vom »nobelpreisgekrönten Werk«. Na jut, denn muß ick raten.
»Pan«?
Nein, auch "Pan" ist es nicht. :doh:Robert Ketelhohn hat geschrieben:Hm. Hatte mich schon gewundert. Aber oben schriebst du was
vom »nobelpreisgekrönten Werk«. Na jut, denn muß ick raten.
»Pan«?
Stephen Dedalus hat geschrieben:Nein, auch "Pan" ist es nicht. :doh: !... Es ist so einfach, wenn man den Titel sieht, weiß man sofort, daß nur der gemeint sein kann!
Wer hat geschrieben:Es war eine Neumondnacht. Lichter und leichter wurden die Wolkenschwärme, und steifer zog der feuchte, warme Wind.
Er preßte den Mantel einem Wanderer straff über die Brust und blähte das graue Tuch hinter den Schultern hoch auf. Der Wanderer zog mit solcher Kraft und ungemessener Eile dem Gefälle des Neckar entgegen, als habe er sich eben vom Lager erhoben. Er mußte weither aus dem Norden kommen: in seinem ellenlangen Barte hing Eis, er führte als Stab und Wehr einen Spieß, dessen Bronzespitze mit Elchsehnen an das Eschenholz geflochten war, eine Waffe des äußersten Nordens.
Vor ihm lagen die schwarzen Höhen der schwäbischen Alb, und über ihnen flammte wunderlich das Siebengestirn des Orion.
Da der Wanderer an den Hütten von Plieningen vorüberschritt, ließ der Pfaffe den letzten profanen Lichtschein zwischen den Fingern verzischen.. Der war von einer geweihten Kerze ausgegangen, die ihr frommes Flämmchen noch lang hätte vor dem Altar aufopfern können. Nun flackerte in dem Dorfe nur mehr das ewige Lichtzünglein vor dem Tabernakel. Doch es durchdrang kaum den rubinroten Ölkelch, es vermochte nichts gegen den Schmutz der Fensterscheiben.
Und als der Wanderer in seinem wehenden Mantel vor das Kirchlein kam, war ihm lässig zu Mut, als müsse er eine weile ruhen. Der warme, feuchte Südhauch drang inniger gegen die Brust und breitete den Bart, ließ einen letzten Eisklumpen im Grauhaar zerperlen.
Er berührte mit der Spitze seines Spießes ein Kirchenfenster, und es sprang schlotternd auf.
»Bist du schon da«, flüsterte er.
Es raunte in dem leerem Raume so tot, wie in dem ausgestorbenen Huase einer Meerschnecke, als er sein Ohr zu dem Kirchenfenster neigte. Ein kalter, süßlicher Duft von verbranntem Rauchwerk quoll aus der Öffnung. Und das Auge des Wanderers erspähte nichts als jenes einzige, arme Feuerzünglein in dem roten Ölglase. Nur von der Tiefe herauf, wo die Füße des Wanderers auf kleinen Hügelchen und Holzkreuzlein standen, zitterte ein ungeduldiges Stöhnen.
»Ich will euch nicht beschweren, ihr Ruhebedürftigen.«
Und er schritt über das Mäuerchen hinweg. Seines Mantels Saum fegte etliche mossige Steine aus ihrem verwitterten Mörtellager jenseits in den Graben, der den kleinen Friedhof umriß.
Er sah mit seinem einen klaren Auge, das andere war ausgeronnen, über den niedrigen Kirchturm, dessen hohe Mütze, nach Westen geneigt, den Dachfirst nur wenig überragte, in die Dunkelheit. Von der schwäbischen Alb herab zog ein warmer Hauch, der ihn gelockt hatte und mit unbändiger Sehnsucht erfüllte.
O wundersame, tiefe, tiefe Nacht, die nach dem kürzesten Tage über der Erde liegt, eine besiegte Siegerin. Sie weiß, daß sie sterben muß, und ruht unter dem Föhnwinde geschwächt, matt vom Siegeslauf. Ihr ist, als gehöre das Rauschen der Wasser nicht zu ihr, und fremd lautet das Wehen. Sie lauscht allen Stimmen, als sängen sie wundersam das Lied ihres Todes, den ihr der leuchtend schöne Tag, der wachsende, der verjüngte geben wird.
Der Wanderer, der weit über das Kirchtürmlein hinwegspähte, fühlte den Umschwung der Zeit heiß und wesentlich, daß er schwer aufseufzte und durch die Gewalt seines Atems den Föhn zurückdrängte. Für eine Weile erschlafften die Falten des Mantels, und nur eine Locke sank dem Wanderer über das ausgeronnene Auge.
Der zurückgedrängte Wind brach mit doppelter Gewalt ein. Er knickte zwei junge Pappeln, in deren Wipfeln die Hand des Wanderers gespielt hatte. Er wehte den eisbefreiten Bart hoch und deckte das gewaltige Gesicht. Weithin hob sich der Graumantel, als wolle er alles Land einhüllen.
Es ging ein Zittern durch die Nacht. Die Zunge der Gezeitenwaage schlug ein Geringes gegen die Schale aus, darin das Gold des Tages lag. Der Wanderer lächelte ein wenig unter den aufgewehten Haaren.
Da sah er aus der schwarzen Tiefe, die ringsum über dem Lande lag, zwei Lichter glimmen, matt und fern wie zwei Funken und so nahe beieinander, daß sie fast in eins verflossen. Er ging den beiden Lichtern entgegen, denn seine Nüstern hatten schnell erwittert, wer dort in halber Hügelhöhe wartete.
Ein Bettler saß dort, und jene beiden Lichter, die von ferne wie zwei Funken durch die Fintsernis gerufen hatten, waren demütige Augen. Sie schimmerten ruhig, ganz anders als das glitzernde Feuer der Sterne, eher dem Leuchten der Johanniswürmlein zur Zeit der Sonnenwende ähnlich, nur stetiger.
Der Bettler war sehr dürftig gekleidet. Seine Lumpen bedeckten die Lenden kaum.Brust, Arme und Beine zitterten in ihrer mageren Nacktheit.
Neben ihn ließ sich der Wanderer auf dem Hange nieder und zog den Mantel fester an den Leib. Obgleich der Hügel die beiden gegen den Sturm deckte, lag ein Frösteln in der Luft wie ein Fieber der Erwartung. Es befing selbst den Wanderer aus Nordland. – Der Hügel vor ihnen, eine äußerste Welle der schwäbischen Alb, hieß ***. Er trug einen Edelsitz, das Stammhaus der ***. Kein *** wohnte mehr da oben. Der Edelhof gehörte dem Spital der Reichsstadt Eßlingen. Wie viele andere vom Adel waren auch diese auf den Sand geraten, und der Grießwärtel war die neue Zeit gewesen mit ihren wohlbewehrten, stolzen, üppigen Städten, die eine Kaufmannschaft vortrefflich zu schützen wußten. Doch nicht wie der meiste Niederadel waren die *** jenseits der Schranken verkommen. Ihr Beutel blieb leer, aber ihr Herz und Mut war nicht verschüttet.
So sagte das Einaug zu dem Bettler:
»Du hast deine Rast gut gewählt. Da sind Menschen gestorben, deren Blut seiner Kraft noch nicht entbudnen ist. Ich fühle die Not ihrer letzten Stunden.«
»Vielleicht wird einer aus ihrem Blute meine Blöße sehen«, murmelte der Bettler.
Sein Blick sank nieder in die hohlen Hände, und ein Wundmal glühte auf dem Grund jeder Hand, als halte er zwei Rubine gegen den Himmel.
»Deine herrlichen Kleider hast du jenseits gelassen. Sie sollen von Gold, Perlen und Steinen starren.«
»Ja, sie starren, als trüge einer den Harnisch auf nacktem Leibe durch die Winterkälte. Die Haut zerreißt vor Frost.«
»Darum bist du armselig gekommen.«
»Darum. Ich muß wieder aufgehoben werden wie damals unter dem Holze. Meine Füße müssen wieder über warme Menschenherzen gehen, sie frieren von den Marmorfliesen. Vielleicht erbarmt sich einer von ihnen, deren treibendes Blut du spürst, vielleicht noch ein anderer und ein dritter und viele. Mich dürstet nach Herzenslaut, nach Muttersprache. Sie haben mich so tief in das gläserne Latein begraben, daß mir die Auferstehung und Flucht schwer geworden ist.«
Die Zähne des Bettlers schlotterten, wie vordem das Kirchenfenster.
Beichtkind hat geschrieben:Kann es sein, dass es von Erwin Guido Kolbenheyers Paracelsus-Trilogie ein Teil ist aus "Einaug und Bettler"?
"Kunst kann nicht "produziert" werden, wie man technische Apparate in Auftrag gibt und produziert. Sie ist allemal Geschenk. Die Inspiration kann man nicht beschließen, man muss sie empfangen - umsonst. Eine Erneuerung der Kunst im Glauben kann man weder durch Geld noch durch Kommissionen herbeiführen. Sie setzt vor allen Dingen die Gabe des neuen Sehens voraus. So müsste es uns allen Mühens wert sein, wieder zu einem sehenden glauben zu gelangen. Wo er ist, wird auch die Kunst den rechten Ausdruck finden.
Wer hat geschrieben:Als er beinah eine halbe Meile in dem Walde fortgegangen war, ohne an Essen oder sonst etwas zu denken, glaubte er plötzlich ein heftiges Weinen und Seufzen zu hören. Sein süßes Nachdenken wurde unterbrochen. Voll Verwunderung, sich im Fichtenwalde zu befinden, sah er, als er seine Augen aufschlug, durch ein dichtes Dorngebüsch eins der schönsten Mädchen ganz nackend mit verworrenen Haaren und von Dornen überall zerrissen, weinend und um Hilfe rufend auf ihn zukommen. Ihr zur Seite liefen zwei große, wütende Hunde, die sie, wo sie sie erreichen konnten, heftig zerfleischten. Hintendrein folgte auf einem schwarzen Hengste ein schwarzbrauner Kavalier mit zorniger Miene und entblößtem Degen, ihr in schrecklichen Ausdrücken und Schmähreden den Tod drohend. – Dieser Anblick setzte ihn in Furcht; doch entschloß er sich endlich aus Mitleid gegen das unglückliche Mädchen, sie, wenn möglich, von dieser Angst und von dem Tode zu befreien, ergriff, da er waffenlos war, einen Baumast und wollte sich den Hunden entgegenstellen.
Habent sua fata libelli!Petra hat geschrieben:Gerade habe ich eine zehnminütige Buch-such-Gymnastik absolviert. Ob in der Ausgabe steht "Übertragung" oder "Übersetzung". Aber sie ist wech...einfach wech...
Bei langjähriger Nichtbeachtung machen sich doch Bücher nicht einfach auf in anderer Leute Bücherschränke, um Leserzu finden? Oder ?
Zunächst steht da: »Neubearbeitete Ausgabe von ***«.Petra hat geschrieben:Gerade habe ich eine zehnminütige Buch-such-Gymnastik absolviert. Ob in der Ausgabe steht "Übertragung" oder "Übersetzung".
Ich hab’ sie nicht geklaut!Petra hat geschrieben:Aber sie ist wech...einfach wech
Stephen Dedalus hat geschrieben:Aus dem Deutschen oder aus einer anderen Sprache?Robert Ketelhohn hat geschrieben:Es handelt sich natürlich um eine Übersetzung.
Wer hat geschrieben:Er ließ Anstalten treffen, als wenn er nach Frankreich, Spanien oder ein andres entferntes Land zu gehn willens wäre, setzte sich aufs Pferd, verließ in einer ansehnlichen Begleitung von Freunden *** und begab sich nach †††, einem ungefähr drei Meilen von *** entfernten Ort. Nachdem er Zelte und Zeltbetten hatte kommen lassen, schickte er, entschlossen hierzubleiben, seine Begleiter wieder zurück, fing unter den aufgeschlagenen Zelten ein herrlicheres und prächtigeres Leben an, als er es je geführt hatte, und lud, seiner Gewohnheit nach, bald diesen, bald jenen zum Mittag- oder Abendessen ein.
An einem Feiertage, ungefähr im Anfange des Mai, fiel ihm, da es ein sehr schöner Tag war, seine grausame Schöne ein. Um dieser angenehmen Erinnerung ungestört nachzuhängen, befahl er seiner ganzen Bedienung, ihn allein zu lassen, und ging in Gedanken vertieft in einen Fichtenwald.
Als er beinah eine halbe Meile in dem Walde fortgegangen war, ohne an Essen oder sonst etwas zu denken, glaubte er plötzlich ein heftiges Weinen und Seufzen zu hören. Sein süßes Nachdenken wurde unterbrochen. Voll Verwunderung, sich im Fichtenwalde zu befinden, sah er, als er seine Augen aufschlug, durch ein dichtes Dorngebüsch eins der schönsten Mädchen ganz nackend mit verworrenen Haaren und von Dornen überall zerrissen, weinend und um Hilfe rufend auf ihn zukommen. Ihr zur Seite liefen zwei große, wütende Hunde, die sie, wo sie sie erreichen konnten, heftig zerfleischten. Hintendrein folgte auf einem schwarzen Hengste ein schwarzbrauner Kavalier mit zorniger Miene und entblößtem De-gen, ihr in schrecklichen Ausdrücken und Schmähreden den Tod drohend. — Dieser Anblick setzte ihn in Furcht; doch entschloß er sich endlich aus Mitleid gegen das unglückliche Mädchen, sie, wenn möglich, von dieser Angst und von dem Tode zu befreien, ergriff, da er waffenlos war, einen Baumast und wollte sich den Hunden entgegenstellen.
»Mische dich nicht drein, Anastasius«, rief der Kavalier ihm von weitem zu, »laß die Hunde und mich die verdiente Strafe an diesem treulosen Weibe vollstrecken.« Sogleich faßten die Hunde sie an den Seiten und hielten sie fest, bis der Kavalier herbeikam und vom Pferde stieg.
Anastasius näherte sich ihm. »Ich kenne dich nicht«, rief er, »obgleich du meinen Namen nennst; aber wisse, daß es eine der größten Niederträchtigkeiten für einen Kavalier ist, bewaffnet ein nackendes Mädchen umbringen zu wollen und sie einem wilden Tiere gleich mit Hunden zu hetzen. Ich werde sie gewiß verteidigen.«
Petra hat geschrieben:Boccaccio?