iustus hat geschrieben:cantus planus hat geschrieben:Kann man beispielsweise die körperliche Komponente der Jungfräulichkeit Mariens ablehnen, "ohne den katholischen Glauben zu beeinträchtigen"?
Nein. Aber das tut Müller auch nicht (
http://www.news4press.com/Meldung_67229.html).
Ja, der Artikel erklärt vieles richtig, rechtfertigt Müllers Aussage natürlich überhaupt nicht.
Christoferuswerk hat geschrieben:„Es geht nicht um abweichende physiologische Besonderheiten in dem natürlichen Vorgang der Geburt - wie etwa die Nichteröffnung der Geburtswege, die Nichtverletzung des Hymen und der nicht eingetretenen Geburtsschmerzen - sondern um den heilenden und erlösenden Einfluß der Gnade des Erlösers auf die menschliche Natur, die durch die Ursünde ‚verletzt’ worden war.“
Zunächst ist festzuhalten, daß der Autor hier erläutert, worum es beim Virgo-Dogma wesentlich geht; er hat "physiologische Besonderheiten" aber dadurch keineswegs bestritten, sondern lediglich eine gewisse Akzentsetzung vorgenommen.
Zudem sind eben gerade die "Details" ohnehin nicht dogmatisiert worden. Wo bleibt also die angebliche "Ketzerei"?
Wir lesen klar: "Es geht
nicht um [...],
sondern um [...¨]. Wenn das keine klare Leugnung ist, weiss ich es auch nicht. Deutlicher kann ein Ausschluss, und zwar ein vollkommener!, gar nicht formuliert werden. Der Kontext - den zu berücksichtigen die Müller-Verteidiger wie eine Schallplatte mit Sprung permanent wiederholen - macht die Sache darüberhinaus nicht besser. Bemerkenswerterweise erklärt ja auch dieser Text nicht, was der Kontext an dem oben zuerst zitierten Satz ändert.
Dass die konkreten physischen Besonderheiten nicht dogmatisiert sind, hat nie jemand bestritten und das ist auch nicht das Thema. Hier wird pompös bewiesen, was nicht zu beweisen war.
Dann wird es jedoch vollkommen grotesk:
Christoferuswerk hat geschrieben:Dazu kommt, daß Gerhard L. Müller diese "Katholische Dogmatik" geschrieben hatte, als er noch nicht Bischof, sondern Theologieprofessor war; in diesem Berufszweig neigen viele zu weniger "kirchenamtlich" klingenden Ausdrucksweisen, was man nicht überbewerten muß, zumal wenn es um einen einzigen Satz in einem umfangreichen Werk von 922 Seiten geht.
Ein Theologieprofessor und ein Bischof vertreten also inhaltlich (!) unterschiedliche Lehrämter? Und wenn man nur ausschweifend genug über etwas redet, ist eine blanke Leugnung keine solche mehr?
Ich könnte jetzt noch mehr zitieren und auseinandernehmen, aber es ist der Mühe nicht wert. Der Text enthält viele lesenswerte Aussagen und Zitate, jedoch ist er nicht ansatzweise in der Lage, die problematischen Stellen in Müllers Dogmatik zu erklären und zu rechtfertigen.
Dass der Erzbischof selber, statt mit einem einzigen Satz(!) klarzustellen, was klarzustellen ist, statt dessen viele Sätze von sich gibt und sich hartnäckig weigert, seine Aussagen zu präzisieren (und das noch mit Formulierungen, aus der reine Arroganz spricht), spricht ebenfalls Bände.
Warum sagt der Erzbischof nicht: "Es lag mir fern, eine physische Besonderheit bei der Geburt unseres Herrn Jesus Christus zu bestreiten. Ich bedauere, wenn ich an dieser Stelle missverständlich formuliert habe"? Mehr ist nicht notwendig. Kardinal Joseph Ratzinger hat vor Jahren die Grösse gehabt, die entsprechende Stelle, die bei ihm umstritten war (Jungfrauengeburt → "Mythos") in einem folgenden Buch mit einfachen Worten zu präzisieren. Für einen echten Wissenschaftler ist das auch keinerlei Problem. Für den Glaubenspräfekten selbst sollte es eine blanke Selbstverständlichkeit sein.
Das sieht ja auch Frau Küble, oder wer auch immer im Names des Christoferuswerks diesen Artikel verfasst hat, ein:
Daß glaubenstreue Theologen dann mitunter deutlicher formulieren, wenn sie hohe kirchliche Ämter übernehmen, leuchtet ein, denn dann tragen sie eine andersgeartete, weil "amtliche" Verantwortung.
Abgesehen von dem erneuten Trugschluss, dass ein Bischof zwar in der Tat ein qualitativ anderes Lehramt im kirchlichen Sinne ausübt als ein Theologe, was aber keinesfalls eine inhaltliche Abweichung von der katholischen Glaubenslehre begründen kann, ist es - wie dargelegt - kein Problem für den Glaubenspräfekten, jetzt die Präzisierung seiner Aussagen vorzunehmen. Der Satz wäre nicht komplizierter zu formulieren als die unerhörte Aussage, er müsse nicht auf jede dämliche Frage eingehen.
Im Kreuzgang findet seine Exzellenz jetzt sogar eine Vorlage.
Dann wird wieder der Ott als Beleg angeschleppt, der aber eben nicht zum Vergleich mit Müllers Aussage taugt: dort wird benannt, was zu benennen ist; und nichts behauptet, was die Kirche nicht aus guten Gründen offen gelassen hat. An den Ott'schen Aussagen gibt es eben nichts zu beanstanden.