Herbstgedichte

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
Paul Heliosch
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Re: Darf ich

Beitrag von Paul Heliosch »

odaliske hat geschrieben:...hat nur wenig mit dem Herbst zu tun. ...
Mitnichten: Es handelt sich um einen verwöhnten, mukoviszidosegeplagten Jüngling, der kurz vor der Erkenntnis seines Lebens steht: Atemtherapie in nebliger Herbstluft unter ausgeprägter Stresssituation. Im Verlauf der "Ode an die Herbstluft" stellt sich heraus, daß er der Einzige ist, der daraus ein einträgliches Geschäft zu machen in der Lage war, trotz, nein, wegen aller Widrigkeiten... (- ziemlich banal und kein bisschen schöngeistig....)

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Robert Ketelhohn
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Re: Darf ich

Beitrag von Robert Ketelhohn »

sofaklecks hat geschrieben:Darf ich dir einen zarten Hinweis geben?
Mit "Obsculta", also "Höre!" beginnt die Regel des Heiligen Benedikt

Wobei das Wort ja eigentlich ausculta heißt; obsculta (oder inschriftlich auch:
opsculta) dürfte ein eigentlich bloß schriftsprachlicher Hyperkorrektismus für
vulgär gesprochenes *ōsculta sein (während sich später übrigens in der Italo-
romania die abgeschwächte Vulgärform asculta durchgesetzt hat).
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Was durch seine Blüte
der Lenz zuerst versprach,
was durch seine Wärme
der Sommer reifen hieß,
zeigt der Herbst in Fülle
dem frohen Landmann jetzt.

Den reichen Vorrat fährt er nun
auf hochbeladnen Wagen ein.
Kaum fasst der weiten Scheune Raum,
was ihm sein Feld hervorgebracht.

Sein heitres Auge blickt umher,
es misst den aufgetürmten Segen ab,
und Freude strömt in seine Brust.

sofaklecks
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Friedrich Hebbel

Beitrag von sofaklecks »

Die Odaliske

Es harrt auf weichem Purpursamt
die jüngste Sklavin ihres Herrn,
und unter dunkler Braue flammt
ihr Auge, wie ein irrer Stern.

Sie stammt aus jenem Lande nicht,
wo ehrbar-blond der Weizen reift
und stachlich-keusch die Gerste sticht,
wenn man sie noch so leise streift.

Sie ist der Feuerzone Kind,
wo jede Frucht von selber fällt,
weil sie der Baum, der zu geschwind
die zweite zeitigt, gar nicht hält.

Sie hat von dem Johannisstrauch
die karge Beere nie gepflüct
die, ohne Kraft und ohne Hauch,
zur Abwehr gar den Dorn noch zückt

Doch ward sie oft vom Wein bespritzt,
weil himmelan die Rebe drang
und dann vom Sonnenstrahl zerschlitzt,
die Traube in der Luft zersprang.

Drum sitzt sie auch nicht seufzend da,
nun ihre eigne Stunde naht,
sie denkt der Rosen, fern und nah,
die sie schon selbst gebrochen hat.

Und sieh, der Pascha tritt herein,
zwar ernst und düster doch nicht alt,
und vor ihm her den Becher Wein
trägt eines Mohren Nachtgestalt.

Er sieht das Mägdlein lange an,
mißt Zug für und nickt nur still,
zum goldnen Becher greift er dann
und fragt, ob sie nicht trinken will.

Ihr aber schwillt schon jetzt das Blut
bis an der Adern letzten Rand,
drum fürchtet sie des Weines Glut
drum stößt ihn weg mit ihrer Hand.

Nun weist er stumm den Mohren fort,
dem wild das Auge glüht vor Lust,
und setzt sich an den weichsten Ort
und küßt ihr langsam Mund und Brust.

Doch plötzlich dringt ein jäher Schrei
von außen ihr ins bange Ohr:
sie ruft verstört was das denn sei, -
und er versetzt: "Es starb der Mohr!

Er trank den Wein, den ich dir bot,
und wird der Sünde niemmer froh,
denn beigemischt war ihm der Tod! -
Ich prüfe jede Sklavin so!"



(An den zögernden Moderator: Wein und Herbst sind nahe Verwandte).


sofaklecks

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Peregrin
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Re: Friedrich Hebbel

Beitrag von Peregrin »

sofaklecks hat geschrieben: Ich prüfe jede Sklavin so!
Netter Mensch.
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

sofaklecks
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Hebbel

Beitrag von sofaklecks »

Das Gedicht sollte Paulchen Apfelbaum beruhigen.

Selbst Hebbel war nicht von diesen Haremsphantasieen frei.

Und ob Hebbel heutzutage noch dichten würde:

Sie stammt aus jenem Lande nicht,
wo ehrbar-blond der Weizen reift
und stachlich-keusch die Gerste sticht,
wenn man sie noch so leise streift.

Wenn es indes zu freizügig ist, mag es entfernt werden.

sofaklecks

Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

Danke sofa, aber das wäre jetzt wirklich nicht nötig gewesen... 8)

Raimund J.
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Re: Hebbel

Beitrag von Raimund J. »

Ein interessantes Gedicht! Kannte ich noch gar nicht. Danke.
sofaklecks hat geschrieben:
Selbst Hebbel war nicht von diesen Haremsphantasieen frei.
Ja der olle Hebbel. Ich hab grad mal nach der schmalen Biographie im Bücherschrank gegriffen, da liegt noch das Referat drin, daß ich vor vielen Jahren mal im Deutschunterricht über Hebbel halten durfte:
In Heidelberg verlebt Hebbel einen Sommer tiefster Niedergeschlagenheit, da er sich für die Juristerei überhaupt nicht erwärmen konnte. In dieser Situation und der Stadt der Romantik gelangen Hebbel einige seiner schönsten Gedichte: Herbstgefühl und Nachtgefühl
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Christian Friedrich Hebbel

Herbstgefühl

Grünen, Blühen, Duften, Glänzen,
Reichstes Leben ohne Grenzen,
Alles steigernd, nirgends stockend.
Selbst die kühnsten Wünsche lockend:

Ja, da kann ich wohl zerfließen,
Aber nimmermehr genießen;
Solche Flügel tragen weiter
Als zur nächsten Kirschbaum-Leiter.

Doch, wenn rot die Blätter fallen,
Kühl die Nebelhauche wallen,
Leis durchschauernd, nicht erfrischend,
In den warmen Wind sich mischend:

Dann vom Endlos-Ungeheuren
Flücht' ich gern zum Menschlich-Teuren,
Und in einer ersten Traube
Sieht die Frucht der Welt mein Glaube.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

Christian Friedrich Hebbel

Nachtgefühl

Wenn ich mich abends entkleide,
Gemachsam, Stück für Stück,
So tragen die müden Gedanken
Mich vorwärts oder zurück.

Ich denke der alten Tage,
Da zog die Mutter mich aus;
Sie legte mich still in die Wiege,
Die Winde brausten ums Haus.

Ich denke der letzten Stunde,
Da werden's die Nachbarn tun;
Sie senken mich still in die Erde,
Dann werd ich lange ruhn.

Schließt nun der Schlaf mein Auge,
Wie träum ich so oftmals das:
Es wäre eins von beidem,
Nur wüßt' ich selber nicht, was.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Christian Friedrich Hebbel hat geschrieben:
Ich denke der alten Tage,
Da zog die Mutter mich aus;
Sie legte mich still in die Wiege

Phänomenales Gedächtnis hatte der Mann.
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Paul Heliosch
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Beitrag von Paul Heliosch »

So, wie Du das pointierst, blinzelt da eher "Ödipus in der Hollywoodschaukel" (...verschämt aus seinem blaurosa gemusterten Schlafanzug.)

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incarnata
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Registriert: Mittwoch 8. November 2006, 01:11

Beitrag von incarnata »

Spätsommer,dieses Gespür
von Abschied voraus.
Hinter dir fällt schon die Tür
ins beschattete Haus.

Wind,der die Weite durchmisst:
deine Wege von morgen.
Was du verloren hast,ist
aufs neue zu borgen.

Bis der Herbststurm erwacht,
magst Du noch draussen zelten,
die Schüsse während der Nacht
brauchen nicht dir zu gelten.

Fuchsfallen im Acker getarnt,
findest du blind.
Erst wenn der Häher dich warnt,
weisst du:die Treibjagd beginnt.

Dagmar Nick
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

ad_hoc
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 12:14

Beitrag von ad_hoc »

Der Herbst

Dies ist der Herbst:
der - bricht dir noch das Herz!
Flieg fort! flieg fort! -
Die Sonne schleicht zum Berg
und steigt und steigt
Und ruht bei jedem Schritt.
Was ward die Welt so welk!
Auf müd gespannten Fäden spielt
Der Wind sein Lied:
die Hoffnung floh -
er klagt ihr nach...
Dies ist der Herbst:
der - bricht dir noch das Herz!
Flieg fort! flieg fort!
O Frucht des Baums,
Du zitterst, fällst?
Welch ein Geheimnis lehrte dich
die Nacht,
dass eisger Schauder deine Wange,
die Purpur-Wange deckt? -
Du schweigst, antwortest nicht?
Wer redet noch?
Dies ist der Herbst:
der - bricht dir noch das Herz!
Flieg fort! flieg fort!
»ich bin nicht schön
- so spricht die Sternenblume -,
»doch Menschen lieb ich
»und Menschen tröst ich:
»sie sollen jetzt noch Blumen sehn,
»nach mir sich bücken,
»ach, und mich brechen -
»in ihrem Auge glänzet dann
»Erinnerung an Schöneres als ich,
»Erinnerung an Menschen Glück, an Menschen Glück: -
»-ich sehs, ich sehs, und sterbe so.« -

Dies ist der Herbst:
der - bricht dir noch das Herz!
Flieg fort! flieg fort!

Friedrich W. Nietzsche


...und nach dieser hektischen Unruhe etwas Ruhig-Besinnliches:

Ein Gleiches
(Wandrers Nachtlied)

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

Geschrieben im September 1780 an eine Jagdhütte auf dem Gickelhahn in Thüringen, von Johann Wolgang v. Goethe

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Ewald Mrnka
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Beitrag von Ewald Mrnka »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Christian Friedrich Hebbel hat geschrieben:
Ich denke der alten Tage,
Da zog die Mutter mich aus;
Sie legte mich still in die Wiege

Phänomenales Gedächtnis hatte der Mann.
Ab jetzt ist es mir nicht mehr möglich diese Zeilen unbefangen zu lesen.

"Die Füße im Feuer" hat mir ein Mitschüler leicht verdorben:

"Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell,
und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann....."

Ausgerechnet der Meyer, der sonst unendlich an seinen Versen feilte. :mrgreen:
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

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incarnata
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Registriert: Mittwoch 8. November 2006, 01:11

Beitrag von incarnata »

Ewald Mrnka hat geschrieben:
Ab jetzt ist es mir nicht mehr möglich diese Zeilen unbefangen zu lesen.

"Die Füße im Feuer" hat mir ein Mitschüler leicht verdorben:

"Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell,
und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann....."

Ausgerechnet der Meyer, der sonst unendlich an seinen Versen feilte. :mrgreen:
Was ist daran so witzig??-Ach so:Du denkst der Edelmann knarrt !Huch-es klappern die morschen Knochen oder wie hiess das bei Horst Wessel ? ist mir bisher nie aufgefallen,obwohl ich "Die Füsse im Feuer" sehr liebe und auswendig kann.Auch fast ein Herbstgedicht-wenn man an den Sturm in der Nacht denkt......
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
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julius echter
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Re: Herbstgedichte

Beitrag von julius echter »

Stoppt jede Uhr
Stoppt jede Uhr, laßt ab vom Telephon,
Verscheucht den Hund, der bellend Knochen frißt, die roh'n.
Laßt schweigen die Pianos und die Trommeln schlagt,
Bringt heraus den Sarg, ihr Klager klagt.
Laßt die Flieger kreisend - Trauer sei Gebot
An den Himmel schreiben: Er ist tot.
Straßentauben gebt um den Hals starre Kreppkragen,
Polizisten laßt schwarze Handschuh' tragen.
Er war mir Nord, mir Süd, mir Ost und West;
Des Sonntags Ruh' und der Woche Streß
Mein Tag, mein Gesang, meine Rede, meine Nacht.
Ich dachte, Liebe währet ewig - falsch gedacht.
Sterne sind jetzt unerwünscht, will nichts sehn davon,
Verpackt den Mond, zertrümmert die Sonn'.
Fegt weg den Wald und des Meeres Flut,
Nie wird es sein, so wie es war. Nie wieder gut.

ist aus dem Film "Vier Hochzeiten und ein Todesfall"

Gebe zu dass es mehr zum Totengedenken im Herbst passt, aber es hat mich immer fasziniert
Honi soit qui mal y pense

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Lioba
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Re: Herbstgedichte

Beitrag von Lioba »

Fontane:
Der Kranich.

Rauh ging der Wind, der Regen troff,
Schon war ich naß und kalt;
Ich macht’ auf einem Bauernhof
Im Schutz des Zaunes halt.



5Mit abgestutzten Flügeln schritt

Ein Kranich drin umher.
Nur seine Sehnsucht trug ihn mit
Den Brüdern über’s Meer;

[29] Mit seinen Brüdern, deren Zug


10 Jetzt hoch in Lüften stockt,

Und deren Schrei auch ihn zum Flug
Gen Süden ruft und lockt.

Und sieh, er hat sich aufgerafft,
Es gilt ja Lenz und Glück;


15Umsonst, der Schwinge fehlt die Kraft,

Und ach, er sinkt zurück.

Nur Hahn und Huhn zum Schabernack
Umkrähn ihn jetzt voll Freud: –
Es jubelt stets das Hühnerpack


20 Bei eines Kranichs Leid
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

sofaklecks
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Vier Heiraten

Beitrag von sofaklecks »

Er war der Todesfall bei den vier Heiraten.

Und das Gedicht wurde von seinem schwulen Freund bei der Beerdigung gesprochen.

In diesem Forum mit Verlaub bemerkt.

Es wirkt im Film ungleich viel eindrucksvoller als auf Papier.

sofaklecks

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julius echter
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Re: Vier Heiraten

Beitrag von julius echter »

sofaklecks hat geschrieben:Er war der Todesfall bei den vier Heiraten.

Und das Gedicht wurde von seinem schwulen Freund bei der Beerdigung gesprochen.

In diesem Forum mit Verlaub bemerkt.

Es wirkt im Film ungleich viel eindrucksvoller als auf Papier.

sofaklecks

Dass es ein schwuler Freund gesprochen hat macht es für mich nicht weniger Eindrucksvoll oder???

Aber hier noch das Original:

Klage
Er war mein Nord, mein Süd,
mein Ost und West,
Meine Arbeitswoche
und mein Sonntagsfest,
Mein Gespräch, mein Lied,
mein Tag, meine Nacht,
Ich dachte, Liebe währet ewig:
Falsch gedacht.
Die Sterne sind jetzt unerwünscht,
löscht jeden aus davon,
Verhüllt auch den Mond
und nieder reißt die Sonn',
Fegt die Wälder zusammen
und gießt aus den Ozean,
Weil nun nichts mehr
je wieder gut werden kann.«
Haltet alle Uhren an,
laßt das Telefon abstellen,
Hindert den Hund daran,
den saftigen Knochen anzubellen,
Klaviere sollen schweigen,
und mit gedämpftem Trommelschlag,
Laßt die Trauernden nun kommen,
tragt heraus den Sarg
Laßt Flugzeuge kreisen,
klagend im Abendrot,
An den Himmel schreibend
die Botschaft. Er ist tot;
Laßt um die weißen Hälse der Tauben
Kreppschleifen schlagen
Und Verkehrspolizei schwarze
Baumwollhandschuh'
Honi soit qui mal y pense

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