Bücher - Was lest ihr so?

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
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TeDeum
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von TeDeum »

Seit längerer Zeit dran, weil leider kaum eine freie Minute - "Sternstunden statt dunkles Mittelalter" von Thomas Woods. Tolles Buch über das Mittelalter und insbesondere die Leistung unserer Kirche in Wissenschaft und Kultur. Vielleicht nicht verkehrt es nur häppchenweise zu konsumieren, so nimmt man mehr Details mit :-)

kukHofnarr
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von kukHofnarr »

Zwischenzeitlich habe ich noch eine Kontrastlektüre aus Zentrumszeiten auf mein Nachtkästchen gelegt :tuete:

Thoma, Ludwig, Jozef Filsers Briefwexel, München 1961.

Exzerpt aus S. 37:

Hochwiern Her Bfahrer,
ich weus es schon, das der Bezirksamtman in die Oberpfalz fersäzt isd zu Schtrafe fier Wiederschpenstigkeit gengen die kristgadollische Geischtlikeit. Da kan er jäz Schmeizler schnupfen, das iem fieleichd das Hirn häller wierd und das er schpannt, was mier fermögen.
Der Kazendräg mus von einer schneeweisen Kaze sein und griesen si die Freilein Bfarrerköchin ... und jäz mus ich mein Schreiben beschlüssen.
Ir liber Freund
Jozef Filser
Abgeorneter.
B.S.
Den Kazendräg miesen si zuerst anhaugen, das er warm isd, ... .
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Petrus
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von Petrus »

kukHofnarr hat geschrieben:
Donnerstag 11. November 2021, 11:31

Thoma, Ludwig
nuja, den Herrn Dr. Ludwig Thoma (vgl. hierzu gern Herrn Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, auch Herrn Dr. Karl May) mag ich nur bedingt.

Lieber ist mir da immer noch der Oskar Maria Graf.

kukHofnarr
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von kukHofnarr »

Den kenne ich nicht, aber er scheint näherhin hochdeutschST das auszudrücken, was in heutiger Zeit auch Herrn Thoma an den Frack gegangen wäre, ...nur dass er es eben nicht wie Herr Graf direkt, sondern eben in der ihm ureigenST hintergründig politisch bayerischen Mund- und Wesensart geschrieben hätte, was auch genau der Grund ist, weshalb der Briefwexel bei mir ab und zu zwischen Klo- und Nachtkasten wexelt.

In Wikipedia wird Graf damit zitiert:
„Wir fahren wieder zurück in unseren Sumpf, diese ganze Naturtrottelei kann mir gestohlen bleiben! … Das ist was für Verdauungsphilister und Grasfresser! … Das ist kein Leben!“
– Oskar Maria Graf: Wir sind Gefangene

Ich denke, dass ich das Buch dem Södolf Markus zusenden werde, und zwar, sobald er wegen Nötigung, Landesverrat und fahrlässiger Körperverletzung eingebuchtet ist.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

Sascha B.
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von Sascha B. »

Derzeit eine Biografie SKKH Otto von Habsburg. :koenig:
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

Christian
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von Christian »

Ich bin ein Fan von Hörbüchern. Mein Vater ist blind; dieses Jahr schenke ich ihm:

Ben Becker liest die Bibel ;

https://www.youtube.com/watch?v=ApQ8OxUW5t4

Mir selber schenke ich :

https://www.vivat.de/horbuch-die-vertei ... ischariot/

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TeDeum
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von TeDeum »

@Sascha - wie gefällt dir die Biographie? Da ich aus alten Habsburger Landen entstammte, fühle ich eine natürliche Sympathie dem Haus gegenüber und seine SKKH Otto von Habsburg war "a grechter Mo". Würde mich auch interessieren.

Mit Lesen ist es bei mir angesichts einer Vollzeitarbeit und drei kleinen Kindern in letzter Zeit schwer. Die Lektüre besteht da eher aus Elternbriefen als Büchern. ;) Abends wird den Kindern derzeit immer etwas aus Astrid Lindgrens "Immer dieser Michel" vorgelesen - das ist auch als Erwachsener noch unterhaltsam.

Allgemein gibt es so viele tolle Klassiker, dass es für mich gar keine Neuerscheinungen mehr bräuchte :P

Sascha B.
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von Sascha B. »

TeDeum hat geschrieben:
Donnerstag 23. Dezember 2021, 06:39
@Sascha - wie gefällt dir die Biographie? Da ich aus alten Habsburger Landen entstammte, fühle ich eine natürliche Sympathie dem Haus gegenüber und seine SKKH Otto von Habsburg war "a grechter Mo". Würde mich auch interessieren.

Mit Lesen ist es bei mir angesichts einer Vollzeitarbeit und drei kleinen Kindern in letzter Zeit schwer. Die Lektüre besteht da eher aus Elternbriefen als Büchern. ;) Abends wird den Kindern derzeit immer etwas aus Astrid Lindgrens "Immer dieser Michel" vorgelesen - das ist auch als Erwachsener noch unterhaltsam.

Allgemein gibt es so viele tolle Klassiker, dass es für mich gar keine Neuerscheinungen mehr bräuchte :P
Das Werk ist sehr Interessant und gut geschrieben. Bin gerade mal bei der Übersiedlung nach Bayern angekommen. Mal schauen was noch so kommt.

https://www.amazon.de/Otto-von-Habsburg ... 3850024865
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

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Protasius
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von Protasius »

Gerade bin ich mit einem theologischen Büchlein fertig geworden, daß mir ein Freund ausgeliehen hat: Eta Linnemann, Gibt es ein synoptisches Problem?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Bruder Donald

Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von Bruder Donald »

Protasius hat geschrieben:
Sonntag 6. März 2022, 17:15
Gerade bin ich mit einem theologischen Büchlein fertig geworden, daß mir ein Freund ausgeliehen hat: Eta Linnemann, Gibt es ein synoptisches Problem?
Interessant. Kannst du kurz benennen, was der Lösungsansatz von Eta Linnemann ist? Aus der Kurzbeschreibung werde ich nämlich leider nicht schlau.

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Protasius
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von Protasius »

Bruder Donald hat geschrieben:
Montag 7. März 2022, 09:38
Protasius hat geschrieben:
Sonntag 6. März 2022, 17:15
Gerade bin ich mit einem theologischen Büchlein fertig geworden, daß mir ein Freund ausgeliehen hat: Eta Linnemann, Gibt es ein synoptisches Problem?
Interessant. Kannst du kurz benennen, was der Lösungsansatz von Eta Linnemann ist? Aus der Kurzbeschreibung werde ich nämlich leider nicht schlau.
Ich versuche das Buch kurz aus dem Gedächtnis zusammenzufassen; ich kann heute Abend prüfen, ob ich etwas wichtiges vergessen oder falsch wiedergegeben habe.

Das synoptische Problem ist ja grob zusammengefaßt die Frage, wie die literarische Abhängigkeit der synoptischen Evangelien zu erklären ist. Eta Linnemann legt zunächst anhand eines historischen Überblicks dar, daß dieses Problem auf den kirchenfeindlichen Philosophen Lessing zurückgeht, stellt die üblichen Lösungsansätze kurz dar und weist anhand eines beispielhaft ausgewählten Einführungstextes in die neutestamentliche Wissenschaft auf einige gravierende Argumentationslücken hin, die die Zwei-Quellen-Theorie eigentlich nicht beweisen, sondern sie voraussetzen.

Der Hauptteil ist dann der Untersuchung des Wortbestandes wie auch paralleler Perikopen von Markus, Matthäus und Lukas gewidmet. Durch minutiöse (und zugegeben eher trockene) quantitative Untersuchungen legt sie dar, daß es keine quantitativen Indizien dafür gibt, daß Lukas und Matthäus literarisch von Markus abhängen (oder voneinander). Ein synoptisches Problem existiert also als Ergebnis ihrer Untersuchungen gar nicht. Vielmehr ist das synoptische Problem eine Folge der (wohl uneingestandenen) Überzeugung der historisch-kritischen Theologie, daß man es in erster Linie mit einem literarischen Werk und weniger mit einem Tatsachenbericht zu tun hat.

Die These, die sie am Schluß aufstellt und mit Verweis auf frühe Kirchenschriftsteller des ersten und zweiten Jahrhunderts wie Papias untermauert, besteht darin, daß man die Evangelien ihrem Selbstzeugnis nach ernst nimmt und als unabhängig voneinander entstandene Berichte betrachtet, die im wesentlichen die mündlichen Augenzeugenberichte der Apostel und Jünger zusammenfassen, die Mitte der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts ja zu einem bedeutenden Teil noch lebten. So war demzufolge Lukas besonders von Paulus beeinflußt, Markus von Petrus und Matthäus von den Zeugen in Palästina.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Bruder Donald

Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von Bruder Donald »

Protasius hat geschrieben:
Montag 7. März 2022, 11:11
Die These, die sie am Schluß aufstellt und mit Verweis auf frühe Kirchenschriftsteller des ersten und zweiten Jahrhunderts wie Papias untermauert, besteht darin, daß man die Evangelien ihrem Selbstzeugnis nach ernst nimmt und als unabhängig voneinander entstandene Berichte betrachtet, die im wesentlichen die mündlichen Augenzeugenberichte der Apostel und Jünger zusammenfassen, die Mitte der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts ja zu einem bedeutenden Teil noch lebten. So war demzufolge Lukas besonders von Paulus beeinflußt, Markus von Petrus und Matthäus von den Zeugen in Palästina.
Vielen Dank, für die aufschlussreiche aufklärung! :daumen-rauf:

kukHofnarr
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von kukHofnarr »

"Der Mann der Donnerstag war" /1
von G.K. Chesterton

Es verhält sich mit dem sich selbst zu Beginn noch wohlig katholisch wähnenden, aber schlussendlich doch als katholizistisch ertappten Leser dieser Groteske ein bisschen so wie mit der Maus, mit der die Katze von Kapitel zu Kapitel in immer NOCH launigeren Kapriolen spielt, bis sie sie endlich frisst - ich meine natürlich die Katze... :narr:

Ähnlichkeiten mit lebenden u. verstorbenen "Geopolizismen" zu konstruieren, verbieten sich von selbst nur im Zustand maximaler Resilienz ...

... es handelt sich nämlich um ein analytisches Werk darüber, wie die organisierte Anarchie (mithin der Trotz gegen naturrechlich legitime Ordnungspolitik) mit dem Naturrecht /2 spielt...

... Am Ende bleibt nichts als Verblüffung darüber, dass -Spoileralarm-*.

___
/1 Chesterton, Gilbert Keith, Der Mann der Donnerstag war, Frankfurt a. Main 1961.
/2 Das Naturrecht: viewtopic.php?p=922460#p922460

*es genau umgekehrt ist.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

kukHofnarr
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Re: Bücher - Was lest ihr so?

Beitrag von kukHofnarr »

Die sieben Säulen der Weisheit /1
von T. E. Lawrence

In den "Sieben Säulen der Weisheit" geht es um alles mögliche nur nicht um Weisheit. Es geht implizit um das Naturrecht, um das sich die Räuberei herumschlängelt wie die Schlange um den Apfel, wie die Schwiegermutter um ihre schöne, viel zu schöne Schwiegertochter...

...so jedenfalls las ich das stolpernde, fallende und wieder neu beginnende Trotzen um die Vorherrschaft eines natürlichen Gewissens in kriegerischen, als "ehrenwert" kaschierten Raubzügen, in die ein allzu sensibler britischer Militär mit seinem archetypisch britischen Narzissmusproblem mehr oder weniger unfreiwillig geraten ist...

(...meine Güte, was müssen Räuber nicht alles in der Feindlitteratur gelesen haben, um sich einzubilden, das Naturrecht auf ihrer Seite zu haben: Saxe, Clausewitz, ein bisschen Shakespeare, und noch mehr Shakespeare, und selbstverständlich die Bibel... un be dingt...)

Letztlich aber durchzieht dieses autobiographische Vermächtnis staunende Bewunderung ob der wesentlichen, von der Natur gegebenen Eigenschaften derer, die das irrende Gewissen zu niederen Zwecken zu bezwingen trachtet. T. E. Lawrence ("von Arabien") spricht es nicht aus, dass er sein Werk als Schuldbekenntnis konzipierte, sondern er bewundert die Völker, zwischen denen er zermahlen wird. Und damit solche Bewunderung nicht Gefahr läuft, sofort von denen, die ihn dekorierten, missdeutet zu werden, muss sich der Geheimdienstler mit solchen Sätzen wie den folgenden hinter ein linguistisches Felsmassiv in der Wüste Arabiens verstecken wie Schneewittchen hinter den sieben Bergen ganz hinten auf Seite achthundertundsechs:

„Eine Ausnahme allein machten die deutschen Abteilungen (…) Sie waren zweitausend Meilen von ihrer Heimat entfernt, ohne Hoffnung im fremden, unbekannten Land, in einer Lage, verzweifelt genug, um auch die stärksten Nerven zu brechen. Dennoch hielten ihre Trupps fest zusammen, geordnet in Reih und Glied, und steuerten durch das wirr wogende Meer von Türken und Arabern wie Panzerschiffe, schweigsam und erhobenen Hauptes. Wurden sie angegriffen, so machten sie halt, gingen in Gefechtsstellung und gaben wohlgezieltes Feuer. Da war keine Hast, kein Geschrei, keine Unsicherheit. Prachtvoll waren sie.“

___
/1 Lawrence, Thomas Edward, „Die sieben Säulen der Weisheit“, Zitat S. 806.
"Wenn die Wolke sich nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zum Tage, da sie sich erhob."

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