderben; als ob sie ausprobieren wollten, ob er wirklich ein Mensch sei und sterben könne oder ob er ein übermenschliches Wesen sei und seinen Tod nicht zulasse. Was sie dachten, lesen wir im Buch der Weisheit Salomons: Zum schimpflichsten Tode, sagten sie, wollen wir ihn verdammen; wir wollen ihn verhören; dann können wir ihn richten nach seinen eigenen Worten. Wenn er wirklich Gottes Sohn ist, soll der ihn nur retten. Sie haben ihre Zungen scharf gemacht wie Schwerter. Die Juden sollen nicht sagen: Wir haben Christus nicht getötet. Sie lieferten ihn zwar deshalb dem Richter Pilatus aus, damit es den Anschein habe, als seinen sie selbst an seinem Tode unschuldig. Als Pilatus zu ihnen sagte: Richtet ihn ihr, nach eurem Gesetze, da erwiderten sie: Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten. Ihre böse Tat wollten sie auf den armen Richter abwälzen. Aber konnten sie denn den göttlichen Richter täuschen? Was die Handlungsweise des Pilatus angeht, so wurde er durch das, was er tat, auch etwas mitschuldig aber im Vergleiche zu ihnen ist er weit unschldiger. Denn er tat, was er konnte, um ihn aus ihren Händen zu erretten. Deswegen ließ er ihn ja geißeln und führte ihn so ihnen vor. Nicht aus Haß ließ er den Herrn geißeln, sondern um ihre Wut zu befriedigen, damit sie dann wenigstens zur Milde gestimmt würden und von ihren Mordgedanken abließen, wenn sie ihn mit Geißeln geschlagen sähen. Auch diesen Versuch machte er noch. Als sie aber hartnäckig blieben, wusch er, wie ihr wißt, seine Hände, und beteuerte, er sei nicht der Täter, er sei an seinem Tode unschuldig. Und doch war er der Täter. Wenn er nun schuldig ist, weil er es, wenn auch wider seinen Willen, getan hat, sollen nun die, die ihn dazu zwangen unschuldig sein? Auf keinen Fall. Er sprach zwar das Urteil über ihn, ließ ihn kreuzigen und war gleichsam der Mörder. Aber auch ihr, Juden, habt ihn ermordet. Wie denn? Durch das Schwert der Zunge. Denn ihr habt eure Zungen geschärft. Und wann habt ihr sie geschärft, wenn nicht damals als ihr riefet: Kreuzige ihn, kreuzige ihn!
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Karsamstag
Lesung 4-6
Aus der Abhandlung des hl. Bischofs Augustinus

Der Mensch tritt heran an hohe Gedanken; doch Gott zeigt sich erhaben. Jene sprachen: Wer wird uns sehen? Sie griffen daneben bei ihrem Sinnen und Brüten, bei ihren bösen Plänen. Der Mensch trat ihren Gedanken näher und ließ sich als Mensch gefangen nehmen. Nur als Mensch konnte er ergriffen, gesehen und geschlagen, gekreuzigt werden und konnte schließlich sterben. Als Mensch trat er heran an alle diese Leiden; sie hätten bei ihm keinen Wert; wenn er nicht Mensch wäre. Wenn er nicht Mensch wäre, würde der Mensch nicht erlöst. Er trat also näher diesen Gedanken, diesen geheimnisvollen Gedanken; den Blicken der Menschen zeigte er sich als Mensch, die Gottheit verbarg er im Inneren. Er verhüllte die göttliche Natur, durch die er dem Vater gleich ist, und zeigte sich in der Gestalt eines Knechtes, in der er geringer ist als der Vater. Wie weit sind sie gegangen in ihren Sinnen und Brüten, bei dem sie doch daneben griffen? Sogar noch nach dem Tode und dem Begräbnisse des Herrn haben sie noch eine Wache an sein Grab gestellt. Sie sagten zu Pilatus: Jener Veführer - so wurde der Herr Jesus Christus genannt zum Troste für seine Diener, wenn man sie auch als Veführer bezeichnet; - sie sagten also zu Pilatus: Jener Verführer hat, als er noch lebte, gesagt: Nach drei Tagen werde ich wieder auferstehen. Gib also Befehl, daß das Grabe bis zum dritten Tage bewacht wird, damit nicht etwa seine Jünger kommen, ihn stehlen und dann dem Volke sagen: Er ist von den Toten auferstanden; dann wäre der letzte Betrug schlimmer als der erste. Pilatus antwortete ihnen: Ihr sollt die Wache haben; geht hin und bewacht ihn, wie es euch gutdünkt! Sie aber gingen hin, stellten Wächter an das Grab und versiegelten den Stein. Soldaten standen also als Wächter an seinem Grab. Da bebte die Erde und der Herr stand auf. Am Grabe geschahen solche Wunder, daß selbst die Doldaten, die als Wächter dort standen, sie bezeugen mussten, falls sie nur die Wahrheit bekennen wollten. Aber die Habsucht, die den Jünger und Gefährten Christi gepackt hatte, ergriff auch die Soldaten, die das Grab bewachten. Wir geben euch Geld sprachen sie; saget: Seine Junger sind bei Nacht gekommen, während wir schliefen, und haben ihn gestohlen. Wahrlich, sie haben danebengegriffen in ihrem Sinnen und Brüten. Was sagst du, unselige Verschlagenheit? So weit irrst du ab vom Lichte der Klugheit und des Rechtes und so tief sinkst du in deiner Bosheit, daß du sagst: Saget: Seine Junger sind bei Nacht gekommen, während wir schliefen, und haben ihn gestohlen. Du führst also schlafende Zeugen an. Wahrlich, du hast selbst geschlafen; drum hast du bei deinem Sinnen und Brüten so daneben gegriffen!
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Ostersonntag
Lesung 1-3
Mark.16, 1-7
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Geliebteste Brüder, ihr habt gehört,wie die heiligen Frauen, die dem Herrn gefolgt waren, mit Spezereien zum Grabe kamen, um ihm, den sie im Leben so innig geliebt, auch nach dem Tode noch einmal einen Liebesdienst zu erweisen. Ihre Handlungsweise lehrt uns, was wir in der heiligen Kirche tun sollen.Wir sollen nämlich in der Absicht den Bericht des Evangeliums anhören, daß wir uns dabei auch überlegen, wie wir sie nachahmen können. Und wenn wir an den Herrn glauben, der für uns starb, und vom Wohlgeruche der Tugend umduftet, und durch eifrige Übung guter Werke bewährt, den Herrn suchen, dann kommen wir auch mit wohlriechenden Spezereien an sein Grab. Jene Frauen, welche mit Spezereien kamen, durften die Engel sehen; denn die Herzen, die dem Herrn im Wohlgeruche der Tugend und mit heiligem Verlangen entgegeneilen, dürfen die seligen Geister schauen. Wir müssen nun beachten, was es bedeutet, daß sie den Engel zur Rechten sitzen sahen. Was wird durch die Linke anderes als das gegenwärtige Leben, und durch die Rechte anderes als das ewige Leben bezeichnet? Daher heißt es im Hohen Lied: Seine Linke ist unter meinem Haupte, und seine Rechte hält mich umfangen. Da unser Heiland das gegenwärtige, vergängliche Leben bereits vollendet hatte, darum saß der Engel ganz richtig zur Rechten; er war ja gekommen, sein ewiges Leben uns zu verkünden. Der Engel erschien im weißen Gewande; denn er kündigte uns die Freuden des heutigen Festes an; die weiße Farbe seines Kleides bezeichnet den Glanz unseres frohen Festes. Sollen wir sagen: unseres oder seines Festes? Am richtigsten sagen wir wohl seines und unseres zugleich. Denn die Auferstehung unseres Erlösers war ein Festtag für uns Menschen, weil sie uns wieder zur Unsterblichkeit geführt hat. Zugleich war sie auch ein Festtag für die Engel, weil wir jetzt wieder den Zutritt zum Himmel haben und durch die Menschen die Zahl der seligen Geister wieder ergänzt wird. So erschien der Engel an seinem und unserem Festtag im weißen Kleide; denn durch die Auferstehung des Herrn wurden wir zum Himmel zurückgeführt, und so wurde der Verlust des ewigen Vaterlandes wiedergut gemacht. Doch hören wir auch, wie er die Frauen bei ihrer Ankunft begrüßt: Fürchtet euch nicht! Es ist, als wollte er sagen: Jene sollen zittern, welche nicht gerne selige Geister kommen sehen. Jene sollen erschrecken, die unter dem Druck fleischlicher Begierden keine Hoffnung mehr haben, einst in ihre Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Ihr aber, warum habt ihr Furcht, da ihr doch eure Mitbürger seht? Darum sagt auch Matthäus, wie er die Erscheinung des Engels beschreibt: Sein Anlitz war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Der Blitz bedeutet nämlich Schrecken und Furcht, der Schnee aber reizende Unschuld.
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Ostermontag
Lesung 1-3
Luk. 24, 13-35
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Geliebteste Brüder! Ihr habt gehört, wie der Herr den beiden Jüngern erschien, die auf dem Wege dahingingen. Sie glaubten zwar nicht an ihn, aber sie redeten von ihm. Er aber zeigte sich ihnen nicht in der Gestalt, in der sie hätten ihn erkennen können. Er tat also äußerlich vor ihren Augen das Gleiche, was auch innerlich in ihrem Herzen vor sich ging. Denn in ihrem Herzen liebten sie ihn und dennoch zweifelten sie. Ebenso war auch äußerlich der Herr bei ihnen; doch er zeigte ihnen nicht wer er war. Weil sie von ihm redeten, kam er zu ihnen; weil sie aber noch zweifelten, zeigte er ihnen seine wahre Gestalt nicht, an der sie ihn hätten erkennen können. Er sprach mit ihnen, tadelte ihren Unverstand, erklärte ihnen die Geheimnisse der Heiligen Schrift, die von ihm handelten; dennoch stellte er sich, als wollte er weitergehen, weil er eben ihren Herzen noch fremd war. Stellen, herstellen ist im Lateinischen das Gleiche wie bilden, und darum heißen die, die aus Stoff etwas herstellen, Bildner. Die ewige Wahrheit, die keine Verstellung kennt, hat also nichts zweideutiges getan, sondern er zeigte sich nur äußerlich so, wie er in ihren Herzen war. Auch mussten sie geprüft werden, ob sie ihn wenigstens als Fremdling lieben könnten, da sie ihn noch nicht als ihren Gott liebten. Da indessen die Liebe ihnen nicht fremd sein konnte, mit denen die ewige Wahrheit ging, so luden sie ihn wie einen Fremden gastfreundlich ein. Warum sage ich aber: Sie luden ihn ein, während es doch heißt: Sie nötigten ihn. Wir sollen nämlich aus diesem Beispiel lernen, daß wir die Fremden nicht nur einladen, sondern auch nötigen sollen. Sie machten also den Tisch zurecht, reichten ihm Brot und Speisen und erkannten am Brotbrechen Gott, den sie nicht erkannt hatten, als er ihnen die Heiligen Schriften auslegte. Als sie Gottes Gebote hörten, wurden sie nicht erleuchtet, wohl aber als sie dieselben befolgten. Denn es steht geschrieben: Nicht wer das Gesetz hört, ist gerecht vor Gott, sondern wer das Gesetz befolgt, wird gerechtfertigt werden. Wer also das Gehörte richtig verstehen will, der beeile sich, das, was er bereits hörte, im Werke zu erfüllen. Seht, auch der Herr wurde nicht erkannt, als er mit ihnen redete, aber er ließ sich erkennen, als sie ihm zu essen gaben.
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Hl. Papst und Martyrer Anizet 17. April

Lesung 3
Anizet aus Syrien leitete die Kirche zur Zeit des Kaisers Markus Aurelius Antonius. Er verbot den Geistlichen, das Haar zu pflegen. Fünfmal erteilte er im Monat Dezember die heiligen Weihen an 17 Priester, 4 Diakone und 9 Bischöfe für verschiedene Orte. 8 Jahre, 8 Monate und 24 Tage lang war er Papst. Um des christlichen Glaubens willen wurde er mit dem Martyrium gekrönt und an der Appischen Straße in dem Zömeterium, das später den Namen des Callistus erhielt, beigesetzt; es war am 17. April.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Osterdienstag
Luk. 24, 36-47
Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius

Das ist doch wunderbar, wie der Leib des Herrn durch feste Körper hindurchdringen konnte! Unsichtbar kam er, sichtbar war er gegenwärtig; sein Leib war leicht zu berühren, aber schwer zu erklären. Die Jünger erschraken daher und glaubten, einen Geist zu sehen. Deshalb wollte uns der Herr die Wirklichkeit seiner Auferstehung beweisen und sprach daher: Tastet und sehet! Ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr es hier an mir sehet! Er kam also nicht ohne Körper durch die verschlossene Tür, sondern mit seinem durch die Auferstehung verklärten Leibe. Denn was man berühren kann ist ein wahrer Körper; was man betasten kann, ist ein wirklicher Leib. Auch wir werden mit unserem Leibe auferstehen. Denn gesät wird ein sinnlicher Leib, auferstehen wird ein geistiger Leib. Der ist dann aber feiner als unser jetziger grober Körper, der noch mit dem Staube der Erde belastet ist. Wie? Soll das kein wahrer Leib gewesen sein? Er trug doch die heiligen Wundmale noch: Der Herr bot sie seinen Jüngern zum Betasten dar. Er hat damit nicht nur unseren Glauben gestärkt, sondern auch unsere Andacht gefördert. Er wollte diese Wundmale, die er für uns empfangen, nicht auslöschen, sondern sie mit in den Himmel nehmen, um sie Gott, dem Vater, als den Lösepreis für unsere Befreiung zu zeigen. So läßt ihn der Vater zu seiner Rechten Platz nehmen und begrüßt die Siegeszeichen unserer Erlösung. Die Verherrlichung seiner Wundmale zeigt uns, daß auch die Martyrer einst so verherrlicht werden. Zum Schluss wollen wir noch betrachten, wie es zu verstehen ist, wenn Johannes sagt, die Apostel haben geglaubt und sich gefreut; Lukas aber berichtet, sie seien wegen ihres Unglaubens getadelt worden; nach Lukas haben sie dort im Saale den Heiligen Geist empfangen, nach Johannes sollen sie in der Stadt bleiben, bis sie mit der Kraft aus der Höhe ausgerüstet werden. Mir scheint, Johannes hat als Apostel nur die wichtigsten und bedeutendsten Ereignisse erwähnt, Lukas dagegen alle, so wie sie aufeinander folgten und den Menschen am leichtesten verständlich sind. Lukas gibt also einen ausführlicheren, wahrheitsgetreuen Bericht, Johannes mehr einen Auszug. An der Glaubwürdigkeit des Johannes darf man keinen Zweifel hegen, da er doch Zeugnis gibt von dem, was er selbst miterlebt hat, und sein Zeugnis ist wahr; ebenso müssen wir aber auch von Lukas, der auch ein Evangelist sein durfte, jeden Verdacht der Nachlässigkeit oder Lüge fernhalten. Wir glauben daher, daß beide Berichte wahr sind und daß sie sich weder in ihren Behauptungen widersprechen, noch von verschiedenen Personen reden. Denn obschon Lukas zuerst sagt, sie hätten nicht geglaubt, so zeigt er doch auch, daß sie später geglaubt haben. Wenn wir also nur den ersten Teil des Berichtes betrachten, so scheint ein Widerspruch vorzuliegen. Wenn wir aber auch das Nachfolgende beachten, dann besteht sicher volle Übereinstimmung.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Mittwoch in der Oktav von Ostern
Lesung 1-3
Joh. 21, 1-14
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Die Lesung des heiligen Evangeliums, die ihr soeben vernommen habt, meine Brüder, regt eine Frage an und deutet damit auch schon die Wichtigkeit ihrer Lösung an. Man kann nämlich fragen: Warum kehrte Petrus, der vor seiner Bekehrung Fischer war, nach der Bekehrung zur Fischerei wieder zurück? Die ewige Wahrheit sagt soch: Keiner der seine Hand an den Pflug legt und zurückschaut, ist für das Reich Gottes geeignet. Warum kehrte also Petrus zu dem zurück, was er verlassen hatte? Wenn wir aber richtig unterscheiden, so werden wir leicht die Antwort finden. Denn eine Tätigkeit, die er ohne Sünde vor der Bekehrung treiben konnte, durfte er ohne Sünde auch nach der Bekehrung wieder aufnehmen. Wir wissen, daß Petrus ein Fischer, Matthäus ein Zollbeamter war. Nach seiner Bekehrung nach Petrus sein Fischergewerbe wieder auf; Matthäus aber kehrte nicht an die Zollbank zurück; denn es ist ein Unterschied, ob man sein Brot durch Fischerfang verdient, oder ob man durch den Gewinn an Zöllen sich Schätze sammelt. Es gibt eben manche Geschäfte, die man kaum oder überhaupt nicht ohne Sünde betreiben kann. Was also unbedingt zur Sünde führt, zu dem darf der Mensch nach seiner Bekehrung nicht mehr zurückkehren. Ferner kann man fragen, warum der Herr nach seiner Auferstehung am Ufer stand, während seine Jünger auf dem Meere sich abmühten, wo er doch vor seiner Auferstehung vor den Augen seiner Jünger auf den Wogen des Meeres gewandelt ist.Auch diese Frage kann leicht gelöst weden, wenn wir den inneren Grund erwägen. Was bedeutet das Meer anderes, als die gegenwärtige Zeit, die durch die Stürme der Ereignisse und die Wechselfälle des vergänglichen Lebens aufgewühlt wird? Was bedeutet das feste Ufer anders als die ungestörte Ruhe des ewigen Lebens? Weil also die Jünger noch mitten in den Wogen dieses sterblichen Lebens umhersegelten, darum mussten sie sich auf dem Meer abmühen. Weil aber unser Erlöser schon über die Verweslichkeit des Fleisches hinaus war, darum stand er nach seiner Auferstehung am Ufer.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Donnerstag in der Oktav von Ostern
Lesung 1-3
Joh. 20, 11-18
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Maria Magdalena war eine in der Stadt bekannte Sünderin; aber sie liebte die ewige Wahrheit und wusch mit ihren Tränen die Flecken ihrer Sünden ab. So ging der Ausspruch der ewigen Wahrheit in Erfüllung: Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat. Sie, die früher in ihrem Sündenleben ganz erkaltet war, glühte nunmehr vor Liebe. Als sie an das Grab kam und dort den Leib des Herrn nicht fand, glaubte sie, er sei gestohlen, und meldete es den Jüngern. Diese kamen, sahen es und glaubten, es sei so, wie die Frau berichtet hatte. Von den Jüngern heißt es dann: Nun gingen die Jünger wieder nach Hause; aber dann heißt es weiter: Maria aber stand außen am Grabe und weinte. Hier müssen wir bedenken, welch große Liebe im Herzen dieser Frau glühte, daß sie vom Grab des Herrn nicht wegging, auch nachdem die Jünger alle gegangen waren. Sie suchte den, den sie nicht gefunden; sie suchte unter Tränen und, von Liebe zu ihm entflammt, brannte sie von heißer Sehnsucht nach dem, von dem sie glaubte, er sei gestohlen. Daher durfte auch sie allein ihn sehen, sie, die allein zurückgeblieben war, um ihn zu suchen; das wichtigste beim guten Werk ist eben die Beharrlichkeit; sagt doch die ewige Wahrheit: Wer ausharrt bis ans Ende, der wird selig werden. Weinend bückte sich Maria und schaute in das Grab hinein. Wohl hatte sie schon das Grab leer gesehen und auch schon verkündet, daß der Herr weggenommen sei; warum also bückte sie sich nochmals und schaute, als ob sie den Herrn sehen müsste? Nun einer liebenden Seele genügt es nicht, einmal nachzuschauen; die Gewalt der Liebe treibt dazu, sich immer wieder umzuschauen. Sie hatte ihn vorher schon gesucht und nicht gefunden; aber sie suchte wieder und durfte ihn finden. Ihre Sehnsucht wurde, solange sie ungestillt blieb, nur immer größer und das gesteigerte Verlangen fand schließlich doch die Erfüllung.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Bischof, Bekenner und Kirchenlehrer Anselm
Anselm wurde zu Aosta, an der Grenze Italiens, von vornehmen, katholischen Eltern, Gundulf und Ermenberga, geboren. Schon von zarter Kindheit an gab er infolge seines rastlosen Studiums der Wissenschaften und seines Strebens nach Vollkommenheit leuchtende Beweise seiner späteren Heiligkeit und Gelehrsamkeit. Wohl ließ er sich im Drang der Jugend eine Zeit lang von den Lockungen der Welt verleiten, doch bald kehrte er wieder zu seiner ursprünglichen Lebensweise zurück, verließ Heimat und Besitz und ging in das Benediktinerkloster Bek. Hier legte er die Gelübde ab und suchte unter der Leitung des Abtes Herluin, eines großen Eiferers für die Ordenszucht, und des gelehrten Lanfrank mit Eifer und unermüdlichem Fleiß Wissenschaft und christliche Tugend sich anzueignen und machte auch solche Fortschritte, daß er von allen als ein staunenswertes Muster von Heiligkeit und Gelehrsamkeit angesehen wurde. Seine Enthaltsamkeit und Genügsamkeit war so groß, daß bei ihm infolge seines ständigen Fastens jedes Gefühl für Nahrung erstorben zu sein schien. Die Stunden des Tages widmete er den klösterlichen Übungen, dem Unterricht und der Beantwortung der mannigfachen religiösen Fragen, die an ihn gerichtet wurden; auch den Teil der Nacht, der ihm zur Ruhe blieb, gönnte er sich keinen Schlaf, sondern labte unter einem ununterbrochenen Strom von Tränen seinen Geist in himmlischen Betrachtungen. Er wurde zum Prior seines Klosters gewählt; die Mitbrüder, die ihm deswegen neidisch waren, gewann er durch seine Liebe, seine Demut und Klugheit; sie, die anfangs seine Gegner waren, wurden so zu seinen und Gottes Freunden, zum größten Segen für die klösterliche Zucht. Nach dem Tode des Abtes wurde er wider Willen zu dessen Nachfolger bestimmt. Nun verbreitete sich erst recht überall der Ruf seiner Gelehrsamkeit und Heiligkeit. Nicht nur Könige und Bischöfe verehrten ihn, sondern auch beim heiligen Papst Gregor VII. stand er in hohem Ansehen; dieser hatte damals viel unter den Verfolgungen zu leiden und richtete an Anselm ein huldvolles Schreiben, in dem er sich und die ganze Kirche seinem Gebet empfahl. Nach dem Tode des Erzbischofs Lanfrank von Canterbury, seines früheren Lehrers, wurde Anselm auf Drängen des englischen Königs Wilhelm und auf Bitten der Geistlichkeit und des Volkes wider seinen Willen zur Leitung dieser Kirche berufen. Um der Sittenverderbnis des Volkes zu steuern, suchte er zunächst durch Wort und Beispiel, dann auch durch die Herausgabe von Schriften und die Abhaltung von Synoden die ursprüngliche Frömmigkeit und kirchliche Zucht wieder herzustellen. Bald suchte der genannte König Wilhelm mit Gewalt und unter Drohungen kirchliche Rechte an sich zu reißen; da trat ihm Anselm mit echt priesterlicher Standhaftigkeit entgegen. Ruhig nahm er die Einziehung seines Besitzes und die Verbannung auf sich. Er ging nach Rom zu Urban II. Dieser nahm ihn ehrenvoll auf. Auf dem Konzil von Bari begründete er durch zahlreiche Schrift- und Väterstellen die Lehre vom Ausgang des Heiligen Geistes auch vom Sohne gegenüber der irrigen Auffassung der Griechen. Darob erntete er vom Papste hohes Lob. Nach dem Hinscheiden Wilhelms wurde er von dessen Bruder, dem König Heinrich, nach England zurückberufen; dort entschlief er bald darauf im Herrn. Er stand nicht nur im Rufe eines großen Wundertäters und Heiligen. - vor allem wegen seiner besonderen Verehrung des Leidens unseres Herrn und seiner heiligen jungfräulichen Mutter -, sondern auch im Rufe eines großen Gelehrten. Aus seinen Schriften gewinnt ein jeder den Eindruck, er habe seine Gelehrsamkeit vom Himmel erhalten zur Verteidigung des christlichen Glaubens, zum Nutzen für die Seelen, als Vorbild für alle Theologen, die in scholastischer Form die Glaubenslehre behandeln.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Freitag in der Oktav von Ostern
Lesung 1-3
Matth. 28, 16-20
Auslegung des hl.Priesters Hieronymus

Christus erscheint nach seiner Auferstehung auf einem Berg in Galiläa und wird dort angebetet; zwar zweifeln einige, doch ihr Zweifeln stärkt nur unseren Glauben. Ganz deutlich wird dem Thomas die von der Lanze durchbohrte Seite gezeigt und läßt ihn die mit Nägeln durchbohrten Hände schauen. Jesus trat hinzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Ihm ist alle Gewalt gegeben, ihm, der kurz vorher gekreuzigt worden, der tot im Grabe gelegen war und dann wieder auferstand. Im Himmel und auf Erden ist ihm alle Gewalt gegeben. Er, der vorher im Himmel geherrscht, soll nun durch den Glauben seiner Anhänger auch auf Erden herrschen. Darum gehet hin, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Zuerst sollen sie Völker lehren, dann, wenn sie unterrichtet sind, sie im Wasserbade taufen. Denn der Leib kann nicht das Sakrament der Taufe empfangen, wenn nicht vorher schon die Seele die Wahrheit des Glaubens aufgenommen hat. Sie werden getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes; wie die Gottheit in den drei Personen gemeinsam ist, so soll auch die Gnade von allen drei gespendet werden; der Ausdruck: Dreifaltig bezeichnet den einen Gott. Lehret sie alles halten, was ich euch befohlen. Die Reihenfolge ist besonders zu beachten. Er befahl den Aposteln, zuerst alle Völker zu lehren, sodann sie abzuwaschen im Sakramente des Glaubens, und wenn sie glauben und getauft sind, dann ihnen anzugeben, was sie zu beachten haben. Damit wir aber nicht glauben, es sei etwas Leichtes und Geringfügiges, was vorgeschrieben ist, so fügt er bei: d.h. alle, die glauben und im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit getauft sind, sollen auch alle Gebote halten. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt. Da er seinen Jüngern verheißt, bis ans Ende der Welt bei ihnen zu sein, so zeigt er damit zugleich, daß die Seinigen ewig leben werden und er selbst seine Gläubigen nie verlassen werde.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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hll. Päpste und Martyrer Soter und Cajus 22. April

Soter stammte aus Fondi in Kampanien. Er verbot den gottgeweihten Jungfrauen, die heiligen Gefäße und Tücher zu berühren und in der Kirche das Rauchfaß zu bedienen. Er bestimmte auch, daß am Gründonnerstag alle den Leib des Herrn empfangen sollten, nur die ausgenommen, die durch eine schwere Sünde daran gehindert seien. Er regierte als Papst 3 Jahre, 11 Monate und 18 Tage. Unter dem Kaiser Mark Aurel errang er die Marterkrone und wurde in dem Zömeterium, das später nach Callistus benannt wurde, beigesetzt. Nach altem Brauch weihte er im Monat Dezember 18 Priester, 9 Diakone und 11 Bischöfe für die verschiedenen Orte.

Cajus stammte aus Dalmatien; er war ein Verwandter des Kaisers Diokletian. Er bestimmte, daß in der Kirche folgende Weihestufen bis zur Bischofsweihe eingehalten werden sollte: Ostiarier, Lektor, Exorzist, Akolyth, Subdiakon, Diakon und Priester. Um dem grausamen Wüten des Diokletian gegen die Christen zu entgehen, hielt er sich einige Zeit in einer Höhle verborgen, nach acht Jahren aber errang er sich mit seinem Bruder Gabinus die Marterkrone. Er regierte als Papst 12 Jahre, 4 Monate und 5 Tage und weihte im Dezember 25 Priester, 8 Diakone und 5 Bischöfe. Er wurde im Zömeterium des Callistus bestattet am 22. April. Urban VIII. brachte seine Verehrung zu Rom wieder in Schwung; er stellte seine Kirche, die zerstört worden war, wieder her und stattete sie mit den Rechten einer Titel- und Stationskirche aus; dorthin ließ er auch seine Reliquien übertragen.

Predigt des hl. Bischofs Ambrosius:

Würdig ist es und passend, daß wir nach dem Osterfest, das wir mit der Kirche gefeiert haben, unsere Freude mit den heiligen Blutzeugen teilen und ihnen, die am Leiden des Herrn teilgenommen haben, die glorreiche Auferstehung des Herrn verkünden. Denn da sie Mitgenossen seiner Schmach waren, müssen sie auch Teilnehmer seiner Freude werden. So nämlich schreibt der heilige Apostel: Wie ihr Mitgenossen des Leidens seid, so werdet ihr es auch in der Auferstehung sein. Wenn wir mitdulden, sagt er, werden wir auch mitherrschen. Die also Qualen für Christus erduldet haben, müssen auch mit Christus verherrlicht werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Samstag vor Weißen Sonntag

Lesung 1-3
Joh. 20, 1-9
Auslegung des hl. Papstes Gregor

Liebe Brüder! Die Lesung des heiligen Evangeliums, die ihr soeben vernommen habt, ist, ihrem geschichtlichen Inhalte nach betrachtet, ganz klar; aber ihre tiefere Bedeutung müssen wir doch kurz untersuchen. Maria Magdalena kam, da es noch finster war, zum Grabe. Entsprechend der geschichtlichen Begebenheit wird uns hier die Tageszeit angegeben, in tieferem Sinne aber wird die Erkenntnis der Suchenden geschildert. Maria suchte im Grabe den Urheber aller Dinge, den sie als Menschen hatte sterben sehen; und weil sie ihn nicht fand, glaubte sie, er sei weggenommen worden. Es war also noch finster bei ihr, als sie zum Grabe kam. Da lief sie schnell und meldete es den Jüngern. Da liefen die beiden, die ihn mehr als die anderen liebten, auch schneller als die anderen zum Grabe, nämlich Petrus und Johannes. Beide liefen miteinander; Johannes aber lief schneller als Petrus und kam zuerst zum Grabe; doch wagte er nicht hineinzugehen. Da kam Petrus nach und ging hinein. Brüder, was bedeutet dieses Laufen? Sollte dieser genaue Bericht des Evangeliums ohne tiefere Bedeutung sein? Gewiß nicht. Denn Johannes würde nicht erzählen, daß er vorausgeeilt und doch nicht hineingegangen ist, wenn er nicht in seiner Zurückhaltung selbst etwas Geheimnisvolles geahnt hätte. Was wird durch Johannes anderes als die Synagoge und durch Petrus anderes als die Kirche versinnbildet? Es darf uns nicht wundern, daß durch den Jüngeren die Synagoge und durch den Älteren die Kirche versinnildet wird. Denn wenn auch die Synagoge, was die Gottesverehrung angeht, älter ist als die Kirche der Heiden, so ist doch die Menge der Heiden, was die Liebe zur Welt betrifft, älter als die Synagoge nach dem Zeugnis des hl. Paulus, der sagt: Das Geistige ist nicht das erste, sondern das Sinnliche. Durch Petrus, den Älteren, wird also auf die Kirche der Heiden, durch Johannes, den Jüngeren, auf die Synagoge der Juden hingewiesen. Sie laufen beide miteinander; denn von Anbeginn bis zum Ende lief, wenn auch nicht in der gleichen Gesinnung, so doch auf dem selben Wege das Heidenvolk mit dem Judenvolk. Die Synagoge kam früher zum Grabe, ging aber nicht hinein; sie hat zwar die Vorschriften des Gesetzes empfangen, die Weissagung von der Menschwerdung und dem Leiden des Herrn gehört, wollte aber nicht an den Gekreuzigten glauben.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Weißer Sonntag
Joh. 20,19-31
Auslegung des heiligen Papstes Gregor
Die erste Frage, die nach der Lesung dieses Evangeliums unseren Geist beschäftigen, ist diese: Wie konnte der Leib unseres Herrn nach der Auferstehung ein wirklicher Leib sein, da er durch verschlossene Türen zu seinen Jüngern kommen konnte? Aber man muss bedenken, daß das Wirken Gottes nichts Wunderbares mehr an sich hat, wenn man es mit der Vernunft begreifen kann, und daß der Glaube kein Verdienst mehr hat, wenn ihm die menschliche Vernunft erst die Bestätigung gibt. Aber diese Taten unseres Erlösers, die an sich unbegreiflich sind, sind nach seiner sonstigen Tätigkeit zu beurteilen; den staunenswerten Tatsachen sollen andere noch staunenswertere Glaubwürdigkeit verschaffen. Der Leib des Herrn kann durch verschlossene Türen zu seinen Jüngern, derselbe Leib, der bei seiner Geburt aus dem verschlossenen Schoße der Jungfrau hervorging und den Augen der Menschen sich zeigte. Was Wunder also, wenn er nach seiner Auferstehung, da er ewig leben wollte, durch verschlossene Türen ging, nachdem er schon bei seiner Geburt, als er kam, den Tod zu erleiden, aus dem uneröffnete Schoße der Jungfrau hervorging? Weil aber gegenüber diesem Leibe, obwohl er sichtbar war, der Glaube der Zuschauer noch Zweifel hegte, darum zeigte er ihnen sogleich seine Hände und seine Seite und ließ den Leib, mit dem er durch die verschlossenen Türen gekommen war, betasten. Hierbei zeigte er 2 wunderbare und nach menschlichem Urteil ganz entgegengesetzte Tatsachen, daß nämlich sein Leib nach der Auferstehung unverweslich und doch auch befühlbar war. Was befühlbar ist, das müsste eigentlich auch verwesbar sein; was aber unverweslich ist, das kann nicht betastet werden. Unser Erlöser aber zeigte, daß auf eine ganz wunderbare und unfaßbare Weise nach seiner Auferstehung sein Leib unverweslich und doch befühlbar war. Da er seine Unverweslichkeit zeigte, wollte er uns zum Lohne einladen; da er ihn zum Betasten anbot, wollte er unseren Glauben stärken. Er bewies also, daß er unverweslich und betastbar war, sicherlich um zu zeigen, daß sein Leib nach der Auferstehung noch dieselbe Natur, aber eine andere Würde hatte. Er sprach zu ihnen: Friede sei mit euch. Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch, d. h. wie Gott, der Vater, mich, der ich auch Gott bin, gesandt hat, so sende ich, ein Mensch, euch Menschen. Der Vater hat den Sohn gesandt und wollte, daß er zur Erlösung des menschlichen Geschlechtes, Mensch werde. Und er wollte, daß er in die Welt komme, um zu leiden; dennoch liebte er den Sohn, obwohl er ihn zum Leiden sandte. Ebenso sandte auch der Herr seine auserwählten Apostel nicht zu den Freuden der Welt, sondern er sandte sie, so wie er selbst gesandt war, in diese Welt, um zu leiden. So wie also der Sohn vom Vater geliebt und dennoch zum Leiden geschickt wurde, so wurden auch die Jünger vom Herrn geliebt und dennoch zum Leiden in die Welt gesandt. Daher heißt es richtig: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch zu den Quälereien der Verfolger aussende, so umfasse ich euch mit derselben Liebe, mit der mein Vater mich liebte, da er mich in die Welt kommen hieß, um Leiden zu erdulden.

Predigt des hl. Bischofs Augustinus
Mit der heutigen Feier schließt das hohe Osterfest und darum wechseln heute auch die Neugetauften ihre Gewänder, doch so, daß sie wohl die reinen Kleider ablegen, das reine Herz sich aber stets bewahren wollen. An diesem Feste müssen wir vor allem darauf achten, daß wir, weil es die Ostertage, d. h. Tage des Nachlasses und der Gnade sind, auch diese heiligen Tage so zubringen, daß bei der Erholung, die der Leib genießt, die Reinheit der Seele nicht getrübt werde. Wir wollen uns also aller Weichlichkeit, Trunkenheit und Ausgelassenheit enthalten und mässigem Vergnügen und heiliger Lauterkeit und hingeben. So wollen wir das, was wir jetzt durch körperliche Enthaltsamkeit nicht mehr gewinnen, durch Reinheit der Seele ersetzen. Meine Predigt richtet sich zwar an alle, die meine Hirtensorge umfasst; jedoch heute, am Schlusstag der heiligen Osterfeier, wende ich mich noch ganz besonders an euch, ihr neuen Sprösslinge der Heiligkeit, die ihr eben wiedergeboren wurdet aus dem Wasser und Heiligen Geiste, an euch, ihr guten Kinder, du neue Christenschar, mein schönster Schmuck, du Lohn meiner Mühen, meine Wonne und Krone, an euch alle, die ihr feststeht im Herrn. Euch rede ich an mit den Worten des Apostels: Seht die Nacht ist vorüber, der Tag hat sich genaht. Legt ab die Werke der Finsternis und ziehet an die Waffen des Lichtes; wandelt ehrbar wie am Tage, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Schlafkammern und Unzucht, nicht in Zank und Neid, sondern ziehet an den Herrn Jesus Christus! Wir haben, heißt es, ein gar festes Prophetenwort, und ihr tut wohl, darauf zu achten, wie auf ein Licht an einem dunklen Orte, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Eure Lenden sollen daher umgürtet sein, und in euren Händen brennende Lampen: Seid so wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn er von der Hochzeit kommt. Seht, es kommen Tage, da der Herr spricht: Noch eine kleine Weile und ihr werdet mich nicht mehr sehen, und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich wieder sehen. Das ist die Stunde, von der er gesagt hat: Ihr werdet trauern, aber die Welt wird sich freuen, d. h. dies Leben ist voll Versuchungen, in dem wir fern vom Herrn wandeln; aber ich werde euch wiedersehen, sagt er, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen.
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Hl. Georg 23.April

Aus dem Brief des hl. Bischofs und Märtyrers Cyprian an die Blutzeugen und Bekenner:

Mit welchen Lobsprüchen soll ich euch erheben, ihr heldenmütigen Blutzeugen? Mit welchen Ruhmesworten soll ich von der Kraft eures Geistes, von eurer Standhaftigkeit im Glauben sprechen? Ihr habt bis zur Vollendung in der Herrlichkeit die härteste Prüfung ertragen; ihr seid den Peinen nicht ausgewichen, vielmehr mußten sie euch nachgeben. Das Ende der Peinen, das die Qualen euch nicht brachten, hat euch die Himmelskrone gebracht; die Qualen haben darum so grausam lang gedauert, nicht um euren festen Glauben zu erschüttern, sondern um die Diener Gottes schneller zu Gott zu bringen. Die große Schar der Anwesenden sah staunend den heiligen Streit, das Ringen für Gott, den geistigen Kampf, das Ringen für Christus, wie seine Diener mit Freimut dastanden, mit ungebrochenem Sinn, von allen sichtbaren Waffen entblößt, aber mit der Rüstung eines glühenden Glaubens angetan. Sie waren die Gequälten, doch sie waren stärker als die Quäler; ihre zerrissenen Glieder wurden Herr über die zerfleischenden Krallen, die sie trafen. Das grausame, lang wiederholte Schlagen konnte den unbesiegbaren Glauben nicht erschüttern, obgleich an den Dienern Gottes die inneren Teile schon zerrissen waren und nicht mehr die Glieder, sondern nur die Wunden gemartert werden konnten. Das Blut floß und löschte den Brand der Verfolgung und erstickte die Flamme und das Feuer der Hölle im glorreichen Martyrium. O was für ein Schauspiel war es für den Herrn, wie erhaben, wie groß, wie angenehm in den Augen Gottes, diese Treue und Hingebung des Streiters. So steht in den Psalmen geschrieben, wo der Heilige Geist zu uns spricht und uns ermahnt: Kostbar ist es in den Augen des Herrn, wenn seine Gerechten sterben. Ja kostbar ist dieser Tod, wenn einer sich mit dem Preis seines Blutes die Unsterblichkeit erkauft und die Krone für vollendete Tugend erhält. Wie froh war da Christus, wie gern hat er in diesen seinen Dienern gekämpft und gesiegt, er, der Schützer des Glaubens, der den Gläubigen soviel gibt, als diese annehmen zu können glauben. Er stand seinem Kampfe bei, er richtete die Streiter und Zeugen seines Namens auf, stärkte sie und begeisterte sie. Er, der für uns den Tod einmal überwunden hat, er ist stets Sieger in uns.
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Hl. Martyrer Fidelis von Sigmaringen 24. April

Fidelis stammte aus der angesehenen Familie Rey zu Sigmaringen in Schwaben. Schon von frühester Jugend an zeigte er ganz besondere Gaben der Natur und der Gnade. Hervorragend begabt und aufs beste erzogen, erwarb er sich zu Freiburg die Doktorwürde der Philosophie und beider Rechte und suchte gleichzeitig durch eifrige Übung der Tugend in der Schule Christi bis zum Gipfel der Vollkommenheit emporzusteigen. Von mehreren Adligen wurde er als Begleiter auf ihren Reisen nach den verschiedenen Ländern Europas gewählt, und er ward nie müde, durch Wort und Beispiel sie zum Streben nach christlicher Frömmigkeit anzuhalten. Selbst auf der Reise war er bestrebt, durch mannigfache Abtötungen die Lüste des Fleisches zu ertöten und sich selbst in Zucht zu nehmen, und man sah ihn auch selbst bei diesem unruhigen Leben tatsächlich niemals in Zorn geraten. Zudem war er ein eifriger Verfechter von Recht und Gerechtigkeit und erwarb sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland einen Namen als Rechtsanwalt. Dabei merkte er aber die mit dieser Tätigkeit bei Gericht verbundenen Gefahren, und so überlegte er sich ernstlich, ob er nicht einen sicheren Weg zum ewigen Heil sich suchen solle. Auf eine himmlische Erleuchtung hin bat er denn auch bald darauf bei den Kapuzinern um Aufnahme in den seraphischen Orden. Seine fromme Bitte wurde ihm gewährt und so verzichtete er großmütig auf die Welt und auf sich selbst. Schon während der Probezeit und noch mehr, als er in heiliger Freude dem Herrn die feierlichen Gelübde abgelegt hatte, war er für alle ein bewunderungswürdiges Vorbild in der Beobachtung der Ordensregel. Mit größtem Eifer oblag er dem Gebet und der Lesung der Heiligen Schrift; für das Predigtamt besaß er eine besondere Begabung und er bewog nicht bloß die Katholiken zu einem besseren Leben, sondern führte auch viele Irrgläubige zur Erkenntnis der Wahrheit. In verschiedenen Klöstern wurde er zum Obern bestellt und er verwaltete das ihm übertragene Amt mit Klugheit, Gerechtigkeit, Milde, Feingefühl und Demut. Er war ein großer Eiferer für ganz strenge Armut und duldete im Kloster nichts, was nicht unbedingt notwendig war. Gegen sich selbst war er streng und übte hartes Fasten, Nachtwachen und Geißelungen; gegen andere jedoch war er voll Liebe, so wie eine Mutter gegen ihre Kinder. Als ein pestartiges Fieber im österreichischen Heere herrschte, war er mit allem Eifer bemüht, den Kranken in ihrer äußersten Not liebevoll beizustehen. Auch Feindschaften wußte er zu schlichten und suchte dem Nächsten in jeglicher Not mit Rat und Tat zu helfen, und er machte sich dadurch so verdient, daß er den Ehrennamen Vater des Vaterlandes erhielt. Besonders verehrte er die Gottesmutter und pflegte den Rosenkranz. Durch die Fürbitte Marias und anderer Heiligen flehte er zu Gott, es möge ihm vergönnt sein, im Dienst des katholischen Glaubens Blut und Leben zu opfern. Von Tag zu Tag steigerte sich dieses glühende Verlangen bei der Feier der heiligen Messe immer mehr. Darum fügte es Gott denn auch, daß gerade dieser tapfere Streiter Christi zum Leiter der Missionen erwählt wurde, welche die Kongregation der Propaganda damals in Rätien eröffnete. Bereitwillig und freudig übernahm er dieses schwierige Amt und er wirkte dort mit solchem Eifer, daß viele Irrgläubige zum rechten Glauben sich bekehrten und daß die größte Aussicht bestand, das ganze Volk für Christus und für die Kirche wieder zu gewinnen. Er war auch mit der Gabe der Weissagung ausgestattet und sagte wiederholt die der Schweiz bevorstehende Heimsuchungen sowie seine Ermordung durch die Irrgläubigen voraus. Er kannte ihre Absichten ganz genau und rüstete sich für den ihm bevorstehenden Kampf. Am 24. April 1622 begab er sich in die Kirche von Seewis; die dortigen Irrgläubigen hatten am Tage zuvor getan, als ob sie sich bekehren wollten und hatten ihn hinterlistigerweise zum Predigen eingeladen. Während der Ansprache erhoben sie einen großen Lärm, fielen über ihn her und schlugen ihn nieder. Großmütig, freudigen Herzens erlitt er so einen glorreichen Tod und gab sein Blut als Erstlingsopfer der oben erwähnten Kongregation hin. Bald wurde er durch viele Zeichen und Wunder verherrlicht, besonders zu Chur und Feldkirch, wo seine Reliquien aufbewahrt und vom Volke viel verehrt werden.
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Hl. Evangelist Markus 25. April
Lesung 4-6

Aus dem Buche des hl. Priesters Hieronymus über die Kirchenschriftsteller:
Markus war der Schüler und Dolmetscher des Petrus. Auf Bitten der Brüder in Rom schrieb er auf Grund dessen, was er von Petrus gehört hatte, ein kurzes Evangelium. Petrus prüfte und bestätigte es und ließ es Kraft seiner Autorität in der Kirche verlesen. Mit diesem Evangelium, das er selbst geschrieben, zog Markus nach Ägypten, verkündigte als erster in Alexandrien die Lehre Christi und gründete dort eine Gemeinde. Seine Weisheit und Heiligkeit war so groß, daß er alle Anhänger Christi bewog, sein Beispiel nachzuahmen. Philo, ein sprachgewandter Jude, sah, wie die ursprüngliche Gemeinde in Alexandrien noch am Judentum festhielt, und schrieb darum in der Absicht, sein Volk hervorzuheben, ein Buch über ihre Lebensweise. Wie Lukas von den Gläubigen in Jerusalem erzählt, daß sie alles gemeinsam hatten, so berichtet Philo, was er in der Gemeinde von Alexandrien unter der Leitung des Markus beobachten konnte. Markus starb im 8. Regierungsjahre Neros und wurde in Alexandrien beigesetzt. Anianus wurde sein Nachfolger.


Aus der Erklärung des hl. Papstes Gregor zum Propheten Ezechiel:
Die vier heiligen Wesen, welche als etwas zukünftiges vom Propheten im Geiste geschaut werden, sind genau geschildert. Es heißt: Ein jedes hatte vier Gesichter und ein jedes vier Flügel. Was wird nun durch das Gesicht anders als die Erkenntnis und durch die Flügel anders als der Schwung angedeutet? Am Gesicht nämlich wird jeder erkannt; mittels der Flügel aber schwingen sich die Vögel in die Höhe. So bezieht sich also das Gesicht auf den Glauben, die Flügel aber auf das Beschauen. Denn im Glauben werden wir von dem allmächtigen Gott erkannt; so sagte er selbst von seinen Schafen: Ich bin der gute Hirt; und ich kenne meine Schafe, und die Meinen kennen mich. Und wiederum sagt er: Ich weiß, welche ich erwählt habe. Durch das Beschauen aber werden wir über uns selbst erhoben und so gleichsam in die Luft emporgetragen.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hll. Päpste und Martyrer Cletus und Marcellinus 26. April
Kletus stammte aus Rom; sein Vater war Ämilian, der im 5. Stadtbezirk, im Patrizischen Viertel wohnte. Er leitete die Kirche zur Zeit der Kaiser Vespatian und Titus. Auf Geheiß des Apostelfürsten weihte er in Rom 25 Priester. Er bediente sich in seinen Hirtenschreiben zuerst des Ausdruckes: Gruß und apostolischen Segen. Er brachte die Kirche zu großer Blüte und leitete sie 12 Jahre, 7 Monate und 2 Tage. Unter dem Kaiser Domitian, in der zweiten Verfolgung nach Nero, wurde er mit der Marterkrone geschmückt und auf dem Vatikanischen Hügel neben dem heiligen Petrus beigesetzt.

Marzellinus, ein Römer, leitete die Kirche vom Jahre 296 bis 304 während der furchtbaren Verfolgung des Kaisers Diokletian. Er mußte vieles leiden wegen der verkehrten Strenge derer, die ihm vorwarfen, er sei zu nachsichtig gegen Rückfällige. Ja, man sagte ihm verleumderischerweise sogar nach, er habe den Götzen Weihrauch geopfert. Dieser heilige Papst wurde jedoch gerade wegen des Bekenntnisses des Glaubens mit drei anderen Christen, Klaudius, Zyrinus und Antonius, enthauptet. Ihre Leiber wurden hingeworfen und mußten auf Befehl des Kaisers 36 Tage lang unbeerdigt liegen bleiben. Vom heiligen Petrus im Traume gemahnt, bestattete sie jedoch der heilige Marzellus, umgeben von Priestern und Diakonen, unter feierlichem Gesang und Lichterglanz ehrenvoll im Zömeterium der Priszilla an der Salarischen Straße. Er leitete die Kirche 7 Jahre, 11 Monate und 23 Tage; während dieser Zeit erteilte er zweimal im Monat Dezember die heiligen Weihen und zwar an vier Priester und fünf Bischöfe für verschiedene Orte.

Predigt des heiligen Bischofs Ambrosius:
Würdig ist es und passend, daß wir nach dem Osterfest, das wir in der Kirche gefeiert haben, unsere Freude mit den heiligen Blutzeugen teilen und ihnen, die am Leiden des Herrn teilgenommen haben, die glorreiche Auferstehung des Herrn verkünden. Denn da sie Mitgenossen seiner Schmach waren, müssen sie auch Teilnehmer seiner Freude werden. So nämlich schreibt der heilige Apostel: Wie ihr Mitgenossen des Leidens seid, so werdet ihr es auch in der Auferstehung sein. Wenn wir mitdulden, sagt er, werden wir auch mitherrschen. Die also Qualen für Christus geduldet haben, müssen auch mit Christus verherrlicht werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Kirchenlehrer Petrus Canisius - 27. April

Petrus Canisius wurde zu Nymwegen im Kreise Geldern geboren, und zwar im gleichen Jahr, in dem in Deutschland Luther offen von der Kirche sich lossagte und in dem in Spanien Ignatius von Loyola den irdischen Kriegsdienst aufgab und sich entschloß, nur mehr für den Herrn zu streiten. So zeigte Gott also schon damals, wer einmal sein Gegner und wer sein Führer im heiligen Kampf sein werde. Zu Köln, wohin er sich zum Studium begeben hatte, machte er Gott das Gelübde ewiger Keuschheit; kurz darauf trat er in die Gesellschaft Jesu ein. Kaum war er zum Priester geweiht, da begann er den katholischen Glauben gegen die Angriffe der Neuerer durch Übernahme von Gesandtschaften, durch Predigten und Abfassen von Schriften zu verteidigen. Wegen seiner hervorragenden Klugheit und seiner Gewandtheit mußte er auf Drängen des Kardinals von Augsburg und der päpstlichen Legaten mehrmals am Konzil von Trient teilnahmen. Im Auftrage des Papstes Pius IV. sorgte er auch dafür, daß die Beschlüsse dieses Konzils in Deutschland verkündet und durchgeführt wurden. Von Paul IV. wurde er zum Reichstag nach Perikau gesandt, von Gregor XIII. ebenfalls in verschiedenen Gesandtschaften verwandt. Mit unermüdlichem, unbeugsamem Eifer nahm er im Interesse des Glaubens die schwierigsten Aufträge an und führte sie selbst unter Lebensgefahr zu einem glücklichen Ende. Sein Herz glühte von himmlischem Liebesfeuer; in der Peterskirche zu Rom hatte er dies einst reichlich aus dem Innern des Herzens Jesu geschöpft. Sein Ziel war einzig und allein die Vermehrung der Ehre Gottes. Es ist kaum zu sagen, was er in einem Zeitraum von über 40 Jahren gearbeitet und gelitten hat, um viele Städte und Gegenden Deutschlands entweder vor dem Eindringen der Irrlehre zu bewahren oder, wenn sie davon angesteckt waren, sie dem katholischen Glauben wieder zu gewinnen. Auf den Reichstagen zu Regensburg und Augsburg ermahnte er die Fürsten, die Rechte der Kirche zu schützen und die öffentliche Sittlichkeit zu heben; in Worms brachte er die Vertreter der Irrlehre trotz ihres Übermutes zum Schweigen. Vom heiligen Ignatius wurde er zum Provinzial der oberdeutschen Provinz ernannt und gründete vielerorts Ordens- und Studienhäuser. Das deutsche Kolleg in Rom suchte er mit aller Kraft zu fördern und zu erweitern; auch an den Hochschulen brachte er die geistlichen und weltlichen Wissenschaften, die sehr darniederlagen, zu neuer Blüte; gegen die Magdeburger Zenturiatoren schrieb er zwei ausgezeichnete Bücher; auch gab er einen Katechismus der christlichen Lehre heraus, der die Zustimmung der Theologen fand, der 300 Jahre lang überall gebraucht wurde und sich aufs beste bewährte; dazu veröffentlichte er noch vieles andere, das für die Belehrung des Volkes sehr nützlich war. Deshalb wurde er der Hammer der Häretiker und der zweite Apostel Deutschlands genannt, mit Recht glaubte man, er sei von Gott gesandt worden, um den katholischen Glauben in Deutschland zu schützen. Trotz dieser vielseitigen Tätigkeit lebte er in steter Vereinigung mit Gott, durch häufiges Gebet und ständige Betrachtung der himmlischen Wahrheiten; dabei wurde er häufig von Tränen überwältigt und bisweilen den Sinnen ganz entrückt. Bei hochstehenden, heiligmäßigen Männern und bei vier Päpsten stand er in hohen Ehren; dennoch dachte er so gering von sich, daß er sich für den Niedrigsten von allen hielt und auch so nannte. Den Bischofsstuhl von Wien lehnte er dreimal ab. Seinen Oberen war er treu ergeben und jederzeit bereit, auf ihren Wink hin alles liegen zu lassen oder alles zu unternehmen, auch wenn es mit Gefahr für Gesundheit und Leben verbunden war. Durch freiwillige Abtötung behütete er stets die Keuschheit. Zu Freiburg in der Schweiz, wo er in seinen letzten Lebensjahren noch sehr viel für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen gearbeitet hatte, entschlief er im Herrn am 21. Dezember 1597, in seinem 77. Lebensjahr. Papst Pius IX. erhob diesen entschiedenen Vorkämpfer für die katholische Wahrheit zur Ehre der Seligen. Da er durch neue Wunderzeichen verherrlicht wurde, nahm ihn Papst Pius XI. im Jubiläumsjahr in die Zahl der Heiligen auf und erhob ihn zugleich zum Lehrer der ganzen Kirche.

Lesung 7-9
Matth. 5, 13-19
Auslegung des hl. Priesters Petrus Canisius

Lieben und verehren will ich die von Christus gesandten Apostel und ihre Nachfolger, die so eifrig den Samen des Evangeliums ausstreuen und so unermüdlich mitarbeiten an der Ausbreitung des Wortes Gottes; sie können mit Recht bezeugen: Jeder erachte uns als Diener Christi und Ausspender der Geheimnisse Gottes. Als treu bewahrter Hausvater wollte er, daß durch solche Diener und Boten das Licht des Evangeliums an dem Feuer, das er vom Himmel gebracht, entzündet werde, daß es nicht unter den Scheffel gestellt, sondern auf den Leuchter erhoben werde und so seinen Schein überallhin werfe und aller Finsternis und allen Irrtum bei Juden und Heiden ein Ende mache. Denn für einen Lehrer des Evangeliums genügt es nicht, wenn er durch sein Wort beim Volke Licht verbreitet, wenn er wie eine Stimme in der Wüste ist, wenn er durch sein Wort andere in der Frömmigkeit zu fördern sucht - andernfalls würde er ja auch, wenn er den Dienst des Wortes vernachlässigen würde, vom Propheten ein stummer Hund genannt, der nicht bellen kann - sondern er muss auch glühen vor Eifer, muß von Tatenlust und Liebe beseelt sein, damit er seinem Apostelamt Ehre macht und Paulus als seinem Vorbild folgt. Dieser war nicht damit zufrieden, dem Bischof von Ephesus die Weisung zu geben: Das musst du fordern und lehren! Arbeite wie ein guter Streiter Jesu Christi! Er hat auch ständig bei Freund und Feind das Evangelium verkündigt; er konnte zu den Bischöfen in Ephesus mit gutem Gewissen sagen: Ihr wißt, das ich euch nichts von dem, was euch nützlich sein kann, vorenthalten habe; alles habe ich euch verkündigt, öffentlich und in den Häusern; vor Juden und Heiden habe ich die Bekehrung zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus feierlich bezeugt. Ein Hirt der Kirche muss nämlich so sein, daß er wie Paulus, allen alles wird, daß der Kranke bei ihm Genesung findet, der Betrübte Freude, der Verzweifelnde Vertrauen, der Unerfahrene Belehrung, der Schwankende Klarheit, der Reuevolle Vergebeung und Trost, kurz, ein jeder das, was ihm zum Heile notwendig ist. Darum ist es sehr sinnig, daß Christus, als er die ersten Lehrer der Welt und der Kirche bestellte, zu seinen Jüngern nicht blos sagte: Ihr seid das Licht der Welt, sondern auch hinzufügte: Eine Stadt, die auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben, auch zündet man kein Licht an und stellt es unter den Scheffel, vielmehr stellt man es auf den Leuchter, daß es allen, die im Hause sind leuchte. Denn die Prediger täuschen sich, wenn sie meinen, sie könnten ihrer Aufgabe mehr durch einen glänzenden Vortrag als durch ein tadelloses Leben und durch glühende Liebe Genüge leisten.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Paul vom Kreuze 28. April

Paul vom Kreuze wurde zu Uvada in Ligurien geboren, stammte aber aus dem vornehmen Geschlechte der Statielli zu Castellazzio bei Alessandria. Wie berühmt er durch seine Heiligkeit werden sollte, wurde schon durch ein wunderbares Licht angedeutet, das in der Nacht, da er geboren wurde, das Zimmer seiner Mutter erfüllte, sowie durch den besonderen Schutz, den ihm die Himmelskönigin schenkte; sie rettete ihn nämlich in der Kindheit einmal, als er in den Fluß gefallen war, vor dem sicheren Tod des Ertrinkens. Vom ersten Gebrauch der Vernunft an zeigte er eine glühende Liebe zum gekreuzigten Herrn Jesus Christus, stellte über ihn lange Betrachtungen an und züchtigte seinen unschuldigen Leib durch lange Nachtwachen, Geißeln, Fasten, am Freitag durch einen Trank aus Essig und Galle sowie durch andere strenge Abtötungen. Aus Sehnsucht nach dem Martyrium schloß er sich dem Heere an, das zu Venedig für den Krieg gegen die Türken zusammengestellt wurde. Während des Gebetes erkannte er aber den Willen Gottes und legte darum die Waffen freiwillig wieder weg , um sich einem anderen Heere anzuschließen, das die Kirche schützen und das ewige Heil der Menschen nach Kräften fördern sollte. Er kehrte in seine Heimat zurück, lehnte dort eine ehrenvolle Heirat und die Erbschaft seines Onkels ab und beschloß, den steilen Weg des Kreuzes zu gehen. Von seinem Bischof ließ er sich mit einem rauhen Gewand bekleiden. Obwohl er noch kein Kleriker war, befahl ihm der Bischof wegen seiner hervorragenden Heiligkeit und wegen seiner großen Kenntnisse in göttlichen Dingen, das Wort Gottes zu verkünden. Zum größten Nutzen der Seelen arbeitete er so im Weinberg des Herrn. Dann ging er nach Rom, studierte dort ordnungsgemäß Theologie und empfing im Gehorsam von Papst Benedikt XIII. die Priesterweihe. Dieser gab ihm auch die Erlaubnis, Gesinnungsgenossen um sich zu sammeln. Er zog sich in eine Einöde bei Argentano zurück. Dorthin hatte ihn die heilige Jungfrau schon vorher eingeladen; zugleich hatte sie ihm ein schwarzes Gewand gezeigt, das mit den Leidenswerkzeugen ihres Sohnes geziert war. Dort legte er also den Grund zu einer neuen Ordensgesellschaft. Wohl kostete ihn das gar manche harte Mühe; doch bald schlossen sich verschiedene tüchtige Männer ihr an und mit Gottes Segen entwickelte sie sich sehr gut. Vom Apostolischen Stuhl wurde sie mehrmals bestätigt, ebenso die Regel, die Paul selbst im Gebet von Gott erhalten hatte; sie enthält ein viertes Gelübde, das Andenken an das Leiden des Herrn in Liebe zu pflegen. Er gründete auch eine Genossenschaft gottgeweihter Jungfrauen, die das Übermaß der Liebe des göttlichen Bräutigams eifrig betrachten sollen. Dabei ließ er in seinem unersättlichen Hunger nach Seelen von der Verkündigung des Evangeliums niemals ab und führte unzählige Menschen, selbst ganz verkommene oder vom Glauben abgefallene, auf den Weg des Heils zurück. Besonders wenn er das Leiden Christi schilderte, war der Eindruck seiner Rede ganz gewaltig; da brach er selbst mit den Zuhörern in Weinen aus und brachte so auch die verstocktesten Sünder zur Umkehr. Das Feuer der Liebe zu Gott loderte so heftig in seiner Brust, daß über seinem Herzen das Hemd oft wie vom Feuer versengt war und daß zwei Rippen sich nach außen bogen. Vor allem bei der Feier der heiligen Messe konnte er sich der Tränen nicht erwehren. Oft sah man auch, wie während der Verzückung sein Körper wunderbarerweise in die Höhe gehoben wurde und wie sein Gesicht ganz überirdisch leuchtete. Wenn er predigt, hörte man manchmal eine himmlische Stimme ihm einsagen, oder sein Wort war mehrere Kilometer weit hörbar. Er besaß die Gabe der Weissagung, der Sprachen, der Erforschung der Herzen; er hatte auch Gewalt über böse Geister, über Krankheiten und Naturgewalten. Obwohl er selbst den Päpsten lieb und teuer war, hielt er sich doch für einen unnützen Knecht, ja sogar für den schlimmsten Sünder, der vom Teufel mit Füßen getreten zu werden verdient. An seiner strengen Lebensweise hielt er bis zum höchsten Greisenalter fest. Schließlich ging er im Jahre 1775, gestärkt mit den Sakramenten der Kirche und durch eine himmlische Erscheinung, zu Rom an dem Tag, den er selbst vorher bezeichnet hatte, in den Himmel ein. Seinen Jüngern hinterließ er als geistliches Erbe treffliche Lehren. Papst Pius IX. nahm ihn in die Zahl der Seligen und, als er durch neue Wunderzeichen verherrlicht wurde, in die Zahl der Heiligen auf.

Hl. Vitalis

Vitalis, ein Soldat, war der Vater der heiligen Gervasius und Protasius. In Begleitung des Richters Paulinus kam er nach Ravenna. Als er dort sah wie der Arzt Ursizinus wegen seines christlichen Glaubens zur Hinrichtung geführt wurde, und wie er während der Folterung wankend werden wollte, rief er ihm zu; Ursizinus, du bist Arzt und hast andere geheilt; gib acht, daß dich nicht der Pfeil des ewigen Todes trifft! Durch diesen Zuruf wurde Ursizinus ermutigt und erlitt tapfer das Martyrium. Voll Wut ließ nun Paulinus den Vitalis ergreifen, auf der Folter peinigen, in eine tiefe Grube werfen und mit Steinen zudecken. Während dies geschah, wurde ein Priester des Apollo, der den Paulinus gegen den Vitalus aufgehetzt hatte, von einem bösen Geist erfasst und rief aus: Vitalis, Blutzeuge Christi, du brennst mich gar sehr; und von dieser Glut getrieben, stürzte er sich in den Fluß.
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Marion
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Hl. Martyrer Petrus von Verona 29. April
Petrus wurde zu Verona geboren. Seine Eltern waren von der Irrlehre der Manichäer angesteckt, er selbst trat sozusagen aber schon als Knabe gegen die Irrlehren auf. Mit sieben Jahren, als er die Schule besuchte, wurde er einmal von seinem ungläubigen Onkel gefragt, was er dort eigentlich gelernt habe; da gab er zur Antwort: Das christliche Glaubensbekenntnis. Weder durch Schmeicheleien noch durch Drohungen seitens des Vaters oder des Onkels ließ er sich jemals von seiner Standhaftigkeit im Glauben abbringen. Als Jüngling kam er zum Studium nach Bologna; dort wurde er vom Heiligen Geiste zu einem höheren, vollkommeneren Leben berufen und trat deshalb in den Dominikanerorden ein. Im Orden glänzte er durch große Tugenden. Leib und Seele bewahrte er so sorgfältig vor jeder Unreinheit, daß er sich nie durch eine Todsünde befleckt fühlte. Seinen Leib kreuzigte er durch Fasten und Nachtwachen, seinen Geist übte er in der Betrachtung göttlicher Dinge. Ununterbrochen arbeitete er am Heil der Seelen; besonders besaß er die Gabe, Irrlehrer in scharfsinniger Weise zu widerlegen. Seine Predigten machten gewaltigen Eindruck, so daß große Menschenmengen sich um seine Kanzel drängten und viele sich bekehrten. Sein Glaubenseifer war so groß, daß er für den Glauben zu sterben wünschte und innig um diese Gnade zu Gott betete. Und wirklich mußte er von der Hand der Irrgläubigen den Tod erleiden, so wie er kurz zuvor in einer Predigt es vorausgesagt hatte. Als er nämlich in Sachen der heiligen Inquisition von Como nach Mailand zurückkehrte, fiel ein gottloser Mörder über ihn her und verwundete ihn mit dem Schwerte zweimal am Kopfe. Schon dem Tode nahe, betete er mit letzter Kraft nochmals das Glaubensbekenntnis, das er schon als Kind mit männlichem Mute bekannt hatte. Da erhielt er noch einen Dolchstich in die Seite und ging so in den Himmel ein, um die Märtyrerpalme in Empfang zu nehmen. Es war im Jahre des Heils 1252. Innozenenz IV. nahm ihn, da er durch viele Wunder verherrlicht wurde, schon ein Jahr nach seinem Tode in die Zahl der heiligen Märtyrer auf.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

Beitrag von Marion »

Hl. Jungfrau Katharina von Siena 30. April
Katharina, eine Jungfrau aus Siena, wurde von frommen Eltern geboren. Sie erbat sich das Kleid des heiligen Dominikus, wie es die Bußschwestern tragen. Gewaltig war ihre Abtötung und staunenswert ihre Lebensstrenge. Einmal fastete sie vom Aschermittwoch bis Christi Himmelfahrt und nährte sich nur von der heiligen Kommunion. Mit den Dämonen hatte sie häufig zu kämpfen und wurde von ihnen viel belästigt. Ebenso wurde sie viel von heftigem Fieber und anderen schmerzlichen Krankheiten heimgesucht. Katharinas Name aber war gefeiert und wurde nur mit Ehrfurcht genannt. Von allen Seiten strömten Kranke und Besessene zu ihr. In Christi Namen gebot sie den Krankheiten und dem Fieber und zwang die Teufel, aus den Besessenen auszufahren. Als sie zu Pisa weilte, geriet sie einmal am Sonntag nach Empfang der heiligen Himmelsspeise in Verzückung und sah, wie der gekreuzigte Heiland, von großem Lichtglanz umflossen, ihr nahte; von den Narben seiner Wunden aus gingen fünf Strahlen herab auf fünf Stellen ihres Körpers. Sie merkte, um was es sich handelte, und bat sogleich den Herrn, die Wundmale möchten doch nicht sichtbar werden. Sofort vertauschten auch die Strahlen ihre blutrote Farbe mit leuchtendem Weiß und wie reine Lichtstrahlen drangen sie in ihre Hände, in die Füße und ins Herz. Der Schmerz, den sie dabei empfand, war so groß, daß sie meinte, wenn Gott ihn nicht gemildert hätte, hätte sie bald sterben müssen. Zu dieser Gnade gab ihr der gütige Herr also noch eine zweite, daß sie an den Wundmalen die Schmerzen empfand, ohne daß sich nach außen die blutigen Spuren zeigten. Die Dienerin Gottes teilte dies ihrem Beichtvater Raymund mit. Der fromme Eifer der Gläubigen brachte darum, um es auch sichtbar darzustellen, auf den Bildern der heiligen Katharina die zu den fünf oben erwähnten Stellen dringenden Strahlen an. Ihre Weisheit hatte sie nicht erworben, sondern war ihr von Gott eingegeben. Den Gelehrten gab sie auf die schwierigsten Fragen über die göttlichen Dinge Antwort. Niemend kam zu ihr, der nicht gebessert wegging. Viele Gehässigkeiten erstickte sie und tödliche Feindschaften legte sie bei. Um Florenz, das mit der Kirche entzweit und mit dem Interdikt belegt war, den Frieden zu bringen, reiste sie nach Avignon zum Papst Gregor XI. Ihm sagte sie auch, sie habe von Gott erfahren, daß er vorhabe, nach Rom zurückzukehren; sein Vorhaben konnte auch nur Gott bekannt sein. Auf ihren Rat hin entschloß sich der Papst auch wirklich, auf seinen Sitz nach Rom zurückzukehren, und er führte den Entschluß auch aus. Bei dem genannten Gregor und seinem Nachfolger Urban VI. stand sie in hoher Gunst; in ihrem Auftrag machte sie verschiedene Reisen. Sie war mit der Gabe der Weissagung ausgestattet und durch viele Wunder verherrlicht. Nach zahllosen Beweisen ihrer Tugend ging sie, etwa 33 Jahre alt, zum ewigen Bräutigam ein. Papst Pius II. nahm sie in die Zahl der heiligen Jungfrauen auf.
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ad-fontes
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Marion hat geschrieben:
Montag 24. April 2017, 12:41
Hl. Evangelist Markus 25. April
Lesung 4-6

Aus dem Buche des hl. Priesters Hieronymus über die Kirchenschriftsteller:
Markus war der Schüler und Dolmetscher des Petrus. Auf Bitten der Brüder in Rom schrieb er auf Grund dessen, was er von Petrus gehört hatte, ein kurzes Evangelium. Petrus prüfte und bestätigte es und ließ es Kraft seiner Autorität in der Kirche verlesen. Mit diesem Evangelium, das er selbst geschrieben, zog Markus nach Ägypten, verkündigte als erster in Alexandrien die Lehre Christi und gründete dort eine Gemeinde. Seine Weisheit und Heiligkeit war so groß, daß er alle Anhänger Christi bewog, sein Beispiel nachzuahmen. Philo, ein sprachgewandter Jude, sah, wie die ursprüngliche Gemeinde in Alexandrien noch am Judentum festhielt, und schrieb darum in der Absicht, sein Volk hervorzuheben, ein Buch über ihre Lebensweise. Wie Lukas von den Gläubigen in Jerusalem erzählt, daß sie alles gemeinsam hatten, so berichtet Philo, was er in der Gemeinde von Alexandrien unter der Leitung des Markus beobachten konnte. Markus starb im 8. Regierungsjahre Neros und wurde in Alexandrien beigesetzt. Anianus wurde sein Nachfolger.


Aus der Erklärung des hl. Papstes Gregor zum Propheten Ezechiel:
Die vier heiligen Wesen, welche als etwas zukünftiges vom Propheten im Geiste geschaut werden, sind genau geschildert. Es heißt: Ein jedes hatte vier Gesichter und ein jedes vier Flügel. Was wird nun durch das Gesicht anders als die Erkenntnis und durch die Flügel anders als der Schwung angedeutet? Am Gesicht nämlich wird jeder erkannt; mittels der Flügel aber schwingen sich die Vögel in die Höhe. So bezieht sich also das Gesicht auf den Glauben, die Flügel aber auf das Beschauen. Denn im Glauben werden wir von dem allmächtigen Gott erkannt; so sagte er selbst von seinen Schafen: Ich bin der gute Hirt; und ich kenne meine Schafe, und die Meinen kennen mich. Und wiederum sagt er: Ich weiß, welche ich erwählt habe. Durch das Beschauen aber werden wir über uns selbst erhoben und so gleichsam in die Luft emporgetragen.

In welchem Kapitel, in welchem Werk schreibt Philo über das Wirken des hl. Markus in Alexandrien?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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