Lesungen aus dem alten Brevier

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Marion
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Himmelfahrt

Markus 16, 14-20
Auslegung des hl. Papstes Gregor
Daß die Jünger erst nach langem Zögern an die Auferstehung des Herrn glaubten, war nicht so sehr eine Schwäche von ihnen, als vielmehr, wenn ich mich so ausdrücken darf, für die Zukunft eine Stärkung unseres Glaubens. Denn wegen ihres Zweifelns wurde die Auferstehung durch zahlreiche Erscheinugen ihnen bewiesen; wenn wir davon lesen und daran glauben, was ist das anders, als daß wir durch ihre Zweifel im Glauben befestigt werden? Maria Magdalena die schnell glaubte, hat uns weniger genützt als Thomas, der lange zweifelte. Denn er durfte wegen seiner Zweifel die Wundmale des Herrn berühren und nahm so die Wunde des Zweifels aus unserem Herzen. Um die wirkliche Auferstehung unseres Herrn euch klarzumachen, müssen wir auch beachten, was Lukas berichtet: Er aß mit ihnen und befahl ihnen, von Jerusalem nicht wegzugehen; und kurz danach: Er ward vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. Achtet auf jedes Wort und denkt an seinen tiefen Sinn! Er aß mit ihnen und ward emporgehoben; er speiste und stieg empor; durch den Genuß von Speise sollte die Wirklichkeit seines Leibes bewiesen werden. Markus aber berichtet, daß der Herr, bevor er sich in den Himmel erhob, die Jünger wegen ihrer Herzenshärte und ihres Unglaubens getadelt hat. Was sollen wir hierbei anderes denken, als daß der Herr deswegen die Jünger tadelte, bevor er dem Leibe nach von ihnen schied, damit die Worte, die er beim Abschied sprach, um so fester in den Herzen der Zuhörer eingeprägt blieben? Nun wollen wir noch hören, welche Mahnung er ihnen gab, nachdem er ihnen ihre Herzenshärte verwiesen hatte. Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen. Wie, meine Brüder, sollte denn das Evangelium auch den leblosen Dingen oder den vernunftslosen Tieren gepredigt werden? Er sagte ja seinen Jüngern: Predigt allen Geschöpfen. Doch mit diesem Ausdruck: alle Geschöpfe, ist der Mensch gemeint. Der Mensch hat mit jedem Geschöpf etwas gemeinsam. Er hat das Sein mit den Steinen, das Leben mit den Pflanzen, das Empfinden mit den Tieren und das Denken mit den Engeln gemeinsam. Wenn also der Mensch mit jedem Geschöpf etwas gemeinsam hat, so ist der Mensch in gewissem Sinne ein jedes Geschöpf. Allen Geschöpfen wird also das Evangelium gepredigt, wenn es dem Menschen allein gepredigt wird.
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Hl. Jungfrau Pudentiana

Die Jungfrau Pudentiana war eine Tochter des Pudens aus Rom. Nach dem Tode ihrer Eltern verkaufte sie in ihrem staunenswerten Eifer für den christlichen Glauben zusammen mit ihrer Schwester Praxedes ihr väterliches Erbgut und verteilte den Erlös an die Armen; sie selbst diente dem Herrn mit Fasten und Beten. Unter ihrem Einfluß ließ sich ihre ganze Familie, im ganzen 96 Personen, von Papst Pius taufen. Da Kaiser Antoninus den öffentlichen Gottesdienst der Christen verboten hatte, feierte Papst Pius im Hause der Pudentiana mit den Christen das heilige Opfer. Sie nahm sie gütig auf und sorgte für alles, was sie zum Leben notwendig hatten. Inmitten dieser christlichen Liebestätigkeit ereilte sie der Tod. Sie wurde im Grabe ihres Vaters im Cömeterium der Priszilla an der Salarischen Straße beigesetzt am 19. Mai.
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Montag in der Oktav der Himmelfahrt des Herrn
Lesung 4-6
Predigt des hl. Johannes Chrysostomus

Als Christus zum Himmel auffuhr, brachte er dem Vater die Erstlinge unserer Natur dar. Der Vater blickte mit Bewunderung auf diese Gabe, einerseits wegen der Würde dessen, der sie darbrachte, andererseits auch wegen der Makellosigkeit der Gabe selbst. Er nahm die Gabe bei der Hand, führte sie zu seinem Throne, ja, was noch mehr ist, er setzte sie zu seiner Rechten. Wir wollen sehen wer der ist, der hören durfte: Setze dich zu meiner Rechten! und was für eine Natur es war, zu der Gott sagte: Teile mit mir meinen Thron! Es ist jene Natur, die einst das Wort hören mußte: Du bist Staub, und sollst wieder zu Staub werden. Es war ihm nicht genug, in die Vollkommenheit des Himmels einzuziehen und bei den Engeln zu sein. Er drang vielmehr in den Himmel ein, stieg empor über die Cherobim, erhob sich über die Seraphim und machte nicht eher Halt, als bis er den Thron des Herrn erreicht hatte. Bedenke doch, welch ein Abstand ist zwischen Himmel und Erde, ja, wie weit die Hölle von der Erde entfernt ist, wie weit es ist im Himmel bis zu den obersten Sphären, von da bis zu den Engeln, bis zu den höchsten Mächten, bis zum Throne Gottes selbst! Über all das wurde unsere Natur emporgehoben; der Mensch, der so tief gefallen war, daß er nicht tiefer hätte sinken können, wurde zu einem so erhabenen Throne emporgehoben, daß er nicht mehr höher steigen konnte. Das meint auch Paulus, wenn er sagt: Der hinabstieg, ist derselbe, der auch hinauffuhr. Und wiederum. Er stieg herab auf die Erde hier unten und stieg empor über alle Himmel. Merkt euch also, wer da aufgefahren ist und welche Natur erhoben wurde! Ich verweile gern bei diesem Gegenstand. Wenn wir an das ganze Menschengeschlecht denken, dann können wir nur staunen über die Güte Gottes, der eine solche Ehre und Herrlichkeit unserer Natur verliehen hat. Heute sah man sie erhöht über alles andere; heute sahen sie Engel und Erzengel, wie unsere Natur auf dem Throne des Herrn in unvergänglicher Herrlichkeit glänzte.
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Dienstag in der Oktav der Himmelfahrt des Herrn
Predigt des hl. Bischofs Maximus

Meine Lieben! Ihr erinnert euch, wie ich den Erlöser mit jenem Adler verglichen habe, von dem wir im Psalme lesen: die Jugend erneuert sich wie die des Adlers. Zwischen beiden besteht tatsächlich eine nicht geringe Ähnlichkeit. Wie der Adler die Erde unten liegen läßt, sich in die Höhe schwingt und dem Himmel nahe zu kommen sucht, so hat auch der Heiland die Tiefen der Unterwelt verlassen, hat zu den Höhen des Paradieses sich aufgeschwungen und ist bis zu den höchsten Regionen des Himmels vorgedrungen. Und wie der Adler den Schmutz der Erde unter sich läßt, sich in die Höhe erhebt und an der frischen, reinen Luft sich labt, so schwang auch der Herr über den Sündenschmutz auf Erden sich empor, erhob sich auf den Flügeln seiner Heiligen und erfreut sich eines reinen , lauteren Lebens. So passt also das Bild des Adlers vollkommen auf unsern Erlöser. Aber was sagen wir dazu, daß der Adler oft nach Beute ausfliegt und häufig fremdes Eigentum wegnimmt? Doch auch hierin ist ihm der Erlöser nicht unähnlich. Denn auch er holte sich sozusagen eine Beute, da er den Menschen, dessen Natur er angenommen hatte, der Hölle entriß und ihn in den Himmel führte, da er ihn, als er unter der Gewalt eines anderen, nämlich des Teufels, stand, aus der Knechtschaft befreite und den Gefangenen zum Himmel führte, wie es beim Propheten geschrieben steht: Er fährt auf in die Höhe und führt mit sich die Gefangenen und gibt Geschenke den Menschen. Er fährt auf in die Höhe, heißt es, und führt mit sich die Gefangenen. Wie herrlich beschreibt der Prophet den Triumph des Herrn! Es war Sitte, so wird berichtet, daß vor dem Wagen der triumphierenden Könige eine Schar von Gefangenen einherzog. Seht, wie der Herr zum Himmel auffuhr, da zog nicht vor ihm her, sondern da begleitete ihn eine glorreiche Schar von Gefangenen; sie wurden nicht vor seinem Wagen hergeführt, sondern sie selbst hoben den Heiland in die Höhe. Während der Gottessohn den Menschensohn zum Himmel erhob, da wurden auch die Gefangenen mit emporgetragen und trugen selbst geheimnisvollerweise den Heiland empor.
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Mittwoch in der Oktav von Himmelfahrt Lesung 4-6
Predigt des hl. Gregor von Nyssa

Den heutigen Festtag, der an sich schon groß genug ist, macht der Prophet David noch schöner dadurch, daß er durch seine Psalmen zur Erhöhung der Festtagsfreude beiträgt. Dieser erhabene Prophet schwingt sich empor, als würde er von der Last des Körpers nicht mehr zur Erde herabgezogen, er mischt sich unter die himmlischen Mächte und kündet uns, was sie riefen, als sie den Herrn bei seiner Rückkehr in dem Himmel begleiteten. Da riefen sie den Engeln, die auf Erden weilen und deren Obhut der Herr bei seinem Eintritt in das irdische Leben anvertraut war, zu: Öffnet eure Tore, ihr Fürsten! Tut euch auf, ihr ewigen Tore, daß einziehen kann der König der Herrlichkeit! Doch der Herr, der alles umfasst, richtet sich überall, wo er ist, nach dem Grade der Aufnahmefähigkeit derer, die ihn sehen und hören. So wurde er unter den Menschen ein Mensch; und auch, wenn er unter Engeln weilt, passt er sich derer Ausdrucksweise an. Die Torwächter fragten nun: Wer ist dieser König der Herrlichkeiten? Und sie erhielten die Antwort: Der Heldenstarke, der Kriegsgewaltige. Der Herr war ja ausgezogen zum Kampf wider den, der die menschliche Natur in Knechtschaft und Gefangenschaft hielt; er wollte den besiegen, dem die Macht des Todes gegeben war; er wollte den schlimmen Feind bezwingen und das Menschengeschlecht zur Freiheit und zum Frieden führen. Die Torwächter eilten ihm entgegen und ließen die Tore öffnen, damit er in die Herrlichkeit des Himmels wieder einziehe. Jedoch sie erkannten ihn nicht, weil er das armselige Gewand unserer Menschennatur angezogen hatte, weil sein Kleid gerötet war in der Kelter menschlicher Leiden. Darum fragten sie nochmals seine Begleiter: Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Die Antwort lautete jetzt nicht mehr: Der Heldenstarke, der Kriegsgewaltige; sondern: der Herr der Heerscharen: Er der die Macht über die ganze Welt besitzt, der alles unter sich vereinigt, der alles in seinem Urzustand wieder hergestellt hat, er ist der König der Herrlichkeit.
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Am Oktavtag der Himmelfahrt des Herrn

Lesung 4-6
Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Geliebteste! Alle Wunder, die der Herr Jesus Christus hinieden in unserer schwachen Menschennatur wirkte, sind uns zum Nutzen. Als er die menschliche Natur über die Sterne emporhob, zeigte er, daß den Gläubigen der Himmel offen steht; als er sich als Sieger über den Tod zum Himmel schwang, zeigte er den Siegern, wohin sie ihm folgen sollten. Die Himmelfahrt des Herrn war also eine Bekräftigung des katholischen Glaubens, damit wir in Zukunft gläubig dieses gnadenbringende Wunder annehmen, nachdem wir schon jetzt seine Wirkung erfahren haben. Jeder Gläubige soll, da er jetzt schon so große Gnaden verkostet hat, durch die, die er bereits erhalten hat, lernen, auch auf die verheißenen zu warten, und soll so die in Vergangeheit und Gegenwart empfangene Güte Gottes gleichsam als Bürgschaft für die Zukunft betrachten. Über die Höhen des Himmels wird also der irdische Leib emporgehoben. Die kurz zuvor noch in dem engen Grabe eingeschlossenen Gebeine werden unter die Schar der Engel eingereiht; die sterbliche Natur wird in den Schoß der Unsterblichkeit aufgenommen. Dies bezeugt der heilige Bericht der Apostelgeschichte: Als er dieses gesagt hatte, ward er vor ihren Blicken emporgehoben. Wenn du hörst: emporgehoben, so denke an die ihm dienstbaren Heerscharen. Der heutige Festtag kündet uns also die geheimnisvolle Begnadigung Gottes und des Menschen. In einer und derselben Person musst du zweierlei anerkennen: In dem, der ihn emporträgt, den allmächtigen Gott, in dem aber, der emporgetragen wird, einen wirklichen Menschen. Ganz verwerflich ist daher das Gift jener vom Morgenland gekommenen Irrlehre, die aus gottloser Neuerungssucht zu behaupten wagt, der Gottessohn und Menschensohn habe nur eine Natur. Jedesmal verfällt man einem Irrtum: Wenn man ihn für einen bloßen Menschen hält, leugnet man in ihm die Majestät des Schöpfers; bezeichnet man ihn nur als Gott, dann leugnet man die Barmherzigkeit des Erlösers. Unter diesen Umständen kann auch ein Arianer nicht leicht die Wahrheit des Evangeliums für sich in Anspruch nehmen, wo wir doch vom Sohne Gottes einmal lesen, er sei dem Vater gleich, das andere mal, er sei kleiner als der Vater. Wer nämlich in verderblicher Verblendung glaubt, unser Erlöser besitze nur eine Natur, der muß folgerichtig sagen, entweder es sei nur ein Mensch oder nur Gott gekreuzigt worden. Aber es ist nicht so. Denn wenn er nur Gott wäre, hätte er den Tod nicht erleiden, wenn er nur Mensch, ihn nicht besiegen können.
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Freitag nach der Oktav der Himmelfahrt des Herrn
Lesung 4-9

Aus der Predigt des hl. Bischofs Augustinus

Geliebteste! Wenn unser Heiland nicht in unserem Fleische den Teufel überwunden hat, dann war sein Kampf ein bloßes Spiel, kein Sieg zu unserem Heile. Wenn er nicht mit unserem Leibe auferstanden ist, dann hat er unserer Natur durch seine Auferstehung nichts genützt. Wer das behauptet, versteht nicht den Sinn der Menschwerdung, der bringt Verwirrung in die Heilsordnung und nimmt ihr allen Wert. Wenn er nicht in unserem Fleische die Erlösung vollbrachte, dann hat er vom Menschen nur die niedrige Geburt sich erwählt. Doch ferne sei von uns eine solche gefährliche Meinung! Von uns ist, was er hingegeben, von ihm was er uns geschenkt hat. Mein Leib war es, so gestehe ich, der ins Grab sank, damit auch mir die Auferstehung zuteil werde. Mein Leib war es, der im Grabe lag, damit auch mir die Himmelfahrt ermöglicht werde. In dem Leibe unseres Menschentums also hat der Tod Christi und das Leben gebracht, hat seine Auferstehung uns aufgerichtet und seine Himmelfahrt uns geheiligt. In dem Leibe unserer Menschheit hat er im Himmelreich das Unterpfand für unsere einstige Aufnahme in den Himmel hinterlegt. Darum wollen wir uns bemühen, Geliebteste, daß auch wir, so wie der Herr am heutigen Tage mit unserem Leibe zu den himmlischen Höhen aufgefahren ist, mit allen Kräften unsere Hoffnung dorthin richten und ihm im Geiste folgen. Schwingen wir uns mit ihm empor im Geiste und in Wirklichkeit, selbst mit Hilfe unserer Fehler und Leidenschaften! Denn ein jeder von uns, der sich bemüht, sie zu unterdrücken, und sich gewöhnt sie niederzutreten, kann sie sozusagen als Stufenleiter benutzen, auf den er zu den seligen Höhen emporsteigt. Sie werden uns emporheben, wenn sie unter uns liegen. Wir machen uns also eine Leiter aus unseren Fehlern, wenn wir sie niedertreten. Denn mit dem Urheber des Guten kann sich das Böse nicht erheben, mit dem Sohne der Jungfrau nicht Leidenschaft und Wollust. Laster können sich nicht erheben mit dem Vater der Tugend, Sünden nicht mit dem Gerechten, Schwachheiten und Krankheiten nicht mit dem Arzte. Wenn wir daher eingehen wollen in das Reich des Arztes, müssen wir zuvor unsere Wunden heilen. Sorgen wir stets für die rechte Ordnung zwischen Leib und Seele, damit der niedere Teil, der Leib, den höheren, die Seele, nicht in den Abgrund reiße. Vielmehr soll der vornehmere Teil unserer Natur den Leib heiligen und für den Himmel gewinnen. Dazu helfe uns der, der lebt und regiert in alle Ewigkeit! Amen!
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Hl. Papst und Martyrer Johannes I. 27. Mai

Johannes stammte aus Etrurien; er leitete die Kirche zur Zeit des Kaisers Justinus des Älteren. Zu ihm kam der Papst hilfesuchend nach Konstantinopel, weil der irrgläubige König Theodorich ganz Italien verwüstete. Seine Reise hat Gott auch durch Wunder verherrlicht. Ein vornehmer Mann gab ihm nämlich zu Korinth ein Pferd zur Weiterreise. Zuvor hatte seine Gattin es immer benutzt und es war ganz zahm gewesen. Als der Papst es aber seinem Herrn wieder zurückgab, wurde es ganz wild, wütend bäumte es sich immer wieder auf und warf seine Herrin ab, als ob es nun die Frau nicht mehr tragen wollte, nachdem der Statthalter Jesu Christi darauf gesessen. Darum schenkte sie das Pferd dem Papst. Noch größer war das Wunder, als er zu Konstantinopel beim goldenen Tor vor einer großen Volksmenge, die zusammen mit dem Kaiser dem Papst entgegengezogen war, um ihn zu empfangen, einem Blinden das Augenlicht wiedergab. Da warf sich selbst der Kaiser ihm zu Füßen und huldigte ihm. Nachdem er mit dem Kaiser sich geeinigt hatte, kehrte er nach Italien zurück. Gleich darauf schrieb er an alle Bischöfe Italiens, sie sollten alle Kirchen der Arianer nach katholischem Ritus weihen: Er fügte hinzu; Auch ich habe, als ich zu Konstantinopel war, um Schutz zu suchen für die katholische Religion, sowie auch wegen des Vorgehens des Königs Theodorich, alle Kirchen der Arianer, die ich in jenen Ländern finden konnte, zu katholischen Kirchen geweiht. Theodorich nahm das aber sehr ungnädig auf; er lockte den Papst hinterlistigerweise nach Ravenna und ließ ihn dort in den Kerker werfen. Vor Entbehrungen und Hunger starb er dort schon nach wenigen Tagen. Er hatte 2 Jahre, 9 Monate und 14 Tage regiert und hatte in dieser Zeit 15 Bischöfe geweiht. Bald darauf starb auch Theodorich; ein Einsiedler sah, so berichtet der heilige Gregor, wie er in den Krater des Lipari hineingeworfen wurde. Zu beiden Seiten standen Papst Johannes und der edle Symachus, den er ebenfalls getötet hatte; so sollten also diese beiden, die er getötet hatte, gleichsam Zeugen seines Untergangs sein. Der Leib des Johannes wurde von Ravenna nach Rom gebracht und in der Basilika des heiligen Petrus beigesetzt.
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Hl. Jungfrau Angela Merici
31.Mai

Angela Merici wurde in dem Städtchen Desenzano am Gardasee in der Diözese Verona, im Gebiet von Venedig von frommen Eltern geboren. Von früher Jugend an hütete sie mit großer Sorgfalt die Lilie der Jungfräulichkeit; sie hatte sich vorgenommen, sie allzeit zu bewahren. Jeder weibliche Schmuck war ihr abhold; absichtlich entstellte sie ihr schönes Antlitz und ihr herrliches Haar, um nur dem himmlischen Seelenbräutigam zu gefallen. In der Blüte der Jugend verlor sie ihre Eltern; nun versuchte sie vor Verlangen nach einer strengeren Lebensweise in die Einsamkeit zu flüchten, aber von ihrem Onkel wurde sie daran gehindert. Sie aber lernte es, zu Hause das zu üben, was ihr in der Einsamkeit nicht vergönnt war. Sie trug ein Bußkleid und geißelte sich häufig; Fleisch nahm sie nur, wenn sie krank war, Wein nur an den Festen der Geburt und der Auferstehung des Herrn; oft nahm sie mehrere Tage lang überhaupt nichts. Sie übte fleißig das Gebet und gönnte sich nur einen kurzen Schlaf auf dem bloßen Boden. Als einst der Teufel in der lichten Gestalt eines Engels sie zu täuschen versuchte, erkannte sie ihn sogleich und schlug ihn in die Flucht. Schließlich verzichtete sie auf ihr väterliches Erbe, nahm das Gewand des Dritten Ordens vom heiligen Franziskus und übte neben der Jungfräulichkeit auch die evangelische Armut. Dem Nächsten versagte sie keinen Liebesdienst; was von den Lebensmitteln, die sie sich erbettelte, übrig blieb, schenkte sie den Armen. Freudig diente sie den Kranken; vielerorts tröstete sie die Betrübten, erlangte den Verurteilten Begnadigung, versöhnte die Entzweiten, zog die Sünder aus dem Schmutz der Laster. Der Ruf der Heiligkkeit ging ihr überall voraus. Häufig stärkte sie sich mit dem Brot der Engel; dies war ihre einzige Sehnsucht; dabei ward sie von solcher Liebesglut zu Gott entflammt, daß sie oftmals ihrer Sinne entrückt wurde. Die heiligen Stätten Palästinas besuchte sie mit großer Andacht. Auf dieser Reise verlor sie bei der Landung an der Küste von Kydon das Augenlicht, erhielt es aber bei der Rückkehr am gleichen Ort wieder. Mit Gottes Hilfe entging sie der Gefangennahme durch die Barbaren und einem drohenden Schiffbruch. Schließlich ging sie nach Rom, um den festen Felsen der Kirche zu verehren und um den großen Jubiläumsablaß zu gewinnen. Es war unter dem Pontifikat Klemens VIII. Der Papst kam mit ihr ins Gespräch, erkannte ihre Heiligkeit und rühmte sie sehr. Er ließ sie auch nicht eher von Rom fort, als bis er erkannte, daß sie von Gott für etwas anderes berufen sei. Nach Brescia zurückgekehrt, mietete sie sich ein Haus neben der Kirche der heiligen Afra und gründete dort nach einer bestimmten Lebensweise auf Grund einer heiligen Regel eine neue Genossenschaft von Jungfrauen, wie es ihr durch eine himmlische Stimme und eine Erscheinung aufgetragen worden war. Sie stellte sie unter den Schutz der heiligen Ursula, der unbesiegbaren Führerin einer Jungfrauenschar, und nannte sie nach deren Namen. Kurz vor ihrem Tode sagte sie den dauernden Bestand dieser Genossenschaft voraus. Fast 70 Jahre alt, ging sie, reich an Verdiensten, am 27. Januar 1540 in den Himmel ein. Ihr Leichnam lag 30 Tage lang unbestattet, blieb aber biegsam, genau so wie ein lebendiger Körper. Schließlich wurde sie in der Kirche der heiligen Afra neben den anderen Heiligenreliquien, an denen diese Kirche reich ist, bestattet. An ihrem Grabe geschahen bald sehr viele Wunder. Die Kunde hiervon verbreitete sich immer mehr; bald hieß sie nicht nur in Brescia und Desenzano, sondern auch in anderen Städten allgemein die Selige, und ihr Bild wurde auf den Altären aufgestellt. Ja, selbst der heilige Karl Borromäus erklärte wenige Jahre später zu Brescia öffentlich, sie verdiene es, vom Apostolischen Stuhl in die Zahl der heiligen Jungfrauen aufgenommen zu werden. Die Verehrung, die ihr vom Volke schon längst erwiesen wurde, die von den Bischöfen gebilligt und selbst von mehreren Päpsten huldvoll in Schutz genommen worden war, hat Papst Klemens XIII. in einem feierlichen Dekret genehmigt und bestätigt. Papst Pius VII. hat sie dann, als sie durch neue Wunder verherrlicht wurde, nach ordentlicher Prüfung dieser Wunder am 24. Mai 1807 in der Peterskirche feierlich heilig gesprochen und in die Zahl der heiligen Jungfrauen aufgenommen.
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Hl. Bischof und Martyrer Bonifatius - 5. Juni

Bonifatius, vorher Winfried genannt, wurde gegen Ende des 7. Jahrhunderts in England geboren. Schon in früher Jugend faßte er aus Überdruß vor der Welt den Entschluß, ins Kloster zu gehen. Sein Vater versuchte vergeblich, durch weltliche Freuden ihn umzustimmen. So trat er denn ins Kloster ein und suchte unter der Leitung des heiligen Wolphard jegliche Tugend und Wissenschaft zu erlangen. Mit 30 Jahren empfing er die Priesterweihe. Nun verkündete er unermüdlich das Wort Gottes; zum größten Gewinn für die Seelen versah er dieses Amt. Gleichwohl war er unzufrieden und konnte nur unter Tränen an die vielen heidnischen Völker denken, die in Finsternis und Unwissenheit dahinlebten und dem Teufel dienten. Seine Sehnsucht war, mitzuarbeiten an der Ausbreitung des Reiches Christi. Sein Eifer für die Seelen wuchs von Tag zu Tag und steigerte sich zu ganz unwiderstehlichem Verlangen. Unter Tränen und Gebeten suchte er den Willen Gottes zu erkennen und erlangte schließlich vom Vorsteher seines Klosters die Erlaubnis, nach Deutschland zu gehen. Mit zwei Begleitern fuhr er von England ab und kam nach Dorestade in Friesland. Da aber damals gerade ein heftiger Krieg zwischen dem Friesenkönig Radbod und Karl Martell ausgebrochen war, blieb seine Predigt ohne Erfolg. Deshalb kehrte er nach England zurück; er ging wieder in sein Kloster und wurde dort gegen seinen Willen sogar zum Obern gewählt. Nach zwei Jahren legte er mit Zustimmung des Bischofs von Vinton sein Amt wieder nieder und ging nach Rom, um vom Apostolischen Stuhl sich die Vollmacht zu erwirken, den Heiden predigen zu dürfen. In Rom wurde er von Gregor II. freundlich aufgenommen; der Papst gab ihm auch statt Winfried den Namen Bonifatius. Er wies ihn nach Deutschland. Bonifatius verkündete also zuerst in Thüringen und Sachsen den christlichen Glauben. Inzwischen war auch der Friesenkönig Radbod, der grimmige Feind des Chirstentums, gestorben; darum kehrte Bonifatius nach Friesland zurück und verkündigte hier an der Seite des heiligen Willibrord drei Jahre lang das Evangelium mit solchem Erfolg, daß er die Götzenbilder zerstörte und zahllose Gotteshäuser errichten konnte. Der heilige Willibrord wollte ihn zum Bischof weihen, doch er lehnte ab, um sich ungehinderter der Bekehrung der Ungläubigen widmen zu können. Er ging wieder nach Deutschland und bewog mehrere tausend Hessen, von ihrer Abgötterei abzulassen. Von Papst Gregor wurde er nach Rom gerufen. Er legte ein feierliches Glaubensbekenntnis in die Hand des Papstes ab und wurde von ihm zum Bischof geweiht. Dann kehrte er nach Deutschland zurück und reinigte Hessen und Thüringen vollständig von den Überresten des Götzendienstes. Wegen dieser hohen Verdienste wurde er von Gregor III. zum Erzbischof erhoben und bei seiner dritten Romreise vom Papst zum Legaten des Apostolischen Stuhles bestellt. Kraft dieser Vollmacht errichtete er vier Bistümer und hielt verschiedene Kirchenversammlungen ab; unter diesen ist die von Estiennes besonders bemerkenswert; sie fand in Belgien im Bistum Cambrai statt; damals tat Bonifatius auch sehr viel, um den Glauben in Belgien zu fördern. Vom Papst Zacharias wurde er zum Erzbischof von Mainz ernannt; auf Geheiß dieses Papstes salbte er auch Pipin zum Frankenkönig. Nach dem Tode des heiligen Willibrord übernahm er die Leitung der Kirche von Utrecht, zunächst durch seinen Vertreter Eoban, dann persönlich; er gab nämlich das Bistum Mainz wieder ab und nahm in Utrecht seinen Sitz. Da die Friesen wieder ins Heidentum zurückgefallen waren, zog er noch einmal dorthin, um ihnen das heilige Evangelium zu verkünden. Mitten in dieser Tätigkeit wurde er mit Bischof Eoban und vielen anderen an der Borna von verbitterten Heiden grausam ermordet und so mit der Palme des Martyriums geziert. Der Leib des heiligen Bonifatius wurde nach Mainz gebracht und, wie er selbst bei Lebzeiten gewünscht hatte, im Kloster Fulda, das er errichet hatte, beigesetzt; dort wurde er durch viele Wunder verherrlicht. Papst Pius IX. dehnte das Stundengebet und die Messe zu seiner Ehre auf die ganze Kirche aus.
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Hl. Bischof und Bekenner Norbert - 6. Juni
Lesung 4-6
Norbert war der Sohn sehr vornehmer Eltern. In seiner Jugend studierte er die schönen Wissenschaften; später kam er an den kaiserlichen Hof, lernte hier aber die Freuden der Welt verachten und beschloß, in den geistlichen Stand zu treten. Sobald er die heiligen Weihen empfangen, legte er alle weichlichen, kostbaren Kleider ab, trug ein härenes Gewand und widmete sich ganz der Verkündigung des Wortes Gottes. Er verzichtete auf seine reichen Pfründe, verteilte sein väterliches Erbe unter die Armen, aß nur einmal am Tage, am Abend, und zwar nur Fastenspeisen, ging barfuß und mit einem zerrissenen Gewande, auch bei der strengsten Winterkälte, und führte also ein Leben voll staunenswerter Strenge. Mächtig in Wort und Tat, brachte er zahllose Irrgläubige zum wahren Glauben, Sünder zur Buße und Entzweite zu Frieden und Eintracht. Als er in Laon weilte, bat ihn der Bischof, seine Diözese nicht zu verlassen; und so wählte er sich dort eine einsame Gegend, die Prémontré genannt. Hier gründete er mit dreizehn Gefährten den Orden der Prämonstratenser nach der Regel des heilgen Augustin, die er in einer Erscheinung von Gott empfangen hatte. Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich von Tag zu Tag immer mehr, und so kamen jeden Tag zahlreiche Schüler zu ihm. Darum wurde sein Orden von Honorius II. und anderen Päpsten bestätigt. Er konnte mehrere Klöster errichten und ihn so in wunderbarer Weise ausbreiten. Norbert wurde später nach Antwerpen berufen und rottete dort die gottlose Irrlehre Tanchelins aus. Er war auch mit der Gabe der Weissagung und Wunder ausgestattet. Schließlich wurde er trotz seines Sträubens zum Erzbischof von Magdeburg ernannt. Energisch setzte er sich für kirchliche Zucht, besonders für die Ehelosigkeit der Geistlichen ein. Auf der Kirchenversammlung von Rheims trat er entschieden für Innozenz II. ein. Mit anderen Bischöfen ging er auch nach Rom und unterdrückte dort das Schisma Pierleonis. Schließlich entschlief der Mann Gottes, reich an Verdiensten und voll des Heiligen Geistes, zu Magdeburg im Herrn, am 6. Juni im Jahre des Heils 1034.
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Re: Lesungen aus dem alten Brevier

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Fronleichnam - Hymnus aus dem Brevier


Am heiligen Festtag wollen wir uns freuen,
Aus tiefstem Herzen Lobeslieder singen;
Das Alte weiche, neu soll alles werden,
Der Sinn, das Lied und unser ganzes Tun.

Des letzten Mahles wollen wir gedenken,
Da Christus seinen Jüngern, wie wir glauben,
Das Lamm und auch das Brot zur Speise reichte,
So wie es im Gesetz der Väter stand.

Als nun das Lamm, das Vorbild war genossen.
Da reichte Gott mit eigenen Händen
Sein Fleisch und Blut den Jüngern hin zur Speise,
Er gab sich allen und auch jedem ganz.

Er bot den Schwachen seines Leibes Speise,
Den Trauernden den Becher seines Blutes
Und sprach: Nehmt hin den Kelch, den ich euch gebe!
Ihr sollt ihn trinken jetzt und immerdar.

So hat er dieses Sakrament begründet,
Das nur die Priesterschaft verwalten sollte;
Sie hat die Vollmacht, selbst es zu empfangen
Und auszuspenden auch der Christenheit.

So wird das Engelsbrot zum Brot der Menschen,
Das Himmelsbrot verdrängt des Vorbilds Zeichen.
O Wunder, das wir Menschen nie begreifen:
Der arme Knecht genießt des höchsten Herrn!

Dreieiniger Gott, erhöre unser Bitten,
Komm, such uns heim, so wie wir Dich verehren,
Führ uns auf Deinem Pfad, den wir erstreben,
Zum Lichte hin, in dem Du ewig thronst!
Amen
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