Niels hat geschrieben: ↑Donnerstag 10. Januar 2019, 07:15
Warum wurde die Oktav von Epiphanie eigentlich abgeschafft?
Der hochwürdige Pater Bugnini, seit 1948, und namentlich 1955-56, für den Engelgleichen Hirten als der Große Abschaffer unterwegs, weiß es!
Er schreibt in seinem Heft
De rubricis ad simpliciorem formam redigendis - Commentarium ad decretum S.R.C. diei 23 Martii 1955, editio altera emendata et aucta (!), erschienen als Nr. 7 in der Bibliotheca "Ephemerides Liturgicae", Rom 1955, S. 25, zu den abzuschaffenden Oktaven:
Reductio octavarum ab omnibus desiderata [!], est conformis spiritui instaurationis a Pio X [!] inceptae, quippe quae vult imminuere vel eliminare additiones superfluas vel nimis onerosas [!].
Also: Die Verringerung der Oktaven ist von allen erwünscht (nur nebenbei: ich kenne verschiedene, deren Meinung damals nicht gefragt wurde) und stimmt mit dem Geiste der von Pius X. angesetzten Reform überein (der Papst wird nicht als
beatus oder
sanctus bezeichnet, was er 1955 doch war, auch Pius V. ist kurz vorher nur Pius V. nicht S. Pius V.!). Ziel dieser Reform ist es, so der hochwürdige Pater weiter, unnütze und lästige Hinzufügungen zu verringern oder auszumerzen.
Eine Oktav, die seit dem 4. Jahrhundert nachweislich existiert (die rangmäßig geringere Weihnachtsoktav ist geschlagene zwei Jahrhunderte jünger) als
superflua und
onerosa zu bezeichnen, und dies gar als dem Geiste der Reform des hl. Pius X. konform auszugeben, das nenne ich
splendide mendax. Eine Unverfrorenheit. Nicht des Paters letzte.
Es geht noch weiter:
Insuper, octavae a fidelibus hodie minime intelliguntur. Post diem festum, vita civilis incipit rursus sicut antea et spiritus religiosus debilior non amplius permittit ut per octo dies fervor, suscitatus quadam sollemnitate, fervescat.
Klar: Otto und Thusnelda Kapiernix im Kirchenschiff verstehen heute keineswegs, was eine Oktave ist!
Wenn das keine schlagende Beweisführung ist! Wenn einer was nicht versteht, dann schaffen wir es ab. (Man sieht, der hochwürdige Pater hat eine hohe Meinung des "mündigen Laien"!)
Denn nach dem Festtag fängt das Berufsleben wieder an, und die geringere Frömmigkeit ermöglicht es nicht länger, daß der religiöse Eifer, nachdem er durch die Feierlichkeit entfacht wurde, auch während acht Tage anhält.
So! Also statt, eben durch den Erhalt der Oktav, die Frömmigkeit zu nähren, geschieht das genaue Gegenteil.
Nebenbei: die Oktav als liturgische Feier, gerade auch im Stundengebet, betrifft in erster Linie den brevierbetenden Klerus, der sich in das vergangene Festgeheimnis immer mehr vertieft. Sie ist eine, Gott verherrlichende, öffentliche achttägige Feierlichkeit der Kirche, sie dient nicht in erster Linie der Belehrung der Gläubigen. Sonst könnte man ja grundsätzlich an allen Wochentagen, wenn
vita civilis incipit rursus sicut antea, jegliche Liturgie einstellen.
Aber das Schönste kommt noch, der Schlußsatz:
Octava vel octavarium manet in devotione populari cum piis et devotis exercitiis, quae libenter possunt iter suum pergere.
Wie bitte?
"Die Oktav bleibt in der Volksfrömmigkeit bestehen mit frommen Übungen, und das kann man ruhig weiter laufen lassen" (wie gnädig!)
Soeben sagte der fromme Pater aber doch noch, daß der verringerte religiöse Eifer eine achttägige Feier nicht weiter ermöglichte, und begründete damit die liturgische Abschaffung. Jetzt auf einmal soll es doch eine auf die Oktav bezogene Volksfrömmigkeit geben, die weiter bestehen darf, acht Tage lang!
Volksfrömmigkeit als Auslaufmodell, aber bitte nicht liturgisch. Denn für die Liturgie als solche hatte der hochwürdige Pater noch hehre Pläne
in petto, wie wir seit 1969 wissen.
Principiis obsta!
Weg mit den Bugnini-Reformen, ab 1948!