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Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Mittwoch 25. November 2009, 09:38
von cantus planus
Ein interessantes Dokument und ein schöner Kommentar: http://www.summorum-pontificum.de/texte/paul_vi_1.shtml

Bemerkenswert die Tatsache, dass hier klar zu sehen ist, dass die neue Liturgie geschaffen wurde, um die seit 1955 einreißenden liturgischen Mißbräuche zu legalisieren (vgl. Liturgische Bewegung). Deutlich wird aber auch das Bemühen Pauls VI. um Kontinuität. Die Zeit hat leider gezeigt, dass er geirrt hat. Die Veränderung der Lehre gerade im Bezug auf die Hl. Messe und die Sakramente ist evident.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Mittwoch 25. November 2009, 19:21
von Korbinian
Das ist wirklich ein interessantes Schriftstück!! Danke für den Hinweis! :klatsch:

Besonders interessant erscheinen ja die Punkte 6 und 7, die Punkt über den Gehorsam:
"Wir müssen es uns angelegen sein lassen, sie freudigen Herzens anzunehmen und exakt, einheitlichen Sinnes und sorgfältig in die Praxis umzusetzen."
Das ist ja wohl vieler Orts nicht passiert... Und deswegen wird dieser Ordo jetzt eigentlich von keinem mehr angenommen. Entweder man zieht die alte Messe vor oder man verändert den neuen Ordo nach eigenem Gutdünken. Ich kenne so gut wie keinen Ort oder Priester, der nicht irgendetwas verändert. Ich meine, dass das abgesehen von der Gestalt des Ordos auch keine Grundlage sein kann.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Mittwoch 25. November 2009, 19:40
von Leguan
Der interessantere Text wird noch folgen.
In dem Paul VI. ankündigt, daß Latein und Choral rausgeworfen werden, und die Frommen große Probleme mit dem Novus Ordo haben werden.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 17:39
von new
http://www.summorum-pontificum.de/texte/paul_vi_2.shtml

Ist jawohl der Hammer. Sowas hat ein regierender Papst geschrieben!

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 17:46
von cantus planus
Anbetracht dessen wundert einen der Wildwuchs nicht. Der war beabsichtigt, wie man auch von alten Priestern, die das miterleben mussten, bestätigt bekommt. (Ich glaube, Lupus hatte hier auch schon etwas dazu gesagt.)

Wir sehen deutlich, was für eine große Arbeit vor Benedikt XVI. liegt. Beten wir für den Heiligen Vater, dass es ihm gelinge, die schlimmsten Auswüchse zu beseitigen, und die rechte Ordnung wieder herzustellen!

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 17:48
von Niels
Ich bin schon einigermaßen geschockt; ich lese das zum ersten Mal.
cantus planus hat geschrieben:Beten wir für den Heiligen Vater, dass es ihm gelinge, die schlimmsten Auswüchse zu beseitigen, und die rechte Ordnung wieder herzustellen!
:ja:

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 17:57
von taddeo
new hat geschrieben:http://www.summorum-pontificum.de/texte/paul_vi_2.shtml

Ist jawohl der Hammer. Sowas hat ein regierender Papst geschrieben!
Gesagt. Gesagt hat er es, ob er es auch selber geschrieben hat, ist die Frage.

Wenn man solche Texte heute zu Gesicht bekommt (und ich gestehe, ich habe den Text noch nie gesehen), dann tut man sich allerdings bei allem guten Willen extrem schwer, wenigstens im liturgischen Bereich noch von einer "Hermeneutik der Kontinuität" auszugehen. Der Bruch scheint allzu offensichtlich und geradezu absichtlich und sehenden Auges herbeigeführt worden zu sein. Wobei aus diesen Äußerungen auch klar wird, daß die Bruchlinie nicht zwischen dem Konziltext und der Tradition verläuft, sondern zwischen der realen Umsetzung der Liturgiereform und der Tradition.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 18:21
von Libertas Ecclesiae
Vor diesem Hintergrund lese ich die Aussage Benedikts XVI., der alte Messordo sei niemals abgeschafft worden, nun mit etwas anderen Augen:
Benedikt XVI. hat geschrieben:Demgemäß ist es erlaubt, das Messopfer nach der vom sel. Johannes XXIII. promulgierten und niemals abgeschafften Editio typica des Römischen Messbuchs als außerordentliche Form der Liturgie der Kirche zu feiern.
Motu proprio "Summorum Pontificum" vom 7. Juli 27

Niemals abgeschafft!

Fast klingt "Summorum Pontificum" wie eine (verspätete) Antwort auf diese Ansprache Pauls VI.

Lest doch bitte einmal beide Texte parallel, das ist doch der Wahnsinn:

http://www.summorum-pontificum.de/texte/motu.shtml

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 19:00
von taddeo
Wenn man liest, mit welch drastischem Worten Paul VI. den Gehorsam der Priester und Gläubigen einfordert, um diese Reformliturgie durchzuboxen, dann wundert es einen allerdings gar nicht mehr, daß die noch vor der Liturgiereform geweihten und dann "reformierten" Pfarrer, die heute noch in den Pfarreien wüten (aber gottlob langsam biologisch reduziert werden) gar so militant an ihrem Sche** - sorry, Unfug festhalten: "et antiquum documentum novo cedat ritui". Für die ist das womöglich tatsächlich nichts anderes als der unbedingte Gehorsam gegenüber Papst und Kirche, in dem sie noch erzogen worden sind und dem sie sich bis heute verpflichtet fühlen.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 19:15
von Libertas Ecclesiae
Besonders bestürzend empfinde ich die Ausführungen Pauls VI. zur Aufgabe des Latein und der Grgorianik:
Die Einführung der Umgangssprache wird sicher ein großes Opfer für diejenigen bedeuten, die die Schönheit, die Kraft und die ausdrucksstarke Sakralität des Latein kennen. Wir geben die Sprache der christlichen Jahrhunderte auf und treten wie weltliche Eindringlinge in den bisher der heiligen Sprache vorbehaltenen Bezirk ein. Wir werden einen großen Teil jenes großartigen und unvergleichlichen künstlerischen und spirituellen Gebildes, der Gregorianik, verlieren.
Das ist für uns in der Tat ein Grund des Bedauerns, ja sogar fast der Bestürzung. Was können wir an die Stelle jener Sprache der Engel setzen? Wir geben etwas auf, das unermeßlichen Wert besitzt. Was könnte noch kostbarer sein als diese erhabensten Werte unserer Kirche?
Meine Güte, warum nur??? :erschrocken:

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 19:17
von Leguan
taddeo hat geschrieben:
new hat geschrieben:http://www.summorum-pontificum.de/texte/paul_vi_2.shtml

Ist jawohl der Hammer. Sowas hat ein regierender Papst geschrieben!
Gesagt. Gesagt hat er es, ob er es auch selber geschrieben hat, ist die Frage.

Wenn man solche Texte heute zu Gesicht bekommt (und ich gestehe, ich habe den Text noch nie gesehen), dann tut man sich allerdings bei allem guten Willen extrem schwer, wenigstens im liturgischen Bereich noch von einer "Hermeneutik der Kontinuität" auszugehen. Der Bruch scheint allzu offensichtlich und geradezu absichtlich und sehenden Auges herbeigeführt worden zu sein. Wobei aus diesen Äußerungen auch klar wird, daß die Bruchlinie nicht zwischen dem Konziltext und der Tradition verläuft, sondern zwischen der realen Umsetzung der Liturgiereform und der Tradition.
Ich kannte den Text schon länger (und hatte ihn auch schon mal verlinkt). Vielleicht wird jetzt etwas verständlicher, warum ich das Gerede von der Kontinuität für Wunschdenken halte, und die sogenannte "Reform der Reform" für vergebliche Liebesmüh.
Der Novus Ordo ist eben bewußt nicht in Kontinuität erschaffen und eingeführt worden, sondern um radikal mit der Tradition der Kirche zu brechen.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 19:25
von Libertas Ecclesiae
@ Leguan
Benedikt XVI. hat geschrieben:Es ist nicht angebracht, von diesen beiden Fassungen des Römischen Meßbuchs als von „zwei Riten“ zu sprechen. Es handelt sich vielmehr um einen zweifachen Usus ein und desselben Ritus.
http://www.summorum-pontificum.de/texte/brief.shtml
Benedikt XVI. hat geschrieben:Das von Paul VI. promulgierte Römische Messbuch ist die ordentliche Ausdrucksform der "Lex orandi" der katholischen Kirche des lateinischen Ritus. Das vom hl. Pius V. promulgierte und vom sel. Johannes XXIII. neu herausgegebene Römische Messbuch hat hingegen als außerordentliche Ausdrucksform derselben "Lex orandi" der Kirche zu gelten, und aufgrund seines verehrungswürdigen und alten Gebrauchs soll es sich der gebotenen Ehre erfreuen. Diese zwei Ausdrucksformen der "Lex orandi" der Kirche werden aber keineswegs zu einer Spaltung der "Lex credendi" der Kirche führen; denn sie sind zwei Anwendungsformen des einen Römischen Ritus.
http://www.summorum-pontificum.de/texte/motu.shtml

Hervorhebung durch mich, LE

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 19:32
von taddeo
Leguan hat geschrieben:Ich kannte den Text schon länger (und hatte ihn auch schon mal verlinkt). Vielleicht wird jetzt etwas verständlicher, warum ich das Gerede von der Kontinuität für Wunschdenken halte, und die sogenannte "Reform der Reform" für vergebliche Liebesmüh.
Der Novus Ordo ist eben bewußt nicht in Kontinuität erschaffen und eingeführt worden, sondern um radikal mit der Tradition der Kirche zu brechen.
Naja. Kommt drauf an, wie man es sieht.

Der Text erklärt mit der Brechstange, wie und warum es zu dem skandalösen Zustand der Liturgiereform kommen konnte. Ein Bruch der liturgischen Praxis mit der Tradition wurde nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern bewußt und - wie Du richtig sagst - radikal durchgepeitscht.

Allerdings scheint mir gerade vor diesem Hintergrund das Vorgehen von Papst Benedikt das einzig richtige: Er führt die Liturgiereform wieder auf ihre Grundfesten zurück: auf die echte Tradition und den alten Ritus und davon ausgehend auf die Texte des Konzils, nicht auf deren "Geist" oder Interpretation. Papstansprachen bei Audienzen sind gottlob keine Akte der kirchlichen Gesetzgebung, Konzilstexte schon. Auch in den Gesprächen mit der FSSPX wird es nur um diese "amtlichen" Dokumente gehen können und nicht um die von Schwachköpfen daraus abgeleiteten Mißbräuche, die auch für den Papst außer Frage stehen dürften. Schon die Feststellung von "Summorum Pontificum", daß der alte Ritus nie abrogiert worden sei, war so eine formaljuristische Finte, die sich schlichtweg auf das Kirchengesetz berief und den tatsächlichen Zustand der Kirche ignorierte, um ihm nicht noch den Anschein einer Legitimation zu verleihen. Der Papst tut quasi so, als habe es die argumentativen Fehlleistungen seines Vorgängers nicht gegeben. Zusammen mit der Vorbildfunktion, die die päpstliche Liturgie allmählich wieder annimmt, könnte das langsam, aber sicher schon funktionieren.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 20:02
von incarnata
Paul VI. hatte sich offenbar in der Hoffnung gewogen,dass sich an den wesentlichen Glaubensinhalten,die dem Volk via Liturgie vermittelt werden nichts ändert,selbst wenn man die Art des liturgischen Betens total ändert,da Liturgie ja gelebter Glaube ist.Er setzte darauf dass genügend grundkatholisches Wissen im Volke ist,so dass dieses auch die neuen Formen im alten Sinne interpretieren bzw. dank der jetzt benutzten Muttersprache das Zentrum der Liturgie tiefer verstehen könne
.Dem war aber offensichtlich nicht so;die grosse Masse lief modernistischen Interpretationen nach; viele,denen die neue Form schlicht ästhetisch zu primitiv war,die aber auch keine tiefe Gottesbeziehung hatten meldeten sich einfach ab und betraten fortan keine Kirche mehr ,wenn der novus ordo gelesen wurde,worauf der Rest ihres Gebetslebens auch bald versackte;die Minderheit,die zutiefst aufgerührt war und sich wehren wollte,um ihren Glauben zu erhalten sammelte sich um Lefebvre.
Da erschrak der Papst und sprach vom Rauch Satans,der in die Kirche eingedrungen sei.Er traute sich aber nicht bzw. war wohl auch nicht fähig ,nochmal die Notbremse zu ziehen,zumal ihm angesichts der Reaktion der Welt auf "humanae vitae" schon genug Steine in den Weg geworfen worden waren.So zog er sich auf ein stilles Sühneleiden zurück,soll ja Bussgürtel auf der Haut getragen haben,obwohl er durch seine Arthrose eh schon viele Schmerzen hatte.Die Welt kriegte davon allerdings nichts mit,da er nicht der Mann war,sich und sein Leiden als Mittel des Dienstes an der Kirche in Szene zu setzen,wie es Johannes Paul II später getan hat

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 20:11
von Leguan
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:@ Leguan
Benedikt XVI. hat geschrieben:Es ist nicht angebracht, von diesen beiden Fassungen des Römischen Meßbuchs als von „zwei Riten“ zu sprechen. Es handelt sich vielmehr um einen zweifachen Usus ein und desselben Ritus.
http://www.summorum-pontificum.de/texte/brief.shtml
Benedikt XVI. hat geschrieben:Das von Paul VI. promulgierte Römische Messbuch ist die ordentliche Ausdrucksform der "Lex orandi" der katholischen Kirche des lateinischen Ritus. Das vom hl. Pius V. promulgierte und vom sel. Johannes XXIII. neu herausgegebene Römische Messbuch hat hingegen als außerordentliche Ausdrucksform derselben "Lex orandi" der Kirche zu gelten, und aufgrund seines verehrungswürdigen und alten Gebrauchs soll es sich der gebotenen Ehre erfreuen. Diese zwei Ausdrucksformen der "Lex orandi" der Kirche werden aber keineswegs zu einer Spaltung der "Lex credendi" der Kirche führen; denn sie sind zwei Anwendungsformen des einen Römischen Ritus.
http://www.summorum-pontificum.de/texte/motu.shtml

Hervorhebung durch mich, LE
Ja, und?
Der Papst weiß selber, daß er sich da was zusammendefiniert, was nicht der Realität entspricht. Das hat er selber als Kardinal ausführlich beschrieben. Er sieht sich ob seines Amtes gezwungen so zu handeln (und ich verüble ihm das gewiß nicht). Aber bloß weil es der Papst so schreibt, ändert dies nicht die Realität, die er selbst akkurat beschrieben hatte.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 20:17
von Leguan
taddeo hat geschrieben: Allerdings scheint mir gerade vor diesem Hintergrund das Vorgehen von Papst Benedikt das einzig richtige: Er führt die Liturgiereform wieder auf ihre Grundfesten zurück: auf die echte Tradition und den alten Ritus und davon ausgehend auf die Texte des Konzils, nicht auf deren "Geist" oder Interpretation.
Wenn man einen Ast absägt, hat man totes Holz. Wenn man Leben will, muß man am Stamm beginnen und nicht am abgesägten Ast.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 20:23
von taddeo
Leguan hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben: Allerdings scheint mir gerade vor diesem Hintergrund das Vorgehen von Papst Benedikt das einzig richtige: Er führt die Liturgiereform wieder auf ihre Grundfesten zurück: auf die echte Tradition und den alten Ritus und davon ausgehend auf die Texte des Konzils, nicht auf deren "Geist" oder Interpretation.
Wenn man einen Ast absägt, hat man totes Holz. Wenn man Leben will, muß man am Stamm beginnen und nicht am abgesägten Ast.
Ist der alte Ritus nicht der Stamm (bzw. die Wurzel), aus dem sowohl der Ast mit den liturgischen Reformanstößen der Konzilskonstitution als auch der Wildling der unkonziliaren Ritusreform erwachsen sind? Ist es nicht richtig, daß Papst Benedikt genau dort ansetzt?

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 20:38
von Leguan
taddeo hat geschrieben:Ist der alte Ritus nicht der Stamm (bzw. die Wurzel), aus dem sowohl der Ast mit den liturgischen Reformanstößen der Konzilskonstitution als auch der Wildling der unkonziliaren Ritusreform erwachsen sind? Ist es nicht richtig, daß Papst Benedikt genau dort ansetzt?
In meinen Augen ist der Novus Ordo nicht aus dem alten Ritus erwachsen. Das ist ja gerade das, was ich verargumentieren will, denn das scheint mir der Kern dieser Sache zu sein.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 20:52
von taddeo
Leguan hat geschrieben:In meinen Augen ist der Novus Ordo nicht aus dem alten Ritus erwachsen.
Naja, im Grunde doch schon, das wird man nicht bestreiten können. Bei allen Änderungen erkennt man immer noch den römischen Ritus. Aber es ist eben ein Wildtrieb, kein Edeltrieb, der Frucht bringt.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 21:07
von Libertas Ecclesiae
Leguan hat geschrieben:Ja, und?
Der Papst weiß selber, daß er sich da was zusammendefiniert, was nicht der Realität entspricht. Das hat er selber als Kardinal ausführlich beschrieben. Er sieht sich ob seines Amtes gezwungen so zu handeln (und ich verüble ihm das gewiß nicht). Aber bloß weil es der Papst so schreibt, ändert dies nicht die Realität, die er selbst akkurat beschrieben hatte.
Prof. Spaemann hat dazu eine interessante Aussage gemacht. Das, was der Papst damit zum Ausdruck bringen wolle, habe eher normativen denn beschreibenden Charakter. Der Novus Ordo muss also neu normiert werden, und zwar im Geist der Tradition. Es ist keine Beschreibung der Realität, wie wir sie tagtäglich erleben, denn die ist in der Tat eine andere.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 21:49
von taddeo
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Leguan hat geschrieben:Ja, und?
Der Papst weiß selber, daß er sich da was zusammendefiniert, was nicht der Realität entspricht. Das hat er selber als Kardinal ausführlich beschrieben. Er sieht sich ob seines Amtes gezwungen so zu handeln (und ich verüble ihm das gewiß nicht). Aber bloß weil es der Papst so schreibt, ändert dies nicht die Realität, die er selbst akkurat beschrieben hatte.
Prof. Spaemann hat dazu eine interessante Aussage gemacht. Das, was der Papst damit zum Ausdruck bringen wolle, habe eher normativen denn beschreibenden Charakter. Der Novus Ordo muss also neu normiert werden, und zwar im Geist der Tradition. Es ist keine Beschreibung der Realität, wie wir sie tagtäglich erleben, denn die ist in der Tat eine andere.
Das wollte ich mit meiner obigen Feststellung auch sagen (man verzeihe, wenn ich mich hier selber zitiere):
taddeo hat geschrieben:Schon die Feststellung von "Summorum Pontificum", daß der alte Ritus nie abrogiert worden sei, war so eine formaljuristische Finte, die sich schlichtweg auf das Kirchengesetz berief und den tatsächlichen Zustand der Kirche ignorierte, um ihm nicht noch den Anschein einer Legitimation zu verleihen. Der Papst tut quasi so, als habe es die argumentativen Fehlleistungen seines Vorgängers nicht gegeben. Zusammen mit der Vorbildfunktion, die die päpstliche Liturgie allmählich wieder annimmt, könnte das langsam, aber sicher schon funktionieren.
Joseph Ratzinger ist jetzt nicht mehr Kardinal, der nur Zustände beschreiben und beklagen könnte, sondern Papst, der Recht setzen kann. Und er weiß dies offensichtlich zu nutzen. Er normiert kraft seines Amtes, daß die bisherigen Zustände nicht den Normen der Tradition entsprechen, und geht mit großer Bedachtsamkeit daran, die Liturgie zu re-formieren, also zu ihrer eigentlichen Form zurückzuführen.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 22:37
von Sempre
Diese Ansprache ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Meine Kinnlade hängt am unteren Anschlag. Solches aus dem Munde eines Stellvertreters des Herrn. Meinetwegen bedurfte es keines weiteren Beweises, dass Erzbischof Lefebvre ein Heiliger ist.

Gruß
Sempre

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 22:47
von Bernado
Leguan hat geschrieben:
Der Papst weiß selber, daß er sich da was zusammendefiniert, was nicht der Realität entspricht. Das hat er selber als Kardinal ausführlich beschrieben. Er sieht sich ob seines Amtes gezwungen so zu handeln (und ich verüble ihm das gewiß nicht). Aber bloß weil es der Papst so schreibt, ändert dies nicht die Realität, die er selbst akkurat beschrieben hatte.
Ich denke, hier hilft es, zwei Realitäten auseinander zu halten: Die historische und die juristische. Liturgiehistorisch ist der Bruch unübersehbar: Der Novus Ordo ist nicht mehr der lateinische Ritus, sondern eine Mischung aus allen möglichen riten und ein paar freie Erfindungen dazu. Mit seinen Hunderten von Variationsmöglichkeiten widerspricht er letztlich sogar dem Begriff des Ritus oder des Ordo selbst, der ja eine gewisse Verbindlichkeit und Unwandelbarkeit impliziert.
Juristisch kann man das anders sehen: Wenn der Papst als Gesetzgeber sagt, der Ritus der lateinischen Kirche hat zwei Formen nach den Messbüchern von 1962 und 1970, dann ist das einfach so - rechtlich.

Mit dieser Rechtsfiktion hat der Papst es vermieden die Anhänger der Tradition - etwa als eigene Rituskirche - aus dem Kreis der lateinischen Weltkirche herauszudrängen und in die Nachbarschaft der Melkiten oder Syro Malankaren zu versetzen - die zwar sehr ehrenwert sind, aber keinen Einfluss auf das Geschehen in der Weltkirche ausüben. Jetzt ist der alte Ritus mitten drin und macht sich als beunruhigendes Element auch immer stärker bemerkbar.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 22:50
von Libertas Ecclesiae
Sempre hat geschrieben:Diese Ansprache ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Meine Kinnlade hängt am unteren Anschlag. Solches aus dem Munde eines Stellvertreters des Herrn. Meinetwegen bedurfte es keines weiteren Beweises, dass Erzbischof Lefebvre ein Heiliger ist.

Gruß
Sempre
Schau Dir das einmal an, ein Ausschnitt aus dem Film "Katholiken" aus dem Jahr [Punkt]

http://www.gloria.tv/?media=496

Einfach [Punkt]

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 23:39
von anneke6
IRL währe bei diesem Gegenwind schon alles umgeweht. :)

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Donnerstag 26. November 2009, 23:54
von cantus planus
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Diese Ansprache ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Meine Kinnlade hängt am unteren Anschlag. Solches aus dem Munde eines Stellvertreters des Herrn. Meinetwegen bedurfte es keines weiteren Beweises, dass Erzbischof Lefebvre ein Heiliger ist.

Gruß
Sempre
Schau Dir das einmal an, ein Ausschnitt aus dem Film "Katholiken" aus dem Jahr [Punkt]

http://www.gloria.tv/?media=496

Einfach [Punkt]
Der Film wurde hier übrigens schonmal thematisiert: viewtopic.php?p=24842#p24842
Er ist auf jeden Fall sehenswert! Und mittlerweile erschreckend realistisch. :ja:

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Freitag 27. November 2009, 00:14
von Sempre
@Bernado

Der Link auf Eurer Seite zum übersetzten englischen Text auf EWTN ist nicht korrekt:
falsch: http://www.ewtn.com/library/PAPALDOC/P66911126.HTM
richtig: http://www.ewtn.com/library/PAPALDOC/P6691126.HTM

Gruß
Sempre

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Freitag 27. November 2009, 19:15
von Sempre
Libertas Ecclesiae hat geschrieben:Schau Dir das einmal an [...] Einfach [Punkt]
Antwort im Strang zum Film.

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Samstag 28. November 2009, 11:54
von Novize
Hier ein Beitrag zur Thematik "Vierzig Jahre Novus Ordo".

http://www.kathnews.de/content/index.ph ... ovus-ordo/

Von Dr. Gero P. Weishaupt, Offiziall eines Bistums der Niederlande.

Herzliche Grüße
Euer Novize

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Sonntag 29. November 2009, 17:15
von Libertas Ecclesiae
In der Süddeutschen Zeitung vom 28. November hat Alexander Kissler einen Beitrag zum 4. Jahrestag der Einführung der Liturgiereform und zum Aufschwung der Alten Messe veröffentlicht.
Alexander Kissleri hat geschrieben:In der „Süddeutschen Zeitung“ vom 28. November frage ich anlässlich des 4. Jahrestages des Inkrafttretens der katholischen Liturgiereform: Ist sie gescheitert?
http://www.alexander-kissler.de/15..html

Kann man diesen Artikel irgendwo online nachlesen?

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Sonntag 29. November 2009, 21:35
von FranzSales
Nach Benedikt wird die Reform im Geiste des II. Vat. Konzils fortgesetzt werden. Das ist im Moment nur eine integralistische Reaktion.
Die immer noch zu starke Opferbetonung wird verschwinden. Die Priester der Eucharistie (dh. die Laien und teilweise auch der beauftragte Vorsteher) werden das geweihte Brot im Kreis herumreichen und Gemeinschaft haben.
Die noch verbliebenen Anbetungsteile müssen reformiert werden. Im Zeitalter des mündigen Christen ist dies nicht mehr zeitgemäß. Um unsere getrennten jüdischen, muslimischen, buddistischen Mitbrüder nicht unnötig zu belasten, ist auch auf trinitarische Formeln zu verzichten. Dieser Ausfluss des Hellenismus ist in der Feier des Brotbrechens auszumerzen.

Wir gehen einer glänzenden Zukunft entgegen! :chinese:

Re: Vor vierzig Jahren: Paul VI. kündigt NOM an

Verfasst: Sonntag 29. November 2009, 21:38
von Petra
FranzSales hat geschrieben:Nach Benedikt wird die Reform im Geiste des II. Vat. Konzils fortgesetzt werden. Das ist im Moment nur eine integralistische Reaktion.
Die immer noch zu starke Opferbetonung wird verschwinden. Die Priester der Eucharistie (dh. die Laien und teilweise auch der beauftragte Vorsteher) werden das geweihte Brot im Kreis herumreichen und Gemeinschaft haben.
Die noch verbliebenen Anbetungsteile müssen reformiert werden. Im Zeitalter des mündigen Christen ist dies nicht mehr zeitgemäß. Um unsere getrennten jüdischen, muslimischen, buddistischen Mitbrüder nicht unnötig zu belasten, ist auch auf trinitarische Formeln zu verzichten. Dieser Ausfluss des Hellenismus ist in der Feier des Brotbrechens auszumerzen.

Wir gehen einer glänzenden Zukunft entgegen! :chinese:
Das ist viel zu pessimistisch.