Karl May

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
Caviteño
Beiträge: 12697
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Karl May

Beitrag von Caviteño »

Das gleiche gilt für seinen zweiten Freund, Hadschi Halef Omah. In der ersten Szene des Buches "Durch die Wüste" vespricht Halef noch, Kara Ben Nemsi zum Islam zu bekehren:
»Und ist es wirklich wahr, Sihdi, daß du ein Giaur bleiben willst, ein Ungläubiger, welcher verächtlicher ist als ein Hund, widerlicher als eine Ratte, die nur Verfaultes frißt?«
»Ja.«
»(...)Du bist so gut, so ganz anders als andere Sihdis, denen ich gedient habe, und darum werde ich dich bekehren, du magst wollen oder nicht.«
Am Ende des letzten Buches der Reihe ("Der Schut") findet sich dann dieses Gespräch:
»Was hast du gebetet? Die Fatiha?«
»Nein. Wer diese betet, ist ein Mohammedaner, und kein solcher betet am Grabe seines Feindes. Ich und mein Sohn haben als Christen hier gestanden und das heilige Abuna (*Vater unser.) gebetet, welches ich von dir gelernt habe. Hanneh, die Perle unter den Frauen und Müttern, pflegt es auch mit uns zu beten. Wunderst du dich etwa darüber?«
»Nein, denn ich weiß, daß das Wort Gottes wie ein kleines Samenkorn ist, welches, in die Erde gelegt, sich zu einem Baume entwickelt, der mächtig und zugleich lieblich anzuschauen ist und immer neue Früchte und Samen entwickelt. Du hast ein solches Korn von mir empfangen; es wächst in dir und wird Früchte bringen. Gib die Samen davon weiter, mein guter Halef! Dann wirst du Gott wohlgefallen und viele, viele glückliche Menschen machen.«
»O, das weiß ich, Effendi; ich bin ja selbst so sehr glücklich geworden. Weißt du noch, was für Mühe ich mir gegeben habe, dich zum Islam zu bekehren? Ich habe da manch ein Wort gesprochen, welches wie der zweite Kopf eines Kamels war, das doch nur einen haben kann. Du hast dazu gelächelt und bist, wenn ich dann zornig wurde, immer gut und freundlich geblieben. Diese deine Güte hat mich besiegt. Ein einziges warmes Wort von dir hat mehr gewirkt, als alle meine langen Reden wirken konnten. Der Islam ist die Soka (** Distel.), die nur auf dürrem Boden wächst, das Christentum aber die Nachla (***Palme.), welche hoch in die Lüfte ragt und viele Früchte bringt. Der Islam gleicht der Wüste, in welcher es nur hier und da einen Brunnen gibt, der schlechtes Wasser hat, das Christentum aber einem schönen Lande mit mächtigen Bergen, auf deren Höhen Glocken erklingen, und schönen Tälern, in denen Ströme fließen, welche Wälder und Felder und Gärten nähren und an deren Ufern Städte und Dörfer stehen, deren Bewohner gute und folgsame Kinder ihres himmlischen Vaters sind. Daß ich dieses weiß, habe ich dir zu danken; es sollen es aber auch von mir noch viele, sehr viele erfahren.«
Aus meiner Jugend sind mir diese Wendungen nicht mehr in Erinnerung, da zählten vermutlich mehr die Abenteuer. Aber als ich einige Erzählungen jetzt noch einmal gelesen habe, fiel mir der starke Bezug in den Büchern zum Christentum auf.

Caviteño
Beiträge: 12697
Registriert: Sonntag 14. März 2010, 02:31
Wohnort: Diözesen Imus und Essen

Re: Karl May

Beitrag von Caviteño »

Für die Karl May Fans:

Es gibt ein geographisches Lexikon zu Karl May, Teil 1 beschäftigt sich mit Afrika
Tausende Orte sind in den May-Bänden genannt, tatsächliche und fiktive, nun entsteht ein geografisches Lexikon in vier Bänden, und der erste, Afrika, liegt vor.Vom Flusstal von Aatasch in Tunesien bis zum Zwarten-Rivier-Thal in Südafrika wird der Kontinent durchmessen.
Gründlich wie es in Lexika Pflicht ist, werden Quellen genannt und das Original zitiert, Querverweise aufgelistet und Fehler benannt.
(...)
Die Reisewege der Helden und Schurken zu verfolgen und jede Haltestelle nachzuschlagen, führt tief hinein in das Gestrüpp der Legenden und Abenteuereien.
(...)
May hatte eine Karte vom algerisch-tunesischen Binnenmeer in der Deutschen Rundschau für Geographie und Statistik von 188 benutzt.
Grundlage dafür waren Aufnahmen eines Capt. Roudaire, der den Weg nach Kris in den 187er-Jahren geschafft hatte. Von Tourismus konnte da noch keine Rede sein.
Neun weitere faksimilierte Karten aus dem 19. Jahrhundert liegen dem Lexikon bei, man kann den Nil entlangfahren, durch Nubien zu den Nomadenstämmen der Bischarin und Kababisch, den "Kriegsschauplatz Tunesien" von 1881 erkunden.
http://www.welt.de/reise/Fern/article11 ... wurde.html

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema