FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Rund um den traditionellen römischen Ritus und die ihm verbundenen Gemeinschaften.
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Sempre
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Sempre »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Nicht nur Bischof de Galarreta, auch das Generalkapitel 2012 fordert die Erlaubnis, öffentlich gegen jene sprechen zu dürfen, die Irrtümer verbreiten, auch wenn es sich um kirchliche Autoritäten handelt. Es handelt sich ganz klar um den aktuellen Standpunkt der FSSPX.
Galarreta verlangt vom Papst »ein öffentliches Bekenntnis« zur Tradition, wie er sie definiert, »und den öffentlichen Widerstand gegen alle, die Irrtümer« im Sinn Galarretas »verbreiten«. Die Bruderschaft hatte mit Fellay die Freiheit verlangt, selbst solches Bekenntnis ablegen und solche Kritik üben zu dürfen, ohne Disziplinierung fürchtern zu müssen.
Ach so. Es geht um die Frage, wessen Treue zum Glauben.

Nimmt man das Zitat von Bischof de Galarreta aus dem Mitteilungsblatt des deutschen Distrikts für sich allein, dann kann man ihn wohl auch so verstehen, wie Du vorschlägst:
Wir verlangen Treue [des römischen Lehramts] zum Glauben und zur Tradition, ein öffentliches Bekenntnis dazu und den öffentlichen Widerstand gegen alle, die Irrtümer verbreiten, auch wenn es sich um kirchliche Autoritäten handelt.
Er spricht aber über das Generalkapitel 2012 und die dortigen sechs Bedingungen. Schaut man sich diese Bedingungen an, dann kann nur gemeint sein:
Wir verlangen Treue zum Glauben und zur Tradition, ein öffentliches Bekenntnis dazu und den öffentlichen Widerstand gegen alle, die Irrtümer verbreiten, auch wenn es sich um kirchliche Autoritäten handelt [, selbst weiterhin pflegen zu dürfen].
Das ist das, was das Generalkapitel tatsächlich von Rom verlangt: Die Erlaubnis, am Glauben festhalten, ihn bekennen und öffentlich vertreten zu dürfen. (So bescheuert das klingt. Als ob irgendein Katholik oder Priester dazu der Erlaubnis Roms bedürfe. Aber das fordert das FSSPX Generalkapitel 2012 tatsächlich.)

De Galarreta spricht sich nicht gegen das Generalkapitel aus, im Gegenteil, er verteidigt es. Man könnte ihm vorwerfen, dass er den Beschluss nicht klar und unzweideutig darstellt. Vielleicht stellt er ihn auch absichtlich unklar dar, um sich selbst oder sonstwen zu täuschen, um zu suggerieren, die FSSPX verlange immer noch wie bis mindestens 2006 eine Bekehrung Roms als notwendige Voraussetzung für ein Abkommen.

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Robert Ketelhohn
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ja, so mag es wohl sein.
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rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Niels
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Niels »

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incarnata
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von incarnata »

Heute wurde von radio Vatican ein neues altes Fass aufgemacht,warum eine Versöhnung unmöglich sei:
Bischof Fellay habe die Juden als Feinde der Kirche bezeichnet (in einem Satz mit Modernisten und einer dritten Gruppe,die ich vergessen habe) und gleich vorsorglich auf die guten freundschaftlichen Beziehungen zwischen Vatikan und Juden hingewiesen. Nachdem Bischof Williamson offenbar nicht mehr als Buhmann herhalten kann da er auch innerhalb der Piusbruderschaft in Ungnade gestürzt ist versucht manś mit dem Antisemitismusvorwurf
jetzt gegenüber dem konzilianteren Fellay-das lenkt schön ab von den Grundfragen um die es eigentlich geht.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
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Niels
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Niels »

incarnata hat geschrieben:(in einem Satz mit Modernisten und einer dritten Gruppe,die ich vergessen habe)
Vermutlich die Logenbrüder. :pfeif: :zirkusdirektor:
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Marion
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Marion »

Ja, Niels :ja:

Stellungsnahme dazu:

http://www.sspx.org/district_news/usa_d ... 5-213.htm

Das ist aber nicht nur Radio Vatican:
Katholisches.de / Reuters etc. hat geschrieben:Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi distanzierte sich am Montag vor Journalisten von der Äußerung Fellays über das Judentum: „Es ist unmöglich über die Juden als Feinde der Kirche zu reden.“
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Mariahilfer
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Mariahilfer »

Katholisches.de / Reuters etc. hat geschrieben:Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi distanzierte sich am Montag vor Journalisten von der Äußerung Fellays über das Judentum: „Es ist unmöglich über die Juden als Feinde der Kirche zu reden.“
Das erinnert an die Aussage Lombardis im Jahr 2009:
„Wer die Shoa leugnet, weiß weder etwas vom Geheimnis Gottes, noch etwas vom Kreuz Christi. Umso schwerwiegender ist es, wenn die Verneinung aus dem Mund eines Priesters oder Bischofs kommt, das heißt von einem christlichen Würdenträger“, sagte der Pressesprecher des Vatikan, Federico Lombardi. (Welt, 2.2.2009, S. 3)

Dieses schwierige aber nicht unwichtige Thema (Nostra Aetate bzw. "eigener Heilsweg") wurde in den Verhandlungen ja nie direkt angesprochen.

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Peti
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Peti »

Kardinal Koch über 'das grundlegende Problem' der Piusbruderschaft:
http://kath.net/detail.php?id=39677
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
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ChrisCross
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von ChrisCross »

Peti hat geschrieben:Kardinal Koch über 'das grundlegende Problem' der Piusbruderschaft:
http://kath.net/detail.php?id=39677
:schnarch:
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Mariahilfer
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Mariahilfer »

Peti hat geschrieben:Kardinal Koch über 'das grundlegende Problem' der Piusbruderschaft:
http://kath.net/detail.php?id=39677
Man könnte meinen, Kardinal Koch vertrete die Hermeneutik des Bruchs, wenn er andeutet, dass die Kirche seit Unitatis redintegratio, Nostra Aetate und Dignitatis humanae in Fragen der Ökumene, der Beziehungen zu den Juden und der Religionsfreiheit etwas anderes lehrt als zuvor.

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Niels
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Niels »

"Brief DiNoias an die Piusbruderschaft": http://www.katholisches.info/213/1/18 ... iden-soll/
Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte Kurienerzbischof Augustine Di Noia bereits Ende November 212 dem Generaloberen der Piusbruderschaft einen langen persönlichen Brief geschrieben. Ausdrücklich erlaubte er Msgr. Fellay, das Schreiben bei Bedarf allen Mitgliedern der Bruderschaft zukommen zu lassen. Das Generalat der Bruderschaft hat dies in dieser Woche getan und das Schreiben des Kurienerzbischofs allen Priestern der Bruderschaft übermittelt.
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Mariahilfer
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Mariahilfer »

Niels hat geschrieben:"Brief DiNoias an die Piusbruderschaft": http://www.katholisches.info/213/1/18 ... iden-soll/
Es geht lustig weiter mit den widersprüchlichen Signalen aus Rom.

Dazu hat Andrea Tornielli, der in diesem Zusammenhang allerdings schon einige Fehleinschätzungen unternommen hat, einen Artikel veröffentlicht:
http://www.katholisches.info/213/1/21 ... tillstand/

Ich habe den Eindruck, dass manche Kreise in Rom und manche Vatikanisten die Position(en) der FSSPX verkennen. Das fängt schon bei der Liturgie an: Die FSSPX wird nicht die Erlaubtheit ("Lizeität" oder wie immer dies dann bezeichnet wird) des NOM anerkennen; Rom muss aber auf dieser Anerkennung bestehen.
Fellay hat auch in seiner Rede im kanadischen New Hamburg am 28. Dezember 212 zum x-ten Mal die Position der FSSPX dargelegt, wonach einzelne Aussagen in den Dokumenten des Zweiten Vatikanums im Gegensatz zur Tradition stehen und daher abgelehnt werden müssen, weshalb auch das Konzept einer "Hermeneutik der Kontinuität" (eigentlich: "Hermeneutik der Reform" lt. Ansprache des Hl. Vaters 22. Dezember 25 an die Mitarbeiter der vatikanischen Kurie ( http://www.vatican.va/holy_father/bened ... ia_ge.html ) verfehlt, die Vorstellung einer Kontinuität nicht haltbar ist. Eine Versöhnung in naher Zukunft sei daher ausgeschlossen. Bischof Fellay hat diese Rede ( http://www.youtube.com/watch?v=Iz9RduZzw1Q ) etwa ein Monat nach dem Brief DiNoias gehalten.

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Marion
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Marion »

Nach diesem Spruch hier könnte es schon sein, daß Bischof Fellay den NOM ohne Missbräuche halt, anerkennt.

http://www.aciprensa.com/noticias/carde ... P1P1fKc7eh
El Purpurado español contó el hecho a manera de anécdota: "en una ocasión vino a verme entre otros, Mons. (Bernard) Fellay, que preside a los de la Hermandad de San Pío X y me dijo, ‘venimos de una abadía que queda junto a Florencia. Si Mons. Lefebvre hubiese conocido como se celebraba allí, no hubiese dado el paso que dio’. Ese misal que se celebraba allí es el Misal de Pablo VI en su realidad más estricta".
Rorate hat nun den ganzen Brief von Kurienerzbischof Augustine Di Noia veröffentlicht
http://rorate-caeli.blogspot.com/
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Mariahilfer
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Mariahilfer »

Marion hat geschrieben:Nach diesem Spruch hier könnte es schon sein, daß Bischof Fellay den NOM ohne Missbräuche halt, anerkennt.

http://www.aciprensa.com/noticias/carde ... P1P1fKc7eh
El Purpurado español contó el hecho a manera de anécdota: "en una ocasión vino a verme entre otros, Mons. (Bernard) Fellay, que preside a los de la Hermandad de San Pío X y me dijo, ‘venimos de una abadía que queda junto a Florencia. Si Mons. Lefebvre hubiese conocido como se celebraba allí, no hubiese dado el paso que dio’. Ese misal que se celebraba allí es el Misal de Pablo VI en su realidad más estricta".
Naja. Hier wird ein angeblicher Ausspruch Bischof Fellays wiedergegeben. Selbst wenn (1.) das stimmen sollte und selbst wenn (2.) Fellay auch heute noch dieser Ansicht wäre: Er kann über eine Einigung nicht alleine entscheiden. Die Bruderschaft insgesamt hat immer vom Besuch der NOM abgeraten. Meines Wissens besteht in der Ablehnung des NOM innerhalb der Bruderschaft - bei allen internen Unterschieden - weitestgehende Einigkeit. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren und auch überraschen.

iustus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von iustus »

Mariahilfer hat geschrieben: das Konzept einer "Hermeneutik der Kontinuität" (eigentlich: "Hermeneutik der Reform" lt. Ansprache des Hl. Vaters 22. Dezember 25 an die Mitarbeiter der vatikanischen Kurie ( http://www.vatican.va/holy_father/bened ... ia_ge.html )
Papst Benedikt hat diese Hermeneutik in Sacramentum Caritatis selbst als "Hermeneutik der Kontinuität" bezeichnet.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Mariahilfer
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Mariahilfer »

iustus hat geschrieben:
Mariahilfer hat geschrieben: das Konzept einer "Hermeneutik der Kontinuität" (eigentlich: "Hermeneutik der Reform" lt. Ansprache des Hl. Vaters 22. Dezember 25 an die Mitarbeiter der vatikanischen Kurie ( http://www.vatican.va/holy_father/bened ... ia_ge.html )
Papst Benedikt hat diese Hermeneutik in Sacramentum Caritatis selbst als "Hermeneutik der Kontinuität" bezeichnet.
Ja, tatsächlich, in einer Fußnote:
http://www.vatican.va/holy_father/bened ... is_ge.html
Danke für den Hinweis.

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Maurus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Maurus »

Mariahilfer hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:
Mariahilfer hat geschrieben: das Konzept einer "Hermeneutik der Kontinuität" (eigentlich: "Hermeneutik der Reform" lt. Ansprache des Hl. Vaters 22. Dezember 25 an die Mitarbeiter der vatikanischen Kurie ( http://www.vatican.va/holy_father/bened ... ia_ge.html )
Papst Benedikt hat diese Hermeneutik in Sacramentum Caritatis selbst als "Hermeneutik der Kontinuität" bezeichnet.
Ja, tatsächlich, in einer Fußnote:
http://www.vatican.va/holy_father/bened ... is_ge.html
Danke für den Hinweis.
Die aber auf die Rede von 25 hinweist. Und der referenzierte Text legt auch eher einen Reformgedanken nahe. Was auch überhaupt nicht verkehrt ist.

iustus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von iustus »

Maurus hat geschrieben:
Mariahilfer hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:
Mariahilfer hat geschrieben: das Konzept einer "Hermeneutik der Kontinuität" (eigentlich: "Hermeneutik der Reform" lt. Ansprache des Hl. Vaters 22. Dezember 25 an die Mitarbeiter der vatikanischen Kurie ( http://www.vatican.va/holy_father/bened ... ia_ge.html )
Papst Benedikt hat diese Hermeneutik in Sacramentum Caritatis selbst als "Hermeneutik der Kontinuität" bezeichnet.
Ja, tatsächlich, in einer Fußnote:
http://www.vatican.va/holy_father/bened ... is_ge.html
Danke für den Hinweis.
Die aber auf die Rede von 25 hinweist. Und der referenzierte Text legt auch eher einen Reformgedanken nahe.
In der Rede von 25 wird die "Hemeneutik der Reform" der "Hermeneutik der Diskontinuität" gegenübergestellt wird. D.h. es geht um Kontinuität.
„Was den Gegenstand des Glaubens betrifft, hat sich das Konzil nichts Neues ausgedacht, noch hat es Altes ersetzen wollen." (Papst Benedikt XVI.)

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Maurus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Maurus »

iustus hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Mariahilfer hat geschrieben:
iustus hat geschrieben:
Mariahilfer hat geschrieben: das Konzept einer "Hermeneutik der Kontinuität" (eigentlich: "Hermeneutik der Reform" lt. Ansprache des Hl. Vaters 22. Dezember 25 an die Mitarbeiter der vatikanischen Kurie ( http://www.vatican.va/holy_father/bened ... ia_ge.html )
Papst Benedikt hat diese Hermeneutik in Sacramentum Caritatis selbst als "Hermeneutik der Kontinuität" bezeichnet.
Ja, tatsächlich, in einer Fußnote:
http://www.vatican.va/holy_father/bened ... is_ge.html
Danke für den Hinweis.
Die aber auf die Rede von 25 hinweist. Und der referenzierte Text legt auch eher einen Reformgedanken nahe.
In der Rede von 25 wird die "Hemeneutik der Reform" der "Hermeneutik der Diskontinuität" gegenübergestellt wird. D.h. es geht um Kontinuität.
Das ist mir nicht klar. Wieso sagt er dann nicht Kontinuität? Das Verwenden eines dritten Begriffs kann ja schlecht bedeutungslos sein.

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incarnata
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von incarnata »

Er will eben bekanntlich eine Reform der Reform in dem Sinne,dass die Kontinuität wieder für alle sichtbar wird .
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ChrisCross
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von ChrisCross »

Wie ich den papst verstehe, meint er damit Biegen statt Brechen. Eine Änderung im Kleinen hier und dort, aber im Großen alles gleich lassen. Deswegen kann er ja auch einerseits die Kontinuität betonen, andererseits aber Teile des Konzils als Gegensyllabus erkennen und gutheißen.

Meiner Meinung nach ist das aber, sofern ich denn den Papst recht bei diesen Ausdrücken verstehe, ein Irrweg. Auch wer langsam fährt und es vielleicht nicht einmal selbst wirklich merkt, bewegt sich doch fort.
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Mariahilfer
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Mariahilfer »

ChrisCross hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist das aber, sofern ich denn den Papst recht bei diesen Ausdrücken verstehe, ein Irrweg. Auch wer langsam fährt und es vielleicht nicht einmal selbst wirklich merkt, bewegt sich doch fort.
Ja, er bewegt sich fort. Fort von der Tradition. Dieser Meinung neige ich auch zu.
Allerdings gehört diese Frage wohl nicht mehr in diesen Strang.

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Maurus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Maurus »

ChrisCross hat geschrieben:Wie ich den papst verstehe, meint er damit Biegen statt Brechen. Eine Änderung im Kleinen hier und dort, aber im Großen alles gleich lassen. Deswegen kann er ja auch einerseits die Kontinuität betonen, andererseits aber Teile des Konzils als Gegensyllabus erkennen und gutheißen.

Meiner Meinung nach ist das aber, sofern ich denn den Papst recht bei diesen Ausdrücken verstehe, ein Irrweg. Auch wer langsam fährt und es vielleicht nicht einmal selbst wirklich merkt, bewegt sich doch fort.
Ein Irrweg, der schon 2000 Jahre lang beschritten wird...

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incarnata
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von incarnata »

Mariahilfer hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist das aber, sofern ich denn den Papst recht bei diesen Ausdrücken verstehe, ein Irrweg. Auch wer langsam fährt und es vielleicht nicht einmal selbst wirklich merkt, bewegt sich doch fort.
Ja, er bewegt sich fort. Fort von der Tradition. Dieser Meinung neige ich auch zu.
Allerdings gehört diese Frage wohl nicht mehr in diesen Strang.
Tradition ist wie eine Laterne; man kann sich daran festhalten oder man kann sich auf seinem Weg von ihr
leuchten lassen.
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ChrisCross
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von ChrisCross »

incarnata hat geschrieben:
Mariahilfer hat geschrieben:
ChrisCross hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist das aber, sofern ich denn den Papst recht bei diesen Ausdrücken verstehe, ein Irrweg. Auch wer langsam fährt und es vielleicht nicht einmal selbst wirklich merkt, bewegt sich doch fort.
Ja, er bewegt sich fort. Fort von der Tradition. Dieser Meinung neige ich auch zu.
Allerdings gehört diese Frage wohl nicht mehr in diesen Strang.
Tradition ist wie eine Laterne; man kann sich daran festhalten oder man kann sich auf seinem Weg von ihr
leuchten lassen.
Da hast du nett bei Karl Rahner abgekupfert:
Karl Rahner hat geschrieben:Dogmen sind wie Straßenlaternen, sie weisen den Weg durch die Nacht, aber nur ein Betrunkener hält sich daran fest .
Dass ein solcher Vergleich natürlich vollkommen unzulässig ist und auf den falschen Weg führt, dürfte klar sein. In Wahrheit müssen wir uns mit all unserer Kraft gegen alle Strömungen der Zeit und Schwächen unserer Natur in allen Versuchungen an den Dogmen festhalten. Sie halten uns bei der Wahrheit, die Gott ist, ja die Christus sich selbst nennt, außer dem kein Heil ist. Wie könnten wir ohne diese Wahrheit gerettet werden, ist doch in keinem als in Christus, der Wahrheit, Heil?
Nein, von der Laterne sich zu entfernen, wäre ein riesiger Fehler, ein Frevel gegen Gott und jener Fortschritt, der eigentlich Rückschritt ist. Statt in die Dunkelheit zu gehen, stelle man sich lieber möglichst nah an die Laterne, schaue ins Licht, in die göttliche Wahrheit und durch sie auf alles in hellem Glanz. Wer einmal diese Schönheit gesehen hat, der will nicht mehr weitergehen und immer weiter durch die Dunkelheit ziehen. Nein, kennt er eine Laterne, kennt er alle, denn es ist nur das eine Licht der Wahrheit, das er sieht und hoffentlich nie mehr verlässt, um durch dunkle Abschnitte zu ziehen und vermeintlich besseres zu finden, in der Vermessenheit, dort hätte garkein rechtes licht geleuchtet.
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von incarnata »

Gott ist das e-Werk,das das Licht erzeugt,das auf allen Wegen leuchtet,die zu Ihm führen.Wir dürfen uns in der Tat nicht durch falsche nur von vergänglichen Batterien gespeiste Lichter in die Irre leiten lassen.Aber gehen müssen wir unser ganzes Leben lang und möglichst auch uns am göttlichen Strassenbau beteiligen damit immer mehr dunkle Orte von Seinem Licht beschienen werden.Dass das Licht aus der richtigen Quelle kommt ist
wichtig,nicht die Form der Lampe.
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Paulus Minor »

incarnata hat geschrieben:Gott ist das e-Werk,das das Licht erzeugt,
Heißt das, man kann ihn abschalten und stilllegen?

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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von taddeo »

ChrisCross hat geschrieben:Nein, von der Laterne sich zu entfernen, wäre ein riesiger Fehler, ein Frevel gegen Gott und jener Fortschritt, der eigentlich Rückschritt ist. Statt in die Dunkelheit zu gehen, stelle man sich lieber möglichst nah an die Laterne, schaue ins Licht, in die göttliche Wahrheit und durch sie auf alles in hellem Glanz.
So ein Unsinn.
Eine Laterne ist doch nicht dafür da, daß man sich drunterstellt und sie anschaut, sondern daß sie einem den Weg ausleuchtet, auf dem man geht. Fürs Stehenbleiben ist sie nicht gedacht. Man geht ja doch von einem Lichtkegel zum nächsten, dazwischen kann es schon mal etwas düsterer werden, aber dann kommt ja gleich die nächste Laterne.
Wir sollten uns schon ein bißchen von den Motten unterscheiden, die um die eine Laterne rumschwirren, bis sie an ihr verbrennen oder vor Erschöpfung verrecken.

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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von kephas »

taddeo hat geschrieben:Wir sollten uns schon ein bißchen von den Motten unterscheiden, die um die eine Laterne rumschwirren, bis sie an ihr verbrennen oder vor Erschöpfung verrecken.
:kugel: :daumen-rauf:

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Linus
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Linus »

ChrisCross hat geschrieben:
Tradition ist wie eine Laterne; man kann sich daran festhalten oder man kann sich auf seinem Weg von ihr leuchten lassen.
Da hast du nett bei Karl Rahner abgekupfert:
Nein, das ist GB Shaw: Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
"Black holes are where God divided by zero. - Einstein

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Mariahilfer
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Mariahilfer »

Ich halte überhaupt den Vergleich von Dogmen mit (Straßen-) Laternen für, sagen wir, eigenartig und nicht nachvollziehbar, letztlich nichtssagend.

Außerdem dürfte der Urheber (Rahner oder Shaw, zu dem das als Sozialist wirklich passt, oder wer auch immer) diesen merkwürdigen Vergleich auf das Denken und Schreiben von Theologen oder Schriftstellern - nicht zuletzt eigenes - bezogen haben, nicht auf die Aussagen in Konzilsdokumenten und von Päpsten. Hier geht es nämlich um andere Fragen.

(Aber wie gesagt: Hier geht es nicht mehr um die "Aussöhnung der FSSPX mit Rom", sondern um den Begriff der Tradition.)

Komtur
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Re: FSSPX: Aussöhnung mit dem Vatikan

Beitrag von Komtur »

Also wenn man schon den Vergleich mit einer Laterne nehmen will, dann ist die Wahrheit Jesu Christi bzw. sind die kath. Dogmen eine tragbare Laterne, die dem Gläubigen auf seinem Weg durch die Welt/Zeit leuchtet, falls er sie mitnimmt.
Und gegenüber den Funzeln der Irrlehrer hat diese Quelle den Vorteil ganz weißes Licht auszustrahlen (reine umfassende Wahrheit), wodurch jedes Ding in seiner wahren Farbe reflektiert. Und die Funzeln der Irrlehren leuchten - sofern sie leuchten - nur in irgendwelche Emissions- oder Absorptionsspektren, wodurch ein kleiner oder großer Anteil des Lichtes fehlt ("Spektrallinien") und die Dinge der Welt in einem falschen Licht erscheinen.

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