Senensis hat geschrieben:Entschuldige, lieber thesaurus, lieber Siard, aber ich habe einige ganz gute Seminaristen gekannt, deren Hauptproblem es war, daß sie im Seminar mehr gefoult als trainiert wurden. Planmäßig. Du brauchst schon eine ordentlich gute geistliche Grundlage, um den Betrieb zu überleben.
Wenn das tatsächlich stimmt, macht mich das sehr traurig....
Ich bin selbst für 2 Jahre in Sankt Georgen/Frankfurt im Seminar gewesen. Es ist eine Zeit, auf die ich mit gemischten Gefühlen zurückschaue, weil für mich am Ende die Entscheidung stand, zu gehen. Ich will hier nicht aus dem Nähkästchen plaudern. das wäre der Seminargemeinschaft gegenüber nicht fair, zumal ein Internetforum kein geschützter und vertrauenwürdiger Ort ist. Nur soviel:
Was die geistliche Grundlage angeht: Niemand hat erwartet, dass man beim Eintritt bereits alles kann. Die Zeit im Seminar ist bewusst als eine Zeit der Einübung gedacht. Die Veranstaltungen des Hauses (wöchentliche geistliche Ausbildung, geistliche Begleitung, jährliche Exerzitien, tägliche Messfeier, Anleitung zur Schriftbetrachtung, wöchentliche Anbetung,einige gemeinsame Zeiten des Stundengebets) stellen hier ein Grundgerüst dar. Ohne selbstständiges Engagement des Seminaristen bringt das aber natürlich keine Früchte...
Was die Fouls angeht: Wenn man unter Foul ein bewusstes und systematisches Drängen aus dem Seminar versteht, dann habe ich das nicht erlebt. Niemand ist auf Grund seiner Spiritualität, seiner theologischen oder politischen Meinung angegangen worden. Das gilt auch für Seminaristen, die sich sehr in der Alten Messe beheimatet fühlen oder regelmässig den Rosenkranz beten.
Man sollte auch nicht vergessen, dass die Zeit in einem Priesterseminar immer eine Zeit der Prüfung ist. Man sollte sich im Laufe der Zeit seiner Berufung sicher werden. So steht dann auch bei einigen die Entscheidung zu gehen. Und da kann es dann auch Situationen geben, wo ein Regens gezwungen ist, das einem Seminaristen nahezulegen. Er hat schließlich eine geistliche Verantwortung für diesen Seminaristen. Wer sich (nur als
konstruiertes Beispiel) nicht an die Ordnung im Haus hält, nie zu den Gebetszeiten kommt und Anweisungen des Regens ignoriert, muss sich nicht wundern, wenn ihm der Regens sagt: "Sie sind nicht geeignet, weil sie nicht teamfähig sind und ein Problem mit dem Gehorsam haben." Wobei immer mit gedacht werden muss, dass ein Austritt auch nicht das Ende der Berufung bedeuten muss. Es kommt immer wieder mal vor, dass ehemalige Seminaristen Jahre später noch einmal bei einem Regens oder einer Ordensgemeinschaft vorsprechen und dann eine erneute "Prüfung" stattfindet.
Ich habe erlebt, dass Seminaristen das Seminar verlassen haben. Gründe dafür sind vielfältig. Da können dann auch mal zwischenmenschliche Differenzen mit dem Regens das sowieso schon anstregende und zunehmend Enge System Priesterseminar noch schwieriger machen. Dann weitet sich oft der Blick für eine Ordensberufung oder man studiert vielleicht andern Orts zu Ende und nimmt dann noch mal Kontakt mit dem Regens auf. Ich würde das aber nicht als Foul bezeichnen. Es kann immer mal irgendwo zwischenmenschlich harken.
Wir waren in den 2 Jahren immer zwischen 2- 25 Seminaristen. Wenn im kommenden Herbst die Trierer Seminaristen die Gemeinschaft ergänzen wird sich das wohl so um die 3 einpendeln.... Ein solches Zusammenleben ist nicht nur einfach, mit 12-15 Seminaristen wie noch vor einigen Jahrzehnten hätte man da deutlich mehr Freiräume. Ich glaube, oft kränkeln Berufungen auch am System Priesterseminar, das oft nicht an die niedrige Zahl an Seminaristen angepasst wird. Oder sich mit solch einer Anpassung zumindest schwer tut.
Gerade deswegen würden mich die boomenden Gemeinschaften und Seminare interessieren. Um zu sehen, wie die mit diesem System umgehen...
lg thesaurus
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