Lesungen aus dem alten Brevier

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Marion
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Lesungen aus dem alten Brevier

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Ich werde hier immermal wieder mal ein paar Lesungen aus dem alten deutschen Brevier 1937 übersetzt von Dr. Johann Schenk posten
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7.-9. Lesung (27. Dezember - Apostel und Evangelist Johannes)

Kap. 21, 19-24
In jener Zeit sprach Jesusu zu Petrus; folge mir! Petrus aber wandte sich um ...

Auslegung des hl. Augustinus

Die Kirche kennt zwei Arten von Leben, die ihr von Gott verkündet und empfohlen sind, und zwar eines im Glauben und eines im Schauen; das eine in der Zeit der Pilgerschaft, das andere in den ewigen Wohnungen; das eine in Arbeit, das andere in Ruhe, das eine auf dem Wege, das andere in der Heimat; das eine in der Übung guter Werke, das andere im Genusse der Gottesschau; das eine flieht das Böse und tut das Gute, das andere kennt nichts Böses, dem auszuweichen wäre, und erfreut sich eines großen Gutes; das eine kämpft mit dem Feind, das andere herrscht siegreich ohne Feind. Das eine Leben hilft dem Dürftigen, das andere ist dort, wo es keinen Dürftigen mehr gibt. Das eine verzeiht die Beleidigungen anderer, auf daß auch ihm Verzeihung werde; das andere braucht nichts zu dulden, was es verzeihen müsste, und tut nichts, für das es um Verzeihung bitten müsste; das eine wird durch Heimsuchungen gezüchtigt, damit es sich im Glück nicht überhebe; das andere genießt die Fülle des Segens und kennt kein Übel; ohne Versuchung zum Übermut erfreut es sich des höchsten Gutes. Das eine Leben ist alzu gut, aber noch voll Elend; das andere ist besser und voll Seligkeit. Duch den Apostel Petrus ist das eine, durch Johannes das andere angedeutet. Das eine dauert bis zum Ende dieser Welt und findet dann ein Ende, das andere wird auf die Zukunft verschoben, es beginnt erst mit dem Ende dieser Welt, nimmt dann aber auch kein Ende mehr. Daher wird zu dem einen gesagt; Folge mir! Und von dem anderen: Ich will daß er so bleibe, bis ich komme; was geht es dich an? Du folge mir! Was soll das nun bedeuten? Soviel ich verstehe und begreife, nichts anderes als: Du folge mir nach durch die Nachahmung im Ertragen zeitlicher Leiden; jener bleibe so bis ich wiederkomme, um ewige Güter zu verleihen.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Fest des hl. Papstes und Bekenners Silvester I. (31. Dezember)

Lesungen 4-6

Silvester stammte aus Rom, sein Vater hieß Rufinus; in seiner frühesten Jugend schon wurde er dem Priester Cyrinus zur Erziehung anvertraut und folgte treulich dessen Lehren und Sitten. Zur Zeit der Verfolgung hatte er sich am Berge Sorakte verborgen gehalten; im dreißigsten Lebensjahre wurde er vom Papst Marzellinus zum Priester der heiligen römischen Kirche geweiht. Da er in diesem Amte alle anderen Geistlichen in jeder Beziehung überragte, wurde er später Nachfolger des Melchiades, unter der Regierung des Kaisers Konstantin, der kurz vorher der Kirche Christi durch Staatsgesetz den Frieden gegeben hatte. Kaum hatte er das Steuer der Kirche in die Hand genommen, suchte er Konstantin, der schon durch die Erscheinung des Kreuzes am Himmel erleuchtet war und seinen Gegner Maxentius besiegt hatte, nach Kräften zu bewegen, den christlichen Glauben zu schützen und auszubreiten. Auch veranlaßte er ihn, wie eine alte Überlieferung der römischen Kirche berichtet, die Bilder der Apostel zu prüfen; er spendete ihm die heilige Taufe und reinigte ihn vom Aussatz des Unglaubens. Auf Veranlassung Silvesters hat der fromme Kaiser die Erlaubnis, öffentliche Kirchen zu bauen, die er den Christen gegeben hatte, auch durch sein eigenes Beispiel bekräftigt; er errichtete nämlich viele Basiliken, und zwar die auf dem Lateran zu Ehren Christi, des Erlösers, auf dem Vatikan zu Ehren des heiligen Petrus, an der Straße nach Ostia zu Ehren des heiligen Paulus, zu Ehren des heiligen Laurentius auf dem Ager Veranus, zu Ehren des heiligen Kreuzes im Atrium des Sefforian, zu Ehren des heiligen Petrus und Marcellin und der heiligen Agnes an der Straße nach Lavici bzw. Nomentum und andere; er schmückte sie herrlich mit heiligen Bildern und stattete sie durch Zuweisung von Gütern und Grundbesitz auf das reichste aus. Unter diesem Papste wurde das erste Konzil von Nizäa gehalten, auf dem unter dem Vorsitz ders päpstlichen Legaten und in Gegenwart Konstantins und 318 Bischöfen der heilige katholische Glaube klargelegt und Arius mit seinen Anhängern verurteilt wurde. Dieses Konzil hat er auf Bitten der Väter in einer Versammlung zu Rom bestätigt; dabei wurde Arius zum zweitenmal verurteilt. Er hat auch viele sehr nützliche Verordnungen für die Kirche erlassen, die unter seinem Namen aufgeführt sind, z. B., daß der Chrisam nur vom Bischof geweiht werde, daß der Priester den Scheitel des Getauften mit Chrisam salbe, daß die Diakone in der Kirche die Dalmatik und an der Linken ein Leinentüchlein tragen sollten, daß nur auf einem Leinentuche das Opfer des Altars gefeiert werden sollte. Nach der Überlieferung hat er auch allen, die die Weihen erhalten haben, eine bestimmte Zeit vorgeschrieben, in der sie die einzelnen Weihen in der Kirche ausüben sollen, bevor sie zu einem höheren Grad aufsteigen dürfen, und hat verordnet, daß kein Weltlicher einem Geistlichen Gewalt antun, daß kein Geistlicher vor einem weltlichen Gericht angeklagt werden dürfe. Unter Beibehaltung der Namen Sabbat und Tag des Herrn hat er die übrigen Tage der Woche durch die Bezeichnung Ferien unterschieben und ihnen diesen Namen, der übrigens schon vorher in der Kirche gebraucht wurde, beigelegt. Dadurch sollte angedeutet werden, daß die Geistlichen die Sorge um irdische Dinge aufgeben und Tag für Tag nur Gott allein sich widmen sollten. Dieser himmlischen Klugheit in der Leitung der Kirche entsprach auch fortwährend die hervorragende Heiligkeit seines Lebens und sein Wohlwollen gegen die Armen. So hat er dafür gesorgt, daß mit den wohlhabenderen Geistlichen die ärmeren zusammenleben durften, und daß die gottgeweihten Jungfrauen den notwendigen Lebensunterhalt erhielten.
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Fest der Beschneidung (1. Januar)

7.-9. Lesung

Luk. 2,21
In jener Zeit, als acht Tage ...

Auslegung des hl. Bischofs Ambrosius


Der Knabe wird also beschnitten. Wer ist dieser Knabe anders, als der, von dem gesagt ist: Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Er unterwarf sich dem Gesetze, um die, welche unter dem Gesetze standen, zu gewinnen. Um ihn dem Herrn darzustellen. Was das heißt: In Jerusalem dem Herrn dargestellt zu werden, würde ich hier erklären, wenn ich es nicht schon früher im Kommentar zu Isaias getan hätte. Wer hinsichtlich der Sünden beschnitten ist, der wird des Anblickes Gottes würdig erachtet, denn: Die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten. Hier siehst du, daß das ganze alte Gesetz ein Schattenbild des neuen war; denn auch die Beschneidung versinnbildet die Reinigung von Sünden. Weil der schwache Mensch infolge einer schlimmen Neigung und Begierlichkeit mit Leib und Seele in schwere Sünden verstrickt ist, aus denen er sich nicht befreien kann, darum wurde durch die am achten Tage vorzunehmende Beschneidung die Reinigung von jeder Schuld, die zur Zeit der Auferstehung erfolgen sollte, vorgebildet. Dies wollen die Worte andeuten: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt sein. Mit diesen Worten des Gesetzes wurde der aus der Jungfrau Geborene verheißen. Dieser war gewiss heilig, denn er war ohne Makel. Daß er es wirklich war, der durch das Gesetz bezeichnet wurde, das deuten auch die vom Engel wiederholten Worte an: Das Heilige, das geboren werden soll, wird Sohn Gottes genannt werden. Jesus, unser Herr, ist allein unter allen vom Weibe Geborenen ganz heilig, weil er in Folge seiner wunderbaren, makellosen Geburt die Einwirkung der auf der ganzen Erde herrschenden Verderbnis nicht gespürt und durch seine himmlische Majestät von sich ferngehalten hat. Denn, wenn wir uns an den Buchstaben halten, wie kann jede männliche Erstgeburt heilig genannt werden, da es doch sicher auch viele ruchlose Verbrecher gegeben hat? War Achab etwa ein Heiliger? Waren jene falsche Propheten heilig, welche auf bitten des Elias durch das Feuer vom Himmel zur Strafe für ihr Unrecht verzehrt wurden? Aber der war heilig, den schon die heilsamen Vorschriften des Gesetzes unter Hinweis auf die kommenden Geheimnisse andeuteten. Er allein sollte ja den jungfräulichen Schoß der unbefleckten und jungfräulichen Kirche öffnen, damit sie unzähligen Gotteskindern das Leben schenken könne.
Zuletzt geändert von Marion am Sonntag 1. Januar 2017, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Fest des heiligsten Namens Jesu

Sonntag zwischen Beschneidung und Erscheinung (oder am 2. Januar)

O Jesus, wer an Dich nur denkt,
Dem schenkst Du wahre Herzensfreud,
Jedoch die höchste Seligkeit
Beschert uns Deine Gegenwart.

Nichts schöneres ertönt im Lied,
Nichts froheres erklingt im Ohr,
Nichts süßeres wird je gedacht,
Als Du, o Jesus, Gottes Sohn.

Du Jesus, aller Büßer Trost,
Du bist dem Flehenden so gut,
Du bist dem Suchenden so mild,
Was aber dem, der Dich erst fand!

Die Zunge findet kaum ein Wort,
Und auch der Schrift fehlt es an Kraft,
Nur wer es selbst empfunden hat,
Begreift was solche Liebe ist.

Sei, Jesus, unsere höchste Freud,
Wie Du auch unser Lohn einst bist,
In Dir sei unser Ruhm allein
Jetzt und in alle Ewigkeit!

Amen.
4.-6. Lesung
Predigt des hl. Abtes Bernhard

Nicht ohne Absicht vergleicht der Heilige Geist den Namen des Bräutigams mit dem Öl, wenn er die Braut dem Bräutigam zurufen lässt: Wie ausgegossenes Öl ist dein Name. Das Öl nämlich leuchtet, nährt und salbt. Es regt das Feuer an, es nährt den Leib, es mildert den Schmerz, ist also Licht, Nahrung und Arznei. Sieh nun, dasselbe gilt auch vom Namen des Bräutigams: Er leuchtet, wenn er verkündet wird, er nährt, wenn er im Gedächtnis weilt, er mildert den Schmerz und tut wohl, wenn er angerufen wird. Wir wollen das im Einzelnen durchgehen. Wodurch ist wohl auf der ganzen Welt, ein so großes und so plötzliches Glaubenslicht aufgeleuchtet, wenn nicht durch die Predigt des Namens Jesu? Hat nicht Gott auf Grund des Lichtes, das dieser Name verbreitet, uns zu seinem wunderbaren Licht berufen, und sagt nicht denen, die von diesem Licht erleuchtet sind und alles darin schauen, mit Recht der heilige Paulus: Ihr seid einmal Finsternis gewesen, jetzt aber seid ihr Licht durch den Herrn? Diesen Namen sollte im besonderen Auftrag der erwähnte Apostel zu Königen und Völkern und zu den Kindern Israels tragen; und er hat ihn getragen wie ein Licht, hat damit erleuchtet sein Vaterland und überall gerufen: Die Nacht ist vorrüber, der Tag ist vorangekommen; also lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes; wie am Tage lasst uns ehrbar wandeln. Und er zeigte allen das Licht auf dem Leuchter, indem er überall Jesus verkündete, und zwar den Gekreuzigten. Wie ist dieses Licht aufgeleuchtet und hat die Augen aller Zuschaer geblendet, als es aus dem Munde des Petrus wie ein Blitzstrahl ausfuhr und die Fußsohlen und Gelenke eines Lahmen stark machte und dabei viele geistig blinde zum Sehen brachte! Hat er nicht geradezu Feuer gesprüht, als er sagte: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher? Und nicht blos ein Licht ist der Name Jesus; er ist auch eine Nahrung. Wird man nicht jedesmal gestärkt, sooft man sich seiner erinnert? Was gibt dem Verstand dessen, der daran denkt, solche Kraft? Was belebt so wie er die abgespannten Sinne, stärkt die sittlichen Kräfte, erhält gute und erbare Sitten, hegt keusche Neigungen? Trocken ist jede Nahrung der Seele, wenn sie nicht mit diesem Öl befeuchtet wird: Sie hat keinen Geschmack, wenn sie nicht mit diesem Salze gewürzt wird. Wenn du mir schreibst, so gefällt es mir nicht, wenn ich dort nicht den Namen Jesus lese. Wenn du sprichst oder verhandelst, so gefällt es mir nicht, wenn ich dabei nicht den Namen Jesus höre. Jesus ist Honig für den Mund, lieblicher Gesang für das Ohr, Jubel für das Herz. Aber er ist auch Arznei. Ist jemand traurig unter uns? Mag nur Jesus in sein Herz kommen und sich auf die Zunge legen. Er wird sehen: Sobald das Licht dieses Namens aufleuchtet, schwindet aller Nebel und kehrt die Fröhlichkeit zurück. Ist einer in Sünde gefallen? Eilt er sogar den Fesseln des Todes entgegen in seiner Verzweiflung? Wird er da nicht, sobald er den Namen des Lebens anruft, sofort aufatmen zu neuem Leben?
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2. Januar Oktavtag des hl Stephanus

3. Lesung

Predigt des hl. Bischofs Augustinus:
Christus, das Haupt der Blutzeugen, hat zuerst für uns gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, daß ihr seinen Fußstapfen nachfolgt. Seinen Leidensspuren ist der hochselige Stephanus gefolgt; er bekannte Christus, indes die Juden ihn steinigten, und so verdiente er sich den Kranz, den er schon mit seinem Namen trug. Denn das Wort Stephanus ist griechisch und heißt lateinisch corona (d.h. Kranz). Das Wort Kranz enthält also schon sein Name und so deutet schon sein Name auf seine Marterpalme. Als er gesteinigt wurde, dachte er keineswegs daran, an seinen Verfolgern Rache zu nehmen, sondern er erflehte für sie Vergebung bei Gott.


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3. Januar Oktavtag des hl. Apostel Johannes

3. Lesung

Aus der Abhandlung des hl. Bischofs Augustinus über das Johannesevangelium:
In den vier Evangelien, oder vielmehr in den vier Büchern des einen Evangeliums hat der heilige Apostel Johannes, der nicht mit Unrecht wegen seiner Geistesschärfe mit einem Adler verglichen wird, weit erhabener und mit höherem Schwunge als die drei anderen Evangelisten seine Predigt niedergeschrieben. Er wollte damit auch unsere Herzen in die Höhe heben. Denn die anderen drei Evangelisten bleiben mit dem menschgewordenen Gottessohn gleichsam auf der Erde und berichten uns nur weniges von seiner Gottheit. Dieser aber erhob sich, gleichsam als finde er keinen Gefallen daran, auf der Erde zu bleiben, wie er gleich im Anfange seines Evangeliums kraftvoll zeigt, nicht nur über die Erde und über alle Räume der Luft und des Himmels, sondern auch über alle Heere der Engel und die ganze Ordnung der unsichtbaren Mächte und drang vor bis zu dem, durch den alles geschaffen worden ist, indem er sagte: Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
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Oktavtag der Unschuldigen Kinder 4. Januar

3. Lesung

Predigt des hl. Augustinus
Als der Herr geboren wurde, fing auch die Trauer an, nicht für den Himmel, sondern für die Erde. Den Müttern wird großer Jammer angekündigt, den Engeln hohe Freude, den unschuldigen Kindern der Übergang ins Jenseits. Gott ist es, der geboren wurde; die unschuldigen Kinder werden ihm als Huldigungsopfer dargebracht, ihm, der gekommen ist, die Bosheit der Welt zu verdammen. Opferlämmer werden geschlachtet, weil das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt, gekreuzigt werden soll; aber die Mutterschafe jammern, weil sie ihre Lämmer verlieren, die noch keinen Laut von sich geben können. Welch ein großes Martyrium! Welch ein grausames Schauspiel! Das Schwert wird gezückt, und es liegt doch gar keine Ursache vor; nur der Neid knirscht, da doch der eben Geborene keinem Gewalt antut. Aber wir blicken hin auf die Mutterschafe, welche über ihre Lämmer trauern! Eine Stimme wird gehört zu Rama, viel Weinen und Wehklagen. Es sind Pfänder, die ihnen nicht anvertraut wurden, sondern die sie selbst geschaffen haben, die nicht bei ihnen hinterlegt, sondern von ihnen hingegeben wurden.
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5. Januar

Vigil der Erscheinung des Herrn

4.-6. Lesung

Predigt des hl. Bischofs Augustinus
Geliebteste Brüder! Unser Herr Jesus Christus, von Ewigkeit her der Schöpfer aller Dinge, ist heute durch seine Geburt aus der Mutter unser Erlöser geworden. Er ist uns heute geboren worden in der Zeitlichkeit nach seinem eigenen Willen, um uns zum ewigen Vater zu führen; Gott ist Mensch geworden, auf daß der Mensch Gott werde; damit der Mensch das Brot der Engel genieße, ist der Herr der Engel heute Mensch geworden. Heute ist jene Weissagung in Erfüllung gegangen, welche sagt: Tauet, Himmel, von oben her! Wolken, regnet den Gerechten! Erde, tu dich auf und sprosse den Erlöser! Mensch geworden ist also der, der den Menschen erschaffen hatte, damit durch ihn wiedergefunden werde der Mensch, der verloren war. Denn so bekennt der Mensch in den Psalmen: Bevor ich gedemütigt ward, habe ich gesündigt. Der Mensch hat gesündigt und wurde schuldig; nun wurde der Gottmensch geboren, damit der Schuldige erlöst werde. Der Mensch fiel durch Stolz, aber Gott stieg herab in seiner Huld. Welch wundervolles Geschehen, meine Brüder! Die Gesetze der Natur werden beim Menschen auf den Kopf gestellt: Gott wird als Mensch geboren; die Jungfrau empfängt, ohne einen Mann zu erkennen, und wird Mutter durch Gottes Wort; sie ist zugleich Jungfrau und Mutter; Mutter, und doch unbefleckt; Jungfrau, und hat doch einen Sohn, obwohl sie keinen Mann erkannte; stets unberührt, aber nicht unfruchtbar. Nur der ist sündenlos geboren, der ohne Umarmung eines Mannes nicht der Lust des Fleisches, sondern dem Gehorsam des Geistes das Dasein verdankt.
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6. Januar Fest der Erscheinung des Herrn

Lesung 4-9

Predigt des hl. Papstes Leo

Geliebteste, freuet euch im Herrn! Und wiederum sage ich: Freuet euch! Denn kaum ist das Fest der Geburt Christi vorüber, da bricht nach kurzer Zwischenzeit schon die Feier seiner Erscheinung an; ihn, den an jenem Tage die Jungfrau geboren hat, ihn hat heute die Welt anerkannt. Denn das Wort, das Fleisch geworden ist, hat seinen Eintritt in unsere Natur so weise eingerichtet, daß der neugeborene Heiland den Gläubigen geoffenbart wurde, den Verfolgern aber verborgen blieb. Schon damals hat der Himmel die Herrlichkeit Gottes verkündet und in alle Lande ist der Schall der Wahrheit gedrungen, als das Heer der Engel den Hirten die Geburt des Welterlösers verkündete und ein Stern die Weisen zur Krippe führte, um ihn anzubeten. Da erstrahlte vom Aufgange der Sonne bis zum Untergange die Geburt des wahren Königs; denn die Reiche des Morgenlandes erhielten die Nachricht von diesem Ereignis durch die Weisen und auch dem Römischen Reiche konnte es nicht unbekannt bleiben. Der grausame Herodes, der den ihm verdächtigen König gleich am Anfang beseitigen wollte, mußte, ohne es zu wissen, zur Durchführung des Planes Gottes mithelfen. Denn da er eine solche Freveltat ersann und den ihm unbekannten Knaben durch rücksichtsloses Morden aller Kinder vernichten wollte, trug die Kunde hiervon die himmlische Botschaft von der Ankunft des Herrschers überallhin. Umso schneller und eifriger wuchs dieses Gerücht infolge der unerhörten Neuheit dieser himmlischen Botschaft und infolge der Freveltat des blutdürstigen Verfolgers. Damals mußte der Erlöser auch nach Ägypten gebracht werden, damit dieses Volk, das noch in seinem alten Heidenglauben befangen war, auf die Nähe des Heilandes durch eine ganz in der Stille wirkende Gnade hingewiesen werde. Es sollte schon damals die Wahrheit in seiner Mitte beherbergen, da es noch nicht einmal aus seinem Herzen den falschen Glauben verscheucht hatte. Geliebteste, betrachten wir also die Weisen, die Christus anbeten, als die Erstlinge unserer Berufung und unseres Glaubens, und feiern wir mit frohem Herzen den Beginn unserer seligen Hoffnung! Damals haben wir den ersten Schritt zu unserer ewigen Erbschaft getan; durch dieses Ereignis sind uns die Geheimnisse der Schrift, die von Christus reden, klar geworden, und die Wahrheit, die von den Juden in ihrer Verblendung nicht angenommen wurde, strahlte mit ihrem Lichte über alle Nationen. Dieser hochheilige Tag, an dem der Urheber unseres Heiles sich offenbart hat, sollte daher stets von uns in Ehren gehalten werden. Ihn, den die Weisen als Kind in der Krippe angebetet haben, ihn wollen auch wir als den Allmächtigen im Himmel hochpreisen. Wie sie aus ihren Schätzen dem Herrn geheimnisvolle Gaben dargebracht haben, so wollen auch wir aus unseren Herzen das, was Gottes würdig ist, ihm darbringen.

Matth. 2,1-12

Auslegung des hl. Papstes Gregor

Geliebteste Brüder! Bei der Lesung des Evangeliums habt ihr vernommen, wie bei der Geburt des himmlischen Königs der irdische König ganz außer sich geriet. Die irdische Hoheit wird eben immer in Bestürzung geraten, sobald die himmlische Hoheit sich zeigt. Wir müssen aber auch untersuchen, warum bei der Geburt des Erlösers den Hirten in Judäa ein Engel erschienen ist; die Weisen vom Morgenlande jedoch hat kein Engel, sondern nur ein Stern zur Anbetung des Heilandes geführt. Die Juden waren nämlich gleichsam mit Vernunftgebrauch begabte Wesen und darum musste ihnen auch ein vernunftbegabtes Wesen, ein Engel, die Botschaft bringen; die Heiden hingegen werden, weil sie ihre Vernunft noch nicht zu gebrauchen wussten, nicht durch eine Stimme, sondern durch ein Zeichen zur Erkenntnis des Herrn geführt. Daher sagt auch Paulus: Die Weissagungen sind für die Gläubigen, nicht für die Ungläubigen gegeben worden, Wunderzeichen aber für die Ungläubigen, nicht für die Gläubigen. Daher wurde jenen, weil sie schon Glauben besaßen, die Botschaft verkündet und nicht den Ungläubigen, diesen aber das Wunderzeichen gesandt, weil sie ungläubig waren, und nicht den Gläubigen. Auch ist zu beachten, daß die Apostel unsern Erlöser, als er schon das volle Mannesalter erreicht hatte, eben diesen Heiden verkündeten. In seiner Kindheit jedoch, als er wegen seiner Unmündigkeit noch nicht sprechen konnte, hat ihnen ein Stern denselben Heiland offenbart. Denn die vernünftige Ordnung erforderte es, daß auch beredte Prediger den Herrn, da er selbst schon redete, und verkündigten, daß jedoch stumme Elemente ihn offenbarten, solange er selbst noch zum sprechen unfähig war. Bei allen Zeichen aber, welche sich bei der Geburt und ebenso auch beim Tode des Herrn ereigneten, ist zu beachten, welch große Herzenshärte den Juden innewohnte, da sie ihn weder auf die Weissagungen noch auf die Wunderzeichen hin anerkennten wollten. Alle Elemente haben Zeugnis abgelegt von der Ankunft ihres Schöpfers. Wenn ich von ihnen nach menschlicher Weise reden darf, so hat der Himmel ihn als seinen Gott anerkannt; denn sogleich sandte er einen Stern. Das Meer erkannte ihn an, indem es unter seinen Füssen gangbar ward. Die Erde erkannte ihn an, indem sie bei seinem Tode erbebte: die Sonne erkannte ihn an, indem sie die Strahlen ihres Lichtes verhüllte; die Felsen und Mauern erkannten ihn an, da sie im Augenblickes seines Todes sich spalteten; die Totenwelt erkannte ihn an, da sie die Toten, die sie gefangenhielt, herrausgab. Obwohl ihn also alle vernunftlosen Elemente als ihren Herr verehrten, trotzdem erkennen ihn die ungläubigen Juden in ihrem Herzen bis heute nicht als ihren Gott an; härter als Steine sind sie und wollen sich zur Buse nicht erweichen lassen.
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2. Tag in der Oktav der Erscheinung - 7. Januar

Predigt des hl. Augustinus

4. - 6. Lesung
Um den Sohn der Jungfrau anzubeten, kamen die Weisen aus dem Morgenlande. Diesen Tag feiern wir heute; ihm weihen wir die gebührende Festpredigt. Den Weisen ging dieser Tag zuerst auf, für uns kehrt die jährliche Gedächnisfeier wieder. Sie waren die Erstlinge der Heiden, wir sind das Volk der Heiden. Uns hat die Zunge der Apostel dies kundgetan, ihnen ein Stern, gleichsam die Zunge des Himmels; uns haben die Apostel, gleichwie die Himmel, die Herrlichkeit Gottes verkündet. Ein großes Geheimnis! Er lag in der Krippe und führte doch die Weisen aus dem Morgenlande. Er lag verborgen im Stalle und wurde doch angebetet im Himmel. Aber der im Himmel Angebetete wurde auch im Stalle geoffenbart und dieser Tag wurde daher Epiphanie genannt, das man in unser Sprache nit Offenbarung wiedergeben kann. Dieser Tag bringt uns gleichzeitig seine Hoheit und seine Erniedrigung in Erinnerung; denn der, auf den am offenen Himmel durch die Sternzeichen als den Höchsten hingewiesen wurde, der wurde in der engen Herberge als ein schwaches Geschöpf gefunden, umkleidet mit den Gliedern eines Kindes, eingehüllt in Kindeswindeln; so wurde er von den Weisen angebetet, von den Bösen gefürchtet. Denn der König Herodes fürchtete ihn, als die Weisen ihm die Kunde brachten, da sie das Kind noch suchten, von dem sie durch das Zeugnis des Himmels schon wußten, daß es geboren sei. Wie wird aber erst sein Richterstuhl sein, wenn schon die Wiege dieses Kindes stolze Könige in Schrecken versetzen konnte! Wäre es nicht weit ratsamer, wenn die Könige ihn nicht wie Herodes zu töten suchten, sondern wenn sie wie die Weisen ihre Freude daran hätten, ihn anzubeten? Er hat ja sogar den Tod, den ihm ein Feind antun wollte, für seine Feinde von seiten seiner Feinde erduldet und hat ihn mit seinem Leibe durch seinen Tod getötet. Mit Recht mögen darum die Könige ihn fürchten, da er nun sitzt zur Rechten des Vaters, ihn, den ein gottloser König schon fürchtete, da er noch als Säugling an der Brust der Mutter lag.
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Sonntag in der Oktav der Erscheinung

Fest der hl. Familie Jesus, Maria und Joseph
Lesung 4-6

Aus dem Hirtenschreiben des Papstes Leo XIII.

Als der barmherzige Gott beschloss, das Werk der Erlösung, das die Jahrhunderte solange erwartet hatten, zu vollbringen, da wollte er es auf so weisheitsvolle Art zur Ausführung bringen, daß er die ersten Anfänge der Erlösung der Welt das erhabene Bild einer von Gott gegründeten Familie boten, in der alle Menschen das vollkommenste Vorbild des häuslichen Gemeinschaftsleben und aller Tugend und Heiligkeit schauen können. Das war die Familie von Nazareth, die die Sonne der Gerechtigkeit, nämlich Christus, unsern Gott und Heiland, barg, bevor sie allen Völkern in ihrem vollen Glanze aufleuchtete, dazu seine jungfräuliche Mutter und Joseph, den heiligen Mann, der Jesus gegenüber die Stelle des Vaters annahm. Ohne Zweifel erstrahlten in jener heiligen Familie all die schönen Züge, die in der häuslichen Gemeinschaft und im Zusammenleben der Familienglieder aus den gegenseitigen Liebeserweisen, aus der Heiligkeit des Lebens, aus der Übung der Frömmigkeit sich ergeben, in höchstem Maße. Sie wurden darum den anderen zum Vorbild. Sie war auch nach dem Plan der göttlichen Vorsehung so beschaffen, daß die Christen aller Berufe und Stände, wenn sie darauf schauen, für die Übung aller Tugend einen Beweggrund und einen anreiz haben. So haben die Väter in Joseph ein hervorragendes Vorbild väterlicher Fürsorge und Sorgfalt. Die Mütter haben in der jungfräulichen Gottesmutter ein ausgezeichnetes Vorbild der Liebe, der Zucht, der Unterordnung und der steten Treue. Die Kinder haben in Jesus, der untertan war, ein von Gott gegebenes Muster des Gehorsams, das sie bewundern, verehren und nachahmen sollen. Die Vornehmen mögen von der aus königlichem Blute stammenden Familie lernen, wie sie in günstigen erhältnissen sich mäßigen sollen, bei Mißgeschick aber die Würde wahren sollen; die Reichen können sehen, wie sehr der Reichtum gegenüber der Tugend zurückzustellen ist. Und wenn die Arbeite und all diejenigen, die infolge ihrer beschränkten häuslichen Mittel und ihrer untergeordneten Stellung gern unzufrieden werden, auf die Gemeinschaft der heiligen Familie schauen, so werden sie über ihren Stand mehr Freude als Trauer haben. Die heilige Familie hatte die gleichen Mühen, die gleichen Sorgen für den täglichen Lebensunterhalt wie sie; auch Joseph musste durch seiner Hände Arbeit das Notwendige zum Leben beischaffen; selbst die Gotteshände haben werktätige Arbeit geleistet. So ist es nicht verwunderlich, wenn ganz weise Menschen, die mit Reichtum gesegnet sind, diesem entsagen und so wie Jesus, Maria und Joseph ein armes Leben wählen. Darum hat mit Recht die Verehrung der heiligen Familie unter den Katholiken schon früh begonnen und sie wächst ständig. Davon zegen die christlichen Vereinigungen, die unter dem Schutz der heiligen Familie gegründet wurden; ebenso die einzigartige Verehrung, die ihr erwiesen wurde; ganz besonders aber die Auszeichnung und Gnadenerweise, die von unsern Vorgängern zur Anregung der Verehrung der heiligen Familie bewilligt wurden. Die Verehrung genoß schon im 17. jahrhundert hohes ansehen; in Italien, Frankreich und Belgien verbreitete sich immer weiter und setzte sich beinahe in ganz Europa durch; sodann überschritt sie die weiten Flächen des Ozeans und dehnte sich in Amerika bis nach Kanada aus und blühte dort unter günstigen Verhältnissen mächtig auf. Man kann sich ja auch nichts heilsameres und wirksameres für die christlichen Familien denken, als das Vorbild der heiligen Familie, die in allen häuslichen Tugenden die höchste Stufe und Vollendung erreicht hat. So wollen wir also zu Jesus, Maria und Joseph beten, sie mögen unsere häusliche Gemeinschaft in ihrer Huld zur Seite stehen, mögen die Liebe bei uns mehren, unser Betragen leiten und uns durch ihr Vorbild zur Tugend anspornen; sie mögen alle Bedrängnis, die uns sterbliche treffen kann, mildern und erträglicher machen. Um die Andacht zur heiligen Familie zu fördern, hat Papst Leo XIII. angeordnet, daß alle christlichen Familien sich der heiligen Familie weihen sollen, und Benedikt XV hat das Stundengebet und die Messe auf die ganze Kirche ausgedehnt.
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4. Tag in der Oktav von der Erscheinung - Papst Leo 9. Januar


4.-6. Lesung

Predigt des hl. Papstes Leo:
Nachdem wir gerade den Tag gefeiert haben, an dem die unversehrte Jungfrau den Erlöser des Menschengeschlechtes geboren hat, bringt uns, Geliebteste, das erhabene Fest der Erscheinung die Fortsetzung unserer Freude. Bei diesen rasch aufeinanderfolgenden Festen, die zudem einem ähnlichen Geheimnis gewidmet sind, darf die Frische unserer Freude und unser Eifer im Glauben nicht nachlassen. Denn es geschah zum Heile aller Menschen, daß der Mittler zwischen Gott und den Menschen schon als Kind der ganzen Welt verkündigt wurde, da er noch in einem unbedeutendem Städchen verborgen lag. Obschon der Herr das israelische Volk und unter diesem e i n e Familie besonders auserwählt hatte, von der er die allen Menschen gemeinsame Natur annehmen wollte, so wollte er doch nicht, daß sein erstes Auftreten innerhalb der engen Schranken seiner mütterlichen Wohnung verborgen blieb, sondern er wollte, daß alle ihn erkennen; er war ja auch für alle Mensch geworden. Den drei Weisen im Morgenlande erschien also ein Stern von ungewöhnlicher Klarheit, weit leuchtender und schöner als alle übrigen, der darum auch leicht den Blick und die Aufmerksamkeit aller, die ihn sahen, auf sich ziehen mußte. So konnte auch ein jeder gleich sich denken, daß diese ungewöhnliche Erscheinung nicht ohne Bedeutung war. Er, der das Zeichen gesandt hatte, gab denen, die es sahen, auch die Einsicht, es zu verstehen; und was er ihnen zu verstehen gegeben hatte, ließ er sie suchen, und als er gesucht wurd, ließ er sich auch finden. Diese drei Männer folgen also der Führung des Himmelslichtes, aufmerksam beobachten sie das Zeichen, das vor ihnen her leuchtet, und ziehen ihm nach und werden so durch das Licht der Gnade zur Erkenntnis der Wahrheit geleitet. Nach ihrem menschlichen Ermessen glaubten sie, daß der neugeborene König, dessen Geburt ihnen angezeigt war, auch in der Königsstadt zu suchen sei. Aber der hatte ja die Knechtsgestalt angenommen und war nicht gekommen zu richten, sondern um gerichtet zu werden; darum hatte er sich Bethlehem als Geburtsstadt, Jerusalem dagegen als Leidensstätte erwählt.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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6. Tag in der Oktav von der Erscheinung 11. Januar

4. - 6. Lesung

Predigt des hl. Bischofs Fulgentius

Im Alten Bunde hatte Gott selbst befohlen, ihm die Erstlinge darzubringen; da er nun als Mensch geboren wurde, weihte er selber auch die Erstlinge der Heiden für seinen Dienst. Hirten waren die Erstlinge der Juden, Weisen wurden die Erstlinge der Heiden. Jene wurden aus der Nähe herbeigerufen, diese aus der Ferne hergeholt. Wo ist der neugeborene König der Juden? So fragen sie, Herodes, der König der Juden, hatte schon mehrere Söhne. Archelaus war geboren in einem Palaste, Christus in einer Hütte; Archelaus wurde nach seiner Geburt in eine silberne Weige gebettet, Chistus in eine armselige Krippe; und dennoch blieb jener, obwohl er im Palast geboren war, unbeachtet, dieser aber, obschon er nur in einer Hütte geboren war, wurde gesucht; jener wurde von den Weisen nicht einmal erwähnt, dieser aber wurde, sobald sie ihn gefunden hatten, kniefällig angebetet. Wer ist dieser König der Juden? Er ist arm und doch reich, niedrig und doch hocherhaben. Wer ist dieser König der Juden, der wie ein hilfloses Kind getragen, und doch als Gott angebetet wird? Klein in der Krippe, jedoch unermesslich im Himmel, unscheinbar in den Windeln, jedoch glanzvoll über den Sternen. Warum gerätst du so in Verwirrung, Herodes? Jener König, der da geboren wurde, kam nicht in die Welt, um durch Kampf die Könige zu unterjochen, sondern um sie durch seinen Tod auf wunderbare Weise zu gewinnen. Er ward nicht geboren, um dein Nachfolger zu werden, sondern, damit die Welt fest an ihn glaube. Er kam nicht, um im Leben als Kämpfer anzutreten, sondern um im Tode den Sieg zu erringen. Das Kind, das jetzt von den Weisen als König der Juden begrüßt wird, ist auch der Schöpfer und Herr der Engel. Wenn du also jetzt schon bebst vor dem unmündigen Kinde, das geboren wurde, so mußt du noch weit mehr seine Allmacht fürchten, wenn er einmal Gericht hält. Fürchte in ihm nicht den Nachfolger auf deinem Königsthron, sondern den gerechtesten Verurteiler deines Unglaubens. Geht hin, spricht er, und zeigt es mir an, damit auch ich komme es anzubeten. Welch schlaue Verstellung! Welch schlimmer Unglaube und böse Heuchelei! Das Blut der Unschuldigen, das du so grausam vergossen hast, bezeugt, was du diesem Kinde antun wolltest.
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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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12. Januar 7. Tag in der Oktav nach der Erscheinung


7. - 9. Lesung

Matth. Kap. 2, 1-12

Auslegung des hl. Johannes Chrysostomus:
Als die Weisen in das Haus eintraten, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter. Und sie fielen nieder und beteten es an; dann öffneten sie ihre Schätze und brachten ihm Geschenke dar, Gold Weihrauch und Myrrhen. Was hat sie denn eigentlich zur Anbetung des Kindes bewogen? Denn weder die Jungfrau hatte etwas Hervorragendes an sich, noch war das Haus berühmt, noch war etwas anderes da, was sie fesseln oder anlocken konnte. Aber sie beteten es nicht blos an, sondern öffneten ihre Schätze und brachten ihm Gaben dar, und zwar Gaben, wie sie nicht einem Menschen, sondern Gott zukommen. Denn Weihrauch und Myrrhe vor allem war ein Sinnbild der Gottheit. Was hat sie also veranlasst? Nun das gleiche was sie auch angeregt hat das Haus zu verlassen und eine so weite Reise anzutreten: nämlich der Stern und die ihnen von Gott verliehene Erleuchtung, die sie allmählich zu einer tieferen Erkenntnis führte. Wenn es nicht so wäre, hätten sie ihm nicht eine solche Ehre erwiesen. Alles, was sie dort sahen, war ja ganz unbedeutend. Nichts Großartiges war dort zu finden, was in die Augen gefallen wäre, sondern nur eine Krippe, eine Hütte, und eine hilflose Mutter. So siehst du ganz offen die Weisheit der Weisen und weißt, daß sie zu ihm nicht wie zu einem bloßen Menschen, sondern wie zu einem Gott, und zwar zu einem gütigen Gott, hinzugetreten sind, darum haben sie sich auch durch nichts von dem, was sie sahen, irre machen lassen, sondern haben ihre Anbetung verrichtet; und sie haben Geschenke dargebracht, die sich sehr von der groben Art der Juden unterschieden. Denn sie opferten nicht Schafe und Rinder, sondern Dinge, die der geistigen Art der Kirche nahe standen; sie brachten ihm nämlich Anerkennung, Gehorsam und Liebe zum Opfer. Nachdem sie im Schlafe die Weisung erhalten hatten, nicht zu Herodes zurückzukehren, gingen sie auf einem anderen Wege in ihre Heimat zurück. Achte hier doch auf ihren Glauben, wie sie sich nicht irre machen lassen, sondern ruhig bleiben und folgen, ohne in Verlegenheit zu geraten. Sie reden auch nicht unter sich: Ja, wenn dieses Kind etwas Großes ist und wenn es nur etwas Macht besitzt, wozu müssen wir dann fliehen und heimlich uns entfernen? Wir sind doch auch in aller Öffentlichkeit und voll Zuversicht zu diesem Volke gekommen und sind vor dem wütenden König gestanden. Warum schickt uns jetzt der Engel wie Flüchtlinge aus der Stadt hinaus? Doch nichts Derartiges haben sie geredet oder gedacht. Zum rechten Glauben gehört nämlich in erster Linie auch, daß man bei einem Auftrag nicht nach dem Grunde forscht, sondern ruhig das, was einem befohlen wird, ausführt.
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Am Oktavtag der Erscheinung (13. Januar)

Lesung 4-6


Predigt des hl. Gregor von Nazianz:

Ich vermag meine hohe Freude nicht zurückzudrängen, sondern ich fühle mich im Geiste erhoben und ergriffen. Auf die eigene Niedrigkeit vergessend, sehne ich mich darnach und freue mich, das Amt des großen Johannes zu übernehmen oder vielmehr, sein Gehilfe zu werden. Wohl bin ich kein Vorläufer, aber ich komme doch aus der Einsamkeit. Christus wird vom Licht umstrahlt, oder besser gesagt, er umstrahlt uns mit seinem Licht. Christus wird getauft; laßt uns mit ihm zusammen herabsteigen, damit wir wieder mit ihm heraufsteigen können. Johannes tauft, und Jesus kommt zu ihm, und zwar, um den Täufer zu heiligen, vornehmlich aber, um den alten Adam in den Fluten zu begraben; vor allem aber auch, damit dadurch das Jordanwasser geheiligt werde und so, wie er Geist und Fleisch war, so auch denen, die getauft werden sollten, im Geist und Wasser das Erbgeschenk der Heiligung zuteil werde. Der Täufer weigert sich; Jesus aber besteht darauf. Ich muß von dir getauft werden. So spricht die Kerze zur Sonne, die Stimme zum Worte Gottes. Jesus steigt aus dem Wasser und zieht die versunkene Welt gleichsam mit sich heraus und erhebt sie wieder; und er sieht den Himmel nicht sich teilen, sondern sich öffnen, den Himmel, den einst Adam für sich und uns alle verschlossen hatte, so wie auch das Paradies vom Flammenschwert verschossen worden war. Der Heilige Geist gibt Zeugnis; denn Gleiches findet sich gern beisammen. Vom Himmel kommt das Zeugnis; von dort stammte ja auch der, dem das Zeugnis galt.
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14. Januar Hl. Priester und Martyrer Felix


Felix, ein Priester aus Nola, musste wegen seiner scharfen Predigten gegen den Götzendienst von den Ungläubigen vielerlei Unbilden erleiden und wurde sogar in den Kerker geworfen. Ein Engel befreite ihn aber des Nachts und befahl ihm, den Bischof Maximian von Nola aufzusuchen. Dieser fürchtete, er könne wegen seines Alters die Leiden der Verfolgung nicht aushalten, und hielt sich darum im Walde verborgen. Unter Gottes Führung kam Felix dorthin und fand den heiligen Bischof halbtot am Boden liegen. Er stärkte ihn, nahm ihn auf seine Schultern, trug ihn zu einer frommen Witwe und sorgte für seine Pflege. Als Felix aber wiederum gegen den gottlosen Götzendienst eiferte, wurde er hart bedrängt und musste fliehen. In einem engen Schlupfwinkel zwischen zwei Mauern hielt er sich versteckt. Der Zugang wurde zugleich von Spinnen mit ihren Fäden überzogen, und so kam keiner auf den Verdacht, daß da sich eben erst jemand versteckt habe. Darnach verbarg er sich drei Monate lang im Hause einer frommen Frau. Als aber die Kirche Gottes den Frieden wiedererlangte, kehrte er nach Nola zurück und bekehrte durch sein heiliges Beispiel, seine gelehrten Predigten und seine Wunder viele zum christlichen Glauben. Entschieden lehnte er das Bischofsamt dieser Stadt ab; er entschlief im Herrn und wurde bei Nola bestattet an dem Orte, der in Pincis heißt.
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hl. Hilarius 14. Januar

4-6 Lesung

Hilarius war aus vornehmem Geschlecht in Aquitanien geboren; er zeichnete sich aus durch Gelehrsamkeit und Beredsamkeit. Erst war er verheiratet; doch führte er schon damals ein Leben wie ein Mönch. Später wurde er wegen seiner besonderen Tugenden zum Bischof von Poitiers gewählt. Dieses Amt verwaltete er so treu, daß ihm von den Gläubigen das höchste Lob gespendet wurde. Als der Kaiser Konstantius die Katholiken, die nicht zur Partei der Arianer übertreten wollten, durch alle möglichen Schreckmittel, durch Beraubung ihrer Güter, Landesverweisung und durch jede Art von Grausamkeit belästigte, da stellte sich Hilarius den Arianern wie eine ganz feste Mauer entgegen und zog ihre ganze Wut auf sich. Er wurde lange verfolgt und schließlich durch die Ränke des Bischofs Saturnin von Arles auf der Synode von Beziers nach Phrygien verbannt. Dort erweckte er sogar einen Toten und schrieb zwölf Bücher über die Dreifaltigkeit gegen die Arianer. Vier Jahre später fand zu Seleucia, einer Stadt in Isaurien, eine Synode statt, und Hilarius wurde gezwungen, ihr beizuwohnen. Von da kam er nach Konstantinopel. Als er sah, wie dort der Glaube in der größten Gefahr war, forderte er in drei öffentlichen Schreiben eine Aussprache beim Kaiser, um sich öffentlich mit seinen Gegnern über den Glauben auseinanderzusetzen. Aber die arianischen Bischöfe Ursacius und Valens, die Hilarius in seinen Schriften widerlegt hatte, fürchteten sich vor seiner Gelehrsamkeit, wenn er ihnen persönlich gegenüberstehen würde, und redeten dem Konstantius zu, er solle ihn unter dem Vorwand, als wolle er ihn auszeichnen, wieder in sein Bistum einsetzen. Als Hilarius also vom Kampfe mit den Irrlehrern heimkehrte, ward er von der ganzen Kirche Galliens, wie der heilige Hieronymus schreibt, mit Jubel aufgenommen. In sein Bistum begleitete ihn Martinus, der später Bischof von Tours wurde. Dieser machte unter seiner Leitung große Fortschritte, wie seine spätere Heiligkeit beweist. Hilarius verwaltete von da ab in großem Frieden die Kirche von Poitiers; er brachte es fertig, daß ganz Gallien die gottlose Lehre der Arianer aufgab. Er verfasste viele Schriften voll wundersamer Gelehrsamkeit. Der heilige Hieronymus schreibt an Läta, man könne sie alle ohne die geringste Gefahr eines Irrrtums lesen; dabei gebraucht er die Worte: Die Bücher des Hilarius kann man ohne Anstoß lesen. Er wurde in den Himmel aufgenommen am 14. Januar des Jahres 369 n. Chr. unter den Kaisern Valentinian und Valens. Da er von vielen Kirchenvätern und Konzilien als ausgezeichneter Lehrer der Kirche gefeiert und als solcher in einigen Diözesen auch verehrt wurde, hat ihn schließlich auf Bitten der Bischofsversammlung von Bordeaux und auf Vorschlag der Ritenkongregation Papst Pius IX. als Lehrer der gesamten Kirche erklärt und bestätigt und zugleich angeordnet, daß an seinem Feste die Messe und das Stundengebet von den Kirchenlehrern von allen zu beten ist.
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2. Sonntag nach Epiphanie

Predigt des Hl. Johannes Chrysostomus
Jedesmal, wenn ich aus den Briefen des hl. Paulus vorlesen höre, wie dies jede Woche oft zweimal, ja dreimal und viermal geschieht, so oft wir eben das Andenken, der hl. Blutzeugen feiern, jedesmal jubele ich vor Freude beim Schalle dieser geistigen Posaune, ich werde angeregt und von Sehnsucht entflammt. Denn diese Stimme ist mir sehr vertraut und es ist mir, als sähe ich ihn vor mir stehen und hörte ihn selbst reden. Zugleich aber empfinde ich auch Betrübnis und Kummer darüber, daß nicht alle diesen Mann, so wie er es verdient, kennen; ja, einige kennen ihn so wenig, daß sie nicht einmal die Zahl seiner Briefe richtig wissen, daran ist aber nicht der Mangel an Unterricht schuldig, sondern die Tatsache, daß sie die Schriften dieses heiligen Mannes nicht beständig in Händen haben wollen. Auch ich verdanke mein Wissen, wenn ich überhaupt etwas weiß, nicht der guten Anlage und Fähigkeit des Geistes, sondern nur dem Umstande, daß ich aus Vorliebe für diesen Mann die Lesung seiner Schriften niemals unterlasse. Liebende kennen ja immer besser als andere die Taten ihrer Geliebten, weil sie eben dafür Interesse haben. Das sagt auch der Apostel selbst, wenn er an die Philipper schreibt: Es ist ja auch billig für mich, so von euch allen zu denken, weil ich euch im Herzen trage, da ihr alle sowohl in meinen Banden als in der Verteidigung und Befestigung des Evangeliums an meiner Freude teilgenommen habt. Wenn ihr also auf die Lesung eifrig bedacht sein wollt, dann braucht ihr sonst weiter nichts zu suchen. Denn wahr ist Christi Ausspruch: Suchet und ihr werdet finden: klopfet an und es wird euch aufgetan werden. Da aber viele von denen, die hier um uns versammelt sind, die Erziehung ihrer Kinder und die Sorge für Weib und Familie auf sich genommen haben und deshalb dieser Beschäftigung sich nicht ganz widmen können, so rafft euch wenigstens dazu auf, das aufzunehmen, was andere gesammelt haben, und mit der gleichen Aufmerksamkeit, die ihr verwendet, wenn es ums Geldverdienen geht, mit der gleichen hört euch das an, was ich euch vortrage. Wohl ist es fast eine Schande, nur das von euch zu verlangen, aber es ist doch wünschenswert, daß ihr wenigstens das tut.


Joh. 2, 1-11
Auslegung des Hl. Bischofs Augustinus:
Daß der Herr als Gast auf einer Hochzeit erschien, sollte uns, abgesehen von der mystischen Bedeutung, bestätigen, daß er die Ehe selbst eingesetzt hat. Denn nach den Worten des Apostels sollten Menschen aufstehen, welche die Ehe verwarfen und sie als etwas böses ausgaben, ja, als eine Erfindung des Teufels, der Herr hat aber doch selbst im Evangelium auf die Frage, ob man sein Weib aus irgendwelcher Ursache entlassen dürfe, geantwortet: Nur im Falle eines Ehebruches. Bei dieser Gelegenheit führte er, wie ihr euch erinnern werdet, hinzu: Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen. Wer im katholischen Glauben wohl unterrichtet ist, weiß, daß Gott die Ehe eingesetzt hat, und daß daher, wie die Verbindung von Gott, so die Scheidung vom Teufel stammt. Um des Ehebruches willen aber sich von seinem Weibe zu trennen, ist deshalb gestattet, weil sie zuerst nicht mehr Gattin sein wollte, da sie ihrem Mann die eheliche Treue brach. Aber auch jene, welche Gott ihre Jungfräulichkeit geloben, sind, obschon sie in der Kirche eine höhere Stufe an Ehre und Heilikeit innehaben, nicht ohne eine eheliche Bindung; denn sie gehören zu jenem Ehebund mit der ganzen Kirche, in welchem Christus der Bräutigam ist. Darum also nahm der Herr die Einladung zur Hochzeit an, um die eheliche Keuschheit zu festigen und um zu zeigen, daß die Ehe ein Sakrament ist. auch der Bräutigam auf dieser Hochzeit ist ein Bild des Herrn; zu ihm wurde auch gesagt: Du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt, denn den guten Wein hat Christus bis jetzt aufbewahrt, nämlich sein Evangelium,
Zuletzt geändert von Marion am Sonntag 15. Januar 2017, 11:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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15. Januar

Hl. Abt Maurus

Maurus war ein vornehmer Römer; er wurde von seinem Vater Eutychius schon als Knabe Gott geweiht und der Leitung des hl. Benedikt übergeben. In kurzer Zeit machte er mit der Gnade Gottes solche Fortschritte, daß selbst sein Lehrer darüber staunte. Dieser stellte ihn öfters vor den anderen Schülern als vorbildliches Muster klösterlicher Zucht und aller Tugenden hin. Von seinem bewunderswerten Gehorsam erzählt uns der heilige Papst Gregor aus seiner Jugendzeit folgendes Beispiel: Als der Mönch Placidus in den See gefallen war und von den Wellen mitfortgerissen wurde, lief Maurus auf Befehl des heiligen Vaters Benedikt schnell herbei, schritt über das Wasser hinweg, ergriff seinen Mitbruder bei den Haaren und zog ihn ans Land. Später sandte ihn der heilige Benedikt nach Gallien; dort errichtete er ein berühmtes Kloster und leitete es 40 Jahre lang; so hat er das Mönchsleben in wunderbarer Weise ausgebreitet. Berühmt durch Heiligkeiten und Wundertaten ging er schließlich in einem alter von über 70 Jahren in den Himmel ein im Jahre des Heils 565.

Der erste hl. Einsieder und Bekenner Paulus

Paulus, der Stifter und Lehrmeister der Einsiedler, wurde in der unteren Thebais geboren. Als er 15 Jahre alt war, verlor er seine Eltern. Um der Verfolgung des Dezius und Valerian zu entgehen und um Gott ungestörter dienen zu können, zog er sich in eine Höhle in der Wüste zurück. Eine Palme spendete ihm dort Nahrung und Kleidung; so lebte er bis zu seinem 113. Lebensjahr. Da wurde er auf Gottes Geheiß vom 90jährigen Antonius besucht.Obgleich sie sich vorher nie gekannt, begrüßten sie sich dennoch gegenseitig mit dem eigenen Namen und unterhielten sich lange über das Reich Gottes. Der Rabe, der vorher dem Paulus stets ein halbes Brot gebracht hatte, brachte an diesem Tage ein ganzes. Als der Rabe wieder weggeflogen war, sprach Paulus: Schau, der Herr hat uns ein Mittagsmahl geschickt; er ist doch wirklich gut und gnädig. Nun sind es schon 60 Jahre, daß ich täglich ein halbes Brot bekomme; heute, weil du da bist, hat Christus seinen Streitern die doppelte Portion geschickt. Sie aßen also unter Danksagung an einer Quelle ihr Brot. Als sie sich etwas gestärkt hatten, dankten sie dem Herrn von neuem, wie sie es gewohnt waren; auch die ganze Nacht verwandten sie zum Lobe Gottes. Am nächsten Morgen teilte Paulus dem Antonius mit, daß sein Tod nahe bevorstehe, und bat ihn, er möge ihm den Mantel holen, den er von Athanasius empfangen hatte, und seinen Leichnam darin einwickeln. Auf dem Rückwege sah dieser die Seele des Paulus, umgeben von den Scharen der Engel, der Propheten und Apostel, gen Himmel eilen. Als er in die Höhle des Heiligen kam, fand er den entseelten Leichnam mit erhobenem Haupte und ausgebreiteten Händen da knien. Er hüllte ihn in den Mantel und sang die bei der Bestattung von Christen üblichen Hymnen und Psalmen. Aber er hatte keinen Spaten, um ein Grab zu schaufeln. Da kamen aus dem Innern der Wüste zwei Löwen herbeigesprungen, die sich bei der Leiche des seligen Greises niedersetzten und, so gut sie konnten, Klage hielten, so, daß man es leicht verstehen konnte. Dann wühlten sie wie im Wettstreit mit ihren Krallen die Erde auf und machten eine Grube, die bequem die Leiche aufnehmen konnte. Dann verschwanden sie wieder. Antonius legte nun den heiligen Leichnam in dieses Grab, warf Erde darauf und errichtete nach christlicher Sitte einen Grabhügel. Den Mantel des Paulus aber, den dieser sich nach Art eines Korbes aus Palmblättern verfertigt hatte, nahm er mit und legte ihn an den Hochfesten Ostern und Pfingsten jedesmal an, solange er lebte.
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Marion
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Hl. Martina, Jungfrau und Märtyrerin - 30. Januar

4.-6. Lesung
Martina, eine römische Jungfrau, stammte aus vornehmem Geschlecht; ihr Vater war Konsul gewesen. Schon im zarten Alter verlor sie ihre Eltern. Aus brennender Liebe zu Christus teilte sie mit staunenswerter Freigebigkeit ihre reichen Güter an die Armen aus. Unter dem Kaiser Alexander wurde sie aufgefordert, die Götzen zu verehren; aber mit dem größten Freimut wies sie dieses gottlose Ansinnen zurück. Deshalb wurde sie wiederholt mit Ruten geschlagen, mit Hacken, eisernen Zangen und Scherbenstücken zerfleischt, mit scharfen Schwertern Glied für Glied zerhauen, mit siedendem Fett übergossen und schließlich zum Tod durch die wilden Tiere im Amphitheater verurteilt. Als sie aber durch Gottes Fügung unverletzt blieb, wurde sie auf einen brennenden Scheiterhaufen geworfen; doch auch hier blieb sie mit Gottes Hilfe unversehrt. Unter dem Eindruck dieses unerhörten Wunders nahmen einige von den Folterknechten, von der Gnade Gottes getrieben, den christlichen Glauben an und errangen nach vielen Peinen durch Enthauptung selbst die Marterpalme. Auf Martinas Gebet hin aber entstanden bald heftige Erdbeben, bald fiel unter heftigem Donner Feuer vom Himmel; Tempel stürzten ein und Götzenbilder wurden zertrümmert. Manchmal floß Milch mit Blut vermischt aus ihren Wunden und ihr Leib verbreitete einen ganz hellen Glanz und süßen Wohlgeruch; manchmal schien es, als säße sie auf einem königlichen Thron und stimme in die Lobgesänge der Heiligen mit ein. Über diese wunderbaren Ereignisse und besonders über ihre Standhaftigkeit geriet der Richter in Wut und er gab den Befehl, der Jungfrau das Haupt abzuschlagen. Als sie getötet wurde vernahm man eine Stimme vom Himmel, die sie in die ewige Heimat rief. Die ganze Stadt wurde von Erdbeben erschüttert, und viele Götzendiener bekehrten sich zum christlichen Glauben. Martina erlitt das Martyrium zur Zeit des Papstes Urban I.. Unter der Regierung des Papstes Urban VIII. wurde ihr heiliger Leib in ihrer alten Kirche nahe dem mamertinischen Kerker am Fuße des kapitolinischen Hügels zusammen mit den Reliquien der heiligen Blutzeugen Konkordius, Epiphanius und ihrer Gefährten aufgefunden; daraufhin wurde ihre Grabstätte schöner und würdiger hergerichtet und unter großem Andrang des Volkes und zur Freude der ganzen Stadt wurde sie dann an derselben Stätte wieder beigesetzt.
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ad-fontes
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

Beitrag von ad-fontes »

Hallo Marion,

vielen Dank für deine Mühen! :daumen-rauf:

Sag mal, hast du die Texte, die den Reset leider nicht überlebt haben, abgespeichert?

Wäre schön, wenn du die nochmal posten könntest..
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Marion
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

Beitrag von Marion »

Hl. Papst und Martyrer Marzellus I. 16. Januar

Marzellus stammte aus Rom; er war Papst von der Zeit des Konstantius und Galerius an bis zur Regierungszeit des Maxentius. Auf sein Zureden hin setzte Luzina, eine vornehme römische Frau, die Kirche Gottes zur Erbin aller ihrer Güter ein. Da in der Stadt die Zahl der Gläubigen immer mehr zunahm, errichtete er zu ihrem Besten neue Titelkirchen und schuf gleichsam neue Seelsorgsbezirke, damit diejenigen, die sich zur christlichen Religion bekehrten, die Taufe und die Buße empfangen und damit die Leichen der Märtyrer bestattet werden konnten. Darüber geriet Maxentius in Wut und er drohte dem Marzellus schwere Strafen an, wenn er nicht das päpstliche Amt niederlegen und den Götzen Opfer bringen würde. Da Marzellus aber um die unsinnigen Forderungen des Tyrannen sich nicht kümmerte, ließ dieser ihn in den Zwinger bringen, damit er die Pflege der wilden Tiere übernehme, welche dort auf Staatskosten unterhalten wurden. Hier verbrachte Marzellus unter stetem Fasten und Beten neun Monate; dabei leitete er die Gemeinden, die er persönlich nicht besuchen konnte, durch Briefe. Später befreiten ihn seine Geistlichen wieder und die hl. Luzina nahm ihn in ihr Haus auf. In ihrem Hause weihte er eine Kirche ein, welche heute noch den Namen des hl. Marzellus trägt; dort versammelten sich die Christen zum Gottesdienste und Marzellus selbst predigte dort. Als Maxentius dies erfuhr, ließ er die wilden Tiere aus ihrem Zwinger in diese Kirche bringen und befahl dem hl. Marzellus, für sie zu sorgen. Ob dieser greulichen Entweihung des heiligen Ortes und infolge der vielen Leiden entschlief er bald im Herrn. Sein Leib wurde von der hl. Luzina in der Grabstätte der Priscilla an der Salarischen Straße beigesetzt am 16. Januar. Er saß auf dem päpstlichen Throne 5 Jahre, 1 Monat und 25 Tage lang. Er schrieb einen Brief an die Bischöfe der Provinz von Antiochien über den Primat der römischen Kirche und wies darin nach, daß sie als das Haupt aller Kirchen bezeichnet werden muß. Darin steht auch geschrieben, daß ohne den römischen Papst keine Kirchenversammlung rechtmäßig stattfinden kann. Er weihte zu Rom im Monat Dezember 25 Priester, 2 Diakone und 21 Bischöfe für verschiedene Orte.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Thronbesteigung des hl. Apostels Petrus - 18. Jan.

Predigt des hl. Papstes Leo
Nachdem die zwölf Apostel durch den Heiligen Geist die Gabe, in allen Sprachen zu reden, empfangen hatten, verteilten sie die Länder unter sich, um ihnen das Evangelium zu bringen. Der hl. Petrus, der erste in der Reihe der Apostel, wurde für die Hauptstadt des römischen Reiches bestimmt. Das Licht der Wahrheit, das zum Heile aller Völker geoffenbart war, sollte auf diese Weise um so wirksamer vom Haupte aus über den ganzen Körper der Welt sich ergießen. Von welcher Nation gab es damals keine Vertreter in dieser Stadt? Welches Volk hätte nicht erfahren, was man in Rom lehrte? Hier mußten die Theorien der Philosophen widerlegt werden, hier mußte die eitle irdische Weisheit vernichtet, der Götzenkult beseitigt, alle falschen Opfer abgeschafft werden. Hier hatte man ja auch im blinden Aberglauben alles zusammengetragen, was irgendwo von irgendeiner falschen Religion eingeführt worden war. In diese Stadt also kamst du ohne Furcht, heiliger Apostel Petrus. Während dein ruhmvoller Mitapostel Paulus noch mit der Gründung anderer Kirchengemeinden beschäftigt war, gingst du hinein in diesen Wald voll wilder Tiere, betratest du diesen stürmischen, abgrundtiefen Ozean; mutiger tatest du es als damals, wo du auf dem Meere wandeltest. Schon hattest du die Völker belehrt, die vom Judentum zum Glauben gekommen waren; schon hattest du die Gemeinde zu Antiochia gegründet, wo zum ersten Male der ehrenvolle Namen Christen gebraucht wurde; schon hattest du in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien die Lehren und Satzungen des Evangeliums verkündet; nun trugst du, ohne an dem glücklichen Gelingen deines Werkes zu zweifeln, wohl wissend, welche Lebenszeit dir beschieden sein wird, das Siegeszeichen Christi hinein in die Hauptstadt der Römer; Ehre und Macht, aber auch ruhmvolles Leiden ging nach Gottes Anordnung dir dorthin voraus.


7. Lesung aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Kap. 16, 13-19
Auslegung des hl. Bischofs Hilarius:
Der Herr fragte seine Jünger, für wen die Leute ihn hielten; und er gebrauchte dabei den Ausdruck: Den Menschensohn. Daran müssen wir nämlich festhalten, daß wir ihn als Gottessohn und genauso auch als Menschensohn bekennen. Das eine ohne das andere gibt keine Hoffnung zum Heile. Nachdem sie also die verschiedenen Ansichten der Leute über ihn aufgezählt hatten, fragte er sie, was sie selbst über ihn dächten. Da antwortete Petrus: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Petrus hatte also den Sinn der Frage verstanden; denn der Herr hatte gefragt: Für wen halten die Leute mich, den Menschensohn? Daß er Sohn eines Menschen war, zeigte einen Blick auf seinen Körper. Aber dadurch, daß er dazusagte: Für wen haltet ihr mich, gab er zu verstehen, daß man außer dem, was man an ihm sah, noch etwas anderes beachten müsse. Er war doch ein Menschensohn. Was für eine Meinung und was für ein Urteil über sich wollte er also hören? Ich glaube nicht das, was er selbst von sich bekannt hatte, sondern es war etwas Verborgenes, nach dem er fragte: bis dahin sollte allerdings der Glaube seiner Jünger vordringen.


8. Lesung: Und Petrus hat für sein Bekenntnis wirklich einen würdigen Lohn erhalten, weil er in dem Menschen den Sohn Gottes gesehen hat. Selig ist der, dem das Lob zu Teil wird, daß er mehr als menschliche Augen wahrgenommen und gesehen hat. Nicht auf Fleisch und Blut richtete er seinen Blick, sondern auf Grund einer Offenbarung des himmlischen Vaters schaute er den Sohn Gottes. So wurde er würdig, das Göttliche, das in Christus war, zuerst zu erkennen. O du seliger Grundstein der Kirche! Ein neuer Name wurde dir sogar beigelegt! Du bist der Fels, würdig, daß die Kirche sich darauf erhebe! Du sollst die Gewalt der Hölle, die Pforten der Unterwelt und alle Fesseln des Todes sprengen! Du seliger Himmelspförtner! In deine Hand wurden die Schlüssel zum Himmelreiche gelegt, dein Richterspruch auf Erden soll schon im voraus Geltung im Himmel haben; was auf Erden gebunden oder gelöst worden ist, soll auch im Himmel im gleichen Sinn entschieden werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Jungfrau und Martyrin Priska 18. Jan.
Priska war eine vornehme Jungfrau aus Rom. Im Alter von 13 Jahren wurde sie unter der Regierung des Kaisers Claudius wegen ihres christlichen Glaubens angezeigt und auf dessen Befehl hin in den Apollotempel geführt, damit sie dort den Götzern opfere. Als sie diese Zumutung heldenmütig zurückwies, wurde sie mißhandelt und in den Kerker geworfen. Als man sie später wieder holte, beharrte sie wieder standhaft im Bekenntnis des Glaubens; da wurde sie grausam geschlagen, mit siedendem Fett übergossen und wieder in den Kerker zurückgebracht.Nach drei Tagen schleppte man sie in das Amphitheater und warf sie einem Löwen vor; doch dieser vergaß auf seine natürliche Wildheit und legte sich demütig zu ihren Füßen nieder. Da wurde sie wieder in den Kerker gebracht und erhielt drei lang Tage nichts zu essen. Hierauf wurde sie auf die Folter gespannt, mit Eisenkrallen zerfleischt und auf einen Scheiterhaufen geworfen, blieb aber wunderbarerweise vom Feuer verschont. Schließlich wurde sie außerhalb der Stadt enthauptet und errang so zur Palme der Jungfräulichkeit die Krone des Martyriums. Ihr Leib wurde an der Straße nach Ostia beim zehnten Meilenstein von den Christen am 18. Januar bestattet.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hll. Martyrer Marius, Martha, Audifax und Abachum 19. Januar
Marius, ein vornehmer Perser, kam zur Zeit des Kaisers Claudius mit seiner Gattin Martha, die ebenfalls von vornehmer Abkunft war, und seinen Söhnen Audifax und Abachum nach Rom, um die Begräbnisstätten der Blutzeugen zu verehren. Dort nahmen sie sich der Christen im Gefängnisse an, halfen ihnen mit Rat und Tat und bestatteten die Leichen der Heiligen. Deshalb wurden sie alle ergriffen und, da sie weder durch Drohungen, noch durch Schreckmittel sich bewegen ließen, den Göttern zu opfern, wurden sie zuerst mit Geißeln hart geschlagen, dann an Stricken in die Höhe gezogen, dann mit glühenden Platten gebrannt und mit eisernen Haken zerfleischt; zuletzt wurden ihnen die Hände abgehauen; mit Stricken um den Hals wurden sie dann mitten durch die Stadt geschleppt und an der Cornelischen Straße, 13 Kilometer von der Stadt, an der Stelle, die Nymphe heißt, niedergemacht; zuerst wurde Martha getötet; sie hatte ihren Mann und ihre Söhne eindringlich ermahnt, für den Glauben an Jesus Christus alle Martern zu ertragen; dann wurden auch die übrigen an derselben Stelle enthauptet. Ihre Leichen wurden ins Feuer geworfen. Felizitas, eine vornehme römische Frau, ließ sie halbverbrannt zusammen suchen und auf ihrem Landgut bestatten.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Papst Fabian u. Sebastian, Martyrer 20. Januar

Fabian, aus Rom, regierte die Kirche von der Zeit des Maximin an bis zur Regierungszeit des Dezius. Er verteilte die Stadtbezirke unter sieben Diakone, die sich der Armen annehmen sollten. Ferner stellte er ebenso viele Subdiakone auf, welche die von sieben Schreibern aufgezeichneten Märtyrerakten sammeln sollten. Ebenso ordnete er an, daß jedes Jahr am Gründonnerstag der alte Chrisam verbrannt und neuer geweiht werden soll. Schließlich wurde er in der Verfolgung des Dezius am 20. Januar mit der Märtyrerkrone geschmückt und in der Grabstätte des Kallistus an der appischen Straße beigesetzt. 15 Jahre und 4 Monate lang hatte er den päpstlichen Thron inne gehabt. Fünfmal erteilte er im Dezember die heiligen Weihen, und zwar weihte er 22 Priester, 7 Diakone und 11 Bischöfe für verschiedene Orte.
Sebastian stammte väterlicherseits aus Narbonne, mütterlicherseits aus Mailand. Wegen seiner vornehmen Abkunft und seiner Tüchtigkeit war er ein Liebling des Diokletian. Heimlich war er ein Christ und unterstützte als Führer der ersten Kohorte die Christen mit Rat und Tat. Wenn einer wegen allzu großer Marter den Mut verlieren wollte, ermunterte er ihn durch Zureden dermaßen, daß viele freiwillig sich für Jesus Christus den Henkern darboten. Zu diesen gehörten auch die Brüder Markus und Marzellianus, die zu Rom von Nikostratus in Verwahrung gehalten wurden. Dessen Frau Zoe erhielt auf die Fürbitte Sebastians die verlorene Sprache wieder. Als dies Diokletian vernahm, ließ er Sebastian rufen, erteilte ihm einen strengen Verweis und versuchte mit allen möglichen Mitteln, ihn vom Glauben an Christus abzubringen. Da er aber weder durch Versprechungen, noch durch Drohungen etwas erreichte, ließ er ihn an einen Pfahl binden und mit Pfeilen auf ihn schießen. Alle hielten ihn für tot und eine christliche Jungfrau namens Irene ließ ihn in der Nacht holen, um ihn zu bestatten. Da fand sie, daß er noch lebe, und sie pflegte ihn in ihrem Hause. In kurzer Zeit wurde er wieder gesund. Als er Diokletian begegnete, machte er ihm mit größter Freimütigkeit Vorwürfe wegen seiner Gottlosigkeit. Der Kaiser erschrak zunächst, als er ihn sah; denn er hatte ihn für tot gehalten. Dann aber geriet er über diesen unerhörten Vorfall und über die heftigen Vorwürfe Sebastians in Wut und ließ ihn so lange mit Ruten schlagen, bis er seinen Geist Gott zurückgab. Sein Leichnam wurde in eine Kloake geworfen. Lucina aber wurde von Sebastian im Schlafe belehrt, wo er liege und begraben sein wollte; daraufhin bestattete sie ihn bei den Katakomben; dort wurde zu Ehren des heiligen Sebastian eine berühmte Kirche erbaut.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Jungfrau und Martyrin Agnes 21. Januar
4. - 6. Lesung

Aus dem Buch des hl. Bischofs Ambrosius über die Jungfrauen:
Heute ist der Geburtstag einer Jungfrau; folgen wir ihr in ihrer Reinheit! Der Geburtstag einer Märtyrerin ist; wollen auch wir ein Opfer bringen! Heute ist der Geburtstag der heiligen Agnes; da sollen die Männer staunen, die Kleinen sollen nicht verzagen; staunen sollen die Ehefrauen, nachahmen sollen sie die Ehelosen. Wie können wir ihr ein würdiges Lob spenden, da schon ihr Name ein Lob bedeutet? Wir sehen bei ihr eine Opfergesinnung, weit über ihr Alter erhaben, eine Tugend, die die Menschennatur übersteigt. Mir will scheinen, sie habe nicht den Namen eines Menschen getragen, sondern einen Hinweis auf das Martyrium, auf das, was sie werden sollte. Die Bezeichnung Jungfrau deutet hin auf ihre Unschuld. Wenn ich sie aber Martyrerin nenne, dann sage ich damit alles. Umfassend groß ist dieses Lob; sie braucht es nicht zu suchen, sondern sie hat es jederzeit. Keiner verdient mehr sein Lob als der, der von allen gelobt werden kann. So viele Menschen gibt es, so viele Lobredner hat sie; die preisen sie als Martyrerin, so oft sie von ihr reden. In ihrem 13. Lebensjahr hat sie, so wird berichtet, das Martyrium erduldet. Wie verabscheuenswürdig ist diese Grausamkeit, die nicht einmal das zarte Kindesalter schonte! Wie groß ist andererseits die Kraft des Glaubens, für den schon das unmündige Alter Zeugnis gab! War denn überhaupt Platz für Marterwunden an ihrem zarten Leibe? Doch sie, die kaum Platz für Wunden hatte, hatte den Mut, alle Qualen zu überwinden. Unter den blutigen Händen der Henker blieb sie unerschrocken, und selbst bei dem fürchterlichen Gerassel der schweren Eisenketten blieb sie unerschüttert. Sie wußte noch nichts vom Tode, aber sie war bereit, dem Schwerte des wütenden Soldaten ihren Leib ganz zu überlassen, oder falls sie wieder Willen zu den Götzenaltären hingeschleppt würde, mitten unter den Flammen Christus ihre Arme entgegenzustrecken und auf dem schändlichen Scheiterhaufen den Sieg und den Thriumph des Heilandes nachzuahmen und Hals und Hände den eisernen Ringen darzureichen. Doch kein Kettenring konnte für ihre zarten Glieder passen. Ein solches Martyrium hatte man noch nicht erlebt! Noch zu jung für Martern und doch schon reif für den Sieg! Unfähig zum Kampfe, und dennoch schon der Siegeskrone würdig! Ein herrliches Muster der Tugend wurde sie, obwohl sie noch das Vorurteil der Jugend gegen sich hatte. Keine Braut würde so zum Brautgemache eilen, wie diese Jungfrau voll Freude über ihr Glück schnellen Schrittes zur Richtstätte eilte. Alle weinten, sie allein vergoß keine Tränen; viele wunderten sich, daß sie ihr Leben, das sie noch gar nicht genossen, nicht achtete und so leichten Herzens hingab, als ob sie seiner schon überdrüssig wäre. Alle waren voll Verwunderung, daß sie schon als Zeugin für Gott auftrat, sie, die sie wegen ihres Alters noch nicht Herrin über sich selbst sein konnte. Wie schrecklich gebärdete sich der Henker, um ihr Schrecken einzuflößen! Wie schmeichelte er ihr wieder, um sie zum Abfall zu verleiten. Wie viele wünschten, sie zur Hochzeit führen zu können! Doch sie erklärte: Es ist ein Unrecht gegen den Bräutigam, wenn er auf seine Auserwählte warten muß. Er, der zuerst mich erwählte, er soll mich besitzen! Henker, was zögerst du? Mein Leib mag zugrundegehen! Der kann so nur jenen Augen gefallen, denen ich nicht gefallen will. So stand sie da, betete, und dann beugte sie ihren Nacken. Eher würdest du den Henker zittern sehen, als wäre er das Schlachtopfer; eher würdest du seine Rechte beben, sein Angesicht erbleichen sehen vor Angst um ihr Leben, als daß die Jungfrau Angst zeigte. So habt ihr also bei einem Opfer ein doppeltes Martyrium, eines für die Jungfräulichkeit und eines für den Glauben. Jungfrau blieb sie und erlangte dazu das Martyrium.
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3. Sonntag nach Erscheinung

Matth. 8, 1 - 13
Hl. Hieronymous:
Als der Herr vom Berge herabstieg, kam ihm eine große Volksmenge entgegen; diese kann sich zur Höhe nicht aufschwingen. Zuerst begegnete ihm ein Aussätziger; denn mit seinem Aussatze konnte er die lange Rede des Heilandes auf dem Berge nicht anhören. Hier ist zu beachten, daß dieser zuerst, und zwar gesondert, geheilt wurde, hierrauf der Knecht des Hauptmannes, sodann die fieberkranke Schwiegermutter des Petrus in Kapharnaum, und zuletzt die von böesen Geistern geplagten, deren Teufel er mit seinem Wort austrieb, als er auch alle übrigen Bresthaften heilte. Und siehe, ein Aussätziger kam, betete ihn an und sprach. Ganz passend bietet sich nach der Predigt und Lehre Gelegenheit zu einem Wunderzeichen; so konnte durch ein mächtiges Wunder die eben gehörte Rede vor den Zuhörern bekräftigt werden. Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen! Wer so um das Willen bittet, zweifelt nicht am Können. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will, sei rein. Sobald der Herr die Hand ausstreckte, wich der Aussatz. Achte auch darauf, wie einfach und schmucklos die Antwort ist. Jener hatte gesagt: Wenn du willst; der Herr erwiderte: Ich will. Jener hatte zuvor gesagt: Du kannst mich reinigen. Der Herr knüpft daran an und spricht: Sei rein! Man darf also nicht, wie viele Lateiner meinen, die Worte verbinden und lesen: Ich will dich reinigen, sondern man muss die Wörter auseinanderhalten; zunächst sagt er: Ich will, und dann befahl er: Sei rein. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, daß du es niemandem sagst. Wozu war es auch notwendig, mit Worten zu verkünden, was er an seinem Leibe deutlich zur Schau trug. Sondern gehe hin, zeige dich dem Priester. Aus verschiedenen Gründen schickte er ihn zu dem Priester. Zuerst aus Demut, damit man sehe, daß er den Priestern Erfurcht erweist; denn es war vorgeschrieben im Gesetze, daß alle, welche vom Aussatze rein geworden, den Priestern eine Gabe opfern sollten. Ferner, daß sie, wenn sie den vom Aussatze gereinigten sehen würden, entweder an den Erlöser glaubten oder nicht glaubten; wenn sie glaubten, sollten sie gerettet sein; wenn sie aber nicht glaubten, sollten sie keine Entschuldigung mehr haben. Und zugleich, damit es nicht den Anschein erwecke, als übertrete er das Gesetz; das machten sie ihm ja oft genug zum Vorwurf.

Hl. Augustinus:
Der Grund, weshalb der Apostel an die Galater schrieb, ist dieser: Sie sollten erkennen, daß es das Werk der Gnade sei, daß sie nicht mehr unter dem Gesetze stünden. Denn nachdem ihnen die Gnade des Evangeliums verkündet worden war, da fehlte es bei ihnen nicht an solchen aus dem Judentum, welche zwar den Namen Christi trugen, aber die Wohltat dieser Gnade nicht zu würdigen wussten und noch unter der Bürde des Gesetzes leben wollten, das Gott der Herr nicht denen auferlegt hatte, die der Gerechtigkleit, sondern denen, die der Sünde dienen; denn er gab ein gerechtes Gesetz ungerechten Menschen, um ihre Sünden zu offenbaren, nicht um sie hinwegzunehmen. Die Sünde kann ja nur durch die Gnade des Glaubens, der in der Liebe tätig ist, hinweggenommen werden. Jene nun wollten also die Galater, die schon unter dieser Gnade standen, auch dem Joche des Gesetzes unterwerfen und stellten die Behauptung auf, das Evangelium nütze ihnen nichts ohne die Beschneidung und die Beobachtung aller Vorschriften des jüdischen Gesetzes. Und sie hatten schon angefangen, den Apostel Paulus, von dem ihnen das Evangelium verkündet worden war, zu verdächtigen, als befolge er nicht den gleichen Grundsatz wie die übrigen Apostel, welche die Heiden zum jüdischen Gesetz verpflichteten. Dieselbe Frage wird auch im Briefe an die Römer berührt. Doch scheint ein Unterschied zu bestehen, insofern als er dort den Streit selbst schlichtet und beilegt, der zwischen den Juden- und Heidenchristen entstanden war, die erstern meinten nämlich, die Gnade des Evangeliums sei ihnen auf Grund der Verdienste ihrer bundesgesetzlichen Werke zuteil geworden, und sie wollten nicht, daß diese Gnade auch den Unbeschnittenen gegeben werde, weil sie ihrer unwürdig wären; die andern aber wollten sich gegenüber den Juden, den Mördern des Herrn, den Vorzug geben. In diesem Briefe dagegen schreibt er an die, welche schon verwirrt waren durch das Auftreten der Judenchristen, die sie zur Beobachtung des Gestzes zwingen wollten.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Anastasius, Märtyrer 22. Januar
6. Lesung
Anastasius stammte aus Persien und war Mönch. Unter dem Kaiser Heraklius machte er eine Pilgerfahrt ins Heilige Land und erduldete um des christlichen Glaubens willen zu Cäsarea in Palästina standhaft Kerkerhaft und Geißelung. Bald darauf wurde er auch von den Persern aus demselben Grunde auf vielfache Weise gemartert und auf Befehl des Königs Chosroas mit 70 anderen Christen enthauptet. Seine Überreste wurden zuerst nach Jerusalem gebracht, in das Kloster, in dem er das Mönchsleben begonnen hatte, später wurden sie nach Rom übertragen und im Kloster beim Salvischen Brunnen beigesetzt.

Hl. Vinzenz, Märtyrer
Vinzenz war in Oska im diesseitigen Spanien geboren; er widmete sich von frühester Jugend an eifrig dem Studium und wurde von Bischof Valerius von Saragossa in die heiligen Wissenschaften eingeführt. An seiner Stelle verkündete er auch das Evangelium, weil der Bischof wegen eines Sprachfehlers das Predigtamt nicht ausüben konnte. Dies wurde dem Dacian gemeldet, der von Diokletian und Maximian mit der Leitung der Provinz betraut worden war. Daraufhin wurde Vinzenz in Saragossa festgenommen und gebunden zu Dacian nach Valencia gebracht. Dort wurde er vor einer großen Menschenmenge gegeißelt und auf der Folter gepeinigt. Aber er ließ sich durch keine Qualen, weder durch Strenge noch durch Milde von seiner Überzeugung abbringen. Darum wurde er über glühende Kohlen auf einen Rost gelegt, wurde mit eisernen Krallen zerfleischt, mit glühenden Platten versengt und dann wieder in den Kerker geführt. Darin war der Boden mit Spitzen Scherben bestreut; so sollte sein nackter Leib, wenn er vom Schlaf überwältigt wurde, auch noch von den spitzen Scherben zerschnitten werden. Während er aber in diesem finsteren Kerker saß, erschien ein helles Licht und erleuchtete das ganze Gefängnis. Alle, die es sahen, staunten. Der Kerkermeister berichtete es dem Dacian. Da ließ dieser Vinzenz aus dem Kerker holen und auf weiche Kissen betten und er suchte ihn nun durch alle möglichen Genüsse zum Abfall zu verleiten, nachdem er ihn durch grausame Qualen nicht hatte gewinnen können. Vinzenz aber blieb unbeugsam und überwand in der Kraft des Glaubens und in der Hoffnung auf Jesus Christus alles. Als er das Feuer, das Schwert und unermeßliche Folterqualen überstanden hatte, ging er als Sieger in den Himmel ein, am 22. Januar. Sein Leichnam blieb unbeerdigt liegen; ein Rabe beschützte ihn mit seinen Krallen, seinem Schnabel und mit den Flügeln wundersam gegen Raubvögel und gegen einen Wolf. Als Dacian dies erfuhr, ließ er ihn ins Meer werfen. Aber auch da wurde er durch Gottes Fügung wieder an Land getrieben; daraufhin bestatteten ihn die Christen.
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Hl. Bekenner Raymund von Pennafort 23. Januar
4. - 6. Lesung
Der heilige Raymund stammte aus der vornehmen Familie von Penafort zu Barcelona. Schon als Kind, als er kaum in den Anfangsgründen der christlichen Religion unterwiesen war, versprach er auf Grund seiner hervorragenden geistigen und körperlichen Anlagen etwas großes zu werden. In seiner Jugend oblag er in seiner Vaterstadt den weltlichen Wissenschaften. Dann begab er sich nach Bologna und widmete sich dort mit großem Eifer den Übungen der Frömmigkeit, sowie dem Studium des Kirchen- und Staatsrechtes. Dort erwarb er sich auch die Doktorwürde und hielt dann unter dem größten Beifall seiner Zuhörer Vorlesungen über das kanonische Recht. Der Ruf seiner Tugenden verbreitete sich weithin. Als Bischof Berengar von Barcelona von Rom in sein Bistum zurückkehrte, reiste er über Bologna, um Raymund zu besuchen, und er erreichte durch inständige Bitten, daß Raymund mit ihm in seine Heimat ging. Bald darauf erhielt er dort die Würde eines Kanonikus und Propstes und wurde für die ganze Geistlichkeit und das Volk ein Vorbild an Sittenreinheit, Bescheidenheit, Gelehrsamkeit und Freundlichkeit. Der allerseligsten Jungfrau Maria war er mit besonderer Liebe zugetan und förderte ihre Verehrung, soviel er konnte. In seinem 45. Lebensjahre legte er im Predigerorden die feierlichen Gelübde ab. Wie ein neueingetretener Soldat übte er sich nun in jeder Tugend, besonders in der Liebe zu den Armen und zu den von den Ungläubigen gefangenen Christen. Auf sein Zureden hin bestimmte der heilige Petrus Nolascus, dessen Beichtvater er war, sein ganzes Vermögen für diesen gottgefälligen Zweck. Da erschien diesem und ebenso auch dem heiligen Raymund und dem König Jakob I. von Aragonien die allerseligste Jungfrau und versicherte ihnen, es werde ihr und ihrem göttlichen Sohne eine große Freude sein, wenn ihr zu Ehren eine religiöse Genossenschaft gegründet werde, die sich der Befreiung der gefangenen Christen aus der Sklaverei der Ungläubigen widme. Daraufhin berieten sie sich miteinander und gründeten zusammen den Orden der heiligen Jungfrau Maria zur Erlösung der Gefangenen. Der heilige Raymund verfaßte bestimmte Lebensregeln, die der Aufgabe dieses Ordens vollkommen angepaßt sind. Einige Jahre später erreichte er bei Gregor IX. auch deren Bestätigung. Dieser bestimmte auch den genannten heiligen Petrus zum ersten Vorsteher dieses Ordens und bekleidete ihn mit eigenen Händen mit dem Ordensgewand. Der erwähnte Papst Gregor berief Raymund nach Rom und ernannte ihn zu seinem Kaplan, Pönitentiar und Beichtvater. Im Auftrag dieses Papstes sammelte er die Verordnungen der römischen Päpste, die in den verschiedenen Konzilien und Dekreten zerstreut waren, und stellte sie im Buche der Dekretalien zusammen. Den Bischofssitz von Tarragona, den ihm der gleiche Papst anbot, lehnte er ganz entschieden ab. Ebenso legte er das Amt des Generals des ganzen Predigerordens, das er zwei Jahre lang in heiligster Weise verwaltet hatte, freiwillig nieder. Er veranlaßte den König Jakob von Aragonien, die heilige Inquisition in seinem Reiche einzuführen. Er wirkte viele Wunder. Das berühmteste davon ist folgendes: Als er von der Insel Mallorka nach Barcelona zurückkehren wollte, breitete er seinen Mantel auf das Wasser und legte darauf den Weg von 160 Meilen in sechs Stunden zurück; dann kam er bei verschlossenen Türen in sein Kloster. Schließlich entschlief er, fast 100 Jahre alt, reich an Tugenden und Verdiensten, im Herrn, im Jahre des Heiles 1275. Clemens VIII. nahm ihn unter die Zahl der Heiligen auf.

Hl. Emerentiana 23. Januar
9. Lesung
Emerentiana war eine römische Jungfrau; sie war zusammen mit der hl. Agnes aufgezogen worden. Schon als Taufkandidatin besaß sie einen feurigen Glaubensmut und eine glühende Liebe zu Christus. Als sie den Götzendienern, die gegen die Christen wüteten, heftige Vorwürfe machte, wurde sie von der gereizten Volksmenge gesteinigt. Wärend der Steinigung betete sie noch. So wurde sie am Grabe der hl. Agnes in ihrem eigenen Blute, das sie mutig für Christus vergoß getauft und gab Gott ihre Seele zurück.
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Hl. Timotheus, Bischof und Märtyrer 24. Januar
4.-6. Lesung

Thimotheus stammte aus Lystra in Lycaonien; sein Vater war ein Heide, seine Mutter eine Jüdin. Er hatte sich schon zum christlichen Glauben bekehrt, als der Apostel Paulus in diese Gegend kam. Wegen des Rufes der Heiligkeit, den er allgemein genoß, nahm ihn der Apostel als Reisegefährten mit; wegen der Juden aber, die sich zu Christus bekehrt hatten und die wußten, daß der Vater des Timotheus ein Heide war, ließ er ihn beschneiden. Als sie nach Ephesus kamen, wurde er daselbst vom Apostel zum Bischof geweiht und mit der Leitung dieser Kirche betraut. Der Apostel richtete an ihn zwei Sendschreiben, das eine von Laodicea, das andere von Rom aus; dadurch wurde er in seinem oberhirtlichen Amt sehr ermutigt. Er wollte nicht länger dulden, daß vor den Götzenbildern Opfer dargebracht wurden, wie sie nur dem einen Gott gebührten, und versuchte darum, das Volk von Ephesus, das der Diana vor ihrem berühmten Standbild opferte, von diesem Götzendienst abzubringen . Daher wurde er gesteinigt. Dem Tode nahe, wurde er von den Christen noch gerettet und auf einem Berg, nahe bei der Stadt gebracht; dort entschlief er im Herrn am 24. Januar.

Predigt des hl. Bischofs Augustinus:
Der Triumphtag des heiligen Märtyrers Timotheus ist heute für uns im jährlichen Kreislauf der Feste wiedergekehrt; und wie die Kirche über seine Verherrlichung sich freut, so stellt sie uns auch sein nachahmenswürdiges Beispiel vor; denn: Wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch mit ihm verherrlicht werden. Bei diesem glorreichem Kampfe müssen wir vorzüglich auf zwei Dinge achten, nämlich auf die verhärtete Grausamkeit der Peiniger und auf die unbesiegbare Geduld der Blutzeugen, auf die Grausamkeit der Peiniger, um sie zu verabscheuen; auf die Geduld der Blutzeugen, um sie nachzuahmen. Höre, wie der Psalmist diese Bosheit verwirft: Erzürne Dich nicht über die Bösen; denn wie Gras verdorren sie schnell. Daß wir aber Geduld beweisen müssen gegen die Bösen, dazu ermahnt uns der Apostel, wenn er spricht: Geduld ist euch nötig, daß ihr die Verheißung erlanget.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Bekehrung des hl. Apostel Paulus 25. Januar
Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Heute wurde aus der Apostelgeschichte vorgelesen, wie der Apostel Paulus aus einem Verfolger der Christen zu einem Apostel Christi wurde. Christus warf den Verfolger zu Boden, um ihn zu einem Lehrer der Kirche zu machen. Er schlug ihn, um ihn zu heilen; er tötete ihn, um ihn zu beleben. Das Lamm wurde von den Wölfen zerrissen, nun macht es selbst aus Wölfen Lämmer. So war es in der bekannten Weissagung, als der Patriarch Jakob seine Söhne segnete - er sprach zu den Anwesenden, schaute dabei aber in die Zukunft -, von Paulus vorhergesagt. Paulus war, wie er selbst bezeugt, aus dem Stamm Benjamin. Als Jakob beim Segen über seine Söhne zu Benjamin kam, sagte er von ihm: Ein räuberischer Wolf ist Benjamin.Wie? Ein räuberischer Wolf für immer? Nein! Sondern einer, der morgens Beute macht und abends sie zum Essen austeilt. Das ist an dem Apostel Paulus in Erfüllung gegangen, so wie es auch von ihm vorhergesagt war. Hören wir nun, wie er des Morgens nach Beute auszog und am Abend sie zum Essen verteilte. Die Ausdrücke morgens und abends sind hier gleichbedeutend mit vorher und nachher. Wir müssen es daher so auffassen: Zuerst wird er Beute machen, nachher sie austeilen. Nun schaut zunächst auf den Räuber: Saulus, so heißt es, erbat sich Briefe von den Hohepriestern und zog aus, um alle Christen, die er fände, zu den Priestern zu schleppen, damit sie bestraft werden. Er ging hin, schnaubend vor Wut und Mord; das ist also das: er zog des Morgens nach Beute aus. Auch als Stephanus gesteinigt wurde, der erste Blutzeuge Christi, da war Saulus dabei, und zwar war er bei der Steinigung so ganz dabei, daß es ihm nicht genügt hätte, bloß mit seinen Händen Steine auf ihn zu werfen. Um nämlich mit den Händen aller, die ihn steinigten, Steine werfen zu können, verwahrte er die Kleider aller und wütete so nur noch grimmiger, indem er allen half, als wenn er nur mit seinen Händen Steine geworfen hätte. Wir haben nun gehört, wie er des Morgens nach Beute auszog; nun wollen wir auch sehen, wie er sie am Abend zum Essen austeilte. Christi Stimme vom Himmel warf ihn zu Boden und verbot ihm, weiter zu wüten; da fiel er auf sein Angesicht. Er mußte erst niedergeworfen, dann aufgerichtet, erst geschlagen, und dann geheilt werden.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Hl. Polykarp, Bischof und Märtyrer - 26. Januar

Aus dem Buch des hl. Priesters Hieronymus über die Kirchenschriftsteller:

Polykarp war ein Schüler des Apostels Johannes und wurde von ihm zum Bischof von Smyrna bestellt. Er war das Oberhaupt von ganz Asien, weil er einige von den Aposteln, und von denen, die den Herrn gesehen, zu Lehrern gehabt und gekannt hatte. Wegen einiger Fragen über den Tag der Osterfeier kam er nach Rom; es war zur Zeit des Kaisers Antonius Pius, als Anizet die Kirche von Rom leitete. Dort führte er viele Christen, die sich von Marzion und Valentin hatten täuschen lassen, zum wahren Glauben zurück. Als ihm zufällig Marzion begegnete und ihn fragte: Kennst du uns? da antwortete er: Ja, ich kenne den Erstgeborenen des Teufels. Später wurde er unter der Regierung des Markus Antonius und Lucius Aurelius Kommodus, in der 4. Christenverfolgung nach Nero, in Smyrna vom Prokonsul auf stürmisches Verlangen des ganzen, im Amphitheater versammelten Volkes zum Feuertode verurteilt. Er schrieb einen sehr lehrreichen Brief an die Philipper, der noch heute in den Kirchen Asiens öffentlich vorgelesen wird.
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