Litteratur-Quiz (Beiträge aus 2005/06)

Gespräche über ausgewählte litterarische Texte.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Was braucht ihr noch?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der Autor ist sogar zu höheren Weihen gelangt …
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Stephen Dedalus
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Beitrag von Stephen Dedalus »

Ich bin erlahmt. Ich weiß wirklich nicht, worauf das hinausläuft. :ikb_sadangel:

Jedenfalls bin ich mir sicher, es nicht zu kennen...

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Stephen Dedalus hat geschrieben: Jedenfalls bin ich mir sicher, es nicht zu kennen...
Ebenso... *seufz*
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Walter
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Beitrag von Walter »

Die Geschichte spielt in Düsseldorf. :ikb_cheers: :ikb_jester: :ikb_king:

(Das ist wieder so ein Buch, das man seit 20 Jahren nicht mehr kaufen kann. Gut, dass ich es hier gefunden habe.)
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Walter hat geschrieben:Die Geschichte spielt in Düsseldorf. :ikb_cheers: :ikb_jester: :ikb_king:

(Das ist wieder so ein Buch, das man seit 20 Jahren nicht mehr kaufen kann. Gut, dass ich es hier gefunden habe.)
;D Wenigstens das zitierte Stück spielt in Düsseldorf, genau. Die deutsche Übersetzung ist 1990 (als Bearbeitung einer älteren Übersetzung) im Verlag Johann Wilhelm Naumann erschienen (das ist der Tagespost-Verlag). :)

Bravo!
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Walter
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Beitrag von Walter »

Das ist der Anfang des nächsten Werkes, welches ihr erraten sollt. :ikb_book:
Wer hat geschrieben:DURCH den Wald zieht ein Geruch von feuchtem, noch schneebenetztem Moos, von nassem Reisig, von grünen Nadeln würziger Kiefern und Fichten; ein köstlicher Duft! Der Wald aber – kaum daß man durchkommt, die Hände kratzt man sich blutig dabei.
Nur in der Nähe des Klosters ist der Wald vom Unterholz gesäubert, soll doch der Pilger von geistiger Nahrung leben, sich der Schönheit des entlegenen Klosters hingeben; darum ist ja auch der Wald gesäubert, wird jede Fichte behütet, jede Tanne sorgsam gepflegt.
Das Gotteshaus allein genügt dem Pilger nicht, um sein Sinnen und Trachten emporzuheben in die höheren Gefilde; nach der Frühmesse tritt er wohl, in Erwartung des allgemeinen Gottesdienstes zu Ehren der Himmelskönigin in der neuen Kathedrale, hinaus ins Freie; mag er sich im Walde ausstrecken, um über die Eitelkeit unseres Erdenlebens nachzusinnen. Dazu wurde der Forst vom Unterholz gesäubert.
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Petra
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Beitrag von Petra »

:ratlos:

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Walter
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Beitrag von Walter »

So geht's weiter (das schränkt die Suche wohl etwas ein):
Weiter hat er hat geschrieben:Im Herbst und Winter wurde diese Bußtat vom Abt auferlegt: die ganze Bruderschaft hatte den Wald zu säubern, nur die Klostergeistlichen und Starezen waren von diesem Dienst befreit.
Aber kaum eine halbe Werst vom Kloster entfernt konnte wohl nicht einmal ein wildes Tier durch den Wald dringen, so dicht und dunkel war das Dickicht.
Zwar Nikolka und Waßja der Blöde, die finden überall ihren Weg.
Den ganzen Wald pflegen sie zu durchstreifen, wohl fünf Werst im Umkreis oder noch weiter; unbekümmert um der Entfernung schreiten sie über Reisig, sumpfige Stellen, federndes Moos.
Nach dem Mittagsmahl mit der Bruderschaft sind sie ja frei, haben bis zum Abendessen nichts mehr zu tun.
Da streifen sie durch den Wald, dringen ins tiefste Dickicht ein. Der Wald steht da in seiner Herrlichkeit; wie Weihrauch strömen die Fichten im Sonnenschein würzige Düfte gen Himmel.
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Khatja
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Beitrag von Khatja »

Ich stehe noch auf dem Schlauch, aber... Leskow? :roll:

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Walter
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Beitrag von Walter »

Nicht ganz, aber es geht natürlich in die richtige Richtung! :ikb_russia:
Vielleicht hilf des Rest der ersten Szene, um es besser einzuordnen?
Wer hat geschrieben:Waßja der Blöde liegt lang ausgestreckt auf dem Rücken und schnauft.
„Waßja, was schnaufst du?“
„Sie hauchen ja Weihrauch zum Himmel, rieche doch bloß, es ist so ergreifend . . .“
„Ach, Mann Gottes, du frommer Schafskopf!“
„Glaube nicht daran, Bruder, das ist bloß so ein Gerede . . .“
„Du hast wohl gedacht, ich gehöre auch zu den Dummen?“
„Was beschimpfst du mich? Auch so schon beschimpfen mich ja alle, und der Abt schlägt mit dem Krückstock auf mich ein!“
„Nichts geht dir recht ein, Waßja . . .“
„Oho, mir? Ich fühle alles, ich bin so empfindsam . . .“
„Meiner Treu, das sieht man dir an, daß du empfindsam bist! Wie gedörrt siehst du aus vom Überschwang der Gefühle, auf den Hund kommst du dabei.“
„Das kommt daher, weil ich den Satan aus mir vertreibe . . .“
„Zugrunde gehst du an deinem zähen Satan, Waßja, das sag' ich dir.“
„Versuch's doch auch du einmal, nur ein einziges Mal, dann wagt er sich nicht mehr an dich heran.“
„Ein Weib brauch' ich, ein sauberes Mädel, um meinen Satan zu bändigen.“
„Hergott im Himmel, vergib uns und steh uns bei! Was redest du bloß! Teuflische Versuchung, das ist das Weib; der Teufel der Sinnenlust steckt in jedem Weibe.“
Ächzend und stöhnend wirft sich der Blöde auf dem Gras- und Moosboden hin und her und fuchtelt abwehrend mit den ungelenken Händen. Nikolka aber lacht röhrend, daß es durch den ganzen Wald schallt.
Von Fichte zu Fichte hüpft das Echo, rollt durch den ganzen Wald.
Nikolka bricht ab, um Atem zu schöpfen, dann ertönt sein Gelächter von neuem.
Er hat einen saftigen samtenen Bariton; wenn er sich im Kirchenchor beim Kyrieeleison auf den hohen Noten wiegt, lauscht er selbst verzückt seiner Stimme; nicht umsonst ist er Vorsänger beim Bischof gewesen.
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Petra
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Beitrag von Petra »

Muss mich bei :ikb_russia: leider ausklinken. Bin so furchtbar Settembrini. ;)

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Walter
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Beitrag von Walter »

Schade, Petra, aber zeitlich kommt Settembrini ja fast hin. ;)
Aus dem folgenden dürfte ersichtlich sein, wann der Roman spielt. Dazu überspringe ich 620 Seiten; das letzte Kapitel beginnt so:
Wer hat geschrieben:FENJA, von der unendlichen Qual der jahrelangen Verfolgung befreit, atmete in tiefen Zügen; die herbstlich feuchte Waldluft war köstlich erfrischend. Die ersten Schritte fielen ihr schwer, ihre Glieder waren durch die Erschütterung wie gelähmt. Ohne einen Blick auf die Fluten zu werfen, entfernte sie sich. Ihr Herz pochte schwer, hallend. Doch mit jedem Schritt kehrten Kräfte und Sicherheit zurück. Frischer Lebensmut durchströmte sie, ein Sehnen, sich aufzulösen in den blauen Himmelsweiten, die zwischen dem Gewölk hervorlugten. Sie hob die Hand mit dem Revolver, lächelte und warf ihn in den See. Sie kehrte durch das Kloster zurück. Im Gehen dachte sie die ganze Zeit über an Boris, fühlte den Schlüssel zu seinem Zimmer an ihrer Brust – aus Angst vor Kaljabin hatte sie die Nacht unentkleidet verbracht. Ein Mönch kam ihr entgegen; sie fragte ihn:
„Wo wohnt dieser schwarze Mönch?“
Sie klopfte an seine Zelle, trat ein. Bruder Alexej, der ihr geöffnet hatte, meldete sie bei Vater Polykarp an: „Die Kommissarin ist da, sie will mit ihnen sprechen.“
Der Besuch kam ihm unerwartet, aber er zeigte keine Überraschung. Er führte sie in seine Zelle, die wie die Arbeitsstube eines Gelehrten aussah. „Womit kann ich Ihnen dienen?“
Sie warf einen Blick auf den Schreibtisch, die Bücherschränke, das Holzbett mit der einfachen Filzdecke, als sie den Dienstbruder an der Tür stehen sah.
„Bruder Alexej, laß uns allein.“
„Ich bin Fenja. Geben Sie mir Boris zurück!“
Mit einem blauen, in Liebe sonnig erstrahlten Blick sah sie heiß in die schwarzen Augen des Mönches und streckte ihm beide Hände entgegen. Vater Polykarp ergriff die entgegengestreckten Hände; die trockenen Hände des Mönches drückten sie warm. Langsam und sinnend sagte er, ihr in die Augen blickend:
„Also Sie . . . sind . . . die kleine Fenja!“
Er gab ihre Hände frei.
„Geben Sie ihn mir zurück.“
Er fragte leise, mit der gleichen sinnenden Aufmerksamkeit, und in seiner Frage lag schon glaubende Bejahung: „Sie lieben ihn?“ Ein strenges Lächeln huschte über das Gesicht des Mönches. „Er ist ja in Ihren Händen. Einer Ihrer Genossen hat ihn verhaftet.“ Heiß, ungestüm rief sie: „Um sein Leben zu retten!“
Vater Polykarp furchte die Brauen: „Er wird gleich zu Ihnen zurückkehren . . .“
Der Mönch trat zur Tür, öffnete sie; ohne die Hand von der Klinke zu nehmen, hob er die andere, als segnete er sie, sagte: „Gehen Sie, holen Sie ihn!“

Boris hatte die ganze Nacht unbeweglich auf seinem Stuhl gesessen, den Blick in das Dunkel gerichtet. Hartnäckig verfolgte er ein und denselben Gedanken, der sich in ein öfters wiederholtes „Nein!“ ergoß, doch je nachdrücklicher er dieses Wort wiederholte, desto unentrinnbarer fühlte er Fenjas Nähe. Es war, als sei sie noch in dem dunklen Zimmer; er hätte rufen, schreien mögen: Quäle mich nicht! Ich darf dir nicht folgen. Ich kann nirgends hin . . .
Ermattet ließ er den Kopf sinken; sitzend schlief er ein; als er die Augen wieder aufschlug, war heller Tag. Wie spät mochte es sein? Er konnte sich nicht zurechtfinden. Er gedachte der Ereignisse des gestrigen Tages und des Vater Polykarp: Wie mag es um den Meister stehen? Ob er noch lebt?
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Walter
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Beitrag von Walter »

Keine weiteren Fragen? :hmm: Braucht ihr noch einen Tipp? ;)
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Khatja
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Beitrag von Khatja »

Ich bitte darum! :roll:

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Khatja
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Beitrag von Khatja »

Entschuldigung, wollte nur EIN mal bitten!
(das passiert, wenn man ungeduldig ist und zweimal mit der Maus klickt...)

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Walter
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Beitrag von Walter »

Khatja hat geschrieben:Entschuldigung, wollte nur EIN mal bitten!
(das passiert, wenn man ungeduldig ist und zweimal mit der Maus klickt...)
Macht nichts; dafür gibt es noch ein Bild zum Tipp! ;D

Es handelt sich um eine Roman in drei Bänden. Der dritte durfte jedoch nicht mehr in Russland erscheinen. Die erste vollständige Ausgabe erschien so auf Deutsch. Fünf Jahre später wurde man aber auch hierzulande des Lesens müde und verwendete Bücher, darunter auch dieses, lieber zu anderen Zwecken:
Bild
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Khatja
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Beitrag von Khatja »

Josef Kallinikow??

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Walter
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Beitrag von Walter »

Khatja hat geschrieben:Josef Kallinikow??
:jump: Richtg! :freude:
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Khatja
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Beitrag von Khatja »

Dann ist es der Roman "Frauen und Mönche"!

(Also so viele Tipps dafür zu gebrauchen ist ziemlich unverschämt... Der Letzte wies schon eindeutig auf den Autor hin 8) )

Ist das Buch wirklich gut? Ich hab's mir schon überlegt, es zu bestellen...

Tatiana
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Beitrag von Tatiana »

Walter hat geschrieben:
Khatja hat geschrieben:Josef Kallinikow??
:jump: Richtg! :freude:
Habe von dem Autor noch nie gehört :nein:

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Walter
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Beitrag von Walter »

DIE russische Literatur blühte unter den großen europäischen Literaturn als letzte, im neunzehnten Jahrhundert, trotz aller Verfolgungen durch den Zaren. Als erste welkte sie, im zwanzigsten Jahrhundert, da ein Drittel der Welt kommunistisch wurde.
So beginnt das Vorwort. Ich muss zugeben, dass ich das Buch seit zehn Jahren nicht mehr gelesen habe. Damals hat es mir aber sehr gut gefallen. Ich hatte es unter den Büchern meines Großvaters gefunden, und der hatte eigentlich nur empfehlenswerte Bücher.

Der Roman beschreibt das Schicksal mehrerer Personen, zwischen Zarismus und Bolschewismus, zwischen Kloster- und weltlichem Leben, zwischen der Waldeinsamkeit, der Provinz und dem Stadtleben in Russland. Der Roman soll weder zum Christentum erziehen, noch den Leser davon abwenden, weder das Zarentum noch der Kommunismus wird beschönigt, sondern es werden Menschen beschrieben, die auf sehr unterschiedliche Weise zwischen diesen Gegensätzen ihren Weg suchen, sich aber (wie das halt so im Roman ist ;)) immer wieder begegnen.

Das Buch ist nur noch gebraucht zu haben, aber die 0,01 € sind bestimmt gut investiert (allein schon, um es zu verheizen ;D).

Jetzt bist Du dran, Khatja. :)
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Khatja
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Beitrag von Khatja »

Ok, hier ist ein neues Rätsel (dürfte nicht schwer sein) ;) :
Jemand hat geschrieben: E. zog den Balg auf, huschte zum Spieltisch, suchte den achtfüßigen Prinzipal, gab ein Gedackt dazu, ging mit dem Zeigefinger behutsam von einer Taste zu der anderen, so lange, bis er den Lieblingston gefunden hatte, das große "F". Die Fingerballen schmiegten sich in die Mulden des Elfenbeins, alt und abgegriffen war das Manual. An einigen Stellen schimmerte schon das Holz durch die Tasten. Er hielt sein "F", bis es dünn seufzend verschwunden war. Dann zog er den Balg wieder auf und fing an, aus Tönen Melodien zusammenzufügen. E. hatte zu komponieren angefangen.

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

"Schlafes Bruder", von Robert Schneider - Seite 69 oben... ICH LIEBE DIESES [Punkt]
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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Khatja
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Beitrag von Khatja »

[Punkt] :jump:

Hast Du auch den Film gesehen, was sagst Du dazu?

Und Du bist wieder dran! :freude:

Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Khatja hat geschrieben:[Punkt] :jump:
Hast Du auch den Film gesehen, was sagst Du dazu?
Das Buch ist besser - um Längen. Um den Film richtig zu verstehen, sollte man das Buch auch wirklich gut kennen... Einfach so hätte ich ihn vermutlich langweilig oder "zu mysteriös" gefunden...
Khatja hat geschrieben:Und Du bist wieder dran! :freude:
Mal sehen... ich weiß nicht, ob wir das schon hatten, aber ich versuche es mal:
(Ich sag zunächst mal gar nichts... :mrgreen: )
Jemand hat geschrieben:Es gibt vier große dicke Bücher. Das Leben der Heiligen von Butler. Ich will mein Leben nicht damit verbringen, alles mögliche über Heilige zu lesen, aber als ich anfange, finde ich, es könnte immer so weiterregnen. Immer, wenn man Bilder von Heiligen sieht, egal, ob Männer oder Frauen, blicken sie gen Himmel empor, wo sich Wolken befinden, die mit kleinen fetten Engeln angefüllt sind, welche Blumen oder Harfen tragen und den Herrn preisen.

:mrgreen: Ist eigentlich einfach - mal gespannt, wie lange es dauert... :mrgreen:
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Na, noch keinen Schimmer?
Hier noch ein Stück (ca. 5 Zeilen habe ich zwischen dem ersten Teil, den ich zitiert habe und diesem jetzt ausgelassen... )
Jemand hat geschrieben:Ich weiß, daß die Heilige Muttergottes die Jungfrau Maria ist, und man nennt sie so, weil sie keinen ordentlichen Ehemann hatte, nur den armen hl. Joseph. In Das Leben der Heiligen geraten die Jungfrauen immer Schwierigkeiten, und ich weiß nicht, warum. Im Lexikon steht, Jungfrau, Frau (gewöhnlich jung), welche sich in einem Zustand unangetasteter Keuschheit befindet und in diesem verbleibt. Jetzt muß ich unangetastet und Keuschheit nachschlagen, und alles, was ich hier finde, ist, daß unangetastet das Gegenteil von angetastet bedeutet, und Keuschheit bedeutet keusch, und das bedeutet frei von gesetzwidrigem geschlechtlichen Interkursus. Jetzt muß ich Interkursus nachschlagen, aber zwischen interkurrierend und Interlaken steht nichts, und ich lese einfach weiter bis Intromission, Eindringen des männlichen Kopulationsorgans in die Scheide. Kopulation bedeutet Vereinung der Geschlechter zum Zwecke der Fortpflanzung, und ich weiß nicht, was das bedeutet, und ich bin es leid, in dem schweren Lexikon von einem Wort zum anderen geschickt zu werden wie ein Vollidiot, und das alles nur, weil die Leute, die das Lexikon geschrieben haben, nicht wollen, daß unsereins was erfährt.
:mrgreen:
Na, jetzt schon einen Schimmer?
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Walter
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Beitrag von Walter »

Frank McCourt: Die Asche meiner Mutter ;D
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Ecce Homo
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Beitrag von Ecce Homo »

Jap, das Buch ist einfach klasse... :mrgreen: Your turn... :mrgreen:
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Walter
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Beitrag von Walter »

Es gilt wieder einen Roman zu raten, allerdings den kürzesten, den ich kenne, weil ich übermorgen schon für ein paar Wochen wegfahre. Also seid nicht zu zaghaft mit den Fragen oder Vermutungen! ;D
Wer hat geschrieben:Der Musiker S. ging aus der Stadt zu der Sommervilla des Fürst B, wo anlässlich einer Verlobung eine Abendveranstaltung mit Musik und Tanz stattfinden sollte. Auf seinem Rücken ruhte ein *** in einem Lederfutteral. S. ging am Ufer eines Flusses entlang, dessen kühle Wellen, wenn auch nicht majestätisch, so doch ganz poetisch dahinflossen. Vielleicht sollte ich baden? dachte er.
     Ohne lange zu überlegen, zog er sich aus und tauchte seinen Körper in die kühlen Fluten. Der Abend war prächtig. Die poetische Seele S.' stellte sich auf die Harmonie der Umgebung ein. Aber welch süßes Gefühl ergriff seine Seele, als er hundert Schritt geschwommen war und ein schönes junges Mädchen erblickte, das am Steilufer saß und angelte. Er hielt den Atem an und erstarrte unter dem Ansturm der verschiedenartigsten Gefühle: Erinnerungen an seine Kindheit, Trauer über das Vergangene, erwachende Liebe . . . Gott, und er hat gemeint, er sei nicht mehr im Stande zu lieben! Nachdem er seinen Glauben an die Menschen verloren hatte (seine heiß geliebte Frau war mit seinem Freund, dem Fagottisten S., durchgebrannt), war in seine Brust ein Gefühl der Leere eingezogen, und er war zum Misanthropen geworden.
     Was ist das Leben? – diese Frage hatte er sich oft vorgelegt. – Wozu leben wir? Das Leben ist ein Mythos, ein Traum . . . ein Hokuspokus . . .
     Als er aber vor der schlafenden Schönen stand (es war unschwer zu bemerken, dass sie schlief), fühlte er mit einem Male und gegen seinen Willen in der Brust so etwas wie Liebe. Lange stand er vor ihr und verschlang sie mit den Augen.
     Nun aber genug . . . dachte er und stieß einen tiefen Seufzer aus. Leb wohl, wunderbare Erscheinung! Für mich ist es nun an der Zeit, zum Ball Seiner Erlaucht zu gegen . . .
     Und nachdem er die Schöne noch einmal angeschaut hatte, wollte er schon zurückschwimmen, als in seinem Kopf ein Gedanke aufblitzte.
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Walter
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Beitrag von Walter »

Wenn es keine Fragen gibt, erzähle ich noch etwas weiter, es ist nämlich eine sehr spannende Geschichte. :ja:
     Ich müsste etwas hinterlassen,dass sie sich meiner erinnert, dachte er. Ich werde ihr etwas an die Angel hängen. Das wird die Überraschung von einem Unbekannten sein.
     S. schwamm leise ans Ufer, pflückte einen großen Strauß von Feld- und Wasserblumen, band ihn mit einem Stengel zusammen und befestigte ihn an der Angel.
     Der Blumenstrauß sank auf den Grund und zog den hübschen Schwimmkörper hinter sich her.
     Die Einsicht, die Naturgesetzte und die soziale Lage meines Helden fordern, dass der Roman an dieser Stelle zu Ende ist, aber - o weh! - das Schicksal des Autors ist unerbittlich: Aus Umständen, die nicht vom Autor abhängen, ist der Roman mit dem Blumenstrauß nicht zu Ende. Entgegen dem gesunden Menschenverstand und der Natur der Dinge sollte der arme und unbedeutende *** in dem Leben der vornehmen und reichen Schönen noch eine wichtige Rolle spielen.
     Wieder ans Ufer zurückgekehrt erlebte S. eine Überraschung: er fand seine Kleider nicht mehr. Man hatte sie gestohlen . . . Unbekannte Bösewichter hatten sie entwendet und nur *** und Zylinder zurückgelassen.
     »Verflixt!« rief S. aus. »O Menschen, ihr Otterngezücht! Mich regt nicht so sehr der Verlust der Kleider auf (die Kleidung ist vergänglich) als der Gedanke, dass ich splitternackt herumlaufen, und damit gegen die öffentliche Sittlichkeit verstoßen muss.«
     Er setzte sich auf das Futteral mit dem *** und suchte nach einem Ausweg aus seiner schrecklichen Lage.
     Nackt kann er keinesfalls zu dem Fürsten B. gehen! dachte er. Es werden Damen da sein. Außerdem haben die Diebe auch noch zusammen mit meinen Hosen das darin befindliche K. gestohlen!
     Er überlegte lange und angestrengt, so dass ihm schon die Schläfen schmerzten. Pah! dachte er endlich. Unweit von diesem Uferplatz gibt es im Gesträuch eine kleine Brücke . . . Bis es dunkel wird, kann ich mich unter dieser Brücke verbergen, und am Abend schleiche ich mich dann bis zum erste Bauernhaus . . .
     Bei diesem Gedanken setzte S. seinen Zylinder auf, lud sich den *** auf den Rücken und schlich sich zu dem Gebüsch. Nackt und mit einem *** auf dem Rücken, erinnerte er an einen gewissen Halbgott aus der antiken Mythologie.
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Walter
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Beitrag von Walter »

Also noch ein Stückchen weiter; auch in der Übersetzung ist es eine so schöne Sprache! :freude:
     Nunmehr, lieber Leser, während mein Held unter der Brücke sitzt und Trübsinn bläst, verlassen wir ihn für einige Zeit und wenden uns dem angelnden Mädchen zu. Was ist aus ihr geworden? Als die Schöne erwachte und auf dem Wasser den Schwimmer nicht mehr sah, beeilte sie sich, an der Angelschnur zu ziehen. Die Schnur spannte sich, aber weder Haken noch Schwimmer zeigten sich auf der Oberfläche. Augenscheinlich war S.' Strauß im Wasser aufgequollen und zu schwer geworden.
     Entweder hat ein großer Fisch angebissen, dachte das Mädchen, oder die Angel hat sich festgehakt.
     Nachdem sie noch ein wenig an der Schnur gezogen hatte, war das Mädchen überzeugt, dass sich der Angelhaken festgehakt hatte.
     Wie schade! dachte sie. Und abends beißen sie so gut an! Was tun?
     Und ohne lange zu überlegen, warf das exzentrische Mädchen ihre ätherische Hülle ab und tauchte ihren wunderschönen Körper bis zu den marmorgleichen Schultern in die Fluten. Es war nicht leicht, den Angelhaken vom Blumenstrauß loszumachen, in dem sich die Schnur verheddert hatte, aber Geduld und Mühe wurden belohnt. Nach etwa einer Viertelstunde stieg die Schöne strahlend und glücklich aus dem Wasser, den Angelhaken in der Hand.
     Aber es erwartete sie ein böses Geschick. Die Unholde, die S.' Kleider stahlen, hatten auch ihr Kleid geraubt und ihr nur die Büchse mit den Würmern zurückgelassen.
     »Was soll ich nur machen?« rief sie weinend. »Kann ich denn so, wie ich bin, herumlaufen? Nein, niemals! Lieber sterbe ich! Ich warte, bis es dunkel ist, dann gehe ich im Dunkeln zur Tante A. und schicke sie zu uns nach einem Kleid . . . Solange werde ich mich unter der Brücke verstecken.«
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