Adventsgedichte

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Adventsgedichte

Beitrag von overkott »

Lied im Advent

Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.

Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.

Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!

Matthias Claudius (1740-1815)

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Verse zum Advent
von Theodor Fontane

Noch ist Herbst nicht ganz entflohn,
Aber als Knecht Ruprecht schon
Kommt der Winter hergeschritten,
Und alsbald aus Schnees Mitten
Klingt des Schlittenglöckleins Ton.

Und was jüngst noch, fern und nah,
Bunt auf uns herniedersah,
Weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
Und das Jahr geht auf die Neige,
Und das schönste Fest ist da.

Tag du der Geburt des Herrn,
Heute bist du uns noch fern,
Aber Tannen, Engel, Fahnen
Lassen uns den Tag schon ahnen,
Und wir sehen schon den Stern.

Benutzeravatar
Arlette
Beiträge: 18
Registriert: Samstag 13. Dezember 2008, 14:23

Beitrag von Arlette »

Adventswarten

von Hedwig von Redern

Es ist das ganze Leben
Für den, der Jesus kennt,
ein stetes, stilles warten
auf seligen Advent.

Er kommt, heißt unser Glaube,
er kommt, heißt unser Trost,
wir hoffen in der Stille
und wenn das Wetter tost.

Wir schauen auf im Kampfe,
wir seufzen oft im Dienst:
Ach, dass du kämst, Herr Jesu,
ach, dass du bald erschienst!
Der Gütige ist frei, auch wenn er ein Sklave ist. Der Böse ist ein Sklave, auch wenn er ein König ist.
(Aurelius Augustinus)

Benutzeravatar
overkott
Beiträge: 19634
Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Beitrag von overkott »

Vorweihnachtstrubel

Grüner Kranz mit roten Kerzen
Lichterglanz in allen Herzen
Weihnachtslieder, Plätzchenduft
Zimt und Sterne in der Luft.
Garten trägt sein Winterkleid
wer hat noch für Kinder Zeit?

Leute packen, basteln, laufen,
grübeln, suchen, rennen, kaufen,
kochen, backen, braten, waschen,
rätseln, wispern, flüstern, naschen,
schreiben Briefe, Wünsche, Karten,
was sie auch von dir erwarten.

Doch wozu denn hetzen, eilen,
schöner ist es zu verweilen,
und vor allem dran zu denken,
sich ein Päckchen Zeit zu schenken.
Und bitte lasst doch etwas Raum
für das Christkind unterm Baum!

Ursel Scheffler

Benutzeravatar
Margret
Beiträge: 205
Registriert: Mittwoch 5. Dezember 2007, 19:31

Beitrag von Margret »

Hörst auch du die leisen Stimmen

Hörst auch du die leisen Stimmen
aus den bunten Kerzlein dringen?
die vergessenen Gebete
aus den Tannenzweiglein singen?
Hörst auch du das schüchternfrohe,
helle Kinderlachen klingen?

Schaust auch du den stillen Engel
mit den reinen, weißen Schwingen?
Schaust auch du dich selber wieder
fern und fremd nur wie im Traume?
Grüßt auch dich mit Märchenaugen
deine Kindheit aus dem Baume?...

Ada Christen

Benutzeravatar
Margret
Beiträge: 205
Registriert: Mittwoch 5. Dezember 2007, 19:31

Beitrag von Margret »

Mein Gott, dein hohes Fest des Lichtes
hat stets die Leidenden gemeint.
Und wer die Schrecken des Gerichtes
nicht als der Schuldigste beweint,
dem blieb dein Stern noch tief verhüllt
und seine Weihnacht unerfüllt.

Die ersten Zeugen, die du suchtest,
erschienen aller Hoffnung bar.
Vol Angst, als ob die ihnen fluchtest,
und elend war die Hirtenschar.
Den Ärmsten auf verlassnem Feld
gabst du die Botschaft an die Welt.

Die Feier ward zu bunt und heiter,
mit der die Welt dein Fest begeht.
Mach uns doch für die Nacht bereiter,
in der dein Stern am Himmel steht.
und über deiner Krippe schon
zeig uns dein Kreuz, du Menschensohn.

Herr, dass wir dich so nennen können,
präg unseren Herzen heißer ein.
Wenn unsere Feste jäh zerrönnen,
muss jeder Tag noch Christtag sein.
Wir preisen dich in Schmerz, Schuld, Not
und loben dich bei Wein und Brot.

Jochen Klepper

Benutzeravatar
Margret
Beiträge: 205
Registriert: Mittwoch 5. Dezember 2007, 19:31

Beitrag von Margret »

Wann fängt Weihnachten an?

Wann fängt Weihnachten an?
Wann – ja wann?

Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kraft des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute bei dem Stummen verweilt
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise laut wird und das Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht,
und Du zögerst nicht,
sondern du gehst so wie du bist darauf zu,

dann - ja dann
fängt Weihnachten an!

Rolf Krenzer

Benutzeravatar
Margret
Beiträge: 205
Registriert: Mittwoch 5. Dezember 2007, 19:31

Beitrag von Margret »

Adventmorgen

Hast du den Himmel gesehen?
Rot violett in zarten Streifen
und wolkiger Zerzaustheit
über den schneebedeckten Feldern
den eingeschneiten Häusern
und weißbepuderten Baumrippen.

Der Himmel hat sich vom Horizont
bis weit in das Gewölbe
mit goldenen und rubinroten
Diamanten geschmückt,
wie eine junge Braut strahlend vor Glück.

Nun löst es sich auf in zarte rosa
Wattebällchen und verliert sich im All.

Soviel Glanz im Advent -
Was soll erst Weihnachten werden?

Kurt H. Möller

Bild

Benutzeravatar
Margret
Beiträge: 205
Registriert: Mittwoch 5. Dezember 2007, 19:31

Re: Adventsgedichte

Beitrag von Margret »

overkott hat geschrieben:Lied im Advent

Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.

Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.

Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!

Matthias Claudius (1740-1815)
Dieses Gedichtlein ist von Hermann Claudius (1878-1980), dem Urenkel von Matthias Claudius. M. C. kannte noch keinen Adventskranz, der wurde nämlich erst 1833 von J.H. Wichern im Rauhen Haus in Hamburg eingeführt.

Siehe auch hier

Benutzeravatar
Kantorin
Beiträge: 1184
Registriert: Montag 19. Mai 2008, 19:55
Wohnort: Bistum Fulda

Beitrag von Kantorin »

Vom Christkind

Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen.
Die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.
Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack -
denkt ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch es war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!

- Anna Ritter (1865 - 1921) -
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

Benutzeravatar
Kantorin
Beiträge: 1184
Registriert: Montag 19. Mai 2008, 19:55
Wohnort: Bistum Fulda

Beitrag von Kantorin »

Advent

Holt den Sohn
vom Bahnhof ab.
Er kommt.
Man weiß nicht genau
mit welchem Zug,
aber die Ankunft
ist gemeldet.
Es wäre gut,
wenn jemand dort
auf und ab ginge.
Sonst verpassen wir ihn.
Denn er kommt
nur einmal.

- Rudolf Otto Wiemer -
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

Benutzeravatar
Kantorin
Beiträge: 1184
Registriert: Montag 19. Mai 2008, 19:55
Wohnort: Bistum Fulda

Beitrag von Kantorin »

Wunschzettel

Einen Spaziergang im Wald
und nachher Apfelstrudel,
einen guten Schutzengel, auch für dich,
den Mut zu neuen Ufern,
warme Füße und einen tiefen Schlaf,
süße Träume und kühne Träume,
Post von dir,
ein Meer von Zärtlichkeiten,
Frieden in uns, um uns herum,
rauschende Feste
und ein Gläschen Zuversicht,
um mit der Zukunft anzustoßen.

- Jochen Mariss -


Bild
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

Benutzeravatar
Kantorin
Beiträge: 1184
Registriert: Montag 19. Mai 2008, 19:55
Wohnort: Bistum Fulda

Beitrag von Kantorin »

Advent

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken,
Schneeflöcklein leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und dort vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
am Niklasabend muß es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh’,
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm’ und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied) - ,
behält ein Stück Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt zum Schluß, es geht auf vier,
die Reste in Geschenkpapier.
Da tönt’s von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist’s, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!
„He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?“
Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:
„Die sechs Pakete, heil’ger Mann,
‘s ist alles, was ich geben kann.“
Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent.

- Loriot -
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

Benutzeravatar
Kantorin
Beiträge: 1184
Registriert: Montag 19. Mai 2008, 19:55
Wohnort: Bistum Fulda

Beitrag von Kantorin »

ADVENT: Worauf es ankommt

Es kommt nicht darauf an,
das Leben zu meistern.

Es kommt nicht darauf an,
die Maske nicht zu verlieren.

Es kommt nicht darauf an,
zu erreichen,
was man sich wünscht.

Es kommt nicht darauf an,
ohne Krankheit
und Leid zu sein.

Es kommt nicht darauf an,
ganz groß ‘raus zu kommen.

Es kommt nicht
auf ein großes Auto an.

Es kommt nicht in
New York oder London an.

Es kommt
in Bethlehem an.

Es kommt an
auf Holz und Stroh.

Darauf kommt es an.


- Christoph Neumann -
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

Benutzeravatar
Margret
Beiträge: 205
Registriert: Mittwoch 5. Dezember 2007, 19:31

Re: Adventsgedichte

Beitrag von Margret »

Kerzen im Advent

Das Licht am Kranz kann nicht die Nacht erhellen,
doch soll es dir und mir ein Zeichen sein.
Es strahlt uns Gottes Glanz aus Finsternissen
und bricht in unsre dunklen Herzen ein.

Das erste Licht will uns zur Freude rufen,
so freuet euch im Herren allezeit!
Wie es die Hirten auf dem Felde hörten:
Gott selber tritt in unsre Dunkelheit.

Das zweite Licht verheißt uns Gottes Güte,
Gott teilt uns reichlich seine Liebe aus.
So tragt die frohe Botschaft freudig weiter
und ruft sie in die dunkle Welt hinaus.

Das dritte Licht sagt tröstend:
Bringt die Sorgen mit Danken und mit Flehn vor euren Herrn!
Er wird euch helfen, seht, er ist uns nahe,
denn auch für uns erschien der Weihnachtsstern.

Das vierte Licht verkündet Gottes Frieden,
er zieht auch diese Weihnacht bei uns ein,
dass wir in unsern Ängsten ihm vertrauen
und tröstlich spüren: Wir sind nicht allein.

Barbara Cratzius

Benutzeravatar
Margret
Beiträge: 205
Registriert: Mittwoch 5. Dezember 2007, 19:31

Re: Adventsgedichte

Beitrag von Margret »

Wie Maria

Wie Maria die Worte der Hirten
aufnehmen.
Staunend und beglückt von den Lippen
der Hirten die Botschaft neu verkündet
hören.
Und die Worte bewegen,
bewahren im Herzen
wie einen kostbaren Schatz,
abrufbar in dunklen Stunden.
Gottesworte, Gotteserfahrungen
in unserm langen Leben,
zum Trost, zur Hoffnung für die Stunden
voller Dunkelheiten.

Barbara Cratzius

Benutzeravatar
Margret
Beiträge: 205
Registriert: Mittwoch 5. Dezember 2007, 19:31

Re: Adventsgedichte

Beitrag von Margret »

Noch ist es Nacht auf Erden,
noch herrscht die Dunkelheit;
Spät will es lichte werden
In dieser kalten Zeit.
Entzünde, Herr, mein Licht!
Mit deinem Glanz der Güte
Mir Strahlen im Gemüte,
im Dunkel lass mich nicht.

Aus Finsternis und Grauen
Errette mir den Geist;
Lass heller stets mich schauen,
was mich zum Himmel weist.
Lass aus der bangen Nacht,
in der wir irrig sehen,
mich stets nach oben sehen,
woher der Morgen lacht.

Lass deine Strahlen fallen
In meinen dunklen Sinn;
Lehr’ selbst den Weg mich wallen
Zu himmlischem Gewinn.
Herr, ohne deinen Strahl
Muss Dunkel mich verwirren,
und immer müsst ich irren
im düstern Schattental.

Gottfried Wilhelm Fink

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema