Lycobates hat geschrieben: ↑Donnerstag 1. Juni 2017, 15:50
ad-fontes hat geschrieben: ↑Donnerstag 1. Juni 2017, 13:09
Lycobates hat geschrieben: ↑Mittwoch 31. Mai 2017, 15:12
ad-fontes hat geschrieben: ↑Freitag 12. Mai 2017, 14:15
Sempre hat geschrieben: ↑Sonntag 16. April 2017, 21:36
ad-fontes hat geschrieben: ↑Sonntag 16. April 2017, 20:06
Ich wüßte gerne den Wortlaut der Bulle Pius V.
Ad cujus notitiam vom 29.3.1566 über den Zeitansatz der Liturgischen Feiern in der Karwoche, wurde aber bisher leider im Netz nicht fündig.
Text
PDF mit Text, 84MB
Darin jeweils nach
Ad cujus notitiam suchen.
Herzlichen Dank! (Habs leider nicht finden können, aber das ist wohl selbst verschuldet.)
In dem von Sempre eingestellten Buch (der Fontes des CIC) auf S. 196-197, Text Nr. 110.
Seite 106 der PDF-Datei!
Jetzt bin ich zwar einen Schritt weiter und hatte das Dokument auf dem Schirm, aber nach einem ersten Querlesen konnte ich noch keinen Hinweis auf den Zeitansatz der liturgischen Feiern des Leidenstriduums finden.
Die Konstitution abrogiert alle Indulte usw. (
licentias et facultates) die im Laufe der Zeit für gewisse Orte oder Personen und unter gewissen Bedingungen vorgezogene Zelebrationszeiten ermöglicht hatten, namentlich für Ostern und die 1. und 2. Weihnachtsmesse und möglicherweise für andere Feste ("forsan aliarum festivitatum"), also u.U. auch für das Triduum, und stellt den
antiquum Sanctae Romanae Ecclesiae ritum in statutis Missarum celebrandarum temporibus in diesem Punkt uneingeschränkt wieder her.
Ich lese weiter:
"ne deinceps Missas vespertino tempore, huiusmodi licentiarum, aut facultatum, aut alio quovis praetextu celebrare, vel celebrari facere praesumant"
Daraus ergibt sich, daß die erlaubte, althergebrachte Zelebrationszeit nur frühmorgens bzw. vormittags ist.
Es stimmt allerdings, daß weitere Einzelheiten zum genauen Zeitansatz, namentlich des Triduums, nicht angegeben sind!
Ich habe etwas weiter recherchiert in einigen Ordines bzw. Directoria von diversen Bistümern, wovon ich eine kleine Sammlung habe, und zum Triduum nachgeschaut.
Sehr viel hat das aber leider nicht ergeben.
Man kann trotzdem einiges, indirekt, daraus schließen, ausgehend von der Tatsache, daß gemäß Rubriken die Feiern jedenfalls des Triduums
dicta Nona stattzufinden haben. Wenn die Anfangszeiten des Offiziums der kleinen Horen am Morgen angegeben werden (unter der Voraussetzung, daß Matutin und Laudes antizipiert werden), dann kann man sich ausrechnen, wann ungefähr (frühestens) die liturgische Feier ansetzt. Sagen wir, da
sine cantu, eine gute Stunde später.
Drei Beispiele:
[Auflösungen, Ergänzungen und fett von mir]
Im Directorum für Münster d.J. 1954 (unter Bischof Keller) steht zum Gründonnerstag (15. April):
In Eccles[ia] Cathedr[ali] hor[a] 7 1/2 chorus. Post Non[am] Missa Pontific[alis], sub qua Consecratio Ss.[Sanctorum] Oleorum et confectio Chrismatis.
Im Directorium für Paderborn d.J. 1953 (unter Erzbischof Jaeger) steht zum 1. April (Mittwoch der Karwoche) abschließend:
In Choro Complet[orium] recitatur candelis exstinctis.
In Eccl[esia] Metropol[itana] hodie incip[it] Off[icium] Tenebr[arum] hora 4. [das muß also 16 Uhr sein]
Cras in Eccl[esia] Metropol[itana] Off[icium] incip[it] h[ora] 6 1/2.
Also eine Stunde früher als in Münster (Paderborn, das Erzbistum der Frühaufsteher?)
Am Gründonnerstag dann (2. April 1953):
In Choro Vesp[erae] dicuntur sine cantu, candelis accensis.
Compl[etorium] dicitur candelis exstinctis. In Eccl[esia] Metr[opolitana] Compl[etorium] hora 15.50, deinde Offic[ium] Tenebr[arum].
Cras in Eccl[esia] Metropol[itana] Off[icium] [also die kleinen Horen] incipit h[ora] 7 1/2.
Post Compl[etorium] (h[ora] 2. [= 14 Uhr]) fit Processio cum reliquia S[anctae] Crucis Christi.
Das Offizium des Karfreitags ("cras") ab der Prim wird also zwischen halb acht morgens und vierzehn Uhr absolviert. Nach der Non müssen rubrikmäßig Johannespassion, Kreuzverehrung und Missa praesanctificatorum stattfinden, irgendwann also sagen wir zw. 9 und 11.
Für den Karsamstag gilt hier (1953) bereits die Vigilia paschalis ad experimentum, angesetzt um 21 Uhr. Das bringt nichts für unsere Frage.
Ein älteres Beispiel, Diözese Antwerpen [das Bistum bestand 1559-1801], Directorium für 1786 (unter Bischof de Nélis) zum 13. April 1786 (Gründonnerstag):
color Offic[ii] U[iolaceus] (q[uo]d in Cathed[rali] incipit hora 8.) ad Horas & Vesp[eras] in Choro ardeant in Altari 2. Candelae, ad med[iam] 5 [quintam] [also um 16h30] lotio pedum, deinde Complet[orium] ac Matut[inum] tenebr[arum] [ich vermute mit anschließenden Laudes] quod Episc[opus celebrat].
Also wurde das Offizium in der Kathedrale ganz ähnlich (ab Prim bis zur Vesper) zw. acht und halb fünf absolviert. Irgendwo in dieser Zeit, nach der Non, jedenfalls vormittags, vor der Vesper, fand das Hochamt mit der Ölweihe durch den Bischof statt (wird nicht eigens erwähnt, aber man muß es schließen).
Zum 14. April 1786 (Karfreitag), etwas deutlicher:
Offic[ium] in Cathed[rali] hora 10. q[uo]d hodie & cras Pleb[anus celebrat].
Horae diurnae dic[untur] Candelis exstinct[is] except[is] Vesp[eris].
Complet[orium] hora 5. deinde Matut[inum] tenebrarum [ich vermute: mit Laudes] quod Episc[opus celebrat].
Also: Prim ab 10 Uhr bis zur Komplet um 17 Uhr. Nach der Non, also gegen Ende des Vormittags, da auch die Vesper noch vor der Kollation gebetet wird, Johannespassion, Kreuzverehrung und die Missa praesanctificatorum.
Zum 15. April 1786 (Karsamstag):
in Cathed[rali] Offic[ium] hora 8. ad Bened[ictionem] Fontis usque ad Mis[sam] color U[iolaceus], Candelae manent exstinctae in Altari usq[ue] ad Mis[sam] in qua color A[lbus].
Hodie post Complet[orium] A[ntipho]na B[eatae] M[ariae] Regina Caeli, usque ad I. Vesp[eras] Ss. [Sanctissimae] Trin[itatis] exclusivè, quae toto temp[ore] Paschali stando dic[itur].
Cras totum Offic[ium] per Illust[rissimum] D[omnum] Episc[opum].
Et Communio Generalis in Cathedrali.
Die Karsamstagsliturgie setzte hier also gegen etwa 9 Uhr oder 9h30 an, jedenfalls nach der Non.